Verein zur Förderung der Kinder- und Jugendliteratur e.V.

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Freak City

Freak City
Kathrin Schrocke
Mixtvision
Verlagsempfehlung ab 12 Jahre
Nominierung Deutschen Kinder- und Jugendliteraturpreis
Bester Jugendroman international
Nettedaler Jugendbuchpreis, Harzburger Jugendliteraturpreis
Mika hat Liebeskummer. So richtig. Sandra, seine Ex, spielt Spielchen und lässt ihm immer noch eine Hintertür offen – was es nicht gerade leichter macht, sie zu vergessen. Und genau in dieser Gefühlsmischung trifft er Lea im Jugendtreff „Freak City“. Lea ist klug, schön – und gehörlos. 
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Für Mika wirkt das anfangs wie eine unüberwindbare Barriere. Doch irgendwas an ihr lässt ihn nicht los. Ablenkung? Trotzreaktion? Echte Neugier? Mika ist sich selbst nicht ganz sicher. Aber er will sie verstehen – also macht er einen Gebärdenkurs. Der wird von Bine geleitet, einer coolen Erwachsenen, die ihn endlich mal ernst nimmt. 
Was zunächst wie ein typisches Teenager-Chaos beginnt, entwickelt sich zu einer wirklich besonderen Geschichte. Denn „Freak City“ erzählt nicht nur von der ersten Liebe, sondern auch von echter Annäherung – über Sprache, Kultur, Perspektiven. Und es zeigt, dass das größte Hindernis oft gar nicht im Gegenüber liegt, sondern in den eigenen Vorstellungen.
Mika ist zwar ein pubertierender Idiot, aber einer mit Herz und dem Mut, sich zu hinterfragen, also ein sympathischer Erzähler. Ich hätte vor dem Lesen nicht gedacht, dass Gebärdensprache, die von visuellen Zeichen lebt, so gut schriftlich umgesetzt werden kann. Barrieren werden verschoben, und auch Mika fragt sich, wer hier eigentlich was verpasst: die Gehörlosen oder die Hörenden, die sich gar nicht erst mit der Gebärdensprache und der Kultur der Gehörlosen auseinandersetzen wollen. (Nach dem Lesen bin ich mir sicher: Die Hörenden.)
Obwohl er schon 2013 erschienen ist, bleibt es ein zeitloser Roman über Sprache, Anderssein und das, was Menschen wirklich verbindet.

Raphaela Brosseron

2013 ist das Buch erstmals erschienen. Mit einem neuen frische Cover, das Hände, die gebärden, abbildet, wirkt es sehr ansprechend.
Mika und seine Freunde gehen der hübschen Lea nach und belästigen sie mit ihren Bemerkungen, doch sie bleibt völlig cool. Die Erklärung findet Mika, als er Lea im Freak City begegnet, denn sie ist gehörlos und unterhält sich in Gebärdensprache. Mika ist fasziniert von dem hübschen selbstbewussten Mädchen und entschließt sich spontan, in den Ferien die Gebärdensprache zu erlernen. Aber irgendwie ist es ihm auch peinlich, so erzählt er zunächst niemandem davon. Später stößt sein Plan auch auf Skepsis und Verwunderung. Mika weiß seine Gefühle nicht einzuordnen, eigentlich liebt er Sandra, die ihn verlassen hat, aber Lea zieht ihn immer wieder an. So entschließt er sich, sie einfach zu Hause zu besuchen. Keine gute Idee.
Das Buch liest sich zügig. Mikas Gedanken und Gefühle lesen sich spannend und beschreiben auch seine sexuellen Vorstellungen, ohne peinlich zu sein. Mika ist einfach ein Sechszehnjähriger, der sich entscheiden muss, ob er um Sandra kämpfen möchte oder ob er lieber seinen neuen Gefühlen vertrauen kann, die ihn zu Lea ziehen. Dabei wird auch nicht verschwiegen, wie schwierig eine Freundschaft zwischen einer Gehörlosen und einem Hörenden sein kann. Einfühlsam erzählt Kathrin Schrocke von einer uns unbekannten Gruppe, die meist unter sich bleibt und die wir hier ein wenig kennenlernen.

Dagmar Mägdefrau

Wie war’s heute?

Wie war´s heute?
Nikola Huppertz
Susanne Straßer
Hanser
Verlagsempfehlung ab 3 Jahre
Eike liegt träumend auf dem Ast. Über ihm springt ein Eichhörnchen und am Stamm lehnt sein kleiner Kita-Rucksack.
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Die Szene kennen wir alle, die wir Kinder oder Enkel von der Kita abholen, sie sitzen unter ihrem Haken und warten aufs Abgeholt werden. Hier stellt Papa die Frage, die wir fast alle täglich stellen: „Na, wie war´s?“ Eike antwortet nicht und zieht seinen Vater nach Hause, dort verschwindet er in seinem Zimmer und schaut aus dem Fenster. Ein fliegendes Ahornblatt lockt ihn in den Garten und hier fallen ihm Situationen aus der Kita ein. 
Wir sehen seine Ankunft und die Kinder, die in den Kitatag starten, als einfache Strichzeichnungen. Eine schimpfende Amsel erinnert Eike an die Vorschulkinder, die die Kleinen von der Rutsche verjagt haben. Auf der nächsten Doppelseite legt Eike seinen Kopf an den Baumstamm und das Lied der Amsel weckt Erinnerungen an den Stuhlkreis. Ganz besonders mag ich die Seite, auf der Eike genüsslich die Augen schließt und um ihn herum zartbunte Blätter, Pilze und Blüten wirbeln und die geheimnisvollen Stimmen „Na, wie war´s?“ wispern. So sitzt er am Ende mit seinem Vater am Esstisch und obwohl wir keinen Text lesen müssen, wissen wir, dass Eike lebhaft vom Vormittag erzählt, denn seine Freund turnen an dem Baum, dessen Schatten wir an der Küchenwand sehen.
Sicher geht es den Kindern, die wir abholen und sofort mit der Frage überfallen, oft so wie Eike. Sie müssen erst alles verarbeiten, vielleicht etwas Abstand gewinnen, Ruhe finden und dann sind sie bereit, uns alles zu erzählen. Die Bilder, die so wirklichkeitsnah gezeichnet sind und die nur aus Strichen bestehenden Fantasiegestalten ergänzen sich wunderbar mit dem Text.

Dagmar Mägdefrau

Das längste Picknick der Welt

Das längste Picknick der Welt
Jörg Bernardy
Katja Spitzer
Peter Hammer Verlag
Leseempfehlung ab 4 Jahre
In unterschiedlichen Farben, bepackt mit den Picknicksachen und Schleim nach sich ziehend sind die drei Schnecken auf dem Cover zu sehen. 
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Da die Sonne scheint, entschließen sich die drei Schneckenfreude, ein Picknick zu machen. Natürlich geht das Packen der Sachen im Schneckentempo ab. Dann geht es los und mich verwirrt, dass man die Textblasen am sinnvollsten von rechts nach links liest. Jede Schnecke trägt ein Körbchen auf ihrem Häuschen. Doch bald knurrt der Magen, aber es geht weiter. Nach einem halben Jahr ist es Winter, aber zum Glück hat die gelbe Schnecke eine Schal dabei, so geht es durch den Schnee. Nach einem weiteren halben Jahr sind sie endlich angekommen. Doch als sie alles auf der Decke auspacken, merken sie, dass die Kleeblatt-Schorle fehlt. Otto soll als Stärkster zurück, doch da er befürchtet, dass die beiden anderen mit dem Picknick beginnen, dreht er schnell wieder um. 
Die Bilder sind sehr kindlich gezeichnet, die Farben sind sehr bunt und die kurzen Texte stehen in Sprechblasen. Den Humor meiner Enkel traf das Buch wohl, während es mich nicht so ganz überzeugen kann. Besonders die letzte Seite, wo die gelbe Schnecke mit einem Mädchen aus einem Glas trinkt, verwundert mich etwas.

