• Drei Kinder und ein kleiner Hund

    Drei Kinder und ein kleiner Hund

    Maria Braig

    Ursula Maria Wartmann

    epubli

    Leseempfehlung ab 8 Jahre

    Nele und Toni ahnen noch nicht, dass sie einen aufregenden Sommer vor sich haben, als ihre Eltern ihnen mitteilen, dass der geplante gemeinsame Urlaub, von dem sie bereits allen erzählt hatten, leider ausfallen muss. Der Grund: Ihre Eltern, die als Archäologen tätig sind, haben einen wichtigen Auftrag erhalten. 
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    Die Alternativen, den Sommer bei Oma Birgit oder sogar alleine in der Schrebergartenanlage zu verbringen, können vor allem Nele zunächst nicht wirklich trösten. Was die beiden jedoch nicht wissen: Das eigenständige Übernachten in der Gartenanlage wird nicht nur spannend und abwechslungsreich, sondern führt am Ende des Sommers auch dazu, dass sie nicht mehr nur zu zweit sind. Sie gewinnen einen tierischen Freund und einen neuen menschlichen Freund, Jo.
    Jo hat ebenfalls keine leichten Voraussetzungen für einen schönen Sommer. Seit dem Tod seiner Mutter ist sein Vater alkoholkrank. Das Buch greift damit viele ernste Themen auf, auch Rassismus wird thematisiert. Neles und Tonis Großvater stammt aus Kamerun, und selbst in der dritten Generation müssen sie ihren Mitschüler:innen erklären, warum der Begriff „hautfarbener Stift“ keinen Sinn ergibt. Die Freundschaft der Kinder wird jedoch sehr positiv dargestellt, und es ist erfreulich, dass die Erwachsenen sich nicht komplett zurückziehen, sondern Verantwortung übernehmen.
    Manchmal empfand ich die Geschichte jedoch als sehr erwachsen geschrieben. Zum Beispiel wird das Wort „zocken“ als modernes Wort hervorgehoben, was meiner Meinung nach nicht ganz nah an der Jugend wirkt. Solche Stellen gab es häufiger. Trotz der Schwere einiger Themen bleibt die Erzählung eine schöne Geschichte über einen spannenden Sommer.

    Raphaela Brosseron

    Die Schwestern Nele und Toni freuen sich auf die gemeinsamen Ferien mit ihren Eltern, sie wollen mit dem Hausboot durch Holland schippern. Doch dann bekommen die Eltern einen eiligen und dringenden Auftrag und deshalb sollen die beiden bei ihrer Oma bleiben. Nachdem sich ihre Wut etwas gelegt hat, freuen sich die beiden Schwestern dann doch, dass Papa das Gartenhäuschen für sie hergerichtet hat. Sie dürfen sogar dort übernachten. Mareike und Astrid, das Paar von nebenan, werden sich ein wenig um sie kümmern. Doch dann vergisst Nele die Tür des Gartenhäuschens abzuschließen und schon nistet sich Jo mit seinem niedlichen kleinen Hundewelpen Willi dort ein. Doch die Vier schließen schnell Freundschaft und nun gilt es Jo zu helfen, der Schlimmes zu Hause erleben musste und nun nicht mehr zurück will. Doch die tatkräftigen Mädchen haben einige gute Ideen.
    Der Großvater der beiden Mädchen kommt aus Kamerun und deshalb spielt in einigen Situationen die dunkle Hausfarbe der beiden eine Rolle. Nele und Toni sind ganz normale Schwestern, sie zanken sich und halten, wenn es darauf ankommt, zusammen. Jos Leben ist zurzeit nicht ganz einfach. Sein Vater kann den frühen Tod seiner Frau nicht verkraften und kümmert sich wenig um seinen Sohn, der doch auch den Tod seiner Mutter noch nicht überwunden hat.
    Besonders Toni mag ich, weil sie einfach alles sagt, was ihr in den Kopf kommt, und meist hat sie damit ja auch Recht.
    Obwohl das Buch einige Probleme anspricht, so bleibt es doch positiv gestimmt und am Ende sieht es sehr hoffnungsvoll aus.

    Dagmar Mägdefrau

  • Die dicke Hummel Doris

    Die dicke Hummel Doris

    Uwe Krauser

    Franziska Frey

    FarbFux

    Verlagsempfehlung ab 3 Jahre

    Ist sie nicht süß? Die Hummel Doris schaut unter einer Blüte vom Cover auf uns. 
    Doris lebt mit ihrer Königin und vielen anderen Hummeln unter der Erde in einem verlassenen Maulwurfsnest. Die Hummeln sind auf der blühenden Wiese unterwegs.
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    Doris ist wohl seit ihrer Geburt etwas pummeliger als andere Hummeln, was aber niemanden im Hummelnest stört. Doch durch ihr Gewicht fällt Doris das Fliegen nicht so leicht. Trotzdem macht sie ihre Arbeit genau so gut wie die anderen und sie empfindet es als Glück, auf dieser schönen Welt zu leben. Manchmal besucht Doris die Brutstation und wundert sich, dass auch sie mal so klein war. Auf dem Bild schauen sie Augen einer winzigen Hummel aus ihrem Ei an, ein Bild, das mein Enkel total niedlich findet. 
    Wenn Doris ihre Flugübungen macht, begegnen ihr manchmal die Bienen und die machen sich lustig darüber, dass Doris dick ist. Dadurch ist sie so verunsichert, dass sie auf ihren Po plumpst. Zum Glück ist da die Hummelkönigin, die sie liebevoll tröstet. Auch ein Bild, dass mich sehr berührt. Natürlich geht die Geschichte gut aus und Doris wird als Heldin gefeiert.
    Neben den schon erwähnten wundervollen Illustrationen, erleben wir mit der Hummel Doris ein sehr positives Geschöpf. Sie versucht zwar, abzunehmen und sich besser darzustellen, aber am Ende bleibt sie, was sie ist, eine dicke Hummel. Doch sie ist hilfsbereit und liebenswert, das zählt sicher mehr.
    Auf jeder Seite gibt es zusätzlich Sachbuchinformationen, nicht nur zum Thema Hummeln. So erfährt man noch einiges über die Natur.
    Da der Text des Buches länger ist, würde ich das Buch eher für etwas ältere Kinder empfehlen.

