• Absolute Gewinner

    Absolute Gewinner

    Chrisoph Scheuring

    magellan

    Verlagsempfehlung ab 12 Jahre

    Nominiert für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2019

    Luca lebt allein mit seiner Mutter in Hamburg und sein größtes Problem ist seine Stimme. Weil sie so sich so grausam quietschig anhört, spricht er so wenig, wie möglich. Am liebsten wirft er allein seine Körbe auf dem Günni, dem Basketballplatz seiner Schule. Der große graue Hausmeister, den alle Sichel, wegen seiner Haltung nennen, lässt die Kinder dort spielen. Als Luca ein Plakat über den „Night Move“ ein bundesweites Basketball-Turnier, dessen erster  Preis eine Reise in die USA ist, sieht, möchte er gerne mitmachen. Nachdem Robin ihn nicht in seiner Mannschaft haben möchte, taucht plötzlich Sichel auf und stellt eine Mannschaft zusammen.

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    Er will den zusammengewürfelten Haufen trainieren und er hat auch schon Ideen, wie es klappen kann. Nach dem Ortsteil nennen sie sich „Schlamm Hamm“ und beim Turnier treten sie mit hässliche zu großen Trikots an und sie schaffen es und dürfen zur Endausscheidung nach Berlin. Zu dumm, dass ihr Trainer nicht mehr auftaucht. Mit einem anderen Trainer, der besser ein Militärlager befehligen würde, fahren sie in die Hauptstadt. Habe ich bisher nur über Basketball und ein paar kleine häusliche Probleme gelesen, dreht sich das Buch mit der Ankunft in Berlin völlig. Heinrich, der Sohn eines türkischstämmigen Gemüsehändlers geht aufgrund seiner Hochbegabung auf eine Eliteschule und kann Computer hacken. Obwohl er nicht mehr in der Mannschaft ist, fährt er mit. Er weiß, wo man den Hausmeister/Trainer finden kann. So kommt es, dass Luca, Jana und Heinrich in ein Lokal einsteigen und dort die Wettcomputer anzapfen. Jana bekommt einen Brief, der die Situation erklärt und am Ende kann die Polizei einige Verbrecher festnehmen. Schlamm Hamm nimmt nicht am Endspiel teil, wird aber Sieger der Herzen und gewinnt auch eine Reise. 

    Es gibt viel Spannung in dem Buch, sowohl beim Basketball, als auch krimimäßig. Für mich ist trotzdem einiges ungereimt. So kann wohl kaum ein Mann der grammatisch so schlecht deutsch spricht Lehrer für die Oberstufe sein wollen. Janas Pflegeeltern kommen in dem Buch nicht vor, das finde ich sehr eigenartig. Da bleibt ein Mädchen über Nacht bei einem fremden Mann und keiner wundert sich.

    Dagmar Mägdefrau

  • Der große schwarze Vogel

    Der große schwarze Vogel

    Stefanie Höfler

    BELTZ & Gelberg

    Verlagsempfehlung ab 12 Jahre

    Die besten 7 Bücher für junge Leser (Deutschlandfunk), Oktober 2018

    Kranichsteiner Jugendliteratur Stipendium 2019 (Deutscher Literaturfonds und Arbeitskreis für Jugendliteratur)

    Nominiert für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2019

    Das dritte Buch von Stefanie Höfler, das sie selbst als Lieblingsbuch getitelt hat, ist einfach besonders. Ma ist groß und schrill und bunt, sie hat lange rote Haare, einen roten großen Mund und sie hat Launen. Sie wird schnell wütend, wechselt aber schnell und ist dann sehr liebevoll. Sie arbeitet im Theater an der Kulisse und liebe die Natur, den Wald und die Bäume. Sie hat einen sehr großen Mann, eine Schwester Gerda und zwei Söhne. Karl genannt Krümel ist sechs und noch im Kindergarten und den vierzehnjährigen Ben. Und Ma stirbt nachts im Ehebett mit 45 Jahren.