Dagmar Mägdefrau

Das kleine Faultier und die Hängematte

Das kleine Faultier und die Hängematte
Armelle Modéré
Amélie Videlo
Knesebeck
Verlagsempfehlung ab 4 Jahre
In der rot-weiß-gestreiften Hängematte liegt entspannt das kleine Faultier Rudi mitten im Dschungel. Und genauso möchte das kleine Faultier seinen Feierabend verbringen. 
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Doch leider sitzen drei quasselnde Froschdamen in seiner Matte. Sie bieten ihm zwar Platz an, doch unser Faultier möchte seine Matte allein nutzen. Er hofft, wenn er noch ein paar Sachen holt, sind die drei danach wieder weg. Aber als er zurückkommt, sind dort noch mehr Tiere und machen Party. Ein Tukan fordert Rudi zum Tanz auf, doch der sagt „Das lass ich mir nicht bieten.“ Als noch mehr Tiere auftauchen, beschließen sie, Verstecken zu spielen und sie verstecken sich alle unter der demontierten Hängematte. Als dabei die Matte zerreißt, fängt Rudi an, herzzerreißend zu weinen. Erst jetzt wird den anderen klar, dass die Matte dem Faultier gehört, und sie versuchen, ihn zu trösten und ihm zu helfen. 
Rudi scheint als Einzelgänger durch den Dschungel zu streifen und auch seinen Feierabend will er in Ruhe verbringen. Doch die anderen Tiere unternehmen gerne was gemeinsam und quasseln miteinander. Da Rudi nicht sofort seine Besitzrechte anmahnt, nutzen die anderen weiter seine Matte, bis sie kaputt geht. Doch als Rudi weint, sind alle sofort helfende Freunde und als sie ihn dann noch vor dem Krokodil retten, erkennt Rudi, wie wichtig das Miteinander ist. Am Ende sitzen dann alle zusammen in der Hängematte, was für ein wundervoller Schluss.
Ein Buch über Freundschaft und Nähe, aber auch über das Alleinsein(wollen). Die Bilder von den Tieren und dem Dschungel sind sehr schön gezeichnet und wundervoll anzuschauen.

Dagmar Mägdefrau

Ich war die ganze Welt

ich war die ganze welt
Ulrike Möltgen
Peter Hammer Verlag
Leseempfehlung ab 4 Jahre
Glaube Buch-Tipp Mai 2025
Auf dem Cover sehen wir ein japanisch wirkendes Kind mit geschlossenen Augen, in der Körpermitte sehen wir ein Haus. 
Jetzt liegt das Mädchen, immer noch schlafend, auf einem Bett und auf ihr sehen wir, was es träumt, nämlich die „ganze Welt“ und „die Knie waren Felder.“
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Dann taucht der Löwe Trinidad auf, der in ihrem Haar sitzt, danach fällt unser Blick auf die Menschen, die auf dem Bein leben. Auf einem roten Sessel sitzt das Mädchen, allerdings hängt ihr bezopfter Kopf von der Sitzfläche und die Füße hängen über der Rückenlehne, so hat sie „Langeweile“. Doch dann taucht ein Zirkus auf. Das Kind aus dem Sessel hüpft nun über die bunten Berge und das Zelt des Zirkus. Ein Clown tritt auf und wir lernen den Zirkusdirektor Zampano kennen, er hat ein großes Netz, das an einem Stiel angebracht ist, der so lang ist wie das liegende Mädchen, das nun wieder auftaucht. Dieses Mädchen gibt der Geschichte ihre eigene Wendung. „Weil ich es kann“ ist ihre Begründung für das weitere Geschehen.
Der Traum entsteht hier auf dem Körper des Mädchen und sie allein entscheidet über den Verlauf ihrer Fantasie. Die Illustrationen sind teilweise mit dicker Farbe gemalt, grob und verschwommen, dann kleinformatig und genau. Der Anschauende muss sich den Fantasien hingeben und sie bestaunen. Das Mädchen gibt in ganz kurzen Bemerkungen ohne Satzzeichen seine Erklärungen ab. Ich bin gespannt, wie das Buch bei den kleinen Zuhörenden und Zuschauenden ankommen wird.

Dagmar Mägdefrau


Regentag

Regentag
Jens Rassmus
Peter Hammer Verlag
Leseempfehlung ab 4 Jahre
Nominiert für den Kinderliteraturpreis 2025
Das Cover zeigt die Mischung aus den mit einem schwarzen Stift gezeichneten Figuren der Geschwister und der Welt, in die sie eintauchen.
Die beiden schauen aus dem Fenster des großen Hauses in den Regen, neben der Tür stehen zwei Fahrräder. Unser Blick sieht die beiden jetzt im Zimmer, zunächst sehen wir sie am Fenster stehen, dann taucht ein Ball auf und die beiden setzen sich Rücken an Rücken hin.
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Der Junge hat einen Gameboy in seinen Händen und schaut hinein. Das Mädchen schaut gelangweilt, scheint dann zu überlegen. Auf der anderen Seite des Buches sehen wir einen farbigen Bergrücken. Der Ball kommt ins Spiel und liegt dann auf der Bergspitze. Er rollt hinab ins Wasser. Auch bei den Kindern kommt der Ball in Bewegung. Dann sitzt das Mädchen unter einem farbig gezeichneten Baum und schaut hinauf, fühlt den Regen auf dem nächsten Bild, der aber bald zu zarten Wolken wird. Der Baum verändert sich durch die Jahreszeiten und eine Ameisenarmee krabbelt den Stamm hinauf. Dann sind die Bilder wieder ohne Farbe und die Kinder kitzeln sich und lachen.
So sind die Kinder in ihrer Fantasie unterwegs und es gibt sehr viel mit ihnen zu entdecken. Dabei kommt das Buch völlig ohne Worte aus und ist doch sehr gut verständlich. Sicher hat jeder beim Betrachten der kleinen und großen Bilder eine Geschichte im Kopf. Die kann man erzählen und ausschmücken, vergleichen oder einfach nur still betrachten. Die zwei unterschiedlichen Zeichenstile trennen die Realität von der Fantasie auf eine ganz klare Weise und trotzdem verschmilzt alles zu einem wundervollen Buch.

Dagmar Mägdefrau

Weißt du noch?

Michael Engler
Michael Engler
Laura Bednarski
Baumhaus
Leseempfehlung ab 4 Jahre
Auf dem Cover sitzen Igel, Eichhörnchen und Haselmaus mit dem Rücken zu uns auf dem großen Stein. Neben dem Schatten, den die drei werfen, sehen wir noch den Schatten des Eichelhähers. 
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Die Schrift und die drei Tiere sind gelackt gedruckt und das gibt dem Cover etwas Besonderes.
Auf der ersten Doppelseite sehen wir Igel und Eichhörnchen im morgendlichen Wald. Die blaue Feder eines Eichelhähers schwebt zu Boden. Und diesen Eichelhäher suchen die Freunde. Obwohl der alte Specht sagt, dass der Eichelhäher weg sei, machen sie sich auf die Suche. Zu ihnen gesellt sich die Haselmaus und meint: „Ich mag mir die Welt nicht ohne ihn vorstellen.“ Bald fallen allen Geschichten ein, wie der Eichelhäher sie gewarnt und ihnen das Leben gerettet hat, aber auch mit seinen Beeren und Nüssen ist er großzügig umgegangen.
So geht es suchend durch den Wald bis zu dem großen Stein, an dem der Eichelhäher sich so gerne aufgehalten hat. Aber auch hier war er wohl schon lange nicht mehr. Der Specht spricht die Wahrheit aus, dass der Eichelhäher wohl tot sei. Doch erst der Uhu spricht die weisen und tröstlichen Worte „Wenn es möglich ist, dass aus einer winzigen Nuss ein großer und nächtiger Baum wird, dann ist alles andere auch möglich.“ So bleibt der Eichelhäher in den Geschichten und der Erinnerung der Freunde lebendig.
Eine liebevolle Geschichte über den Verlust eines Freundes, der zum Leben dazugehört hat und den man schmerzlich vermisst. Die Hoffnung, die aus den Worten des Uhus spricht, und die Erinnerungen der Freunde zeigen uns, dass niemand vergessen ist, wenn wir von ihm sprechen und an ihn denken.

Dagmar Mägdefrau

Das Friedenstier – Mit Stift und Flügel für den Frieden

Das Friedenstier – Mit Stift und Flügel für den Frieden
Friederike Ablang
Merla Goll
Sabine Kranz und vielen anderen
dtv
Verlagsempfehlung ab 5 Jahre
Buch des Monats März 2025
„Am Montag ist das Friedenstier
Was zwischen Blau und Flieder.
Es frisst Lakritz auf dem Klavier
Und schmettert wilde Lieder:“
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So beginnt das Gedicht von Yvonne Hergane, die bunte Friedenstaube dazu hat Luisa Jung gemalt. 
Das Cover zeigt uns einige Friedenstiere und sie sind so herrlich vielseitig, mal Huhn, mal geflügelter Hamster mit Zweig zwischen den Zähnen. Dann sehen wir viele bunte Katzen mit Schildern, die in vielen Sprachen Frieden bedeuten. Neben einer klassisch anmutenden Friedenstaube erklären uns die drei Initiatorinnen des Buches ihre Idee. Und schon tauchen die ersten witzigen Friedenstiere auf und das Gedicht, das sich auf sie bezieht, endet mit dem Satz „Und wenn du dann erst bei mir bist, dann sag, dass es für immer ist.“ Fledermaus und Pudel, Gorilla und Känguru -alle eignen sich. Zwischen den vielen schönen Gedichten verstecken sich auch einige kleine Geschichten. So erfahren wir von Herrn Ernst, warum es „Friede, Freude, Eierkuchen“ heißt. Und immer kann ich mir die fantasievollsten Friedenstiere anschauen, die man sich nur ausdenken und zeichnen kann.
Besonders die Illustrationen in diesem Buch kann ich mir immer wieder anschauen, dazwischen ein paar Zeilen lesen, poetische, humorvolle, kurze und lange Gedichte - alle haben ein gemeinsames Thema, das uns zurzeit alle bewegt und so hoffen wir zusammen mit Annette Mierswa „Ach, könnt es doch auf Erden sein wie im Engelsportverein."
Da haben sich viele Künstler*innen zusammengetan und ein wunderschönes Buch zusammengestellt und das ohne Honorar, denn der Erlös des Buches geht an Ärzte ohne Grenzen.