    Dagmar Mägdefrau
  • Jukli oder wie ich einen kleinen Esel an der Backe hatte und nicht mehr loswurde

    Jukli oder wie ich einen kleinen Esel an der Backe hatte und nicht mehr loswurde

    Corinna C. Poetter

    magellan

    Verlagsempfehlung ab 10/11 Jahre

    Floras Mutter ist alleinerziehend und deshalb arbeitet sie viel, ihre zwei größeren Brüder haben ihr viel Lebensnotwendiges beigebracht, allerdings nerven sie auch oft.
    Flora rennt zwar viel, vor allem weg, aber sie ist trotzdem etwas pummeliger und wird deshalb von den coolen Mädchen der Klasse gemobbt.
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    Flora mag Nähe nicht so gerne und kuscheln mag sie auf keinen Fall, auch nicht mit Wesen mit Haaren. 
    Im Park begegnet Flora zum ersten Mal einer alten Frau und dann gerät sie zufällig in den Garten, in dem diese Frau lebt. Mamou ist eine Romni und lebt mit zwei Eseln zusammen, die Esel sind besonders groß und selten. Jukli heißt das Fohlen und es soll bei einem Eselfest in Frankreich in einen Stammbaum eingetragen werden. Flora hütet ihre Freundschaft zu Mamou als ihr Geheimnis und da sie schwört den Esel auf das Fest zu bringen, macht sie sich alleine auf den Weg und ein großes Abenteuer steht ihr bevor.
    Flora hat es nicht einfach mit ihrem ständigen Weglaufen, wenn ihr eine Situation nicht behagt. Durch ihre Geschichte erfahren wir einiges über die Roma und wir reisen mit ihr durch Frankreich. Im Laufe der Zeit wird ihre Verbindung mit Jukli immer intensiver und der kleine Esel zwingt sie, sich zu ihm zu bekennen. Beeindruckend ist Floras Familie, die sich bedingungslos für sie einsetzt und einfach losfährt, um sie in Frankreich zu suchen.
    Ein ungewöhnliches Thema, dass uns ein Mädchen erzählt, deren Freundschaft zu einem Eselfohlen langsam aus dem Widerwillen gegen jede Berührung erwächst.

    Dagmar Mägdefrau

  • Es ist doch nur Haut

    Es ist doch nur Haut

    Dr. Nina Jablonski

    Dr. Holly Y. McGee

    Karen Vermeulen

    Gratitude

    Verlagsempfehlung ab 6 Jahre

    Hände in allen möglichen Farben sind auf dem Cover zu sehen. Nach einem Vorwort eines Harvard-Professors stellt sich uns ein Typ namens Epi Dermis vor, er nimmt die unterschiedlichsten Formen und Farben an und Freunde dürfen ihn Haut nennen. Die Haut zeichnet zunächst auf, warum sie für uns so wichtig ist. Denn wenn sie nicht da wäre, wären wir nur eine Pfütze. Eine interessante Idee! 
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    Die Haut ist „das am härtesten arbeitende Organ unseres Körpers.“ Aber die Haut ist auch sehr traurig, weil immer wieder Lügen über sie erzählt werden. Da möchte sie schreien „Es ist doch nur Haut!“ Dann erzählt sie uns die Geschichte der Menschheit von den ersten Urmenschen und seiner Veränderung, bis er so aussieht wie wir. Da geht es um unsere Entstehung in Afrika und der Wanderung gen Norden und der damit verbunden Veränderung der Haut. Immer wieder wird der Titel ausgesprochen und darauf hingewiesen, dass man die Haut, egal welche Farbe sie hat, nicht so wichtig nehmen soll.
    Nach dem Glossar gibt es noch einen Anhang „Es ist doch nur Wissenschaft!“. Hier wird in einem kompakten Text nochmal alles erklärt, was uns die Haut in der kurzen, bildreichen Variation erklärt hat.
    Im Schlusswort erklären die Autoren, warum ihnen dieses Buch so am Herzen lag. Ich kann nur sagen, da haben Wissenschaftler es geschafft, ein wirklich schönes Bilderbuch für Kinder zu schreiben, das verständlich ist und eine Botschaft weitergibt.
    Ein überzeugende Buch, das ich mir für Kitas und Schulen als Standard wünsche.

    Dagmar Mägdefrau

  • Groß – Eine Geschichte über Selbstliebe

    Groß – Eine Geschichte über Selbstliebe

    Vashti Harrison

    Zuckersüß

    Verlagsempfehlung ab 3 Jahre

    Verlagsempfehlung ab 3 Jahre

    Auf dem Cover sehen wir eine kleines etwas pummeliges Mädchen in einem lila Tütü, sie streckt die Arme in die Luft und hält das Wort „Groß“ in die Höhe. 
    Mit „Es war einmal ein Mädchen“ beginnt der Text und „Träum groß!“ steht auf dem Body des Babys, das wir auf der ersten Seite sehen. Das Mädchen wird im Hochstuhl gefüttert und scheint sehr zufrieden.
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    Der Text berichtet davon, dass das Mädchen immer „Danke“ und „Bitte“ sagt und schon viel kann. Mit tanzenden Bewegungen wird das Mädchen größer. Bisher war alles gut, doch dann ist sie in der zweiten Klasse und sie bleibt auf dem Schul-Spielplatz in der Babyschaukel hängen. Da machen sich viele Kinder über sie lustig und die Lehrerin fragt, „Bist du nicht zu dick dafür?“ Diese Worte kann sie nicht abschütteln und sie leidet sehr. Als ihr dann noch geraten wird, statt des schönen rosa Ballettkleids ein graues Kleid zu tragen und sie einen Berg spielen muss, bricht sie zusammen und kann nur noch weinen. In den Bildern wird das sehr schön dargestellt, zunächst wird ihr Kleid grau angemalt und dann wird sie in unterschiedlichen Posen immer größer gezeichnet. Zuletzt passt sie kaum noch auf die Doppelseite. Die bösen Worte, die sie hören musste, gehen ihr immer wieder durch den Kopf. Doch dann kann man die Seiten aufklappen und nachdem sie entschieden hatte, „mehr Platz für sich selbst zu schaffen“, wurde ihre Kleidung wieder etwas mehr rosa. Sie gab allen ihre bösen Bemerkungen zurück, weil sie ihr weh tun, und tanzt am Ende wieder im rosa Ballettkleid durchs Bild. 
    Natürlich unterstützt das Buch dicke Kinder darin, stark zu werden und Selbstvertrauen aufzubauen, aber ich verstehe das auch so, dass sie das selbst schaffen müssen, und das finde ich sehr schwierig. Das Mädchen erhält keine Hilfe von anderen und muss allein mit den Anfeindungen fertig werden.
    Der Text benötigt nicht viele Worte und die Bilder sind wundervoll anzuschauen und voller Emotionen.

