Buchbesprechungen

  • Fuchseline´s Malbuch – Was arbeiten Mama und Papa im Büro?

    Fuchseline´s Malbuch – Was arbeiten Mama und Papa im Büro?

    Fuchseline aus dem Wienerwald

    Fuchseline aus dem Wienerwald

    Verlagsempfehlung ab 4-7 Jahre

    Eine Frage, die die Kinder sicher interessieren werden, denn nicht alle Eltern können ihren Kindern ihren Arbeitsplatz zeigen. Das Buch beginnt mit dem Weg zur Arbeit, wobei mir der Hubschrauber etwas übertrieben scheint, dagegen fehlt der eigene PKW und das Fahrrad. 
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    Dann folgen Büroszenen mit einer Frau und einem Mann, ein Schreibtisch mit Bildschirm und Arbeitsmittel. Meeting und Teamwork sind die nächsten Überschriften. Eine Präsentation wird gezeigt, eine E-Mail verschickt und eine Videokonferenz abgehalten. Zwei leere Handy-Ansichten sollen mit einem Gesprächspartner und einem Selbstporträt gefüllt werden. Die nächsten Seiten sind mit „Freies Malen“ überschrieben und zeigen einfache Utensilien aus dem Büro. „Auswertungen“ zeigen Diagramme, dann können Linien und Formen nachgezeichnet werden. Es folgen Wimmelbilder von gleichen Tieren, die je nach Haltung unterschiedlich ausgemalt werden sollen. Kleine Aufgaben, wie passende Gegenstände verbinden,  entscheiden, was schwerer ist, sowie Suchaufgaben folgen. Labyrinthe und Linien nach Zahlen zeichnen finden wir auf den nächsten Seiten, danach wird ausgeschnitten, zunächst Münzen und Geldscheine. Am Ende werden Schatzwürfel gebastelt.
    Leider erschöpft sich das Thema Büro schnell und dann zeigen die Abbildungen die unterschiedlichsten Sachen. Sicher ein Heft mit vielen Anregungen, die über das reine Ausmalen hinausgehen und die bestimmt gerne angenommen werden.

    Dagmar Mägdefrau
  • Fuchseline´s Malbuch – Ich gehe dann mal zu den Helden ins Krankenhaus!

    Fuchseline´s Malbuch – Ich gehe dann mal zu den Helden ins Krankenhaus!

    Fuchseline aus dem Wienerwald

    Fuchseline aus dem Wienerwald

    Verlagsempfehlung ab 5-8 Jahre

    Auf dem Cover sind ein großer Regenbogen und Kinder und Erwachsene als Superhelden zu sehen. 
    Das erste Ausmalbild zeigt ein großes Krankenhaus, auf das zwei Hubschrauber zufliegen. „Helden im Einsatz“ zeigt Krankenhauspersonal - teilweise mit Umhang.
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    Dann kann sich der mögliche Patient oder die Patientin in ein Krankenhausbett malen, EKG-Linien nachzeichnen und vielfältige Arbeitsmittel ausmalen. Röntgen, Viren und Bakterien tauchen auf, danach geht es um Blutgruppe und einen DNA-Strang, was mir schwierig erscheint. 
    Damit ist das titelgebende Thema allerdings auch schon erschöpft. Jetzt geht es um „Fantasie und Kreativität“. Einhörner und Piraten werden zum Ausmalen angeboten. Linien nachgezeichnet und Bilder ausgemalt. So. z.B. eine Vorlage mit vielen Füchsen, die je nach Haltung unterschiedlich angemalt werden sollen, das ist schon eine anspruchsvolle Aufgabe.
    Es folgen Labyrinthe, Suchbilder und Umrisse, die nach aufsteigenden Zahlen gezeichnet werden müssen. „Scheren Rallye“ bedeutet, dass Formen und Linien ausgeschnitten werden. Ein Gesicht, bei dem man Augen und Lippen ausschneidet und einklebt, gefällt meiner Enkelin sicher, ebenso wie die Pizza, die belegt werden soll. Zum Ende können noch Memory-Karten ausgeschnitten werden.
    Dieses Din-A-4 große Heft bietet viele Mal- und Bastelangebote, ich hätte mir ein wenig mehr zum Thema gewünscht, bin aber überzeugt, dass meine kreative fünfjährige Enkelin viel Spaß haben wird.

