• Als Anders in mein Leben rollte

    Als Anders in mein Leben rollte

    Ariane Grundies

    Regina Kehn

    Rotfuchs

    Verlagsempfehlung ab 9 Jahre

    Ronja, die uns diese Geschichte erzählt, ist mit Emil und Milla befreundet, doch dann kommt ein neuer Junge in ihre Klasse. Anders, der mit dem schwedischen Vater und Namen. Aber das besondere an ihm ist, dass er im Rollstuhl sitzt. 
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    Da die Klassenlehrerin Frau Drakow gerade die Rollen für das Theaterstück verteilt, bekommt er, weil sie ihn ja nicht anders behandeln will, die Rolle des Hänsels. Da Ronja im Paterre wohnt und Anders sie deshalb besuchen kann, um zu üben, bekommt Ronja die Rolle der Gretel. Doch dann erzählen Ronjas Eltern ihr, dass sie sich schon vor einiger Zeit getrennt haben und Ronja nun Mamas „neue“ Familie kennenlernen soll. Ausgerechnet ihre Eltern trennen sich und machen Ronja so zum Trennungskind, das in der Schule auffällig sein wird. Ihre korrekten Eltern, die bei jedem Problem gleich ein Familiengespräch starten, in dem jeder über seine Empfindungen sprechen soll, wollen jetzt, dass Ronja 3,5 Tage bei jedem Elternteil leben soll. Und dann sind da noch die „Stiefgeschwister“, die ständig mit dem Smartphone filmen und auf TikTok veröffentlichen. Wegen all dieser Probleme kann sich Ronja keine Gedanken um Anders Befindlichkeiten machen und behandelt ihn nicht mit Glacéhandschuhen. Und ausgerechnet das mag Anders an ihr. 
    Trotz der Anders Krankheit, die ihn an den Rollstuhl fesselt, und der Trennung von Ronjas Eltern ist die Geschichte total witzig. Da gibt es Mamas Probleme mit der Polizei, die sich häufen, eine Aufführung, die im Chaos endet und viele kleine Situationen, die mich laut lachen ließen. Im Text tauchen immer wieder passende Zeichnungen auf, die die Vorstellungskraft beim Lesen etwas unterstützen. Ein Buch mit viel Gefühl und noch mehr Humor, das zeigt wie wichtig Freundschaft ist.

    Dagmar Mägdefrau
  • 43 Gründe, warum es aus ist

    43 Gründe, warum es aus ist

    Daniel Handler

    Maira Kalman

    übersetzt von Birgit Kollmann

    Hanser

    Verlagsempfehlung ab 12 Jahre

    Eine Kiste voller Erinnerungen, so etwas kennt wahrscheinlich jede*r, wenn man frisch verliebt ist. Alles erscheint plötzlich wichtig und kostbar. Normalerweise wirft man so eine Kiste irgendwann weg, aber Min gibt sie tatsächlich zurück. 
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    Und nicht nur das: zu jedem der 43 Gegenstände schreibt sie eine lange Erklärung, warum ihre Beziehung mit Ed vorbei ist.
    Von Anfang an ist klar: die Liebe zwischen Basketballstar und Schulschwarm Ed und der Film-Nerdin Min hält nicht. Trotzdem ist ihre Geschichte spannend und berührend. Für Min, aber irgendwie auch für Ed. Die Briefe wirken wie eine riesige, wütende „Ich liebe dich eigentlich noch“-Nachricht, die absolut nachvollziehbar ist, wenn man an den ersten Liebeskummer denkt.
    Besonders schön sind die Illustrationen und die Verknüpfung der Gegenstände mit den gemeinsamen Erinnerungen. Oft interpretiert Min im Nachhinein die Dinge als Warnsignale, auch wenn am Ende ein sehr offensichtlicher Trennungsgrund auftaucht. Genau das macht es aber so realistisch: Im Rückblick fragt man sich ja immer, ob man die Anzeichen früher hätte sehen sollen. Heutzutage würde Min wahrscheinlich einfach eine viel zu lange WhatsApp-Nachricht in ihre Notizen tippen und die beste Freundin würde ihr dringend raten, sie nicht abzuschicken.
    Min wirkt wie eine „alte Seele“: ungefähr 89-mal im Buch wird erwähnt, dass sie „anders“ ist. Dazu kommen viele Filmreferenzen, mit denen man klar¬kommen muss. Man merkt auch, dass das Buch von 2011 ist, manche Ausdrücke oder Einstellungen würden 2025 so nicht mehr passen (zum Beispiel, dass Ed „schwul“ als Beleidigung benutzt. Heute könnte Min ihm wohl besser erklären, warum das nicht geht).
    Das Buch zieht sich manchmal ein bisschen, und ob Ed wirklich alles lesen würde, ist fraglich. Aber man merkt: Min schreibt es vor allem für sich selbst, als eine Art Abschluss.
    Eine kreative Idee, um enttäuschte Liebe zu erzählen. Manchmal etwas holprig, aber originell und mit vielen schönen Details.

