• Wie ich zum Flirt-Profi wurde – oder zur Chaos-Queen

    Wie ich zum Flirt-Profi wurde – oder zur Chaos-Queen

    Gloria Trutnau

    Laura Rosendorfer

    one

    Verlagsempfehlung ab 12 Jahre

    Das Cover sprüht vor Farben und ist mit verspielten Doodles verziert. Ein orangefarbener Sticker verspricht DIYs, Tests, Listen und Rezepte, was an die Gestaltung der Bravo Girl von früher erinnert. Passend dazu befolgt Juli im späteren Verlauf Tipps aus einer ähnlichen Zeitschrift. 
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    Das Buch bietet 110 Seiten eines unterhaltsamen Kurzromans sowie 60 Seiten voller Mitmachideen. Hier gibt es allerdings keinen direkten Vergleich zur Bravo Girl, wie man sie kennt, denn es geht nicht nur darum, Jungs zu beeindrucken. Stattdessen finden sich wirklich coole Anregungen zum Selbermachen, wie Spiele oder Tipps zur Selbstliebe – auch ein paar Flirttipps sind dabei. In der Geschichte versucht Juli, ihren neuen Sitznachbarn Tobi zu beeindrucken. Dabei lässt sie sich von den Tipps einer Influencerin namens Ella leiten, die in einer Mädchenzeitschrift veröffentlicht werden. Unterstützt wird sie von ihrer besten Freundin Elif. Allerdings merkt Juli schnell, dass diese oberflächlichen Ratschläge sie in unangenehme Situationen bringen. Mit ihrem besten Freund Vince hingegen ist alles viel unkomplizierter…
    Die Geschichte ist sehr niedlich und auch wenn solche Zeitschriften heute nicht mehr so angesagt sind wie früher, ist es eine interessante Idee, die Ratschläge einer fiktiven Influencerin kritisch zu hinterfragen. Das Buch ist liebevoll gestaltet, und am Ende hat man das Gefühl, Juli als neue Freundin gewonnen zu haben, mit der man dann den Mitmachteil ausfüllt.
    Insgesamt eine wirklich tolle Idee!

    Raphaela Brosseron

  • Baskerville Hall – Das geheimnisvolle Internat der besonderen Talent

    Baskerville Hall – Das geheimnisvolle Internat der besonderen Talent

    Ali Standish

    übersetzt von Jessika Komina und Sandra Knuffike

    Hanser

    Verlagsempfehlung ab 12 Jahre

    „Baskerville Hall ist schon zu normalen Zeiten kein ungefährlicher Ort [...] Ein Ort mit vielen Geheimnissen. Und es wäre klüger, wenn Sie ein bisschen achtgäben, um nicht über allzu viele davon zu stolpern.”
    Der junge Arthur Doyle wächst im Edinburgh des 19. Jahrhunderts unter schwierigen Familienverhältnissen auf.
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    Sein Vater ist alkoholkrank, und er, seine Mutter und seine zwei Schwestern kämpfen oft darum, genug zu essen zu haben. Seine Mutter ist überzeugt: Arthur ist zu Größerem bestimmt. Tatsächlich besitzt er eine außergewöhnliche Auffassungsgabe und hat sogar zwei Menschenleben gerettet. Umso überraschender ist die mysteriöse Einladung, die ihn zu Beginn des neuen Schuljahres nach Baskerville Hall führt. Die Schule verspricht viel, und Arthur findet schnell neue Freunde. Doch schon bald begegnet er auch seltsamen Ereignissen: einem ungewöhnlichen Direktor, einem frei umherstreifenden Wolf und eigenartigen "Schulritualen".
    Ich könnte noch viele Details aufzählen, aber möchte nicht zu viel verraten. Für alle, die gerade wegen der Internats- und Schulatmosphäre die ersten beiden Harry Potter-Bände geliebt haben, ist diese Geschichte ein absolutes Highlight. Besonders faszinierend sind die spannenden Studienschwerpunkte, die hier als Zirkel bezeichnet werden. Ebenfalls grandios sind die zahlreichen intertextuellen Verweise, die wie ein kleiner Liebesbrief an die britische Kultur wirken – von den Artusromanen bis hin zu klassischen Detektivgeschichten. Am Ende wurde mir auch klar, warum mir der Name des Protagonisten so vertraut vorkam. Diese Geschichte ist eine wunderschöne, kindgerechte und fantasievolle Hommage an den Schöpfer von Sherlock Holmes.
    Wer sich auf zahlreiche kleine und große Abenteuer in der schaurigen Umgebung Englands einlassen möchte und im Lösen von Rätseln eine besondere Art von Magie erkennt, wird großen Spaß an diesem Roman haben. Und wie die Überschrift des letzten Kapitels andeutet, ist dies sogar „Erst der Anfang“.

    Raphaela Brosseron
  • Whistle Blower Rebels – 20 Menschen, die für die Wahrheit kämpfen

    Whistle Blower Rebels – 20 Menschen, die für die Wahrheit kämpfen

    Benjamin Knödler

    Christina Knödler

    Felicitas Horstschäfer

    Hanser

    Verlagsempfehlung ab 12 Jahre

    Eigentlich wollte ich nur mal kurz ins Buch schauen, weil die Rezension eigentlich jemand anderes schreibt. Aber dann bin ich einfach hängen geblieben bei den Whistleblowern. Christine und Benjamin Knödler haben hier 20 Menschen vorgestellt, 
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    die von den einen als Helden gefeiert und von den anderen als Verräter geächtet und verurteilt werden. Wie sie selbst im Vorwort sagen, sind die Geschichten und die Gründe ihres Handelns sehr unterschiedlich. 
    Der zeitlich erste hier vorgestellte Fall beginnt in den 1890er Jahren in Antwerpen, hier ist Edmund Dene Morel zuständig für die Waren, die aus „Kongo-Freistaat“ kommen, die Kolonie des belgischen Königs Leopold II. Entgegen den Informationen, die die Öffentlichkeit erfährt, erkennt Morel, wie die Menschen dort ausgenutzt und versklavt werden. Erst als er 1903 eine eigene Zeitung gründet, kann er die Zustände öffentlich machen und den Kolonialismus anprangern. Auch bei dem Isländer Jóhannes Stefánsson geht es um ein afrikanisches Land. In Namibia fließen Riesensummen an Schmiergeldern, damit seine Firma die Fischereirechte bekommt und das Meer und die Menschen ausbeuten kann. Bei vielen Whistleblower geht es um die Verhältnisse in den USA, beziehungsweise um das Verhalten der Regierung. Das beginnt mit Watergate, über die Veröffentlichung der Pentagonpapiere bis zu einer Studie, bei der schwarze Menschen bewusst an Syphilis für wissenschaftliche Studien sterben mussten. Natürlich beginnt das Buch mit dem Whistleblower, dessen Name uns sofort einfällt: Edward Snowden, der veröffentlichte, wen die NSA alles überwachen lies.
    Aber es gibt auch Fälle in Deutschland, wie den Apothekenskandal in Bottrop oder den BSE-Skandal der 1980er Jahre.
    Von vielen Whistleblower hatte ich noch nie gehört, kannte auch die Fälle nicht, anderes war in Vergessenheit geraten oder ich wusste nicht so ganz genau, wie es gewesen ist. Darum war es so toll, dass ich den gut verständlichen Text so problemlos lesen konnte und mir einiges im Nachhinein klarer wurde. Ein bewundernswertes Buch, das ich nur empfehlen kann.