    Dagmar Mägdefrau
  • Literacy-Projekt – Zwei für mich, einer für dich

    Literacy-Projekt – Zwei für mich, einer für dich

    Lara Keste

    BVK

    Literacy-Projekt

    Verlagsempfehlung ab 2 Jahre

    Das Bilderbuch „Zwei für mich, einer für dich“ führt beim Vorlesen immer zu Entrüstung, denn das ungerechte Teilen empört die Kinder sofort. Deshalb habe ich mich, obwohl ich keine Erzieherin, für diese Broschüre interessiert. Literacy bedeutet u.a. das Verstehen von Texten, was den Kinder später das Lesen und Schreiben erleichtern wird.
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    Zielgruppe sind Kita-Kinder ab 2, denn das Bilderbuch hat wenig Text und ist reich bebildert.
    So wird am Anfang für diese Gruppe der Einstieg in die Geschichte doppelseitenweise erklärt. Es gibt viele Fragen, die die Kinder bei genauem Zuhören beantworten können. Ältere Kinder können Dinge in den Bildern suchen, vielleicht sogar mit einer Lupe. Es wird ein Fingerspiel und später auch ein Lied zur Geschichte angeboten. Es gibt Kopiervorlagen, die ausgemalt oder laminiert angeschaut werden können, um zu selektieren, welche Gegenstände in eine Küche gehören. Die Anregung, einen Aufgabenplan zu erstellen, macht in gewissen Situationen auch Sinn, ebenso wie das Spiel „Ich koche Essen“ nach dem Vorbild, „Ich packe meinen Koffer.“ Natürlich kann auch generell über Essen gesprochen oder sogar selbst gekocht werden. Eine Malvorlage zeigt einen leeren Teller, der mit dem Lieblingsgericht „aufgefüllt“, d.h. bemalt, werden kann. Mit Papprollen können Bär und Wiesel gebastelt werden und es gibt eine Anregung, einen Wald im Karton anzulegen. Rezepte und kleine Aufgaben vervollständigen die Tipps rund um das Bilderbuch von Jörg Mühe.
    Wie gesagt, ich bin keine Fachfrau für die Arbeit mit einer Kitagruppe, aber die Tipps aus dieser Broschüre kann man vielfältig anwenden, je nach dem wie erfahren man selbst ist oder wieviel Zeit man aufwenden möchte. Dank der vielen Vorlagen wird Zeit gespart, selbst Unterlagen zusammenzusuchen. Es gibt einige dieser Literacy-Projekte zu schönen Bilderbüchern, die sicher gerne genutzt werden.

    Dagmar Mägdefrau
  • Die kleinen Bücher der kleinen Brontës

    Die kleinen Bücher der kleinen Brontës

    Sara O'Leary

    Briony May Smith

    Von Hacht Kinderbuchverlag

    Leseempfehlung ab 4 Jahre

    Ein zauberhaftes Bilderbuch über die Kindheit und die Talente der Brontë-Geschwister. Die nostalgischen Illustrationen in eher gedeckten Tönen transportieren viel Wärme. 
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    Sie haben zum Teil sehr ungewöhnliche und spannende Perspektiven und weisen viele Details auf, ohne dabei überfrachtet zu sein. Die Geschichte ist kurzweilig und unterhaltsam erzählt und macht Lust darauf, sich selbst kleine Geschichten auszudenken. Ich liebe dieses Buch!

