• Influence – Fehler im System

    Influence – Fehler im System

    Christian Linker

    Bold@dtv

    Für junge Erwachsene

    Amir, ein junger Politikstudent folgt auf Instagram einem Typen Namens Habakuk. Seinen Namen gemäß spricht er gerne in alttestamentarischen Formulierungen. Seine Angriffe sind häufig auf die Influencerin Kalliope gerichtet. Sie postet ihre Kleidung, ihr Makeup, ihr Essen, einfach ihr ganzes Leben und kann von den Werbeeinnahmen leben. 
    Als Amir eine Praktikantenstelle bei einer Angeordneten im Düsseldorfer Landtag bekommt, bietet er an, ein Treffen mit dem scheuen Habakuk zu organisieren. 

    mehr oder weniger lesen

    Doch am Tag des Treffens fällt weltweit das Internet aus. Die fehlende Kommunikation mittels Smartphon ist ein klares Handikap, aber bald steht fest, dass unser gesamter Alltag vom Internet abhängt. Seien es Daten, die in Clouds „verschwinden“ oder Smarte Wohnungen, die nicht mehr zu bedienen sind. Trotz damit verbunden Probleme im öffentlichen Nahverkehr, schafft es Amir Köln zu erreichen. Hier soll er einen Chip weiterreichen. Nach einem beinahe „Unfall“ ist er nicht sicher, ob sein Leben in Gefahr ist. 

    Die Geschichte nimmt immer mehr Spannung auf, hat immer wieder unerwartete Wendungen und endet sehr spektakulär.
    Die Frage nach dem Wert des Internet und seiner manipulativen Nutzung stellt sich immer wieder. Die Bürgerkriegsähnlichen Zustände, die sich immer mehr verschlimmern sind ein anderer Aspekt dieser Internetlosigkeit. 

    Das Buch ist ein Thriller und der Autor spart nicht mit harten Szenen und Toten. Aber was Angst macht ist viel mehr die Kälte und die Rohheit der Menschen untereinander. 

    Dagmar Mägdefrau

  • Play

    Play

    Tobias Elsässer

    Hanser

    Verlagsempfehlung ab 14 Jahre

    Zu diesem Buch fällt mir das Wort „Kammerspiel“ ein. Nach der Einleitung, in der der angetrunkene Abiturient Jonas seiner ehemaligen Lehrerin Anna näher kommt und wir seine Mutter, eine Performance-Künstlerin, die nur für Ihre Kunst lebt, kennen lernen, macht sich Jonas als Tramper auf den Weg.
    Er nutzt seit einiger Zeit eine App, die er aufgrund ihrer Aufmachung die Maschine nennt, und die ihm seine Zukunft geschildert hat. Sein Vater, der die Familie vor Jahren ganz plötzlich verlassen hat, und der jetzt als Anwalt erfolgreich ist, taucht in der Beschreibung auf und Jonas soll sich ähnlich wie er entwickeln. Das ist das Letzte, was Jonas sich wünscht, er will als Musiker berühmt werden. 

    mehr oder weniger lesen

    Schon an der ersten Raststätte begegnet Jonas Sun und ihren Freundinnen. Zusammen wollen sie, ebenfalls einer App folgend eine Party erreichen. Nach einer erlebnisreichen Feier fahren Jonas und Sun zusammen weiter. Ihr nächstes Ziel ist ein Ferienhaus im Taunus. Hier sind die beiden einige Tage allein und es entwickeln sich interessante Gespräche und spannende Situationen. 

    Trotz des technischen Ausgangspunkts geht es in diesem Buch um Gefühle, Freundschaft, Liebe und Entscheidungen, die beide treffen müssen. Einiges entwickelt sich ganz anders als erwartet, Sun ist scheinbar sprunghaft und launisch, dann aber doch hilfreich und voller Gefühl. Obwohl der größte Teil des Buches aus Gesprächen und Gedanken besteht, hat es Spannung und ist lesenswert.

    Dagmar Mägdefrau

  • Still!

    Still!

    Dirk Pope

    Hanser

    Verlagsempfehlung ab 13 Jahre

    Mariella ist nach der Trennung vom Vater in eine Kleinstadt gezogen und nun spricht sie nicht mehr. Die notwenige Kommunikation mit der Mutter erfolgt über WhatsApp. Ihre Eltern, Lehrer und Mitschüler können sie nicht zum Reden bringen und die meisten reagieren aggressiv. „Die ist zu dumm zum Reden, dümmer als ein Stück Brot“ ruft Isabell zur Erklärung in die Klasse. Besonders ihre Deutschlehrerin führt sie immer wieder vor. Aber Mariella bleibt stur, ihr sind die vielen Worte und die 15.000 täglichen Wörter ihrer Mutter, einfach zu viel. Nur ein netter Hausarzt und der fachfremde Englischlehrer bringen Verständnis auf. 

    mehr oder weniger lesen

    In ihrem Kopf hat Mariella allerdings viele Worte und Gespräche. So gibt es immer wieder Interviews der Ifas (Institut für angewandtes Schweigen), die zum Teil sehr rabiat sind. Dann gibt es kleine Gespräche zwischen den unterschiedlichsten Menschen. Da antwortet der Hausarzt dem Komponisten Arvo Pärt, den sie sehr verehrt.
    Mariellas geheimer Zufluchtsort ist ein Turm, dort sitz sie gerne in einem gesperrten Teil. Aber eines Abends sitzt dort ein Junge auf ihrem Platz. Stan ist gehörlos und die beiden „unterhalten“ sich über WhatsApp. Nach einem Vorfall im Sportunterricht bei dem Mariella im Gesicht verletzt wird, spitzt sich die Situation immer mehr zu. 