    Dagmar Mägdefrau

  • Follow me, follow you

    Follow me, follow you

    Swantje Oppermann

    Hase und Igel

    Verlagsempfehlung Klasse 7, 8, 9 und 10

    #Magicgirlhatmichverzaubert

    Solche und weitere Hashtags kursieren über den TikTok-Account MagicGirl auf der besagten App, denn MagicGirl ist viral gegangen. Zu sehen ist in den kurzen Videos die 17-Jährige Lexi im engen schwarzen Outfit, die durch die Gegend “fliegt”. Eigentlich genau das, was das Cover schon zeigt.
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    Was das Cover außerdem zeigt, in den Videos aber nicht zu sehen ist: Lexis kleine Schwester Robin, die eigentlich die meiste Arbeit in den Account steckt, während Lexi davor performt. 
    Mit der Viralität kommt eine Menge Arbeit auf Robin zu: Marken wollen zusammenarbeiten, andere TikToker reagieren (nicht immer nett), die Fangemeinde wächst und auch die Hasskommentare. Mit denen kommt Lexi weniger gut klar als ihre kleine Schwester, denn den Hass spürt sie stärker als die Liebe. Würde ein tieferer Sinn in den Videos vielleicht helfen?
    Mit TikTok wird in der Geschichte ein Thema problematisiert und auch didaktisiert (es handelt sich immerhin auch um Schullektüre), das tatsächlich sehr aktuell für Jugendliche ist, TikTok und seine interessanten, aber auch gefährlichen Dynamiken. Ich bin mir nicht ganz sicher, wie glücklich das ist, dann tatsächlich von TikTok zu sprechen, statt einfach eine fiktive App zu nennen, da das sehr moralisierend wirken kann und (nicht nur) Jugendliche dann eher eine ablehnende Haltung einnehmen.
    Im Roman wird das durch die Figurenkonstellation der beiden Schwestern ganz gut gelöst, beide finden individuelle Zugänge zur Plattform.
    Zwischendurch wird es auch wirklich spannend auf der Handlungsebene.
    Eine von mehreren Botschaften bringt York rüber, Lexis bester Freund: “Beleidigungen sagen mehr über den Absender aus als über den Empfänger.”
    Eine wirklich interessante und unterhaltende Geschichte, die TikTok als App nicht dämonisiert, aber durchaus zur Vorsicht mahnt.

    Raphaela Brosseron

  • Hannas Regen

    Hannas Regen

    Susan Kreller

    Carlsen

    Verlagsempfehlung ab 12 Jahre

    Jugendbuch des Monats 1/2023

    Das Cover zeigt ein rotes Buch, dass wie ein Haus aufgestellt ist und auf das es regnet. Hanna, das Mädchen, das in Josefins Klasse kommt, hat immer ein Buch dabei - „Gotische Kirchen bei Licht besehen“ - in der Schulstunde legt sie ihren Kopf darauf ab. Josefin, die Verlässliche, die, die nicht gesehen wird und die zu Haues noch einen Festnetzanschluss hat, hofft, dass Hanna vielleicht eine Freundin für sie werden könnte.
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    Doch Hanna spricht nicht mit ihr und scheint Josefin auch meist nicht zu sehen. Trotzdem gehen die beiden jeden Tag zusammen zur Schule und auch gemeinsam wieder zurück bis an die Ecke, an der Hanna abbiegen muss. Aufgrund ihres eigenartigen Verhaltens findet Josefin, die uns die Geschichte in der Ich-Form erzählt, dass etwas mit Hanna nicht stimmt. Als ihre Mutter dann noch ihre detektivischen Fähigkeiten nutzt und eine Theorie zur Hannas Familie aufstellt, beobachtet Josefin Hanna und erwägt, dass ihre Mutter recht haben könnte.
    Josefins Familie ist eigentlich ganz normal, aber der Vater liebt das Festnetz und wenn er sich dort meldet, gibt es oft viel Verwirrung, ihre Mutter ist berufstätig und kocht „international“, die Wochen in denen es entsprechende Gerichte eines Landes zu essen gibt, sind nicht immer ganz einfach für die Familie und deshalb hat Carlo, der jüngere Bruder, immer den Flyer der Pizzeria zur Hand.
    „Ich glaube, Geschichten verändern sich, sobald sie ein schlagendes Herz bekommen.“ Ein beeindruckender Satz, an dem ich hängen geblieben bin, wie bei vielen anderen Sätzen. Denn diese Buch kann man nicht einfach schnell herunterlesen, bei diesem Buch muss man genüsslich von Seite zu Seite blättern und sich der schön gestalteten Sätze erfreuen. „Ich bin höchstens eine Mitahnerin. Ich ahne mit meiner Mutter mit.“
    Hannas ungewöhnliches Verhalten hat durchaus einen Sinn und ihr Schicksal ist auf ungewöhnliche Art tragisch. Ein leises Buch, das trotzdem einschlägt.

