Als klassischer Locked-Room-Krimi inszeniert, erinnert die Handlung an eine packende Version von Cluedo. Für Kassidy, Izzy, Chloe, Ellison, Fergus und Malowe wird diese Nacht zur Realität des Schreckens, als Blaine, der Anführer ihrer Gruppe, erstochen aufgefunden wird. Jeder von ihnen hat ein Motiv, denn Blaine war nicht immer ein guter Freund. Das dichte Netz aus Dramen und Geheimnissen zu entwirren, war ein großes Lesevergnügen, da man als Leser*in bis zum Schluss alles und nichts für möglich hält.
Die Rückblenden gewähren uns einen tiefen Einblick in das Leben der Schüler*innen der Marian Academy. Geschickt werden die Figuren intensiv vorgestellt, bevor die ersten Hinweise auf die Tat enthüllt werden. Einerseits traute ich es jedem der sechs zu, andererseits hoffte ich, dass keiner der Täter war – so sehr war ich in die Dynamik der Gruppe involviert.
Manches bleibt unausgesprochen und dadurch tatsächlich bis zum Schluss unklar, wie zum Beispiel Izzys Geheimnis. Der geschickte Wechsel zwischen ihrer Ich-Perspektive und einem personalen Erzähler verstärkt dieses Gefühl: Immer, wenn man denkt, man sei dem Geheimnis auf der Spur, wird man wieder zurückgeworfen.
Besonders gelungen fand ich die Gestaltung der beiden Ermittler, deren Persönlichkeiten den Kriminalfall zusätzlich bereichern.
Wer diesen Jugendkrimi beginnt, sollte Zeit einplanen, denn die Detektivarbeit lässt sich auch für die Leser*innen nur schwer pausieren.
Raphaela Brosseron