Dagmar Mägdefrau

Die Lolli-Gäng jagt den Dieb – Band 3

Die Lolli-Gäng jagt den Dieb – Band 3
Charlotte Inden
Susanne Göhlich
Hanser
Verlagsempfehlung ab 4 Jahre
Auf Beobachtungsposten sehen wir Theo, Tom und Lotti ober auf der Mauer und natürlich dürfen die roten Lollis in verschiedenen Geschmackssorten nicht fehlen, denn die geben unseren Detektiven ja den Namen.
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Eigentlich ist es immer sehr ruhig in der Gasse, in der die Geschwister wohnen, aber in der Dach hören alle unheimliche Geräusche. Allerdings behauptet Mama am Morgen, dass es im Haus keine Räuber gibt, auch Mäuse. Dann Konstantin auf seinem tollen gelben Rad auf und die Kinder und vielleicht auch wir lernen einen neuen Begriff „Untermieter“. Denn als solcher zieht er in Mamas kleines Büro ein. Hier schreibt Mama normalerweise ihre Geschichten, aber im Moment fällt ihr nichts ein und deshalb hoffen die Eltern ihre Kasse durch den Untermieter auffüllen zu können. Leider sagt Mama zu ihm die verhängnisvollen Worte „Fühl dich wie zu Hause.“ Und deshalb sitzt Konstantin schon bald auf der Couch und spielt mit der Konsole. Als dann sowohl das Rad von Konstantin als auch Toms Rad verschwunden sind, wird es Zeit, dass die Lolli-Gäng unterstützt durch Ben mit dem Helm nach dem Dieb forscht.
Die drei Geschwister haben so fantasievolle Idee, die in den Bilder so herrlich witzig umgesetzt werden. Theo erzählt uns alles so genau und in seinen Worten, dass das Lesen einfach riesigen Spaß macht. Da freue ich mich schon auf den nächsten Teil.

Dagmar Mägdefrau

Inspektor Möhre – Theater auf dem Pfannkuchenhof  

Inspektor Möhre – Theater auf dem Pfannkuchenhof
Michaela Holzinger
Katja Schmiedeskamp
Rotfuchs
Verlagsempfehlung ab 5 Jahre
Möhre, das ist das winzige Pony, das zum Reiten zu klein ist und das auf dem Cover als König zu sehen ist. Denn das ist seine Rolle in dem Theaterstück, das die Klasse auf dem Pfannkuchenhof aufführt, um Geld in die Kasse zu bekommen. 
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Deshalb haben die Kinder auch wenig Zeit für das kleine Pony, das jeden Tag in die Schulklasse der Kinder schaut und dort lesen, schreiben und rechnen gelernt hat. So kann Möhre die Kinder nicht informieren (hinten im Buch ist eine Liste der Kommunikationsmöglichkeiten des Ponys) und muss sich allein auf die Suche nach dem Dieb machen. Also nimmt der Zacki und Zicki, die beiden kleinen Wollschweine, mit und sie folgen gemeinsam der Fährte. Schon bald finden sie in einer Höhle einen niedlichen kleinen Hund, der Hunger hat. Deshalb ist das Wurstbrot und das Stück Kuchen verschwunden. Obwohl Möhre ganz genau weiß, dass Oma den Hund sofort bei sich aufnehmen würde, macht er ihm Angst, auf den Hof zu kommen. Denn Möhre hat Bedenken, dass, wenn es wieder einen Hund auf dem Hof gibt, seine sonntägliches Krimi gucken mit Oma vorbei wäre.
Die Bilder von Möhre, den anderen Tieren und den Kinder sind wieder sehr sehenswert und der Text zeigt, dass unser kleines Pony, obwohl es so lieb ist, auch manchmal egoistisch sein kann. Am Ende wird natürlich wieder alles gut und das schöne Leben auf dem Pfannkuchenhof geht weiter und wir warten auf den nächsten spannenden Teil.

Dagmar Mägdefrau

Die letzten Ninjas und der Juwelenraub

Die letzten Ninjas und der Juwelenraub
Astrid Frank
Regina Kehn
Urachhaus
Verlagsempfehlung 10 Jahre
Stell dir vor, du bist ein eher ruhiger Junge, Ninjalehrling (!), und dein Alltag plätschert so dahin – bis plötzlich ein echtes Energiebündel namens Toni samt störrischen Hunden in dein Leben platzt. Genau das passiert Josh, und damit beginnt eine verrückte, spannende und gleichzeitig richtig schöne Geschichte über Freundschaft, Mut und das Lösen eines Juwelierraubs.
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Auf den ersten Blick wirken sie nicht gerade wie das ideale Team: Luis ist blind, Emil ist Autist, Josh sehr sensibel, und Toni ist alles andere als unauffällig. Doch gerade durch ihre Unterschiede ergänzen sie sich überraschend gut – und arbeiten gemeinsam an der Lösung des Falls. Auch wenn das nicht ganz ungefährlich ist …
Erzählt wird die Geschichte aus Joshs Sicht – und das ist super gelungen. Er ist einerseits total reflektiert, merkt viel um sich herum, denkt nach – und trotzdem ist da noch der 12-jährige Junge, der sich einfach nur riesig freut, endlich Freunde zu haben. Diese Mischung macht ihn wahnsinnig sympathisch. Am Rand findet man Tonis Kommentare zu Josh’s Bericht. Die Idee finde ich richtig kreativ, Tonis Kommentare wirken eher pseudofrech und nicht ganz so authentisch auf mich.
Insgesamt: eine tolle Geschichte mit gelungenen Illustrationen über das Anderssein und Zusammensein, über Vertrauen und darüber, dass man nicht perfekt sein muss, um gemeinsam Großes zu schaffen. Für alle, die gerne mitfiebern, mitfühlen und mitlachen – absolute Leseempfehlung.

Raphaela Brosseron

Josh, ein sehr introvertierter Junge, möchte gerne ein Ninja sein und weiß vieles über diese Kämpfer. Er selbst trainiert mit den Bokken und glaubt sich ungesehen, doch dann machen ihn einige größere Jungen an. Toni, ein sehr hibbeliges Mädchen, kommt ihm zur Hilfe. Damit beginnt eine neue ungewöhnliche Freundschaft. Später treffen die beiden noch zwei andere Jungen im Park. Luis ist blind, hat aber dafür viele andere Fähigkeiten. Geführt wird er von seinem autistischen Freund Emil, einem wandelnden Lexikon. Im Juwelierladen wurde durch eine zerstörte Scheibe u.a. ein Anhänger in Form eines Hundes gestohlen. Toni hatte diesen Anhänger am Vortag Josh gezeigt, weil er ihr so gut gefiel. Als dann aber die Frau, deren Hund Toni zum Spaziergang abholen will, diesen Anhänger trägt, hat Toni eine Vermutung. So machen sich die Freunde daran, einen Verdächtigen zu observieren und eine spannende Geschichte beginnt.
Die Geschichte im Buch ist der Bericht, geschrieben von Josh, der aber mit Randbemerkungen von Toni versehen wurde. Es macht Spaß zu lesen, wie die beiden Situationen völlig anders bewerten und beschreiben.

Dieser Bericht ist sehr schön zu lesen und beschreibt Joshs Gefühlswelt seht gut. Auch er geht nicht auf andere zu und findet in Emil einen Seelenversandten. Die vier werden von anderen zunächst bösartig, später liebevoll „Freaks“ genannt und das sind sie sich auch irgendwie. Gerade deshalb ist es toll, dass ihre Eigenarten so schön zusammenwirken können und die Geschichte zu einem guten Ende kommt.
Jedes der 23 Kapitel hat ist mit der entsprechenden japanischen Zahl versehen und mit einigen sehr schönen Bildern ausgeschmückt.

Dagmar Mägdefrau

Pelles Papa – Was guckst du?

