• Wie ein Foto unser Leben rettete

    Wie ein Foto unser Leben rettete

    Maya C. Klinger

    Isabel Kreitz

    Insel

    Verlagsempfehlung ab 7 Jahre

    Yad Vashem Kinder- und Jugendbuchpreis 2022

    Auf dem Cover lernen wir die Familie Mandil kennen, die in Novi Sad (Jugoslawien), ein Fotostudio betreibt. Die Eltern Mosche und Graviella stehen in der Tür. Gavra, der uns diese Geschichte erzählt, hat einen Fotoapparat in der Hand und seine kleine Schwester Irene, genannt Beba, sitzt mit ihrer Puppe auf den Stufen.
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    Vor dem 2. Weltkrieg lebt die Familie in Novi Sad, doch als sie die Großmutter in Belgrad besuchen, erleben sie zum ersten Mal einen Bombenangriff. Nach einigen schlechten Erfahrungen mit deutschen Soldaten, entschließt sich die kleine Familie, sich in Sicherheit zu bringen. So landen sie zunächst mit anderen geflüchteten Juden in einem italienischen Gefängnis. Dann machen sie sich auf den Weg nach Albanien, denn sie haben gehört, dass die Menschen dort Juden aufnehmen. So geht es weiter nach Tirana und dort kann Mosche, der sich inzwischen Mirko nennt, wieder als Fotograf arbeiten. Refik, ein junger Albaner, der auch dort arbeitet bringt später die vier Mandil aufs Land zu seiner Familie, bei der sie versteckt in einem kleinen Zimmer über dem Stall, den Krieg überleben.
    Da die Albaner einen Ehrenkodex haben, der besagt, dass sie Gäste mit ihrem Leben schützen, kam es für Refiks Familie nicht in Frage, die jüdischen Flüchtlinge fortzuschicken. Erstaunlich, dass gerade ein muslemisches Land mehr Mitgefühl für Juden aufgebracht hat als all die christlichen Länder. Gerade, weil diese wahre Geschichte aus Sicht des zu Anfang fünfjährigen Gavra erzählt wird, konnte ich die Angst des kleinen Jungen gut nachempfinden. In dem Buch gibt es einige authentische Fotos, aber sehr viel Zeichnungen, die den Stil der Foto weiterführen.
    Ein berührendes Buch über eine kleine Familie, die das Nazi-Regime durch die aufopfernde Unterstützung eines albanischen Dorfes überlebt haben. Ich habe nicht verraten, warum und welches Foto zum Lebensretter wurde, das soll jeder selbst lesen dürfen.

    Dagmar Mägdefrau

  • Das Friedenstier – Mit Stift und Flügel für den Frieden

    Das Friedenstier – Mit Stift und Flügel für den Frieden

    Friederike Ablang

    Merla Goll

    Sabine Kranz und vielen anderen

    dtv

    Verlagsempfehlung ab 5 Jahre

    Buch des Monats März 2025

    „Am Montag ist das Friedenstier
    Was zwischen Blau und Flieder.
    Es frisst Lakritz auf dem Klavier
    Und schmettert wilde Lieder:“
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    So beginnt das Gedicht von Yvonne Hergane, die bunte Friedenstaube dazu hat Luisa Jung gemalt. 
    Das Cover zeigt uns einige Friedenstiere und sie sind so herrlich vielseitig, mal Huhn, mal geflügelter Hamster mit Zweig zwischen den Zähnen. Dann sehen wir viele bunte Katzen mit Schildern, die in vielen Sprachen Frieden bedeuten. Neben einer klassisch anmutenden Friedenstaube erklären uns die drei Initiatorinnen des Buches ihre Idee. Und schon tauchen die ersten witzigen Friedenstiere auf und das Gedicht, das sich auf sie bezieht, endet mit dem Satz „Und wenn du dann erst bei mir bist, dann sag, dass es für immer ist.“ Fledermaus und Pudel, Gorilla und Känguru -alle eignen sich. Zwischen den vielen schönen Gedichten verstecken sich auch einige kleine Geschichten. So erfahren wir von Herrn Ernst, warum es „Friede, Freude, Eierkuchen“ heißt. Und immer kann ich mir die fantasievollsten Friedenstiere anschauen, die man sich nur ausdenken und zeichnen kann.
    Besonders die Illustrationen in diesem Buch kann ich mir immer wieder anschauen, dazwischen ein paar Zeilen lesen, poetische, humorvolle, kurze und lange Gedichte - alle haben ein gemeinsames Thema, das uns zurzeit alle bewegt und so hoffen wir zusammen mit Annette Mierswa „Ach, könnt es doch auf Erden sein wie im Engelsportverein."
    Da haben sich viele Künstler*innen zusammengetan und ein wunderschönes Buch zusammengestellt und das ohne Honorar, denn der Erlös des Buches geht an Ärzte ohne Grenzen.