    Ich, die ich sicher auch viele tausend Worte am Tag spreche und die meint, dass Kommunikation ganz wichtig ist, kann mich nicht in Mariella hineinversetzen. Viele Erzählungen/Serie leben davon, dass Menschen nicht miteinander sprechen. Mariella hat Gespräche in ihrem Kopf und nutzt WhatsApp zur Kommunikation. Das zeigt für mich, dass es wohl nicht wirklich möglich ist ohne Worte zu leben. 

    Es gibt durchaus interessante Gedanken und schöne Sätze in dem Buch, aber trotzdem macht die Geschichte für mich keinen Sinn. Die Gewalt gegenüber Mariella finde ich beängstigend und die Hilflosigkeit der anderen zeigt, wie wichtig es ist miteinander zu sprechen. Ich denke, auch mich würde das Verhalten von Mariella aggressiv machen, ich wüsste damit nicht umzugehen. Im Gegensatz zu allen anderen öffnet sie sich ja Stan und nur dadurch kann die Freundschaft entstehen.

    Dagmar Mägdefrau

  • Das Spiel der Brüder Werner

    Das Spiel der Brüder Werner

    Philippe Collin

    Sébastien Goethals

    Splitter

    Leseempfehlung für junge Erwachsene und Erwachsene

    Diese Graphic Novel kommt im Din A 4 Format daher und handelt vom einzigen Fußballspiel DDR : BRD. 
    Der Beginn des Buches zeigt den Einmarsch der russischen Truppen in Berlin. Die Hiltlerbüste liegt im Staub und zwei jüdische Brüder bahnen sich ihren Weg durch die zerstörte Stadt. 1953 stranden sie in Leipzig und im Nachwort können wir von diesen „Wolfkindern“ den Kriegswaisen lesen. Die beiden geraten hier in die Fänge der Stasi. Der Oberst, der bis zum Ende nicht befördert wird, begleitet und formt die Brüder Konrad und Andreas Werner, wie es der DDR-Statt will. 1961 beim Mauerbau stehen die beiden neben dem Soldaten, der mit dem Mädchen auf dem Arm in den Westen springt.

    mehr oder weniger lesen

    Ein Bild, dass wir alle kennen.
    Der jüngere Brüder Andreas zweifelt, ob der Staat wirklich die Opfer des Nationalsozialismus rächt, so wie er es sich für seine Mutter, die im KZ umkam, wünscht. So erschießt er gegen den Befehl einen SS-Mann und muss selbst ins Gefängnis. 
    Doch auch danach kümmert sich der Oberst um ihn. Er wird Physiotherapeut und kümmert sich später um die Fußballnationalmannschaft. Es wird aber von seinem Bruder getrennt, der in die Bundesrepublik geschickt wird. Auch er wird Betreuer der Nationalmannschaft der BRD. 
    So kommen die beiden zum Spiel 1974 in Hamburg zusammen. Beide Spitzel der Stasi, beide geschult zu manipulieren. So unterstützt Konrad den vom Kommunismus überzeigten Breitner in seinen Ideen und Andreas verführt Sparwasser mit ihm in ein Nachtlokal zu gehen. Beide Brüder verfolgen eine Strategie, die ihnen vom Oberst vorgegeben wird.
    Allerdings hat Andreas immer wieder Zweifel an der Richtigkeit seines Tuns. So wird er in einer Kiste zurück in die DDR gebracht. Solche Kisten, in denen Personen verschickt wurden, soll es wirklich gegeben haben.

    Wer alles genau wissen möchte kann am Ende des Buches noch einiges nachlesen.
    Ob es bei dem Spiel 1974 wirklich so zu ging, bleibt der Fantasie der Autoren überlassen, allerdings könnte es wohl so gewesen sein. Sicher ist, dass die Stasi im großen Stil spioniert und manipuliert hat. 

    Ein spannendes Buch in dem reale und erfundene Figuren ein interessantes Bild der Zeit zeigen. Vielleicht ist einiges überzeichnet, aber die Bilder sind auch schwarz / farbig gedruckt.

    Dagmar Mägdefrau

  • Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß

    Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß

    Manja Präkels

    Btb / Verbrecher-Verlag

    Leseempfehlung ab 14 Jahre

    Kranichsteiner Jugendliteratur-Stipendium 2018

    Deutscher Jugendliteraturpreis 2018

    Anna-Seghers-Preis 2018

    Mimi wird in der DDR groß, in einer Kleinstadt in Brandenburg. Sie erzählt uns von ihrer Schule und ihrem Freund Oliver, mit dem sie am Nachmittag angeln geht. Mimis Mutter ist Lehrerin und eine überzeugte Kommunistin. Mimis Vater ist eigentlich Verkäufer, aber aufgrund seiner Krankheit meist zu Hause. Mimis Oma stellt Mimi ein Zimmer in ihrer Wohnung zur Verfügung, als der kleine Bruder geboren wird. Mimi beschreibt keine Idylle, es wird viel getrunken, so kommt es auch, dass sie mit Oliver, der sich später Hitler nennt, die Schnapskirschen isst.

    mehr oder weniger lesen

    Erstaunt war ich über die Brutalität, die hier schon an der Tagesordnung war. Da wurden in bestimmten Straßen Kinder wie Mimi mit Flaschen beworfen.
    Erst auf Seite 80 tritt Honecker endlich zurück und die Situation in der Stadt wird dadurch nicht entspannter. Umgehend bilden sich Nazigruppen, die Zecken, die Mimi jagen. Erstaunlich, wie schnell diese Glatzen das Bild der Stadt prägen. Allen voran Oliver, jetzt Hitler. 