    Dagmar Mägdefrau
  • Die 5 Doppelpunkte und der Wanderzirkus

    Die 5 Doppelpunkte und der Wanderzirkus

    Maria Braig

    epubli

    Die 5 Doppelpunkte

    Leseempfehlung ab 8 Jahre

    Ich habe mich sehr gefreut, dass es ein neues Abenteuer der 5 Doppelpunkte gibt, denn das erste Buch hat mir sehr gut gefallen und es war schön, die ungewöhnlichen Freunde wiederzutreffen.
    Am Beginn des Buches werden sie noch einmal vorgestellt: Luke und Lena, die bei ihrem Papa und seinem Mann leben, während ihre Mutter als Ärztin unterwegs ist. Ferrari, die so genannt wird, weil sie sehr schnell in ihrem roten Rollstuhl unterwegs ist.
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    Abdo, der aus Afrika geflüchtet ist, so wunderbar schwäbisch spricht und einen Blog mit seinen Fotos veröffentlicht. Dann ist da noch Slash, die auf die Frage „Junge oder Mädchen?“ mit „Ja, genau“ antwortet.Die Bande geht zusammen zur Schule und trifft sich fast jeden Tag in ihrem Gartenhaus. Diesmal wollen sie gemeinsam einen Zirkus besuchen und Lena freut sich auf das Ponyreiten in der Pause. Doch Ferrari, die selbst auf einem Therapiepferd reitet, sieht sofort den schlechten Zustand der Tiere und als dann die müden kleinen Tiere stolpern, werden sie mit einer Gerte geschlagen. Dagegen müssen die Freunde etwas unternehmen. Doch als sie mit dem Zirkusdirektor sprechen wollen, stellt sich heraus, dass ein einäugiges Pferd von der Weide verschwunden ist. Die Kinder machen sich auf die Suche nach dem Tier, aber in der Schule erfahren sie, dass auch ein Mädchen vermisst wird. Ein neuer Fall für die 5 Doppelpunkte.
    Der „Fall“ ist schon nach Zweidrittel des Buches gelöst, aber es gibt dann noch ein neues Problem, das die Kinder mit Ideenreichtum und Tatkraft bewältigen. Die Fünf sind sehr sympathische Kinder, die auch mal sauer sind und trotzdem finden sie immer wieder eine Lösung, weil sie zusammenhalten und Verständnis für die anderen haben. Ich wünsche mir noch viele solcher spannenden Fälle.

    Dagmar Mägdefrau

    Im zweiten Teil der “5 Doppelpunkte” ruht sich die zusammengewürfelte Freundesgruppe nicht einfach aus, so langsam nimmt die Detektivbande fast schon professionelle Züge an.
    Kein Wunder, dass sie sich sogar zwei Fällen widmen: Mysteriöse Begebenheiten rund um den Zirkus, der momentan in der Stadt ist, und ein Mädchen aus der Parallelklasse, das verschwunden ist.
    Diese willkürlich erscheinende Kombination an Fällen hat mich zunächst verwirrt, auf die Verbindung, die die 5 Freund*innen erkennen, wäre ich nie gekommen!
    Ferrari ist nicht nur gut mit ihrem Rollstuhl unterwegs, sondern auch auf Pferden, weswegen ihr sofort auffällt, dass die Ponys vom Zirkus nicht gut behandelt werden. Das Thema Tierquälerei ist ihr, aber auch Slash, den Zwillingen Luke und Lena und Abdo ein Anliegen. Da sie zu 5 sind, können sie sich aufteilen und gleichzeitig das Verschwinden der Mitschülerin Sanne untersuchen, dabei zeigen sie besonders feinsinniges detektivisches Können.
    Wer sich ausschließlich auf einen Detektivfall freut, sollte wissen, dass die Lösung des Falls nicht das Ende ist, danach passiert noch einiges, was eher in Richtung Aktionismus geht. Die 5 sind nun mal sehr engagiert und vielseitig interessiert, kein Wunder, dass die Lösung des Falls noch zu weiteren Aktionen führt.
    Ich finde, die Geschichte zeigt, wie wichtig Selbstwirksamkeit für Kinder ist, denn es macht super viel Spaß zu sehen, dass die 5 mit ihren Taten auch tatsächlich einiges erreichen!
    So ganz habe ich am Ende aber tatsächlich selber nicht mitfiebern können, da ich einfach nicht mit dem Fortlauf der Geschichte gerechnet habe.
    Der Schreibstil ist sehr klar und einfach nachzuvollziehen, ein paar Illustrationen im Stile des gelungenen Covers regen die Vorstellungskraft an.
    Ich bin gespannt auf die nächsten Abenteuer der 5 Doppelpunkte!

    Raphaela Brosseron



  • Wir sind (die) Weltklasse   

    Wir sind (die) Weltklasse   

    Tanya Lieske

    Sybille Hein

    Hanser

    Verlagsempfehlung ab 8 Jahre

    Nominiert für den Deutschen Kinderliteraturpreis 2024

    Kinderbuchpreis Nordrhein-Westfalen 2025

    Die 19 Kinder der Igelklasse kommen aus vielen Ländern, auf dem Cover sitzen einige von ihnen auf dem Dino Mathilda, den sie selbst, mit etwas fachmännischer Hilfe, gebaut haben. Im Einband sind Portraits der Kinder und ihre Namen zu sehen. Adam kommt aus Polen und er erzählt uns, was sie in der Schule so alles erlebt haben. Er berichtet aber auch von seiner Familie, besonders von seinem Opa, der auf Polnisch „Dziadek“ genannt wird. Er betreibt einen Laden für polnische Lebensmittel auf der Kölner Straße. Auf dieser Geschäftsstraße des Viertels gibt es viele unterschiedliche Läden, so auch eine Fundgrube, die ein vermischtes Angebot hat, dass die Kinder in die Regale räumen. Kann es sein, dass es in einem leerstehenden Zoogeschäft spukt? 
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    Frau Meister, die Lehrerin der Igelklasse, ist einfach nur toll. Sie fährt mit den Kindern nach Frankfurt ins Museum, kann verstehen, dass sich ein Mädchen dort ängstlich versteckt, baut mit den Kindern einen Dinosaurier und unterstützt die Zweitklässler, wo sie nur kann. Dazu gibt es Regeln, die das Zusammenleben einfacher machen und ganz viel Verständnis von Seiten der Klassenlehrerin. Eine Traumlehrerin!
    Das Buch bietet einen Einblick in den ganz normalen Alltag unserer Kinder. Viele Nationen sind da zusammen, aber das fällt eigentlich gar nicht ins Gewicht. Eher, dass Mariam nicht stillsitzen kann, Yanis, der so gerne vorliest, stottert und Artem nicht spricht. So haben die Kinder ihre Eigenarten, die sie aber auch liebenswert machen. 
    Die Schrift ist etwas größer und es gibt einige kleine Bilder auf einigen Seiten, aber die Geschichte ist so einfallsreich, dass man es ganz schnell lesen möchte. Und für die, die keine Haustier haben, gibt es noch die Maus Karol.
    