    Dagmar Mägdefrau

  • Tote spionieren nicht – Abteilung für undamenhafte Aktivitäten – Band 2

    Tote spionieren nicht – Abteilung für undamenhafte Aktivitäten – Band 2

    Robin Stevens

    Urachhaus

    Abteilung für undamenhafte Aktivitäten

    Verlagsempfehlung ab 10 Jahre

    Im zweiten Teil der Reihe, in der die Abteilung für „undamenhafte Aktivitäten“ im Fokus steht, führt dieses Mal Nuala das Tagebuch. Das Ministerium benötigt die Hilfe von Nuala, May und Eric in London, denn eine Agentin ist verschwunden und in einem zerbombten Haus wurde eine Leiche gefunden. Die Geschichte spielt während des Zweiten Weltkriegs, als London immer wieder Opfer deutscher Luftangriffe wird. 
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    Doch die zentrale Frage ist: Ist die verstorbene Mrs. Fig tatsächlich durch einen Bombenangriff ums Leben gekommen? Schließlich war sie im Viertel nicht besonders beliebt…
    Die drei Kinder darf man keines Falls Kinderdetektiv:innen nennen und damit ihre Arbeit degradieren, dann wird vor allem May sehr pampig. Generell gibt es häufig Spannungen zwischen May und Nuala, was vermutlich nur verständlich wird, wenn man den ersten Teil der Serie kennt. Nualas Unsicherheit, die auch durch den ständigen Vergleich mit ihrer älteren Schwester Hazel genährt wird, ist nicht gerade subtil dargestellt. Manchmal wirkt es fast so, als würden die Kinder es in ihren Ermittlungen zu leicht haben. Beispielsweise verstecken sie sich auf einem Dachboden, um ein Gespräch zu belauschen, doch als die belauschte Miss Wimpress sie hört und nach oben ruft, bleibt eine Antwort aus, und sie lässt es einfach auf sich beruhen. „Na gut“, sagt sie und geht.
    Trotzdem sei den Kindern das Glück gegönnt, denn gegen Ende wird die Handlung zunehmend komplexer und herausfordernder. Besonders das letzte Drittel der Geschichte fand ich spannend, wobei die ersten zwei Drittel wichtig sind, um eine Beziehung zu dem Viertel und seinen Bewohner:innen aufzubauen und sie besser kennenzulernen. Ich würde einen weiteren Teil der Reihe auf jeden Fall lesen, da der historische Kontext wirklich gut in die Handlung eingebettet ist.

    Raphaela Brosseron


  • Ärgern, streiten, kämpfen – Warum gibt es Konflikte

    Ärgern, streiten, kämpfen – Warum gibt es Konflikte

    Anita Ganeri

    Renia Metallinou

    Gabriel

    Leseempfehlung ab 5 Jahre

    Das Cover zeigt im Vordergrund zwei Kinder, die mit ihren Rücken aneinander stehen und wütend aufeinander zu sein scheinen. Zwei Kinder spielen mit Soldaten und im Hintergrund flüchtet wohl eine Gruppe Menschen vor qualmenden Häusern, über die Flugzeuge fliegen.
    Zu Beginn des Buches sehen wir zwei Mädchen, die sich anschreien.
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    Dann wieder die bedrohend über den Häusern fliegenden Flugzeuge. Danach geht es darum, wer alles streiten kann, und ein Streit zwischen zwei Kinder wird mit entsprechenden Bildern bis zum Vertragen durchgespielt. Dann geht es um einen Geschwisterstreit, bei dem am Ende die Mutter schimpft, was das Mädchen als ungerecht empfindet. Nach dem Streit auf dem Schulhof, in den sich der Lehrer einmischt, geht es um einen Fernsehbericht über Kriegshandlungen. Es gibt Kriegsbilder, Flucht, ein Zeltlager und Verhandlungen - Bilder, die wir auch aus der Berichterstattung kennen. Wir kehren wieder zurück auf den Schulhof und das Buch endet mit den Worten „Es ist immer besser, wenn man versucht, einander zu verstehen“.
    Im Nachwort wenden die Autoren sich an die Eltern und das Lehrpersonal.
    Was mir gut gefällt, ist, dass der Text die Kinder direkt anspricht, aber ich finde ihn etwas zu belehrend. Trotzdem kann man Kindern mit Hilfe dieses Buches die Entstehung von Konflikten gut darlegen. Die Illustrationen zeigen sehr gut die Gefühle der Kinder, aber auch die Schrecken des Krieges.

