Doch dann ist Maries Sandwich weg, nur das zerrissene Papier liegt auf dem Boden. Torben meint, weil sein Vater Polizist ist, könne er die Ermittlungen aufnehmen und gleich wird Konrad verdächtigt. Er ist noch nicht so lange in der Klasse und außerdem isst er gerne, was man ihm auch ansieht. Konrad hält sich von der Klasse fern und verbringt seine Pausen lieber mit der Beobachtung der Natur.
Schnell schießen sich alle, nachdem Torben ein „Beweisfoto“ gemacht hat, auf Konrad ein und es kommt sogar zu Handgreiflichkeiten gegen ihn. Doch überraschenderweise melden sich Kinder zu Wort, die sonst wenig sagen, und gemeinsam planen sie eine Gerichtsverhandlung.
Ein Buch, dass mich sofort überzeugt hat, wie schnell sind Urteile gefasst und die vermeintlich Schuldigen werden gemoppt und ausgegrenzt. Die Situation in der Klasse wird sehr lebhaft und glaubwürdig beschrieben. Toll, dass einige den Mut haben, ihre Meinung zu sagen und die Gruppe zu überzeugen, dass Konrad eine faire Be- und Verhandlung verdient hat. Die Kinder informieren sich sehr gut und im Anhang des Buches können das auch die Leserinnen und Leser machen. Eine sehr empfehlenswerte (Schul-) Lektüre!
Die Geschichte wird auf 120 Seiten in 12 Kapiteln erzählt und durch viele sehr schöne, die Situation darstellende Bilder ergänzt.
Dagmar Mägdefrau
In der 6a steht ein Rätsel an: Jemand klaut regelmäßig Maries einzigartige Superbrote. Das sind keine gewöhnlichen Brote, sondern von ihrer Mutter kunstvoll zubereitete Kreationen mit Kürbis, Vollkorn, Dinkel, Tofuwurstbrot und wahlweise 3-5 Superfoods on Top. Marie, als beliebteste Schülerin, Klassensprecherin und Anführerin der Super Girls, sieht sich mit einem delikaten Problem konfrontiert. Klar, dass da alle schnell in den Fall involviert sind. Schnell gerät Konrad, der neue Schüler, ins Visier. Er ist oft allein im Klassenraum und wird verdächtigt, ein leidenschaftlicher Esser zu sein. Als die Kinder glauben, der Fall wäre klar, geht das Mobbing über die Grenzen des Klassenraums hinaus in die Social Media Welt und selbst Marie kriegt da langsam ein schlechtes Gewissen und fragt sich: Ist das gerecht?
Mika, der sonst nicht so Lust auf seine Klassenkameraden hat, fragt sich das gleiche und möchte ein geregeltes Verfahren. Die Kinder geben ihr Bestes und bereiten ein durchdachtes Verfahren vor, das uns Lesende in die Feinheiten des Rechtssystems einführt. Dabei lernen wir viel über die Unschuldsvermutung und die Rechte des Angeklagten. Die Ernsthaftigkeit des Verfahrens und die komischen Umstände schließen sich nicht aus, und so fliegt man trotz allem mit einem Schmunzeln durch die Seiten, wobei die bezaubernden Illustrationen von Lena Hesse das Leseerlebnis bereichern. Besonders amüsant sind die subtilen Hinweise auf notwendige Schulreformen, denn die Kinder handeln völlig eigenständig, ohne Hilfe von Lehrkräften. Denn der Vertreter der Vertretung musste in zwei Klassen sein und während das Mobbing im vollen Gang war, erklärten zwei Lehrerinnen dem Referendar Inklusion und Integration. Wirklich schön aufbereitetes Wissen trifft auf eine niedliche Geschichte, die zeigt, dass Kinder die Welt vielleicht doch manchmal besser verstehen als Erwachsene. Am Ende des Buchs werden die Details zum Rechtssystem noch einmal erklärt, für diejenigen, die sich vertieft mit dem Thema auseinandersetzen möchten.
Raphaela Brosseron