
Wie ein Foto unser Leben rettete
Auf dem Cover lernen wir die Familie Mandil kennen, die in Novi Sad (Jugoslawien), ein Fotostudio betreibt. Die Eltern Mosche und Graviella stehen in der Tür. Gavra, der uns diese Geschichte erzählt, hat einen Fotoapparat in der Hand und seine kleine Schwester Irene, genannt Beba, sitzt mit ihrer Puppe auf den Stufen.
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Vor dem 2. Weltkrieg lebt die Familie in Novi Sad, doch als sie die Großmutter in Belgrad besuchen, erleben sie zum ersten Mal einen Bombenangriff. Nach einigen schlechten Erfahrungen mit deutschen Soldaten, entschließt sich die kleine Familie, sich in Sicherheit zu bringen. So landen sie zunächst mit anderen geflüchteten Juden in einem italienischen Gefängnis. Dann machen sie sich auf den Weg nach Albanien, denn sie haben gehört, dass die Menschen dort Juden aufnehmen. So geht es weiter nach Tirana und dort kann Mosche, der sich inzwischen Mirko nennt, wieder als Fotograf arbeiten. Refik, ein junger Albaner, der auch dort arbeitet bringt später die vier Mandil aufs Land zu seiner Familie, bei der sie versteckt in einem kleinen Zimmer über dem Stall, den Krieg überleben.
Da die Albaner einen Ehrenkodex haben, der besagt, dass sie Gäste mit ihrem Leben schützen, kam es für Refiks Familie nicht in Frage, die jüdischen Flüchtlinge fortzuschicken. Erstaunlich, dass gerade ein muslemisches Land mehr Mitgefühl für Juden aufgebracht hat als all die christlichen Länder. Gerade, weil diese wahre Geschichte aus Sicht des zu Anfang fünfjährigen Gavra erzählt wird, konnte ich die Angst des kleinen Jungen gut nachempfinden. In dem Buch gibt es einige authentische Fotos, aber sehr viel Zeichnungen, die den Stil der Foto weiterführen.
Ein berührendes Buch über eine kleine Familie, die das Nazi-Regime durch die aufopfernde Unterstützung eines albanischen Dorfes überlebt haben. Ich habe nicht verraten, warum und welches Foto zum Lebensretter wurde, das soll jeder selbst lesen dürfen.
Dagmar Mägdefrau

Die Band, die keiner kennt
So ein Cover gibt es nur bei Nadia Budde, diese skurrilen bunten Figuren erkennt man sofort. Diesmal wird uns eine Band vorgestellt.
Zunächst lernen wir ein türkises Wesen, dessen Haar wie Gras aussehen und das zwei gelbe Augen hat, kennen. „Fell im Gesicht/Kennen wir nicht!“ Die Gestalt mit der grauen Perücke trägt Filzstiefeletten, ist aber auch nicht bekannt.
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Ebenso unbekannt ist der mit dem gewürfelten Rock. Auch die mit „Ohren wie Papier“ ist „Niemand von hier!“ Dann sehen wir die Vier mit ihren ungewöhnlichen Instrumenten, die sie dann auch spielen. Erstaunlich, wie diese eigenartigen Figuren so etwas wie Musik herüberbringen. Und schon strömen alle hin zur Band und es wird getanzt, bis alle erschöpft sind. Und so wird unsere Band zu einer, die man kennt.
Diese kleinen kurzen Sätze, die sich reimen und diese ungewöhnlichen Kreaturen, ergeben wieder eine ganz besonderes Bilderbuch, das ich mit viel Spaß vorlesen werde und das sicher auch die Kinder wieder lieben werden.
Dagmar Mägdefrau

Kompostfranzi
Franzi ist ein Regenwurm, der in einem Kompost mit anderen Tieren lebt. Das ist die Ameise Ali, dieser Muskelprotz kann große Gewichte stemmen, Giovanni spielt wundervoll Flöte und der Marienkäfer Marie ist eine tolle Gärtnerin. Nur Franzi kann nichts, so denkt er. So macht er sich auf und schaut bei den anderen Tieren, ob er nicht ihr Handwerk erlernen kann. Doch er kann weder Blumen bestäuben noch Netze spinnen und schon gar nicht - wie die Feuerwanze - aufräumen. Aber durch seinen langen Weg durch den Garten hat Franzi den Boden gelockert und alle loben ihn dafür.
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So kommen wir zu dem Schluss „Wir sind alle in etwas besonders gut.“ Am Ende des Buches gibt es noch viele Informationen zu Regenwürmern und Kompost. Das Buch erzählt eine anschauliche Geschichte und erklärt uns, weshalb Regenwürmer so wichtig für unseren Garten und die Umwelt sind. Die Bilder veranschaulichen den Text sehr schön. Die Hinweise zum Kompost finde ich sehr gut, weil es immer Diskussionen gibt, was auf dem Kompost landen darf. Dagmar Mägdefrau