    Dagmar Mägdefrau

  • Sadakos Kraniche

    Sadakos Kraniche

    Judith Loske

    minedition

    Leseempfehlung ab 4 Jahre

    Das Cover zeigt eine zarte Figur im Kimono, japanische Schriftzeichen, gefaltete Kraniche und eine schwarze Katze. Diese Katze erzählt uns die Geschichte des Mädchens Sadako, dessen Denkmal wir in Hiroschima finden. 
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    Zunächst ist Sadako ein kleines Mädchen, sie ist noch keine drei Jahre alt, als der Himmel über Japan durch eine Atombombe dunkel wird. Erst nach zehn Jahren wird sie durch die Strahlungen krank. So sehen wir sie in ihrem Krankenbett liegen, bleich und kraftlos, doch die Legende über die 1000 gefalteten Kranichen, die einen Wunsch bei den Göttern erwirken, macht ihr Hoffnung. So faltet sie fleißig Kraniche. Doch leider kann sie die Zahl 1000 nicht erreichen und so stirbt das Mädchen und die Kraniche werden immer an sie erinnern.
    Auch in unserer Stadt gibt es ein Sadako-Denkmal, das uns zum Frieden mahnt und auch bei uns werden in jedem Jahr zum Gedenken an sie Kraniche gefaltet und nach Hiroshima geschickt.
    Dieses zarte Buch erzählt uns vom kurzen Leben eines Mädchens, das gehofft hat und in der Erinnerung weiterleben wird. Ganz wenige kurze Sätze und eine kleine Biographie am Ende erzählen neben den schönen Illustrationen eine berührende Geschichte.

    Dagmar Mägdefrau

  • Mischka

    Mischka

    Edward van de Vendel

    Annet Schaap

    Thienemann

    Verlagsempfehlung ab 8 Jahre

    Ein Buch, das mich traurig, hoffnungsvoll und bewegt zurücklässt. Roya, ihre Eltern und ihre drei älteren Brüder scheinen angekommen zu sein. Sie haben nach der Flucht die Zusage, in den Niederlanden bleiben zu können und leben nun in ihrem eigenen Haus. 
    An diesem ersten Abend kommt das Gespräch auf ein Haustier und Roya wünscht sich, „Etwas Kleines zum Streicheln“ und überzeugt damit ihre Familie.
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    So kommt Mischka, das kleine weiße Kaninchen, zu der Familie. Alle lieben es und alle kümmern sich um das kleine Tier, auch wenn Bashir es „Monster“ nennt. Roya beginnt damit, Mischka ihre Erinnerungen von der Reise zu erzählen, aber sie war erst vier und erinnert sich kaum. Da mischt sich ihr sehr empathischer Bruder Hahayun ein, er ist älter und kann sich an einiges erinnern. Zum Schluss sitzen alle drei Brüder bei ihr und gemeinsam sprechen sie von Stationen der Flucht. Als Roya eines Morgens Mischka aus dem Käfig holen will, steht der offen und das kleine weiße Kaninchen ist weg. Eine hektische, später gut organisierte Suche beginnt.
    Roya ist neun und glücklich, dass sie endlich ein Heim mit der Familie hat, doch ihre gemeinsame Flucht vor fünf Jahren wirft noch so viele Fragen auf und sie möchte sie nicht den Eltern, schon gar nicht der Mutter, stellen. Da findet sie in Mischka einen, bei dem sie sich alles von der Seele reden kann und auch ihre Brüder schließen sich an. Selbst der Vater äußert sich später. Am Ende bricht Roya zusammen und sie, die nie weint, kann nicht mehr damit aufhören.
    Die Geschichte, die Roya uns erzählt, ist sicher tausende von Malen passiert, aber sie wird von dieser Grundschülerin so gefühlvoll und ganz einfach erzählt, dass sie ans Herz geht. Ein beeindruckendes, leises Buch mit zarten Illustrationen.

    Dagmar Mägdefrau

  • White Bird

    White Bird

    R.J. Palacio

    Hanser

    Verlagsempfehlung ab 11 Jahre

    „Dabei [...] haben wir in Wirklichkeit lange genug gelebt, um zu wissen: Alles, was eure Generation für etwas Neues hält, ist bloß eine aufgewärmte Version von etwas, das wir schon oft gesehen haben.”, ein Satz, den Sara ihrem Enkel Julian mehr als einmal gesagt hat. Als sie ihm für ein Schulprojekt wirklich ihre ganze Geschichte erzählen soll, erhält dieser Satz noch mehr Relevanz, denn Sarah ist im Frankreich der 30er Jahre ein junges jüdisches Mädchen, das den Krieg in voller Härte erlebt. 
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    Ausgerechnet Julien, der wegen Kinderlähmung Opfer gemeinschaftlichen Mobbings ist, ist ihre größte Stütze. 
    Natürlich hatte Sara ein Leben vor dem Krieg, nach und nach zeigt sich, wie sich die Gefahr und die Ablehnung in die Gesellschaft schleicht. Als junges Mädchen ist ihre größte Sorge eigentlich im Matheunterricht beim Zeichnen, ihrer wahren Leidenschaft, erwischt zu werden. Bald bleibt ihr nicht mehr das, außer in ihrem Gedanken frei wie ein Vogel, white bird, zu sein und natürlich noch Julien, der ihr immer mehr ans Herz wächst. Die Geschichte ist in das Gespräch zwischen Sara und ihrem Enkel eingebettet, sie erzählt die Vergangenheit aus der Ich-Perspektive, was ich als richtig empfinde. Denn es handelt sich um eine Perspektive, die nach sehr aktuellen Nachrichten, Daten und Fakten dringend unter Jugendliche gebracht werden muss. Saras Geschichte hat mich wirklich berührt und ich bin mir sicher, dass auch dieser Roman seinen Eingang in den Schulkanon findet.
    Die Verbindung zu dem anderen Roman der Autorin “Wunder” ist mir sehr spät aufgefallen, dafür war ich umso begeisterter.
    Zwischen den Kapiteln sind noch Illustrationen zu finden, irgendwo hatte ich die Bezeichnung “Graphic Novel” gelesen, das würde zu weit gehen, so viele Bilder sind es nicht. Aber als Jugendroman absolut empfehlenswert.

