• Mutmurmeln für den ersten Schultag

    Mutmurmeln für den ersten Schultag

    Sarah Welk

    Caroline Opheys

    arsEdition

    Verlagsempfehlung ab 5 Jahre

    Lolle und Linus kommen bald in die Schule und Lolle spricht, während sie kopfüber an einer Turnstange hängt, davon, dass ihr ganz „mur-me-lig“ ist. Das fühlt sich so an, als wenn Murmeln in ihrem Bauch herumsausen. Mit anderen Worten, sie fühlt so etwas wie Angst vor dem Ungewissen, vor der Schule. 
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    Auch Linus fällt eine Menge ein, dass dazu führt, dass er sich unwohl fühlt beim dem Gedanken an die Schule. Obwohl Lolle alle diese Bedenken auszuräumen versucht, macht sie den Vorschlag „Mutmurmeln“ zu machen. 
    Dazu nehmen sie ganz normale Murmeln aus Linus Eimer mit seinen Murmeln. Dann bestehen sie eine Mutprobe, wie in den Kirschbaum zu klettern, und dann ist der „Kirschbaum-Mut“ schon in der Murmel drin. Später können sie durch Drücken der Murmel den Mut wieder abrufen. Doch leider hat Linus Papa am Morgen der Einschulung aufgeräumt und die Mutmurmel, die mit einigen Mutproben aufgeladen wurde, liegt wieder zwischen den anderen Murmeln im Eimer. Aber Linus weiß sich zu helfen.
    Das Cover zeigt die beiden Freunde mit ihren Schultüten und über die Seite verteilt bunte Murmeln. Besonders schön finde ich die ersten Seiten, die ineinander verwobene Murmel zeigen. Der Text ist nicht zu lang und gut vorzulesen, die Bilder sind fröhlich, bunt und großformatig.
    Ich werde meinen Enkel mit dem Buch und einer Tüte schöner bunter Murmel zum Abschluss des Kindergartens beschenken und hoffe, dass die Mutmurmeln auch ihm den Start in die Schule erleichtern werden. Eine ganz tolle Idee, die sich vielleicht als Ritual durchsetzen wird. Mutmurmeln für jedes neue Schulkind!

    Dagmar Mägdefrau
  • Six times we almost kissed (und was beim 7. Mal passiert ist)

    Six times we almost kissed (und was beim 7. Mal passiert ist)

    Tess Sharpe

    Carlsen

    Verlagsempfehlung ab 14 Jahre

    „Manche Mädchen kriegen manche Sachen nicht.”

    Ein süßes, buntes Cover und ein relativ eindeutiger Titel (Man kann sich vielleicht ein wenig denken, was beim 7. Mal geschieht) lassen eine Art RomCom vermuten, eine niedliche Lovestory, die nach ein paar Turbulenzen ihren Ausgang findet.
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    Die Geschichte von Penny und Tate ist so viel mehr als das und hat mich wahnsinnig traurig und gleichzeitig genauso glücklich gemacht. 
    Penny und Tate kennen sich ihr ganzes Leben lang, denn ihre Mütter sind beste Freundinnen. Bestimmt hatten letztere mal gehofft, dass ihre Töchter eine ähnliche Verbindung haben. Eine Verbindung haben sie - jedoch weigern sie sich, diese friedlich zu halten, die Spannungen könnte man definitiv als Ungereimtheiten auffassen, wenn da nicht noch irgendwas anderes wäre. Das zwischen den beiden ist jedoch schwierig zu deuten, denn wirklich beide Ich-Erzählerinnen sprechen es partout nicht aus, dabei erinnern sie mich stark an eine Freundin, die nicht zugeben kann, wenn sie jemanden mag. Gott sei Dank haben wir Meghan, Pennys beste Freundin, die sieht, was zwischen den beiden ist.
    Falscher Stolz/ Schüchternheit usw. sind jedoch nicht das Einzige, was irgendwie zwischen den beiden steht (oder sie sogar verbindet?), denn beide haben wirklich harte Schicksale, die sie verarbeiten müssen, ab jetzt sogar unter einem Dach, denn ihre Mütter haben entschlossen, zusammenzuziehen.
    Wie traumatisch vor allem Pennys Verlust ist, bekommt wirklich viel Platz, das ist einem am Anfang der Geschichte nicht unbedingt klar. Da musste ich manchmal schlucken, aber ich fand es toll, dass alles vernünftig aufgearbeitet wurde und die Liebesgeschichte nicht die Lösung aller Probleme sein sollte. Es blieb nicht ohne Grund bei 6 Malen “almost kissed”: Es sollte einfach ein sicherer Moment sein.
    Das Knistern zwischen den beiden und diese tiefe Verbindung war bei jeder Beinahe-Situation und auch dazwischen so spürbar, dass ich selbst beim Schreiben der Rezension am liebsten noch einmal den Roman in die Hand nehmen würde. Dieses „Mein-Gott-jetzt-findet-endlich-zusammen”-Gefühl macht einen wahnsinnig, aber ich habe es genauso geliebt, ein ganz besonderes Gefühl, das nur wenige Bücher auslösen können.
    Ich beneide alle, die es noch zum ersten Mal lesen dürfen, weil das Lesegefühl wirklich toll war!

    Raphaela Brosseron

  • Niemand so wie ich?

    Niemand so wie ich?