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    Die Geschichte wird aus Bens Sicht berichtet, einmal  von der Woche nach Mas Tod und dazwischen sind kurze Kapitel in kursiv gedruckt, die von der Zeit davor und von der  Zeit bis zu einem Jahr nach dem Tod  berichtet. 
    Die Kinder gehen zunächst zu Tante Gerda, weil der Vater lethargisch in der Wohnung sitzt. Er bewahrt zunächst, was seine Frau zurück gelassen hat. Die zerknüllte Zeitung, ihre Musik. Karl baut ein Mausoleum für seine Mutter und hat die Idee den Sarg bunt anzumalen. Ben, der Beobachter, der immer nur reagiert, zeigt die Liebe zu seinem Bruder in wunderbar zärtlicher Weise. 
    Er lernt die „Eiskönigin“ Lina, die Expertin für Tod und Trauer kennen. Eine neue Mitschülerin, die einen Bruder hat, der im Koma liegt. Sein großer, kräftiger Freund Janus ist verlässlich, aber die beiden reiben sich doch immer wieder aneinander.

    Es ist so viel Gefühl in dem Buch, so viel Liebe, besonders zur Natur, die eine große Rolle spielt. Ma, von der wir so viel erfahren, ist eine tolle Mutter gewesen, obwohl sie rumgewütet hat, obwohl sie manchmal die Pest war. Ein Mensch mit Fehlern, der aber ganz viel Liebe bei ihrer Familie zurück gelassen hat. Deshalb können wir uns alle nur einen so tollen großen Bruder wie Ben wünschen. 

    Dagmar Mägdefrau

  • Tanz der Tiefseequalle

    Tanz der Tiefseequalle

    Stefanie Höfler

    BELTZ & Gelberg

    Verlagsempfehlung ab 12 Jahre

    Monatsluchs März 2017

    Niko und Sera gehen in eine Klasse – soweit ihre Gemeinsamkeiten. Denn Sera gilt als schön und beliebt, Niko hingegen wird wegen seines Übergewichts gemobbt, doch er wehrt sich nie und scheint total gelassen zu bleiben. Vor allem Marko, der Star der Klasse, hält selten einen Spruch zurück. Allerdings gehen auf Klassenfahrt auch seine Annäherungsversuche bei Sera zu weit und ausgerechnet Niko kommt ihr zur Hilfe. Von da an gerät auch sie in das Visier der Klasse und erfährt, was Niko seit langem durchmacht. Sera beschäftigt sich nun viel mit Niko, dabei merkt sie, wie lustig, fantasievoll und wortgewandt dieser Junge ist, mit dem sie sonst nie geredet hätte.

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    Abwechselnd erzählen die gegensätzlichen Protagonisten in der Ich-Form, sodass die Lesenden in den Kopf von beiden gucken können. Diese Innensicht ist der Autorin feinfühlig und plausibel gelungen, schnell wird deutlich welche Auswirkungen das Verhalten der anderen Schüler*innen hat. Leider ist das Mobbing ebenfalls sehr realitätsnah dargestellt: Die Sprüche, die Kritzeleien an der Tafel, die Zuspitzung auf Klassenausflügen und die Lehrerin, die nicht viel dagegen macht.

    Obwohl es viel um die Beziehung der beiden geht, spielt die Frage nach einer Liebesgeschichte keine

    allzu wichtige Rolle. Vielmehr geht es darum, was die beiden voneinander lernen können, was gerade

    für ein Jugendbuch mit ernstem Thema eine schöne Botschaft enthält. Denn nicht immer ist das Verliebt-sein und die romantische Beziehung die Antwort oder das Happy End. So wird es nicht zu einer Klischee-behafteten “Die Schöne und das Biest”-Geschichte, denn es geht um wesentlich mehr, um Freundschaft, Mobbing, Bodyshaming, Mut und den Umgang mit Problemen.

    Raphaela Brosseron 


    Sera, ein hübsches Mädchen mit ägyptischen Wurzeln, ist beliebt in der Klasse und Marko, der Star bei den Jungs, möchte mit ihr zusammen sein.
    Niko, ein fetter, hellhäutiger Junge, der bei seiner Oma wohnt, weil die getrennten Eltern ihn nicht mehr wollten, ist das beliebteste Mobbingopfer der Klasse.

    Die kurzen Kapitel des Buches werden abwechseln und fortlaufend aus der Sicht dieser beiden Personen erzählt.