    Raphaela Brosseron

  • Kai zieht in den Krieg und kommt mit Opa zurück

    Kai zieht in den Krieg und kommt mit Opa zurück

    Zoran Drvenkar

    Hanser

    Verlagsempfehlung ab 11 Jahre

    Kais Opa ist bereits 100 Jahre alt, als er aufwacht, die Treppen runter geht und den 11-Jährigen gefesselt sieht. Als er sich - mal wieder - nicht erinnern konnte, hielt er ihn für einen Einbrecher. Kai reicht es und beschließt, das Gedächtnis seines Opas zu werden. Wie schwer kann das schon sein, schließlich kennt er alle Geschichten seines Opas aus Kriegszeiten.  Die beiden gehen auf eine Reise in alte Zeiten und Kai muss schnell merken: Krieg ist weder spaßig, noch stimmen alle Erzählungen seines Opas. Auch der Opa ist erstaunt darüber, was sein Enkel für die Wahrheit hält und ihm wird klar, dass er sich damit die Erinnerungen selbst verbaut hat und ein falsches Bild vom Krieg vermittelt hat.
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    Trotzdem erleben sie die wichtigsten Ereignisse noch einmal zusammen und können den schmerzhaften Erinnerungen nicht mehr ausweichen. 
    
    Zoran Drvenkar holt das persönliche Erzählen vom Schmerz des Krieges mit all seinen Ausschmückungen und Verdrängungen in die Gegenwart und macht die Erinnerung allgemein zugänglich. Der Erzähler der Geschichte gibt nicht bloß die Geschichte wieder, er ordnet ein, leitet und kommentiert, wodurch dieses schwierige Thema für eine jüngere Leserschaft einfacher nachzuvollziehen ist. Vorab werden wir über drei besonders schlimme Momente gewarnt, sodass man nicht unvorbereitet hineingeschleudert wird. Die Vogelperspektive des Erzählers, der alles sieht, markiert die Erzählung als Geschichte, nimmt ihr jedoch nichts von ihrem Wahrheitsgehalt. Ganz im Gegenteil, der Zugang zu den Erinnerungen des Opas ist besonders glaubhaft, da seine eigenen Aussagen in ein richtiges Licht gerückt werden. Trotz des Schmerzes schafft die liebevolle Beziehung von Opa und Enkel ein schönes Lesegefühl. Wenn man schon jemanden im Krieg begleiten muss, dann Kai und seinen Opa, denn so können sowohl jung und alt kennenlernen wie man am besten mit den eigenen Erinnerungen, aber auch denen der anderen umgeht. Für Kinder könnte die Erzählperspektive zunächst abstrakt und ungewohnt sein, allerdings passt sie gut zu der Botschaft, die vermittelt werden soll.
    
    Raphaela Brosseron

    Der elfjährige Kai hat eine besondere Beziehung zu seinem hundertjährigen Opa. Opa hat ihm in der Vergangenheit viel von seinen Erlebnissen erzählt. So begann der 32 Jahre dauernde Krieg mit seinem Niesen als Baby.
    Jetzt kann der Opa sich oft nicht einmal an Kai erinnern und so will Kai ihn, als sein Gedächtnis, in die alten Zeiten zurückführen. 
    
    Für mich war es nicht immer ganz einfach zu verstehen, wie Kai quasi als sein Opa, aber auch an der Seite seines Opas alles noch einmal erlebte und dabei feststellen muss, dass nicht alles so war, wie Opa es ihm immer wieder geschildert hat.
    In lichten Momenten kann Opa Kai auch genau erklären, wie es kam, dass er seine Geschichten anders aufbereitet an seinen Enkel weitergab.
    
    Eindringlich und beängstigend werden in diesem Buch die Schrecken des Krieges beschrieben. Aber gerade deshalb finde ich es wichtig dieses Buch zu lesen, denn, wenn auch jetzt durch den Ukraine-Krieg dieses Thema wieder präsenter geworden ist, muss doch immer wieder aufgezeigt werden, dass Krieg immer Tod, Zerstörung und Elend bedeutet. Das wird hier auf eine ungewöhnliche und fesselnde Weise dargestellt.
    