    Rachel van Kooij

    Jungbrunnen

    Verlagsempfehlung ab 11 Jahre

    Was im Titel als Frage formuliert ist, steht auf Seite 9 als Aussagesatz: „Niemand so wie ich.“ Eine Feststellung, mit der Niki sich mal mehr, mal weniger gut arrangiert, auch wenn sie im Freibad komische Blicke für die blauen Badeshorts mit gelbem Glitzer-Bikinioberteil erhält. Ihr Vater beharrt darauf, dass Niki irgendwann „normal“ werden kann und spart Geld für eine Operation. Auch wenn es von Niki lange nicht direkt ausgesprochen wird, weiß man, dass Niki anscheinend männliche und weibliche Geschlechtsorgane hat. 
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    Das hat Niki schon beim Fußballtraining tangiert, als es darum ging, eine reine Mädchenmannschaft zu gründen und sich tatsächlich eine Fußball-Mutti noch aufregen wird, warum man „so ein Kind“ mitspielen lasse.
    Diese Probleme rücken ein wenig in den Hintergrund, als ihr unbekannter Onkel eines Tages nach zehn Jahren auftaucht. Nikis Vater ist über den Besuch mehr als bestürzt und will ihn sofort wieder aus seinem Leben verbannen. Doch Niki ist neugierig, außerdem kann Niki diesen Onkel, der nur mit einem alten Koffer durch die Gegend geht, doch nicht einfach der Straße überlassen.
    Niki steht auf mehreren Ebenen immer in einer Zwickmühle. Die Zwickmühle, sich für eine Existenz als Junge oder als Mädchen entscheiden zu müssen und jetzt auch noch die Sache mit Onkel Raimund. Um daraus zu kommen, greift Niki auf einige Notlügen zurück, und alles wird irgendwie verzwickter.
    Aber vielleicht ist ja gar nicht Niki „das Problem“, sondern die Erwachsenen, die nur in Kategorien denken können: Gut und Böse, Junge und Mädchen. Ich finde, das hat der Roman wirklich toll herausgestellt, ohne mit dem Finger auf die Erwachsenen zu zeigen. Nikis Geschichte ist natürlich schon ohne Onkel Raimund interessant: das tägliche Erklären, die Suche nach den richtigen Pronomen… Süß fand ich die Freundschaft zu Kati, die sich einfach jeden Tag mit den Pronomen „er“ und „sie“ abwechselt.
    Wer bis zum Ende liest, erfährt, ob Niki vielleicht eine bessere Lösung findet, was Onkel Raimund eigentlich so Schlimmes gemacht hat und ob es dafür nicht auch einen Ausweg aus der Zwickmühle gibt. Spannend, witzig und ein wenig ernst – eine gelungene Mischung.

    Raphaela Brosseron


  • KoboldKroniken

    KoboldKroniken

    Daniel Bleckmann

    Thomas Hussung

    Oetinger

    Verlagsempfehlung ab 9 Jahre


    So ein gut gemachtes ansprechendes Cover - ich bin total begeistert. Der Titel „Sie sind unter uns“ ist durchaus wörtlich zu verstehen, denn diese frechen Kobolde wohnen bei uns unter der Erde und es gibt geheime Türen, durch die wir zu ihnen kommen können. In dieser Geschichte ist diese Tür in einer alten Toilettenanlage der Schule zu finden.
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    Aber da greife ich etwas vor, zunächst muss Dario Leone, der dieses Skizzenbuch, das wir gerade lesen, angefertigt hat und der sich am Anfang ganz ordentlich vorstellt, feststellen, dass sein bester Freund Lennard völlig verändert aus den Ferien bei seinen Großeltern zurückkommt. Nicht nur, dass er schlanker ist, er liebt es auch, Sport zu machen und ist dabei richtig gut. Er hat auch Probleme, Rituale zwischen den Freunden anzuwenden. Die beiden Jungen haben gemeinsam eine App entwickelt und mit „CritterSwitch“ kann man, wenn man Personen fotografiert, etwas von deren Charakter auf dem Bild sehen. Mehr will ich jetzt nicht verraten, denn dieses Buch soll ja spannend bleiben.
    Neben den Erzähltexten gibt es, wie bei Comics, wörtliche Rede in Blasen, Fotos und massenhaft Skizzen auf etwas gammeligen Seiten. Besonders fasziniert haben mich die Gehirne, die aufzeichnen, was das Gehirn der Lebewesen bevorzugt denkt. Ich fand es nicht einfach, das Buch mit den vielen Kobold-Begriffen zu lesen, aber es braucht sehr viel Fantasie, ein solches Buch zu schreiben. Ich bin wirklich beeindruckt, wie alles logisch zusammenpasst und welche Entwicklung die Geschichte nimmt.