    Auf der Klassenfahrt beobachtet Niko, dass Sera von Marko bedrängt wird und schreitet ein.
    Später fordert Niko Sera zum Tanzen auf, zum Tanz der Tiefseequalle. Damit wechselt Sera die Seiten. Alle wenden sich von ihr ab und sie brennt mit Niko durch.

    So kommt es, dass die beiden sich näher kennenlernen. Bald bemerkt Sera, dass Niko wunderschöne flaschengrüne Augen hat. Sie, die immer nur kurze Sätze spricht, freut sich über die poetischen Sätze von Niko. Überhaupt mutet Niko etwas altmodisch an, er ist sehr höflich, flucht nicht und handelt überlegt. Sera merkt, dass ihr Freundschaft zu Melinda sehr oberflächlich war und stellt fest, dass Niko mit Little, einem hyperaktiven Jungen, einen richtigen Freund hat.

    Ich habe das Buch mit großer Freude gelesen, vielleicht weil meine Waage auch weit über Idealgewicht steht. Das Buch ist trotz des „schweren“ Themas leicht zu lesen und humorvoll geschrieben.

    Dagmar Mägdefrau


    Ein wunderbares Buch zu einem absolut nicht solchem Thema: Mobbing! Die beiden Hauptakteure des Buches könnten unterschiedlicher nicht sein: Das wunderschöne Mädchen Sera, streng erzogen, von den Mitschülerinnen bewundert und von den Jungen begehrt – und ihr Mitschüler, der pralle, fette Niko, von allen in der Klasse nur der „Dicke“ genannt, der sein Äußeres jedoch selbst auch kritisch, aber locker sieht: „wie ein Michelin-Männchen“. Niko muss häufig mit schlimmsten Gemeinheiten rechnen wie z.B. sein Rucksack hoch im Baum hängend; nach dem Sportunterricht seine Kleidung versteckt während er unter Dusche steht … und alle amüsieren sich köstlich! Sera muss im Verlauf der Geschichte erkennen, dass ihre Freundschaft zu Melinda keine echte ist. Im Gegensatz dazu hat Niko zwei wunderbare Freunde, Little und Osman, der besonders viel Verständnis für ihn hat „…er muss es ja wissen, er ist ja schon 15 Jahre länger dick!“ Osman besitzt eine Autowerkstatt und ein Faible für Erfindungen, womit er Niko angesteckt hat. Dies wird  unter anderem auch immer wieder durch den kreativen Umgang mit Sprache deutlich, der die LeserInnen zum Teil staunen, aber auch belustigen wird. Eigene Wortschöpfungen von Niko können so auch sehr ernsten Situationen den Schrecken nehmen, wie -z.B.:Überfallgrapschattacke, Notfallabhauplan, Multifunktionsabenteuerhandtäschchen -LeserInnen werden mit Sicherheit ebenso wie Sera Mitleid für Menschen entwickeln, die nicht der Norm entsprechen und mit Niko nachempfinden: „dieses mieses Gefühl macht sich in meinem Inneren breit wie ein großer Klecks Tinte auf einem nassen Papier!“ (S.65) Dadurch, dass die beiden Haupt-Personen wechselweise aus ihrer Perspektive erzählen, was durch den jeweils unterschiedlich gesetzten Text verdeutlicht wird, ist Identifikation umso mehr möglich. Ein ungewöhnlicher Abschluß – sowohl realistisch als auch imaginär – passend zum Titel, wird bei den LeserInnen ein warmes Gefühl erfüllt von großem Verständnis für das ungewöhnliche Paar hinterlassen.

    Annette Heine

  • SPY – Hightspeed London

    SPY – Hightspeed London

    Arno Strobel

    Loewe

    Verlagsempfehlung ab 12 Jahre

    Das Cover hat schon eine tolle, dynamische Aufmachung und laut Verlag handelt es sich dabei um Spotlack und Prägung.
    Mir ist Arno Strobel als Thillerautor bekannt und ich war gespannt, wie er für Jugendliche schreibt. Der Beginn ist schon sehr rasant. Dominik von seinen Freunden Dommi  und von seinem Vater Nick genannt , sprintet einem Dieb hinterher. Er gelangt in einen Hinterhof und von dort mit Hilfe eines Hüpfspiels in eine unterirdische Schule des BND.