    In dem Buch wird viel geraucht und gesoffen, später kommen auch andere Drogen dazu. Hitler ist da ganz groß im Geschäft. Mimi distanziert sich zunächst auch äußerlich, färbt sich die Haare und entwickelt einen anderen Musikgeschmack. Später versucht sie, sich zu verstecken, gleicht sich äußerlich an und zieht nach Berlin, sie hat Angst ihren kranken Vater zu besuchen, weil es in ihrem Freundeskreis immer wieder zu Überfällen der Nazis kommt.
    Das Buch macht Angst, natürlich hat man zunächst Angst um Mimi und ihre Freunde, aber die ganze Situation beängstigt mich. Wie können junge Leute in den 1990er Jahren einfach solche Gewalt ausüben und sich als Nazis bezeichnen? 

    Angesichts der Vorfälle in Chemnitz oder Halle befürchte ich nach dieser Lektüre, dass es viel mehr Nazis gibt, als ich für möglich gehalten habe. Besonders die Gewaltbereitschaft dieser jungen Menschen entsetzt mich. Mimi musste um ihr Leben fürchten und ich fürchte mich mit ihr um unser Land. Ein wichtiges Buch, wenn mir das Lesen auch an manchen Stellen die Luft nahm und ich die Angst spüren konnte.

    Dagmar Mägdefrau

  • Sechs Augenblicke

    Sechs Augenblicke

    Antja Szillat

    Edition Zweihorn

    Verlagsempfehlung ab 7. Klassenstufe

    Auf 114 Seiten erzählt die Autorin eine spannende Geschichte über Freundschaften im Internet. Jedes der kurzen Kapitel ist mit einem Zitat überschrieben. Das Buch erreicht sicher auch ungeübte Leser*innen.

    Die sanfte Marie seit ihrer Kindheit ist mit Lea befreundet, doch heute ist Marie nicht sanft, sondern rebellisch und es kommt zum Streit zwischen den beiden Mädchen. Als Marie am Abend nicht zu Hause auftaucht, machen sich alle große Sorgen und am nächsten Morgen wird die Polizei gerufen.

    mehr oder weniger lesen

    Lea erzählt nicht sofort, dass sich Marie in letzter Zeit sehr verändert hat, weil sie den Eltern nicht weh tun will. Lea weiß, dass Marie sich mit einem Fotografen in einem Café getroffen hat, der für ein Buch „Augenblicke“ festhalten wollte. Hat dieser Mann etwas mit dem Verschwinden von Marie zu tun? Mit ihren Freund Jona will sie der Sache nachgehen und begibt sich dadurch in große Gefahr.

    Wie weit kann man „Freunden“ im Internet glauben? Kann man diese „Freundschaften“ in der realen Welt fortsetzten? Wie sehr lassen wir uns alle von dieser Scheinwelt blenden?

    Es ist nicht einfach seine Kinder zu schützen, das trifft auf das Leben und das Internet zu. Dieses Buch kann dazu beitragen, dass man sich überlegt, was hinter dem netten Chatpartner wohl verborgen ist.

    Dagmar Mägdefrau

  • Bus 57

    Bus 57

    Dashka Slater

    Loewe

    Verlagsempfehlung ab 14 Jahre

    Nominiert für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2020

    Schon auf dem Buchrücken kann man lesen, dass Sasha, ein agender Weißer, der gerne Röcke trägt, und Richard, ein Afroamerikaner, der schon mit dem Gesetz in Konflikt gekommen ist, in der Buslinie 57 aufeinandertreffen. Animiert durch seine Freunde hält Richard ein Feuerzeug an den Rock des schlafenden Sasha. Der Fall ging 2015 durch die Presse und Dashka Slater nahm diesen Artikel zum Anlass, diesen Fall zu recherchieren.

    Sasha, der als Luke geboren wurde, identifiziert sich als nicht einem gestimmten Geschlecht zugehörig, also als Agender oder Neutrois. (Mein Word gibt beide Worte als Fehler an!) In dem Kapitel „Gender, Geschlecht, Sexualität, Romantik: ein paar Begriffe“ lese ich einige, mir bisher nicht bekannte Begriffe bzw. Begriffe, ich bislang nicht einordnen konnte.

    mehr oder weniger lesen

    „Genderqueer/Nichtbinär – Geschlechtsidentität passt nicht richtig in das Zweiersystem männlich/weiblich.“ Oder „Greysexuell – empfindet nur gelegentlich sexuelle Anziehung, meist aber nicht.“ Sasha hat sehr aufgeschlossenen Eltern und besucht eine Privatschule, in der die Mitschüler ihn voll akzeptieren. Auch als er sich entscheidet, Röcke zu tragen, nimmt keiner daran Anstoß. Aufgrund des Alperger-Syndroms wird Sasha als sehr schüchtern beschrieben, er hat aber einen Freundeskreis und alle zusammen spielen ein sehr kreatives Spiel, bei dem 1001 leere Karten mit Spielanweisungen gefüllt werden müssen.