    Dagmar Mägdefrau
  • Die Augen und das Unmögliche

    Die Augen und das Unmögliche

    Dave Eggers

    atlantis

    Leseempfehlung ab 12 Jahre

    Johannes ist ein Hund, der die Freiheit liebt, in einem Baumstamm mitten im Naturpark zu wohnen, wo alles seine eigene Infrastruktur hat. Die Enten sind eher unbeliebt, die Waschbären werden wegen ihren flinken FIngern gerne um Hilfe gebeten, sogar die Möwen spielen eine eigene Rolle. Das Sagen haben irgendwie die Bisons, obwohl sie in ihrer Bewegung eigentlich limitiert sind, sie sind trotz des vielen Platzes immer noch von Zäunen umgeben.
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    Anders als Johannes, der ist zusätzlich auch noch sehr schnell, was ihn als Ich-Erzähler zu gar nicht wenigen leicht überheblichen Kommentaren zu seiner Geschwindigkeit verleitet. 
    Auch die Bisons sehen sein Potenzial und wollen ihn als ihr “Auge”. So berichtet er über alles, was er sieht, und das ist einiges. Vor allem die Rechtecke der Menschen faszinieren ihn. Allgemein sind die Menschen im Park die größte Gefahr: Einige sind in Ordnung, andere bringen eine immense Unruhe rein, wovon sich der Park lange Zeit erholen muss. Doch was Johannes alles erlebt und erfährt, hätte niemand der tierischen Bewohner geahnt.
    Das Vorwort betont, dass es sich zwar um eine Parabel handelt, wir aber als Leser*innen nicht anfangen sollten, die Tiere als Platzhalter für Menschen zu sehen, viel zu oft denkt der Mensch, es ginge um ihn.
    Die Tiere stehen trotzdem eindeutig für einiges: Gemeinschaft, Sorgen, Freundschaft …. Eigentlich ist es egal, ob Mensch oder Tier - wir funktionieren nicht losgelöst voneinander, das wurde mir persönlich im Setting des Naturparks deutlich.
    Die Ich-Perspektive von Johannes war ungewohnt, aber wertvoll für die Geschichte. Ich weiß nicht, ob er in einer anderen Form von Hundejahre denkt, wenn er sagt, dass manche Sachen schon 300 Jahre her sind, an die er sich erinnert, oder ob es in dieser Welt tatsächlich so ist, aber ich fand das ganz niedlich.
    Wenn in jüngeren Klassen im Philosophieunterricht über Tiere gesprochen wird, würde ich glatt Teile des Textes lesen lassen.

    Raphaela Brosseron
  • Retro – Geh nicht online

    Retro – Geh nicht online

    Jarrod Shustermann

    Sofia Lapuente

    Sauerländer

    Verlagsempfehlung ab 12 Jahre

    Luna lebt ein klassisches modernes High School Leben, in dem sich Hierarchie und Ordnung durch einen einzigen Post auf Limbo, DEM sozialen Netzwerk, verändern kann. Als ihre beliebte Freundin Samantha ihr Unrecht tut, greift sie für ihre Rache als erstes nach ihrem Handy und postet ein schlimmes Video von Samantha, das alles auf den Kopf stellt. 
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    Luna selbst ist es, die den Netzwerk-Riesen kontaktiert, damit er sich um das kümmert, was die vielen Profile auf der Plattform anstellen: Extremes Mobbing und Rufschädigung.
    Tatsächlich kommt Limbo dem Ruf nach Hilfe nach und veranstaltet an der High School eine Retro Challenge: 1 Jahr ohne moderne Geräte (alles nach 2000) leben. Im wahren Leben sein, echte Kontakte pflegen, nicht mehr hinter Bildschirmen verstecken… Denjenigen, die durchhalten, winkt ein Stipendium. Tatsächlich finden sich bereitwillige Teilnehmer, so auch Axel, der eigentlich zur Influencer-Gang “Golden” gehört und der nun eine andere Seite zeigt. Ganz ohne technische Hilfe ist es gar nicht mal so leicht, sich gegen die Gefahren zu wehren, die irgendwann auftreten …

    Der Thriller entwickelt sich langsam und lässt Raum für den Aufbau einer neuen Freundesgruppe um Luna, Axel, Darrel, Mimi und Kilo. Subtil schleichen sich unheimliche Elemente in die Geschichte ein, die ein stetes Misstrauen schüren, doch die eigentliche Spannung entfaltet sich erst später. Das Thema Freundschaft ist generell eng mit sozialen Netzwerken verknüpft und man sieht hier wunderbar, wie viel sich ändert, wenn man sich Freunde unabhängig ihrer Follower*innen-Zahl sucht. 

    Das Buch lässt sich superschnell lesen, da man motiviert wird, selbst das Handy wegzulegen und natürlich auch, weil es wirklich spannend ist und gleichzeitig ein wichtiges Thema behandelt. Da es nicht allzu brutal ist und in einer High School spielt, ist für Jugendliche mehr als geeignet.

    Raphaela Brosseron

  • Und die Welt sie fliegt hoch

    Und die Welt sie fliegt hoch

    Sarah Jäger

    Sarah Maus

    Rotfuchs

    Verlagsempfehlung ab 12 Jahre

    Nominiert für den Jugendliteraturpreis Jugendbuch und Jugendjury 2025

    Das ist einfach ein sehr ungewöhnliches Buch, zunächst zum Äußeren, die festen Pappseiten, in die das Buch gebunden ist, sind einfach glatt abgeteilt worden, dadurch wirkt es eckig. Auf dem Cover eine Milchstraße mit zart eingeritzten Motiven. Die Kapitel zählen von 10 herunter und sie tragen Namen wie Geburt, Freund, Endgegner, Liebe und Tod. Eine Seitenzahl gibt es nicht. 
    Eine uns noch unbekannt Person schreibt eine andere per Sprachnachricht an. Die zweite Person ist verwundert und fragt mehrfach „Woher hast du meine Handynummer?“ Die Antworten sind kurz, während die Sprachnachrichten mehr plaudern. Die Seiten sind mit Zeichnungen unterlegt. Nach der Bemerkung „Komischer Vogel“ wird Person 1 als Vogel dargestellt, während der Antwortende zum Astronauten wird. 
    