Pelles Papa – Was guckst du?
Jutta Nymphius
Volker Fredrich
Tulipan
Verlagsempfehlung ab 8 Jahre
Pelle und sein Papa sind einfach ein tolles Team, sie machen alles zusammen und sind glücklich dabei. Aber schon das Cover zeigt Papa, wie er verträumt zu viel Kaffee in seine Tasse gießt.
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Normalerweise freut sich Henry schon beim Aufstehen auf seinen heißen Kakao, aber heute verbringt Papa so viel Zeit im Bad, dass fürs Frühstück kaum Zeit ist. Als Henry seinem Freund Carlo von diesen Veränderungen berichtet, schließt der messerscharf und aus Erfahrung: Papa ist verliebt. So bemerkt Henry, dass sich immer öfter eine Frau da aufhält, wo er mit Papa unterwegs ist. Und schon bringt Papa Ada mit nach Hause. Da Carlo sehr bildreich berichtet hat, wie es bei ihm abgelaufen ist, tut Henry alles, um Ada die Wohnung zu vermiesen. Er macht alles Durcheinander und holt das schmutzige Geschirr aus der Maschine. Doch Ada stört das alles nicht, sie macht es sich einfach gemütlich in all dem Chaos.  Beim nächsten Mal will Papa etwas Gesundes kochen, obwohl Henry „Blinde Fische“ liebt, dessen Rezept wir im Buch finden. Doch als er heimkommt, ist der Kühlschrank leer, doch Ada handelt schnell und bestellt Pizza.
Wie die Chemikerin Ada Henry erklärt, warum 3 besser ist als 2 und wie die beiden sich doch noch mögen, solltet ihr selber lesen. Denn das Buch ist etwas ganz Besonderes. Eine Mischung aus Erzähltext und Comic. Auf jeder zweiten Seite gibt es den Fortgang der Geschichte in Bildern, die ohne Text auskommen. Am tollsten finde ich, dass eine Ecke des Bildes oft erst auf der nächsten Seite zu sehen ist. Beim Umblättern staunte ich oft, was sich da verbirgt.
Es ist sicher schwierig für ein Kind, das sich ganz auf sein Elternteil eingestellt hat, zu akzeptieren, dass da plötzlich eine dritte Person auftaucht, die auch Ansprüche hat. Hier benimmt sich Henry nicht gerade vorbildlich, doch Papa und Ada schimpfen nicht, sondern nehmen es einfach so hin und am Ende kann Ada doch mit ihrer Art und ihren Chemiekenntnissen punkten.

Dagmar Mägdefrau

Kopfüber durch die Nacht

Kopfüber durch die Nacht
Rüdiger Bertram
Katja Gehrmann
Tulipan
Verlagsempfehlung ab 4 Jahre
Diesen niedlichen keinen Jungen im karierten Schlafanzug mit dem weißen Hasen im Arm möchte ich sofort auf oder in den Arm nehmen.
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Da liegt Henry in seinem Bett, die Bettdecke bis zur Nasenspitze hochgezogen und schaut zu Decke, denn dort tummeln sich die Monster, die ihm Angst machen. Henrys Eltern sind ausgegangen, der Babysitter schläft und Henry geht zu viel durch den Kopf, so dass er nicht schlafen kann. Da fällt ihm ein, dass er vergessen hat, die Kaninchen der Nachbarn zu füttern und er will das sofort nachholen. Allerdings vergisst er die Schlüssel zu beiden Wohnungen und steht nun allein im Hausflur. Da im Haus wild gefeiert wird, geht er dort hin und eine junge Frau, die sich ihm als Özlem vorstellt, nimmt Henry mit zur Tankstelle. Weil es ihm beim Warten langweilig wird, geht Henry hinüber zur Feuerwehr, dort bietet ihm der Feuerwehrmann Mateo Hilfe an, muss dann aber zu einem Brand. 
Und so lernt Henry in dieser Nacht einige Menschen kennen, die sich ihm immer mit Namen vorstellen und ihm Hilfe anbieten, aber leider kommt ihnen immer ihr Beruf dazwischen, so zieht Henry zum nächsten Helfer.
Ich will zwar verraten, dass Henry, als seine Eltern heimkommen, wieder in seinem Bett liegt, werde aber nicht verraten, wie ihm das gelingt. Schließlich sollt ihr das witzige Buch ja selber lesen.
Mit Henry lernen wir einige Menschen kennen, die in der Nacht arbeiten, und das nicht nur in Worten, sondern auch in tollen nächtlichen Illustrationen. Ein gelungenes Einschlafbuch, denn nach so einem Streifzug muss man einfach schlafen.

Dagmar Mägdefrau

Der Sternsee

Der Sternsee
Will Gmehling
Jens Rassmus
Peter Hammer Verlag
Leseempfehlung ab 9 Jahre
LUCHS des Monats
Die besten 7
Glaube-Buchtipp April 2025
Das beeindruckende Cover zeigt eine Hochhaussiedlung und vier Kinder, die über einen zugefrorenen See laufen. Eine Mondsichel scheint auf diese nächtliche Szene, die sowohl faszinierend als auch friedlich wirkt.
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Weil der kleine See inmitten der tristen Siedlung Zacken hat, wird er Sternsee genannt. Sissi, Anastasia, Mo und der Ich-Erzähler sind gute Freunde und sie hängen zusammen herum, sitzen auf einer Bank und schauen auf den See. Schauen den Enten und Möwen zu und beobachten den alten Reiher, der nicht mehr in den Süden fliegt, sondern auf der Insel, die im See liegt, seine Heimat gefunden hat.
Im November wird es kalt und zum ersten Mal erleben die Leute in der Siedlung, dass der See zufriert. Aber das Erstaunlichste ist, dass der See, als der Frühling kommt, noch immer zugefroren ist, selbst im Sommer taut er nicht auf. Das lockt Touristen und Forscher an und der Sternsee wird berühmt.
Die fantastische Geschichte von diesem zugefrorenen See bietet die Kulisse für den Alltag der Kinder und ihre Freundschaft, die schon im Kindergarten begann. Unser Erzähler ist kein besonders guter Schüler und er wäre sicher nicht lange zur Schule gegangen, wenn Mo ihm nicht Mut gemacht hätte. Ein liebenswerter Junge, der sein Bestes gibt, weil mehr nicht drin ist.
Die Illustrationen sind in Blautönen gezeichnet und zeigen die vier Kinder bei ihren Aktivitäten und es begeistert mich zu sehen, wie man die Bewegungen sieht und die Gefühle spürt.

Dagmar Mägdefrau

Wenn unsere Seele Hilfe braucht

Wenn unsere Seele Hilfe braucht
Nora Hille
Theresa Viehhauser
Zaradiso
Verlagsempfehlung ab 9 Jahre
Das Mädchen auf dem Cover schließt die Augen und ihre Hände ruhen auf ihrer Brust, sie scheint zu meditieren, vielleicht spürt sie auch nur ihren Atem. Ein Bild, das Ruhe ausstrahlt und Vertrauen schafft.
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„Hallo du,“ wendet sich das Vorwort direkt an den Lesenden, hier erklärt uns Nora, warum sie dieses kleine Büchlein geschrieben hat, und weist uns auf die „Nummer gegen Kummer“ und andere Hilfsangebote hin.
In der ersten Geschichte geht es um Opa, der nach dem Tod seiner geliebten Frau nicht mehr aus der Trauer herausfindet. Er mag nicht essen und spürt einen schwarzen Elefanten auf seinem Rücken, der ihn erdrückt. Zum Glück erkennt seine Tochter und die Enkelin, dass er Hilfe braucht, und bringen ihn zunächst zur Hausärztin. Die Ratschläge der Medizinerin und die Unterstützung der Familie schaffen es, dass Opa wieder lächeln kann.
Idas Papa hat die Familie verlassen und Ida ist seitdem ohne jeden Antrieb und ohne jede Freude. Sie hat Angst, alleine mit dem Bus zur Schule zu fahren und mag nicht mehr draußen mit den Freundinnen spielen. Doch dann vertraut sie sich der Schulsozialarbeiterin an und die rät zu einem Gespräch mit beiden Eltern.
Obwohl Antoni sehr gut in der Schule ist, ist die Angst, die er spürt, übermächtig. Ihm ist übel und er krümmt sich auf dem Boden. Seine Arbeit kann er nicht mehr schreiben. Doch eine Lehrerin ist aufmerksam und bietet Antoni Hilfe an.
Die drei Geschichten berichten von Menschen, die aus dem seelischen Gleichgewicht geraten sind und die nur mit Hilfe anderer wieder aus ihrem Tief herausfinden. Der Text ist verständlich und erklärt, warum es wichtig ist, sich professionelle Hilfe zu suchen, wenn man in einer solchen Situation ist.