    Dagmar Mägdefrau
  • Der Frieden ist ausgebrochen

    Der Frieden ist ausgebrochen

    Willi Weitzel

    Verena Wugeditsch

    Bohem

    Verlagsempfehlung ab 3 Jahre

    Buch des Monats Januar 2023

    Großer Preis der Akademie für Kinder- und Jugendliteratur

    Das ist es, was wir uns alle wünschen, dass endlich der Frieden ausbricht. Das Buch handelt von einem Gespräch des kleinen Mädchens und ihrem Vater. Die beiden sind auf dem Cover zu sehen, sie vertrauen sich und da kann man alles fragen. 
    Das Mädchen hat auf dem Spielplatz vom Ausbruch des Friedens gehört und der Vater meint, der Frieden feiere mit seinen Freundinnen Freiheit, Gerechtigkeit und Friede. Sie feiern in seiner Brust und das Mädchen kann das Trommeln in Papas Brust hören. 
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    Doch dann will sie wissen, wie es zum Krieg kommt. „Stell dir vor, es gibt ein Land, in dem Leute bestimmen, die immer unzufrieden und wütend sind.“  Diese greifen dann die Nachbarn an und „es wird gekämpft und geschossen.“ Die Politiker:innen reden zuerst, doch wenn das Reden nicht mehr hilft, erklären sie dem anderen Land den Krieg.  Auf dem Bild kann man Vater und Tochter die Angst ansehen, denn im Hintergrund lauert ein dunkler Schatten und es sind Soldaten zu erkennen. Das Mädchen begreift gleich, dass es so zur Flucht kommt. „Wie hört der Krieg auf?“ Der Vater erklärt, dass man sich nach einem Streit entschuldigt, so gibt es hier einen Friedensvertrag und weiße Fahnen. Dem Kind würden bunte Fahnen besser gefallen. 
    
    Ganz einfach ist der Text nicht, das liegt an dem auch für uns Erwachsenen schwierigen Thema. Das Vertrauen zwischen Vater und Tochter kann man mit Hilfe der Bilder gut spüren und es tut gut, diesem Gespräch beizuwohnen. Das Buch besteht aus dem Dialoge der beiden, die Aussagen sind in unterschiedlichen Schriften zu Farbschattierungen gedruckt. Alles andere erklärt sich durch die Bilder und benötigt keine weitere Erklärung.
    
    Ein sehr gut konzipiertes Buch, dass leider in diesen Tagen notwendig ist.
    
    Dagmar Mägdefrau
  • Die Flucht

    Die Flucht

    Francesca Sanna

    NordSüd

    Verlagsempfehlung ab 4 Jahre

    Wir sehen eine orientalisch anmutende Stadt und den Strand mit dem schwarzen Meer. Hier ist die Familie immer gerne gewesen, aber „Im letzten Jahr hat sich unser Leben für immer verändert.“ „Der Krieg brach aus“ ein schwarzer Schatten greift nach den Menschen und die Häuser sind zerstört. Auf schwarzen Seiten sehen wir u.a. eine Brille „Eines Tages nahm uns der Krieg Papa weg.“ Mama tröstet die Kinder, auf einem Bild sieht man die glückliche Famili, überall greifen schwarze Arme nach den Menschen.
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    Eine Frau erzählt von dem Land hinter den Bergen, wo die Menschen hin flüchten. Mama zeigt den Kinder Bilder von dem fremden Land und eint, dort seien sie in Sicherheit. Die Koffer sind gepackt und die kleine Familie nimmt Abschied. Sie sind lange mit unterschiedlichen Fortbewegungsmitteln unterwegs und lassen immer mehr zurück. An der Grenze schicken sie die Wächter zurück, sie müssen sich verstecken und Geld für einen Führer zahlen, der sie über die Grenze bringt. Jetzt kommt noch das Meer und sie fahren in einem Boot los und schaffen die Überfahrt ohne Verluste. Doch noch sind sie nicht am Ziel. Die Reise geht mit dem Zug über viele Grenzen, begleitet werden sie von einer Gruppe Vögel. 
    
    Der Text des Buches ist einfach und gut zu verstehen, die Bilder machen sicher manchmal Angst, aber das tut ein Krieg nun mal. Aber das Buch wird dazu beitragen zu verstehen, warum Menschen ihre Heimat verlassen und zu uns kommen.
    