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    Es dauert eine ganze Zeit bis der immer wieder Angesprochene sich auch am Gespräch beteiligt. Person 1 hat Hausarrest und alle Freund hängen die letzten beiden Wochen im Freibad ab. Vor Langeweile wird das Zimmer aufgeräumt und dabei der Zettel mit der Handynummer aus der Grundschule gefunden. Da findet unsere mitteilsame Person ein Opfer, um die öde Zeit zu überbrücken.
    Am Anfang stellte sich mir manchmal die Frage, wohin soll dieses erzwungene Gespräch führen, aber im Laufe der Geschichte wurde es immer spannender und meine Neugier wuchs immer mehr. Ein ungewöhnliches, ein besonderes Buch, das nur über das Medium WhatsApp läuft und das mit den fantasievollen Illustrationen noch mehr meine Fantasie anregte. 
    
    Dagmar Mägdefrau
    
    
  • Heartstopper

    Heartstopper

    Alice Oseman

    Graphix Loewe

    Heartstopper

    Verlagsempfehlung ab 12 Jahre

    Im bereits 5. Teil von Heartstopper ist es bereits ein Jahr her, dass mit Nick und Charlie alles angefangen hat. Die beiden sind immer noch sehr verliebt und wollen miteinander schlafen, nur sind sie da noch sehr unsicher im Umgang miteinander. Für Charlie ist das alles auch wegen seiner mentalen Vergangenheit gar nicht so einfach. 
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    Aber auch Nick hat Sorgen, denn bei ihm steht die Zukunftsplanung an, immerhin ist er ein Schuljahr weiter als Charlie und kurz vor dem Abschluss. 
    Nach dem Lesen überrascht es mich nicht mehr, dass die Geschichte von Charlie und Nick ihren Weg zu Netflix gefunden hat.  Die beiden sind trotz ihrer Unterschiede sehr sympathisch und die Verliebtheit ist mit wenigen Bildern spürbar, außerdem sind die kleinen Bilder schon so szenenartig und perspektivisch dargestellt, dass man als Serienmacher*in eigentlich gar nicht mehr so viel zu tun hätte. Die Illustrationen haben mir sehr gut gefallen, die Größe und Anordnung führen die Augen mühelos durch die Geschichte und ermöglichen ein entspanntes Lesen.
    Es ist schön zu sehen, wie trotz des Fokus auf die Liebesgeschichte, die Freundesgruppe eine wichtige Rolle spielt, und wie Charlie sich nach und nach bei seinen neuen Freunden öffnen kann. Sensible Themen wie Nicks Essstörung und seine Narben werden angesprochen, und vorne im Buch findet sich eine Triggerwarnung. 
    Auch ohne die vorherigen Teile gelesen zu haben, fühlt man sich gut von der Handlung abgeholt. Am Ende gibt es eine Übersicht des "Osemanversums", die eine Zeiteinordnung der Geschichte bietet. Alice Oseman hat mit der fortlaufenden LGBTQ+-Graphic-Novel "Heartstopper" wirklich eine fesselnde Welt geschaffen, die glücklicherweise viele Leser*innen erreicht und berührt.
    
    Raphaela Brosseron
    
  • Edvard – Mein Leben, meine Geheimnisse

    Edvard – Mein Leben, meine Geheimnisse

    Zoë Beck

    Insel

    Verlagsempfehlung ab 12 Jahre

    Es ist sicher nicht einfach, wenn man nach Grieg und Munch benannt wurde. Aber Edvard Vater ist Musikdirektor und die Mutter leitet eine Galerie. 
    Edvard liebt seine Klassenkameradin Constanze, die ihn aber in den sozialen Medien gesperrt hat, ob der Grund die fehlende Brustbehaarung Edvards ist, stelle ich in Frage. Edvard kommt auf die Idee, einen amerikanischen Austauschschüler namens Jason zu erfinden. Dieses Faceprofil baut er mit Familie und Freuden aus und Constanze ist begeistert von Jason und liked alle seine Posts. 
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    Das Verhältnis zum realen Nachbarn ist nicht besonders gut, da Edvard mehrfach in die Hinterlassenschaften des Pudels getreten ist. Um so mehr ist er erstaunt, als der Nachbar ihm ein paar neue Sneakers bringt. Die Edvard sofort anzieht und die er am liebsten anlassen möchte. Doch der Nachbar bietet noch eine andere Überraschung. Doch da will ich nicht zu viel verraten. 
    Ein sehr turbulentes Buch mit erstaunlichen Wendungen, das einfach Spaß macht zu lesen. Die Kapitel sind immer mit Datum und Uhrzeit überschrieben und teilweise sehr kurz. Deshalb ist das Buch mit seinen fast 200 Seiten schnell gelesen. Die Charaktere der einzelne Figuren sind sehr vielschichtig und sie werden nicht bewertet, was mir sehr gut gefällt.
    
    Dagmar Mägdefrau
    
    Edvard hat verschiedenste Gründe, nicht mehr in die Schule zu gehen. Die Sommerferien neigen sich dem Ende zu, doch seine Stimme ist immer noch zu hoch, die Brust haarlos, und die Aussicht auf Ferien auf einem Bauernhof mit seinen engagierten, vegetarisch essenden Eltern bereitet ihm wenig Freude. In der virtuellen Welt hat er sich als Jason ein alternatives Leben geschaffen, mit einem durchdachten Fake-Profil, das ihn mit Constanze verbindet. Doch sein Nachbar Herr Tannenbaum könnte ihm eine Chance bieten, sich im echten Leben zu beweisen.
    Edvard teilt seine Ängste und Sorgen in Blogposts, verbringt viel Zeit online und hat sogar künstliche Intelligenz genutzt, um seinen Fake-Account zu perfektionieren - unteranderem mit künstlicher Intelligenz. Dadurch bekommt die Geschichte natürlich einiges an Aktualität, denn er fälscht mal eben sogar ganze Videos. Dieses Lügennetz, was er da aufbaut, ist aber insgesamt ziemlich lustig und hat selbst ständig Sorge, wie sich das entwickeln soll.  Seine Pubertätsprobleme sind nicht geringer und natürlich ist er ausgerechnet in das beliebteste Mädchen der Klasse verliebt. Da ist uns als Leser*innen die neue Mitschülerin Karli lieber, aber ich finde es ziemlich authentisch, dass Edvard da nicht genauso vernünftig denkt wie wir. Neben Humor und ziemlich vielen Problemen der Pubertät, ist das Thema Engagement gefragt und Edvard kann für die Rettung von Herrn Tannenbaums Haus endlich seine Energie mal richtig einsetzen. 
    Auf jeden Fall sehr unterhaltsam und nachvollziehbar, wie Edvard uns seine kleinen und großen Sorgen ganz modern mitteilt. Gäbe es den Blog wirklich, würde ich ihm bestimmt folgen.
    