    Katia Simon

  • Ich hab da was für dich

    Ich hab da was für dich

    Lena Raubaum

    Katja Seifert

    Tyrolia

    Verlagsempfehlung ab 7 Jahre

    Kinderbuch des Monats Januar 2025

    Auf dem Cover sehe ich nur die Beine einer Person, die mir ein riesiges Paket entgegenhält. „Wortgeschenke und Gedankenstupser“ wird es wohl enthalten. Denn dieses wundervollen Gedichte schenkt Lena Raubaum und allen, die das Buch (vor-)lesen.
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    Kleine Reime, kurze Geschichten in poetischen Worten erzählt, das alles finde ich hier. 
    „Sorgsam
    Sicher könnt´ ich mir Sorgen machen
    Sorgen über mein ganzes Leben
    Nur wäre das halt zirka so
    Wie auf heile Haut Pflaster zu kleben.“
    Ist das nicht eine beeindruckende Lebensweisheit? Vielleicht sogar etwas fürs Poesiealbum?
    Unter der Überschrift „Busreise“ geht es um die Welt und an die exotischsten Orte, dann erfährt man, dass der Bus ein Globus ist. Gleich auf der nächsten Seite werden Papas Schuhe zu Booten, die durchs Wohnzimmer fahren.
    Die dann folgenden Tiergedichte zu lesen, ist auch wieder ein echter Spaß. Bei den Klopfgedichten steht jemand vor der Tür und überrascht uns mit einer Aussage.
    „Alles klar
    Was ist ein Gedicht?
    Es reimt sich
    Oder nicht“
    Danach muss man das Buch mal umdrehen oder die Buchstaben auf dem Kopf lesen.
    Und so gibt es noch einiges Ungewöhnliches in diesem Gedichtband, lass dich also einfach überraschen und erfreu dich an den verrückten Ideen der Autorin und an den kleinen, feinen Illustrationen am Rande.
    Ich liebe es, solche Gedichte laut zu lesen und den Klang der Worte vollständig zu spüren.

    Dagmar Mägdefrau
  • Maschas leuchtende Jahre

    Maschas leuchtende Jahre

    Veronika Wiggert

    Marie Geissler

    Tulipan

    Verlagsempfehlung ab 7 Jahre

    Bilderbuch des Monats Januar 2025

    Vor einiger Zeit habe ich die Biografie von Mascha Kaléko „Suche nach der Heimat“ gelesen und ich war erstaunt über das ungewöhnliche Leben dieser deutschen Dichterin. In diesem Bilderbuch wird ihr Leben kindgerecht erzählt und mit wunderschönen Illustrationen, die sich stilistisch an der Zeit der 1920er Jahre orientiert, ausgeschmückt. 
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    Auf dem Cover sehen wir die junge Mascha mit einen Federhalter in der Hand auf einer Schreibmaschine sitzend.
    Auf der ersten Seite ist das Gedicht „Der Mann im Mond“ abgedruckt. Eine Frau liegt schlafend mit ihrem Kind, wohl die kleine Mascha, im Bett, auf dem Kopfende sitzt eine Eule, dazu scheint eine Mondsichel. Dann sieht man Mascha als Mädchen mit einem Hund über eine Wiese tollen, aber oft machte sie sich schon damals „eigene Gedanken“. Sie war mutig und konnte „eisenhart“ sein. Sie war sieben, als sie mit ihren Eltern nach Deutschland floh, Auslöser war der 1. Weltkrieg. Dann begann die wunderbare Zeit in Berlin, sie dichtete und verbrachte ihre Zeit im Romanischen Café mit anderen Künstlern. Erst die Nazis machen ihrer Kariere ein Ende und sie flieht mit ihrem zweiten Mann und ihrem Sohn nach Amerika.
    Die Gedichte von Mascha Kaléko sind nach wie vor schön zu lesen. Sie haben Tiefe und Gefühl, aber auch Humor. Mir gefällt es deshalb sehr gut, dass die Autorin diese Dichterin den Kindern näher bringt. Sie schafft es mit kurzen Texten, unterstützt durch die aussagestarken Illustrationen, ein Bild zu erschaffen, das sicher vielen in Erinnerung bleiben wird. Vielleicht sehen die heutigen Kinder mal ein Gedichtband von Mascha in der Buchhandlung und sie werden dann danach greifen…