    Dagmar Mägdefrau
  • Ich bin Anne Frank – Jeder kann die Welt verändern

    Ich bin Anne Frank – Jeder kann die Welt verändern

    Brad Meltzer

    Christopher Eliopoulos

    Bäng Comics Egmont

    Leseempfehlung ab 7 Jahre

    Auf dem Cover ist Anne Frank, die ihr Tagesbuch an sich drückt, zu sehen. Auf der ersten Seite sehen wir sie auf einem Dachboden, dort sitzt sie mit ihrem Tagebuch und stellt sich uns vor. Sie berichtet von ihrer Geburt und wir sehen Bilder, die zeigen, was sie alles in ihrer Freizeit gemacht hat. Ihre Lehrerin unterstütz sie, wenn sie Geschichten schreibt. 
    Doch dann ändert sich alles, die Nazis kommen in Deutschland an die Macht und Juden, wie Anne dürfen vieles nicht mehr. Die Familie versucht zu immigrieren, doch da das nicht klappt, gehen sie nach Amsterdam.
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    Anne bekommt an ihrem Geburtstag ihr erstes Tagebuch geschenkt und sie gibt ihm einen Namen und berichtet alles, was geschieht. Da ihr Schwester ins KZ soll, machen sie sich auf nach Amsterdam. Aber bald kommen die deutsche Nazis auch dort hin und so entschließt sich die Familie hinter dem Büro das Vaters. Der Alltag hier zusammen mit einer andern Familie wird auf den nächsten Seiten geschildert. Anne erinnert an die Menschen, die ihrer Familie geholfen haben, zwei Jahre im Versteck zu leben. Und sie beschriebt das Fenster im Dachboden, das einzige, durch dass sie den Himmel sehen konnte. Am Ende stehen viele Manschen um das Anne-Frank-Haus in Amsterdam und berichten uns davon, wie es weiterging. Kinder machen einen Kreis um einen Baum, andere lesen auf der Wiese und Annes Worte machen uns Hoffnung. „Ich bin Anne Frank und ich glaube daran, dass die Menschen in ihrem Innersten gut sind.“
    Die Bilder zeigen sehr eindringlich die Geschichte. Man sieht den Menschen, die Angst an, die sie empfinden, aber auch die Brutalität derer, die die Juden los werden wollen kann man gut erkennen. In kursiver Schrift sind kurze Auszüge aus dem Tagebuch zu lesen. 
    
    Wir kennen fast alle das Buch, dass aus Annes Tagesbuch entstand, und haben es mit viel Anteilnahme gelesen. Dieser Comic ist eine verkürzte Version, das aber durch die Bilder sehr gut den Sinn des Buches übermittelt. 
    
    Dagmar Mägdefrau
  • Wir sind hier – Eine Geschichte von Flucht und Hoffnung

    Wir sind hier – Eine Geschichte von Flucht und Hoffnung

    Kyo Maclaer

    Rashin Kheiriyeh

    Zuckersüß

    Verlagsempfehlung ab 3 Jahre

    Einige Erwachsene und viele Kinder stapfen durch die winterliche Landschaft. Auf der nächsten Seite müssen sich die Menschen bergauf quälen. Ein Mädchen malt ein Kreuz auf den Boden und zeigt, dass sie jetzt hier sind. Am Morgen gibt es ein heißes Getränk aus einem vertrauten Becher. „Dieser Becher ist ein Zuhause.“ Auch eine aprikosenfarbene Decke bringt Geborgenheit. Dann landen sie für einige Tage in einem Zeltlager. Hier schreiben und lesen sie im warmen Licht einer Lampe und vergleichen sie mit einem Leuchtturm.
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    Unter dem Sternenzelt singen alle gemeinsam ein Lied. Inmitten von neuerblühten Blumen stellen sich die Kinder Fragen nach der Zukunft. Mit einem Boot bestehend aus der Tasse, als Mast die Blume und die Decke ist das Segel geht es mit Hilfe des Leuchtturms wieder an Land „Wir sind hier.“ 

    Die Farben des Buches sind hellblau und aprico, dadurch wirkt es trotz des ernsten Themas optimistisch. Die beiden Kinder, die uns durch das Buch führen sind fantasiereich und lassen uns an ihren Gedanken teilhaben. Der Text ist sehr kurz gehalten, die poetischen Bilder erklären alles.
    Ein schön gestaltetes Bilderbuch, das auf einfühlsame Weise eine Flucht schildert.

    Dagmar Mägdefrau
  • Der Pfad – Die Geschichte einer Flucht in die Freiheit

    Der Pfad – Die Geschichte einer Flucht in die Freiheit

    Rüdiger Bertram

    cbt

    Verlagsempfehlung ab 12 Jahre

    Der zweite Weltkrieg lässt die Menschen aus Deutschland flüchten, so auch Rolf und seinen Vater. In Marseille versuchen sie die Weiterreise nach New York zu organisieren, wo die Mutter auf die beiden Männer und den Familienhund bereits wartet. Das dieser Weg nicht einfach sein wird, begreift Rolf, obwohl er noch ein Kind ist, denn die Gefahr schwebt immer über ihnen. Regelmäßig kommt es in der Stadt zu Verhaftungen.
    Um nicht nur in der Angst zu verfallen, haben sich die beiden ein kleines Spiel ausgedacht: “Gut oder böse”, und sie raten, wer zu welcher Seite gehört.
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    Die eigentliche Flucht soll über die Berge erfolgen, der einheimische Junge Manuel soll sie diesen Pfad entlang führen, doch auch trotz seiner Hilfe bleibt die Gefahr bestehen.
    Wären nicht die Hintergründe der Nazi-Zeit, könnte dies eine spannende Abenteuergeschichte von zwei Jungen und einem Hund sein. Leider waren auch Kinder den Umständen ausgeliefert. Umso sinnvoller ist es, in dieser Geschichte durch den Erzähler Rolf  eine kindliche Perspektive einzunehmen. Man merkt ihm seine naive Art manchmal an, doch gepaart mit seinem Mut hilft ihm vermutlich eben diese, ihn durch die finstere Zeit zu bringen. Berührend ist die Freundschaft zwischen ihm und Manuel, die am Anfang gar nicht erst nach einer aussah. Aber so fangen auch heute noch die besten Freundschaften an: „Am Anfang habe ich dich nicht gemocht!“ Die Perspektive, die Sprache und auch die Comics am Anfang und am Ende bereiten die Geschichte wunderbar für jüngeres Publikum auf.
    