    Dagmar Mägdefrau



  • Ein Fall für Jaromir – Lichter um Mitternacht

    Ein Fall für Jaromir – Lichter um Mitternacht

    Heinz Janisch

    Obelisk

    Ein Fall für Jaromir

    Leseempfehlung ab 6 Jahre


    Jaromir ist kein gewöhnlicher Dackel, schon deshalb spricht ihn sein Mitbewohner (ich möchte hier das Wort Herrchen nicht erwähne) Lord Huber auch mit Herrn Jaromir an.
    Herrn Jaromir kann sprechen, was niemanden in seiner Umgebung erstaunt, er liest gerne englische Zeitungen und kombiniert hervorragend.
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    Lord Huber und Herrn Jaromir machen Urlaub am schönen Attersee. Im Laufe der Jahre haben an diesem österreichischen See viele berühmte Persönlichkeiten Urlaub gemacht, einer davon war der Maler Gustav Klimt. Ferdinand, der wie Lord Huber und Herrn Jaromir für Scotland Yard arbeitet, hat sich bei Dreharbeiten über den Maler Klimt eingeschmuggelt. Auf diese Art versucht er, einiges über die gefälschten Gemälde von Klimt herauszufinden. 
    Lord Huber und Herrn Jaromir beobachten um Mitternacht Lichter, die auf dem See zu sehen sind. Was haben diese tanzenden Lichter wohl zu bedeuten?
    Das Cover zeigt einen älteren Herrn mit Schnurrbart und einem Stock neben Herrn Jaromir am See sitzend. Diesen Stock nutzt Lord Huber sehr vielseitig sowohl als Telefon als auch als Kamera. Allerdings haben wir heute, im Zeitalter des Smartphons, solche 007-Dinge nicht mehr nötig. Überhaupt hat dieser Krimi etwas sehr Altmodisches und er wird auch sehr behäbig erzählt. Die Lösung des Falles ist durchdacht und logisch, aber ob die Protagonisten die Kinder ansprechen, wage ich zu bezweifeln, die wollen selbst ermitteln, selbst zeigen, was sie können. Alte Männer und ein sprechender Hund sind da nicht sehr cool.
    Man lernt bei der Lektüre einiges über Klimt und seine Werke und ganz viel über den Attersee und seine Besonderheiten. Und so werden nach dem 17. Kapitel Lord Huber und Herrn Jaromir noch einige Urlaubstage hier verbringen.

    Dagmar Mägdefrau


  • Sternenwesen

    Sternenwesen

    Nadine Körner

    Daniel Lopez Leon

    Eigenverlag

    Leseempfehlung ab 7 Jahre

    Sternenwesen, ein ungewöhnlicher Begriff, und er ist hier wörtlich zu nehmen, denn die beiden Wesen, die wir auf dem Cover sehen, wohnten auf einem Stern. Doch dann brach ein Zacken des Sternes ab und Nunki und Aludra „verloren sich aus den Augen“. Ein schrecklicher Gedanke, wenn man wie die beiden immer zusammen war, und einander so ähnlich ist. Doch zum Glück landen beide auf demselben Planeten, wenn auch weit voneinander entfernt. 
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    So machen sich die beiden auf den Weg und hoffen, den jeweils anderen wiederzufinden. Irgendwann hört Aludra eine Melodie und kommt, nachdem sie durch ein winziges Tor ging, in einen Garten, wo eine Musikband spielt und kleine Elfen sie umringen. Dies alles verzaubert das kleine Sternenmädchen. Auch Nunki ist unterwegs und wird dabei von einer nervigen Krähe begleitet. Doch sie bringt Nunki ebenfalls an eine kleine Pforte.
    Dieses zauberhafte Bilderbuch für Grundschulkinder ist in großen, goldenen, etwas verschnörkelten Buchstaben gedruckt. Fasziniert haben mich die ungewöhnlichen Illustrationen. Zum einen werden die beiden Protagonisten, die im Buch genau beschrieben werden, ein wenig wie Aliens und doch so freundlich und gefühlvoll dargestellt. Zum anderen spielt der Künstler mit den Farben und drückt so die verschiedenen Stimmungen aus. Manches wirkt fast abstrakt und doch sieht man viel auf den Bildern. Ich finde es auch erstaunlich, wie gut die Zartheit und Verletzlichkeit der Sternenwesen getroffen wurde.
    Trotz der fantastische Handlung geht es, wie der Untertitel schon sagt, um Freundschaft, die verloren und zum Glück wiedergefunden wird. Im „Garten der geheimen Wünsche“ werden die zwei sicher noch lange glücklich sein.

    Dagmar Mägdefrau
  • Qualle in der Küche

    Qualle in der Küche

    Lena Raubaum

    Obelisk

    Leseempfehlung ab 4 Jahre

    Auf dem Cover sieht man den fast zehnjährigen Qualle beim Zwiebel schneiden. Seine große Schwester macht ein Foto von ihm und Mamas großen Bruder Wolfgang, genannt Dachs.
    Dieser Onkel, den alle Dachs nennen, kommt mehrmals im Jahr mit seinem Bus „Herbert“ für einige Tage zu Besuch.
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    Diesmal hat Qualle, der seinen ungewöhnlichen Spitznamen am Anfang des Buches erklärt, den Wunsch, bei seinem Onkel kochen zu lernen, denn wenn Dachs da ist, gibt es immer besonders leckere Gerichte. Meist beginnt er mit „Pasta à la Dachs“ und dabei darf Qualle natürlich helfen und die Zwiebeln kleinschneiden. Natürlich geht das nicht ohne Tränen ab, aber der Dachs hat da seine Erfahrung und eine gute Idee, wie ihr ja auf dem Cover sehen könnt. Weil der Pizzateig in sechs Teile geteilt wurde, ergibt es sich, dass Qualles Freund Öner eingeladen wird. 
    Wir erfahren viel über das Kochen, die Kochsprache, das Improvisieren und haben an verdrehten Worten für die Gerichte wie „Sudeln mit Nose“ unseren Spaß. Und Spaß macht das Lesen dieses nicht ganz 100 Seiten dünnen Buches in jedem Fall. 18 kurze Kapitel mit kleinen Bleistiftillustrationen sind schnell gelesen und am Ende gibt es noch ein kleines Lexikon, das Worte, weil sie aus dem Österreichischen stammen oder weil sie nicht ganz so geläufig sind, erklärt. Wer nach der Lektüre Lust zum Kochen hat, der findet die Rezepte auf der Homepage des Verlages.
    Dies ist schon das dritte Buch über Qualle, man kann es aber, so wie ich, gut als Erstes lesen. Allerdings hat man dann Lust, die anderen auch noch zu lesen. Denn Qualle ist ein netter Typ mit einer lieben großen Schwester und einer harmonischen Familie und einem Onkel, der ihm das Kochen beibringt. Mehr geht ja kaum.