    Dagmar Mägdefrau

  • Der kleine Prinz

    Der kleine Prinz

    Antoine de Saint-Exupéry

    Anna Silivonchik

    Edition Bracklo

    Verlagsempfehlung ab 6 Jahre

    Bilderbuch des Monats Dezember 2024

    Der kleine Prinz ist sicher eines der am häufigsten zitierten Bücher, die Zitate eignen sich zur Geburt, zur Hochzeit und für Todesanzeigen. Ebenso vertraut ist uns die gezeichnete Figur mit den gelbblonden Haaren, die immer etwas verloren wirkt.
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    Diesmal sehen wir einen Jungen mit Krone, der verträumt auf einen Globus mit Sternenbildern schaut, davor die Rose, schon ganz aufgeblüht. Nach einer etwas längeren Widmung sehen wir, passend zum Text, einen Hut, der aber eine Boa ist, die einen Elefanten verschlingt. Danach fliegt ein Pilot mit einem Papierflieger, den der Junge in der Hand hält. Nach der Bruchlandung sehen wir den Prinzen, ohne Krone auf dem großen Kopf und Spanngenschuhen an den kleinen Füßchen. Er hält ein Schaf im Arm, das die Krone auf dem Kopf hat. Später sehen wir den Piloten mit dem Prinzen, beide im zarten Mondlicht, fast durchscheinend. In Kapitel XII geht es um einen Säufer, der inmitten der Flaschen seinen Kopf gegen den eines Fisches lehnt, allerdings bestehen alle Fische nur aus Gräten, ein wirklich trauriges Bild. 
    Da ich davon ausgehe, dass die Geschichte allen bekannt ist, habe ich mich hier auf die ungewöhnlichen neuen Illustrationen beschränkt. Ich finde sie sehr gelungen und der Geschichte würdig. Allerdings taucht vor meinem inneren Auge, wenn ich den Text lese, der kleine Prinz auf wie Antoine de Saint-Exupéry ihn erschaffen hat.

    Dagmar Mägdefrau
  • FC Stinkesocke – Glücksbringer wäscht man nicht

    FC Stinkesocke – Glücksbringer wäscht man nicht

    Oliver Schlick

    Julia Christians

    Ueberreuter

    Verlagsempfehlung ab 8 Jahre

    Wer in einem Ort namens Stokkesinker wohnt, muss ich nicht wundern, wenn anderen der Begriff Stinkesocke in den Sinn kommt, wenn er den Namen hört. So sprechen die Gegner des Fußballvereins gerne vom FC Stinkesocke und es gibt sogar eine Lied, das sie bei den Fußballspielen singen. 
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    Der zehnjährige Emil spielt wie sein Vater und sein Großvater, der die tollsten Geschichten aus seiner Zeit erzählen kann, beim FC. Doch sein Wechsel zur D-Jugend ist nicht so einfach wie gedacht, denn es gibt in Stokkesinker zu wenig Jungen, die mitspielen wollen. Allerdings geht es der Mädchenmannschaft nicht besser und so kommen sie auf die Idee, ein Mixed-Team aufzustellen. Dem Vereinsvorsitzenden Hauke Hallig gefällt der Gedanke, so doch eine Mannschaft für ein anstehendes Entscheidungsspiel melden zu können. Doch da nicht alle seiner Meinung sind, trainieren die Mädchen und Jungen fleißig mit ihrer neuen Sportlehrerin. Dass am Ende ein Glücksbringer nötig ist, um den Glauben an die eigene Stärke zu finden, gefiel mir sehr gut. Denn oft braucht man etwas, an das man glaubt, damit man sich selbst vertraut.
    Auf dem Cover stürmen Emil und Clara und zwischen ihrem Beinen saust der Dackel Ronaldo über den Rasen. Die sieben Kapitel lassen sich gut lesen und die Illustrationen lockern den Text immer wieder angenehm auf. Sehr vergnüglich fand ich die Geschichten über die Vereinslegenden wie z.B. Eigentor-Erik und die Werbeunterstützung des Friseursalons. Ein Buch über Freundschaft, Glauben an die eigene Stärke und das Quäntchen Glück, das man zum Siegen braucht.