    Raphaela Brosseron
    
  • Lucky Loser extra light  

    Lucky Loser extra light  

    Heidemarie Brosche

    Hase und Igel light

    Verlagsempfehlung Klasse 6-8

    Es ist sicher nicht einfach, wenn der Nachname Loser lautet, aber Lukas, der Lucky genannt wird, muss damit zurechtkommen. Leider ist er einige Male beim Schwarzfahren erwischt worden und muss nun Sozialstunden in einem Altersheim ableisten. Als er sein Handy dem Heimleiter abgeben muss, sieht er, dass Kim, seine Freundin, den Kontakt zu ihm abgebrochen hat. Schwester Mariana, die auf Station 5 für Lucky zuständig ist, stellt ihm Willy Winning vor. Der alte Mann verweigert das Essen und liegt wie tot in seinem Bett. Allerdings bekommt er doch mehr mit, als Lukas denkt und am nächsten Tag spricht er den Jungen sogar an. So entsteht eine Freundschaft zwischen Lukas und dem alten Mann, der einige Jahre im Gefängnis gesessen hat und Lucky gute Tipps geben kann.
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    44 Kapitel auf 144 Seite berichten in großer Schrift von Lucky Loser. Die Geschichte bietet Spannung und viel Gefühl, dabei ist sie einfach zu lesen. Dazu tragen auch die Emojis über jedem Kapitel und die Illustrationen, die die Gefühle sehr gut abbilden, bei. Schon das Cover zeigt das Entsetzen des Jungen, als er „Kontaktsperre“ liest. 
    Dieses Buch entspricht dem Buch gleichen Titels ist allerdings verkürzt gedruckt worden. So wurde aus dem Text „So schnell ich kann, biege ich in die Martinstraße und fingere ich den zerknitterten Brief aus meiner Hosentasche“ der kurze Text „Schnell biege ich in der Martinstraße und fingere den Brief …“ 
    Ich denke durch diese zusätzliche Kürzung wird das Buch auch für Jugendliche, die nicht gerne lesen, lesbar und interessant.
    
    Dagmar Mägdefrau
  • Lucky Loser

    Lucky Loser

    Heidemarie Brosche

    Hase und Igel light

    Verlagsempfehlung Klasse 6-8

    Es ist sicher nicht einfach, wenn der Nachname Loser lautet, aber Lukas, der Lucky genannt wird muss damit zurechtkommen. Leider ist er einige Male beim Schwarzfahren erwischt worden und muss nun Sozialstunden in einem Altersheim ableisten. Als er sein Handy dem Heimleiter abgeben muss, sieht er, dass Kim, seine Freundin, den Kontakt zu ihm abgebrochen hat. Schwester Mariana, die auf Station 5 für Lucky zuständig ist, stellt ihm Willy Winning vor. Der alte Mann verweigert das Essen und liegt wie tot in seinem Bett. Allerdings bekommt er doch mehr mit, als Lukas denkt und am nächsten Tag spricht er den Jungen sogar an. So entsteht eine Freundschaft zwischen Lukas und dem alten Mann, der einige Jahre im Gefängnis gesessen hat und Lucky gute Tipps geben kann.
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    44 Kapitel auf 144 Seite berichten in großer Schrift von Lucky Loser. Die Geschichte bietet Spannung und viel Gefühl, dabei ist sie einfach zu lesen. Dazu tragen auch die Emojis über jedem Kapitel und die Illustrationen, die die Gefühle sehr gut abbilden, bei. Schon das Cover zeigt das Entsetzen des Jungen als er „Kontaktsperre“ liest. 
    Ein Buch gleichen Titels wird als „Extra-Light-Version“ angeboten und ist um einige Worte verkürzt gedruckt. 
    
    Dagmar Mägdefrau
    
    Lukas, den alle nur "Lucky" nennen, findet sich im Altersheim wieder, wo er Sozialstunden ableisten muss, nachdem er mehrmals beim Schwarzfahren erwischt wurde. Der ironische Name "Lucky" im Sinne von Glück passt so gar nicht zu seinem derzeitigen Lebensgefühl. Vielmehr spiegelt sein Nachname "Loser" besser wider, was er gerade durchmacht. Besonders belastend ist die plötzliche Nachricht seiner Freundin, die ihm während seiner nur “Kontaktabbruch” schreibt. Nicht nur das – er betrachtet auch seinen eigenen Vater als einen Verlierer, und auch sein bester Freund verhält sich merkwürdig. In dieser schwierigen Phase seines Lebens ist es jedoch überraschenderweise ein alter Mann namens Willy Winning aus dem Altersheim, der ihm hilft, sich zurechtzufinden.
    
    Die Geschichte ist authentisch und modern gehalten, insbesondere in Bezug auf den Umgang mit Social Media und dessen Einfluss auf das Leben heutiger Jugendlicher. Eine bemerkenswerte Stärke ist die Verfügbarkeit von zwei Versionen des Romans: Die "Light Version" bietet eine etwas einfachere Sprache mit weniger verschachtelten Sätzen und reduzierten Adjektiven, ohne dabei den Erzählstil zu beeinträchtigen. Diese Flexibilität macht das Buch nicht nur für den schulischen Einsatz im Rahmen der Binnendifferenzierung interessant, sondern ermöglicht auch eine individuelle Anpassung des Leseerlebnisses.
    Die Bilder waren auch eine schöne Begleitung beim Lesen, nicht zu kindlich gehalten und immer passend zum Text, als visuelle Unterstützung. Diese Geschichte dürfte vielen gefallen, egal welche Variante!
    
