Verein zur Förderung der Kinder- und Jugendliteratur e.V.

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Der Tag an dem Louis gefressen wurde

Der Tag an dem Louis gefressen wurde
John Fardell
Moritz-Verlag
Verlagsempfehlung ab 4 Jahre
2013 nominiert für den Deutschen Jugendliteraturpreis Sparte Bilderbuch

Louis und seine Schwester Sarah sind im Wald unterwegs, als Louis von einem Schluckster gefressen wird. Leider wird der wieder von einem größeren Monster gefressen und so weiter… Natürlich gibt es ein gutes Ende.

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Fast erinnert der Stil an ein Comic, die Bilder der Monster sind einfach toll. Ich hatte einen Riesenspaß an der Geschichte. Jan Böhmermann hat das Buch übrigens im Radio empfohlen.

Dagmar Mägdefrau

Lullemu, wer bist du? Eine Geschichte zum Freundefinden

Lullemu, wer bist du? Eine Geschichte zum Freundefinden
Kerstin Schoene
Nina Gunetsreiner
Coppenrath
Leseempfehlung ab 3 Jahre
Leiziger Lesekompass 2013

Lullemu ist ein Hund mit ganz viel Spielzeug. Was ihm fehlt ist ein Freund. Deshalb versucht er es bei vielen Tieren, aber die wollen immer, dass er so ist wie sie. Deshalb „verkleidet“ er sich, kann aber den anderen nicht genügen. Am Ende trifft er dann auf einen anderen Hund und die beiden werden „allerbeste Hundefreunde“.

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Sicher liegt dem Buch eine tiefgreifende Philosophie zu Grunde, aber ich denke, die Kinder werden sich einfach mit Lullemu freuen, dass er jetzt einen Freund hat. Denn das wünschen wir uns doch alle…. irgendwie.

Dagmar Mägdefrau

Emily auf dem Bauernhof

Emily auf dem Bauernhof
Andrea Reitmeyer
Jumbo
Leseempfehlung ab 3 Jahre

Von dem grün-weiß gestreiften und mit einer Ähre gerahmten Bild schauen uns Emily und die Bauernhoftiere auf dem Cover entgegen. Im Einband finden wir, liebevoll gemalt, die Produkte des Hofes. Im Querformat finden wir viele Bauernhofbilder, realistisch gemalt und schön anzusehen.

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Emily fährt zu ihrer Tante auf den Bauernhof und die beiden wollen einen Geburtstagskuchen für Onkel Theo, den Bauern, backen. Die Zutaten soll Emily alle auf dem Hof finden. Die Tiere helfen ihr natürlich gerne bei der Suche. Dabei darf sie eine Kuh melken und für den Kuchen geben die Hühner gerne ihre Eier her. Einiges muss sie noch im Hofladen kaufen, denn sie sieht zwar, wie das Korn geerntet wird, muss aber das Mehl vom Müller im Laden kaufen.

Ein schönes Buch, mit vielen Informationen, die wunderschön in die Geschichte eingebunden wurden.

Dagmar Mägdefrau

Katzenaugen – grüne – Trauben – Blitzer – Glitzer – Geistergrün

Katzenaugen - grüne - Trauben - Blitzer - Glitzer - Geistergrün
Tanja Drückers
Katja Gehrmann
Hanser
Leseempfehlung ab 3 Jahre

Ja, ich muss es zugeben, ich habe einen Knoten in der Zunge, einen „Kopfsalat-macht -Spagat-auf- der-fiesen-Nieselregen-Wiese-grünen“ Knoten. Lara ist grün gekleidet und findet, dass grün nicht gleich grün ist und erfindet mit ihrer Freundin Finja immer neue grüne Beschreibungen. Schließlich haben die Inuit auch 20 Begriffe für Schnee und die werden hier mit Begeisterung getoppt.

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Fröhliche Bilder von zwei richtig guten Freundinnen, sicher ein Mädchenbuch, dass Anregungen zum weiterspielen bringt. Schließlich kommt Lara am Ende des Buches in blau daher. Da gibt es sicher noch viele fantastische Worte, die den Kindern mit viel Phantasie einfallen werden.

Dagmar Mägdefrau

Baal der Wal – Ein neuer Kumpel für Ella und Mörtel

Baal der Wal - Ein neuer Kumpel für Ella und Mörtel
Annika Fischer
Bilder von Ronja Alina Hillebrand
hellblau
Für Kinder zwischen 3 und 9 Jahren

Da schrammt Baal mit seinem Walkörper durch die enge Ruhr und lernt so die Ente Ella und den Maulwurf Mörtel kennen. Beides Ruhrpottgewächse, die sich über den Wal in der Ruhr wundern. Aber Baal hat einen Grund für seine Reise. Er möchte erforschen, ob der Pottwal aus dem Ruhrpott ist? Da raten ihm die beiden zunächst mal im „Baaldeneysee“ zu schwimmen.

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Für Kinder aus dem Ruhrpott, wie ich finde, ein MUSS! Eckpunkte der Reise sind ihnen vertraut oder sie sollten sie schnellstens kennen lernen. Aber auch sonst ist das Bilderbuch schön gemacht, die Bilder erklären die Geschichte gut und man erfährt so einiges über die Region.

Ich freu mich schon, wenn ich das Buch Kindern vorlesen kann und bin gespannt auf deren Meinung zu dieser Geschichte aus dem Pott.

Dagmar Mägdefrau

Liebe Prinzessin, ich bin’s, Dein Prinz

Liebe Prinzessin, ich bin's, Dein Prinz
Simak Büchel
Fides Freidegerb
Bohem
Verlagsempfehlung ab 3 Jahre

Weil der Prinz bei seinem Besuch sein Schwert vergessen hat, schreibt er der Prinzessin einen Brief und bittet sie ihm schnell das Schwert zu bringen. Gut ausgerüstet macht sich die Prinzessin auf den Weg. Dieser ist sehr abenteuerlich, aber am Ende gelangt sie zu ihrem Prinzen.

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Es gibt viel zu sehen in diesem Buch, die Seiten sind voller interessanter Details, die man sicher erst nach einigen Malen alle finden wird. Am Anfang ist alles prinzessinenhaft rosa. Dann folgen Landschaften und Orte, Unterwasserwelten, futuristische Städte und Dinosaurier. Irgendwann steht alles Kopf und endlich ist der Prinz erreicht.

zusätzlich geht es immer um Zahlen, so nimmt die Prinzessin 9 Gegenstände mit und am Ende landet sie zwischen 2 Flugsauriern. Den Kindern macht es viel Spaß, die Gegenstände/Tiere zu zählen.

Ein Bilderbuch für fantasiebegabte Kinder, die bestimmt viel Freude an den tollen Bildern haben.

Dagmar Mägdefrau

Heute bin ich

Heute bin ich
Mies van Hout
aracariverlag
Verlagsempfehlung ab 3 Jahre
2013 nominiert für den Deutschen Jugendliteraturpreis

Das Buch hat mir meine Freundin Ute empfohlen und ich muss sagen, ein wunderschönes Buch mit wenig Worten. Abgebildet ist jeweils ein Fisch und auf der anderen Seite ein Gemütszustand. Heute bin ich… traurig, mutig, glücklich …

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Sicher kann das Buch auch für jüngere Kinder genutzt werden und auf jeden Fall macht es Spaß, die Begriffe nachzufühlen. Schon beim Lesen verändert sich die Mimik, das Wort hat immer eine andere Betonung. Und dann hat natürlich der jeweilige Fisch auch die Mimik des Adjektivs.

Ich habe das Buch auch bei jugendlichen Flüchtlingen genutzt und festgestellt, wie schwer die deutsche Sprache ist.

Dagmar Mägdefrau

Holla Die Waldfee

Holla Die Waldfee
Heike Kurtenbach
Empfehlung ab 2 Jahre

Natürlich ist es besonders schön, wenn man das Buch von der Autorin, die auch die Bilder gemalt hat, vorgelesen bekommt. Dann noch für einen Kreis von 10 Kindergartenkindern, da macht Leseförderung einfach Spaß und ich weiß,  dass unser Verein Sinn macht.

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„Tibeling“ ist das Wort, dass Holla beim Zaubern unterstützt und mit Begeisterung unterstützen die kleinen Zuhörer die Waldfee. So hilft Holla den Tieren im Wald mit ihren kleinen Zaubereien und zum Dank gibt es am Ende ein tolles gemeinsames Fest.

Schöne Bilder, die besonders die Mimik von Holla zeigen. Kurze Texte, die auch ganz Kleine schon gut verstehen. Sicher wirkt der Tibelingzauber auch bei Ihren Kindern.

Dagmar Mägdefrau

Gute Nacht Gorilla

Gute Nacht Gorilla
Peggy Rathmann
Moritz-Verlag
Verlagsempfehlung ab 2 Jahre

Eine Gute-Nacht-Geschichte mit viel Witz und wenig Text und vielen, vielen Tieren. Der Zoowärter wünscht dem Gorilla Gute Nacht und bemerkt nicht, wie dieser ihm den Schlüssel klaut und sich selbst befreit.

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Der Gorilla lässt nach und nach alle Zootiere frei, die in einer langen Karawane den Zoowärter bis in sein Schlafzimmer verfolgen. Seine Frau bringt dann alle Tiere wieder zurück und wünscht ihnen eine gute Nacht. Doch zwei schaffen es doch, sich wieder unter die Zoowärter-Bettdecke zu schleichen. Eine witzige Geschichte mit vielen Tieren für Kinder ab ca. einem Jahr.

 Katia Simon

Mädchenmeute

Mädchenmeute
Kirsten Fuchs
Rowolth
Empfehlung ab 14 Jahre
Jugendliteraturpreis 2016

Da kommen aufgrund einer Anzeige acht Mädchen in Berlin zum Bus mit der Aufschrift „Wildnis für wilde Mädchen“. Sie wollen in ein Ferien-Fun-Survival-Camp, ohne Technik, ohne Handy und andere Zivilisationsdinge. Dafür mit festen Schuhen und einem Messer.

Inken ist die Leiterin, die sie begleiten wird „Na bitte, dachte ich (Charlotte/Charlie, die uns diese Geschichte erzählt) dann kommt bestimmt die richtige Gruppenleiterin, ein sportliche Frau, lustig und cool. Ohne Ketten und Armbänder und Fingernägel wie Mordwerkzeuge.“

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Aber es gibt niemand anderes, Inken bringt die Gruppe in ein altes DDR Lager. Sie lässt die Mädchen über Nacht allein und am nächsten Tag ist ein Mädchen nicht mehr da. Die anderen vermissen ihr Gepäck. Später taucht Inken zwar wieder auf, aber die Mädchen kommen auf die Idee auf eigne Faust ein Abenteuer zu erleben. Sie fahren gemeinsam nach Thüringen und wollen dort in einem alten Tunnel unterkommen. Auf der Fahrt treffen sie noch auf Leute, die Hunde in ihrem Auto verladen haben. So hat jedes Mädchen einen Hund zu versorgen.

Die Mädchen sind von ihren Charaktereingenschaften völlig unterschiedlich. Eine ist aus reichem Elternhaus, eine zieht mit den Eltern und Geschwister auf Mittelaltermärkte, Anntonia ist besonders schön und kennt sich im Wald aus. Außerdem kennt sie viele alte Sagen, die sich um diese Gegend ranken.

„An mir zog die Müdigkeit. Mein Kopf drohte, einfach vom Hals abzubrechen. Meine Augen wollten nichts ansehen. Meine Aufregung hatte nur bis hierher gereicht. Jetzt, wo es wirklich richtig aufregend wurde, hatte ich keine mehr übrig. Ich ahnte, wie Coolsein funktioniert. Cool bedeutete, dass im Leben schon einmal etwas Aufregendes passiert war, dass es danach nichts Aufregendes mehr gab.“ Das ist so ein besonderer Satz, der das Buch und seine Sprache auszeichnet. Die Gedankengänge von Charlie zu kennen, macht einfach Freude.

Manchmal war mir das Buch mit seinen 462 Seiten etwas zu lang. Der Aufenthalt im Wald und das Zusammensein mit den Hunden zog sich etwas. Dafür wurde das Buch zu Ende noch einmal richtig spannend. Es lohnt sich also durchaus dranzubleiben.

Dagmar Mägdefrau


Am liebsten würde ich das Buch noch nicht kennen, dann hätte ich es jetzt noch vor mir.
(Mir war nicht klar, dass man gleichzeitig so bildhaft und so schnörkellos schreiben kann.)

Ein Feriencamp für „Wilde Mädchen“? Etwas widerwillig, vor allem aus Mangel an spannenden Alternativen lässt sich Charlotte (15) von ihrer Mutter anmelden. Und schon nach den ersten Sätzen der Geschichte möchte man wissen, was das wohl geben mag.

Die Autorin nimmt die Leserinnen und Leser direkt mit in den Wald, zu den Mädchen, zur Leitung des Camps, dem Bedürfnisraum… eine skurrile, einfühlsame, spannende, lustige, überraschende,…  ach, lesen Sie selbst! Ich beneide Sie 😉

PS: Völlig verdient: Jugendliteraturpreis 2016

Sandra Koch-Wildschütz

Sophie im Narrenreich

Sophie im Narrenreich
Verena Petrasch
BELTZ & Gelberg
Verlagsempfehlung ab 11 Jahre

Ich gehöre nicht zu den begeisterten Harry Potter Lesern und habe etwas Probleme mich in einer Phantasiewelt hineinzudenken. Aber dieses Buch hat mich schnell gefesselt.

Nachdem die Narren im Mittelalter verfolgt und gequält wurden, haben sie eine eigene Narrenwelt und sind für uns Menschen unsichtbar. Jeder erwachsene Mensch trägt ein Inneres Kind (das Kind, das er mal war) in sich. Deshalb können wir das Glück empfinden und auch mal närrisch sein.

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Wir erzeugen mit unserm Glück „Glücksmomente“ von denen die Narren leben. Leider gibt es auch Schwarznarren, die den Menschen das Innere Kind rauben. Dadurch wird der Mensch schwermütig und depressiv. Aus dieser schrecklichen Situation kann die Narren nur die 12-jährige Sophie retten. Sie wechselt ins Narrenreich, eine spannend ausgedachte Welt mit phantastischen Narrenfiguren und wundersamen Landschaften. Hier muss sie zunächst mit Hilfe eines Buches Narreteien erlernen. Auch dieses Buch ist eine Besonderheit. Es will sich zuerst einem Menschenmädchen nicht öffnen, manchmal ist es beleidigt, häufig bietet es aber auch Auswege mit neuen Narreteien.

Ein spannende Buch mit überraschenden Wendungen und der Weisheit „Du hast immer eine Wahl“. Ich habe es mit Begeisterung gelesen und denke viele Kinder werden, wie ich, die über 500 Seiten des Buches verschlingen und mit Sophie dem Kampf entgegenfiebern.

Dagmar Mägdefrau

Briefe von Hans

Briefe von Hans
Susanne Maibaum
BVK LESEwelten
Verlagsempfehlung ab 11 Jahre

Ein Buch, das man…einmal aufgeschlagen, nicht mehr aus der Hand legen mag. Durch die gewählte Briefform, eingebettet in eine leicht nachvollziehbare Rahmenhandlung, wird fesselnd und gut verständlich die Geschichte des 1. Weltkriegs erzählt. Besonders berührend ist hierbei der Bezug zu einem Familienschicksal.

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Die „Briefe von Hans“ vermitteln aber nicht nur anschaulich geschichtliches Wissen, sondern machen den Bezug nachfolgender Generationen zu historischen Ereignissen nachvollziehbar…“ das ist zwar alles schon viele Jahre her, aber es hat auch etwas mit mir zu tun, weil es meine Vorfahren und ihr Leben stark prägte“.

Anke Carlin


Vor 100 Jahren war Europa mitten im 1. Weltkrieg. Trotzdem wissen wir über diese Zeit nicht sehr viel. Meist nur die nackten Daten, zu stark wird er vom noch schlimmeren 2. Weltkrieg überschattet.

Nach dem Tod des Urgroßvaters findet die Familie im Nachlass Briefe von Hans und Friedrich. Friedrich ist der Vater des Verstorbenen und Hans war sein Bruder. Er zieht 1914 begeistert in den Krieg gegen Frankreich. Aber sehr schnell werden ihm die Schrecken des Krieges bewusst. Die Idee, mal eben Frankreich zu besiegen und Weihnachten wieder zu Hause zu sein, wird von der traurigen Realität von Hitze, Kälte, Hunger und Schmutz überschattet.

Ich weiß nicht, ob solche Briefe wirklich geschrieben wurden oder ob ein Soldat, der so am Sieg zweifelt, nicht vor ein Kriegsgericht gekommen wäre. Aber die Worte sind so eindringlich. Die verzweifelte Situation an der Front, die nie vorankommt, steht einem plastisch vor Augen. Die Angst, der ständige Lärm, der Geruch der Verwesung, das alles empfindet man mit Hans.

„Briefe an Hans“ sind ein Apell gegen den Krieg, der aber leider schon beim jüngeren Bruder Friederich nicht ankommt. Er wünscht sich schnell Soldat zu werden. In seinen Briefen wird die Lage in Deutschland geschildert, auch hier Hunger und Kälte. Die Deutschen wollen nicht mehr siegen, sie wollen nur, dass alles wieder so wird wie vorher. Aber der Krieg dauert, wie wir wissen über vier lange Jahre.

Ein lesenswertes Buch, mit etwas über 100 Seiten auch für Nicht-Leseratten und lesefaule Jungen ein guter Tipp. 

Dagmar Mägdefrau

Solo für Clara

Solo für Clara
Claudia Schreiber
Hanser
Verlagsempfehlung ab 12 Jahre

Um es vorweg zu nehmen: Ein außergewöhnliches und musikalisches Jugendbuch ab 12! Schon beim ersten Durchblättern habe ich die QR-Codes im Buch entdeckt. Normalerweise halte ich von einer schönen Gestaltung mehr, als von solch technischem Schnickschnack, aber hier erfüllt er wirklich einen guten Zweck und unterstützt den Lesegenuss. Die QR-Codes verweisen nämlich auf Musikstücke … Aber lieber erstmal kurz zum Inhalt: Clara van Bergen heißt das Mädchen, das der Leser hier von seinem zwölften Lebensjahr an begleitet, bis es 16 ist. In einzelnen Rückblicken springt man immer wieder in das Leben der jüngeren Clara.

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Clara ist musikalisch, willensstark und äußerst intelligent. Schon als Fünfjährige beginnt sie auf eigenen Wunsch, Klavier zu spielen. Schnell stellt sich heraus, wie talentiert sie ist. Sie bekommt mehr Unterricht bei besseren Lehrern. Es dauert nicht lang, da hat sie den Vater mit ihrer Spielkompetenz überholt. Die Schulen werden danach ausgesucht, ob sie mit Claras Musik vereinbar sind und Clara weiß: ich möchte Pianistin werden. Ihr Glück scheint vollkommen, als sie im Alter von elf bei einem Professor Klavier studieren darf.

Der erste Teil des Buches liest sich rasant. Clara gelingt einfach alles: In der Schule ein Überflieger, am Klavier sowieso. Die QR-Codes am Rand des Romans verweise immer auf die Stücke, die Clara gerade spielt, sodass der Leser – mag er auch noch so unmusikalisch sein wie ich – eine ungefähre Vorstellung davon hat, wie anspruchsvoll Claras Spiel ist. Zu dieser perfekten Welt passt auch der Schreibstil: positiv, heimelig und alles ist perfekt und aalglatt. Ich fühle mich sprachlich an Kinder- und Jugendbücher aus den 1950er Jahren erinnert und deren heile Welt. Und dann gibt es einen Bruch: Ging Clara bisher alles leicht von der Hand, werden mit Beginn des Studiums die Herausforderungen größer, der Druck stärker und sie unzufriedener. Plötzlich spielt die Konkurrenz zu anderen eine Rolle und Clara gelingt auch nicht mehr alles. Sie muss jetzt kämpfen. Auch der Sprachstil wechselt, wird kantiger, weniger gefällig. Was bleibt, sind die QR-Codes, die durch die Musik Claras inzwischen steinigen und anspruchsvollen Weg dokumentieren. „Ist die Musik denn alles?“, fragt Clara inzwischen erschöpft. Um sie herum geben viele Jugendliche, die denselben Weg gehen, auf. Und dann verliebt sich Clara auch noch.

Es hat nicht ganz einen Tag gedauert und ich musste mich schon wieder von Clara verabschieden, weil ich das Buch ausgelesen hatte – wie schade!

Katia Simon

Der Hummelreiter

Der Hummelreiter
Verena Reinhardt
BELTZ & Gelberg
Verlagsempfehlung ab 10 Jahre
Nominiert für den Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises 2017, Neue Talente
Ausgezeichnet mit dem Coverpreis 2017 der Jury der Jungen Leser

Das Cover dieses Buches ist einfach wunderschön gestaltet und ich suche meine Bücher gerne nach dem Cover aus. Allerdings ist das eintauchen in eine fantastische Welt nicht so meins und wenn es für mich nicht logisch erscheint, fällt mir das Lesen manchmal schwer. Ich stelle mir vor dass alle menschenartigen Wesen in Süd- und Nordwärts genau so klein sind, wie der Held des Buches Friederich Löwenmaul, der Hummelreiter wider Willen.

Und damit müsste auch der Palast der Königin Ophry genau so winzig sein. Trotzdem passen sogar Eulen dort hinein. Da hat meine Vorstellungskraft Probleme.

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Verena Reinhardt, eine promovierte Biologin, hat sicher viel Fachwissen in dem Buch untergebracht, trotzdem finde ich vieles eigenartig.
Besonders schlimm für ein Kinderbuch finde ich es, dass die Menschen(?) und Tiere häufig betrunken sind und unter der Droge Valmü sogar tolle Ideen haben. Es ist für mich nicht nachvollziehbar, weshalb Alkohol und Drogen hier so positiv beschrieben werden.

Über 500 Seiten benötigt die Autorin zur Beschreibung des Abenteuers der goldenen Hummel Brumsel und des Hummelreiters. Da kommen Ameisen als Heer vor, die beeinflusst durch Düfte, gegen ihre Natur, in Massen gen Norden ziehen. Diese Ameisen kommen aber nur in der Masse vor, nie als Individuum. Anders die Raupen, die tätowierte Raupe Kahlsson verpuppt sich und taucht als Admiral wieder auf. Dagegen gibt es die drei Raupen, die die manipulierenden Düfte erstellen, die bleiben die ganze Zeit Raupen.
Es gibt Fledermäuse, die zu den Wächtern gehören, aber es wird auch eine Maus als Braten verzerrt. Die Tiere müssen ständig ihr Essen kochen, was mich auch verwundert. Es wird Pollen in unterschiedlicher Form verzehrt, aber es gibt nur eine Hummel und keine Bienen.

Abschließen muss ich also sagen, kein Buch für mich.

Dagmar Mägdefrau

Ich, Jonas, genannt Pille und die Sache mit der Liebe

Ich, Jonas, genannt Pille und die Sache mit der Liebe
Brigitte Werner
Verlag Freies Geistesleben
Verlagsempfehlung ab 11 Jahre

Die Autorin Brigitte Werner, seit vielen Jahren bekannt durch ihre praktischen, kreativen, phantasievollen Ideen und Arbeiten mit kleinen und großen Menschen, hat hier wieder ein Buch geschaffen, das Kinder sofort ansprechen wird. Der etwa 11-12-jährige Ich-Erzähler Jonas, genannt „Pille“ ist eingebettet in seine Familie, deren einzelne Mitglieder schillernd in ihren unterschiedlichen Charakteren  sind.

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Im Vordergrund steht gleich zu Anfang der geplante Umzug von Opa Leo ins Altersheim. „Ne“, sagt Tante Berta, „ der hat nicht alle Tassen im Schrank. Punkt!“ Pille möchte ihr am liebsten vors Knie treten , damit ihr die Kirsche aus der Sahnetorte  wieder aus ihrem Mund springt … „Ihr seid doch alle total verrückt! Er hat wohl alle Tassen im Schrank, vielleicht noch ein paar mehr als ihr. Lasst Opa Leo in Ruhe!“ (S. 5) Pille kann sehr eindrucksvoll  seine jeweiligen Stimmungen beschreibend, was lesende Kinder ausgezeichnet verstehen werden. „Und ich sitze dann in irgendeinem Versteck, klein und mies und feige wie die allererbärmlichste Furzlaus im ganzen Universum. Klasse!“ (S.22) Gefüllt mit Sorge und skurrilen Erlebnissen rund um Opa Leo wird es unbemerkt Mai, und das Mädchen Lilli tritt in Pilles Leben. „Alle Mädchen in meiner Klasse finde ich blöd oder fast blöd. Wieso richtet Lilli solch ein Durcheinander in mir an, dass ich mich in mir selber nicht mehr zurechtfinde? Opa Leo wird das wissen. Ich muss ihn dringend fragen, wieso Mädchen so was können, ohne Vorwarnung und ohne großes Getöse… (S. 133) In Opas neuem Leben in der „Villa am Kanal“ vollziehen sich reichlich spannende Erlebnisse aber auch wundersame Veränderungen.

Lesende Kinder werden sich ab der ersten Seite mit Pille anfreunden und seine Welt gespannt miterleben –  das Lesen hat auch mir uneingeschränkt Spaß gemacht. Absolut geeignet!

Annette Heine

Die Bibel für Ungläubige – Genesis

Die Bibel für Ungläubige - Genesis
Guus Kuijer
Kunstmann-Verlag
Keine Altersangabe

Der Titel dieses Buches benennt genau das, was den Leser erwartet: Das Buch Genesis aus der Bibel. Guus Kuijer hat seine eigene Version der Bibel aufgeschrieben. Eine Bibel nicht nur für Ungläubige müsste das Buch eigentlich heißen. Denn alle, die die biblischen Geschichten der Genesis über den Anfang der Welt, Adam und Eva, über Isaak oder über Jakob schon gut kennen, werden überrascht sein, dass sie die Geschichten einerseits wiedererkennen und andererseits so anders und neu lesen (oder vorgelesen bekommen).

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Obwohl er selbst nicht an Gott glaubt, kennt Guus Kuijer die biblischen Geschichten in ihrer ursprünglichen Form besonders gut und hat sie mit viel Fantasie in seinen Texten lebendig werden lassen, indem er sie ergänzt und ihnen regelrecht Leben eingehaucht hat. Ein bisschen was hat er immer hinzugedichtet, die Figuren sind bunt und lebendig, die Hitze der Wüste ist spürbar und die Atmosphäre ist abenteuerlich. Ja, man kann sagen, die Geschichten sind spannender, emotionaler als die „Originale“ – und keine Sekunde langweilig. Dieses Buch fesselt alle – Große wie Kleine. Am besten liest man es zusammen.

Es ist ein Buch für die ganze Familie und zum Vorlesen auch für Kinder im Grundschulalter geeignet. Allein lesen lassen würde ich Kinder evtl. ab 10/11 Jahren.

Katia Simon

Auf Kaperfahrt mit Störtebeker – Spannende Graphic Novel aus der Hansezeit

Auf Kaperfahrt mit Störtebeker - Spannende Graphic Novel aus der Hansezeit
Till Lenecke
Hinstorff
Verlagsempfehlung ab 12 Jahre

So richtig warm werde ich mit dieser Art Buch nicht. Vielleicht habe ich nicht den geschulten Comic-Blick. Ich kann oft die Personen, in schwarz/grau gezeichnet, nicht voneinander unterscheiden. Erst am Ende wurden die handelnden Personen vorgestellt. Der Text ist sparsam und ganz am Ende, in der Erklärung zu den Kapiteln, wurde mir einiges klarer.

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Ich lese wahrscheinlich zu gerne, dass ich mich mit dem Wenigen ungern zufrieden geben mag. Trotzdem macht das Buch Weniglesern sicher viel Freude und macht sie neugierig auf die Seefahrt im Mittelalter, die sicher nicht romantisch, sondern böse und brutal war. Das versuchen die Zeichnungen auch zu vermitteln.

Dagmar Mägdefrau

Kinshasa Dreams

Kinshasa Dreams
Anne Kuschnarowas
BELTZ & Gelberg
Verlagsempfehlung ab 14 Jahre
Friedrich-Gerstäcker-Preis für Jugendbücher 2014
Gustav-Heinemann-Friedenspreis für Kinder- und Jugendbücher 2013

Das Buch ist aus dem Jahr 2012 und gerade heute wieder ganz aktuell. Jengo, jetzt wird er Iron Joe genannt, und steht als Boxer in Deutschland vor dem alles entscheidenden Kampf. Schon seine Geburt in Zaire, jetzt Demokratische Republik Kongo, war ein Kampf ins Leben. Ein fester Pol in seinem Leben ist sein Großvater, der ihn auch zum Boxen bringt.
So gibt es im Buch zwei vorrangige Themen: einmal die politische und persönliche Situation, die letztendlich zur Flucht führt und zu anderen sein Aufstieg zum Boxer.

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Sein großes Idol ist Muhammad Ali, der in Kinshasa am 30.10.1974 seinen Weltmeistertitel  beim „Rumble in the Jungle“ zurückeroberte. In diesem inzwischen herruntergekommen Stadion macht Jengo seine erste Boxerfahrung.

Da sein familiäre Situation sich dramatisch verändert, flüchtet der Junge mit einem Freund in einem Flugzeug. Leider bringt ihn dieses nicht in die Freiheit, sondern nach Ägypten. Nach einer aufregenden Zeit dort, gelingt es ihm nach Libyen weiter zu kommen und von dort geht es mit dem Schiff nach Italien. Leider wird er von dort wieder zurück geschickt. „Wäre er doch besser auf dem Meer verreckt.“

Seine zweite Flucht über die Balkanroute wird nicht mehr so eindringlich geschildert. Aber sein aufregendes Leben in Paris, wo er hofft, seine Mutter zu finden. Letztendlich findet er aber seinen Weg als Boxer und steht, so beginnt ja das Buch, vor seinem Kampf.

Nach seinem Tod wird ja wieder viel von Muhammad Ali berichtet und so hat das Buch damit seinen zweiten aktuellen Aufhänger. Sicher ein Buch für männliche, jugendliche Leser, aber durch die Beschreibung der Flucht auch für Erwachsene interessant.

Dagmar Mägdefrau

Dies hier ist kein Tagebuch

Dies hier ist kein Tagebuch
Erna Sassen
aus dem Niederländischen von Rolf Erdorf
Verlag Freies Geistesleben
Verlagsempfehlung ab 14 Jahre
Nominierung Jugendliteraturpreis 2016, Kategorie: Preis der Jugendjury und Jugendbuch

Ein Buch mit schwarzem Einband zu einem dunklen Thema bei Jugendlichen: die Depression – liegt vor mir. Hier ist es der Autorin gelungen, dieses Problem in ungewöhnlicher Weise für die jungen LeserInnen verständlich zu machen.

Der 16-jährige Boudewijis, genannt Bou, verweigert fünf Jahre nach dem Tod seiner damals psychisch kranken Mutter alles, was das Leben lebendig macht.

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Bou schreibt dazu: „Nicht zur Schule gehen, nicht essen, nicht schlafen, nicht reden, nicht wollen, nichts wollen, einfach überhaupt NICHTS ….“ (S. 5/6)

Diese Worte sprechen eine deutliche Sprache! Der Vater entwirft eine ungewöhnliche Therapie, um dem Sohn zu helfen, sich selbst die Tür zu einem positiven, zufriedenstellenden Leben wieder zu öffnen: er legt ihm ein leeres Heft und einige CD ́s in sein Zimmer und stellt ihm ein Ultimatum: entweder tägliche Eintragungen sowie Anhören von Musik oder aber Einweisung in die Psychiatrie! Bou akzeptiert das Heft und ist mit seinen Worten teils sehr ehrlich und selbstkritisch; beschreibt sich z.B. als „Weich-Ei“. Mit der Musik hat er jedoch zunächst große Schwierigkeiten: „Therapiemusik“ mit dem „heiligen Gesabber mit „gewaltigen Orchestern“ – er will keine „Rollatormusik“ !

Nachdem er mit dem Vater darüber gesprochen hat liegt am nächsten Morgen ein kleiner Stapel weiterer CD ́s vor seiner Zimmertür. Ein verständnisvoller Vater, sowie seine Tante Marjan und seine kleine Schwester Fussel, zu der er eine intensive, liebevolle Beziehung hat. Sie zeigt ihm ihre rührend naive Liebe auch immer mal wieder zwischendurch mit kleinen Aufmerksamkeiten! Außer in dieser seiner kleinen Familie befindet er sich außerhalb jeglicher sozialen Gemeinschaft. Im Verlaufe des Buches ändert sich dies ein wenig durch einen unregelmäßigen kleinen Briefwechsel mit einer Freundin. Die Reaktion des Vaters auf Bou ́s ersten Eintrag: „Für Unbefugte verboten“: „Ich muss es nicht wirklich lesen. Ich meine einfach nur, dass du ab und zu jemandem zeigen musst, dass du etwas hinein schreibst. Marjan oder Fussel zum Beispiel.“ (S. 7)

Die Eintragungen des Jungen sind allesamt sehr aufschlussreich: sie zeichnen das Bild eines Jugendlichen, der fast alles negiert, in dessen Kopf aber ein großer Mix an splitternder Gedanken zu Themen wie Altenheim, Extremisten, Alkohol, Samenspenden ….arbeitet.

Seine letzten Worte in seinem Heft: „War eigentlich gar keine so schlechte Idee von meinem Vater. Kein Tagebuch zu führen. Morgen kaufe ich ein neues. (Oder nächstes Jahr).“

Ein sehr anspruchsvolles Buch, in welchem das Einfühlungsvermögen der jugendlichen LeserInnen stark gefordert und gefördert wird!

Annette Heine

Wer morgens lacht

Wer morgens lacht
Mirjam Pressler
Beltz Verlagsgruppe
Verlagsempfehlung ab 14 Jahre

Ich habe beim Lesen oft an das Verhältnis meiner Töchter zueinander gedacht.
Auch da gab es Vorwürfe und Eifersucht, die für mich nicht erklärbar waren.

Aus Annes Sicht wurde ihre Schwester immer bevorzugt konnte machen, was sie wollte. Die Eltern gaben immer nach. Nach ihrem Verschwinden versucht Anne ihre Schwester zu ersetzen, zu imitieren. Aber sie bleibt doch Anne.

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Vieles klärt sich im Lauf des Buches, zum Teil auch das Verhältnis zu den Eltern. Zurück bleibt eine Schwester, die ihre Schwester hasst und liebt und in der immer ein Teil von ihr bleiben wird.

Mich hat dieses Buch von Frau Pressler sehr angesprochen, obwohl mir auch einiges fremd blieb.

Dagmar Mägdefrau

Der Sternenhase

Der Sternenhase
Martin Klein
Jochen Sturmann
Tulipan Bilderbuch
Verlagsempfehlung ab 4 Jahre

Diese Geschichte berichtet, wie es dazu kam, dass ein Hase die Himmelsbilder hütet. Der Hase fühlt sich zum Hüten berufen und die Tiere, die er hütet, werden immer größer und alle Hirten, vom Hütehund bis zum Cowboy, sind von seinem Können begeistert.

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Leider gibt es immer einen „Chef“, der sich gegen den Hasen ausspricht. Als der Hase bei den größten Tieren, den Elefanten angekommen ist, versuchen die ihm zu helfen. Die Lösung ist, der Hase muss den Himmel hüten.

Die Bilder sind sehr großflächig und realistisch gezeichnet. Sie werden ergänzt durch Sternenbilder und machen das Bilderbuch ein wenig zu einem Sachbuch. Immer, wenn der Hase Nebo sich verabschiedet, stubst er dem Freund auf die Nase. Dieser Vorgang rundet die einzelnen Episoden ab.

Dagmar Mägdefrau

Prinz Franz – total Papa

Prinz Franz - total Papa
Text: Angeika Glitz
Illustration: Annette Swoboda
Thienemann
Verlagsempfehlung ab 4 Jahre

Vielleicht kennt ihr den Franz auch schon aus „Total verliebt“? Ich fand ihn dort schon liebeswert und jetzt muss er auf eine ganze Kinderschar aufpassen. Gerda, seine Frau, liegt mit Rückschmerzen auf dem Sofa und Franz soll Medizin kaufen. So zieht er mit dem Lämmchen los und weil er wieder keine Brille trägt, gerät die Gesellschaft in die falsche Richtung.

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Die Schnukies sind begeistert von dem Nachwuchs und wollen ihn behalten. Aber als Franz ihnen erzählt, wie viel Arbeit die Kleinen machen, sind sie schnell verduftet. Zu Hause geht es Gerda auch durch die Medizin besser, ein kinderfreier Tag hat gereicht. So endet der Tag in der Wanne und Franz massierte Gerdas Rücken und sie seufzte vor Entzücken.

Ich bin nach wie vor der Meinung, richtigen Spaß haben wir Erwachsenen an diesen Büchern. Schon die Reime haben ein Augenzwinkern, das die Kinder nicht bemerken (sollten).

Dagmar Mägdefrau

Kleine Katze, komm zurück!

Kleine Katze, komm zurück!
Morgane de Cadier
Florian Pigé
Jumbo
Leseempfehlung ab 4 Jahre

Da leben auf einer Insel in der Stadt mit den großen Häusern feine Katzen mit guten Manieren. Da es dort ständig regnet, sind die Katzen immer mit Regenschirmen unterwegs. Sie sind elegant gekleidet und benehmen sich sehr gut.
Auf der Nachbarinsel scheint immer die Sonne und eines Tages kommt eine kleine Katze herübergeschwommen und bringt alle feinen Katzen mit ihrem schlechten Benehmen gegen sich auf. Sie wird auf ihre Insel zurückgeschickt.

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Da fällt noch mehr Regen und die Straßen und Häuser werden überschwemmt und da die Katzen nicht schwimmen können, rufen sie die wilde Katze zurück. Diese hilft ihnen und bringt ihnen das Schwimmen bei. So können sich sie Katzen der beiden Inseln besuchen und werden Freunde.

Die Bilder sind einfach, wie gedruckt, die Katzen etwas steif. Trotzdem können sie die Stimmung gut wiedergeben. Die Texte sind sehr kurz gehalten.

Leider verstehe ich die Moral dieser Geschichte nicht so ganz. Manchmal denke ich an Fremde, Ausländer vielleicht, dann an Außenseiter, Sonderlinge. Wenn wir wild sind und uns nicht an die Normen halten, können wir die Anderen retten? Aber vielleicht ist es nur ein schönes Bilderbuch und es hat gar keinen Anspruch auf eine Moral. Der Einband sagt: „Ein poetischer Bilderbuchschatz über die Vielfalt unserer Welt“.

Dagmar Mägdefrau

Roberta – Die Prinzessin in der Krone

Roberta - Die Prinzessin in der Krone
Verena Pavoni
dtv atlantis
Verlagsempfehlung ab 5 Jahre

Die Prinzessin Roberta trägt ihre Krone nicht, sondern sie wohnt darin. Ihre Zeit vertreibt sie damit die Zacken zu zählen, es sind mindestens hundert, wenn nicht gar tausend.
Bis Mister Bo, ein Hund, ihr erklärt, dass sie sich im Kreis dreht und die Krone nur 12  Zacken hat. Zuerst ist Roberta wütend und dann wird ihr langweilig.

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So kommt es, dass sie über den Zackenrand steigt und in die Welt geht. Mr. Bo zeigt ihr bei einem Spaziergang, was es zu entdecken gibt. Und der Leser sieht die Bilder ohne Text und kann selbst eine Geschichte dazu erfinden. Leider regnet es und die Abenddämmerung kommt. Robert gefällt das alles gar nicht. Sie will nach Hause. Schließlich schläft sie unter einem Baum ein. Am Morgen trifft sie auf den keinen König Klee, der wie sie die Zacken seiner Krone zählt. Auch er wird wütend, als sie ihm erklärt seine Krone habe nur 9 Zacken. Beide gehen zurück zu Robertas Krone, die wurde zwischenzeitlich gedreht und hat jetzt Eingänge zwischen den Zacken und am Ende feiern alle ein großes Fest und haben Spaß.

Die Zeichnungen sind sehr realistisch, Roberta trägt Biedermeier, obwohl die Umwelt modern ist. Ein Buch in dem es einiges zu entdecken gibt, das man dann interpretieren kann.

Dagmar Mägdefrau

Götz von Grützwurst und der Mutigste von allen

Götz von Grützwurst und der Mutigste von allen
Barbara Rose
Sascha Moraweitz
annette betz
Verlagsempfehlung ab 4 Jahre

Leider muss ich sagen, dass dieses Buch so ist, wie sein Titel. Die Bilder sind sehr schrill. Die Menschen und die Tiere wirken wie Karikaturen. Rudi der Sohn des Schmieds macht sich auf  und will sich bei Götz von Grützwurst als Knappe bewerben. Dank seiner zahmen Ratte, die auch sprechen kann, kann er sich gegen die anderen Bewerber durchsetzten.

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Nur den letzten Zweikampf hat er verloren, da er sich zwar mit Schwertern aber nicht mit dem Kämpfen auskennt. Da rettet er den Ritter vor einer Spinne und bekommt den Job als Knappe.
Ich finde die Geschichte etwas einfach gestrickt, kann mir aber vorstellen, dass er Kinder gibt, die sie deshalb mögen.

Dagmar Mägdefrau

Der Mann, der noch an den Klapperstorch glaubte

Der Mann, der noch an den Klapperstorch glaubte
Thomas Rosenlöcher
Maja Bohn
Hinstorff
Verlagsempfehlung 5 Jahre

Ich habe dieses Bilder-Buch auf der Buchmesse 2008 in Leipzig entdeckt und war vor allem von den Illustrationen hingerissen. Das Buch hat ein Hochformat; sonst hätte die dicke Frau auch nicht hineingepasst. Sie sprengt förmlich mit ihrer Fülle die Bildseiten.
Und wenn sie den Nachbar auslacht, weil er Zucker für den Klapperstorch auf die Fensterbank legt, damit der Storch ihm ein Kind bringt, dröhnt ihr Lachen aus dem Buch in mein Zimmer.

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Hier ziehen sich die Gegensätze förmlich an:
Er = dünn, schüchtern, leise, naiv
Sie = dick, zupackend, laut, wissend

Wenn ich dieses Buch Kindern vorgelesen habe, zweifeln sie stark daran, dass ein Mann so dumm sein kann. Doch wenn der Mann und die Frau am Ende eine kleine Familie gegründet haben, kommt ein zufriedenes Lächeln in ihre Gesichter. Erwachsene – meistens die Frauen – sind entzückt und blättern am Ende des Buches noch einmal zurück, um einen zweiten Blick auf die Illustrationen zu werfen.

Allen Beteiligten, die zum Entstehen des Buches beigetragen, mein dickes Kompliment für ihren Mut. Alle habe ich liebgewonnen und schätzen gelernt, sowohl den Autor als auch die Illustratorin und den Verlag.