    Dagmar Mägdefrau

  • Die Zeit-Agenten – Jagd um den Eifelturm – Band 3

    Die Zeit-Agenten – Jagd um den Eifelturm – Band 3

    S. J. King

    DK

    Die Zeit-Agenten

    Verlagsempfehlung ab 7 Jahre

    Acht Kinder aus der ganzen Welt sind die Zeit-Agenten, wenn ihre Uhren sich rückwärts drehen, dann werden sie zu einem Einsatz gerufen. Während ihres Einsatzes steht für alle anderen die Zeit still, so werden sie nicht vermisst oder verpassen etwas im Hier und Jetzt. Denn ihre Aufträge erledigen sie in einer anderen Zeit. In diesem Band reisen Hannah aus den USA und Alex aus Neuseeland in das Paris zur Zeit des Baus des Eifelturms. 
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    Sie treffen dort auf Gustave Eifel, dem die Pläne vom Zeitdieb Mora gestohlen wurden. Mora stiftet Chaos und will mit seinen Aktionen die Gegenwart verändern. Warum er das tut, wird nicht erklärt. Leider verfügt er über „Ticker“, mit denen er die Kinder immer wieder aufhält. Aber dank der Hilfe des Kuckucks Tempo, der sie begleitet, wird am Ende der Bösewicht in einer spannenden Aktion ausgetrickst. 
    Zeitreisen sind in Kinderbücher zurzeit sehr im Trend, ähnlich wie in anderen Reihen gibt es hier eine Gruppe Kinder, die in diesem Fall gar nicht so außergewöhnlich sind. Während des Aufenthaltes in Paris werden immer wieder französische Worte genutzt, aber es gibt keine Erklärung, wie sich die Kinder untereinander bzw. mit den Franzosen unterhalten. Für mich nicht gut nachvollziehbar. Dass es der kleine Kuckuck schafft, einen Plan vom Eifelturm in seinem Schnabel zu transportieren, halte ich für unmöglich. Auch wenn das Buch mit dem Zeitsprung eine fantasievolle Idee verfolgt, sollte es deshalb nicht alles außer Kraft setzen.
    Das Buch liest sich vergnüglich und bietet auch einige Informationen, entspricht aber nicht meinen Anforderungen.

    Dagmar Mägdefrau
  • Der Duft von Apfelkuchen – Die Geschichte des Mädchens Renate Inow aus Elberfeld

    Der Duft von Apfelkuchen – Die Geschichte des Mädchens Renate Inow aus Elberfeld

    Andrea Behnke

    Andrea Hold-Ferneck

    Herausgegeben von Ulrike Schrader im Auftrag des Trägervereins Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal e.V.

    Hentrich & Hentrich

    Verlagsempfehlung ab 8 Jahre

    Fast ist es ein Bilderbuch oder doch eher ein Fotoalbum, das aus dem Leben von Renate, die sich später Renie nennt, erzählt. Das Bild auf dem Cover zeigt sie als Siebenjährige, sie schaut etwas schüchtern in die Kamera, damals war das Fotografieren noch etwas Seltenes. 
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    Hinter ihr sind die Äpfel zu sehen, die uns im Buch begleiten werden.  Auch im Inhaltsverzeichnis tauchen sie mit der Angabe der Seitenzahl wieder auf. 
    Nach dem Vorwort mit den Jahreszahlen von Renate und einer kleinen Anekdote aus ihrem Leben, lernen wir den Vater kennen, der gerne Cello spielt und der sich liebevoll um seine Jüngste gekümmert hat. Die Familie ist gerne in der Natur unterwegs, aber sie reisen auch gerne mit „dem Finger auf der Landkarte“ durch die Welt. Ein regelmäßiges Ziel ist Bochum, denn dort wohnt Gromi, die Großmutter, die so herrlichen Apfelkuchen backt, dessen Duft Renate in Erinnerung bleibt und der dem Buch seinen Titel gab. Bis ihre große Schwester Grete nach Schweden fährt, verleben die Schwestern unbeschwerte Stunden miteinander. Deshalb fällt Renate der Abschied sehr schwer. Erst im Laufe der Zeit wird Renate ihr jüdisch-sein bewusst und als der Kantor sich das Leben nimmt, „fühlt sie sich wie ein Kastanienblatt im Wind.“
    Andrea Behnke hat in der Begegnungsstätte Alte Synagoge in Wuppertal, Renate/Renie Inow „gefunden“, denn hier werden die Erinnerungen, die dieses Buch füllen, aufbewahrt.
    In dem Buch wird das Leben anschaulich dargestellt, der meist einseitige Text wird von einem Foto oder einer Collage ergänzt und gewinnt dadurch an Intensität. Kleine Zettel mit einer gezeichneten Büroklammer stellen den lesenden Kindern Fragen. Ganz zu Ende des Buches können die dann selbst ein Bild malen, eine Geschichte erzählen oder vielleicht wie Renate ein Herbarium basteln.
    Andrea Behnke schafft es in einer sehr anschaulichen Sprache, traurige und frohe Momente aus dem Leben Renates sehr fein zu vermischen, ergänzt durch die sehr gut zusammengestellten Illustrationen ist hier ein wundervolles Buch entstanden, das die Gräuel der NS-Zeit für Grundschüler*innen verständlich macht.

