-
Und das nennt ihr Mut
Inge Meyer-Dietrich (Autorin)
Susanne Haberer (Illustratorin)
Ravensburger Buchverlag
Altersempfehlung ab 12 Jahren
Wie in etlichen Jugendbüchern für die Altersstufe ab 12 Jahren geht es auch hier um eine Jungenbande. Der Herrscher dieser „Gang“: Mike geht in die gleiche Klasse wie die Hauptperson dieser spannenden Geschichte: Andy, dessen Ziel es ist, in Mikes Bande aufgenommen zu werden. Dies wird ihm jedoch erst durch Diebstahl als Mutprobe möglich gemacht.
Trotz Erfüllung dieser gefährlichen Aufgabe macht die Bande ihn vor der gesamten Klasse lächerlich, und er fühlt sich dementsprechend isoliert.mehr oder weniger lesen
Drohbriefe, die jeder lesen kann, wandern über die Tische hinüber zu ihm herüber – er hat sich noch nie so extrem unwohl und bedroht gefühlt! Nach dem Vorstellen eines neuen Mitschülers Henner macht sich die Bande auch über ihn sofort lustig: „Henner – Penner!“
Für Andy gibt es nur noch ein Ziel: er will aus der Gang austreten! Bisher hat er sich leider weder seinem sehr verständnisvollen Klassenlehrer noch seinen Eltern anvertraut – er öffnet sich jedoch dem neuen Schüler gegenüber.
Fast zum Ende der Geschichte gibt es noch einmal einen Höhepunkt dadurch, dass an die elterliche Hauswand groß „Hier wohnt ein Dieb“ geschrieben wird!
Die zwischendurch eingestreuten kleinen grau-schwarz-weißen Fotocollagen nehmen nichts von der Farbigkeit dieser spannenden Geschichte, die mit pädagogischem Hintergrund absolut empfehlenswert ist und die jungen LeserInnen von der ersten Seite an fesseln wird!
Annette Heine
-
Wie man unsterblich wird – Jede Minute zählt
Sally Nicholls
Übersetzung: Birgitt Kollmann
Carl Hanser Verlag
Altersempfehlung von 7 – 11 Jahren
Ausgezeichnet mit dem Luchs des Jahres 2008 und nominiert für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2009, Kategorie Preis der Jugendlichen
Fragen über Fragen, die sich der 11-jährige an Leukämie erkrankte Sam stellt. Darunter sind Fragen wie folgende: „Warum lässt Gott Kinder krank werden?“ Er weiß bereits während des Schreibens, dass ihm niemand eine Antwort darauf geben kann. Auch sein Wissen über die Krankheit ist so schonungslos realistisch, dass er in seiner Einführung bereits schreibt „Wenn du das hier liest, bin ich vermutlich tot.“
mehr oder weniger lesen
Diese Äußerung steht am Ende einer einführenden Liste. Sams tagebuchartige Erzählung teilt das Buch in abwechslungsreiche Kapitel ein; eine Erleichterung für junge LeserInnen!
Trotz des begrenzten Lebens von Sam wird Mut vermittelt durch die ungewöhnliche Haus-Lehrerin, die Sam und seinen krebserkrankten und auf den Rollstuhl angewiesenen Freund Felix unterrichtet.
Sie schafft es durch eine Reihe von ihr in Auftrag gegebenen Listen, derer beider Leben zu verändern. Durch die Frage nach von ihnen erwünschten und bevorzugten Erlebnissen setzt sie ihnen neue Ziele – wenn auch nur kurzzeitig aufgrund ihres absolut begrenzten Lebens.
Im Mittelpunkt steht weiterhin Sam, denn der hilflosere Felix ist derjenige, der ihn zu Aktivitäten drängt und ihn dabei unterstützt. Wünsche unterschiedlichster Art tauchen auf:
ein Mädchen küssen, ein berühmter Forscher werden, in einem Zeppelin fahren …
Familie und Freundschaft bedeuten in diesem Buch absolute Hilfe, Rückhalt und Wärme! Eine ungewöhnliche Konfrontation mit unheilbarem Leid und trotzdem gespickt mit Komik zum Schmunzeln – Jugendliche, sowie Eltern und Lehrer werden sicherlich so wie ich in den bewegenden Bann gezogen werden!
Dieses Erstlingswerk der jungen 25-jährigen Autorin hat bereits mehrere Literaturpreise gewonnen und ist in 18 Sprachen übersetzt.
Annette Heine
-
Alles von Zackarina und dem Sandwolf
Åsa Lind
Illustrator: Philip Waechter
Übersetzung: Jutta Leukel
Verlagsgruppe Beltz
Verlagsempfehlung ab 7 Jahren
In der deutschen Übersetzung von Jutta Leukel sind in Åsa Linds „Alles von Zackarina und dem Sandwolf“ drei Bücher mit je 15 Geschichten zusammengefasst. Philip Waechter hat die sparsamen, heiteren Bleistift-Illustrationen beigetragen.
