Lucie ist von dem neuen, weichen Hippie-Mann Michi an der Seite ihrer Mutter wirklich wenig begeistert. Alleine um ihm, seinen ach-so-lieben Zetteln am Morgen und seiner Einmischung in ihre Essenszubereitung zu entgehen, plant sie zu der ehemaligen Lebensgefährtin ihrer Mutter nach Berlin zu flüchten. Doch dafür braucht sie Geld.
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Die Ausschreibung zum Gassi-Gehen scheint perfekt, wenn es denn tatsächlich darum gehen würde. Stattdessen findet sie einen eher abgedrehten alten Mann vor, der einen Ghostwriter für Rezepte braucht und sie immer nur “Mädchen” nennt. Dass er auch noch von einer magischen Wirkung seiner Rezepte erzählt und Tomaten als Drachenherzen bezeichnet, kann Lucie nur zum Schmunzeln bringen, jedoch nicht abschrecken. Denn die Bezahlung ist mehr als gut, schlägt sie sich halt eine Weile mit ihm rum. Vielleicht wird das mit dem Liebestrank ja später doch noch wichtig…
Nicht nur die passenden und auch ansprechenden Illustrationen zum Text lassen die Geschichte bildhaft werden. Die Ich-Erzählerin benutzt eine lebendige Sprache, manchmal herrlich ironisch und bissig, gerade gegenüber dem esoterischen Michi, den man als Prototyp Hippie vor Augen hat. Zu gut lässt sich ihr Wunsch zur Flucht nachvollziehen. Obwohl Lucie auch wenig mit den beliebten Mädchen der Schule gemeinsam hat, an Selbstbewusstsein mangelt es ihr nicht. Ein ungewöhnliches Buch, das sich für genau das ausspricht: Einfach mal anders sein, als die anderen und keinen allzu starren Blick auf die Welt haben. Dann sind die Tomaten auf den Augen eben keine Tomaten mehr, sondern vielleicht mal Drachenherzen.
Raphaela Brossseron
Lucie lebt mit ihrer Mutter und ihrem jüngeren Bruder Jannis zusammen. Die Mutter hat wieder einen neuen Freund, den Michi. Ein ganz sanft gespülter Mann, der jeden Morgen Kalendersprüche auf den Frühstückstisch legt, vegan lebt und einen uralten Computer besitzt. Vor einiger Zeit war die Mutter mit einer Frau zusammen. Bernie ist Lehrerin und hat eine etwas andere Sicht weise auf die Welt, leider ist sie nach Berlin gezogen.
Luccie möchte in den Ferien zu ihr fahren, leider fehlt ihr das Geld. Darum ist das Angebot für 20 € die Stunden einen Hund auszuführen für sie ein echter Segen. Leider entpuppt sich das Angebot als Fake. Herr Klinge, der es ausgehangen hat, ist uralt, drahtig und sportlich, hat keinen Hund und lebt in einer völlig anderen Welt. Obwohl er manchmal erstaunlich angepasst handeln kann, glaubt er an Drachenherzen, die er als eingemachte Tomaten in seiner Wohnung hat. Auch anders Gemüse stuft er als Teile fantastischer Wesen ein. Luccie soll Rezepte für ihn aufschreiben, wie z.B. einen Liebestrank, der eigentlich Ketchup ist.
Als Luccie diesen Ketchup nachkocht und Marvin, dem Schwarm der In-Clique, anbiete, kommt sie immer mehr in ein Riesenschlamassel.
Eine wahrhaft verrückte Geschichte über eine sehr moderne Familienstruktur, in der auch die Liebe zueinander das Wichtigste ist. Über einen alten Mann mit einer Persönlichkeitsstörung, der Luccie doch einiges erklären kann und einer neuen Freundschaft, die vielleicht mehr werden kann.
Die Zeichnungen, die das Buch sehr schön auflockern sind Aufzeichnungen und Gedanken von Luccie, die so eine Struktur bekommen und die ich großartig fand.
Ich muss zugeben, dass mich das Buch an manchen Stellen schon gefordert hat, aber es lohnt sich bis zum Ende durchzuhalten.
Dagmar Mägdefrau