    Dagmar Mägdefrau
  • Irgendwie Anders

    Irgendwie Anders

    Kathryn Cave

    Chris Ridell

    Oetinger

    Verlagsempfehlung ab 3 Jahr

    Das sitzt der kleine blaue Anders auf seinem gemütlichen Sessel und schaut etwas verloren aus dem Cover. „Er wusste, dass er irgendwie anders war, denn alle fanden das.“ Ein sehr trauriger Anfangssatz. So steht er ganz allein mit dem Rücken zu uns und alle anderen Tiere lehnen ihn ab. Egal, wie Anders auch versucht, mit den anderen zu spielen, sie weigern sich, denn er isst komische Sachen. So geht Anders zu sich nach Hause und die Tiere schauen ihm hinterher, besonders die Giraffen schauen sehr böse. 
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    Als er zu Hause ist, klopft es an seine Tür und ein Etwas möchte zu ihm hinein. Anders gefällt das nicht und auch als Etwas ihm erklärt, dass sie sich ähneln, kann er den Neuen nicht akzeptieren. Erst als Etwas traurig losgeht, holt ihn Anders wieder zurück. Sie machen nun alles zusammen, auch die Spiele an denen Anders nicht teilhaben durfte. Und am allerbesten gefällt mir die letzte Seite. Denn wenn noch jemand käme, der „nicht ist wie wir“ und der nicht „dazu gehört“, dann „rücken sie einfach ein bisschen zusammen.“ Und auf dem Bild sitzen die beiden auf dem gelben Sessel und in der Mitte sitzt ein Mädchen.
    Dieses Pappbilderbuch zeigt sehr genau auf, wie es sich anfühlt, abgelehnt und ausgegrenzt zu werden. Sensible Kinder werden sich da schwer tun, das auszuhalten. Die Lösung besteht darin, einen neuen Freund zu finden, dem es genauso geht, der auch anders ist. Das ist schön für Anders, trotzdem hätte es mir besser gefalle, wenn die anderen Tiere eingesehen hätten, dass ihr Verhalten falsch ist.
    Die Texte sind recht kurz und werden durch die Bilder sehr schön verstärkt, einige Seiten sind wie ein Comic mit kleinen Bilder gestaltet.
    
    Dagmar Mägdefrau 
    
  • Queergestreift – Alles über LGBTIQA+

    Queergestreift – Alles über LGBTIQA+

    Kathrin Köller

    Irmela Schautz

    Hanser

    Verlagsempfehlung ab 11 Jahre

    Jugendliteraturpreis 2023

    Schon äußerlich ist diese Buch etwas Besonderes, nicht nur das Cover in den Regenbogenfarben der queeren Menschen, sondern auch der Buchschnitt ist so gefärbt. 
    LGBTIQA+, diese Buchstaben bilden eine Gruppe Menschen ab, die nicht hetero oder cis sind. In diesem Buch werden die einzelnen Buchstaben und ihre Bedeutung genau erklärt.
    L= Lesbisch und G für Gay oder schwul, sind Begriffe, die den meisten bekannt und vertraut sind. Aber auch in diesen Kapiteln kann man noch Neues finden. 
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    Das B für Bi oder Pan ist da schon vielschichtiger und innerhalb dieses Kapitels gibt es viele Worte, die unterschiedliches oder gleiches bedeuten, mir aber bisher nicht bekannt waren. Die Aussage „Verlebt in Menschen. Punkt.“ war für mich eine einfache und klare Erklärung. T für Trans oder Non-Binary zeigt auf, dass Menschen sich nicht mit dem Geschlecht, das in ihren Ausweis steht, identifizieren können. Ich wusste nicht, dass es da ein zusätzliches Ausweispapier, den Ergänzungsausweis gibt, der dem gefühlten Geschlecht entspricht. Das I steht für inter, bei diesen Menschen ist das Geschlecht ihres Körpers nicht eindeutig weiblich oder männlich. Das Q für queer wurde zunächst von BIPoC genutzt, dieser Wort wurde aber auch übergreifend für alle anderen zum Begriff. Das A+ steht für a_sexual, also Menschen, denen einfach ausgedrückt, Sex nicht so wichtig ist.
    Zu jedem Kapitel gibt es viele Informationen, Interviews, Orte, an denen man sich persönlich oder im Netz treffen kann. Mich haben besonders die Erfahrungsberichte fasziniert, wie schwierig es für viele war, sich zu outen und so zu leben, wie es für diese Person richtig ist. 
    Ich hoffe, dass dieses Buch für junge Menschen Hilfe bringt, die hier viel von anderen erfahren und wo sie Adressen finden, wo sie Unterstützung erhalten können.
    
    Dagmar Mägdefrau
    
    
    
    
  • Weiße Tränen

    Weiße Tränen

    Kathrin Schrocke

    Mixtvision

    Verlagsempfehlung ab 13 Jahre

    „Wenn weiße Menschen mit Rassismus und ihrem Weißsein konfrontiert werden, fühlen sie sich oft ungerecht behandelt und lenken mit den eigenen Emotionen von den Betroffenen ab. Dieses Verhalten wird als White Tears beschrieben.“ 
    Auch ich empfinde es oft als schwierig, wenn ich merke, dass ich doch wieder einen rassistischen Gedanken habe oder ihn sogar ausspreche. Neben der Scham spüre ich dann auch, dass ich mich gerne rechtfertigen möchte, dass ich irgendwas finden möchte, dass von mir als Täterin ablenkt.
    Lenni und Serkan sind seit der Kita Freunde und die Familien waren damals Nachbarn. Lennis Eltern führen jetzt ein Beerdigungsunternehmen und leben deshalb jetzt in einem anderen, besseren Stadtteil als Serkans Familie. Beide Jungen sind viele Jahre in der Theater-AG und deren Leiter ist Lennis Lieblingslehrer.
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    Doch als der dunkelhäutige Benjamin auftaucht, stellt er gleich zu Recht die „Schule ohne Rassismus“ in Frage. Viele alltägliche Kleinigkeiten verdienen diese Bezeichnung nicht. 
    So muss sich Serkan als Osama ansprechen lassen und das Musical „King Kong“ ist auch nicht frei von rassistischen Elementen, die keiner wahrhaben möchte. Elifs Kopftuch bietet ebenfalls viel Stoff, zumal die Vorbehalte als Schutz für die Trägerin dargestellt werden. 
    Lenni tut sich sehr schwer, Stellung zu beziehen und braucht einige Zeit, bis er versteht, dass Herr Prasch nicht von allen Schülerinnen und Schülern so gemocht wird wie von ihm. Und dass das seine Gründe hat.
    An einigen Stellen des Buches war ich erstaunt, dass vieles anders aussieht, als es scheint und dass ich mir mal wieder an meine Nase fassen musste, weil ich auch in Stereotypen denke. 
    
    Ein wichtiges Buch, dass klar macht, mit welchen Problemen Deutsche mit internationaler Geschichte zu kämpfen haben und dass wir immer wieder versuchen müssen, diesen Rassismus zu erkennen und zu benennen. 
    