    Dagmar Mägdefrau
  • Oh Schreck, der Luis ist weg!

    Oh Schreck, der Luis ist weg!

    Kirstin Schwab

    Obelisk

    Leseempfehlung ab 6 Jahre

    Als Samuel noch ganz klein war, kam die verrückte Tante Ludmilla zu Besuch und in ihrer großen Tasche waren nicht nur viele Pfefferminzbonbons, sondern noch darunter versteckt, lag Luis. Luis ist ein Elch, dessen eines Geweih rot ist, aufgrund der vielen Bonbons riecht er nach Pfefferminz, allerdings ist er dann noch in den Teich gefallen und deshalb riecht er auch nach Ententeich. 
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    Samuel nimmt Luis immer mit, inzwischen ist er schon in der Schule, aber Luis muss immer dabei sein. Doch an diesem Donnerstagmorgen, an dem das Buch beginnt, ist er nirgends zu finden. Samuels Suche wird von seinen Eltern unterstützt und sie weitet sich immer weiter aus und bleibt trotzdem ergebnislos. Ich will aber nicht verraten, wie es doch noch ein gutes Ende gibt.
    Mein Enkel hat eine Katze, die er immer mitnimmt, und die schon einige Ausbesserungsversuche hinter sich hat. Schrecklich der Gedanke, dass Maui verloren gehen könnte. Die Lücke, die Luis hinterlässt, wird in dem Buch sehr schön beschrieben, auch die verzweifelte Suche der ganzen Familie. Ich stoße mich ein wenig daran, dass die Tante ohne ersichtlichen Grund als „verrückt“ bezeichnet wird. Sie ist es doch sicher nicht im medizinischen Sinne und als Beschreibung empfinde ich dieses Wort als Beleidigung.
    Durch die groß gedruckten Buchstaben und die vielen farbigen Illustrationen lässt sich das Buch sehr gut lesen und ist für Leseanfänger sicher schon geeignet.

    Dagmar Mägdefrau

  • Ben Silber & Co. – Das Geheimnis der Riesenpraline

    Ben Silber & Co. – Das Geheimnis der Riesenpraline

    Martina Klein

    Maria Keufen

    monika fuchs

    Verlagsempfehlung ab 8 Jahre

    Das Frühstücksbuffet ist aufgebaut und Ben, der nach dem Tod seiner Eltern bei seiner noch sehr fitten Oma wohnt, muss erleben, dass seine Oma mitten im Wort gelähmt ist und nichts mehr sagen und sich nicht mehr bewegen kann. So hatte er sich seinen 12. Geburtstag nicht vorgestellt. Seine Freunde Pia und Kirill versuchen, ihn zu unterstützen, aber zunächst wird der Notarzt angefordert. 
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    Robert, der Notarzt, hat schon eine lange Schicht hinter sich und ist schrecklich müde, auch der Hausarzt von Oma Wally wirkt nicht fit, denn er hat in der Nacht an seinem Modell von Moskau gebaut. Nachdem alle Bemühungen der Ärzte  keine Wirkung zeigen, machen sich die Kinder auf und erforschen, wo die Oma zuletzt unterwegs war. So stoßen sie auf eine Schokoladenfabrik, die in einem ungewöhnlichen Gebäude untergebracht ist, denn das Haus sieht wie eine riesige Praline aus. Schnell erkennen die Kinder, dass hier einige ungewöhnliche Dinge geschehen. 
    Die am Anfang doch etwas sehr fantastische Geschichte entwickelt sich dann doch sehr real, denn hier tut ein gieriger Mann alles, um noch mehr Geld zu scheffeln und dabei geht er im wahrsten Sinne über Leichen, denn Oma Wally konnte nur durch den Scharfsinn und die Ermittlungen der Kinder gerettet werden.
    Zwölf fantasievolle Kapitel und die Spannung steigt mit jedem Kapitel, das man liest. Freunde, die zusammenhalten, Oma und Enkel, die sich sehr liebhaben. Besonders liebe ich ja das Lesebändchen, obwohl ich es wenig gebraucht habe, weil ich das Buch so schnell gelesen habe. Ich kann nur raten, dass Geheimnis mit Ben und seinen Freunden zu lösen.