    Raphaela Brosseron

    Das Buch fällt sicher in der Buchhandlung sofort auf, denn nicht nur auf dem zartlila Cover sind Gegenstände zu sehen, sondern auch auf dem Buchschnitt.Diese Gegenstände, insgesamt sind es 43, wie der Titel verrät, packt die 16-jährige Min (Minerva, nach einer römischen Göttin, wie sie sich immer wieder vorstellt) in einen Karton. All diese Dinge wird sie Ed, ihrem kurzfristigen Freund, zurückgeben.
    Jedes dieser Dinge, beginnend mit einer Kinokarte, über Kronkorken, eine Feile, einen Eierformer bis zu einem Glas Kastanien, haben eine Bedeutung für Min. So wurden am Abend, als sich die beiden kennenlernten, die Bierflaschen aufgemacht, deren Kronkorken nun in den Karton gepackt werden. Die Karte zum Film „Greta in der Wildnis“ gehört dazu, weil es ihr erster gemeinsamer Kinobesuch war.
    Min liebt Filme und möchte Regisseurin werden und gilt als intellektuell. Ed ist ein umschwärmter Basketballspieler, der seine Matheambitionen geheim hält. Er hat nach außen viel Selbstvertrauen und nimmt wenig Rücksicht. Obwohl oder weil die beiden so unterschiedlich sind, ziehen sie sich auch sexuell an. Es wird viel geküsst und der Verlust der Unschuld ist ein wichtiges Thema. Ed benutzt das Wort „schwul“ immer wieder abwertend und wird dafür von Min gerügt. Mins Freund Al, der für sie Ratgeber und Beichtvater ist, taucht ständig in der Erzählung auf und es war nicht einfach für Ed, ihn als Freund einzuordnen.
    Die Aufmachung des Buches mit den vielen tollen Illustrationen ist sehr gelungen, auch die Idee, die Trennung über Gegenstände aufzuarbeiten, hat mir gefallen. Aber ich fand den Text etwas zäh, was sicher auch daran lag, dass das Buch sehr amerikanisch ist. Sowohl die Schulsituation, der Tagesablauf, wie auch die Art über sexuelle Themen zu reden. Dazu ist das Buch schon 2011 im Original erschienen und so wird Ed von Min noch auf einem Festnetzanschluss angerufen. Vielleicht liegt es an meinem hohen Alter, aber auch die Titel der Filme und die Musiktitel kannte ich nicht.

