Das rote Band der Hoffnung

Das rote Band der Hoffnung

Lucy Adlington

magellan

Verlagsempfehlung ab 14 Jahre

„Hier machen Menschen die Erfahrung, dass Kleidung doch keine belanglose Sache ist. Nicht wenn man keine hat.”
Ein blauweiß gestreiftes Cover, das an die Häftlingskleidung der Konzentrationslager erinnert, lässt bereits tief in die Geschichte einblicken. Ella ist 14 Jahre alt, als sie in Birkenau landet. Von ihrer Großmutter hat sie die Liebe zur Mode und zum Nähen mitbekommen, doch gefangen im Konzentrationslager bleibt ihr für sich selbst nur noch die blau-weiß gestreifte Uniform.
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Die einzige Möglichkeit, weiterhin in Verbindung mit ihrer Leidenschaft zu bleiben, ist die Stelle in einer Nähwerkstätte im Gefangenenlager, von der Ehefrau eines Offiziers ins Leben gerufen. Gleichzeitig ist diese Arbeit ihre einzige Chance, am Leben zu bleiben, denn wer nicht arbeitet, kommt in die Gaskammer. So gibt sie sich besonders Mühe ausgerechnet jene KZ-Aufseherinnen und Offiziers-Gattinnen gut einzukleiden, die in ihr noch nicht mal einen Menschen sehen. Obwohl Ella noch ein Kind und vor allem selber Opfer ist, muss sie sich dieser Zerrissenheit stellen: Wie kann man dort überleben, ohne die eigene Menschlichkeit zu verlieren? Nicht umsonst vergleicht sie jeden, den sie sieht mit einem Tier, doch wer gehört zu den Raubtieren? Schnell findet sie in der verträumten Rose eine Freundin. Ihre naive und selbstvergessene Art ist für Ella beides: ein sicherer Anker und eine Gefahrenquelle im Kampf ums Überleben. Was beide gemeinsam haben ist die Hoffnung, welche sie mit einem roten Band symbolisch bei sich tragen und bis zum Schluss nicht aufgeben.

Der Alltag der Näherinnen ist hart, sie haben Hunger, Angst und werden streng beobachtet, willkürliche Gewalt steht an der Tagesordnung. Doch diese wird nicht zu eingehend dargestellt, trotzdem wird die Grausamkeit dieser Lebenswelt im Detail eingefangen. Ella und Rose sind noch lange nicht erwachsen und mit den tiefsten Abgründen der Menschlichkeit konfrontiert. Die Autorin zeigt anhand der unterschiedlichen Mädchen, was diese Erfahrung für die jungen Menschen vor Ort bedeutete. Ella und Rose sind zwar ausgedachte Figuren, doch die Nähwerkstatt gab es auf dem Lagergelände tatsächlich.

Ein schöner und berührender Jugendroman, der an die Frauen erinnert, die für ihr Leben nähten.

Raphaela Brosseron


Ella ist 14 als man sie auf dem Heimweg von der Schule gefasst und nach Auschwitz-Birkenau gebracht hat. Sie hat bei ihren Großeltern und gelebt und weil ihre Großmutter eine versierte Näherin war, hat sie in ihren jungen Jahren schon viel von ihr gelernt. So schafft sie es in die Näherei zu kommen und entgeht dadurch zunächst dem Tod. Sie muss nicht „durch den Kamin“ wie es die Gefangenen nennen.
Mina, der Kapo der Nähwerkstatt, ist hart und unerbittlich gegenüber den Näherinnen, die allesamt junge Frauen mit schrecklichen Schicksalen sind. Die meisten tragen wie Ella den gelben Stern, nur die nativ anmutende Rose, die so schone Geschichten erzählen kann, ist eine „Politische“.
Ella entwirft und schneidert elegante Kleidung für die Ausseherin Carla. Die sich mit kleinen Zuwendungen, wie Zigaretten erkenntlich zeigt. Die aber auch mit ihrem Hund beim Apell die Gefangenen schikaniert.
Ella sieht in den Menschen um sie herum gerne Tiere, so ist Rose ein Eichhörnchen und die Gefangenen nennt sie wegen der gestreiften Kleidung Zebras. Ich fand das sehr anschaulich. 
Für Ella ist Kleidung sehr wichtig und es entstehen immer wieder Situationen, in denen sich das bewahrheitet. 

Das Cover zeigt den Stoff aus der die grobe Kleidung der Gefangenen gemacht ist, auch die im Buch sind die Seiten vor den neuen Kapiteln mit diesem Muster bedruckt. Die Figuren im Buch sind fiktiv, aber man erfährt viel aus dem Alltag der Menschen dort. Die Boshaftigkeit mit der die Menschen dort zusammengetrieben und aussortiert werden, aber auch die Wanzen am Körper und die Gemeinheiten untereinander. Der mögliche Tod lauert überall.

Das Buch zeigt, dass Hoffnung wichtig ist in aussichtslosen Situationen. Oder wie die viel zitierte Großmutter sagt „Wenn die Sonne nicht scheint, dann mach was aus dem Regen.“

Dagmar Mägdefrau
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