Verein zur Förderung der Kinder- und Jugendliteratur e.V.

Missing in Paris - Wo ist Nina?

Missing in Paris – Wo ist Nina?

Cis Meijer

one

Verlagsempfehlung ab 14 Jahre

Obwohl Lotte eine enge Beziehung zu ihrer älteren Schwester Nina hat, haben sie für Ninas Aufenthalt in Paris, wo Nina versucht, sich als Model zu etablieren, eine Vereinbarung getroffen: Nur eine Postkarte pro Woche von Nina, ohne ihre genaue Adresse und ohne weitere Telefonate. Umso aufmerksamer liest Lotte eben jene Postkarten und ist sich bei der letzten sicher, dass etwas nicht stimmt. Wieso sollte Nina die Mutter grüßen, die sie vor langer Zeit verlassen hat? Ihr Vater begleitet Lotte nach Paris, möchte aber von ihren "Hirngespinsten" nichts mitbekommen. 
Lotte ist erstmal auf sich allein gestellt.
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Allerdings übernachten sie bei einer alten Freundin des Vaters, deren gleichaltriger Sohn Jean-Paul sie in Paris herumführen soll. Wenn er nicht gerade Lottes Pläne, ihre Schwester zu finden, stört, lässt er ihr Herz sogar ein wenig höher schlagen.

Der Thriller überzeugt vor allem durch sein Ende, weswegen sich die gesamte Lektüre lohnt. Die erste Hälfte lässt das gelungene Ende noch nicht unbedingt erahnen, denn dort fügt sich alles etwas zu einfach für Lotte zusammen. Sie landet genau zur richtigen Zeit an den richtigen Orten, lernt wichtige Kontakte ohne Probleme kennen und vertraut sogar einem übernatürlichen Hellseher. Da am Ende alles Sinn ergibt und bis dahin offen bleibt, ob und was passiert ist, verzeiht man die kleinen Schwächen. Gelungen sind auch die zwischenmenschlichen Beziehungen, seien es die komplizierten Familienverhältnisse bei Lotte und Nina, das Misstrauen gegenüber der französischen Gastgeberin oder die sich anbahnende Romanze zwischen Jean-Paul und Lotte, die genau das richtige Maß in der Geschichte einnimmt. 

Der Thriller ist eher psychologisch betrachtet nervenaufreibend; er kommt ohne spezifische Gewaltdarstellung aus und schafft es dennoch, die Leser*innen mit jeder Seite tiefer in ein Netz aus düsteren Geheimnissen und unvorhersehbaren Wendungen zu ziehen, bis das atemlose Finale alles enthüllt.

Raphaela Brosseron