    Dagmar Mägdefrau

  • Einmal Doppelknuddel, bitte

    Einmal Doppelknuddel, bitte

    Alicia Acosta

    Esther Burgueno

    Von Hacht

    Leseempfehlung ab 4 Jahre

    Das Kind auf dem Cover hält die Hände seiner beiden Eltern und lächelt glücklich. Dann zeigt es uns, wie der Doppelknuddel aussieht. Mama und Papa umarmen und küssen sich und das Kind ist zwischen ihnen eingeklemmt. 
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    Aber leider hat sich etwas im Verhältnis der Eltern geändert, sie streiten und geknuddelt wird nur noch einzeln. Und dann ist es so weit, die beiden trennen sich. Da sucht das Kind die Schuld bei sich und hat viele Fragen und die Wichtigste lautet „Habt ihr mich etwas nicht mehr lieb?“ Beide Eltern erklären liebevoll, dass sie das Kind NIE allein lassen werden und es immer liebhaben. Danach kommt die Trauer, aber auch da finden die Eltern tröstende Worte. Danach versucht das Kind, die beiden wieder zusammenzubringen und erklärt ihnen, wie toll der jeweils andere ist. Aber trotzdem werden die Eltern zukünftig nur Freunde sein, was nicht bedeutet, dass sie nicht zusammen eine Familie bleiben werden.
    Die Geschichte beschreibt aus Sicht des Kindes die Trennung der Eltern, mit allen Gefühlen, die dabei eine Rolle spielen. Die einfachen Zeichnungen auf weißem Hintergrund bilden sehr gut diese Gefühle ab. Da stehen die Eltern, die sich gerade noch schmatzend geküsst haben, Rücken an Rücken. Beide halten ein Smartphone in der Hand mit dem Icon „Mülleimer“. Da ist der traurige Mund des Kindes eine Schlangenlinie oder schreiend weit geöffnet. Oft ist es in Verkleidung zu sehen und ich kann nicht wirklich das Geschlecht festmachen, so werden sich alle Kinder angesprochen fühlen. Obwohl es hier um eine Familie mit Vater-Mutter-Kind handelt, werden andere Formen der Familie erklärt. Ein wirklich sehr gelungenes Bilderbuch zum Thema Trennung.

    Dagmar Mägdefrau

  • Vorsicht, frisch geschieden! – Ein Survival-Buch für Trennungskinder

    Vorsicht, frisch geschieden! – Ein Survival-Buch für Trennungskinder

    Frauke Angel

    Meike Töpperwien

    Klett Kinderbuch

    Verlagsempfehlung ab 9 Jahre

    Beste 7 im Juli 2023

    Kurz vor meiner Goldhochzeit kam das Buch bei mir an und ich war doch erschrocken, wie viele Ehen geschieden werden, aber unter der Überschrift „Echt jetzt? Echt!“ konnte ich an einigen Stellen diese Fakten nachlesen. Aber zunächst geht es um das Heiraten, denn das kommt ja vor der Scheidung, obwohl das Buch auch von Kindern berichtet, deren Eltern nicht verheiratet waren, also in der früher „Wilden Ehe“ genannten Verbindung Kinder bekamen und sich dann wieder trennten.

    
    
    
    
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    Da geht es mit dem Trennen zwar leichter, aber die Kinder leiden genauso unter der Trennung. Die Autorin, die zwar selbst zwei Elternscheidungen als Kind erlebt hat, hat sich vom „Club der geschiedenen Leute“, also Kindern aus geschiedenen Ehen, beraten lassen. Diese Kinder kommen im Buch häufig zu Wort und berichten von ihren Erfahrungen.
    Daneben geht es aber auch um rechtliche Dinge, die sehr einfach erklärt werden, um die Top 10 der Scheidungsgründe (Wichtig: nie sind die Kinder der Grund!!!) Danach geht es um die unterschiedlichen Betreuungsmodelle, Hilfen für die Beteiligten, um den Kindesunterhalt und das Sorge- und Umgangsrecht.
    Wie und wo wird geschieden? Eine Frage, die dringend einer Antwort bedarf, denn die Erwachsenen sprechen wohl nie darüber. Hier ist sie aber zu finden. Die Gefühle nach der Scheidung sind auch ein wichtiges Thema.
    Tipps für die Eltern und Kinder, die stehen hinten auf Seiten, die man heraustrennen darf.
    Ich glaube, in diesem Buch wurde an alles gedacht.
    Im Nachwort kommt Ava noch mal zu Worte und sie berichtet von der Zusammenarbeit mit der Autorin. Da macht sie genauso ehrlich, wie ich es in den Kindertexten schon bewundert habe.
    Ein Ratgeber, den Kinder, aber auch ihre Eltern lesen sollten und der leicht zu lesen ist. Ein tolle Mischung aus Erfahrungsberichten, Daten, Informationen und Hilfsangeboten. Sehr gelungen!