Obwohl der Sandwolf ein großes und gefährlich aussehendes Tier mit spitzen Zähnen und scharfen Krallen ist, fürchtet sich das Mädchen Zackarina nicht vor ihm, denn er jagt nur Mondschein. Er weiß alles, weil er so alt ist, und er beschützt Zackarina und gibt ihr weisen Rat.mehr oder weniger lesen
Jede einzelne Geschichte macht dem Leser Lust auf das Buch, das Erwachsenen wie Kindern den Spiegel vorhält, ohne den Zeigefinger zu erheben. Ab und zu beantwortet es auch philosophische Fragen.
In „Die unendliche Wurst“ ist es die Unendlichkeit des Universums, die Zackarina Kopfschmerzen bereitet, so lange hat sie schon darüber nachgedacht. Der Sandwolf behauptet dagegen, es gäbe eigentlich nichts, was zu Ende geht. Nicht einmal das Bonbon, das Zackarina gerade heruntergeschluckt hat. Es habe sich nur in etwas anderes verwandelt, sagt der Sandwolf. Als Zackarina versteht, dass nicht nur alle Dinge, sondern auch sie selbst Teil des Universums ist, rennt sie erleichtert und hungrig nach Hause. Beim Abendessen versucht sie ihrem Vater die neue Erkenntnis am Beispiel der Wurst zu vermitteln, die sie gerade aufgegessen hat.
In der Geschichte „Zackarina und der Tod“ sieht das Mädchen nach einem Sturm einen seltsamen Schwan auf dem Meer. Der Sandwolf sagt, dies sei der Tod. Beschützt vom Sandwolf, wagt Zackarina eine Begegnung mit dem Tod, der sich am Strand in einen alten Mann verwandelt hat. „Du bist doch wohl nicht gekommen, um Zackarina zu holen?“ fragt der Sandwolf. „Nein, ich soll einen Hund holen, der Tikko heißt“, sagt der Tod und verschwindet. Zackarina ist erleichtert und traurig zugleich, denn sie kannte den Hund. Auf die Frage, wohin der Tod Tikko bringen werde, weiß auch der Sandwolf keine Antwort, denn das war und bleibt ein Geheimnis.
„Allein zu Haus“ ängstigt sich Zackarina doch ein wenig vor den Geräuschen im leeren Haus, die ihr zum ersten Mal unheimlich sind. So rennt sie zum Strand, zum Sandwolf, der aus den Geräuschen des Kühlschranks, des tropfenden Wasserhahns und der knarrenden Treppe ein Lied macht. Aus einer alten Blechdose wird eine mit Sand gefüllte Rasselbüchse. Singend und sandrasselnd hat Zackarina dann keine Angst mehr, im leeren Haus zu warten.
Obwohl die Geschichten von Åsa Lind auch zum Selberlesen gut geeignet sind, denke ich sie mir vor allem als Vorlesegeschichten, die in kindgemäßer Sprache auch ernste Themen behandeln. Vom Kindergartenalter bis über das Alter von 10 Jahren werden Kinder ihre Freude daran haben.
Marie Rose Joos
-
Nicht drücken
Gernot Gricksch
Oetinger Taschenbuch
Verlagsempfehlung ab 9 Jahren
Spannung, Abenteuer und geheimnisvollem Geschehen für Kinder ab 9 Jahren:
im Zentrum der Geschichte stehen Siri, ihre Freundin Svetlana und Ole. Drei mysteriöse Frauen, Drillinge, die in Kimonos auftreten und jeweils so schnell verschwinden wie sie aufgetaucht sind, sorgen dafür, dass sich die Umwelt der Kinder auf seltsame Weise verändert.
Geheimnisvolle Pakete werden an Siri und Ole geliefert, Tiere, Eltern, Lehrer und Kinder nehmen gegensätzliche Verhaltensweisen an: eine Katze bellt, Jungen spielen mit typischem Mädchenspielzeug, eine Lehrerin verschwindet, andere Lehrer gestalten ihren Unterricht erstaunlich anders …mehr oder weniger lesen
Rollenklischees werden hier stark in Frage gestellt durch diese skurrilen Veränderungen!