    Dagmar Mägdefrau



  • Korianderkuss

    Korianderkuss

    Antje Herden

    Tulipan

    Verlagsempfehlung ab 12 Jahre

    Fred und Rosa sind schon ewig beste Freundinnen, doch Fred verliebt sich – ein Gefühl, mit dem Rosa bisher noch nicht viel anfangen kann. Jetzt entsteht eine Lücke in Rosas Leben: eine Fred-Lücke. Vor allem, weil sie außer Fred und ihrer Mutter kaum jemanden an sich heranlässt.
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    Doch dann kommt Kim neu in die Klasse, und Rosa ist plötzlich interessiert. Nicht wie alle anderen an Kims Geschlecht, denn Kim ist nicht binär, sondern an der Person selbst. Kim ist schlagfertig, klug und mysteriös – und vielleicht kann Rosa mit dem Verliebtsein ja doch etwas anfangen.
    Es passiert irgendwie ziemlich viel in der Geschichte: Ein weiteres Thema ist Jonas Ritter, Rosas Vater, den sie nicht kennt. Er schickt ihr plötzlich einen Brief, in dem er mitteilt, dass er für immer nach Australien geht, aber noch einen Hinweis auf ein Gartengrundstück hinterlässt. Gemeinsam mit Kim macht Rosa sich auf die Suche und findet es tatsächlich. Diese Aktion von ihrem Vater bleibt aber letztlich recht bedeutungslos für die Handlung. Kim entpuppt sich zufällig als Gemüseexpert*in und scheint generell viel Ahnung von allem zu haben.
    Fred ist ebenfalls noch präsent und versucht manchmal, das Gespräch mit Rosa zu suchen. Was mir persönlich jedoch gar nicht gefallen hat: Rosa reimt ständig vor sich hin. Sie sagt zwar selbst, dass sie keine Poetin ist, aber als Kim irgendwann meint, einige Reime seien „ziemlich gut“, halte ich das für eine glatte Lüge. Selbst wenn die Reime absichtlich „schlecht“ sein sollen, haben sie für die Geschichte keinerlei Mehrwert und waren eher unangenehm zu lesen.
    Gegen Ende analysiert Kim Rosas Einzelgänger-Dasein und zieht daraus Schlüsse, die wohl alles zusammenführen sollen. Für mich blieben diese Erkenntnisse jedoch unverständlich, da die Textsignale dazu wohl an mir vorbeigegangen sind.
    Was ich an Rosa mag, ist ihre Fähigkeit, Fehler einzugestehen. Perfekte Figuren sind schließlich nicht so interessant wie eine Rosa. Die Beziehung zwischen Kim und Rosa ist wirklich niedlich dargestellt, und die Szenen rund um ihre gemeinsame Gartenarbeit waren ebenfalls interessant.
    Insgesamt war die Konstruktion der Handlung für mich nicht ganz klar, und sprachlich waren Rosas Gedichte definitiv ein Minuspunkt. Positiv hervorheben möchte ich jedoch den Umgang mit dem Thema Gendern. Hier werden viele praxisnahe Beispiele gezeigt, die gut funktionieren – zum Beispiel klingt „Blödmensch“ statt „Blödmann“ sogar richtig gut.