    Richard lebt im armen Teil von Oakland, geht auf eine öffentliche Schule und war aufgrund einer Straftat schon in einer betreuten Wohngruppe untergebracht. Seine Mutter und auch eine pädagogische Kraft, die selbst eine bewegte Vergangenheit hat, und zur Ersatzmutter für viele Schüler wird, bemühen sich um den Jugendlichen. Er ist fröhlich, albert herum und macht gerne Streiche, ist sehr einfühlsam und kann gut auf andere eingehen. Dann gibt es diesen Moment, wo Richard einfach die Auswirkungen seiner Tat nicht bedenkt. Er zündet den duftigen Rock an und Sashas Leben besteht lange Zeit aus Schmerzen. Da es Videoaufnahmen der Tat gibt, wird Richard schnell verhaftet. Der zweite Teil des Buches befasst sich mit der Justiz der USA bzw. des Staates Kalifornien. Richard wird zunächst nach Erwachsenenrecht angeklagt, obwohl er erst sechzehn ist. Dieser Teil ist kompliziert zu lesen und macht mich als Leser wütend, weil es so ungerecht ist, wie mit Richard verfahren wird. 

    Gerade in der Situation, wo wir wieder erleben, wie rassistisch unserer Gesellschaft ist, zeigt sich in diesem Buch, dass Menschen, die nicht der binären Norm entsprechen, noch häufiger unter der Intoleranz der „Normalen“ zu leiden haben. Das Buch benutzt immer das Gender* und für mich unbekannte Pronomen, wie sier und sieren statt sie/er oder ihrer/seiner. Unter „Nichtbinär-Wiki“ habe ich aber auch andere Möglichkeiten gefunden. Es wird sicher noch einige Zeit dauern, bis sich unsere Sprache verändert.

    Ein interessantes Buch zu einem Thema, das in unserer Zeit immer mehr an die Öffentlichkeit dringt und über das ich bisher wenig Informationen habe.

    Dagmar Mägdefrau

  • PoetX

    PoetX

    Elizabeth Acevedo

    rowolth rotfuchs

    Verlagsempfehlung ab 14 Jahre

    Dieses Buch ist „Für uns Mädchen, die sich nie im Bücherregal sahen und trotzdem im Dunkeln Geschichten schrieben.“ Gibt die Autorin und US-Poetry-Slammerin Elizabeth Acevedo in Ihrem Nachwort als einen der Gründe an, weshalb sie dieses Buch geschrieben hat. Ihre Sätze sind kurz und auf den Punkt gebracht, aber doch poetisch und einfühlsam. Da die Übersetzerin ebenfalls Poetry-Slammerin ist, passt alles wunderbar zusammen.

    Xiomara ist 15 und lebt mit ihrem Bruder, den sie immer nur Zwilling nennt, und den Eltern in einem armen New Yorker Stadtteil. Das Leben der Mutter ist geprägt vom katholischen Glauben.

    mehr oder weniger lesen

    Sie gab ihren Wunsch Nonne zu werden auf, um ihren Mann, mit dem sie von der Dom.Rep. in die USA zog, zu heiraten. Erst die Geburt der Zwillinge machte aus dem untreuen Mann einen guten Familienvater. 
    Xiomara soll in diesem Jahr gefirmt werden und muss deshalb den Kommunionunterricht besuchen. Leider findet zur selben Zeit das Treffen der Poetry-Gruppe statt und ihre Lehrerin lädt sie immer wieder dazu ein, denn Xiomara schreibt wundervolle Gedichte über all die Dinge, die sie nicht ausspricht und die Probleme, die sie besonders mit ihrer Mutter hat. Ihre Mutter möchte auf keinen Fall, dass sie einen Jungen auch nur anschaut. Es ist erschreckend, wie altmodisch und bigott sie ihre Kinder erzieht. Das Schlimmste ist, dass es keine Möglichkeit der Kommunikation mit ihr gibt.

    Doch dann taucht im Bio-Unterricht Aman auf, ein sehr einfühlsamer Junge, in dem sich Xiomara verliebt. Diese zarte Liebe beschreibt Xiomara in ihrem Notizbuch, den dem alles ihre Gedanken und Gefühle zu Gedichten werden.

    Ich habe dieses Buch mit Begeisterung gelesen. Ich habe mit Xiomara gelitten, Hoffnung und Freude erfahren. Diese große junge Frau, die es schafft mit der Kraft der Worte, der Welt zu begegnen, hat ich sehr beeindruckt. Ich wünsche noch vielen Mädchen, dass ihre Geschichten den Weg in die Bücherregale finden.