Die drei Kinder sind immer wieder überrascht, aber zunächst total ratlos und überfordert. Sie halten Sitzungen, beratschlagen und werden immer mutiger. Nach und nach gibt es jedoch immer wieder neue Hinweise zum richtigen Reagieren durch die „Kimonofrauen“. Die Geschichte erreicht ihren Höhepunkt bei einem vom Trio organisierten Fußballspiel, ein für sie zwingender Auftrag der Frauen. Durch Mut und Entscheidungskraft schaffen es die Kinder, den unheimlichen Bann zu brechen, der sich durch das Buch zieht, so dass ihre Welt zum Ende hin wieder in ihren gewohnten Bahnen verläuft!Ein empfehlenswertes Kinderbuch durchzogen von Spannung, Phantasie, Spaß und Freundschaft, das die wörtliche Rede sicherlich die des lesenden Kindes treffen wird!
Annette Heine
-
Ich bin Polleke
Guus Kuijer
Übersetzung a. d. Niederländischen Sylke Hachmeister
Oetinger Verlag
Verlagsempfehlung ab 10 Jahre
Das Buch ist das fünfte in einer Serie. Alice Hoogstad hat kleine Zeichnungen dazu beigetragen. Wie auf Zettelchen geschrieben, tauchen im Text immer wieder Gedichte von Polleke auf. Sie dichtet besonders gern auf einem Klappstuhl, den sie in der Nähe von Opas Grab aufstellt.
Es passiert eine Menge in dem Buch: Die 12jährige muss mit den Sprüchen der Leute zurechtkommen, die sie über den Tod Opas hinwegtrösten sollen.
Sie lernt, befremdliche Traditionen anderer Kulturen zu respektieren – dass z.B. ihre Freundin Consuelo Getränke und Essen an Opas Grab bringt.mehr oder weniger lesen
Sie ist allerdings nicht immer vom Sinn der Traditionen überzeugt, wenn z.B. die Mädchen ganz selbstverständlich für die Brüder Consuelos das Zimmer wischen sollen. Zuerst ist Polleke irritiert, dann findet sie die Idee aber doch rührend, als Consuelo Kartoffeln auf Opas Grab pflanzt, was Oma dann als Wunder bezeichnet.
Nach den Ferien kommt Pollekes Freund Mimun aus Marokko zurück und schenkt ihr ein Kopftuch, das zu tragen sie einige Überwindung kostet. Daneben gibt es die üblichen Probleme einer Patchwork-Familie. Aber eigentlich klappt alles ganz gut: Polleke liebt ihre Mama und ihren Papa und kommt mit dem Mann ihrer Mutter ganz gut zurecht.
Was Polleke nicht versteht, ist, dass alle Leute etwas glauben. Sie glaubt nicht, dass es einen Himmel gibt und sie glaubt natürlich auch nicht an Allah. Nur Oma meint, dass Polleke sehr gut beten kann (manchmal soll sie das Tischgebet sprechen), auch wenn sie nicht gläubig und der Pastor gar nicht mit ihren Gebeten einverstanden ist.
Das Buch ist wohl in erster Linie für über 10jährige Leser und Leserinnen gedacht. Da die Hauptperson ein Mädchen ist, könnte man es auch als erfrischend untypisches Mädchenbuch bezeichnen.
Marie Rose Joos
-
Die Gärten von Dorr
Advanced Views (view_687cc7243c4d3) template:
Meine sehr spontane Reaktion in Worte gefasst:
„Ich sitze in der morgendlichen Märzsonne auf dem Balkon und beginne in dem Buch zu lesen, dass ich vorhin aus dem Briefkasten gezogen habe: „Die Gärten von Dorr“ von Paul Biegel. Ich tauche lesen lesend hinab in eine Zauberwelt, ich fühle die Angst der Prinzessin „verlier mich nicht“ und ich spüre das Drängen in MIR, trotz der Angst weiter zu gehen, um meinen Liebsten „Komm zurück“ zu finden.
mehr oder weniger lesen
Das Frühlingsgezwitscher der Meisen tönt mir aus dem verwunschenen Wald entgegen – und kommt doch aus dem Garten vor meinem Balkon.
Magische Worte, magische Bilder, Verse, Lieder und Zauberwesen ziehen mich in ihren Bann. Ich möchte bis zur letzten Seite weiterlesen, doch dann wäre der Zauber vorbei.
Um den Zauber zu verlängern, unterbreche ich das Lesen – gehe jetzt erst einmal einkaufen. Aber danach freue ich mich schon auf die nächste Zauberstunde!“
Gisela Kühn
Themen: Garten -
Igel Igor mag das nicht
Andrea Reitmeyer
Jumbo
Altersangabe ab 3 Jahre
Welches Kind möchte nicht gerne nur die „leckeren“ Sachen essen?
Igor der kleine Igel zieht das durch. Ihm schmecken nur und ausschließlich Erdbeeren. So kommt es, dass er im Herbst nichts mehr essen mag, weil es keine Erdbeeren mehr gibt. So hat er auch keinen Winterspeck und kann vor Hunger nicht schlafen.
Erst das Eichhörnchen kann ihn eines Besseren belehren.mehr oder weniger lesen
So schlafen die beiden gemütlich aneinander gekuschelt in den Winter.