Café Käfer
Das Café Käfer ist ein besonders Café, es ist winzig und kaum zu finden, denn es ähnelt einem Champignon. Die Käferfrau Karli führt das Lokal und bei ihr kann man die „besten Partys im ganzen Insektenuniversum feiern.“ Doch leider ist zurzeit wenig Betrieb und das liegt daran, dass ein Menschenhaus auf eine Wiese gebaut wurde. Das führte zum Konkurs des Insektenhotels und die Käfer wurden durch die schlechte Luft ständig krank.
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So sitzen nur zwei Hirschhornkäfer und drei Kartoffelkäfer an den Tischen und an der Theke sitzt Tassa, der Tausendfüßler. Das ist meine Lieblingsfigur, denn der kann mehrere Bücher auf einmal lesen, hin und wieder gibt er die gelesenen Informationen an die anderen weiter. So erfahren wir, dass „jedes Jahr 150 Tier- und Pflanzenarten verschwinden.“ Karli überlegt mit ihren Gästen, wie das Café wieder in Schwung kommen kann. So wird zunächst Lavendel gesät, das lockt die Wildbienen an und wir erfahren einiges über sie und die Bestäubung. Nach und nach füllt sich das Café wieder mit Leben und es ist toll, was die Tiere alles als Deko für ihre Party nutzen. Das Buch ist voller toller Ideen und es ist schön zu sehen, wie die Tiere miteinander planen und feiern. Die eindrucksvollen Illustrationen zeigen einfach gezeichnete Tiere, die gut zu erkennen sind. In den Texten stecken viele Informationen über Insekten und andere Tiere und am Ende werden die Tiere uns noch einmal gesondert vorgestellt. Ein Besuch im Café Käfer lohnt sich auf jeden Fall. Dagmar Mägdefrau

Ludwig und das Nashorn
Nachdem Golden Cosmos schon den Zauberwürfel in grelle Farben getaucht hat, lernen wir nun das Nashorn kennen, das Ludwig in seinem Zimmer hat. Schon das Cover mit dem Jungen und dem blauen Dickhäuter ist kräftig eingefärbt, das Orange leuchtet besonders grell.
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Auf Ludwigs Bett sitzen die beiden, der Junge und das Nashorn, im Bett warten schon die Schmusetiere. Die Schreibtischlampe taucht das Zimmer in zartes Licht, durch das Fenstert schimmert es rotorange. Als der Vater sehr raumgreifend ins Zimmer tritt, möchte er wissen, mit wem Ludwig gesprochen hat. Als Ludwig ihm vom Nashorn erzählt, hält er es für Einbildung. Trotzdem sucht er nach dem Tier, genau wie Ludwig sehen wir das Nashorn. Meist sind es nur kleine Ausschnitte. Als der Vater auf dem Nashornhinterteil sitzt, sagt er „Ich sehe kein Nashorn. Es gibt hier kein Nashorn!“ Da schaut Ludwig aus dem Fenster und fragt seinen Vater „Siehst du den Mond?“ Er ist nicht zu sehen, weil er auf der anderen Seite des Hauses scheint.
Ludwig Wittgenstein war ein Philosoph und der Satz „Es lässt sich nicht beweisen, dass kein Nashorn im Raum ist.“ stammt von ihm. In diesem Bilderbuch wird daraus eine Gutenachtgeschichte, in der Ludwig und wir Lesenden das Nashorn auf jeder Seite entdecken, während der Vater seine Identität leugnet. Da ist es nur klar, dass der Junge als Berufswunsch Philosoph angibt.
Der Text ist kurz und gut verständlich, bei den Bildern faszinieren mich die Perspektiven, aus denen sie uns das Zimmer zeigen. Da liegt Ludwig mit angewinkelten Beinen auf dem Bett und der Vater sucht unter dem Bett, so, dass wir nur sein Hinterteil sehen. Ein zu Recht preisgekröntes Bilderbuch.
Dagmar Mägdefrau

