Verein zur Förderung der Kinder- und Jugendliteratur e.V.

Die Bibliothek der wahren Lügen

Die Bibliothek der wahren Lügen

Laura Faile

Rena Ortega

Coppenrath

Verlagsempfehlung ab 11 Jahre

Oskar liest im Deutschunterricht seine eigene Geschichte vor – doch statt Applaus erntet er Spott. Selbst die Lehrerin findet kein gutes Wort für seinen Text. Als wäre das nicht genug, wird er an seinem 14. Geburtstag, dem letzten Schultag vor den Ferien, wie jedes Jahr Opfer eines gemeinen Streichs: Seine Mitschüler bewerfen ihn mit Wasserbomben, diesmal gefüllt mit Wein.
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Was Oskar zu diesem Zeitpunkt nicht ahnt: Genau dieses belächelte Schreibtalent wird ihm den aufregendsten Sommer seines Lebens bescheren. Der renommierte Autor Simon Bruma lädt ihn zu einem Schreibwettbewerb ein und nimmt ihn unter seine Fittiche. Oskar nutzt die Gelegenheit, um seinem schwierigen Zuhause zu entfliehen, wo ihn sein Stiefvater schikaniert.
Brumas Anwesen ist wie geschaffen für angehende Schriftsteller: imposant, ein wenig verlassen, mit einer großen Bibliothek und altmodischem Charme. Doch neben Bruma selbst gibt es dort noch eine weitere Herausforderung – seine scharfzüngige Tochter November, die sich ständig in Oskars Schreibprozess einmischt. Erst nach und nach begreift er den wahren Grund: Seine Geschichte soll November retten, denn sie ist krank.
Während er schreibt, gelangen die beiden in eine Fantasiewelt, in der sie sich dem Bösen stellen müssen. Nur wenn sie diese überstehen, gibt es vielleicht auch Hoffnung für die reale Welt …
Dieser Roman ist eine Liebeserklärung an das Lesen, Schreiben und die Kraft von Geschichten. Durch unterschiedliche Schriftarten wird deutlich, in welcher Welt man sich gerade befindet – ein Konzept, das an Die unendliche Geschichte von Michael Ende erinnert. Wie Bastian Balthasar Bux findet auch Oskar Trost in Büchern, bis er schließlich selbst Teil einer Geschichte wird.
Mich persönlich hat vor allem der reale Erzählstrang fasziniert – die Fantasiewelt wirkte auf mich stellenweise unübersichtlich. Besonders spannend fand ich hingegen die Reflexion über den Schreibprozess und die Macht guter Geschichten. Novembers bissige Kritik, wenn Oskar sich mit plötzlichen magischen Wendungen aus der Affäre ziehen will, sorgt für herrlich amüsante Momente.
Das Ende wird sicher nicht jedem und jeder gefallen, aber für mich war es ein stimmiger, bittersüßer Abschluss dieser Verschmelzung zweier Welten.
Ein tolles Buch für alle, die Die unendliche Geschichte lieben und sich von der Magie des Erzählens verzaubern lassen möchten.

Raphaela Brosseron