    Dagmar Mägdefrau

    Ein Scheidungsratgeber für Kinder - eine sinnvolle Idee, wenn man bedenkt, wie viele Ehen tatsächlich in Deutschland geschieden werden und wie stark sich das Leben der Kinder dadurch verändert! Dazu lernen wir als Leser*innen einiges in diesem Buch.
    Der Inhalt ist sinnvoll aufgeteilt: Es gibt einen Teil zu der Zeit VOR der Scheidung, samt Trennungsgründen, einen Teil zur Scheidung selbst und einen Teil zu NACH der Scheidung.
    Der Ratgeber beginnt damit, auf leicht verständliche Weise verschiedene Fakten rund um das Thema Scheidung zu präsentieren. Besonders hervorgehoben sind die zahlreichen möglichen Gründe für eine Scheidung, wobei stets betont wird, dass die Kinder keine Schuld daran tragen.
    Im weiteren Verlauf werden Kinder aus dem "Club der Geschiedenen" vorgestellt, die ihre persönlichen Geschichten teilen. Diese realen Erzählungen von Kindern mit geschiedenen Eltern verleihen den dargestellten Fakten nochmal eine persönliche, lebensnahe Note.
    Der Teil zur Scheidung selbst erklärt Aspekte wie das Trennungsjahr und auch, wie die Eltern ihre Kinder über ihren Entschluss meistens informieren - mal mehr, mal weniger gelungen. Auch hier dürfen wieder Kinder erzählen und es wird deutlich, dass sie einiges mitbekommen, es also sehr wohl sinnvoll ist, sie von Anfang an mit in den Prozess miteinzubeziehen.
    Im Hinblick auf das Leben nach der Scheidung werden verschiedene Lebensmodelle wie das Residenzmodell oder das Wechselmodell erläutert, wobei der Fokus besonders auf den Rechten und Gefühlen der Kinder liegt.
    Dieser Ratgeber bietet somit eine wertvolle Unterstützung für Kinder, die sich mit der Scheidung ihrer Eltern auseinandersetzen müssen. Durch die Kombination aus faktischen Informationen, persönlichen Geschichten und praktischen Ratschlägen werden Kinder ermutigt, ihre Gefühle auszudrücken, Fragen zu stellen und Verständnis für die Situation zu entwickeln.
    Ein gelungener und kinderfreundlicher Ratgeber zum Thema Scheidung, das nicht gerade wenige betrifft!

    Raphaela Brosseron

  • Papa liebt jetzt einen Tiger

    Papa liebt jetzt einen Tiger

    Uticha Marmon

    Anne Kathrin Behl

    magellan

    Verlagsempfehlung ab 3 Jahre

    Wie man vermuten kann, geht es um eine Patchworkfamilie. Auf dem Cover ist der kleine Janis zu sehen, der von seiner schwangeren Mama und deren Partner zum Papa und der neuen Partnerin gebracht wird. Glücklich schaut er nicht aus. 
    Papas neue Partnerin ist in seiner Fantasie eine Tigerin und ihre beiden Kinder sind ein Affe und ein Faultier. Als Janis im Bett liegt, turnen die Zwillinge noch auf ihrem Hochbett rum. 
    Janis „fühlt so ein Zieh´n im Bauch und im Kopf und im Herz, wie das zwickt! Warum ist das so? überlegt er geknickt.“
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    Am nächsten Morgen freut er sich auf den Weg in die Kita allein mit Papa. Aber am Nachmittag sind alle wieder da, da wird Janis wütend und will nicht mehr dort wohnen. Aber als Mama ihn abholt, sitzt schon das Krokodil im Auto und ruft „Steig ein, Kumpel“ Als dann noch erwartet wird, dass Janis sich freut, weil er großer Bruder wird, brüllt er „Nein! Ich werde gehen!“ Aufgrund seines Gebrüll wird Janis zum Löwen, er zieht auch ein entsprechendes Kostüm an. Das gibt ihm Selbstvertrauen und am Ende sitzen alle zusammen im Garten und die Jungen spielen zusammen.
    Das ist wirklich nicht einfach, wenn die Familie auseinanderbricht und dann noch neue Partner*innen mit neuen Geschwistern auftauchen. Aber wenn man sich umhört, ist es der ganz normale Alltag. Dieses Buch wird mit viel Humor erzählt und trotzdem wird Janis ernst genommen. Der gereimte Text liest sich sehr gut und die Bilder, die die Tigerin mit entsprechenden T-Shirt, aber auch als Tiger abbildet, ergänzt die Geschichte wunderbar.
    
    Dagmar Mägdefrau