Feuerwanzen lügen nicht

Feuerwanzen lügen nicht

Stefanie Höfler

BELTZ & Gelberg

Verlagsempfehlung ab 11 Jahre

Nominiert für den Jugendliteraturpreis 2023

Wie viele Lügen können eine Freundschaft ertragen?
Mischa und Nits ergänzen sich perfekt, Mischa, der adrette und ordentliche Streber und der hibbelige Nits, der immer einen Reim parat hat. Nach und nach merkt Nits, dass die ehrliche Basis der Freundschaft vielleicht gar nicht so stabil ist.
Als Mischa zum ersten Mal lügt, fängt Nits an zu zweifeln, aber auch Dinge zu sehen, die er vorher nicht gesehen hat. Warum war er eigentlich nie bei ihm? Warum trägt er seit Jahren die gleiche Jogginghose? Als der Blick auf die Freundschaft klarer wird, werden die Zweifel größer.
mehr oder weniger lesen
Nits steht vor der großen Aufgabe, über den Vertrauensbruch hinweg zu sehen, um der Freund zu sein, den Mischa eigentlich immer gebraucht hätte, ohne Geheimnisse.
Durch Nits Erzählung bekommen wir eine kindgerechte Perspektive von außen auf das Leben im sozialen Brennpunkt. Wie er, kriegt man beim Lesen Stück für Stück eine Ahnung davon, was Mischa die letzten Jahre mitmachen musste. Neben den Geldsorgen sind das vor allem die Scham und die Anstrengung der Lügen, um das falsche Bild zu wahren. Trotz allem kommen die schönen und die lustigen Momente nicht zu kurz, Nits Reime sind dabei ein wenig gewöhnungsbedürftig, Mischas Tierfakten dafür umso erleichternder.

Ein schönes Buch über Freundschaft, Täuschung und Enttäuschung, finanzielle und familiäre Probleme, und wie schön das Leben trotzdem sein kann.

Raphaela Brosseron

Nits, das ist die Abkürzung seinen komplizierten indischen Vornamens, wohn mit seinem großen Bruder und seinen Eltern in einem Eigenheim und die beiden Jungen verfügen über ein großzügiges Taschengeld. Seit der Grundschuldzeit ist er mit Mischa befreundet. Mischa, der im Gegensatz zu dem wibbeligen Nits, nicht nur korrekt gekleidet ist, der auch in sich zu ruhen scheint. 
Doch dann fallen Nits Lügen auf, die sein bislang ehrlich erscheinender Freund, erzählt. Dadurch entsteht Misstrauen und als Nits seinen Freund in die Enge treibt, erfährt er die ganze traurige Wahrheit. Mischa schämt sich für seinen Vater, seine nicht vorhandene Mutter und für die Geldnöte, die die kleine Familie ständig begleitet. 
Erstaunlich, wie Mischa es über Jahre geschafft hat, die kaputte Jacke und den fadenscheinigen Rucksack als Kult zu verkaufen, sich ungesehen in die Tafel zu schleichen und die Geschichten über seine Mutter glaubhaft weiterzuerzählen.

Zum Glück ist die Freundschaft der Jungen so stark, dass sie all die Lügen und peinlichen Situationen übersteht. Eine einfühlsam erzählte Geschichte, die uns gut situierten Menschen zeigt, dass es Armut auch in unserer Gesellschaft gibt.

Dagmar Mägdefrau
Kategorien: