• Krakonos

    Krakonos

    Wieland Freund

    BELTZ & Gelberg

    Verlagsempfehlung ab 11 Jahre

    Nominiert für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2018

    Leipziger Lesekompass 2018

    Hier prallen zwei Welten aufeinander. Da ist die IT-Firma, wo die Kinder der ständig arbeitenden Angestellten in Waben in einem Internat leben und eine technisch versierte Ausbildung bekommen.

    Und dann gibt es die Figur, die wir als Rübezahl aus der Sage kennen. Ein Innerirdischer, einer, der viele Gestalten annehmen kann. Emma eine Mythobiologin beobachtet die Signale des Senders, der Krakonos vor mehr als 50 Jahren eingesetzt wurde. Es gibt keine Bewegung, er sitzt immer noch im Riesengebirge.

    mehr oder weniger lesen

    Der zehnjährige Levi passt mit seine Vorlieben nicht in die technische Umgebung in der er aufwächst, er will Tiere beobachten und ist begeistert, selbst  wenn es sich um Ungeziefer oder Ratten handelt. Sein Bruder Nik schleicht sich manchmal nachts mit ihm aus dem Gebäude. 
    Da geschieht das Unglaubliche, Krakonos entfernt sich als Rabe aus seinem Versteck in der Erde. Als er sieht, dass seine Gnome nicht mehr da sind, macht er sich auf in eine Welt, die ihm fremd ist. Er wird von einem besonderen SEK-Team gejagt, weil es nicht bekannt werden darf, dass es diese mythischen Figuren wirklich gibt.
    Bald darauf taucht Krakonos in Gestalt des Forschers Horak in Berlin auf. Levi ist fasziniert von diesem Wesen, das vorher ein Rabe war und will ihm helfen.
    Die beiden Brüder flüchten mit dem Gestaltenwandler und es geht sehr spannend weiter.

    Es hat etwas gedauert, bis sich mir die Situation erschloss. Aber dann konnte ich das Buch kaum wieder aus der Hand legen. Ich fand die Geschichte sehr stimmig und konnte mich gut in die Gefühle des Jungen Levi einfühlen.

    Dagmar Mägdefrau

  • Gar nichts von allem

    Gar nichts von allem

    Christian Duda

    BELTZ & Gelberg

    Verlagsempfehlung ab 11 Jahre

    Magdi hat eine Schwester und zwei Brüder, sein Vater ist Araber, seine Mutter Deutsche. Alle leben zusammen in einer Wohnung und müssen sich mit der Gewalt des Vaters auseinander setzen. Die Mutter hat keine Möglichkeit sich zu wehren, lediglich die Schwester bleibt von der Prügel des Vaters verschont.

    mehr oder weniger lesen

    Die Mutter möchte, dass die Kinder lieb sind und nicht provozieren, aber oft flippt der Vater grundlos aus.
    Die drei großen Kinder gehen zum Gymnasium und sind gute Schüler, obwohl Magdi keine Hausaufgaben macht, weil er keinen Sinn darin sieht. Oft trifft Magdi auf Vorurteile und man ist verwundert, dass diese Ausländerkinder zur höheren Schule gehen.

    Da er gerne schreibt beginnt er ein Tagebuch, dort hinein schreibt er seine Berichte über den Schulalltag, sein Idol Mohammed Ali und seine Familie. Alles spielt im Jahr 1975 und im Glossar werden und Atombusen, Bonanza oder Fuck erklärt.

    Es ist ein besonderer Stil, wie uns Christian Duda aus der Sicht des 13 Jährigen Jungen die damalige Welt erklärt. Auch die Ohrfeigem die noch tagelang auf dem Gesicht des Jungen zu sehen ist, ist für ihn schrecklicher Alltag und wird durch die Mutter gedeckt. Trotzdem ist es für ihn ein Spaß „Stan und Ollie“ im Fernsehen mit den Geschwistern sehen zu dürfen. Ein besonderer Höhepunkt in der Woche.

    Ein Buch mit sehr kurzen Kapiteln/Berichten, dass leicht zu lesen ist und trotz Spaß und Leichtigkeit ein trauriges Thema behandelt.

    Dagmar Mägdefrau

  • Sophie im Narrenreich

    Sophie im Narrenreich

    Verena Petrasch

    BELTZ & Gelberg

    Verlagsempfehlung ab 11 Jahre

    Ich gehöre nicht zu den begeisterten Harry Potter Lesern und habe etwas Probleme mich in einer Phantasiewelt hineinzudenken. Aber dieses Buch hat mich schnell gefesselt.

    Nachdem die Narren im Mittelalter verfolgt und gequält wurden, haben sie eine eigene Narrenwelt und sind für uns Menschen unsichtbar. Jeder erwachsene Mensch trägt ein Inneres Kind (das Kind, das er mal war) in sich. Deshalb können wir das Glück empfinden und auch mal närrisch sein.

    mehr oder weniger lesen

    Wir erzeugen mit unserm Glück „Glücksmomente“ von denen die Narren leben. Leider gibt es auch Schwarznarren, die den Menschen das Innere Kind rauben. Dadurch wird der Mensch schwermütig und depressiv. Aus dieser schrecklichen Situation kann die Narren nur die 12-jährige Sophie retten. Sie wechselt ins Narrenreich, eine spannend ausgedachte Welt mit phantastischen Narrenfiguren und wundersamen Landschaften. Hier muss sie zunächst mit Hilfe eines Buches Narreteien erlernen. Auch dieses Buch ist eine Besonderheit. Es will sich zuerst einem Menschenmädchen nicht öffnen, manchmal ist es beleidigt, häufig bietet es aber auch Auswege mit neuen Narreteien.

    Ein spannende Buch mit überraschenden Wendungen und der Weisheit „Du hast immer eine Wahl“. Ich habe es mit Begeisterung gelesen und denke viele Kinder werden, wie ich, die über 500 Seiten des Buches verschlingen und mit Sophie dem Kampf entgegenfiebern.

    Dagmar Mägdefrau

  • Briefe von Hans

    Briefe von Hans

    Susanne Maibaum

    BVK LESEwelten

    Verlagsempfehlung ab 11 Jahre

    Ein Buch, das man…einmal aufgeschlagen, nicht mehr aus der Hand legen mag. Durch die gewählte Briefform, eingebettet in eine leicht nachvollziehbare Rahmenhandlung, wird fesselnd und gut verständlich die Geschichte des 1. Weltkriegs erzählt. Besonders berührend ist hierbei der Bezug zu einem Familienschicksal.

    mehr oder weniger lesen

    Die „Briefe von Hans“ vermitteln aber nicht nur anschaulich geschichtliches Wissen, sondern machen den Bezug nachfolgender Generationen zu historischen Ereignissen nachvollziehbar…“ das ist zwar alles schon viele Jahre her, aber es hat auch etwas mit mir zu tun, weil es meine Vorfahren und ihr Leben stark prägte“.

    Anke Carlin


    Vor 100 Jahren war Europa mitten im 1. Weltkrieg. Trotzdem wissen wir über diese Zeit nicht sehr viel. Meist nur die nackten Daten, zu stark wird er vom noch schlimmeren 2. Weltkrieg überschattet.

    Nach dem Tod des Urgroßvaters findet die Familie im Nachlass Briefe von Hans und Friedrich. Friedrich ist der Vater des Verstorbenen und Hans war sein Bruder. Er zieht 1914 begeistert in den Krieg gegen Frankreich. Aber sehr schnell werden ihm die Schrecken des Krieges bewusst. Die Idee, mal eben Frankreich zu besiegen und Weihnachten wieder zu Hause zu sein, wird von der traurigen Realität von Hitze, Kälte, Hunger und Schmutz überschattet.

    Ich weiß nicht, ob solche Briefe wirklich geschrieben wurden oder ob ein Soldat, der so am Sieg zweifelt, nicht vor ein Kriegsgericht gekommen wäre. Aber die Worte sind so eindringlich. Die verzweifelte Situation an der Front, die nie vorankommt, steht einem plastisch vor Augen. Die Angst, der ständige Lärm, der Geruch der Verwesung, das alles empfindet man mit Hans.

    „Briefe an Hans“ sind ein Apell gegen den Krieg, der aber leider schon beim jüngeren Bruder Friederich nicht ankommt. Er wünscht sich schnell Soldat zu werden. In seinen Briefen wird die Lage in Deutschland geschildert, auch hier Hunger und Kälte. Die Deutschen wollen nicht mehr siegen, sie wollen nur, dass alles wieder so wird wie vorher. Aber der Krieg dauert, wie wir wissen über vier lange Jahre.

    Ein lesenswertes Buch, mit etwas über 100 Seiten auch für Nicht-Leseratten und lesefaule Jungen ein guter Tipp. 

    Dagmar Mägdefrau

  • Ich, Jonas, genannt Pille und die Sache mit der Liebe

    Ich, Jonas, genannt Pille und die Sache mit der Liebe

    Brigitte Werner

    Verlag Freies Geistesleben

    Verlagsempfehlung ab 11 Jahre

    Die Autorin Brigitte Werner, seit vielen Jahren bekannt durch ihre praktischen, kreativen, phantasievollen Ideen und Arbeiten mit kleinen und großen Menschen, hat hier wieder ein Buch geschaffen, das Kinder sofort ansprechen wird. Der etwa 11-12-jährige Ich-Erzähler Jonas, genannt „Pille“ ist eingebettet in seine Familie, deren einzelne Mitglieder schillernd in ihren unterschiedlichen Charakteren  sind.

    mehr oder weniger lesen

    Im Vordergrund steht gleich zu Anfang der geplante Umzug von Opa Leo ins Altersheim. „Ne“, sagt Tante Berta, „ der hat nicht alle Tassen im Schrank. Punkt!“ Pille möchte ihr am liebsten vors Knie treten , damit ihr die Kirsche aus der Sahnetorte  wieder aus ihrem Mund springt … „Ihr seid doch alle total verrückt! Er hat wohl alle Tassen im Schrank, vielleicht noch ein paar mehr als ihr. Lasst Opa Leo in Ruhe!“ (S. 5) Pille kann sehr eindrucksvoll  seine jeweiligen Stimmungen beschreibend, was lesende Kinder ausgezeichnet verstehen werden. „Und ich sitze dann in irgendeinem Versteck, klein und mies und feige wie die allererbärmlichste Furzlaus im ganzen Universum. Klasse!“ (S.22) Gefüllt mit Sorge und skurrilen Erlebnissen rund um Opa Leo wird es unbemerkt Mai, und das Mädchen Lilli tritt in Pilles Leben. „Alle Mädchen in meiner Klasse finde ich blöd oder fast blöd. Wieso richtet Lilli solch ein Durcheinander in mir an, dass ich mich in mir selber nicht mehr zurechtfinde? Opa Leo wird das wissen. Ich muss ihn dringend fragen, wieso Mädchen so was können, ohne Vorwarnung und ohne großes Getöse… (S. 133) In Opas neuem Leben in der „Villa am Kanal“ vollziehen sich reichlich spannende Erlebnisse aber auch wundersame Veränderungen.

    Lesende Kinder werden sich ab der ersten Seite mit Pille anfreunden und seine Welt gespannt miterleben –  das Lesen hat auch mir uneingeschränkt Spaß gemacht. Absolut geeignet!

    Annette Heine