    Dagmar Mägdefrau

  • Milchgesicht

    Milchgesicht

    Christian Duda

    BELTZ & Gelberg

    Verlagsempfehlung ab 16 Jahre

    Der in Österreich aufgewachsenen Autor Christian Duda erzählt in diesem Buch von seiner Oma und ihrem „Neffen“ Sepp. Sepp wird auf einem Bauernhof geboren und weil er nicht so ist wie die anderen Kinder, wird er zu einer ledigen Tante nach Hönigsberg am Rande des Sennerings abgegeben. Die Tante kümmert sich um den Säugling und später bis ins Erwachsenenalter um den Jungen. Sepp ist sehr hellhäutig und leidet unter einer regelmäßig wiederkehrenden Krankheit die mit Fieber, Schmerzen und Atemnot einhergeht.

    mehr oder weniger lesen

    In der Schule wir der als nicht der Norm entsprechend nur zum Malen angehalten. Aber, da alle Kinder in einer Klasse sitzen, lernt er trotzdem lesen. Die Tante versorgt ihn heimlich mit frischem Blut, aber trotzdem wird er von den Kindern vorgeführt und schlimm gehänselt, bis Sepp bemerkt, wie stark er ist. Das Buch spielt nach dem 2. Weltkrieg und in dieser Zeit war der Umgang mit Menschen, die anders waren, noch sehr durch die Euthanasie und ihre Folgen geprägt. So wird Sepp auch von allen für dumm gehalten, was aber auch dazu führt, dass man ihn nicht teilhaben lässt und ihm nichts erklärt. Am Rande erfahren wir auch einiges über die Großmutter Cäcilia, die bis zum frühen Tod ihres Mannes sehr unter ihm leiden muss und danach auflebt. 

    Die Sprache des Autors ist ihn diesem Buch teilweise brutal und sehr direkt, trotzdem kann man nachfühlen, dass er die Sätze überlegt geschrieben hat. So schreibt er im Bezug auf das raue Klima dieser Region „Die Temperaturunterschiede sorgen für Erosion, kurz: Alles schrumpft! Was vorher Körbe füllte, passt nun in ein Einmachglas. Sprache wird eingekocht.“
    In dem Buch werden auch sehr gewalttätige Szenen sehr realistisch geschildert, kein Buch für zarte Gemüter. Aber der hellhäutige Sepp musste auch alles ertragen und fand keine Worte, um sich zu erklären, sondern litt meist still. Er wollte immer lieb zur Tante sein, die er zeitweilig Mama nannte.

    Das Buch ist keine leichte Kost, nicht aufgrund der Geschichte des Sepp, aber auch nicht aufgrund des Stils, den der Autor angewandte. Ein lesenswertes Buch, auch hier mit dem Effekt, sowas sollte nicht wieder passieren dürfen.

    Dagmar Mägdefrau

  • Sturm

    Sturm

    Christoph Scheuring

    magellan

    Verlagsempfehlung ab 14 Jahre

    Nora ist achtzehn und muss sich seit Jahren mit ihrem betrunkenen Vater und seiner Gewalt gegenüber der Mutter auseinandersetzten. Aber dann kommt der Tag, an dem sie dem Vater ebenfalls mit Gewalt begegnet. Nachdem die Mutter einfach gegangen ist bleibt sie mit ihrem Vater zurück, der es schafft, trocken zu werden. Nach einer gewagten Aktion am Schlachthof wird sie von einer verständnisvollen Richterin zu 300 Sozialstunden verurteilt.

    mehr oder weniger lesen

    Sie wird von einer „Ocean Watch“ nach Kanada geschickt, wo sie eine deutschstämmige Fischerfamilie beim Fischfang begleiten soll. Johan der Kapitän fängt Schwertfische mit der Harpune. Durch den hundertjährigen Großvater, der auch an Bord ist, erfährt Nora viel über die Fischer und ihre Einstellung zum Meer. Die Gespräche mit dem alten Mann sind ein wunderbares Kernstück dieses Buches. Schon im Prolog erfahren wir vom Sturm und im Laufe des Buches erleben wir ihn sehr nah und spannend erzählt. Da muss man einfach atemlos weiterlesen, um zu fahren, wie es mit diesen beiden starken Persönlichkeiten auf engem Raum weitergeht.

    Das Cover des Buches erinnert mich an japanische Künstler und ich finde der natürliche Stil des Buches passt sowohl zum Thema als auch Titel.

    Durch das Buch habe ich viele Zusammenhänge erfahren, die mich leider auch etwas schuldig zurücklassen. Vielleicht sollte man nicht einfach den „Tiermördern“ die Schuld geben, sondern sich auch fragen, was können wir noch ändern, um den Tieren ein besseres Leben und Sterben zu ermöglichen? Ein spannendes, im besten Sinne lehrreiches Buch, dessen Stil flott zu lesen ist.