Wer umarmt den kleinen Igel?
Vielleicht kennen Sie auch das kleine Filmchen, dass man zu Weihnachten in Internet anschauen kann. Da will sich keiner neben den Igel setzten, bis die Tiere seine Stacheln mit Styroporstücken „entschärfen“. In diesem Bilderbuch geht es auch um einen Igel, der plötzlich das Gefühl hat, „Ich muss jemanden umarmen“. Doch sowohl der Elefant als auch der Bär finden eine Ausrede, weshalb sie das nicht können. Erst der als Fuchs verkleidetet Pelle sagt ihm die Wahrheit und er ist es auch der versucht, eine Lösung zu finden.
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Zunächst versucht er die Tiere des Waldes mit Schildern und dem Versprechen, „König des Waldes“ zu werden, dazu zu bewegen den versteckten Igel zu umarmen. Doch die Schildkröte, die sich als einzige dafür interessiert, fühlt sich getäuscht. Pelle baut eine Maschine, die den Igel umarmt, aber das ist dem Igel nicht warm genug. So wendet sich Pelle um Hilfe an die Elster, doch die ist auch nicht sehr hilfsbereit und der Igel liegt verzweifelt auf dem Waldboden und Pelle befürchtet er werde vor Kummer sterben. Natürlich geht die Geschichte gut aus, aber sie bringt uns alle doch sehr zum Nachdenken. Hätten wir den Igel umarmen wollen? Oder hätten wir ihm auch mit einer Ausrede abgespeist? Hätten wir, wie Pelle versucht, zu helfen? Der Text ist schon sehr lang, aber gut zu lesen und zu verstehen. Die Bilder zeigen bekleidete Tiere, nur bei den Vögeln sieht man nur das Gefieder. Die Zeichnungen sind zart und die Gesichter haben wenig Ausdruck, lediglich durch die Haltung wird der Text unterstützt. Dagmar Mägdefrau

Geniale Ohren – Eine kuriose Tiersammlung
Nach „Geniale Nasen“ geht es jetzt um Tiere, deren herausstechende Eigenschaft ihre Ohren sind. Auf der gezeichneten Weltkarte sind die Tiere schon an ihren Heimatorten eingezeichnet. Dann folgt eine Gliederung nach Lang-, Groß-, Pinsel-, Koboldohrig und einigen anderen Bezeichnungen. Wir beginnen mit dem Fennek. Zunächst gibt es ein großes Bild von ihm, dazu einige kleine Bilder und kurze Textfelder, die einiges über ihn berichten, so kann er verschieden Lautäußerungen wie Knurren oder Bellen ausstoßen.
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Niedlich sieht er aus - der Ohrenigel, er kann schwimmen und hohe Zäune erklimmen. Die Riesenohrspringmaus hat uns schon ins Buch begleitet. Das Gürteltier kann sich zu einer Kugel zusammenrollen. Bekannter ist da schon der Elefant oder der Wildhund als großohriges Tier. Der Galago schaut uns mit großen Augen an, aber mit seinen Ohren kann er Insekten fliegen hören und aus der Luft fangen. Hinten im Buch gibt es noch ein Glossar und Informationen über das Hören. Auf den letzten Seiten sind nochmal alle Tiere im Maßstab abgebildet, da kann man die Größe besser einschätzen. Ich finde es immer wieder spannend, in Büchern zu blättern, die besondere Eigenschaften von Tieren herausstellen. In diesem Buch habe ich wieder viele, mir völlig unbekannte Tiere kennengelernt. Dagmar Mägdefrau