    Dagmar Mägdefrau
  • Der Sommer, als ich fliegen lernte

    Der Sommer, als ich fliegen lernte

    Jasminka Petrovic

    Tulipan

    Verlagsempfehlung ab 11 Jahre

    Sofija aus Belgrad muss ihre Ferien zusammen mit ihrer Oma auf der kroatischen Insel Hvar bei deren Schwester Lucija verbringen. Diese Tante ist so ganz anders als ihre ängstlich Oma, die ihr am liebsten alles verbieten würde und die als „Hauptdarsteller“ immer im Vordergrund stehen muss. Nachts muss Sofija das Schnarchen ihre Oma und Massen von Mücken ertragen, alle anderen Leute um sie herum sind alt und es gibt kein Internet. 
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    Also alles in allem der pure Horror. Hier wird auch ein andrer Dialekt gesprochen, Bodulisch, den Soija schwer versteht. Einige Sätze der deutschen Übersetzung lassen uns den Dialekt durch Verschlucken einiger Buchstaben nachempfinden, einige Worte, wie z.B. škure für Fensterläden ist ein fester Begriff im Text. Sofija liest gerne und sie stellt, sich durch die „Unendliche Geschichte“ angeregt, vorzufliegen. Diese Flüge beruhigen sie und lassen sie die Welt aus einer anderen Perspektive sehen. 
    Im Laufe des Buches wird Sofija erwachsener und sie löst sich von den Freuden zu Hause und findet auf dieser beliebten Urlaubsinsel Anschluss.
    Die Geschichte umfasst 23 Kapitel, die mit den entsprechenden Nächten überschrieben sind. Abends im Bett mit der schnarchenden Oma lässt Sofija den Revue passieren, unterbrochen durch das Erschlagen der Mücken. Ich habe mich sehr schwer getan mit diesen Nächten, die von den gleichförmigen langweiligen Tages erzählten, vom Streit der alten Schwestern und von ihren Marotten. Dazu kamen einige Kontakte mit zu Hause über das Internet, aber da war es für mich nicht immer einfach die Namen mit Personen zu verbinden, da diese ja nur am Rande vorkamen. So musste ich die Hälfte des Buches lesen, um endliche etwas Interessantes zu erfahren, erst in den letzten Kapitel kam dann etwas Spannung auf.
    Auf dem Cover springt eine junge Frau im Bikini begeistert ins Meer, von dieser Begeisterung war im Buch wenig zu spüren, obwohl es manchmal auch Tage gab an denen Sofija Spaß mit den alten Damen hatte.

    Dagmar Mägdefrau

  • Kathas Katastrophen – Mein Leben zwischen Knochenjob und Hamsterflop – Band 2

    Kathas Katastrophen – Mein Leben zwischen Knochenjob und Hamsterflop – Band 2

    Johanna Klement

    Mareikje Vogler

    dtv

    Kathas Katastrophen

    Verlagsempfehlung ab 11 Jahre

    Chaos herrscht auch schon auf dem Cover, viele kleine Bilder zeugen von den Dingen, von denen im Buch berichtet wird. 
    Greifen wir mal den Begriff „Gyros-Gott“ heraus, mit dem fängt irgendwie alles an. Aber noch davor gibt es die kleine Episode mit den Spuckebläschen, die Katha einfach noch mal ausprobieren muss und dann mit diesem spuckeverschmierten Gesicht dem gutaussehende und klugen Elyas begegnen muss.
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    Wenn das nicht peinlich ist. Aber zurück zum „Gyros-Gott“, den Katha im Ethiktest zum Schöpfer macht. Als diese Arbeit, für die sie auch nicht gelernt hatte, mit einer Fünf benotet wird, muss Katha sich etwas einfallen lassen. Aber ihre Lehrerin mit dem schwierigen Doppelnamen, die alle Schniesi nennen, bietet ein Möglichkeit an, eine gute Note zu bekommen. Die Kinder sollen Verantwortung übernehmen und über ihre Aktion einen Bericht schreiben. Natürlich käme es besonders gut an, wenn man sich um den Hamster von Schniesi kümmern würde und Katha tut alles, um diese Aufgabe übernehmen zu dürfen. Klar ist, dass auch das wieder mit Katastrophen verbunden sein wird.
    Ich habe das Buch sehr schnell durchgelesen, zum einen, weil der Text immer wieder von anderen Schriftarten und vielen kleinen comicartigen Zeichnungen unterbrochen wird, zum anderen, weil die Handlung so temporeich ist, dass ich immer weitergetrieben wurde. Und natürlich ist es auch spannend zu erfahren, wie sich am Ende doch alles auflöst.
    Ich bin hier mit dem zweiten Band gestartet und ich werde sicher noch den Ersten lesen wollen, was aber für das Verständnis nicht unbedingt nötig ist. Aber am Ende des Textes gibt es schon einen Vorgeschmack auf Band 3, der macht natürlich auch neugierig.
    Katha ist ein wenig wie wir alle, nur vielleicht noch etwas chaotischer, dabei aber durchaus liebenswert.