Auch hier sind die Informationen zum Igel in den Klappen des Einbandes zu finden. Vom Stil ähnelt das Buch „Trau dich, Ida“.Dagmar Mägdefrau
-
Der kleine Igel und die rote Schmusedecke
M Christina Butler
Tina Macnaughton
Brunnen
Verlagsempfehlung ab 3 Jahre
Heute passt der kleine Igel auf seinen Cousin Piko auf. Der bringt seine Schmusedecke mit. Diese Decke kann man wie einen weichen Filz fühlen. Zunächst sind die Freunde nicht begeistert, dass der kleine Piko mit Schmusedecke sie zum Spielen begleiten soll.
mehr oder weniger lesen
Aber dann macht es doch Spaß mit ihm zu spielen und als er am Ende noch eine Maus mit Hilfe der roten Decke rettet, sitzen alle zufrieden auf der Glockenblumenwiese.
Niedliche Bilder von Tieren, schöne Landschaften und einfache Texte und natürlich muss man immer wieder über die Decke streicheln.
Dagmar Mägdefrau
-
Genau wie du
Guido an Genechten
J.P. Bachem Verlag
Verlagsempfehlung ab 2 Jahre
Große Bilder über beide Seiten und immer der Vergleich „Sie spielen besonders gern, genau wie du“. Kleine Bilderbuchleser lernen die Tiere kennen und sich mit ihnen vergleichen. Ich denke, dass das ein Gefühl der Sicherheit vermittelt.
mehr oder weniger lesen
Für ganz Kleine sicher ein schönes Buch mit tollen Bildern und wenig Text. Aber auch Aufforderungen zum Mitmachen (Singen) oder durch die Frage „Kannst du auch Schwimmen?“ kommt man leicht ins Gespräch.
Dagmar Mägdefrau
-
So ist der Winter
Görel Kistina Näslund
Kristina Digman
Bohem
Verlagsempfehlung ab 3 Jahre
„Dann weiß man, dass Winter ist. Denn das Weiße ist Schnee und Schnee gibt es nur im Winter“ Und dann erfahren wir, was alles noch wichtig ist im Winter. Da wird Schlitten gefahren, werden Schneemänner gebaut und es wird Schnee ins Haus getragen.
mehr oder weniger lesen
Am Ende verschwindet das Weiß und es wird Frühling. Die beiden Kinder, die uns im Buch begegnen, haben große Köpfe zu kleinen Körpern, auch sonst sind die Größenverhältnisse manchmal aufgehoben. Ein Buch für den ersten Schneewinter.
Dagmar Mägdefrau
-
Wenn Mama verreist
Mariana Ruiz Johnson
BELTZ & Gelberg
Verlagsempfehlung ab 3 Jahre
So ändern sich die Zeiten, auch im Bilderbuch. Mama verreist und der kleine Elefant, der die Geschichte (ungewohnt) in der Ich-Form erzählt, bleibt mit Papa zu Hause. Es wird erzählt, wie die beiden Mama zum Flughafen bringen und später mit ihr skypen.
mehr oder weniger lesen
Zu Hause ist mit Papa alles anders, überall liegt Spielzeug herum und es riecht nach Kakao und Pfannkuchen. Trotzdem sind alle glücklich, wenn Mama wieder zurück ist.
Wie ich finde, ein sehr modernes Bilderbuch. Die Zeichnungen sind einfach und in Pastelltönen gehalten. Ich finde die Tiere sehr statisch, auch in der Mimik, das spricht mich nicht so sehr an.
Dagmar Mägdefrau
Themen: Mama & Papa -
Henriettes Heim für schüchterne und ängstliche Katzen
Alicia Potter
Ulli und Herbert Günther (Übers.)
Birgitta Sif (Illustration)
Gerstenberg
Verlagsempfehlung ab 4 Jahre
Da zu unserem Haushalt seit Jahren eine Katze, Kater Leon, gehört, wollte das Buch von mir gelesen werden. Henriette sammelt alle ängstlichen Katzen in ihren Haus und versorgt sie. Sie versucht sie durch Schulungen von ihren Ängsten zu befreien. Ein besonders ängstlicher Vertreter ist Krümel. Er versteckt sich immer wieder vor Angst.
mehr oder weniger lesen
Aber als Henriette ihre Hilfe braucht, werden die Katzen mutig, allen voran Krümel.
Trotz vieler dunkler Bilder ist das Buch eher fröhlich, da die Figuren in Richtung Karikatur gezeichnet sind. Katzenbesitzern macht es sicher Spaß und Kinder lernen, dass man auch mal mutig sein muss, vor allem mit dem Rückhalt der Freunde.
Dagmar Mägdefrau
Themen: Tiere/Haustiere