Trotz ihrer Verschiedenheit vereint die beiden eins: Der Kontrollverlust motiviert beide, nicht in der Klinik bleiben zu wollen und so entsteht ein ungewöhnliches Duo, das auf eine doch sehr gefährliche Tour geht, wobei sowohl sie als auch der Leser viel über ihre Krankheiten lernen.
Die Idee, Autismus und Magersucht in einem Roman zu kombinieren und so darüber aufzuklären ist sehr geschickt, Nik und Maike ergänzen und verstehen sich, vielleicht fast zu gut, denn Nik findet ihr Verlangen Kalorien zu zählen eher spannend als beunruhigend.
Wir erleben beide abwechselnd aus der Ich-Perspektive und dementsprechend ihre Wahrnehmung der Dinge, das ist einerseits sehr aufschlussreich, andererseits gerade bei Maike erschreckend realistisch. Der Autor, der noch einen speziellen, ungewöhnlichen, aber auch unterhaltsamen Einfluss auf die Geschichte nehmen wird, hat sich sehr viel Mühe gegeben hinter die Essstörung zu blicken und ich kann mir vorstellen, dass sich viele Betroffene wiedererkennen. Gerade deswegen würde ich ihnen das Buch nur bedingt empfehlen, da es doch alte Wunden aufreißen könnte. Alle anderen, die auf eine einfühlsame und auch humorvolle Weise Einblick in Maikes und Niks Lebensrealität bekommen möchten, werden in ihren Erwartungen vielleicht sogar übertroffen.
Raphaela Brosseron
Ein Buch, dass in vielem überrascht und das eine unerwartete Geschichte erzählt. Erzählt wird das Buch abwechseln von Nik, dem Autisten und Maike, die gegen ihre Magersucht kämpft.
Beide begegnen sich in der geschlossenen Psychiatrie und trotz ihrer Verschiedenheit, laufen sie gemeinsam fort. Niks Denkweise und sein ständiges Zählen und alles aufzulisten wird sehr realistisch geschildert. Er kann körperliche Nähe nicht ertragen, auch eine Umarmung der Mutter ist für ihn der reinste Horror. Das Zimmer im Krankenhaus bringt ihn völlig aus dem Gleichgewicht, es entspricht nicht seinem Standard.
Maike will sich nicht helfen lassen und verweigert auch in der Klinik die Nahrung, wird aber ständig gezwungen viele Kalorien zu sich zu nehmen. Da Nik ihre Situation und die Todesgefahr, die damit verbunden ist, erst spät erkennt, kommen die beiden gut miteinander aus.
Ich fand es sehr spannend in die Köpfe der beiden Protagonisten schauen zu können und die für mich oft unbegreiflichen Beweggründe ihres Handels besser verstehen zu können.
Der Buchtitel erklärt sich am Ende auf eine ungewöhnlich Art, so wie sich einiges anders entwickelt als ich es erwartet habe.
Zu Beginn des Buches gibt es eine Triggerwarnung, die man auf jeden Fall beachten sollte.
Dagmar Mägdefrau