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    Da seine Mutter tot ist und sein Vater als Diplomat in der Welt unterwegs ist, ist Nick bei Pflegeeltern aufgewachsen. Jetzt erfährt er, dass sein Vater, der mit ihm immer  an seinem Geburtstag für eine Woche tolle, abenteuerliche Dinge unternimmt, Agent ist.
    Nick soll an der Schule drei Jahre ausgebildet werden, das ist der Wunsch des Vaters, der verschwunden ist. Nick hält zunächst alles für ein großes Spiel und erwartet seinen Vater jeden Moment als Gratulant. Er ist begeistert von dem Aufwand, der da betrieben wird ,um ihm einen spannenden Geburtstag zu bieten. 

    Aber es wird ihm schnell klar, dass er in der Wirklichkeit ist, obwohl alles völlig surreal scheint. Das eigentliche Abenteuer beginn nach den drei Jahren, die das Buch überspringt. Eine Zwischenprüfung gerät völlig aus dem Ruder, es gibt einen Toten und Nick macht sich auf nach London um seinen Vater zu suchen. Dort ist nichts mehr so wie es scheint und Nick hat Probleme Freund und Feind zu unterscheiden. Es gibt viele technische Finessen in diesem Buch, so trägt Nick eine Art Armband, ein Interface, das er Bruno nennt und das mich mit seinem neuartigen Emotion-Chip sehr an den alten „Kitt“ von David Hasselhoff erinnert.   Züge fahren über 1.000 km/h und die Schule liegt tief unter der Erde.

    Ich habe das Buch mit Spannung gelesen und bin sehr gespannt auf die Fortsetzung, denn so ist  das Ende  angelegt.

    Dagmar Mägdefrau

  • Dann bin ich eben weg – Geschichte einer Magersucht

    Dann bin ich eben weg – Geschichte einer Magersucht

    Christine Fehér

    cbt Taschenbuchverlag

    Verlagsempfehlung ab 12 Jahre

    Die 14-jährige Sina hat es verständlicherweise in diesem Alter nicht leicht mit ihrer Mutter und ihrem 12-jährigen Bruder. Leicht findet sie jedoch auch nicht ihren Körper, der anderen nicht dick erscheint, aber plötzlich nicht mehr hineinpasst in eine ihrer Lieblingsjeans – ein Geschenk ihrer Freundin Mellis! Als sie dann auch noch Tage später die Butter aus einem üppig belegten Käsebrötchen ihrer Mutter hervorquellen sieht, überkommt sie der totale Ekel!

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    Durch Zufall liest sie den Zeitschrift-Artikel  „In 21 Tagen zur Traumfigur!“  – genau, das ist es: sie muß abnehmen – dann ist sie nicht nur die Musterschülerin mit den bisher besten Noten, sondern auch noch schlank, begehrenswert und beliebter!!

    Durch die Einleitung der einzelnen Kapitel mit ihrem derzeitigem Gewicht und einer rezeptartig detaillierten Auflistung der Speisen und Getränke des jeweiligen Tages wird deutlich, wie Sina schleichend immer weiter hinein gerät in die Erkrankung Magersucht. In ihr wüten teilweise ungeheurer Hunger und Widerwillen gegen alles Essbare und Essensgerüche. Sie läßt Nahrung, die ihre Mutter ihr fürsorglich behutsam zum Abendbrot reicht, z.B. im Ärmel ihres Nachthemds verschwinden, um es später im Badezimmer zu vernichten.

    Hier einige Beispiel ihres körperlichen Befindens:
    bei einem Familienbesuch:  „In meinen Ohren beginnt es zu summen und mein Kopf fühlt sich an wie Watte. Ich spüre den Boden unter meinen Füßen nicht mehr und stehe trotzdem wie angewurzelt da.“

    Beim Besuch einer Freundin: „ Vor meinen Augen tanzen Sterne, während ich die letzten Stufen zu ihr hochsteige. Warum müssen die auch im dritten Stock wohnen?“

    Im Verlauf der Geschichte verändert sich Sina nicht nur körperlich, sondern auch ihr Verhalten, ihre Gefühle, ihre Freundschaften und ihre Vorlieben verändern sich, z.B. durchlebt sie einen starken Leistungsabfall in der Schule, wogegen Schwimmen ganz extrem an erster Stelle ihrer Freizeitbeschäftigungen steht – ganz klar: hierbei kann sie immer zusätzlich noch immer mehr abnehmen! Als sie eines Tages im Schwimmbad zusammenbricht wird deutlich, dass auch Familie und Freunde mit ihren Hilfsangeboten nichts verändern konnten. Durch fachliche Hilfe kann Sina aus der Tiefe ihres Lebens allmählich wieder an die Oberfläche gelangen.