Dagmar Mägdefrau

Rück mal ein Stück

Rück mal ein Stück
Katrina Charman
Guilherme Karsten
Fischer Sauerländer
Verlagsempfehlung ab 4 Jahre
Ein Bilderbuch im Querformat und auf dem Cover sind alle Tiere zu sehen, die in dem riesigen Bett liegen. 
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Der Untertitel „Eine Gutenachgeschichte mit Ausdembettpurzelseiten“ lässt mich schon neugierig werden. Zunächst machen sich noch einige Tier auf den Weg ins Bett, während andere schon drin liegen und so liegen bald 10 Tiere im breiten Bett. Doch ganz außen das Fleckhuhn „macht sich fett“ und schreit „Rück mal ein Stück! Rück mal ein Stück!“, so fällt der Löwe, der am anderen Ende des Bettes liegt, mit Gebrüll heraus. Nachdem alle ein Stück gerückt sind, wiederholt sich das Ganze und die Kuh purzelt muhend zu Boden. So fallen alle aus dem Bett und das Huhn liegt nun alleine darin. Nun vermisst es die anderen und so liegen am Ende wieder alle im Bett und das Licht wird ausgemacht und fast alle schlafen.
Die Faszination dieses Buch liegt darin, dass die Tiere jeweils auf immer größer werdenden Seiten abgebildet sind. So schlägt man zunächst einen schmalen Streifen um, so fällt der Löwe aus dem Bett, der nächste Streifen Seite ist etwas breiter und zeigt die Kuh. Ein tolle Idee, die mich sehr begeistert hat. Aber auch der sich wiederholende Text liest sich so schön mit den Tierlauten und dem Satz „Alle rücken ein Stück“, so liegt immer das nächste Tier wieder am Rand. Ein witziges Einschlafbuch, das ich sicher oft vorlesen werde.

Dagmar Mägdefrau

43 Gründe, warum es aus ist

43 Gründe, warum es aus ist
Daniel Handler
Maira Kalman
Hanser
Verlagsempfehlung ab 12 Jahre
Das Buch fällt sicher in der Buchhandlung sofort auf, denn nicht nur auf dem zartlila Cover sind Gegenstände zu sehen, sondern auch auf dem Buchschnitt.
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Diese Gegenstände, insgesamt sind es 43, wie der Titel verrät, packt die 16-jährige Min (Minerva, nach einer römischen Göttin, wie sie sich immer wieder vorstellt) in einen Karton. All diese Dinge wird sie Ed, ihrem kurzfristigen Freund, zurückgeben. 
Jedes dieser Dinge, beginnend mit einer Kinokarte, über Kronkorken, eine Feile, einen Eierformer bis zu einem Glas Kastanien, haben eine Bedeutung für Min. So wurden am Abend, als sich die beiden kennenlernten, die Bierflaschen aufgemacht, deren Kronkorken nun in den Karton gepackt werden. Die Karte zum Film „Greta in der Wildnis“ gehört dazu, weil es ihr erster gemeinsamer Kinobesuch war.
Min liebt Filme und möchte Regisseurin werden und gilt als intellektuell. Ed ist ein umschwärmter Basketballspieler, der seine Matheambitionen geheim hält. Er hat nach außen viel Selbstvertrauen und nimmt wenig Rücksicht. Obwohl oder weil die beiden so unterschiedlich sind, ziehen sie sich auch sexuell an. Es wird viel geküsst und der Verlust der Unschuld ist ein wichtiges Thema. Ed benutzt das Wort „schwul“ immer wieder abwertend und wird dafür von Min gerügt. Mins Freund Al, der für sie Ratgeber und Beichtvater ist, taucht ständig in der Erzählung auf und es war nicht einfach für Ed, ihn als Freund einzuordnen.
Die Aufmachung des Buches mit den vielen tollen Illustrationen ist sehr gelungen, auch die Idee, die Trennung über Gegenstände aufzuarbeiten, hat mir gefallen. Aber ich fand den Text etwas zäh, was sicher auch daran lag, dass das Buch sehr amerikanisch ist. Sowohl die Schulsituation, der Tagesablauf, wie auch die Art über sexuelle Themen zu reden. Dazu ist das Buch schon 2011 im Original erschienen und so wird Ed von Min noch auf einem Festnetzanschluss angerufen. Vielleicht liegt es an meinem hohen Alter, aber auch die Titel der Filme und die Musiktitel kannte ich nicht.

Dagmar Mägdefrau

Das Krawallkehlchen – Band 1

Das Krawallkehlchen – Band 1
Madlen Ottenschläger
Ramona Wultschner
Fischer Sauerländer
Verlagsempfehlung ab 4 Jahre
Auf dem Cover sehen wir den kleinen dicken Vogel mit den aufgerissenen Augen und es schreit laut „Nein“, der Käfer auf dem Blatt will Ruhe, obwohl er schon Kopfhörer trägt. 
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Die erste Doppelseite zeigt einen Park. In großen roten, zittrigen Buchstaben ist „KRAWUMM, BUMM, BUMM“ zu lesen. Krawumm ist der Name des Wildschweins, das mit einem Rasenmäher Lärm macht. Mika, unser Vogel vom Cover, schläft noch fest in seinem Nest. Doch dann geht’s zum Frühstück, Papa begrüßt Mika mit einem „Na endlich!“ und das sagt er wohl nicht gerade leise, deshalb brüllt das Krawallkehlchen gleich zurück. Heute macht Mika einen Kindergarten-Ausflug, es geht auf den größten Baum im Stadtpark und Mika ist total hibbelig. Hibbel-Freude, die er laut Papa lüften soll. Obwohl Mika nur das Allernötigste in seinen Rucksack gepackt hat, findet Mama das zu viel, aber Mika schafft es doch, den Inhalt wieder in den Rucksack zu packen. So treffen Papa und Mika auf dem Weg Krawumm, dessen Rasenmäher keinen Ton von sich gibt. Mit einem Teil aus seinem Rucksack kann Mika helfen. Und das kann er noch einige Male, 
So ganz krawallig fand ich den kleinen Mika gar nicht, ganz im Gegenteil. Er ist ein ganz hilfs- und ideenreicher kleiner Vogel. Die Illustrationen sind sehr gelungen und es gibt wunderschöne Wortschöpfungen im Text, die mich wirklich begeistert haben, eines davon ist sicher schon der Titel des Buches, der sofort heraussticht.

Dagmar Mägdefrau

Der Wunderkernputzer

Der Wunderkernputzer
Véronique Hübner
Euni Art
Audacia
Verlagsempfehlung ab 5 Jahre
Auf dem Cover sehen wir den gemütlich aussehenden alten Mann mit einem niedlichen Wildschwein. Der Wunderkern, eine goldene Kugel mit Strahlen, leuchtet uns entgegen.
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Der freundliche Herr vom Cover ist Runzel-Lutz, obwohl ich in seinem runden Gesicht keine Runzel sehe, sie sollen wohl erst beim Lachen auftauchen. Er kocht gerade seine Lieblingsspeise Wackelpudding, als Klarissa, das Wildschwein mit einem zunächst unverständlichen Auftrag bei ihm auftaucht. 
So machen sich die beiden auf den Weg nach Potesia, dort geht es um Dimini, den sie auch bald finden. Er wurde bei der Wahl für die Fußballteams nicht gewählt und sitzt nun traurig auf einem Ast. Lutz zeigt dem Jungen seinen Wunderkern, der sich auf Diminis Bauch als graue Kugel zeigt. Durch ganz geschickte Fragen „putzt“ Lutz den Kern zunächst sauber, so strahlt er goldglänzend. Zarte Schatten bekommt er durch weitere Vorstellungen, die Lutz mit dem Jungen durchspielt. So erkennen die anderen Kinder, dass Dimini zwar kein guter Fußballspieler ist, dafür aber ein hervorragender Kletterer.
Im nächsten Ort, den Lutz und Klarissa, besuchen, haben alle Menschen sehr kurze Arme und Beine, deshalb traut sich Chichifey, die lange Beine hat, nicht zu tanzen. Eine ungewöhnliche Idee, das für uns Normale als das Außergewöhnliche darzustellen. Auch hier hilft der Wunderkernputzer. In der letzten Geschichte will Rustin einen Scherz machen und der kommt gar nicht gut an, auch hier greift Lutz ein und so kann er am Ende zu seinem Wackelpudding mit Gurken nach Hause gehen.
Welch schöne Idee, dass wir alle einen Wunderkern in uns haben, der golden strahlt, der aber auch ein paar Schatten braucht, um so richtig gut auszusehen. Sicher sind auch unsere Kerne grau und müssen geputzt werden. Vielleicht sollten auch wir uns auf unser Stärken besinnen, aber auch unserer Schwächen nicht ganz außer Acht lassen. Drei schöne Geschichten, die uns zeigen, dass unser Wunderkern auch ein wenig Säuberung brauchen kann. Ein sympathischer Mann und ein nettes Wildschwein, schöne Bilder und Texte, die uns an das Positive in uns erinnern.