    Raphaela Brosseron
    
  • Nicht mit mir! – Kurzfassung in einfacher Sprache

    Nicht mit mir! – Kurzfassung in einfacher Sprache

    Christina Biernath

    Gulliver

    Verlagsempfehlung ab 12 Jahre

    Nadja kommt neu in die Klasse und muss gleich feststellen, dass alle anderen Mädchen schlank und zierlich zu sein scheinen. Die Jungs schauen alle auf ihren üppigen Busen aber schnell wollen sie sie zu ihrem neuen Opfer machen. 
    Aber Nadja hat sowohl in ihrer Mutter, die sich entschlossen hat, nicht weiter mit Diäten gegen ihre natürliche Figur anzukämpfen, sondern auch in ihrer Freundin, die ähnlich groß ist wie sie, tolle Unterstützer. So hat Nadja genug Selbstvertrauen und verzweifelt nicht. Nein, sie weiß sich zu wehren und das tut sie auf eine ganz besondere Weise. So blamieren sich ihre Gegner ordentlich. 
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    Aber nicht nur Nadja hat unter der Gruppe, um den vermeintlich coolen Lennard zu leiden, auch Lukas, der mal ein erfolgreicher Torwart war, der aber jetzt zugenommen hat und von seinen Mitschülern immer wieder vorgeführt wird, das geht soweit, dass er körperliche Blessuren davon trägt. 
    Auch Lennard muss aufpassen, dass er nicht selbst zum Opfer wird, deshalb bleibt ihm fast nichts anderes übrig, als immer wieder beim Mobbing mitzumachen, um nicht selbst in den Focus zu geraten.
    
    Ich habe das Buch mit einem sehr schlechten Gefühl gelesen, ich habe mich mit Nadja gefreut, wenn sie sich gewehrt hat, aber Lukas und auch Lennard taten mir oft sehr leid. 
    Deshalb hätte ich mir gewünscht, dass sich am Ende die Jugendlichen etwas klarer positioniert hätten. Aber wahrscheinlich ist das nur Wunschdenken. 
    
    Die kurzen Kapitel des Buches sind nach Daten sortiert und haben kleine Unterteilungen nach Personen, am Ende gibt es ein Glossar mit Erklärungen der Worte, einige kannte ich so auch nicht. 
    
    Dagmar Mägdefrau
  • Skaterherz

    Skaterherz

    Brenda Heujnis

    Mixtvision

    Verlagsempfehlung ab 12 Jahre

    Elias braucht ein Spenderherz und als es endlich so weit ist, hat er sein Leben schon ganz und gar auf seinen schlechten Gesundheitszustand eingestellt. So schaut er ständig auf die Uhr und zählt seinen Plusschlag. 
    Seine Eltern, besonders die Mutter verlangt ständig, dass er sich schont. Boyd ist Skater und kein bisschen vorsichtig, so versucht er über das Geländer einer Autobahnbrücke zu fahren und stürzt ab. Sein Herz passt zu Elias und so wird der Junge zum Spender. So ganz kann er sich aber nicht von dieser Welt lösen, denn er hat etwas Schlimmes getan und hatte keine Chance, das ihm vergeben wurde. So ist er an Elias gebunden und kann sich nicht weit von ihm entfernen.
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    Das vorsichtige Leben des kranken Jungen kann er gar nicht nachempfinden und so drängt er ihn immer wieder was Neues auszuprobieren. Die Geschichte wird fortlaufend immer im Wechsel von beiden Jungen erzählt, so erfahren wir viel über die Gefühlswelt der beiden. Im Leben wären sie wohl keine Freunde geworden dafür ist ihr Umfeld und ihre Lebensweise zu verschieden. Aber hier baut sich eine rücksichtvolle Beziehung auf, die beiden hilft mit dem Leben bzw. mit dem Tod klarzukommen.

    Ich habe viel über dieses Buch nachgedacht und meine Gefühle schwankten zwischen Trauer und Erleichterung, Verständnis und Nicht-fassen-können. 

    Dagmar Mägdefrau


    Elias, der seitdem er denken kann im Krankenhaus aufgrund seines Herzleidens behandelt wird, wartet auf ein Spenderherz. Sein Leben besteht aus zahlreichen Untersuchungen, seine Eltern trauen ihm vor lauter Sorge wenig bis gar nichts zu. Boyd hingegen lebte ein aktives und risikofreudiges Leben als leidenschaftlicher Skater. Als Elias schließlich das lang ersehnte Spenderherz bekommt, beginnt er zu spüren, dass es eine Verbindung zwischen ihm und Boyd, dem Spender, gibt. Plötzlich sieht er den einst so lebendigen Boyd, der gar nicht zufrieden damit ist, dass sein Skaterherz nun mit Elias fast nur rumliegt. Elias braucht nicht nur Boyds Herz, um sein neues Leben anzugehen, auch Boyd braucht Elias, denn er ist mit der Welt der Lebenden noch nicht fertig. 
    
    Von Anfang an nimmt die Geschichte einen mit, egal aus welcher Perspektive sie geschildert wird. Der lebendige Boyd, der jetzt in einer Art Zwischenwelt gefangen ist und der schwache Elias, der eine Art Leistungsdruck gegenüber Boyd, dem Spender seines neuen Herzens verspürt. Ohne die Ausprägung dieser Zwischenwelt zu übertreiben und die Handlung damit in einen unrealistischen Bereich zu drängen, verfolgt der Autor beide Jungs, ihre Gefühle und ihre Gedankengänge auf eine kindgerechte und sensible Weise. Die Beziehung der Jungs ist trotz aller Umstände eine Freundschaft zwischen Gleichaltrigen, die sich vertrauen. Vor allem die kleinen Details, die Boyd aus seinem Leben mit seinem Opa, seinen Eltern und seinem Hund Nero erzählt, lassen einen mitfühlen. Ein wenig wehmütig, aber nicht ohne das wohlige Gefühl, dass am Ende auch ein schwieriges Thema wie der Tod schön erzählt werden kann, werden wir aus der Erzählung der beiden Jungs entlassen. Ein sehr berührender und abwechslungsreicher Roman für jedes Alter.
    