    Dagmar Mägdefrau

    Lenni kehrt an seinem ersten Tag nach den Ferien zum Kant-Gymnasium zurück und trifft auf seinen neuen und schwarzen Mitschüler Benjamin. Lenni fokussiert sich auf dessen Afro und spekuliert, ob Benjamin gut tanzen kann, und ob er vielleicht nur aus PR-Gründen da ist. Immerhin bemüht sich die Schule um ihren Ruf als eine "Schule ohne Rassismus". Doch Benjamin erkennt sofort, dass dieser Titel eine Täuschung ist und hat kein Problem damit, dies zu benennen. Sobald Benjamin das Thema anspricht, begegnet ihm eher Entrüstung statt Entschuldigung und eine Flut von "Weißen Tränen".
    Benjamin verschont niemanden, sei es der sonst beliebte Geschichtslehrer oder die Mitglieder der Theater AG. Interessanterweise erleben wir diese Entwicklung aus der Perspektive von Lenni. Obwohl sein bester Freund Serkan und Benjamin ihm Denkanstöße liefern, setzt auch bei ihm der Prozess des Verstehens nur langsam ein. Lenni muss nicht nur von anderen lernen, sondern sich auch selbst mit dem Thema Rassismus und seiner historischen Dimension auseinandersetzen. Die Perspektive ist gut gewählt, da so nicht nur die Betroffenen zum Handeln gebracht werden.
    
    Die Figuren, die zuvor in positivem Licht erscheinen, sind nicht frei von rassistischen Denkmustern. Dies unterstreicht, dass nicht nur offensichtliche Extremisten rassistische Tendenzen aufweisen, sondern auch die nette Nachbarin mit ihrer Abneigung gegen Kopftücher oder der engagierte Geschichtslehrer, der bei der Frage nach Deutschlands Kolonialgeschichte auf einmal doch kein offenes Unterrichtsgespräch mehr zulässt. 
    
    Die Geschichte zeigt geschickt Alltagsrassismus und seine Verankerung im System. Statt oberflächliche Lösungen für ein tiefgreifendes Problem zu liefern, werden Fragen aufgemacht, die zum Nachdenken einladen. Ein äußerst reflektiertes Buch, wie auch das gelungene Nachwort der Autorin zeigt.
    
    Raphaela Brosseron
  • Hani & Ishu – Fakedating leicht gemacht

    Hani & Ishu – Fakedating leicht gemacht

    Adiba Jaigirdar

    One

    Verlagsempfehlung ab 14 Jahre

    Humairi führt ein Doppelleben: Als Maira lebt sie angepasst an ihre weißen Freundinnen ein westliches Leben, während sie als Hani zuhause regelmäßig betet, den Koran liest und fest in der bengalischen Community verwurzelt ist. Das Leben wird noch komplizierter, als sie einfach behauptet, mit Ishita zusammen zu sein - einer ebenfalls bengalischen Mitschülerin. Auf den ersten Blick scheinen die beiden nichts gemeinsam zu haben, denn Humaira ist beliebt, während Ishita als strebsame Einzelkämpferin gilt. Da Humairas 'beste' Freundinnen ihre Bisexualität nicht wahrhaben wollen, entwickeln sie einen Plan für ein Fake-Dating, der auch Ishita Vorteile verspricht. 
    Obwohl Fake-Dating als Konzept normalerweise weit hergeholt klingt, wird es hier plausibel eingeführt, und der Perspektivwechsel mit jedem Kapitel ermöglicht es, uns sowohl in Hani als auch in Ishu reinzuversetzen.
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    Beiden begegnet Rassismus, und Ishita steht zusätzlich unter dem Leistungsruck ihrer Eltern. Zudem hat Humaira mit zwei "Freundinnen" zu kämpfen, die diese Bezeichnung gar nicht verdienen. Diese Charaktere nehmen definitiv zu viel Raum in der Handlung ein. Sie sind so offensichtlich toxisch und unempathisch, dass es beim Lesen schmerzt. Ihre Rolle als Antagonistinnen ist dermaßen überspitzt, dass man sich als Leser*in fragt, ob die Autorin dachte, man würde es sonst nicht verstehen - ohne damit die Rassismuserfahrungen zu meinen, die Humairi durch die beiden erfährt, diese will ich nicht in Frage stellen. Den Lesenden hätte im Verständnis für den zwischenmenschlichen Bereich jedoch mehr zugetraut werden können und die beiden hätten nicht so offensichtlich als “die Bösen” dargestellt werden müssen, denn dadurch verschwimmt leider der Fokus von Ishita und Hani häufig aufgrund der unangenehmen Begegnungen mit diesen "Freundinnen". So fühlt man sich nur frustriert über die beiden und die Dynamik ihrer Freundschaft. Die Familienmitglieder hingegen sind gelungene Figuren, und es wäre großartig gewesen, mehr über Ishitas große Schwester Nikita zu erfahren. Es war ebenfalls interessant, mehr über die bengalischen Communities in Irland zu lernen, insbesondere über ihre Diversität. 
    
    Wer also keine Probleme hat, die belastende Freundschaftssituation auszuhalten und Interesse an einem Plot mit Fake-Dating in einer queeren Lovestory hat, wird mit dem Roman auf jeden Fall fündig.
    
    Raphaela Brosseron
  • Jeden Tag Spaghetti – Wie es sich anfühlt von hier zu sein, aber irgendwie auch nicht

    Jeden Tag Spaghetti – Wie es sich anfühlt von hier zu sein, aber irgendwie auch nicht

    Lucia Zamolo

    Bohem

    Verlagsempfehlung ab 9 Jahre

    Nominiert für den Jugendliteraturpreis 2023

    Die Frage nach dem Woher, die Menschen mit Migrationshintergrund oft beantworten müssen, ist Thema dieses Buches. Auch ich habe diese Frage oft auf der Zunge und ich bin der Meinung, ich stelle sie aus Interesse an der gefragten Person. Hier erfahre ich aber, was diese „gut gemeinte!“ Frage bewirkt. Im Buch wird die Frage aufgrund des italienischen Namens gestellt. Die Antwort, die Lucia meint geben zu müssen, lautet „Mein Vater ist aus Italien.“ Aber diese Auskunft führt nur zu anderen Vorurteilen, zu anderen Schubladen.
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    Da geht es um italienisch Kochen können, um einen dunklen Teint und viele andere Dinge, die wir uns bei diesem Herkunftsland einfallen.
    Das Buch ist in handschriftlich mit Bleistiftschrift geschrieben, zu mindestens sieht es so aus. Dadurch wirkt es auf mich sehr persönlich, da ist die Schrift manchmal huckelig und manches wurde überschrieben und verbessert. Das macht es sehr authentisch und irgendwie liebenswert. 
    