    Dagmar Mägdefrau

  • Retro – Geh nicht online

    Retro – Geh nicht online

    Jarrod Shustermann

    Sofia Lapuente

    Sauerländer

    Verlagsempfehlung ab 12 Jahre

    Luna lebt ein klassisches modernes High School Leben, in dem sich Hierarchie und Ordnung durch einen einzigen Post auf Limbo, DEM sozialen Netzwerk, verändern kann. Als ihre beliebte Freundin Samantha ihr Unrecht tut, greift sie für ihre Rache als erstes nach ihrem Handy und postet ein schlimmes Video von Samantha, das alles auf den Kopf stellt. 
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    Luna selbst ist es, die den Netzwerk-Riesen kontaktiert, damit er sich um das kümmert, was die vielen Profile auf der Plattform anstellen: Extremes Mobbing und Rufschädigung.
    Tatsächlich kommt Limbo dem Ruf nach Hilfe nach und veranstaltet an der High School eine Retro Challenge: 1 Jahr ohne moderne Geräte (alles nach 2000) leben. Im wahren Leben sein, echte Kontakte pflegen, nicht mehr hinter Bildschirmen verstecken… Denjenigen, die durchhalten, winkt ein Stipendium. Tatsächlich finden sich bereitwillige Teilnehmer, so auch Axel, der eigentlich zur Influencer-Gang “Golden” gehört und der nun eine andere Seite zeigt. Ganz ohne technische Hilfe ist es gar nicht mal so leicht, sich gegen die Gefahren zu wehren, die irgendwann auftreten …

    Der Thriller entwickelt sich langsam und lässt Raum für den Aufbau einer neuen Freundesgruppe um Luna, Axel, Darrel, Mimi und Kilo. Subtil schleichen sich unheimliche Elemente in die Geschichte ein, die ein stetes Misstrauen schüren, doch die eigentliche Spannung entfaltet sich erst später. Das Thema Freundschaft ist generell eng mit sozialen Netzwerken verknüpft und man sieht hier wunderbar, wie viel sich ändert, wenn man sich Freunde unabhängig ihrer Follower*innen-Zahl sucht. 

    Das Buch lässt sich superschnell lesen, da man motiviert wird, selbst das Handy wegzulegen und natürlich auch, weil es wirklich spannend ist und gleichzeitig ein wichtiges Thema behandelt. Da es nicht allzu brutal ist und in einer High School spielt, ist für Jugendliche mehr als geeignet.

    Raphaela Brosseron

  • Die Hüter des magischen Waldes – Finde die geheimen Kristalle

    Die Hüter des magischen Waldes – Finde die geheimen Kristalle

    Cee Neudert

    Philipp Ach

    Baumhaus

    Verlagsempfehlung ab 9 Jahre

    Diese Abenteuerspielbuch bietet wirklich eine Menge. Man kann sich einen Charakter aussuchen, die Beschreibung findet man am Ende des Buches, und in die Rolle dieses Tieres schlüpfend im Buch agieren. Die drei Tiere auf dem Cover des Buches begleiten dann den Lesenden bei seinen Abenteuern, auch die Drei habe einen festgeschriebene Identität, die man auch am Ende des Buches nachlesen kann. 
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    Dort gibt es auch ein „Notizbuch“ und einem „Rucksack“ mit der Möglichkeit, ihn zu befüllen. So findet man zum Beispiel während des Spieles immer wieder Nüsse, die Zahlungs- und Nahrungsmittel sein können. Ganz vorne im Buch ist die Landkarte des „Wilden Waldes“ mit den drei Orten, in denen die Spieler ihre Abenteuer bestehen müssen.
    Nachdem der Neuling willkommen geheißen wird, geht es an die Auswahl der „Spielfigur“, mit der man sich im Laufe des Spiels völlig identifizieren kann. Ich hatte mich für die Maus entschieden, sie ist geschickt, aber leider nicht sehr stark. So wurde ich zum Bestandteil der Geschichte und wurde immer direkt angesprochen. Es gibt ein Problem mit dem „Großen Baum“ und seine Hüter kommen zusammen und wir machen uns gemeinsam auf den Weg. Je nachdem ,wie ich mich nach einem kurzen Kapitel, von denen es 207 gibt, entscheide, lese ich an einer anderen Stelle weiter. Zum Glück gibt es ein Lesebändchen und ich kann mir merken, wo ich zuletzt war.
    Eine fantasievolle, spannende Geschichte, in die ich eintauchen und zusammen mit mystischen Figuren die Rettung des Baumes auf abenteuerliche Weise bewerkstelligen kann. Man kann das Spiel auch mehrfach machen und die erworbenen Stärken behalten.
    Mir ist diese Art Buch und Spiel neu und ich habe solchen Spaß dabei gehabt, dass ich das Buch nur empfehlen kann.