    Eine zum Teil verstörende Geschichte über die Gefahr der Magersucht und über die enorme Kraftanstrengung, die benötigt wird. Um den Fängen der Sucht zu entkommen. Doch wie Sina auch am Ende des Buches merkt: Der Kampf dagegen hört nie auf! Nicht nur gefährdeten jungen Menschen kann man dieses Buch empfehlen; auch ihr Umfeld sollte es lesen, da es zeigt, wie man nach Möglichkeit nicht mit Magersüchtigen umgehen sollte!

    Im Anhang sind einige Adressen von Beratungsstellen aufgelistet.

    Annette Heine

  • Schneeriese

    Schneeriese

    Susann Kreller

    Carlsen

    Verlagsempfehlung ab 12 Jahre

    Gewinner des Deutschen Jugendliteraturpreises 2015 in der Kategorie Jugendbuch

    Ich habe ein wenig gebraucht, um aus der traurigen Stimmung des Buches wieder in den Alltag zu finden.
    Da sind Adrian, der 14-jährige, einsneunzig große Junge und Stella Maraun, das Nachbarmädchen, ein Leben lang befreundet. Die Familien feiern Weihnachten zusammen und man kann immer über die Terrassen in das Nachbarhaus.

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    Stella tröstet Adrian über seine Größe indem sie immer wieder riesige Sachen findet, Tunnel, Berge oder Körperteile, die sie Adrian „mitbringt“.

    In ein Haus in der Nachbarschaft , das Dreitodenhaus genannt wird, weil es dort drei Todesfälle gab, zieht eine Georgische Familie ein. Eigentlich wollen die beiden Freunde nur ausspionieren, was dort geschieht, aber Stella verliebt sich in den Sohn Dato. Damit beginnt die traurige Zeit für Adrian. Selbst das Zeichnen will ihm nicht mehr gelingen und die fertigen Bilder werden von ihm zerrissen. Seine Mutter möchte, da sie sehr unter ihrer Größe leidet, dass Adrian eine Hormontherapie macht. Das führt zum Streit zwischen den beiden. Der Vater, viel beruflich unterwegs, hält sich meist raus.

    Nur Stellas Großmutter, Misses Elderly, versucht Adrian zu helfen. Leider führt ihr Rat, endlich zu sprechen, zur Katastrophe.

    Adrians Hilflosigkeit, seine Verlassenheit gehen mir als Leser unter die Haut. Der Schneeriese, der sich so klein fühlt und der immer an seiner Größe gemessen wird, erlebt hier das Ende seiner Kindheit. Ganz nebenher erfahren wir aber auch einiges über Georgien und seine Familienfehden, die die Leute zur Flucht in den Westen getrieben haben.

    Dagmar Mägdefrau


    Zurück bleibt bei mir nach dem Lesen die Frage, ob die Zielgruppe mit diesem Buch zurecht kommt: eine abstruse Geschichte mit zum Teil schwierig gewählten Formulierungen und eben solchem Satzbau. Der Verlauf ist schwer nachvollziehbar und bietet für die jugendlichen LeserInnen nur mit Mühe die Möglichkeit sich kontinuierlich einzulassen, zum Miterleben, Nachempfinden oder gar zur Identifikation.

    Annette Heine

  • Hildegundis und die Kinderkrone

    Hildegundis und die Kinderkrone

    Regina E. G. Schymiczek

    Books on Demand

    Leseempfehlung ab 12 Jahre

    Als im Essener Stift die Äbtissin Theophanu um die Jahrtausendewende herrschte, kam Hildegundis als Zwölfjährige zur Ausbildung ins Stift. Hier soll sie lernen, wie ein großes Rittergut geführt wird, denn das Stift ist reich und die Äbtissin eine mächtige Frau.
    Um Hildegundis herum gibt es viele Intrigen und es soll sogar ein Mordanschlag auf den Kaiser verübt werden.