    Dieses Buch hat mir klarer gemacht, weshalb die Frage nach dem Woher nicht gestellt werden sollte, als sachlichere Bücher, die sich damit beschäftigen. Hier berichtet ein Mädchen von ihren Erfahrungen und da kann ich sehr gut nachempfinden, was sie an dieser Frage stört und welche Folgen sie hat.
    
    Dagmar Mägdefrau
  • Hier hat jeder einen Platz

    Hier hat jeder einen Platz

    Alexandra Ndolo

    Loewe

    Verlagsempfehlung ab 6 Jahre

    Die Autorin ist Tochter einer polnischen Mutter und eines kenianischen Vaters, vielleicht kennt ihr sie als Sportlerin. Sie hat in der Deutschen Damendegen-Nationalmannschaft gefochten.Im Vorwort erklärt sie uns, was sie mit diesem Buch bewirken möchte. „Genau so, wie ihr seid, seid ihr toll!“ möchte sie vermitteln.
    Anton erfährt, dass die Großmutter seines Freundes Edon in Albanien lebt und dass sie sehr gut kochen kann. Leider hat Edon seine Brotdose zu Hause liegen lassen und so bekommt Anton Einblicke in die Wohnung seines Freundes und stellt fest, dass sie, wie er, Erinnerungen gerne haben und den Jungs die Gerichte beider Küchen schmecken.
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    „Ach so ist das!“ erklärt hier die Begriffe Staatsangehörigkeit und Nationalität.
    So ist jedes der sieben Kapitel aufgebaut. Erst wird eine Geschichte erzählt, dabei lernen wir gleichgeschlechtliche Eltern kennen, die aus unterschiedlichen Ländern stammen.
    In einem Kapitel geht es um das N*Wort und um das Wort zu erklären, ist es im Text ausgeschrieben zu lesen. Diese Erklärung und das es zum Schimpfwort wurde und deshalb nicht mehr ausgesprochen werden soll, gefällt mir sehr gut. Ähnlich geht es mit dem S*Wort, das mir bisher nicht so bekannt war und das durch Mandelaugen ersetzt wird.
    Schön ist auch der Tipp, dass man, wenn man unsicher ist, wie man etwas benennen soll, den Betroffenen fragen soll, der weiß es wohl am besten.

    Zum Ende des Buches wird der Begriff Vorurteile sehr schön bildlich erklärt und wir erfahren, dass diese schnelle Einteilung früher für die Menschen überlebenswichtig war. Tipps für uns Erwachsene und Hilfe und Beratung vervollständigen das Buch, dessen Untertitel „Gemeinsam gegen Rassismus“ ist.

    Dagmar Mägdefrau
  • Mond, Sterne und dazwischen wir – Geschichten aus unserem bunten Universum

    Mond, Sterne und dazwischen wir – Geschichten aus unserem bunten Universum

    Casjen Griesel & Tina Pahnke (Herausgeber)

    Monika Fuchs

    Leseempfehlung ab 10 Jahre

    18 Kurzgeschichten von 18 jungen, nicht so bekannten Autoren erzählen interessante und spannende Geschichten „aus unserem bunten Universum.“
    Lua hat zu ihrem 7. Geburtstag ein Teleskop bekommen und mit diesem Sternenfänger entdeckt sie den Himmel. Zusammen mit Sky, einem Kind, dass sich geschlechtlich nicht zuordnen lassen will, bekommt sie Besuch von einem Außerirdischen. Die zweite Geschichte spielt außerhalb unseres Planeten, hier helfen Io und sein Vater Erdlingen und sie verlieren dadurch die Spur der Weltraumwale. 
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    Die Geschichte „Mehtap rennt“ erzählt davon, wie ein Mädchen einen Bürgermeister vorführt. Anna erlebt häusliche Gewalt und schafft sich mit ihrer Fantasie eine andere Welt. Pelle mit der fast weißen Haut hilft Arthur bei der Suche nach einem Stein mit Loch, damit dieser endlich Glück hat. Toni hat nur einen Arm, aber trotzdem himmelt er die perfekte Marie an, aber die ist nicht perfekt, hat aber ein großes Herz. Hat Max die Begegnung mit dem Alien nur geträumt? Was antwortet man, wenn die Frage nach den Geschwistern gestellt wird und man diese Geschwister nie kennengelernt hat? Weil Mama Zeit für sich braucht, muss Maja allein in ein Sommerlager reisen und lernt dort eine hilfreiche Freundin kennen. Alex trägt lieber die Badehosen ihres Bruder als den Badeanzug, den Mama ihr in den Koffer packt. Weil Sumire aus Thailand kommt, halten einige sie für dumm. Marek muss den Tod seiner Mutter erleben und sein Vater spricht die tröstenden Worte „Solange Mama in deinem Herzen ist, wird ihr Stern auf dich aufpassen.“

    Nein, Anna ist nicht „störde“, ihre Lehrerin hat ihre Legasthenie nicht erkannt. Estrich wundert sich über die Schleimspur, die er immer an seinem Unterarm findet. Namin ist ein kleiner Planet, der sich seinem Tagebuch anvertraut. „Pommesbunker“ ist ein böses Schimpfwort für ein dickes Mädchen, das sich zu wehren weiß. Leon und Mario sind zwei Freunde, die einen Nachnamen tragen, den andere dazu nutzen, sie zu mobben. Der Geburtstag des dementen Opas im Heim zu feiern, ist keine einfache Sache.

    Hinten im Buch gibt es eine kurze Beschreibung zu den jeweiligen Autoren, die hier wundervolle Geschichten geschrieben haben. Jede ist auf ihre Art ist besonders, Themen, wie alleinerziehende Eltern, Alkoholismus, Ausgrenzung, Krankheit, Queerness und Tod werden hier in ungewöhnlichen Geschichten besprochen. Da spürt man das Herzblut der Schreiber, nicht die Verkaufszahlen und gerade darum hoffe ich, dass dieses Buch seine Leser findet. Ich kann es euch nur ans Herz legen.

    Dagmar Mägdefrau
  • Märchenland für alle

    Märchenland für alle

    Herausgeber Boldizsár M. Nagy

    Illustration von Lilla Bölecz

    DK

    Verlagsempfehlung ab 6 Jahre

    Ein Märchenland für alle, auch wenn Viktor Orbán es am liebsten niemanden lesen lassen würde. Denn im Entstehungsland Ungarn ist das Buch sogar verboten worden. Zu offen, zu vielfältig, zu wenig “traditionell”, was auch immer das für Traditionen sind, an denen festgehalten wird. Denn die Tradition des Märchens wird beibehalten, nur darf wirklich jede und jeder mitmischen, ungeachtet der sexuellen Orientierung, des Geschlechts, der Hautfarbe oder anderer Hintergründe. Die Prinzessin möchte lieber ein Prinz sein? Gerade in einer magischen  Märchenwelt sollte das ein Leichtes sein!
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    Viele kreative Ideen wurden mit alt bekannten Märchenmerkmalen verknüpft und Raum für neue, vielfältige Vorbildfunktionen geschaffen. Es ist kaum zu glauben, dass diese Märchensammlung mit dieser wunderschönen Botschaft in Ungarn öffentlich geschreddert und durch Hetze bestraft wurde. Umso schöner, dass es trotzdem ein Bestseller wurde und mittlerweile auf deutsch verfügbar ist. Ein Buch, das nicht nur durch seinen Inhalt, sondern auch durch seine Wirkung und seine Hintergründe beeindruckt.
    