    Dagmar Mägdefrau

  • Um 180 Grad

    Um 180 Grad

    Julia C. Werner

    Urachhaus

    Verlagsempfehlung ab 13 Jahre

    Lennard muss einer alten Dame im Altersheim vorlesen. Seine Aufgabe als Lesepate hat er einer Graffiti-Aktion zu verdanken. So lernt er Frau Silberstein kennen. Die Dame mit den silbernen Haaren ist ihm gleich zugetan und freut sich über die Besuche. Nach und nach erzählt sie ihm von ihrer Vergangenheit. Sie ist eine Holocaustüberlebende und trägt traurige Erlebnisse mit sich herum. Lennard möchte zunächst nicht ins Heim, doch dann sieht er ein großartiges Mädchen.

    mehr oder weniger lesen

    Lange Zeit weiß er selbst nicht, weshalb er jeden Dienstag ins Heim geht. Er liest das Buch „Tschick“ vor, in dem er Parallelen zu seinem Leben sieht. Frau Silbersteingefällt das Buch und sie freut sich etwas über die Jugend zu erfahren. Lennard reift in der Geschichte und sein Verhältnis zu der alten Dame wird immer enger. 
    Sowohl der normale Familienalltag als auch das Verhältnis zu seinen Freunden wird lebendig erzählt. Dramatisch sind die Geschichten, die wir von Frau Silberstein erfahren. Aber auch der Alltag im Pflegeheim ist manchmal für den Jungen schwer zu ertragen. Gut, dass die Schwester Susanne so menschlich ist. 

    Ein Buch, dass viel über das Leben des Mädchens in Auschwitz erzählt, aber auch die Probleme der Seniorin nicht außen vorlässt. Es ist schön, der positiven Entwicklung Lennards zu erleben. Sicher nicht nur ein Jugendbuch, aber ganz klar für Jugendliche spannend.

    Dagmar Mägdefrau

  • Tayo bleibt!

    Tayo bleibt!

    Andreas Schlüter

    Carlsen

    Verlagsempfehlung ab 13 Jahre

    Lisa ist die Tochter eines Polizisten und zusammen mit ihrer Freundin Hülya ist sie auf dem Rückweg von der Disco, als auf dem Bahnsteig sich Skinheads seinem afrikanischen Jungen nähern. Durch Lisas Eingreifen gelingt den Dreien die Flucht in eine S-Bahn.  Am nächsten Tag kommt Tayo in Lisas Klasse. Sie versucht ihn weiterhin zu unterstützen, aber da ihr englisch nicht besonders gut ist, ist das eine schwierige Sache.

    mehr oder weniger lesen

    Manchmal übertreibt Lisa auch und engt den Freund ein. Sie erfährt einiges über Nigeria und über die schwierige häusliche Situation Tayos. Dass der ein guter Fußballer ist, führt dazu, dass er beim HSV in der Jugendmannschaft spielen darf. Tayo träumt davon als Profi unabhängig werden und trainiert gerne. Allerdings ist sein Vater, der inzwischen mit einer anderen Frau zusammen lebt, ein sehr gläubiger Muslim und er schickt Tayo in eine Koranschule. 

    Nachdem das Buch einen Jahressprung macht, hat Tayo gut Deutsch gelernt und trotz seiner Zurückhaltung ist er beliebt. Doch dann kommt sein 18. Geburtstag und damit erhält er seinen Abschiebebescheid. Lisa zieht alle Register um den Freund vor der Abschiebung zu retten.

    Leider ist das Buch sehr an der Realität, der „Fall“ ereignete sich schon vor Jahren in Hamburg und er passiert täglich in unserem Land. Oft hört man dann von der Unterstützung aus der Bevölkerung. Aber oft geht es so schnell, dass wir nichts davon erfahren.

    Dagmar Mägdefrau

  • Der magische Stab – Lilly Flunker Saga 1

    Der magische Stab – Lilly Flunker Saga 1

    Kristina Tiemann

    Independently published

    Autorenempfehlung ab 10 Jahre

    Lilly muss nach dem Unfalltod ihrer in ein Nonnenkloster, hier gibt es wenig Herzlichkeit, aber viele Aufgaben. So ist sie froh Victor kennenzulernen, ein Junge, der ihn einer ähnliche Situation, wie sie ist. Auch er hat keine Verwandten, aber er freundet sich schnell mit Lilly an. Sein besonderes Kennzeichen ist es, dass er Redewendungen abgewandelt benutzt, was oft richtig komisch ist. 
    Aber Lilly ist kein normales Mädchen, der Druide Magnus erklärt ihr, dass sie aufgrund ihrer Herkunft sowohl Feen-, als auch Druidenblut in sich trägt. Deshalb ist sie z.B. in der Lage sich in einen Adler zu verwandeln. 

    mehr oder weniger lesen

    Ihre Aufgabe soll es sein, einen magische Stab, den der Druide Durus an sich bringen will, zurück zu bringen. Dazu reist sie in das Land der Feen. Hier sieht es so ganz anders aus, als ich dachte, auch die Feen haben nicht die von mir erwartete überirdische Gestalt. Toll, was die Autorin sich da alles ausgedacht hat. Fantastische Welten.

    Die Geschichte ist sehr schön und spannend geschrieben, aber ein großer Bestandteil macht die Freundschaft aus. Besonders Victor zeichnet sich durch Treue und Hilfsbereitschaft aus. Aber es gibt auch Intrigen und sogar Kämpfe, die die Spannung hoch halten.

    Ich kenne die zwei bisher erschienen Folgebände und kann nur empfehlen, die Geschichte von Lilly Flunker und Victor weiterzuverfolgen. 

