Das ist natürlich sehr langweilig, auch wenn sie genügend Videospiele zur Verfügung hat. Doch dann klopft Tobias, der Chef einer Sprayerbande, an ihre Wohnungstür und weil sie seine Angst spürt, lässt sie ihn in die Wohnung. So wird die Wohnung zum Hauptquartier der Jungen, obwohl sie im Gebiet einer anderen Bande liegt und deren Chef Kristina unter Druck setzt.
Zusammen mit den Jungen erlebt Kristina gefährliche Abenteuer, aber erst als sie um zur Bande zu gehören, eine Mutprobe ablegen soll, muss Kristina eine Entscheidung treffen.
Im Buch geht es ums Sprayen, um U-Bahn-Surfen und Steine auf die Autobahn werfen. Nicht alle Aktionen bleiben ohne Folgen und da denke ich, werden die Leser*innen sich Gedanken machen müssen und Position beziehen. Kristinas Leben bekommt durch die Jungen viel Spannung, aber sie entfernt sich auch immer weiter von ihrer Mutter, ihre Noten leiden und letztlich nutzen die Jungen sie auch aus. Am Rande geht es auch um zerbrochene Biografien und häusliche Gewalt, alles Themen, die sicher jugendlichen Leser*innen nicht fremd sein dürften.
Das Buch wird in elf Kapiteln erzählt, es gibt einige farbige erläuternde Bilder dazu. Die Identifikation mit den Protagonisten wird den Leser‘*innen wohl nicht allzu schwerfallen.
Dagmar Mägdefrau
Die 12-jährige Kristina verbringt ihre Nachmittage alleine in der Wohnung und fühlt sich wie eingesperrt, denn ihre alleinerziehende Mutter ist bis zum späten Abend arbeiten und traut Kristina nicht zu, sich in der Zeit außerhalb der vier Wände zu bewegen. Faktisch ist das Leben auf den Straßen vor dem Wohnungskomplex, in dem die beiden leben, gar nicht mal so sicher, dafür recht lebendig: Zwei Banden treffen dort aufeinander, die sich als Gegner verstehen. Dieser kleine Krieg macht nicht vor Kristinas Haustür halt, und Tobias flüchtet zufällig zu ihr. Da die Mutter nie da ist, scheint die Wohnung das perfekte Bandenquartier zu sein…
Kristina wird schnell ein Teil der Bande aus 14-jährigen Jungen und lernt die anderen Extremen des Lebens kennen: Nervenkitzel und Gefahr. Vom Sprayen bis hin zu gefährlichem S-Bahn-Surfen, die Langeweile treibt die Truppe zum Äußersten. Für mich war am eindrucksvollsten, wie die Beweggründe der Jugendlichen zu solchem Leichtsinn deutlich wurden: zum einen die Langeweile, zum anderen der Mangel an Alternativen. Klar, die anderen aus der Klasse können sich mit Geld ein Surfbrett holen und in den Urlaub fahren, Kristina halt nicht. Da ist das S-Bahn-Surfen für sie und die anderen eine logische Alternative.
Gott sei Dank zeigt der Roman deutlich die Konsequenzen dieses Trends auf, der tödlich sein kann. Auch die letztliche Mutprobe ist gefährlich und Kristina muss sich überlegen, was Mut eigentlich wirklich ist.
Nach dem Lesen ist mir klar, warum das Buch eine beliebte Schullektüre ist, wohl auch schon seit langem. Es ist halt alles sehr kompakt geschrieben, viele Aspekte würde man normalerweise mehr ausarbeiten. Das aktuelle Cover ist recht modern gestaltet, weswegen mir fast gar nicht aufgefallen wäre, dass die Geschichte schon 2011 veröffentlicht wurde. Eine wichtige Lektion über Mut.
Raphaela Brosseron