    Raphaela Brosseron
  • Emily Seymor – Totenbeschwörung für Anfänger

    Emily Seymor – Totenbeschwörung für Anfänger

    Jennifer Alice Jager

    Ravensburger

    Verlagsempfehlung ab 12 Jahre

    Emily Seymour ist nicht wie alle anderen, denn ihre Familie steht quasi nur aus Nekromanten, aus Totenbeschwörern. Nur Emily scheint diese Gabe nicht geerbt zu haben, sodass sie innerhalb der Familie auch nicht recht dazu gehören mag. Als der Sohn der verfeindeten Nekromantie-Dynastie der Goodwins auftaucht, um die Fehde zwischen den Familien endgültig zu beenden, findet Emily sofort Gefallen an ihm. Doch anstatt den Frieden zu besiegeln, stirbt Ashton. Ausgerechnet Emily soll die Schuldige sein. Bei ihrer Suche nach einer Lösung findet sie allerdings viele weitere Probleme, die ihre Familiengeschichte für immer ändern werden.
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    Angelehnt an die Bezeichnung “Romantasy”, geht es hier zum einen um die romantische Beziehung, die sich zunächst zwischen Emily und Ashton anbahnt, zum anderen um die Fantasy-Welt, in der die beiden leben. In dieser existieren nicht nur Nekromanten, sondern auch weitere Wesen voller Magie und man kann durch Raum und Zeit reisen.
    Die Fantasie, die bei der Kreation dieser erzählten Welt erforderlich war, muss grenzenlos sein, jedoch ist es eigentlich zu viel. Die Wesen werden eingeworfen, ohne sonderlich viel beizutragen, manche Elemente heben sich eher auf, statt sich zu ergänzen und machen den Plot unübersichtlich und unwahrscheinlicher. Bei Fantasy lauert oft die Gefahr, sich einfach das nächste magische Element auszudenken.
    
    Auch andere Teile der Erzählung wirken zu einfach. So findet Emily sehr viel durch Tagebucheinträge ihres Großvaters heraus - diese muss sie natürlich nicht lange suchen und liefern direkte Antworten. 
    Die Liebesgeschichte könnte man vielleicht gerade als Teenager als ganz süß empfinden, sonderlich vorbildlich ist Emilys Anziehung zu dem ablehnenden Ashton jedoch nicht. Auch dass sie so viel aufgibt, um ihn zu retten, spricht zwar für sie, sorgt allerdings für wenig Ausgeglichenheit zwischen den beiden.
    
    Eine theoretisch spannende Welt, irgendwo zwischen Addams Family und Rubinrot von Kerstin Gier, leider fehlt es zu sehr an einer gewissen Erzähllogik. Wer viel Fantasy auf einmal braucht und davon nicht genug bekommt, wird sicher Gefallen an dem Buch finden.
    
    Raphaela Brosseron
  • Timi Travel und die Feder des Phönix

    Timi Travel und die Feder des Phönix

    Elisabeth Pfeffer

    Lisa Stachnick

    Fairyland

    Verlagsempfehlung ab 12 Jahre

    Das Cover auf dem Timi und seine Freundin Romi, in Gestalt des Flugs zu sehen sind, zeigt auch den Phönix dessen Feder es zu holen gilt. Auf den Seiten des Einbandes werden uns die beiden Kinder nochmal vorgestellt, hier sehen wir auch die Liste der Dinge, die sie benötigen um Newelia zu befreien.
    Nachdem sie alles wichtige in den Beutel gepackt haben geht es durch die Kiste, die sich durch Rappeln bemerkbar macht in das magische Land. Aus dem Mädchen Romi wird wieder ein kleiner Flugs, eine Art Fuchs mit Flügeln. Diesmal ist die Landschaft nicht so öde, wie bei ihrem letzten Besuch, doch auch hier lauern Schrecken, so taucht ein Drache aus dem See auf.
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    Zum Glück macht er sie nur nass und verschwindet wieder. Doch auf dem Weh in die Berge tauchen Eidechsen auf, die von bewaffneten Männchen mit grünen Haaren geritten werden. Nur knapp können die beiden der Gefahr entkommen.
    Spannend und magisch geht es weiter in der Geschichte und auch wenn die beiden es am Ende schaffen die Feder zu bekommen, so warten doch noch einige andere Aufgaben auf sie. 
    
    Ich kann dem Slogan „fantastisch leicht lesen lernen“ nur zustimmen, bei so einer spannenden Geschichte muss man einfach weiterlesen um zu erfahren, wie es weiter geht und dank der vielen wundervollen Bilder und der großen Buchstaben geht das ganz einfach.
    
    Dagmar Mägdefrau
  • Vorbei ist eben nicht vorbei

    Vorbei ist eben nicht vorbei

    Kirsten Boie

    Oetinger

    Verlagsempfehlung ab 12 Jahre

    1961, der Krieg ist vorbei, fast jeder hat jetzt einen Fernseher, das Leben in Deutschland ist unbeschwert, könnte man meinen. So auch die anfangs 13-jährige Karin, die das Verbot ihrer Wunschfrisur für das Schlimmste hält, zu dem ihre Eltern fähig sind. Im Austausch mit ihrer Freundin Regina hört sie zum ersten Mal, was im Krieg mit den Juden passiert ist. Angesprochen darauf reagiert ihre Mutter wütend und will keine Juden gekannt haben, Karin könne sich nicht vorstellen, wie das war. Aber wie kann es sein, dass es bei keinem der Erwachsenen Juden in der Gegend gab? Zumindest ihre Eltern lügen doch nicht!
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    Lange kann sie das Vertrauen in ihre Eltern nicht wahren, denn manch Beweis lässt sich nicht durch Worte wegwischen. Und was man einmal weiß, weiß man. Die Flut, die über ihre Heimat einbricht, zerstört auch die letzte Leichthaftigkeit und Karin beginnt ein ernsthafter Teenager zu werden, der die Vergangenheit nicht loslassen kann, denn vorbei ist eben nicht vorbei. 
    
     Kirsten Boie holt die Lebensrealität Jugendlicher aus den 60er Jahren erfolgreich in die Gegenwart. Sie verleiht dem historischen Begriff “Nachkriegszeit” Merkmale, Gesichter und Emotionen, über die man sich zu wenige Gedanken macht. Wie ging es für die Leute nach dem Krieg weiter? Welche Schuld lastet auf wem und was erzählen diejenigen, die vor Jahren beim Tod von Kindern wegsahen, nun ihren eigenen? Die Autorin lässt ihre Figur unangenehme Fragen stellen, macht Geschichte zu etwas Greifbarem, das nicht nur als Wissen im Lehrbuch vermittelt wird und erinnert daran, dass man nie vergessen sollte, wozu Menschen fähig sind. Dabei bleibt sie dem Genre des Jugendromans stets gerecht, wobei sich dieser für jede Generation eignet, schließlich handelt der Roman von einem Generationenkonflikt.
    