Die graue Stadt
Das Cover zeigt Robin, die aus ihrer Dachgaube auf die graue Stadt schaut. Hochhäuser und qualmende Kamine sind zu sehen, alles grau in grau. Die Farbtuben sind in vielen Grautönen zu sehen, taubengrau, schwarzgrau und Marmor nennen sich einige von ihnen. Über beide Seiten sehen wir nochmal die Häuser, vorne eine Autobahn und hinten Schlote und Hochhäuser, alles in grau. Robin hat eine gelbe Regenjacke an und schaut mit ihrer Katze aus dem Dachfenster auf diese Stadt. Sie ist hier her mit ihrem Vater gezogen und als sie sich die Stadt anschaut, stellt sie fest, dass es keine andren Farben dort gibt, beim Farbenhändler nur Grautöne.
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Voll Erstaunen schaut sie dort in die Auslage. Nur an einer Wand eines grauen Hauses hat jemand einen orangen Fisch im blauen Wasser gemalt. Als Robin in der Schule ein buntes Bild malt, muss sie sich einen alten Schwarzweiß-Film anschauen, der sie belehren soll. Dort lernt sie einen Jungen kennen, der sich auch gegen diese Farbe auflehnt. Bald trifft sie ihn in ihrem Haus, dort macht er mit einigen anderen bunt gekleideten Menschen Musik. Auch die Musik ist in der grauen Stadt nicht gewünscht. Deshalb machen sich Robin und Alani auf das Geheimnis dieser Stadt ohne Farbe zu lüften. Ein klein wenig erinnert mich die bedrückte Stimmung und die Bevormundung an den Klassiker „1984“. Hier wird die Diktatur durch das Fehlen der Farbe dargestellt. Im Nachwort gibt es noch eine Erklärung zur Brechung des Lichts und zur Farbmischung, die die Farbe grau ergeben kann. Die Bilder, wenn sie auch meist grau sind, sind bis auf die kleinste Kleinigkeit liebevoll gezeichnet. Ein wundervolles Buch mit einer spannenden Geschichte um den Verlust der Farbe. Dagmar Mägdefrau

Stimmt das?
Da sitzt ein Mädchen im Schneidersitz auf einer großen Banane mit Reißverschluss. Das Buch ist voller Behauptungen, deren Wahrheitsgehalt am Ende aufgelöst wird.
Zunächst geht es um japanische Bücher, fangen sie von hinten an? Und sind darin wirklich keine Buchstaben zu lesen, sondern Schriftzeichen?
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So ein Buch ist in einer typisch japanischen Umgebung abgebildet und das kleine Mädchen schaut, wie der Bücherwurm ein winziges Stück ihres Buches abgeknabbert hat. So stellt sich natürlich auch die Frage, gibt es diese Würmer in echt? Dass die Zunge des Chamäleons besonders lang ist, wissen die meisten Kinder, aber ist sie doppelt so lang wie das Tier?Lustig ist die Behauptung, dass die Giraffe mit der Zunge in der Nase bohren kann. Ein echter Brüller ist die Frage, ob Marmorkuchen in Schweden Tigerkaka heißt.
Ja, wer darauf und auf viele andere Fragen ein Antwort haben möchte, der muss sich dieses lustige Bilderbuch vorlesen lassen. Es lohnt sich sicher und nebenbei lernt man noch eine Menge. Und bald kann man auf die Frage ganz hinten im Buch „Hast du alles gewusst?“ klar mit „JA“ antworten.
Übrigens, meinem Enkel hat das Buch sehr gut gefallen.
Dagmar Mägdefrau

Benjamin – Ein kleiner Fisch mit großem Mut
Ein Buch voller Fische, aber wir schauen uns den kleinen roten Fisch Benjamin an. Er und sein zwei Freunde sind beim Fußball spielen. Benjamin war ein bisschen schüchtern und „sein Lieblingsessen war lockiger Seetang.“ Dann tauchte eine Gruppe Fische auf und fragten Benjamin, ob er mit ihnen kommen wolle. Der kleine Fisch „fühlte sich geschmeichelt“ und wurde er der Fisch Nummer 11 der berüchtigten Bande. Alle anderen Fische sind grau und halten die Augen geschlossen, dadurch wirken sie auf mich sehr arrogant. Die Bande bekam alles, keiner stellte sich ihnen in den Weg.
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Es bleiben aber, als die Bande sich den Fußball holt, zwei traurige Fische, einer mit Pflaster auf dem Rücken, zurück. Da merkt Benjamin, dass „diese Streiche gar nicht mehr lustig waren“ und dass die Bande den anderen Angst machte. Als er beschloss den anderen nicht mehr zu folgen, „passierte etwas Unerwartetes“. So spielen am Ende Benjamin und seine Freunde wieder Fußball und die Fischer der Bande sind wieder farbig und haben große Augen. Der kleine schüchterne Benjamin hat am Ende den Mut zu erkennen, dass das was die Bande da tut, ihm keinen Spaß macht und er zieht daraus die Konsequenz nicht mehr Nummer 11 sein zu wollen. Ein richtig gutes Vorbild. Schnell kann man in so eine Situation kommen und zunächst ist man sicher Stolz, wenn man aufgefordert wird in einer Bande mitzumachen. Aber sich dann dagegen zu entscheiden, das erfordert Mut. Dagmar Mägdefrau