    Dagmar Mägdefrau

  • Der magische Kristall – Lilly Flunker Saga 2

    Der magische Kristall – Lilly Flunker Saga 2

    Kristina Tiemann

    Independently published

    Autorenempfehlung ab 10 Jahre

    Ein böser Druide, der schon im ersten Teil eine wichtige Rolle spielte versucht den magischen Kristall zu bekommen, damit könnte er sie Sonne beeinflussen. Um das zu verhindern muss der Junge Viktor alleine drei schwierige Aufgaben lösen. Wir begleiten ihn auf der Reise nach Frankreich und lernen zunächst die Heimat von Amaryllis, dem Elfenritter kennen. Liebevoll wird diese Welt beschrieben und genauso fantasievoll sind die Elfen, die dort leben geschildert. Es macht Spaß in diese fremde Welt einzutauchen.

    mehr oder weniger lesen

    Viktor muss dann allerdings ganz alleine weiter und stößt auf den königliche Steinbeisserprotokollant. Eine liebenswerte Vogelmischung, der zunächst sehr steif und amtlich daherkommt.
    Die Prüfungen sind sehr schwierig und mit viel Fantasie angelegt, mehr möchte ich dann auch nicht verraten.

    Eine spannende Geschichte mit schönen Texten und vielen fantasievollen Beschreibungen. Es fällt leicht, sich die Landschaften und Personen vorzustellen und ich freue mich auf die Fortsetzung.

    Dagmar Mägdefrau

  • Das magische Pferd – Lilly Flunker Saga 3

    Das magische Pferd – Lilly Flunker Saga 3

    Kristina Tiemann

    Independently published

    Autorenempfehlung ab 10 Jahre

    Zunächst lernen wir die Familie Montaud aus Südfrankreich kennen. Eine liebenswerte Familie, die Mutter ist eine tolle Köchin und hält die Familie zusammen. Der Mann bewirtschaftet einen Hof und kümmert sich um Wildpferde. Die Söhne studieren und helfen auf dem Hof. Amelie ist die Tochter von Mutters Schwester und sie wurde als Kind großgezogen. Amelie ist hübsch und klug, sie studiert wie ihre Brüder. Aber etwas ist anders an ihr, sie hat besondere Fähigkeiten.

    mehr oder weniger lesen

    Viktor zieht mit Amarillys und der namenlosen Fee aus Band 2 weiter und trifft auf einen riesigen Troll, der ihm zunächst viel Angst macht. Auf Viktors Rat hin machen sie sich gemeinsam auf zur Trollfrau.

    Auch in diesem Buch geschehen fantastische Dinge, die es spannend machen, die aber auch von Gefühlen handeln und im Hintergrund bleibt die Gefahr durch den bösen Druiden. Ich bin gespannt, wie es Lilly erging, von der wir in diesem Teil nichts erfahre.

    Dagmar Mägdefrau

  • Die fantastischen Abenteuer der Chrismas Company

    Die fantastischen Abenteuer der Chrismas Company

    Corinna Gieseler

    Hummelburg

    Verlagssempfehlung ab 10 Jahre

    Freda und ihr Kater Mr. Livingstone geraten am 6. Dezember durch nach einem Telefonanruf durch eine Tür in einem Schusterladen in eine Winterwelt. Ein Bär mit Schlitten bringt sie zur Christmas Company. Ich glaube, ich vergaß zu erwähnen, der Kater kann sprechen und er ist ein hoch angesehener Gast. Freda soll helfen ein Codeword zu erraten, damit die Christmas Company mit dem Weihnachtsmann als Chef nicht vernichtet wird. Dazu wird eine Expedition zusammengestellt, die sich Richtung Nordpol aufmacht.

    mehr oder weniger lesen

    Freda, Mr. Livingstone, Serafin, ein Engel, der die Kantine bewirtschaftet und der Kobold Jonker ziehen mit einem Hundeschlitten los. Alles sehr improvisiert und Freda hat kein gutes Gefühl bei der Sache. Auf ihrem Weg begegnen die vier immer wieder neuen Schwierigkeiten. Sowohl die eisige Natur, als auch viele Geschöpfe, die in unterschiedlichen Regionen zu Weihnachten gehören, machen ihnen das Leben schwer. Erst nach einem großen Kampf und durch viele glückliche Umstände kann Freda das Lösungswort nennen und damit die Chrismas  Company retten. 

    Ich muss sagen, das Buch hat ein wunderschönes Cover und war sehr spannend, aber oft habe ich auch die Figuren nicht mehr richtig zuordnen können. Immer wieder tauchten neue Weihnachtsmänner/Nikoläuse, Kampusse, Perchten, Julenise oder Zwetschgenmännlein auf. Der Lord of Misrule trieb seine Scherze, Gryla kam mit ihren Trollen auf Island, Tupilaqs brachten Schaden u.s.w.  Am Ende schwirrte mir der Kopf. Da half auch das Glossar am Ende des Buches nichts. Zwischendurch war nicht klar, ob die Chrismas Company überhaupt die Guten waren und ob der Kater ein falsches Spiel trieb. 