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    Das Buch hat also viele Fassetten des mittelalterlichen Lebens zu bieten. Besonders als Essenerin habe ich mir das Leben rund um den Dom gut vorstellten können. Es gibt ja wenig Literatur, die sich mit dieser Zeit der Frauenherrschaft in Essen befasst und dieses Buch ist sehr spannend und interessant geschrieben.

    Da Frau Dr. Schymiczek promovierte Historikerin ist, sind die historischen Figuren und die Lebensumstände sicher gut recherchiert. Ein empfehlenswertes Buch.

    Dagmar Mägdefrau


    Die Kunsthistorikerin Regina E.G. Schymiczek erzählt in ihrem historischen Roman die Geschichte der Kinderkrone Otto III. , die sich heute in der Schatzkammer des Essener Doms befindet. Die Umstände, unter denen die Kinderkrone dorthin gelangte, sind bis heute ungeklärt. In ihrem Roman verwickelt die Autorin fiktive Protagonisten in eine schlüssige und spannende Geschichte und lässt sie auf realhistorische Personen treffen. Die Schilderung der gesellschaftlichen und landschaftlichen Gegebenheiten wirken dabei realistisch und glaubwürdig und der Autorin gelingt es, ein farbenprächtiges Bild ihrer Protagonisten und der Zeit vor dem Auge des Lesers entstehen zu lassen.

    Wegen seines Umfangs, seiner relativ komplexen Sprache und einigen wenigen Längen empfiehlt sich das Buch besonders für historisch interessierte Leserinnen ab 13 Jahren.

    Sabine Malischewski

  • Solo für Clara

    Solo für Clara

    Claudia Schreiber

    Hanser

    Verlagsempfehlung ab 12 Jahre

    Um es vorweg zu nehmen: Ein außergewöhnliches und musikalisches Jugendbuch ab 12! Schon beim ersten Durchblättern habe ich die QR-Codes im Buch entdeckt. Normalerweise halte ich von einer schönen Gestaltung mehr, als von solch technischem Schnickschnack, aber hier erfüllt er wirklich einen guten Zweck und unterstützt den Lesegenuss. Die QR-Codes verweisen nämlich auf Musikstücke … Aber lieber erstmal kurz zum Inhalt: Clara van Bergen heißt das Mädchen, das der Leser hier von seinem zwölften Lebensjahr an begleitet, bis es 16 ist. In einzelnen Rückblicken springt man immer wieder in das Leben der jüngeren Clara.

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    Clara ist musikalisch, willensstark und äußerst intelligent. Schon als Fünfjährige beginnt sie auf eigenen Wunsch, Klavier zu spielen. Schnell stellt sich heraus, wie talentiert sie ist. Sie bekommt mehr Unterricht bei besseren Lehrern. Es dauert nicht lang, da hat sie den Vater mit ihrer Spielkompetenz überholt. Die Schulen werden danach ausgesucht, ob sie mit Claras Musik vereinbar sind und Clara weiß: ich möchte Pianistin werden. Ihr Glück scheint vollkommen, als sie im Alter von elf bei einem Professor Klavier studieren darf.

    Der erste Teil des Buches liest sich rasant. Clara gelingt einfach alles: In der Schule ein Überflieger, am Klavier sowieso. Die QR-Codes am Rand des Romans verweise immer auf die Stücke, die Clara gerade spielt, sodass der Leser – mag er auch noch so unmusikalisch sein wie ich – eine ungefähre Vorstellung davon hat, wie anspruchsvoll Claras Spiel ist. Zu dieser perfekten Welt passt auch der Schreibstil: positiv, heimelig und alles ist perfekt und aalglatt. Ich fühle mich sprachlich an Kinder- und Jugendbücher aus den 1950er Jahren erinnert und deren heile Welt. Und dann gibt es einen Bruch: Ging Clara bisher alles leicht von der Hand, werden mit Beginn des Studiums die Herausforderungen größer, der Druck stärker und sie unzufriedener. Plötzlich spielt die Konkurrenz zu anderen eine Rolle und Clara gelingt auch nicht mehr alles. Sie muss jetzt kämpfen. Auch der Sprachstil wechselt, wird kantiger, weniger gefällig. Was bleibt, sind die QR-Codes, die durch die Musik Claras inzwischen steinigen und anspruchsvollen Weg dokumentieren. „Ist die Musik denn alles?“, fragt Clara inzwischen erschöpft. Um sie herum geben viele Jugendliche, die denselben Weg gehen, auf. Und dann verliebt sich Clara auch noch.