Krummer Hund
Daniel ist 15 und vor einigen Jahren hat sein Vater ihm einen Hund geschenkt und hat dann seine Familie verlassen. Daniel leidet sehr unter dem Verlust und als jetzt sein Hund eingeschläfert werden muss, kann er nicht verstehen, dass seine Mutter mit dem Doc flirtet. Als dann der Tierarzt immer häufiger bei ihnen auftaucht und Daniel ihn gar nicht so schlimm findet, wie die vielen Vorgänger, keimt die Hoffnung nach einer Familie für ihn auf.
Doch nach einem Unfall, beobachtet Daniel den Doc mit Misstrauen.
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Mit seinem Freund Edgar teilt Daniel bisher alle Geheimnisse und die beiden beobachten Alina, die schöne, aber gemeine Mitschülerin. Als Daniels Wutausbrüche immer gewalttätiger werden und er selbst sich sein Verhalten nicht erklären kann, schickt seine Mutter Daniel zu einer Psychologin, aber es muss noch einiges geschehen, bis der verunsicherte Junge die Hilfe nutzen kann.
Wenn man in eine Situation gerät, die Wut in einem auslöst und für man nur durch Gewalt ein Ventil findet, dann kann man sich oft selbst nicht verstehen. Dass der Vater ein Kind einfach verlässt und sich nicht mehr meldet, ist so böse seinem Kind gegenüber, dass man es kaum glauben kann und Daniel hat seinen Vater als tollen Kerl in Erinnerung.
Wer kann da Schuld an seinem Weggehen haben? Solch eine Situation macht Angst und die entlädt sich manchmal durch Wut.
Ein lesenswertes Buch nicht nur für Jugendliche, denn es veranschaulicht sehr gut die Emotionen des Jungen.
Dagmar Mägdefrau

Schneelöwe
Auf dem Cover ist der Junge zu sehen, der sich in seinem Inneren als Schneelöwe fühlt. Er schleicht förmlich durch das Bild und sein Schatten ist ein weißer Löwe. Der Junge, den wir fast immer nur als dunkle Silhouette sehen, erzählt uns, er sei ein weißer Schneelöwe. „Ein Schneelöwe ist man innen.“ Deshalb können wir ihn nicht sehen. Er bewegt sich lautlos schleichend und hofft, dass er sich dadurch nicht verrät. Auch sein Gehör ist besonders scharf. „Ich kann auch gefährlich knurren, wenn jemand glaubt, andere ärgern zu müssen.“
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Auf dem Bild sieht man, wie der Junge andere Kinder vor zwei Jungen beschützt. Er verrät uns auch, dass viele Menschen unterwegs sind, die im Inneren Tiere sind. So sehen wir eine Menge unterschiedlicher Menschen, deren Schatten ein Tier ist. Faszinierend sind die Bilder, bei denen ein Tier auf den Körper projiziert ist. Der Junge meint, dass uns das seltsam vorkommt. „Habt ihr euch schon mal über etwas gewundert, das ihr euch nicht erklären konntet?“ seine Frage können sicher alle bejahen. Eine Doppelseite kann man aufklappen und dahinter verbirgt sich das Bild des Schneelöwen, der uns ansieht. Auf der anderen Seite ist der schlafende Cousin, ein schwarzer Schneelöwe, weil er ein paar Flecken hat, zu sehen.
Nachdem er verspricht, unsere Geheimnisse zu wahren, verabschiedet sich der Junge mit einem Winken.
Wie in dem Buch zu lesen ist, hat der Illustrator Michael Roher die Bilder mit Kugelschreiber gezeichnet, weil er die Farben blau und weiß passend für die Geschichte empfand. Ich bin begeistert von diesen wundervollen Tierbildern, die die poetisch und zart geschriebene Geschichte genau abbilden. Ich werde also in mich hinein fühlen und hoffe, tief in mir auch ein Tier zu entdecken. Auch wenn es nicht so ist, werde ich diese Geschichte sicher noch oft anschauen und mich an den Bildern und den schönen Worten erfreuen.
Dagmar Mägdefrau

