Der erste Teil des Buches ist mit „Die Kindheit überleben“ überschrieben. Herr Grube erzählt Schüler*innen eines Gymnasiums von sich. Einige große Illustrationen bilden verschlungen menschliche Augen ab, dazu ist eine Verordnung aus dem Jahr 1935 zu lesen, die beschreibt, wer zu dieser Zeit als Jude gilt. Clementine Grube, Ernsts Mutter, wirkt mit ihrer Brille sehr streng. Sie ist mit einem Arier verheiratet und hat mit ihm drei Kinder, die beiden großen Jungen und ein Mädchen, das im Laufe der Erzählung geboren wird. Hier taucht zum ersten Mal der Hahn auf, der im weitesten Sinne für die Nazis steht. Da die Wohnsituation für die Familie immer schwieriger und die Nahrungsbeschaffung immer schlimmer wird, entscheiden sich die Eltern, ihre Kinder in eine jüdisches Kinderheim zu geben. Hier werden die Kinder sehr gut versorgt und die Erzieherin ist sehr gewissenhaft. Die Illustrationen werden zu Ende immer krasser und aufrüttelnder. Am Ende sehen wir die sowjetische Fahne und den Satz „Wir sind frei.“
Im zweiten Teil wird „Eine deutsche Karriere“ geschildert. Er handelt von dem Juristen Kurt Weber, den seine jüdische Verlobte verlässt, weil ihm seine Kariere wichtiger ist als alles sonst. So tritt er, trotz seiner Bedenken, in die NSDAP ein und fordert Urteile im Namen des NS-Staates. Doch er schafft es, nach Ende der NS-Zeit als „Entlasteter“ anerkannt zu werden.
„Der lange Prozess“ berichtet vom inzwischen erwachsenen Ernst Grube, der sich in der FDJ verstanden und anerkannt fühlt. So wird er als verheirateter Mann und Vater Flugblätter in der inzwischen verbotenen KPD transportieren. Er wird angeklagt und trifft so auf den Richter Kurt Weber.
Einiges in diesem Buch war für mich unbekannt und wenn ich inzwischen weiß, dass die selben Menschen in der NS-Zeit und danach Ämter bekleideten, wurde für mich dadurch diese Geschichte noch intensiver, auch aufgrund der vielen aufrüttelnden Bilder. Und die Frage "Wie hätte ich mich verhalten?" bleibt wieder lange Zeit im Kopf.
Dagmar Mägdefrau