Dagmar Mägdefrau

Egal sagt der Aal

Egal sagt der Aal
Julia Regett
CalmeMara
Verlagsempfehlung ab 4 Jahre
Der grüne Aal auf dem gelben Cover wirkt auf mich nicht ganz nüchtern mit seinem schielenden Blick. Trotzdem wirkt er ganz zufrieden und das ist ja auch nicht so schwer, wenn ihm alles egal ist.
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Auf der ersten Doppelseite erfahren wir etwas über die Entwicklung eines Aals von der Weidenblattlarve über den Glasaal, den Gelbaal bis zum Blankaal. Danach lernen wir den Teich kennen, in dem unser Aal mit anderen Tieren lebt. Ein ausführlicher Text gibt dazu die Erklärung. „Weit und breit gibt es keinen anderen Fisch, der so frech und laut und so wild ist wie der Aal.“ Sagt schon ganz viel über dieses Tier aus. Er kümmert sich um wenig und findet das meiste „EGAL“, nur das Rückenschwimmen ist ihm wichtig. Er hat sich allein durch einen Ozean gekämpft und benimmt sich sehr rücksichtslos gegenüber seinen Teichmitbewohnern. „Egal, egal, mir doch egal, ich bin ein Aal!“ ist sein Motto und da setzt er sich durch. Auch als der Biber ihm den Wasserweg versperrt, lässt er sich nicht von seinem Ziel abhalten und schlängelt sich über Land. Nach vielen Egals trifft unser Aal auf Fred, den kleinen Flusskrebs, dem die Ordnung im Teich sehr wichtig ist und da begreift auch unser Aal, dass er manchmal Rücksicht nehmen muss und ihm ein Freund nicht egal sein darf.
Neben vielen Infos über Aale lernen wir hier einen ganz rücksichtslosen Kerl kennen, der sich durchsetzen musste auf dem langen Weg durch die Gewässer und der gelernt hat, sein Recht zu fordern. Die Probleme, die andere mit ihm haben, sind ihm natürlich egal und deshalb ist es schön, dass er am Ende doch lernt, auf Fred und seine Wünsche zu achten. Es gibt sicher einige Kinder, die sich bei dieser Geschichte an die Nase packen werden und vielleicht denken sie auch um und merken, dass auch Rücksichtnahme wichtig ist. Neben dem Text und den witzigen Bildern finden wir das Wort „egal“ oft dick und fett auf den Seiten. Die Kinder werden es wiedererkennen und „mitlesen“, das macht immer besonders Spaß.

Dagmar Mägdefrau

Weißt du, wo sich das Glück versteckt?

Weißt du, wo sich das Glück versteckt?
Lisa Weisbrod
Nini Alaska
dtv
Verlagsempfehlung ab 4 Jahre
Auf dem Cover sehen wir Lilli, die ihrer Oma Sonja die Frage nach dem Glück stellt. Sie hat einen Strauß Blumen in der Hand und auf dem Schild an ihrem Koffer steht das Wort „Glück“.
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Und um genau diesen Begrifft geht es, Glück. So fragt Lilli die Oma nach dem Schlüssel zum Glück und sie schlägt vor, einen solchen Schlüssel einfach zu kaufen. Dazu ist ein Schlüsselladen abgebildet, dort reicht ein Mann Lilli einen großen Schlüssel über die Theke. Doch Oma findet, dass man den Schüssel zum Glück in Situationen findet, die uns Freude machen: Wind in den Haaren oder ein bunter Regenbogen, der Duft unseres Lieblingsessens oder unser Lieblingslied, das uns tanzen lässt. Oma schlägt vor, dass man an einem Wohlfühltag liebevoll mit sich selbst umgehen kann und dazu vielleicht ein „Glückseis“ isst. Seifenblasen fliegen lassen oder den eigenen Atem spüren, eine Kita, in der die Kinder sich wohlfühlen oder ein Schaumbad, dies alles und noch ganz viele andere Beispiel können der Schlüssel zum Glück sein und deshalb sind auf den Bildern überall Schlüssel zu finden. Am Ende umarmen sich Oma Sonja und Lilli und Oma findet, dass Lillis Oma zu sein, auch ein großes Glück ist.
Ein wundervolles Oma-Enkel -Buch, aber auch ein Buch, das uns ganz klar macht, wie kleine und unscheinbar manches ist, das uns glücklich sein lässt. Es ist wundervoll, mit Lilli den Schlüssel zum Glück zu finden. Hier ist der philosophische Ansatz schon in Alltagssituation umgewandelt und die zauberhaften Illustrationen machen das Buch zu einem Glücksbilderbuch.

Dagmar Mägdefrau



Hunting Souls – Unsere verräterischen Seelen – Band 1   

Hunting Souls – Unsere verräterischen Seelen – Band 1
Tina Köpke
Coppenrath
Hunting Souls
Verlagsempfehlung ab 14 Jahre
Das eindrucksvolle Cover und der stimmige Titel bereiten perfekt auf den Inhalt vor. Die Geschichte dreht sich um Katrina, deren untote Existenz viel besser zu ihr passt als ein menschliches Leben. Gefühle zeigt sie nur gegenüber ihren Vampir-Eltern und ihrer Hexenschwester. 
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Denn entgegen allen Erwartungen können Wesen unterschiedlicher Art eine Familie bilden und unauffällig unter Menschen leben. Die größte Bedrohung für sie sind jedoch die Jäger – weshalb es für Katrina eine bittere Ironie ist, dass sie ausgerechnet durch einen Fluch an den 18-jährigen Tate gebunden wird, der aus einer Jägerfamilie stammt. Widerwillig müssen sie zusammenarbeiten, doch mit der Zeit gewöhnen sie sich aneinander. Ist es das magische Band zwischen ihnen – oder beginnt Katrina wider Erwarten, echte menschliche Gefühle zu entwickeln?
Anfangs hatte ich die Befürchtung, dass hier typische Klischees bedient werden: Die unnahbare, "besondere" Protagonistin, die dadurch für den männlichen Gegenpart besonders reizvoll wird, oder eine klassische Enemies-to-Lovers-Geschichte, wie man sie schon oft gelesen hat – diesmal eben mit übernatürlichem Touch. Doch glücklicherweise geht die Erzählung einen anderen Weg. Katrina und Tate lernen sich auf eine authentische Weise kennen, und es ist nicht ihre Gegensätzlichkeit, die sie anzieht, sondern die Gemeinsamkeiten, die sich im Laufe ihrer unfreiwilligen Partnerschaft zeigen. Besonders gelungen ist, dass beide ihre eigene Perspektive erzählen dürfen, was ihre Charaktere noch greifbarer macht.
Auch die Fantasywelt rund um die beiden ist stimmig und gut durchdacht. Zwar gibt es einige Passagen, die sich etwas ziehen und manche Entwicklungen sind vorhersehbar, doch die starke Dynamik zwischen Katrina und Tate gleicht das aus. Da die Geschichte in einem zweiten Teil fortgesetzt wird, hoffe ich auf einige unerwartete Wendungen – denn am Ende dieses Bandes blieb ich etwas ratlos zurück, wie es weitergehen könnte. Allerdings würde ich das Buch eher ab 16 Jahren empfehlen, immerhin wird von der sexuellen Anziehung Volljähriger erzählt.

Raphaela Brosseron

Frei – Bester SommerFrei

Frei – Bester Sommer
Sarah Welk
arsEdition
Verlagsempfehlung ab 12 Jahre

Joshua ist 14 und schon 12-mal umgezogen, jetzt ist er in einem kleinen Kaff namens Rottloch gelandet. Freunde sucht er sich schon lange nicht mehr und deshalb muss er auch von niemanden Abschied nehmen, als seine Mutter, die Künstlerin, mal wieder neue Inspirationen braucht. Die junge Lebensgefährtin der Mutter muss oft als Puffer zwischen Mutter und Sohn herhalten, außerdem ist Sally für den Haushalt zuständig.
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Schon zu Beginn gibt es für Josh eine sehr peinliche Situation und Josh ist entschlossen, auch hier keine Bindungen einzugehen.  Aber die ungewöhnliche Schule, auf der er angemeldet ist, schickt die Schüler*innen ohne Begleitung eines Erwachsenen allein in die Wildnis. Die Gruppe besteht aus Joshua, der Gastwirttochter Nina und dem sehr willensstarken Nico, der immer eine Plastiktüte bei sich führt. Außerdem ist da Nasrin, sie ist klug und weiß fast alles, und als letzter kommt Koray aus Dubai zur Gruppe. Diese ganz unterschiedlichen Jugendlichen sollen in Etappen verschiedene Ziele ablaufen. Allerdings ohne Smartphone und andere Hilfsmittel. Ihnen steht nur für den Notfall ein einfaches Handy zur Verfügung. Von Nico ausgehend gibt es ständig Zwiste zwischen den Jungen, er schafft es immer wieder, die anderen zu provozieren. Als Ratgeberin fungiert Nasrin und Joshua muss sich seinen Gefühlen gegenüber Nina klar werden.
Zunächst sind die Lebensumstände von Joshua nicht ganz alltäglich, und die neue Umgebung bietet einiges an witzigen Situationen. Doch als die Gruppe alleine aufbricht und es immer wieder gilt, Konflikte zu lösen, erlebt man sehr gut die beschriebenen Charaktere. Als sie dann ein Messer finden und immer wieder das Gefühl aufkommt, dass noch jemand im Wald unterwegs ist, wird es total spannend. Ich muss gestehen, dass mich das Buch einige Stunden Schlaf gekostet hat, weil ich es unbedingt weiterlesen musste.