    Raphaela Brossero

    Die Entstehungsgeschichte dieses ungewöhnlichen Märchenbuches ist eine ganz besondere. Junge ungarische Autor*innen haben ein Märchenbuch geschrieben, in dem die Geschlechterrollen zum Teil zur bekannten Version vertauscht wurden oder wo sich die Handlung völlig neu entwickelt. Ungarns rechte Politiker*innen fanden das schädlich für Kinder und ein Exemplar wurde öffentlich geschreddert.
    Deshalb freue ich mich ganz besonders, dass dieses Buch jetzt bei uns auf Deutsch erschien.

    In „Der rubinrote Vogel“ gerät ein hübsches junges Mädchen in die Arme von Poseidon, der ihr jeden Wunsch erfüllen möchte. Da wünscht es sich, keine Frau mehr sein zu sondern ein Mann. „Goldlaub“ entspricht Schneewittchen, aber hier trachtet ihr Vater nach ihrem Leben. „Das Märchen von der Hexe“ entwickelt sich etwas anders als Hänsel und Gretel. Mammut und Becha leben in einer modernen Siedlung, doch dann kommt eine schreckliche Kälte, die sogar an einem Sommermorgen Eisblumen entstehen lässt. So gelangt Becha zum „Eiskönig“ und Mammut muss sie befreien. „Eisenlaci“ ist ein kleiner Junge, der von einem alten Ehepaar gefunden und aufgezogen wird. In Irland spielt die Geschichte „Margarte und der Riese“. Margarete möchte die Heldin in einem Märchen werden und schließt sich einem Märchenerzähler an. „Vom Rehlein und seinem Geweih“ erzählt von einem Reh, dass gerne ein Geweih hätte und damit gegen die anderen männlichen Tiere kämpfen möchte. In „Die entführte Prinzessin“ lebt die Prinzessin freiwillig bei dem Drachen und hat so die Freiheit, die sie möchte. Ähnlich, wie Aschenputtel, möchte Rosa auf dem Ball tanzen. Ihr reicht es aber, Ballkönigin zu werden. „Das große Abenteuer der winzig kleinen Panna“ ist eine poetische Geschichte, die sich durch das Vorlesen eines Märchenbuches entwickelt. „Kinga und Karola“ sind sich ähnlich wie Zwillinge, doch beide führen unterschiedliche Leben, erst als sie sich treffen, zeigen die beiden ihren Mut. Ein ungewöhnlicher Hase wird in „Triodor, der Hase mit den drei Ohren“ geboren, doch es zeigt sich, dass er mit den drei Ohren hervorragend hören kann. In „Der geschraubte Strohhalm“ hilft eine alte Dame einem Mädchen gegen häusliche Gewalt. Der Junge Dani erfährt, dass sein Opa „Der große Alfredo“ war. Wieder ähnelt die Geschichte „Werde glücklich, Batbajan!“ nur dass hier ein junger Mann auf den Ball geht und es am Ende eine Hochzeit der beiden Jungen gibt. So endet auch das Gedicht „Wie der Prinz die Ehe schloss“ mit der Hochzeit zweier Männer. Hier kann sich der Prinz nicht in eine Prinzessin verlieben, erst als eine ihren Bruder mitbringt, verliebt sich der Prinz.

    Bunt, divers, queer, lesbisch oder schwul - in diesem Märchenbuch ist alles normal und möglich. Das Cover und die Zeichnungen im Buch runden die Geschichten schön ab und machen das Buch zu einem Märchenschatz.

    Dagmar Mägdefrau
  • Bunte Fische überall

    Bunte Fische überall

    Kathrin Schrocke

    Mixtvision

    Leseempfehlung ab 12 Jahre

    Dank eines Notizbuches, was Barnies Väter für wesentlich sinnvoller halten als ein Tablet, lässt Barnie uns an ihrem Leben teilhaben. Was zunächst kein Tagebuch werden soll, wird irgendwie doch eins. Und es gibt genug zu berichten: Vom Alltag mit Papa und Dad, die doch sehr streng sein können, von ihrer abwechslungsreichen Verliebtheit und natürlich von ihrer Radiergummisammlung und ihren Fischen. Ein neues Schulprojekt soll sie nochmal mehr auf Trab halten: Babys mit künstlicher Intelligenz sollen das Leben mit Kind simulieren.
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    Die "Familie" gründet sie mit Sergej, in den sie sich verliebt. Ihre Väter bekommen so halb alles mit, das Projekt, den neuen Freund und das übliche Chaos, trotzdem muss Barnie viel für sich selbst erkennen und entscheiden, was wirklich wichtig ist. 
    
    Der Einstieg in das Tagebuch wirkte etwas aufgesetzt und Barnie wie jeder genervte Teenager. Jedoch wird das Tagebuch mit dem Verlauf immer authentischer und man lernt ein junges, leicht verwirrtes, jedoch sehr schlaues Mädchen mit einer eigenen Persönlichkeit kennen, zusätzlich ist sie auch einfach lustig. Es ist schön zu lesen, wie selbstverständlich für sie der Alltag mit zwei Vätern ist, trotzdem werden die einhergehenden Schwierigkeiten von Außen nicht ignoriert. Die Idee, die Story um das Baby-Projekt herum zu spinnen, kommt dem Tagebuch zu Gute, denn es wird alles außer langweilig.
    
    Raphaela Brosseron

    Bernadette, genannt Barnie, hat eine beeindruckende Radiergummisammlung, eine langjährige Freundin und zwei Väter. Von denen bekommt sie nicht das gewünschte Pad, sondern nur ein Notizbuch und sie weigert sich dieses als Tagebuch zu nutzen.
    Ihr leiblicher Vater, den sie Papa nennt, ist mit einem Amerikaner, den sie Dad nennt, verheiratet. Die beiden sind ein normales Paar, das sich um ihre Tochter sorgt, sich liebt, aber dass sich auch streitet. Sie mühen sich um Umweltschutz und gesunde Ernährung.
    Die Lehrerin, deren wallende grau-beige Kleidung sicher jeden von uns an eine eigene Lehrerin denken lässt, berichtet der Klasse von einem Projekt an der die Klasse teilnehmen wird. Jeweils zwei Schüler*innen sollen sich um ein Baby kümmern. Einen kleinen Computer aus Plastik, der in der Lage ist Gefühle zu erzeugen. So kommt es zu unterschiedlichen Konstellationen. Als der Nachbarssohn Sergej mit Barnie zusammen ein Kind versorgen möchte, leidet ihre Freundschaft zu Finja sehr. Aber hat Sergej nicht so wunderschöne Augen?
    