Sieben – Die Schöpfung
Auf dem dunklen Cover sind Blätter zu sehen und der einfache Titel „sieben die schöpfung“. Es folgt ein Bild mit blauer See und Eisbergen, schwer zu erkennen die Eisbärfamilie davor. Auf der gelben Seite ist zu lesen „Weil sie uns anvertraut ist…“ Es folgt „Tag 1“ graue Schrift auf schwarzen Hintergrund. Braun- und Grautöne ineinander verschlungene Formen zeigen das Chaos, aus dem Gott die Erde schuf.
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Mit dem biblischen Text geht es, bis es Licht wird. Jetzt wird das Bild heller und klarer, das nächste Bild erinnert an eine Sternenexplosion, folgt ein dunkles Loch. Die Erde, zweigeteilt in Abend und Morgen, beendet den ersten Tag. Der zweite Tag ist grün gestaltet und beschreibt die Entstehung des Himmels. Am nächsten Tag wandelt sich das Grün zum Türkis mit kleinen Inseln. Danach geht es grün mit Blättern und Bäumen weiter. Tag vier zeigt in verschiedenen Blautönen die Entstehung der Himmelskörper. Mein liebstes Kapitel. Am fünften Tag sehen wir zunächst Fische, danach Vögel. Der siebte Tag beginnt mit einer zarten Abbildung von Tieren, die an Höhlenbilder erinnern. Der immer wiederkehrende Satz „Es wurde Abend und es wurde Morgen“ steht jetzt neben einem Bild, das ein Menschenpaar erkennen lässt. So vollendete Gott am siebten Tag sein Werk. In Gelb sehen wir Vögel und Schmetterlinge, Faultiere im Grünen, in Erdfarben Löwen auf einem Baum und zuletzt eine Frau und einen Mann, die wie Hirten eine Kuhherde bewachen. Dieses Buch ist sicher künstlerisch aufwendig gestaltet, Jugendliche und Erwachsene werden an den beeindruckenden Bilder ihre Freude haben. Ich denke aber, für Kinder ist dieses vielfach ausgezeichnete Buch zu unkonkret und auch zu wenig bunt. Mir fehlt für die Jüngeren ein wenig die Freude, die die Schöpfung ja beinhalten sollte. Dagmar Mägdefrau

Der Katze ist es ganz egal
Leo, den seine Eltern als Junge kleiden, fühlt sich nicht wohl als Junge, er möchte lieber eine Jennifer sein, denn so fühlt er sich. Als er das seiner Familie erklärt, nimmt sie ihn nicht ganz ernst, anders als seine Freunde. Anne und der dicke Gabriel können ihn/sie verstehen und sie unterstützen ihn/sie. Selbst seine Lehrerin geht lieb auf ihn ein, möchte aber die Eltern sprechen.
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Die schwangere Mutter unterstützt Jennifer ebenfalls, nur der Vater hält die Entscheidung seines Kindes für eine Marotte, so streiten die beiden und Jennifer geht ohne Abschied los. Anne und Gabriel wollen mit Jennifer nach H&M, um das gewünschte Kleid zu kaufen, doch dann geht Jennifer vor der Schule in das Mädchenklo und trifft dort auf Stella. Sie hat einen rasierten Kopf und ist ein Schlüsselkind. Die beiden ziehen sich bei Stella um und so kommt Jennifer unerwartet an ein Kleid. Zusammen gehen sie los und erleben einiges.
Das Buch geht sehr anschaulich und behutsam mit dem Thema „Mädchen mit Penis“ um, man spürt die Liebe aller Beteiligten und besonders gut gefällt mir der Vater, dem das Kind wichtiger ist als sein Geschlecht. Am Ende muss der sture Papa sich entscheiden.
Der Titel ist für mich etwas verwirrend, denn die Katze kommt nur ganz kurz in dem Buch vor. Ungewöhnlich ist die Lösung wie mit den österreichischen Begriffen umgegangen wird, im Text weist ein Pfeil auf das in Deutschland gebräuchliche Wort hin. „Naschlade = Schublade voll Süßkram“.
Ein Buch, dass Mut macht, zu sagen, wenn sich etwas nicht so anfühlt, wie es nach außen scheint. Ich hoffe, es wird noch viele Leos geben, die sich trauen zu sagen, dass sie lieber eine Jennifer wären.
Was mich allerdings sehr wütend gemacht hat, ist, dass der Freund immer nur der dicke Gabriel hieß, auch Jennifer nennt ihn so „Du bist die beste Freundin, die man haben kann, und der dicke Gabriel auch.“ Ich kann Ihnen versichern, dass sowas einer dicken Frau weh tut.
Dagmar Mägdefrau

