Diese Wut überschattet völlig ihre Trauer, die sie nie zugelassen hat. Die beiden Mädchen scheinen sich in allem zu ergänzen, aber bei genauer Betrachtung versucht Lou immer nur ihrer Freundin beizustehen und sie zu unterstützen. Dabei verliert sie völlig ihr eigenes Leben und ihr Leid aus den Augen.
Das Buch ist manchmal schwer zu ertragen, besonders die Wut und Gewalt, die Sonny entwickelt macht Angst. Trotzdem musste ich einfach weiterlesen, um zu erfahren, wie sich alles entwickelt. Da das Buch aus Lous Sicht geschrieben ist, können wir ihre Gefühle gut verstehen und möchten sie manchmal auffordern ihr eigenes Ding zu machen, statt immer Entschuldigungen für Sonnys schlimmes Verhalten zu finden.
Obwohl vieles am Ende des Buches offen bleibt, hat es einen Schluss, der hoffen lässt.
Dagmar Mägdefrau
Ganz gleich, wie sehr wir uns nach ereignisreichen Sommern sehnen, mit Sonny und Lou würden wir vermutlich nicht tauschen wollen, denn ihr Sommer ist im wahrsten Sinne des Wortes überwältigend.
Ihre lebenslange Freundschaft verbindet sie auf eine besondere Weise. Doch in diesem Sommer verändert sich ihre Beziehung und gleichzeitig wird Hagen Bender aus dem Gefängnis entlassen. Vor nicht einmal fünf Jahren verantwortete er den Tod von Sonnys und seitdem ist Sonnys Leben nicht mehr dasselbe.
Hagens Rückkehr in ihre Welt zieht Sonny in einen selbstzerstörerischen Strudel aus Rachegelüsten, Verzweiflung und unterdrückter Trauer. Lou hingegen ringt darum, die Balance zu finden. Einerseits möchte sie ihrer besten Freundin in dieser schweren Zeit beistehen, vor allem, da sich ihre Gefühle für Sonny vertiefen, andererseits zerrt ein unerklärliches Bauchgefühl an ihr.
Zweifellos stellt dieser Sommer einen entscheidenden Wendepunkt dar, der das Leben der beiden Mädchen völlig auf den Kopf stellt.
In diesem eindrucksvollen Roman prallen gravierende Schicksalsschläge und komplexe zwischenmenschliche Beziehungen aufeinander, und die Handlung ist so intensiv, dass eine Zusammenfassung ihr kaum gerecht werden kann. Dennoch bleibt die Geschichte erstaunlich realistisch, und insbesondere Lous Ich-Perspektive ist äußerst nachvollziehbar. Lou ist eine bemerkenswerte Jugendliche, die Fragen, die sie sich im Zusammenhang mit Schuld und den Grenzen einer Freundschaft stellt, würden selbst Erwachsene herausfordern.
Juliane Pickels Fähigkeit, dramatische und innovative Handlungen für Jugendbücher zu entwickeln, die gleichzeitig Ruhe ausstrahlen und die Leser tief berühren, ist außergewöhnlich. Rattensommer ist genauso empfehlenswert wie ihr Buch “Krummer Hund”.
Raphaela Brosseron