    Raphaela Brossseron

    Rolf ist mit seinen Eltern schon früh nach Paris ausgewandert, hier wollten sie den Krieg überstehen. Als dann die Deutsche einmarschieren und Rolfs Mutter schon in New York ist, machen sich Vater und Sohn auf den Weg nach Süden, von Marseille. Dort leben viele Flüchtlinge, die weiterwollen, weil es auch in dem nicht besetzenten Teil Frankreichs viele Nazis sind. 
    Trotz der schrecklichen Situation genießen Rolf und Ludwig zusammen mit den Terrier Adi das Meer. Als sie alle Papiere zusammen haben und die Lage immer brenzliger wird, Spanien, hier soll ein Hirtenjunge sie über die Grenze bringen. Eine gefährliche Strecke, da auch hier deutsche Streifen unterwegs sind. Doch der Wunsch endlich nach Amerika zu kommen, treibt die beiden an. Manuel, ein Hirtenjunge, der keine Schule besucht hat, spricht gebrochen Deutsch und erklärt, dass die Mitnahme des Hundes viel zu gefährlich sei.
    Wird Rolf den Hund seiner Mutter, an dem er sehr hängt zurücklassen?
    Rolfs Vater ist Journalist und seine Artikel gefallen den Nazis nicht, deshalb verlässt er Deutschland. Er ist ein fröhlicher Mann, der gern mit Rolf im Meer tobt und das Spiel „Gut oder Böse“ mit ihm spielt. Rolf ist sehr reif für sein Alter und erfahren im Verstecken, wenn es zu einer Razzia kommt. Doch was alles auf dem Pfad, den sie wandern müssen geschieht, damit hätte keiner gerechnet. Rolf lernt viel von Manuel und dieser staunt über Rolfs Erzählungen über große Städte, wie Berlin. 

    Zur Erklärung der Lage, gibt es zu Beginn des Buches einen kleinen Comic und die Geschichte wird auch in dieser Form zu Ende erzählt. Mir hat das sehr gut gefallen.
    Das Buch erzählt anhand des Schicksals von Rolf und Manuel über Fluchtwege, von ihren Eltern getrennte Kinder, der Angst davor festgenommen zu werden, dem Leben in einem fremden Land, Gefahren der Natur, aber auch von Hilfsbereitschaft und Freundschaft.
    Spannend, traurig, aber auch humorvoll liest sich das Buch sehr gut. Da es einen Film zu diesem Buch gibt, kann man in der Mitte des Buches Fotos dazu sehen, das Cover zeigt Julius Weckauf, der den Rolf spielt.

    Dagmar Mägdefrau

  • Alle da! – Unser kunterbuntes Leben

    Alle da! – Unser kunterbuntes Leben

    Anja Tuckermann

    Tine Schulz

    Klett KInderbuch

    Verlagsempfehlung ab 5 Jahre

    Empfehlungsliste Evangelischer Buchpreis 2015

    Leipziger Lesekompass 2015

    Kunterbunt und fröhlich ist schon das Cover mit den verschiedensten Menschen, die hier zusammen feiern. Am Beginn des Buches stehen die „Ersten Menschen“ und die stammen aus Afrika. Unter ihnen sind viele andere Gesichter zu sehen, die alle unterschiedlich aussehen.
    Anhand kleiner Bilder sehen wir, was Menschen alles tun. „Immer wieder gehen Menschen woanders hin“ zeigt viele mögliche Grunde an. Am Beispiel von Samira aus Syrien sehen wir warum und wie sie ihre Heimat verlassen hat.

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    Aber es gibt auch andere Beispiele, so gingen Natalias Vorfahren nach Russland, ihre Eltern kamen zurück nach Deutschland, wo sie geboren wurde. Eine große Palästinenser-Familie wohnt verstreut auf der ganzen Welt. Kinder in einem Stuhlkreis sagen in ihrer Sprache „Guten Morgen“, das ist nur ein kleiner Ausschnitt, denn es gibt 6.500 verschiedene Sprachen. Einige Kinder sprechen schon mehre Sprachen, aber oft können Erwachsene, die aus dem Ausland kommen noch nicht richtig deutsch. Einige Gründe werden hier genannt. 
    Aber Kinder können oft auch ohne gemeinsame Sprache miteinander spielen, auch die unterschiedlichen Feste kann man miteinander feiern. Von Vorurteilen und wie sie entstehen können, lesen wir auf der nächsten Seite. Manchmal entstehen dadurch Ängste, „Am besten verschwindet die Angst, wenn man sich kennenlernt…“ So zeigt die letzte Doppelseite einen sommerlichen Platz mit vielen verschiedenen Menschen.
    Zum Schluss kann man einen Fragebogen ausfüllen und sich der eigenen Identität bewusst werden. 