Oma Kuckuck
„Oma hat einen Vogel“, dieser Satz ist durchaus doppeldeutig zu verstehen. Denn Oma hat eine Kuckucksuhr, die die volle Stunde ansagt. Sonntags ist die Enkelin, die uns diese Geschichte erzählt, immer bei ihrer Oma. Die beiden kochen Vanillesuppe, ohne die Anweisung zu befolgen „Rezepte sind was für Feiglinge“ ist Omas Devise. So gerät die immer wieder anders. Nachdem Oma ihren Mittagschlaf gemacht hat spielen die beiden Memory. Wieder nach eigenen Regeln, die vorsehen Geschichten zu erzählen.
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Oma erzählt dann gerne von früher. Als Mama die Tochter abholt, kennt Oma ihre Tochter nicht wieder. Das Mädchen beobachtet das wirre Verhalten der Oma und beschreibt es aus ihrer Sicht. Am Ende sitz das Mädchen mit ihren Eltern auf Omas Küchenboden und es muss entschieden werden, dass die Omas in ein Heim muss. Besonders die Mutter hat ein schlechtes Gewissen deshalb. Dort sehen wir Oma am Ende und neben ihr sitz der Hund, der ihr als Kind verweigert wurde.
Der Text des Buches ist sehr einfühlsam geschrieben. Dass der Kuckuck immer wieder eine Rolle spielt, gefällt mir sehr gut. Die Szene, die zur Entscheidung führt, dass sie Oma ins Heim muss, endet damit, dass die Oma auf der Erde liegt, sicher kein einfacher Anblick, auch wenn sie auf der nächsten Seite in den Armen ihrer Tochter Trost findet. Das Mädchen erzählt die Geschichte mit ihren Worten und damit scheint es mir leichter verständlich für Kinder. Viele Kinder werden erleben, dass ihre Großeltern einen „Vogel“ haben und dieses Buch kann zur Erklärung beitragen.
Auf den letzten beiden Seiten sehen wir die Macherinnen dieses Buches, die sich als Geschichtenerzählerinnen vorstellen und mit diesem Buch haben sie eine besondere Geschichte erzählt und gezeichnet.
Dagmar Mägdefrau

Ein Baum kommt selten allein
Die Macherinnen dieses Buches über Bäume haben sich einen witzigen Anfang einfallen lassen. Die Tiere auf einer der ersten Seiten fordern dazu auf, ein Bild zu malen. Eine Landschaft soll darauf zu sehen sein; danach wird eine leere Doppelseite zur Verfügung gestellt, auf die man malen kann. Sind auf dem gemalten Bild Bäume zu sehen? Zu Ja oder Nein gibt es jeweils Erklärungen. So gibt es Gebiete, in denen keine Bäume wachsen. „Wald“ ist die Überschrift eines kleinen Kapitels, aber auch die Gebiete, in denen keine Bäume vorkommen wie z.B. die Wüste, werden beschrieben.
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Auf einer Buchseite können Fotos von Bäumen eingeklebt werden. „Was ist eigentlich ein Baum?“ - eine gute Frage mit einer ausreichenden Antwort. „Wie funktioniert ein Baum“ - da gibt es spannende Erklärungen. Bäume sind sogar soziale Wesen und kommunizieren miteinander. Doch Vorsicht, manche Bäume sind giftig. Uns Menschen nutzen die Bäume auf jeden Fall, aber können auch wir den Bäumen Gutes tun? Da finden wir am Ende des Buches ein Menge Antworten, die meistens mit Umweltschutz zu tun haben. Das Buch bietet einiges an Texten. Aber die einzelnen Themen sind in kleine Kästchen unterteilt, das lockert auf und muss auch nicht alles auf einmal lesen. Auf dem Cover sind stilisierte Tiere zu sehen, die uns durch das Buch begleiten. Zusätzlich kann man Blätter einkleben, Gedichte für den Baum schreiben und vieles anderes mehr. Mich hat das Buch sehr beeindruckt, weil es in kompakter Form so viel über Bäume beschreibt, dass man sich am Ende fast als Fachfrau fühlt. Ein toll gemachtes Sachbuch! Dagmar Mägdefrau