    Es hat nicht ganz einen Tag gedauert und ich musste mich schon wieder von Clara verabschieden, weil ich das Buch ausgelesen hatte – wie schade!

    Katia Simon

  • Auf Kaperfahrt mit Störtebeker – Spannende Graphic Novel aus der Hansezeit

    Auf Kaperfahrt mit Störtebeker – Spannende Graphic Novel aus der Hansezeit

    Till Lenecke

    Hinstorff

    Verlagsempfehlung ab 12 Jahre

    So richtig warm werde ich mit dieser Art Buch nicht. Vielleicht habe ich nicht den geschulten Comic-Blick. Ich kann oft die Personen, in schwarz/grau gezeichnet, nicht voneinander unterscheiden. Erst am Ende wurden die handelnden Personen vorgestellt. Der Text ist sparsam und ganz am Ende, in der Erklärung zu den Kapiteln, wurde mir einiges klarer.

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    Ich lese wahrscheinlich zu gerne, dass ich mich mit dem Wenigen ungern zufrieden geben mag. Trotzdem macht das Buch Weniglesern sicher viel Freude und macht sie neugierig auf die Seefahrt im Mittelalter, die sicher nicht romantisch, sondern böse und brutal war. Das versuchen die Zeichnungen auch zu vermitteln.

    Dagmar Mägdefrau

  • Das Schicksal ist ein mieser Verräter

    Das Schicksal ist ein mieser Verräter

    John Green

    Carl Hanser Verlag

    Verlagsempfehlung ab 12 Jahre

    „Selbsthilfegruppe“, oh je, wo ist die selbstbewusste, oft kaltschnäuzige und mitunter auch nicht gerade liebenswerte 16-jährige Hazel Grace da nur auf Drängen der Mutter hinein geraten!?
    Junge Menschen, die so wie sie alle mit schweren körperlichen Erkrankungen, die bei dem einem oder der anderen sogar bis zum Tode führen, werden hier geleitet von einem jungen Mann, der ihnen helfen soll, auch depressive Stimmungen zu überwinden.
    Hazel will auf Grund ihrer Krebserkrankung von niemandem bemitleidet werden, auch nicht von GUS, der gehandicapt durch eine Beinprothese ebenfalls an den Gruppen-Sitzungen teilnimmt.

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    Kitschige Liebes-Geschichte mit traurigem Ende also schon vorher bestimmt?

    Weit gefehlt! Die Beiden springen auf direktem Weg in eine spannungsgeladene Beziehung und haben miteinander trotz Einschränkungen durch ihre Erkrankungen turbulente Erlebnisse, die sich zum Teil auch um den Bereich Literatur ranken. Nach dem Lesen eines unvollendeten Romans setzen sie sich mit aller Kraft ein Ziel: direkte Kontaktaufnahme mit dem Autor in Amsterdam auf dem europäischen Kontinent.

    Die Sprache der Ich-Erzählung macht es insbesondere Jugendlichen sehr leicht, das Buch nicht so schnell aus der Hand zu legen, aber auch Erwachsene werden im Verlauf des Romans schnell nicht nur die Hauptpersonen zu mögen und voller Spannung gemeinsam mit ihnen durch die lebendigen Seiten reisen.