    Dagmar Mägdefrau
  • Lakritz-Sommer

    Lakritz-Sommer

    Anna Beringer

    Thienemann

    Verlagsempfehlung ab 10 Jahre

    Ich mag Lakritze und ich war enttäuscht, dass Nella keine Lakritze mag, sondern mit dem Duft, den die Lakritz-Tagetes verbreiten, die negative Veränderung in ihrem Leben verbindet. Denn mit dem Entschluss ihrer Mutter, die alte Mühle, Nellas geheimem Rückzugsort, zu renovieren und als Ferienhaus zu vermieten, kam der Duft. 
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    Auch das Hofcafé, das gleichzeitig in der Scheune eröffnet wird, trägt den Namen Café Lakritz. 
    Nella wohnt auf dem alten Familienhof mit ihrer Mutter, ihrer großen Schwester Tilke und dem dementen Opa Ocko. Als erste Mieter zieht ein Elternpaar mit Zwillingen in die Mühle, die selbstbewusste Tasha mäkelt ständig an dem schweigsamen, ängstlich wirkenden Kiran herum. Doch Nella, die ständig ihre Schritte verfolgt, hat sofort einen Draht zu dem zarten Jungen. So merken die beiden schnell, dass der Mann, der zunächst im Anzug auftaucht, ständig im Ort und im Café herumstöbert. Was hat der Mann wohl vor? Nella schwant nichts Gutes.
    Im Laufe des Buches verändern sich die drei gleichaltrigen Kinder und ihre Einstellungen, sie werden zu guten Freunden und ziehen an einem Strang.
    Meer, Watt, ein Schiffswrack, eine Kutsche, Urlaubsgefühl und Ermittlungsarbeit machen diese Buch zu einer wundervollen Urlaubslektüre, die man aber auch zu anderen Zeiten und ohne Urlaub genießen kann. Das Cover gibt uns einen guten Eindruck davon, wenn die Mühle auch etwas nah am Wasser steht.
    Am Ende des Buches gibt es noch ein paar Lakritz-Rezepte zum Ausprobieren, denn der Geschmack der schwarzen Süßigkeit kann am Ende doch überzeugen.

    Dagmar Mägdefrau
  • Mensch, Bär!

    Mensch, Bär!

    Knut Krüger

    Catharina Westphal

    dtv

    Verlagsempfehlung ab 5 Jahre

    Bruno ist ein etwas ängstlicher, verträumter Bär, mit wenig Orientierungssinn. Seine Geschwister toben ohne ihn durch den Wald und oft ist er alleine unterwegs. Emily, die alte Eule, hilft ihm, zur Höhle zurückzufinden, wenn sie auch mit ihm schimpft und sich freut „nicht seine Mutter zu sein.“ 
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    Kurz vor Vollmond kommt der Bärenvater zur Familie und warnt sie vor dem Werbär, der nach bestimmten Vorzeichen in der Vollmondnacht auftaucht und alles zerstören wird.
    Die Tiere haben unterschiedliche Meinungen zu dieser alten Spukgeschichte, die einen treffen Vorsorge und die anderen finden die Geschichte ist ein Witz. Dieses Kapitel bringt Spannung und auch ein bisschen Grusel mit sich.
    Bruno fürchtet sich durchaus, aber trotzdem geht er wieder allein im Wald herum. Da sieht er einen angelnden Jungen und die beiden können sich verständigen.
    Diese Begegnung wird so herzerfrischend und humorvoll geschildert, dass das Lesen einfach Spaß macht. Zusätzlich denkt sich Bruno immer kleine Reime aus, die den Text zusätzlich auflockern.
    Auf dem Cover sehen wir die beiden, Bruno und Noah, wie sie locker über einen Baumstamm gehen. In der Geschichte ergibt sich dazu eine sehr aufregende Szene, nach der Noah seinen Bärenfreund mutig nennt.
    So kommt es, dass der Bär am Ende der Erzählung mit viel Selbstvertrauen und Mut seinen Weg zur Höhle ohne Hilfe findet.
    Ein liebenswerter Bär, der viele Eigenschaften unserer Kinder vereint und der zu seiner Freundschaft steht und seinem Freund hilft. Ich freue mich sehr aufs Vorlesen dieser schönen Geschichte, die durch ebenso schöne Bilder ergänzt wird.

    Dagmar Mägdefrau

  • Die Blumenfrau

    Die Blumenfrau

    Anna-Christin Plate

    NordSüd

    Verlagsempfehlung ab 5 Jahre

    Luchs im Mai 2024

    Serafina Nachwuchspreises für Illustration

    Schon auf dem Cover sehen wir die alte Frau, die wohl aus einem osteuropäischen Land stammt, auf einer Decke sitzend Blumen anbieten. Auf der ersten Seite ist sie mehrfach abgebildet, so sehen wir sie mühevoll den Einkaufswagen ziehen, eine Tüte mit Gräsern im Arm. Während im Hintergrund die Bahn zu sehen ist, sitzt die alte Frau an einem Zaun, um sie herum viele eilige Menschen. 
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    Die Buntstiftzeichnung spiegeln realistisch die Situation am Bahnhof wider. Im Laufe des Jahres wechselt das Blumenangebot, dass wir auf der nächsten Seite bewundern können. Im Winter, wenn es keine Blumen gibt, sitzt die Frau da und hat einen Becher aufgestellt. Mit nur wenigen Strichen sehen wir das verhärmte Gesicht der Frau, sie schaut auf die Beine der Menschen. Dann taucht Wanja auf, auf ihn freut sich die Blumenfrau, manchmal kauft er Blumen bei ihr und dann strahlen die Gesichter der beiden. „Und so schauen sie immer nach einander, die Blumenfrau und Wanja.“ Doch dann ist die Frau nicht mehr an ihrem gewohnten Platz.
    Im Nachwort berichtet die Autorin uns von ihrer Blumenfrau und lässt uns überlegen, wie wir diesen Menschen begegnen, die am Rand der Gesellschaft leben und doch mitten zwischen uns sind.
    Ein Buch zum Nachdenken und um Kindern die Scheu, die wir alle haben, zu etwas zu nehmen und vielleicht mal die Blumenfrau am Bahnhof nach ihrem Namen fragen oder sie zumindest anzulächeln. Wanja kann uns da als Vorbild dienen.
    Ein ungewöhnliches Thema für ein Bilderbuch mit wunderschönen Buntstiftzeichnungen, die sehr eindringlich die Situation aufzeigen.