Dagmar Mägdefrau

Wir Eierlöcher …und die Nestschaukel gehört uns

Wir Eierlöcher …und die Nestschaukel gehört uns
Katalina Brause
Jutta Wetzel
Fischer Sauerländer
Leseempfehlung ab 4 Jahre
„Eierlöcher“ ist ein Begriff, der im Wortschatz meiner Enkel häufig vorkommt und hier gibt es das passende witzige Bilderbuch zu diesem Schlagwort. Auf dem Cover sehen wir die Eierlöcher und die Nestschaukel, um die es in diesem Buch geht.
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„Die Großen ärgern uns - IMMER“ ein Satz, der jedem, der große Geschwister hat, geläufig ist. Diesmal sitzen die Eierlöcher vergnügt in der Nestschaukel, als der große Bruder des Erzählers mit seinem Freund Gurke die Schaukel für sich beansprucht. Da diese für die Kleinen mehr ist als nur eine einfache Schaukel, sagen die den Großen den Kampf an, und zwar mit einer aussichtslosen Wette. Denn sie wollen größere Kaugummiblasen machen als die beiden großen Jungs. Allerdings können sie bislang gar keine Blasen machen. So gehen sie zunächst an einen Kiosk zu Tante Ranguun (die Anrede Tante kommt mir heute etwas unüblich vor, für eine Frau, mit der man nicht verwandt ist...). Sie gibt ihnen eine Packung Kaugummi, doch sie steht auch in dem Ruf, dass es bei ihr auch magische Dinge gibt. Doch der alte Hund Hört-nich´ klaut noch mehr geheimnisvolle Kaugummis und damit fängt das Verhängnis an.
Eine lustige Truppe ist da zusammengekommen, Da-Da mit Schnuller und immer nur die Silben ihres Namens sprechend, der ängstliche Lenni mit seinem Turbo-Rollstuhl, Frieda mit dem Dini-Zahn an der Kette, Fee, deren Mama gute Ratschläge gibt, und natürlich der kleine Bruder, der uns von dieser unglaubwürdigen Geschichte erzählt. Bei meinen Enkeln ist das Buch schon ein Vorlese-Hit und das nicht nur wegen des Titels. Eine witzig erzählte Geschichte, die die Kleinen zu Helden werden lässt und zeigt, dass Geschwisterliebe und Freundschaft wichtige Werte sind. Wunderbar ergänzt wird alles noch durch die frechen Bilder.

Dagmar Mägdefrau


Otto fährt los – Ein Sommer in den Bergen

Otto fährt los - Ein Sommer in den Bergen
Stefanie Reich
Madlen Ottenschläger
arsEdition
Leseempfehlung ab 4 Jahre
Das Cover zeigt schon den niedlichen Bus, der Otto heißt. Die Zwillingsmädchen und ihre Eltern halten an einer Kuh mit Kälbchen, im Hintergrund sehen wir die Berge, das Urlaubsziel in diesem Buch.
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Die erste Doppelseite zeigt eine Landkarte mit den Ländern rund um den Bodensee. Aber zunächst wird Otto geweckt und er lernt die Familie kennen, die wir schon auf dem Cover gesehen haben. Die Kinder können sich mit dem Bus unterhalten und kursiv werden nach den Textblöcken Fragen an die Kinder gestellt. So gleich am Anfang die Frage nach dem „Glückskribbeln“ vor dem Start. Da die Kinder die Fahrt verschlafen, erwachen sie gleich an einem Bergsee und es gibt ein Spätstück. Die Blumenwiese auf der nächsten Seite lässt mich fast das Summen der Insekten hören, so nahe bin ich dabei. Am Abend sitzt die Familie neben Otto und schaut sich den Sternenhimmel an. Es wird gewandert, geklettert, Rad gefahren und geschwommen. Dann unterstützt Otto eine Berggondel, die sonst nicht gefahren wäre. Nach einer Gipfeltour geht es zum Schloss Neuschwanstein und danach über die Grenze in die Schweiz. 
Ein wundervoller Einstieg in einen Bergurlaub, auch wenn man nicht mit einem so tollen Bus wie Otto unterwegs ist. Es gibt viele Infos über die Länder und ihre Tier- und Pflanzenwelt. Die schon erwähnten Fragen beziehen sich auf die Gefühlswelt und es gibt sicher viel Anlass, darüber zu sprechen und Beispiele zu nennen. Der Text ist etwas länger, doch die großformatigen niedlichen Illustrationen sind einfach schön anzuschauen, so wird das Lesen zum Vorurlaubsspaß.

Dagmar Mägdefrau

Die Bibliothek der wahren Lügen

Die Bibliothek der wahren Lügen
Jesús Cañadas
Coppenrath
Verlagsempfehlung ab 11 Jahre
Oskar liest im Deutschunterricht seine eigene Geschichte vor – doch statt Applaus erntet er Spott. Selbst die Lehrerin findet kein gutes Wort für seinen Text. Als wäre das nicht genug, wird er an seinem 14. Geburtstag, dem letzten Schultag vor den Ferien, wie jedes Jahr Opfer eines gemeinen Streichs: Seine Mitschüler bewerfen ihn mit Wasserbomben, diesmal gefüllt mit Wein.
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Was Oskar zu diesem Zeitpunkt nicht ahnt: Genau dieses belächelte Schreibtalent wird ihm den aufregendsten Sommer seines Lebens bescheren. Der renommierte Autor Simon Bruma lädt ihn zu einem Schreibwettbewerb ein und nimmt ihn unter seine Fittiche. Oskar nutzt die Gelegenheit, um seinem schwierigen Zuhause zu entfliehen, wo ihn sein Stiefvater schikaniert.
Brumas Anwesen ist wie geschaffen für angehende Schriftsteller: imposant, ein wenig verlassen, mit einer großen Bibliothek und altmodischem Charme. Doch neben Bruma selbst gibt es dort noch eine weitere Herausforderung – seine scharfzüngige Tochter November, die sich ständig in Oskars Schreibprozess einmischt. Erst nach und nach begreift er den wahren Grund: Seine Geschichte soll November retten, denn sie ist krank.
Während er schreibt, gelangen die beiden in eine Fantasiewelt, in der sie sich dem Bösen stellen müssen. Nur wenn sie diese überstehen, gibt es vielleicht auch Hoffnung für die reale Welt …
Dieser Roman ist eine Liebeserklärung an das Lesen, Schreiben und die Kraft von Geschichten. Durch unterschiedliche Schriftarten wird deutlich, in welcher Welt man sich gerade befindet – ein Konzept, das an Die unendliche Geschichte von Michael Ende erinnert. Wie Bastian Balthasar Bux findet auch Oskar Trost in Büchern, bis er schließlich selbst Teil einer Geschichte wird.
Mich persönlich hat vor allem der reale Erzählstrang fasziniert – die Fantasiewelt wirkte auf mich stellenweise unübersichtlich. Besonders spannend fand ich hingegen die Reflexion über den Schreibprozess und die Macht guter Geschichten. Novembers bissige Kritik, wenn Oskar sich mit plötzlichen magischen Wendungen aus der Affäre ziehen will, sorgt für herrlich amüsante Momente.
Das Ende wird sicher nicht jedem und jeder gefallen, aber für mich war es ein stimmiger, bittersüßer Abschluss dieser Verschmelzung zweier Welten.
Ein tolles Buch für alle, die Die unendliche Geschichte lieben und sich von der Magie des Erzählens verzaubern lassen möchten.