    Raphaela Brosseron

    Karin wohnt mit ihren Eltern in einem Behelfsheim am Rande von Hamburg. Hier wohnen Flüchtlinge aus Pommern, junge Familien und alte SS-Soldaten zusammen, um die Häuser gibt es Gärten und am Rand verläuft der Deich. Für viele, die dort zu einem kleinen Wohlstand gekommen sind ein Paradies.
    Da Karins Eltern einen Fernseher haben, kommen am Abend immer einige Nachbar zu ihnen und genießen die ersten Programme. Karin versucht immer wieder ihre Eltern zu überreden, dass sie endlich ihre Zöpfe abschneiden darf, aber für ihre Eltern ist sie mit 13 noch zu jung dazu.
    Durch ihre Freundin und aufgrund der Fernsehnachrichten erfährt Karin vom Schicksal der Juden im 2. Weltkrieg. Sie fragt sich, warum die Menschen, die sie kennt, den Juden nicht geholfen haben. Doch auf konkrete Fragen an die Mutter, wird diese böse und behauptet, dass es bei ihnen keine Juden gab. Diese Antwort kenne ich auch von meiner Mutter.
    Dann kommt die Sturmnacht 1961 und auch das kleine Paradies wird vom Wasser zerstört. Karin muss mit einer Nenn-Oma lange auf dem Hausdach frieren, bis die Rettung kommt. Danach dauertes einige Zeit, bis die Familie wieder zusammenfindet.
    Die Geschichte wird in kurzen, abgehackten Sätzen, immer wieder unterbrochen durch den Kinderreim „Ringel, Rangel, Rosen“ erzählt. Karins Zweifel an ihren Eltern, die Angst, dass sie im Wasser ertrunken sein könnten, wird kurz angedacht, aber sofort wieder verneint.
    
    Eine spannende Nachkriegsgeschichte, die die Flutkatastrophe aus Sicht einer Jugendlichen erzählt. Das Buch ist auch unter dem Titel „Ringel, Rangel, Rosen“ erschienen
    
    Dagmar Mägdefrau
  • Ein bisschen Konfetti macht noch keine Freundin

    Ein bisschen Konfetti macht noch keine Freundin

    Inés Maria Jiménez

    Südpol

    Verlagsempfehlung ab 12 Jahre

    „Wenn es ihr passt, hebt sie dich auf einen Sockel. Aber genau so schnell, wie du raufgekommen bist, fällst du wieder runter, weil sie unten sägt.”
    Eigentlich sollte der Schulwechsel ein neuer Anfang für Cilia werden. Ohne schlechtes Gefühl aus dem Haus gehen, kein schwerer Druck mehr auf der Brust. Zunächst scheint dies zu funktionieren, denn ausgerechnet die beliebte Hel nimmt sich ihrer an. Ihre Freundschaft entwickelt sich (zu) schnell und (zu) schön, auch im Aussehen passen sie sich einander an. Was Hel aus ihrem Leben zu erzählen hat, bestürzt Cilia, die jetzt Cici genannt wird. Auch die ehemalige beste Freundin Lola benimmt sich merkwürdig, ja gerade zu “toxisch”.
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    Dass Lola  und Cilia eigentlich das gleiche Schicksal teilen und von Hel manipuliert wurden, bemerkt sie nach und nach, als sie ihrer inneren Stimme endlich zuhört. Diese sagt  ihr immer mal wieder, dass da etwas nicht stimmt.
    Dieses ungute Gefühl, das man hat, wenn man merkt, dass jemand einem einfach nicht gut tut, wurde hier sehr entsprechend dargestellt. Die Angespanntheit, wenn Hel mal wieder alle anderen als “toxisch” betitelt, sich selbst jedoch am ehesten so verhält, nimmt einen geradezu ein und macht die Geschichte noch nahbarer. Umso größer ist die Erleichterung, als andere sie darauf hinweisen und sie anfängt zu verstehen. “Toxisch”, ein Wort, das heutzutage übermäßig verwendet wird, aber manchmal leider einfach zutrifft. Wenn man eins aus dem Buch mitnehmen kann, dann, dass man sein Bauchgefühl ernst nehmen sollte, im Idealfall, bevor es derart eskaliert. Im Buch folgen wirklich dramatische Entwicklungen, die dennoch altersgerecht bleiben. Ein nennenswertes Thema, gerade für Jugendliche.
    
    Raphaela Brosseron

    So richtig strahlend ist das pink auf dem Cover nicht und über dem Häufchen Konfetti sieht man einen Schuh, der rücksichtslos über die kleinen bunten Papierstückchen gelaufen ist. 
    Cecilia, die Cilia gerufen wird, leidet an Panikattacken und muss in eine neue Schule, weil sie in ihrer bisherige Schule Schlimmes erlebt hat. 
    Umso schöner ist es, dass sie in der neuen Klasse sofort nett aufgenommen wird. Besonders Hel, die sich schwarz kleidet und zweifarbig gefärbte Haare trägt, nimmt sich ihrer an. Da Hel das Sagen hat, wird Cici, wie Hel sie tauft, von der Clique nett aufgenommen. Cilia ist glücklich, endlich hat sie eine beste Freundin, die mit ihr Shoppen geht. Dass sie Cilia ihren Geschmack aufdrängt, spiel zunächst keine Rolle. Da Hels Eltern beruflich sehr viel unterwegs sind, ist Hel oft bei Cilia zu Hause und weil es Cilia mit der neuen Freundin so gut geht, vergisst Cilias Mutter ihre anfänglichen Bedenken, zumal Hel sehr charmant sein kann.
    Mo, Cilias großer Bruder, ist so, wie wir uns einen großen Bruder wünschen. Er ist hilfsbereit und sehr einfühlsam seiner Schwester gegenüber. Als es zu Unstimmigkeiten mit der Mutter wegen Hel kommt, schafft er es die beiden wieder zu versöhnen.
    Dann steht eine Sprachreise an, Hel und Cilia wollen zusammen nach England. Kann das gut gehen, die beiden drei Wochen in einer fremden Umgebung? Cilia muss feststellen, dass Hel zwei Gesichter hat und die zweite Hel ist oft sehr böse und gemein. Hat Cilia genug Selbstbewusstsein, um sich Hel entgegenzustellen oder wird sie wieder an der Situation zerbrechen?
    
    Das Buch ist aus der Sicht von Cilia geschrieben und wir lernen dadurch ihre Gedanken und Nöte kenne, nehmen an ihren Alpträumen teil und freuen uns mit ihr über eine Freundschaft und eine erste Liebe.
    
    Dagmar Mägdefrau