Doch am Ende des Sommers sitzen sie schweigend zusammen im Zug, wie bereits im Prolog angedeutet wird. Dazwischen liegt ein Sommer, in dem Bastian irgendwie dazwischenkommt. Er wirkt sehr anziehend, während Alicia ihm eher kühl begegnet, doch Jule scheint immer mehr Gefallen an ihm zu finden. Bastian spricht oft von einem Hund, den niemand je zu Gesicht bekommt, und nicht alles, was er erzählt, ergibt Sinn. Doch trotz seiner Ungereimtheiten will man ihm glauben. Alicia, die auch die Erzählerin ist, bleibt von Bastians Einfluss nicht unberührt und setzt damit ihre Freundschaft zu Jule aufs Spiel.
Alicias Perspektive hat mir besonders gut gefallen, da sie Bastian anfangs rationaler zu beurteilen scheint als ihre beste Freundin Jule. Sie beschäftigt sich zudem mit eigenen Problemen, etwa der schwierigen Beziehung zu ihrer Mutter. Dass auch sie sich letztlich Bastians Lügen nicht ganz entziehen kann, verdeutlicht auf subtile Weise, wie geschickt er – bewusst oder unbewusst – die Dynamik zwischen den beiden Freundinnen manipuliert.
Der Schreibstil ist außergewöhnlich und gleichzeitig unaufdringlich. Er lässt viel Raum für eigene Interpretationen und Bilder, was angesichts des Themas „Lügen“ besonders passend ist. Und auch sonst mag ich das, wenn Autor*innen ihre Leser*innen für schlau genug halten, auch mal zwischen den Zeilen zu lesen. So auch z.B. die Mondmetapher. Eigentlich ist nur Jule besessen vom Mond und sieht in seiner Form ein Zeichen. Doch irgendwie ändert auch Bastian seine Gestalt, je nach Zeit und Ort.
Ein toller Roman, der ganz überheblich von Jugendlichen erzählt und durch Sprache, Stil und Inhalt überzeugt.
Raphaela Brosseron
Alice wird im Laufe des Buches genau wie ihre Freundin Jule 16 Jahre alt. Die beiden kennen sich seit ihrer Geburt und feiern immer gemeinsam mit Jules Schildkröte. Doch dieses Jahr ist alles ganz anders, denn Bastian kommt in ihre Klasse und der strenge Lehrer nimmt sehr viel Rücksicht auf ihn. Bald erzählt Bastian den Mädchen so einiges und es bleibt immer wieder die Frage offen, erzählt er wirklich die Wahrheit?
Dazu kommt, dass Bastian immer waghalsigere Aktionen unternimmt und dabei seinen Tod in Kauf nimmt. Die Freundschaft der beiden Mädchen leidet sehr unter Bastians Benehmen und Alice, die uns von diesem Sommer erzählt, weiß nie so genau, ob sie Bastian, der so verständnisvoll auf die Abwesenheit von Alice Mutter regiert, wirklich vertrauen kann.
Der Titel des Buches bezieht sich auf Jules Vorliebe zum Mond, sie nutzt einen Mondkalender und versucht Gegebenheiten durch die Mondkonstellation zu erklären. Im Laufe der Geschichte werden immer wieder Lieder erwähnt, dessen Texte sich auf die Handlung beziehen und die man sich am Ende des Buches als Playlist herunterladen kann.
Am Anfang des Buches gibt es einen Warnhinweis, der sich auf die Handlung bezieht und der anzeigt, dass Despression und Krebs im Buch eine Rolle spielen. Besonders die psychischen Erkrankungen werden im Buch mit all ihren Problemen für Familie und Freund*innen geschildert. Ich fand das Buch sehr spannend und bewegend. Ich kann es als Jugendbuch, das sich gut in die Situation der jungen Erwachsenen einfühlen kann, sehr empfehlen.
Dagmar Mägdefrau