Gisela Kühn

Hexlein

Hexlein
Helga Bansch
Jungbrunnen
Verlagsempfehlung ab 4 Jahre

Schon im Einband lernen wir das Kind kennen und lesen in einer spiralförmig angeordneten Schrift den ersten Hexenspruch. Und dann erfahren wir, dass sich alle sieben Jahren die Hexen aufmachen, ein Kind für die Nachfolge zu suchen. Mit Ausdauer wird die Katzensprache gelernt, natürlich lernt das Hexlein auch zaubern und in der Hexenküche zu kochen.

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Als das Hexlein Heimweh bekommt, wissen es die Hexen, sie abzulenken. Wer möchte nicht auf einem Hexenbesen reiten? Nach der Abschlussprüfung gibt es ein fröhliches Fest und als das Hexlein müde wird, bekommt sie einen „zärtlichen Hexenkuss“ und erwacht wieder zu Hause im Bett. War alles nur ein Traum? Aber das Kind kichert, wie Hexen kichern.

Große, meist in rot-orange gehaltene Bilder, die eine tolle Dynamik haben. Kurze Texte mit einem besonderen Tempo. Die Hexen sehen sehr freundlich aus.
Zunächst fand ich es etwas beängstigend, dass das Kind aus dem Bett „entführt“ würde, aber am Ende klärt es sich ja auf.

Dagmar Mägdefrau

Nusret und die Kuh

Nusret und die Kuh
Anja Tuckermann
Illustratoren: Mehrdad Zaeri & Uli Krapen
Tulipan
Verlagsempfehlung ab 5 Jahre

Nusret wohnt mit Opi und Omi im Kosovo. Seine Eltern und Geschwister sind im Krieg nach Deutschland gegangen und als später Nusret geboren wird, bleibt er bei den Großeltern auf dem Bauernhof. Er wächst mit der Natur auf und hat eine besondere Freundschaft mit der Kuh. Wenn ein Brief der Eltern aus Deutschland kommt, muss der Briefträger ihn vorlesen, da weder die Großeltern noch Nusret lesen können.

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Deshalb soll Nusret zu den Eltern nach  Deutschland. Er macht sich also mit der Kuh auf und geht in Deutschland zur Schule und findet dort Freunde.

Im Urlaub geht es zurück zu den Großeltern und die Kuh, die auch lesen gelernt hat, bleibt jetzt dort und liest die alten und neuen Briefe vor.

Die Bilder im Buch sind etwas verwaschen, nicht sehr realistisch. Trotzdem ist es schön sie anzuschauen. Hinten im Buch erklären die beiden Illustratoren, wie sie die Bilder zu diesem Buch gemalt haben. Für mich ist es sehr interessant zu erfahren, dass man zu zweit Bilder malen kann.

Mit der Geschichte tue ich mich etwas schwer. Zunächst verläuft alles sehr realistisch und dann zieht der kleine Nusret aus dem behüteten Bauernhof mit der Kuh alleine ins Ausland. Auch die brieflesene Kuh passt für mich nicht ins Bild. Die Gefühle der Beteiligte sind hingegen gut getroffen.

Dagmar Mägdefrau

Warte, warte – wo willst du hin?

Warte, warte – wo willst du hin?
Komako Sakai
Nakawaki Hatsue
Moritz-Verlag
Verlagsempfehlung 18 Monate

Ich bin ein Freund japanischer Kinderbücher. Einfühlsam, mit dem Blick für das Kleine und ganz besondere Illustrationen sind hier häufig anzutreffen. Bei diesem Pappbilderbuch auch. Die Geschichte ist schnell erzählt. Das kleine Kind – es ist vielleicht 1 oder 2 Jahre alt – entdeckt draußen kleine Tierchen, wie den Schmetterling, den Salamander oder die Taube, und stellt fest, dass sie alle weglaufen oder –fliegen, wenn man ihnen zu nahe kommt.

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„Wo willst du hin?“, fragt das Kind jedes Mal. Auf der letzten Seite ist das Kind dasjenige, das gefragt wird: „Wo willst du hin.“ Die Arme des Vaters greifen nach ihm und heben es auf die Schultern. Eine innige Szene.

Die zarten Illustrationen in dezenten Farben zeigen die Geschehnisse auf Augenhöhe eines etwa 1,5 oder 2 Jahre alten Kindes. Das ist toll. Körperhaltung und Mimik des Kindes stehen im Mittelpunkt und das jeweilige Tier. Nichts lenkt von diesem Wesentlichen ab. Obwohl wenig zu sehen ist, gibt es viel zu entdecken. Das Buch ist ab einem Jahr empfehlenswert.

Katia Simon

Mein erstes Buch – Tiere

Mein erstes Buch - Tiere
Alain Grée
Ravensburger
Der Verlag empfiehlt das Buch ab 2, aber auch Kleinere haben schon Freude daran.

Dieses Pappbilderbuch ist eine Art erstes Tierlexikon für Kleine. Die Kategorien sind die klassischen: Auf dem Bauernhof entdecken wir die Kuh, das Schwein und Co. Es folgen Haustiere, Waldtiere, Vögel, Insekten, Meeres- und Zootiere. Das Besondere an diesem Buch – und auch der Grund, aus dem ich auf es aufmerksam wurde – sind die wunderschönen, unverwechselbaren und charmanten Illustrationen des französischen Kinderbuchautors und -illustrators Alain Grée!

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Im Stil der 60er-Jahre glaubte ich zuerst, dass die ganze Reihe einfach neu aufgelegt wurde, aber tatsächlich sind die Bände erst 2012 zum ersten Mal erschienen. 

Grée hat die Tiere charmant eingefangen und gibt ihnen ein Gesicht, ohne die arttypischen Merkmale dadurch zu verwässern. Klare Farben und Formen lassen die Kleinsten schon eindeutig erkennen, welches Tier sie gerade betrachten und manche Tiere, wie das Pferd oder der Hund bekommen sogar eine eigene kleine Szene, zu der man spontan eine kleine Geschichte erfinden kann. Einen kleinen Wehmutstropfen gibt es jedoch: Die Kategorie Zootiere gefällt mir persönlich gar nicht. Die Tiere sind alle mit Gittern dargestellt und vermitteln den Kindern den Eindruck, als ob Löwen, Tiger, Giraffen und Co. den Zoo als natürlichen Lebensraum haben. Das hätte man besser lösen können.

Katia Simon