    Raphaela Brosseron

    Rosa Eliza Retter hatte eine beste Freundin namens Fred, doch die hat jetzt die Liebe zu einem Jungen entdeckt, dessen Namen Rosa nicht aussprechen möchte. Deshalb hält Rosa Distanz zu Fred, selbst in der Schule spricht sie nicht mit ihr. Da kommt jemand Neues in die Klasse und Kim fasziniert Rosa von Anfang an. Nicht nur die Schönheit von Kim ist besonders, auch das Auftreten und die Schminkkunst ist perfekt. Kim definiert sich als keinem Geschlecht zugehörig und scheint aber Rosa gerne um sich haben zu wollen.
    Rosa lebt mit ihrer Mutter zusammen, mit der sie sich sehr gut versteht und die ebenfalls die Dreizehnjährige gut versteht. Rosas Erzeuger ist schon vor ihrer Geburt ins Ausland gegangen und hat sich all die Jahre nie gemeldet. Jetzt schenkt er ihr einen Garten, der hinter einer undurchdringlichen Hecke liegt. Dort verbringen Rosa und Kim ihre Osterferien und sie lieben es beide, den Garten zu versorgen. Wird es bei der Freundschaft bleiben oder wird auch Rosa die Liebe kennenlernen?
    Rosa erzählt uns von dieser Zeit im Frühling und so können wir ihre Gefühle kennenlernen und erleben, wie sie sich zaghaft den anderen gegenüber öffnet. Wie sie die Ablehnung durch ihre Vater überwindet und die Liebe entdeckt. Ungewöhnliche Protagonistinnen und eine gendergerechte Sprache machen dieses Buch sehr aktuell.


    Dagmar Mägdefrau
  • Lina und der Schnee-Engel – Das Wunder eines verschneiten Tages

    Lina und der Schnee-Engel – Das Wunder eines verschneiten Tages

    Maggie O´Farrell

    Daniela Jaglenka Terrazzini

    DK

    Verlagsempfehlung ab 5 Jahre

    Ein zauberhaftes Cover: Lina im roten Mantel und ein silberner, nur leicht angedeuteter Engel. Im gesamten Buch gibt es viel silbrigblaue Ornamente und Zeichnungen. Allein dieser aufwendige Druck beeindruckt beim Lesen sehr.
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    Lina wird in der Nacht wach und empfindet einen kalten Hauch in ihrem Zimmer, da entdeckt sie einen Engel. Der sieht aus wie ein junger Mann und ist schlank und groß. So erfährt sie, dass, wenn man einen Engel im Schnee hinterlässt, daraus ein Schneeengel wird, der als Schutzengel fungiert. Ihr Engel wundert sich, dass Lina ihn sehen kann und befürchtet, er habe einen Fehler gemacht. Als Lina ihm dann auch noch versichert, dass es ihr gut gehe, befürchtet er, dass sein erster Einsatz nicht richtig verläuft. Doch dann fühlt er Linas heiße Stirn und nur dadurch, dass er die Mutter weckt, kann Linas Krankheit behandelt werden. So wird der Enkel zum Lebensretter, denn Linas Krankheit zieht sich lange hin. Als es ihr wieder gut geht, will sie durch riskante Manöver den Engel herbeiwünschen. Aber so läuft das nicht. Schnell merkt sie, dass ihr Schutzengel, nur auftaucht, wenn sie in einer bedrohlichen Situation ist. Lina schafft es aber, dass der Engel noch einmal zu ihr kommt, und sie sagt ihm ihren sehnlichsten Wunsch ins Ohr.
    Zauberhaft und mystisch ist diese Geschichte und voller Wunder. Dazu die silberglänzenden Illustrationen, nicht mit einem niedliche kleinen Engel, sondern mit einem jungen Mann aus Eis und Schnee mit Flügeln. Nach dieser schönen Geschichte werden wir uns auch Schnee wünschen, um aus dem Schneeengel einen Schutzengel zu machen.

    Dagmar Mägdefrau