    „Ich ging ans Telefon und sagte: „Schlechte Nachrichten“, und er sagte:

    „Scheiße. Was denn?“ „Ich kann nicht nach Amsterdam. Einer meiner Ärzte hält es für keine gute Idee.“ Er schwieg einen Moment „Mann“, sagte er dann. „Ich hätte einfach selbst zahlen sollen. Hätte dich direkt von dem Skelett nach Amsterdam verschleppen sollen.“ „Dann wäre ich wahrscheinlich in Amsterdam an Sauerstoffunterversorgung gestorben, und meine Leiche wäre im Frachtraum nach Hause geflogen“, sagte ich. (S. 111)

    Das Buch wurde 2014 verfilmt

    Annette Heine

  • Stellas Welt

    Stellas Welt

    Marina Stachowiak

    temporik-art Verlag

    Kinder- und Elternbuch


    „Ein Kinder- und Elternbuch zum Lesen und Vorlesen, zum Nachdenken und darüber sprechen.“ So lautet der zweite Untertitel des Buches. 
    Marina Stachowiak leitet das Institut für integrale Bewusstseinsbildung und vertritt die Meinung, dass eine Veränderung in unserem Bewusstsein beginnen muss.
    Die Hauptfigur und Erzählerin des Buches ist die 11-jährige Stella. Ihre Großmutter erzählt ihr von der Zeit von vor 5000 Jahren, damals in der matriarchalischen Zeit, als die Erde als „Große Mutter“ verehrt wurde. (Eine Erklärung der Autorin ist im Anschluss an meinen Text zu lesen.)

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    Sie zeigt ihr ein Bild der „Venus“ von Willendorf (das Bild ist im Buch zu sehen) und erklärt ihr warum diese Figur so aussieht.
    Die beiden haben ein sehr enges Verhältnis und die Großmutter führt ihre Enkelin in die Innerwelt, in denen alles geschehen kann und es keinen Anfang und kein Ende gibt. Eine Frau, SIE genannt, führt Stella in eine Klangschale und so lernt sie die Resonanz kennen. Meister Chladni, ein deutscher Physiker aus dem 18./19.Jahrhundert führt seine Entdeckung vor. Mit Hilfe eines Geigenbogens, kann er auf einem Tisch verstreuten Sand durch den damit erzeugten Klang eine Struktur geben. Dann kommt Alexander Lauterwasser hinzu, ein noch lebender Wasserforscher. Er zeigt seine ebenfalls durch Klänge zum Schwingen gebrachten schwingenden Wassertropfen und Masaru Emoto, ein 2014 verstorbener japanischer Parawissenschaftler, erklärt die Zusammenhänge. Durch das Erscheinen von Cibum wird der Ton aggressiv, er ist „das große Durcheinander, das Chaos, welches die Welt regiert“. Aber er kann durch den Klang besänftigt werden. So kann auch der japanische Forscher seine Entdeckung vorführen, beschriftete Röhrchen, gefüllt mit Wasser, bilden gefroren unterschiedliche Eiskristalle. Positive Informationen erzeugen harmonische, negative Informationen erzeugen chaotische Kristalle. Der letzte Besucher in Stellas Innerwelt ist Hartmut Warm, ein aktiver Autor und Ingenieur, er zeichnet die Muster der Planetenbewegungen in Sphärenbildern. Die gezeigten Bilder ähneln einer Sternenblume. 

    Kunna, die Hüterin des Gartens, ist eine der alten Mütter und sie erzählt tröstliches aus der alten Zeit. 

    In dem Buch hat alles eine Verbindung, eine Resonanz, die wir im Herzen fühlen und ich wünschte so würden wir unsere Mitmenschen und die ganze Natur fühlen. Vielleicht könnten wir Menschen auf diesem Weg die Erde retten, wenn Wettbewerb und das Recht des Stärkeren nicht immer im Vordergrund ständen, sondern das gemeinsame Ziel.

    Ich habe viel Neues kennengelernt, neue Ansätze entdeckt und ganz besonders gefiel mir das Vertrauen zwischen Stella und ihrer Großmutter. 

    Dagmar Mägdefrau

    Matriarchalische Gesellschaften waren und sind nicht macht- oder herrschaftsorientiert, sondern agieren gemeinschaftlich, sozusagen basisdemokratisch. Die Nachkommen leben im Haus der Mütter und es gibt keine Ehe in unserem Sinn. Ein liebender Mann besucht seine Geliebte in ihrem mütterlichen Clan und die gemeinsamen Kinder wachsen im mütterlichen Clan auf. Es sind nicht die Väter, sondern die Brüder der Mutter und Verwandten des Kindes, die sich um es kümmern. Diesbezüglich gibt es dahingehend auch kein Eigentum. Nicht nur was die Kinder anbelangt, sondern auch die gemeinsamen Güter und Gärten.