    Dagmar Mägdefrau

  • Licht und Schatten

    Licht und Schatten

    Zoran Drvenkar

    BELTZ & Gelberg

    Verlagssempfehlung ab 14 Jahre

    Ich muss zugeben, dass ich kein Fantasie-Fans bin und dieses Buch gelesen habe, weil der Autor mir aus Kinderbüchern bekannt ist. Das Buch ist 570 Seiten dick und es beginnt im Jahr 1704. Da wird in Sibirien ein Mädchen, Vida,  geboren. Ihre Mutter, die mit ihren 22 Schwestern die Erde zu dem gemacht hat, was sie ist, stirbt, da die Zahl dieser „Mütter“ nicht überschritten werden darf. Diese 23 Mütter haben die Welt in Frieden erlebt, bis sich Yrma, Vidas Mutter, in Solomon verliebt hat. Das war vor 4 Millionen Jahren. Da hat die jüngste der Schwestern Eifersucht und Neid gespürt und diese negativen Gefühle in die heile Welt gebracht.

    mehr oder weniger lesen

    Sie hat viele ihrer Schwestern verschwinden lassen. So wird Vida von ihrem Vater Solomon, der als Schmied arbeitet und ihren drei verblieben Tanten erzogen. Sie bringen ihr das Wissen bei, das sie benötigt um wieder Licht in die Welt zu bringen.
    Der Wächter eine Art Reptil, das in menschlichen Gastkörpern eindringt, wartet auf die Geburt und möchte das Kind vernichten. Noch können die Tanten Vida verstecken, aber an ihrem 10. Geburtstag passiert Schreckliches. 

    Es gibt gruselige Szenen, Kämpfe, einen Bären, der Vida helfen möchte, Herrschaften,  die Vida Schaden zufügen und Zegechem, Gestalten, die der Autor wohl erfunden hat, die in vielfältiger Gestalt über die Menschen herfallen und sie quälen.

    Natürlich ist da auch die Liebe des Vaters und der Tanten, die Freundschaft einer achtjährigen Großfürstin und die Hilfe von Freunden. Im Hintergrund auch die Hilfe und das Wissen der verstorbenen Mutter.

    So liest sich das dicke Buch sehr spannend und abwechslungsreich. Das Ende sieht verdächtig nach einer Fortsetzung aus und ich kann mir vorstelle, dass viele Leser gerne wissen möchten, wie es mit Vida weitergeht. Dazu möchte ich mich auch zählen.

    Ich denke mit diesem Buch haben Fantasie-Fans wieder spannenden neuen Lesestoff und ich finde es erstaunlich, wie Zoran Drvenkar hier neue Wesen geschaffen hat, die sich logisch in diese Welt einfügen.

    Dagmar Mägdefrau

  • Jenseits der blauen Grenze

    Jenseits der blauen Grenze

    Doris Linke

    magellan

    Verlagssempfehlung 14 Jahre

    „Ich kann nicht Biologie studieren. Mein Vater hat einen Dachschaden, meine Mutter ist nie da, mein Opa ist irre, der alte Knacker … will mir an die Wäsche.“ Das ist die Situation der siebzehnjährigen Hanna. Ihrem Freund Andreas geht es nicht besser. Auch er darf nicht in der IT-Branche arbeiten, sein Vater schlägt ihn, deshalb wohnt er inzwischen in einem Abrisshaus. Ihr gemeinsamer Freund Sachsen-Jensi durfte mit seinen Eltern aus der DDR ausreisen. Hanna und Andreas überlegen deshalb 50 km über die Ostsee zu schwimmen.

    mehr oder weniger lesen

    Das Buch beginnt mit dem Start dieser Flucht. Die beiden haben die Gegend um Warnemünde erkundet und sie wissen, wann man los kann, ohne gesehen zu werden. Hanna trainiert hart für dieses Unternehmen, beide haben einen Neoprenanzug, ohne den das Wasser viel zu kalt wäre. Durch ein dünnes Seil sind die beiden miteinander verbunden. Unterbrochen wird die Geschichte ihrer Flucht durch Rückblicke. Da geht es um die Versorgungslage, um ein Stasihaus, häusliche Gewalt, Depression, einen sozialistisch geprägten Schulalltag, mit all seinen Intrigen und Verleumdungen. Eine Welt, die den jungen Leser*innen und uns Westlern nicht bekannt ist. Manchmal möchte man da beim Lesen rufen „Seid ihr denn noch gescheit?“  Dazwischen schwimmen die beiden immer weiter in die Ostsee Richtung Norden. Beinahe erwischt sie eine Streife mit ihren Scheinwerfern, dann kommen sogar Boote, die nach ihnen suchen, später ist ein Hubschrauber über ihnen. Für einige Zeit können sie sich auf einer Boje ausruhen, doch das Weiterschwimmen fällt danach um so schwerer.

    Die Sprache ist vom DDR-Terminus geprägt, es gibt hinten auch ein kleines Glossar. Zu Ende des Buches werden die Sätze immer kürzer, bestehen nur noch aus „Ein. Aus. Bin bald da. Aus. Wie lange. Ein. Noch.“ Beim Lesen wurde ich ganz kurzatmig und fühlte die Schwere der Glieder und die Nässe.

    Was das Buch noch einmal dramatischer macht, ist der Zeitpunkt der Handlung. Es ist August 1989 und die beiden hätten nur noch bis zum 9.11.1989 durchhalten müssen. Aber das wusste ja damals keiner. Gerade jetzt nachdem sich die Wiedervereinigung zum 30 Mal jährt, finde ich das Buch besonders wichtig. Gerade aus Schullektüre macht es Sinn. Es ist spannend zu lesen und man erfährt viel aus dieser Zeit der Wende aus erster Hand von einer Autorin, die damals so alt war wie Hanna.

    Dagmar Mägdefrau