Konfrontiert, hat sie jedoch ganz andere Sorgen. Trotzdem hilft sie ihm, und es schließen sich ihnen weitere Freunde an. Alte Bindungen werden neu geknüpft, und auch neue Freundschaften entstehen.
Vincent und seine Mutter kamen einst aus Indien nach Schottland, Punjabi kann er lange nicht mehr und die Kultur der Sikhs bedeutet ihm auch nichts. Das hat er der systematischen Entfremdung durch seine Mutter zu verdanken, die dabei keine Rücksicht auf Verluste nahm, denn Vincent soll sich anpassen und aufsteigen.
Auch Macey kämpft mit ihrer Herkunft: Als Tochter nigerianischer Eltern fühlt sie sich verpflichtet, die erste in ihrer Familie zu sein, die akademisch erfolgreich ist. Beide sind extrem leistungsorientiert, aber der ständige Druck laugt sie aus. Gemeinsam müssen sie sich fragen: Ist das Streben nach Erfolg wirklich all das wert?
Dieser Roman greift ein bedeutendes Thema auf, das viele Jugendliche mit Migrationshintergrund betrifft: der ständige Druck, sich beweisen zu müssen. Auch das Thema Freundschaft spielt eine zentrale Rolle.
Die Kritik, dass es zu viele Charaktere gäbe, kann ich nicht nachvollziehen. Es sind nicht so viele, und jede*r von ihnen gewinnt an Tiefe. Die Konstellation der Freundesgruppe macht Sinn: Sie stehen alle unter Druck, der sich durch ihr Anderssein verstärkt.
Dieser Roman ist ein starkes Plädoyer für Freundschaft, soziale Gerechtigkeit und gegen den Leistungsdruck, der im Selbstoptimierungstrend so oft verherrlicht wird – ein schöner Roman!
Raphaela Brosseron
Auf dem Cover sind vier junge Menschen in Schuluniform zu sehen, die die private Hillburn Secondary in Schottland besuchen. Sie machen sich zusammen mit Vincent auf die Suche nach dem Autor einer Geschichte.
Da ist Macey, deren große Familie aus Nigeria stammt, und die extrem viel lernt, um in Cambridge studieren zu können, und Vincent, mit dem sie als Kind befreundet war, den sie aber seit fünf Jahren nicht mehr gesprochen hat. Vincent stammt aus Indien und seine Mutter, die sich in England ein besseres Leben erhofft hat, ist seit einiger Zeit verschwunden.
Als er Mails bekommt mit Texten, bei denen es sich um ihn und Macey handeln könnte, nimmt er wieder Kontakt zu seiner ehemaligen Freundin auf. Zusammen mit zwei anderen Jugendlichen aus der Schule machen sie sich auf die schwierige Suche nach dem Autor dieser Geschichte. Dabei lernen sie sich immer näher kennen.
Die Kapitel des Buches sind mit den Namen der Protagonisten überschrieben und beginnen immer mit einigen Sätzen aus dem Text des Autors. Leider ist die Sprache, obwohl ja zwei unterschiedliche Menschen berichten, immer gleich, was ich sehr schade finde. Aber dadurch erfährt man von den Gedanken, Ängsten und Träumen der beiden. Während Macey durch ihre Familie ihre Wurzeln kennt, fühlt sich Vincent nicht mit seiner alten Heimat verbunden und empfindet sich oft verloren. Macey versucht durch ihr ständiges Lernen, etwas im Leben zu erreichen, während Vincent keine Pläne für seine Zukunft machen kann. Die Freund*innen, die bei der Suche helfen, sind queer angelegt und mir kommt das ein wenig wie ein Trend vor.
Das Buch mit seinen über 400 Seiten finde ich zu lang geraten. Es zieht sich ein wenig. Es gibt aber gute Eindrücke in das Leben von Eingewanderten und dem echten Leben in einer schottischen Privatschule.
Dagmar Mägdefrau