Raphaela Brosseron

Die Fliege-Ziege

Die Fliege-Ziege
Heidemarie Brosche
Kathrin Schärer
atlantis
Leseempfehlung ab 4 Jahre
Das Cover sieht wunderbar zart aus und vor dem weißen Mond fliegt eine kleine Ziege durch das Bild. 
Alles beginnt alltäglich, die kleinen Zicklein springen auf der Wiese und rempeln miteinander.
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Ihre Mütter rufen ihnen Verhaltensregeln zu, wie „tobt nicht so wild“, doch die kleinen Ziegen toben weiter. Nur Ziegenjunges sucht immer wieder die Nähe der Mutter, so wird sie von der „Schmiege-Ziege“ genannt. Die Ziege, die immer den Sieg davonträgt, wird zur „Siege-Ziege“ und man kann sich schon denken, warum eine zur „Liege-Ziege“ wird. Eine zarte Ziege macht ganz verdrehte Sprunge und wird so zur „Biege-Ziege“, aber als sie mal wieder trotz Ermahnung zu hochspringt, schwebte sie für kurze Zeit in der Luft. Sie probiert dieses Schweben immer wieder und wird so zur titelgebenden „Fliege-Ziege“. 
Wir erleben mit dem fliegenden Zicklein noch so einiges. Zuerst versucht sie auf das Fliegen, das ihr so viel Spaß macht, zu verzichten, doch dann wird sie sogar noch zur Rettung für die Herde.
Die Texte sind sehr kurz und zeichnen sich durch die zauberhaften Ziegen-Reime aus, die beim Lesen einfach leicht von der Zunge gehen. Solche Wortschöpfungen mögen die Kinder immer sehr gerne. Die Illustrationen sind einfach himmlisch, diese niedlichen kleinen Ziegen, die Ziegenmütter und die alte Oberziege, alle sind so naturgetreu abgebildet, dass man fast erwartet, sie springen aus dem Buch. Ein Buch voller Lebensfreude, die ansteckend wirkt.

Dagmar Mägdefrau

Wer ist hier ein Frechdachs?         

Wer ist hier ein Frechdachs?
Sophie Schoenwald
Nadine Reitz
Baumhaus
Leseempfehlung ab 2 Jahre
Diesmal lernen wir den kleinen Dachs kennen, der sich als ein richtiger Frechdachs entpuppt. Schon auf dem Cover streckt er uns augenzwinkernd seine Zunge heraus. Doch zunächst schläft er unter einem Baumstamm und wir müssen ihn durch Klopfen auf den Stamm aufwecken. 
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So ganz wach ist er immer noch nicht, deshalb kippen wir das Buch und er bekommt eine kleine Dusche ab. Doch jetzt schimpft der Dachs richtig laut los und wir müssen uns die Ohren zuhalten. Wenn wir das Pappbilderbuch hochkant halten, sehen wir das Bienennest und durch Schütteln tropft etwas Honig in den Hals, der von Brüllen weh tut. Jetzt müssen wir aber zuerst die Bienen beruhigen und danach versuchen wir, die schlechte Laune des Dachses wegzupusten. Doch damit pusten wir ihm Blütenstaub aufs Fell, was dazu führt, dass der Dachs uns böse anguckt. - Hilft da ein Lächeln?
Dieses Pappbilderbuch bietet vieel schöne Möglichkeiten, sich in die Geschichte einzubringen. Und dass der Dachs ein Frechdachs sein kann, wird die Kinder sicher amüsieren. Die Illustrationen sind liebevoll gezeichnet und zeigen genau die Gefühle des kleinen Dachses. Kleine Sätze und die Aufforderung etwas zu tun, machen das Buch zu einem schönen Vorlesespaß.

Dagmar Mägdefrau

Detektiv Samson auf den Inseln – Band 2

Detektiv Samson auf den Inseln - Band 2
Katarina Gorelik
Insel
Leseempfehlung ab 4 Jahre
Durch ein Loch im Cover schauen wir durch eine Lupe auf die zweite Seite und ins Gesicht von dem Hund Samson, der hier als Detektiv so einiges zu ermitteln hat.
So steht er auf der zweiten Seite mit seiner Angel in der Hand und zwei Seiten weiter sitzt er in einem Boot und schaut in seine Unterlagen.
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Auf dem Wasser ist viel los. Neben einer Touri-Tour bestehend aus vielen Enten, sind Bären und ein Elefant unterwegs. Im Wasser schwimmt eine grinsende Katze mit einem Fischschwanz, dieses Tier treffen wir immer wieder im Buch. Doch zunächst werfen wir einen Blick ins Samsons Notizen, wir lernen seine tierischen Klienten und ihre Probleme kennen. So sucht das Schwein Muffins und der Bär viele unterschiedliche Gegenstände. 
Ja und dann geht es los mit einer völlig überfüllten Seite voller Muscheln und anderen teilweise fantastischen Meeresbewohnern. Der kurze Text berichtet von Piraten, die einen Kameraden suchen. Außerdem suchen wir sechs Gegenstände aus dem Notizbuch. Das ist gar nicht so einfach, wie es sich anhört, denn die Gegenstände sind ziemlich klein und gut versteckt. Die nächste Seite zeigt die Lecker-Insel, alles ist rosa, auch das Meer. Hier gilt es außer den bekannten Gegenständen noch eine Piratenmütze zu finden. Pilzhäuser und Schnecken sind auf der nächsten Seite, danach wird es eisig und dann wieder sehr warm. In Gläsern wird alles auf der nächsten Seite abgefüllt, auch Glück und Trauer. Kakteen sind auf der nächsten Doppelseite abgebildet, dann wird es unheimlich, mit Hexen und Geistern und danach ein wenig märchenhaft.
Zehn Doppelseiten voller verrückter, witziger, verwirrender, fantastischer und schriller Illustrationen, auf denen man so unendlich viel finden kann, auch die Gegenstände, die wir mit dem Hundedetektiv suchen. Meine Enkel (5 und 7) hatten alle Mühe etwas zu finden, hatten aber auch viel Spaß dabei. Allerdings benötigt man schon viel Konzentration und ein gutes Auge für diese Wimmelbuch. Da schafft man erstmal nur ein paar Seiten, aber um so größer ist der Spaß, wenn es dann weitergeht.

Dagmar Mägdefrau

Himmelwärts

Himmelwärts
Karen Köhler
Bea Davies
Hanser
Verlagsempfehlung ab 10 Jahre
Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreis 2025
Nominierung Hamburger Literaturpreises für das Buch des Jahres 2024
Nominiert für den Jugendliteraturpreis 2025
Ein herzzerreißend trauriges und zugleich dialogisch unglaublich witziges Jugendbuch. Tonis Mama ist vor kurzem an Krebs gestorben. Die Trauer hat sich auf ihr ganzes Leben und das ihres Vaters gelegt. Alles ist grau. Toni hat Angst, irgendetwas von ihrer Mutter zu vergessen und spürt sie zugleich überall. 
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Sie hat eine solche Sehnsucht. Zusammen mit ihrer besten Freundin YumYum verbringt Toni eine Nacht im Garten. Mit dabei sind unzählige Snacks und ein kosmisches Radio zum Selbstzusammenbauen, um Kontakt mit Tonis Mama aufzunehmen. Tonis Tagebucheinträge und Rückblicke ergänzen die Erzählung dieser einen Nacht, die viele magische und sogar tröstliche Momente für Toni und auch YumYum bereithält. Vergesst die Taschentücher nicht, wenn ihr das Buch lesen wollt.

Katia Simon

Toni und ihre beste Freundin YumYum dürfen im Garten im Zelt übernachten. YumYum ist eine große Technikerin und sie hat mit einfachen Mittel ein Weltraumradio gebaut. Sie will den Wunsch von Toni erfüllen, mit ihrer an Krebs verstorbenen Mutter Kontakt aufzunehmen. Ihr Taschengeld haben sie in Snacks angelegt und so sitzen sie mit Lakritzschnecken, Chips, Limo und einer Packung gewürzter Instand-Mienudeln, die YumYum liebt und denen sie ihren Spitznamen verdankt, im dunklen Garten und versuchen, Kontakt ins Weltall zu bekommen. Zwischendurch unterhalten sich die Mädchen damit, dass sie wissenschaftliche Fakten aufzählen und den Sternenhimmel betrachten. Als eine wunderschöne Sternschnuppe zu sehen ist, ist Toni sicher, dass sie nur von ihrer Mutter sein kann. Doch das Radio antwortet zunächst auf jede Frage nur mit Knacken und Rauschen. Doch dann hört man eine weibliche Stimme.
Die Freundschaft der beiden Mädchen ist eine wundervolle Freundschaft, getragen von Vertrauen und Zuneigung. YumYum kann den Verlust ihrer Freundin so gut nachvollziehen, weil es auch ihr Verlust ist. Die Idee mit dem Radio ist zwar irgendwie schräg, gibt aber Raum für viele ungewöhnliche Gespräche, die die Mädchen und auch die Lesenden zum Nachdenken bringen. Philosophisch und komisch wird hier eine Geschichte erzählt, die berührt, die uns die Trauer der Zurückgebliebenen fühlen lässt, die aber auch hoffen lässt.
Die Kapitel zählen wie beim Countdown von 10 zurück und werden immer wieder von Tonis Notizen unterbrochen, in denen sie uns auf blauen Papier von ihrer Mutter erzählt. Die Bilder sind ungewöhnlich und zeigen auf ihre besondere Weise, was geschieht. Ein Buch, das unter die Haut geht und doch an die unendliche Liebe glauben lässt.

Dagmar Mägdefrau