Nordstadt
Wie wir es vom Ruhrgebiet her kennen, ist die Nordstadt immer der sozial schwächere Teil der Stadt. Nene, die die Geschichte aus ihrer Sicht in der Ich-Form erzählt, ist hier aufgewachsen und hier wohnt sie auch noch immer. Nach dem Schulabschluss hat sie eine Ausbildung zur Bademeisterin gemacht und ist nun mit Anfang zwanzig für das Schwimmbad zuständig, in welchem sie Schwimmen gelernt hat. Hier wurde sie trainiert und hier hat sie ihren traurigen Alltag vergessen. Vergessen heißt auch ihre Strategie, die kämpft nicht, weder gegen ihren Vater noch gegen ihren Vergewaltiger.
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Sie lebt ihren Alltag und versucht alles zu vergessen, was nicht bedeutet, dass sie es auch verzeiht. Da betritt Boris das Schwimmbad und damit auch ihr Leben. Boris, der seine Beine wegen der Kinderlähmung nicht richtig nutzen kann. Boris, der keinen Job hat und dem die Schmerzen schlechte Laune machen. Die beiden gehen ins Kino und ins Bett, beides schildert die Autorin genau, denn auch diese Aktivitäten verlaufen nicht wie man es erwartet. Das Buch hat eine ehrliche Sprache, die auch vor groben Worten und Sex nicht zurückschreckt. Trotzdem spürt man die empfindsame Nene, die geliebt werden möchte. „So nennen wir das manchmal, Option“ ist ein häufiger Satz, aber eigentlich haben die beiden nicht viel davon. Aber wir wünschen ihnen, dass sie trotz der schlechten Vorgeschichten ein wenig Glück finden werden. Dagmar Mägdefrau

Dies hier ist kein Tagebuch
Ein Buch mit schwarzem Einband zu einem dunklen Thema bei Jugendlichen: die Depression – liegt vor mir. Hier ist es der Autorin gelungen, dieses Problem in ungewöhnlicher Weise für die jungen LeserInnen verständlich zu machen.
Der 16-jährige Boudewijis, genannt Bou, verweigert fünf Jahre nach dem Tod seiner damals psychisch kranken Mutter alles, was das Leben lebendig macht.
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Bou schreibt dazu: „Nicht zur Schule gehen, nicht essen, nicht schlafen, nicht reden, nicht wollen, nichts wollen, einfach überhaupt NICHTS ….“ (S. 5/6)
Diese Worte sprechen eine deutliche Sprache! Der Vater entwirft eine ungewöhnliche Therapie, um dem Sohn zu helfen, sich selbst die Tür zu einem positiven, zufriedenstellenden Leben wieder zu öffnen: er legt ihm ein leeres Heft und einige CD ́s in sein Zimmer und stellt ihm ein Ultimatum: entweder tägliche Eintragungen sowie Anhören von Musik oder aber Einweisung in die Psychiatrie! Bou akzeptiert das Heft und ist mit seinen Worten teils sehr ehrlich und selbstkritisch; beschreibt sich z.B. als „Weich-Ei“. Mit der Musik hat er jedoch zunächst große Schwierigkeiten: „Therapiemusik“ mit dem „heiligen Gesabber mit „gewaltigen Orchestern“ – er will keine „Rollatormusik“ !
Nachdem er mit dem Vater darüber gesprochen hat liegt am nächsten Morgen ein kleiner Stapel weiterer CD ́s vor seiner Zimmertür. Ein verständnisvoller Vater, sowie seine Tante Marjan und seine kleine Schwester Fussel, zu der er eine intensive, liebevolle Beziehung hat. Sie zeigt ihm ihre rührend naive Liebe auch immer mal wieder zwischendurch mit kleinen Aufmerksamkeiten! Außer in dieser seiner kleinen Familie befindet er sich außerhalb jeglicher sozialen Gemeinschaft. Im Verlaufe des Buches ändert sich dies ein wenig durch einen unregelmäßigen kleinen Briefwechsel mit einer Freundin. Die Reaktion des Vaters auf Bou ́s ersten Eintrag: „Für Unbefugte verboten“: „Ich muss es nicht wirklich lesen. Ich meine einfach nur, dass du ab und zu jemandem zeigen musst, dass du etwas hinein schreibst. Marjan oder Fussel zum Beispiel.“ (S. 7)
Die Eintragungen des Jungen sind allesamt sehr aufschlussreich: sie zeichnen das Bild eines Jugendlichen, der fast alles negiert, in dessen Kopf aber ein großer Mix an splitternder Gedanken zu Themen wie Altenheim, Extremisten, Alkohol, Samenspenden ….arbeitet.
Seine letzten Worte in seinem Heft: „War eigentlich gar keine so schlechte Idee von meinem Vater. Kein Tagebuch zu führen. Morgen kaufe ich ein neues. (Oder nächstes Jahr).“
Ein sehr anspruchsvolles Buch, in welchem das Einfühlungsvermögen der jugendlichen LeserInnen stark gefordert und gefördert wird!
Annette Heine