    Dagmar Mägdefrau
  • Hella und Pitsche – Die erstaunliche Geschichte von zwei ungleichen Freunden

    Hella und Pitsche – Die erstaunliche Geschichte von zwei ungleichen Freunden

    Axel Schlote

    Gina Schlote

    Edition Petersen

    Leseempfehlung ab 8 Jahre

    Auf dem Cover des dünnen broschierten Buches sehen wir die beiden Protagonisten, Hella, die Flamme,und Pitsche, den Wassertropfen. 
    Schon seit Jahres brennt die kleine Flamme vor dem Fischerhaus, jeden Tag stellt der Fischer eine neue Kerze in das offene Glas und brennt ihren Docht mit der abgebrannten Kerze an. So ist Hella schon lange dort zu Hause.
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    Pitsche hingegen ist schon weit in der Welt herumgekommen, jetzt ist er mit seinen Freunden im Hafenbecken des kleines Städtchens gelandet, in dem auch Hella wohnt. Durch eine kleines Unglück schwappt Wasser aus dem Hafen und ausgerechnet Pitsche spritzt bis zu Hellas Flamme und löscht sie aus. Allerding verdampft der Wassertropfen auch und als er wieder zu Wasser wird, befindet er sich auf einem Blatt am Strand. Dort beobachtet er, wie die Sonne durch den Boden einer Flasche einen Ast entzündet. Als er sich dieser Flamme neugierig nähert, erkennt er Hella, die natürlich nicht gut auf ihn zu sprechen ist. Doch schnell kommen die beiden ins Gespräch und es entsteht eine ungewöhnliche Freundschaft. Doch bis die beiden am Ende zusammen an den Strand ziehen, erleben sie noch einige gefährliche Abenteuer.
    Dass Wasser, egal in welchem Aggregatzustand es sich befindet, immer wieder zu Wasser werden kann, ist mir bekannt, aber dass auch Flammen eine Art ewiges Leben haben, ist mir neu. Genauso wenig kann ich mir vorstellen, dass sich ein Wassertropfen oder eine Flamme gezielt fortbewegen können. So sind wir hier in einer fantastische Geschichte angekommen, die ganz klar zeigt, dass sich zwei Wesen, die sich sogar gefährlich werden können, durchaus anfreunden können. Diese liebevolle, fast aufopfernde Freundschaft der beiden wird hier sehr klar beschrieben. Auf den etwas einfach gehaltenen Illustrationen haben die beiden ein Gesicht und dadurch können ihre Gefühle sehr gut dargestellt werden. Da der Text für ein Bilderbuch sehr lang ist, liegt die Leseempfehlung ab 8 Jahre, aber ich befürchte, dass Grundschulkinder an anderen Texten mehr Interesse haben.

    Dagmar Mägdefrau
  • Ein Zimmer für mich allein

    Ein Zimmer für mich allein

    Frauke Angel

    Jungbrunnen

    Verlagsempfehlung ab 9 Jahre

    Buch des Monats Juli 2024

    Elli, eigentlich Elizabeth, genannt nach der englischen Queen, lebt mit ihren zwei Brüdern in einer Plattenbausiedlung. Ihr größter Wunsch ist, wie schon der Titel sagt, ein eigenes Zimmer, dass aber leider nicht zur Verfügung steht, denn bezahlbare Vierraumwohnungen sind rar und ihre alleinerziehende Mutter kann sich keine teure Miete leisten. 
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    Aber sie hat Elli einen blickdichten Vorhang ums Bett gebaut, damit sie ein wenig Privatsphäre hat. 
    Ellis Freundin Nursemin unterstützt Ellis Wunsch Schriftstellerin zu werden, denn auch sie möchte gerne Bücher schreiben. So berät sie Elli beim Schreiben und schenkt ihr ein wunderschönes Tagebuch vom Asia-Shop. Durch Zufall geraten die Kinder in ein verwildertes Grundstück und finden dort einen Bunker, den die beiden Mädchen erkunden.
    Das Buch ist von Elli in der Ich-Form geschrieben und dank Nursis Ratschlägen bekommt es eine ungewöhnliche Form, so gibt es nach fünf ein Kapitel null, weil doch noch etwas nachgetragen werden musste. Die Protagonisten dieses sehr realistisch beschriebenen Buches sind sehr vielschichtig. Da Ellis Mutter ihre Kinder von drei verschiedenen Vätern bekommen hat, ist William, der große Bruder dunkelhäutig und mit viel Gel glättet er jeden Morgen seine Haare. In Nursis türkischstämmige Familie versucht der Vater seine Tochter zu kontrollieren, um sie zu schützen. Otto, der kleine Bruder, hat einen Freund, dessen Vater Alkoholiker ist und er mit Sprüchen wie „Das Boot ist voll“ besonders Ellis Mutter gegen sich aufbringt. So erleben wir den ganz normalen Alltag in einer Wohnsiedlung mit großem Hof aus Sicht einer fast 10-jährigen. Der wir von Herzen ein eigenes Zimmer gönnen, die aber, auch dank ihrer Freundin, stark genug ist, sich ihren Freiraum zu erkämpfen.
    Dank der bildhaften Schilderung könnte ich mich gut in die Welt von Elli hineinversetzten. Worum sie alle zu Recht beneiden ist ihre coole Mutter.

    Dagmar Mägdefrau