    Vielleicht sollten sich einige Erwachsene dieses einmal anschauen, sie können viel davon lernen. Dank der comicartigen Bilder macht das Lesen besonders viel Spaß.

    Dagmar Mägdefrau

     

  • Plötzlich war Lysander da

    Plötzlich war Lysander da

    Antja Damm

    Moritz

    Verlagsempfehlung ab 4 Jahre

    Bei einem Workshop hat uns Antje Damm die Technik ihres Buches „Der Besuch“ erklärt, die auch bei diesem Buch angewandt wurde. Sie baut aus allerlei Materialien die Kulisse und stellt die gemalten Protagonisten dort hinein und fotografiert das Ergebnis für das Buch. Eine Idee mit der sie außergewöhnliche Bilderbücher erstellt.

    Drei Mäuse bekommen einen Brief, sie sollen ein anders Tier in ihrer Höhle aufnehmen. Natürlich sind sie empört.

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    Lysander ist ein Lurch, der die lange ungenutzte Wanne für sich beansprucht. Auch hier trifft er wieder auf Empörung der Mäuse. Am Ende haben sich die Vier aneinander gewöhnt und sie freuen sich, dass Lysander für Salat zu den Kartoffeln gesorgt hat.

    Eine schöne Geschichte, die uns zeigt, dass Fremde durchaus etwas zur Gemeinschaft beitragen können und das gemeinsame Leben Spaß machen kann.

    Dagmar Mägdefrau

  • Die Kinderbuchbrücke

    Die Kinderbuchbrücke

    Jella Lepmann

    Kunstmann


    Jella Lepmann (*1891), die jüdische Autorin war vor dem Krieg Journalistin in Stuttgart und sie emigrierte, früh verwitwet, mit ihren Kindern nach England. 1945 ging sie zurück in das zerstörte Deutschland. Man hat sie in „eine Uniform gesteckt“ und sie soll sich „besonders der Frauen und Kinder“ annehmen. Und die Kinder, denen sie begegnet, die als Waisen zwischen den Trümmern unterwegs sind, haben es ihr angetan. Sie sieht sie nicht als Täter, sondern auch als Opfer dieses schlimmen Krieges.
    Ihr Gedanke ist es diesen Kindern neue Hoffnung und neue Ideen durch das Lesen zu geben. Allerdings fehlt es an Büchern. In den Jahren der Hitler-Diktatur wurde nur das verlegt, was dem Regime passte. Die guten Bücher wurden bekanntlich verbrannt.

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    Nur gab es keine Gelder für die Anschaffung neuer Bücher, abgesehen davon, dass es keine Verlage in Deutschland gab, die hätten liefern können. Doch Jella Lepman schrieb einfach andere Länder an und bat um Bücher für ihre Bibliothek, die sie zusammenstellen wollte.

    Moralische Unterstützung hatte sie zunächst durch das Militär, außerdem konnte sie deren Strukturen, wie die Post, nutzen.

    In Deutschland traf sie alte Weggefährten wieder, Elly Heuss-Knapp und Erich Kästner, die Journalisten wie sie waren. Durch diese Kinderbuchbrücke kamen viele Bücher zusammen, die in zunächst München ausgestellt wurden. In dem Buch gibt es viele Bilder von lesenden Kindern, sie sind so in ihre Lektüre vertieft, dass man die Begeisterung förmlich spürt.

    Jella Lepman hat immer wieder neue Ideen und immer wieder kann sie Menschen davon begeistern. Eleanor Roosevelt ist eine ihrer bekanntesten Unterstützerinnen, ihre Stiftung trägt viel zum Erfolg der Kinderbibliotheken bei. Seien es Wanderausstellungen oder neue Standort immer wieder sehen wir die lesenden Kinder. Einmal hat es Jella Lepman sogar mit einem Bus probiert. Immer war es ihr Anliegen Kinder mit Literatur zu versorgen.

    Später wurde auch gemalt und diese Ausstellung von Selbstportraits der Kinder ging sogar in die USA. Später gab es ein „Weltparlament“ der Kinder entsprechend der Uno, Fremdsprechen wurden gelehrt und Radiosendungen gemacht.

    Im Text finden wir 110 kleine Zahlen, die zu bekannten Menschen führen, die den Weg Jella Lepman gekreuzt und begleitet haben. Es ist spannend zu lesen, wie Jella Lepman diese Menschen immer wieder für ihre Sache begeistern konnte.

    Ich staune im Nachhinein, dass ich noch nie von dieser Frau gehört habe, die doch so viel für die Erziehung der Nachkriegsgeneration getan hat. Auf ihre Initiative hin wurden Bücher übersetzt, Verlage gegründet und Preise ins Leben gerufen. 

    Das Buch liest sich sehr gut, natürlich würden einige Passagen heute nicht mehr so geschrieben. Aber wir sind alle Kinder unserer Zeit und nutzen die entsprechende Sprache. 

    Ein lesenswertes Buch mit viel Begeisterung von einer charismatischen Frau geschrieben.

    Dagmar Mägdefrau