    Es ist spannend zu beobachten, wie sich die Dreizehnjähren durch dieses Projekt verändern und reifen. Sie bekommen wenig Schlaf und auch ihre Hobbies müssen unter der Elternschaft leiden.
    
    Eine gefühl- und humorvolle Geschichte über die ersten und anderen Lieben, über Eltern-sein und über Regenbogenfamilien. Aber auch über Toleranz und Verständnis. 
    
    Dagmar Mägdefrau
  • L wie Liebe – Ein starkes Bilderbuch über Toleranz und Diversität

    L wie Liebe – Ein starkes Bilderbuch über Toleranz und Diversität

    Martin Baltscheit

    Sandra Brandstätter

    Kindermann Verlag

    Verlagsempfehlung ab 6 Jahre

    „Was ist eigentlich Liebe?“ diese Frage beantwortet dieses pinke Wort ziemlich ausführlich.
    „Anfangsliebe“ ist die Liebe der Eltern, aus der die kleine Protagonistin des Buches entstand. Sie saust auf einem Skatboard bis hoch in die Wolken. In „Erste große Liebe“ stellt sie sich vor, wie sie sich als Jugendliche in einen Jungen verliebt. Beide hüpfen Händchen haltend auf einem Trampolin. An der See geht es um „Familienliebe“ und in „Filmliebe“ geht es um den Onkel, der im Kino seine „Männerliebe“ kennengelernt hat.
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    Der Kiosk wird von zwei Frauen betrieben, die sich schon ewig kennen „Lebensliebe“. Nachdem Opa nicht mehr lebt, liebt Oma Merle das Kaninchen, also nach „Opaliebe“ folgt „Kaninchenliebe“. Beim Kreuzworträtsel wird das Motto des Buches gesucht. Auch wenn man Zitroneneis liebt, sollte man auch andere Sorten probieren. So will das Mädchen sich nicht auf ein Geschlecht festlegen und alles mal ausprobieren. Ein Prinz, der den Narr liebt, und die Prinzessin heiratet, bedeutet „heimliche Liebe“.  Aber vielleicht lieben sich auch alle drei? „Dreifachliebe“ gibt es auch, kann aber zu Eifersucht führen. Über „Unverliebt“, „Eigenliebe“ und „Ewige Liebe“ kommen wir zu einer Liebe, die uns alle vereint - „Bücherliebe“ - und besonders liebt das Mädchen dieses Buch, wo man sie auf dem Cover sehen kann.
    
    Witzige Texte, lustige Bilder und viel Liebe stecken in diesem Buch.
    
    Dagmar Mägdefrau
  • Das Buch vom Anti-Rassismus

    Das Buch vom Anti-Rassismus

    Tiffany Jewell

    Aurélia Durand

    Zuckersüß

    Verlagsempfehlung ab 10 Jahre

    Ein Cover so bunt wie unsere Welt. Und der Inhalt erklärt uns, was Rassismus überhaupt genau ist. Doch nicht nur das, an das theoretische Wissen werden praktische Handlungsanweisungen und Übungen zum Mitmachen geknüpft. Theoretisch weiß jeder, was Rassismus ist, aber aus dem Stehgreif kann man doch nicht viel dazu sagen. Und man weiß oft schon gar nicht, wie man damit denn jetzt genau umgeht. In dem Buch geht es um die eigene Identität, die Geschichte von Rassismus und Strategien im Umgang.
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    Kleine Lektionen laden zum Mitmachen ein, man braucht lediglich Stift und Papier. So lädt die französische Autorin jeden, ob betroffen oder nicht, zur Selbstreflexion und zum Nachdenken ein. Die liebevolle Gestaltung gelingt auch äußerlich vor allem durch die wunderschönen Illustrationen von Aurélia Durand. Ob die Idealvorstellung eintritt und junge Leser sich wirklich hinsetzen, lesen und aktiv mit den Lektionen arbeiten, ist fraglich, aber in einer gemeinsamen Leserunde könnte das Konzept gut funktionieren!

    Raphaela Brossseron

    BIPoC (Abkürzung für Black - schwarze Menschen, - Indigenous, People of Colour) ist ein wichtiger Begriff in diesem Buch. Dieser Begriff umfasst alle Menschen, die nicht weiß sind. Schon am Anfang des Buches steht ein wichtiger Satz „Antirassismus bedeutet, sich aktiv gegen Rassismus einzusetzen" und dazu ruft dieses Buch auf. Es bietet dazu im letzten Teil viele Tipps. 

    Aber zurück zum Anfang. Zunächst stellt sich die US-amerikanische Autorin vor und bittet auch die Leser*innen, eine Identitätskarte auszufüllen. Dann geht sie auf die geschichtliche Entwicklung ein und erklärt, wer zur Dominanten Kultur gehört. Der Begriff Rasse wird erläutert und die Folgen dieser Idee. Da Tiffany es wichtig findet, dass man seine Geschichte kennt, berichte sie von Ereignissen, die mir meist unbekannt waren und die mich betroffen machten. Immer wieder gibt es Seiten, die auffordern „Tu was!“, darunter finden wir Fragen und Anregungen, aktiv zu werden. Leser*innen sollen sich einen Weg überlegen, wie sie Rassismus entgegentreten. Die Autorin hat für sich das „Stören“ der Gespräche gewählt. Sobald sie eine Äußerung hört, die als rassistisch zu verstehen ist, unterbricht sie sofort und hinterfragt die Aussage. Ich denke, dass ich oft Sätze sage, die sie unterbrechen müsste, weil mir viele Zusammenhänge gar nicht klar sind. Dieses Buch hat einige Beispiel genannt, die ich mir zu Herzen nehmen muss. Ich hoffe, dass es mir gelingt.

    Schon das Cover mit der bunten Lackschrift auf dem schwarzen Hintergrund fällt auf, der Titel sagt ganz klar, was man zu erwarten hat. Die 20 Kapitel sind gut aufgebaut und die Aufforderungen, sich selbst Gedanken zu machen und etwas aufzuschreiben, bindet die Leser*innen gut ein. Allerdings sind manche Texte schlecht zu lesen, so wurde für die Vorstellung der Autorin eine Schrift (weiß auf schwarzem Hintergrund) gewählt, die für mich schwer zu entziffern war.

    Dagmar Mägdefrau