• Dann geh doch die Welt retten

    Dann geh doch die Welt retten

    Inéz Maria Jiménez

    Carlsen Clips

    Verlagsempfehlung ab 13 Jahre

    Die fünfzehnjährige Sofie sieht ein Video, in dem eine Schweintransporter einen Unfall hat. Das nimmt sie derart mit, dass zukünftig auf Fleisch verzichten möchte. In ihrer Familie stößt sie da auf wenig Verständnis und auch ihre Freunde reiben sich immer mehr daran, dass Sofie bei vielem fragt, was das mit der Umwelt tut. So hat sie eine Mitschülerin verärgert, weil sie ihr vorwarf in Billigläden zu kaufen. Da sie mit ihre verständlichen Vorwürfen nicht sehr diplomatisch vorbringt, ist schnell die ganze Klasse gegen sie und sie verliert sogar ihre beste Freundin Olivia.
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    „Öko-Schlampe“ nennt sie ausgerecht Marc, in den sie etwas verliebt ist. 
    Als der Klassenlehrer den Klimawandel zum Thema macht, erarbeitet Sofie ein fundiertes Referat, doch die Klasse glaubt nicht an die von ihr vorgebrachten Fakten. Sie wollen sich nicht einschränken und finden viele Argumente dagegen. So entschließt sich Sofie zum Streik und obwohl die Schulleitung den mit Hilfe ihrer Eltern beendet, wird eine Klima-AG ins Leben gerufen. Aber erst ein Unglück bringt die anderen zum Umdenken.
    
    Klimaretter*innen scheinen trotz Greta immer noch allein zu stehen. Ganz schlimm wird es dann, wenn sie, wie Sofie, noch gemobbt werden. Das Buch wird mit viel Gefühl, aber auch klaren Fakten erzählt. Sicher werden die Leser*innen sich weiter informieren und ihre Haltung überdenken. Vielleicht sollten sie es aber auch ihren Eltern zum lesen geben, vielleicht wird dann doch die nächste Kreuzfahrt abgesagt.
    
    Dagmar Mägdefrau
  • Schnabeltier Deluxe

    Schnabeltier Deluxe

    Sarah Jäger

    Rowohlt

    Verlagsempfehlung 14 Jahre

    „Wenn ich schon an einem neuen Ort lebe, an dem mir 2098 der 3000 Menschen komplett fremd sind, dann kann ich mich wenigstens neu erfinden, denke ich mir”.
    Ein Plan, den Kim schnell wieder verwirft, sie lässt die Haare zwar wachsen, aber eher aus Faulheit oder vielleicht, um den Jungen, der im Friseursalon arbeitet, zu meiden? Dieser lässt sich von ihrer Missmutigkeit bei der Arbeit an der Tankstelle nicht abschrecken und kommt immer wieder, jedes Mal mit Haarreif, Kleingeld für Erdnussschokoriegel und ganz vielen Fragezeichen.
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    Eine Freundschaft oder was-auch-immer mit ganz eigener Dynamik entsteht. Manchmal kommt in Kim trotzdem das hoch, was sie überhaupt in dieses Dorf geführt hat: Die Wut. Sie kann sich beim listigen Busfahrer, der garstigen Tante und dem nervigen Jungen in der Schule einigermaßen zurückhalten, doch irgendwann platzt es aus ihr heraus, sehr zum Nachteil der neuen Freundschaft oder dem was-auch-immer mit Alex(andra) Sofie.
    Kim ist ein sympathischer Charakter, auch wenn ihr Verhalten andere Bände spricht. Janne ist mit all seinen Fragezeichen und seinem ruhigen Gemüt ein wunderbarer Ausgleich und die beiden Teenager tun sich so gut, dass man es sogar durch gedruckte Seiten spürt. Auch Alex(andra Sofie) passt gut in das Gefüge, Sarah Jäger hat ihrer Figur einen genau richtigen Anteil an der Geschichte gegeben, allerdings wird dieser meiner Meinung nach im Klappentext überschätzt. Kim hatte es alles andere als leicht. Ein wenig verdrossen, aber eigentlich ziemlich gewitzt, konstatiert sie, was in ihrer Umwelt so los ist, für so eine robuste Schale, doch sehr feinfühlig. Janne ist einfach liebenswert, eher unabsichtlich lustig, aber auch mit Problemen des Erwachsenwerdens konfrontiert. Wer sagt, dass man sich dieser Phase des Lebens alleine stellen muss? Und wer sagt, dass man dafür in einer Beziehung sein muss? Und wer sagt, dass nur Schnabeltiere ein Mischwesen sein können?
    
    Sarah Jäger hat eine ganz besondere Art, von Jugendlichen zu erzählen und ihre Perspektiven einzunehmen. Eine auffällige, aber nicht zu gewollte Ausdrucksweise macht auch ihren neuen Roman wieder poetisch, aber gleichzeitig so realistisch und nahbar. Gerne hätte ich mehr von den beiden (oder den dreien) gelesen, da ich das Ende allerdings besonders gelungen fand, verzeih ich dem Roman, dass es eins hat. 
    
    Raphaela Brosseron

    Die wütende Kim, die von der Schule fliegt und auch zu Hause viel Distanz zur Mutter braucht, weil beide der Nähe nicht trauen und sie nicht ertragen können. Am Anfang habe ich Kim wegen ihrer wütenden Aktion, die auch Kraft brauchen für einen Jungen gehalten. 
    Um eine neue Schule für Kim zu finden, wendet sich die Mutter an einen Ex-Freund und so landet Kim in einem kleinen Dorf. Hier muss sich Kim zunächst mit dem Busfahrer und dann mit der grandigen Tante, deren Bastelzimmer sie bewohnt, auseinandersetzen. 
    Um die von ihr verursachten Schäden zu bezahlen, sucht sich Kim einen Job in einer Tankstelle. Hier führt sie interessante Gespräche mit dem Friseursohn Janne, der keine geraden Ponys schneiden kann. Um auf Distanz zu bleiben, nennt sie die Verbindung „Bekanntschaft“. Janne ist ein fröhlicher junger Mann, der sich auch von Kims abweisenden Art nicht entmutigen lässt. Mit Alex(andra Sofie) taucht noch eine scheinbar angepasste junge Frau auf, die ebenfalls Gefühle auslöst. 
    Kims vordergründiges Gefühl ist die (Zerstörungs-)Wut, doch je mehr man von ich erfahre umso mehr kann ich sie verstehen. Ihre Feinfühligkeit hat sie sehr tief unter ihrer rauen Schale versteckt und ich freue mich für sie, dass der Aufenthalt in diesem keinen Dorf und die Bekanntschaft mit Janne, dem Wut fremd zu sein scheint, ihr guttut. 
    
    Sarah Jäger schafft es mit diesem Buch wieder mich in die Welt einer Jugendlichen zu entführen, die es mit ihrem Leben nicht einfach habt. Dazu benutzt sie ein Sprache, die in mir ein breites Spektrum an Gefühlen aufkommen lässt. 
    
    Dagmar Mägdefrau
  • Was du nicht erwartest

    Was du nicht erwartest

    Jan Cole

    Verlag Monika Fuchs

    Leseempfehlung ab 14 Jahre

    Diese Story war tatsächlich nicht zu erwarten!
    Nik ist Autist, soziale Situationen bereiten ihm Schwierigkeiten und sobald er etwas nicht in Form von Zahlen und Listen kontrollieren kann, bereitet er die Schwierigkeiten, vor allem seiner Mutter. Als Nik Stella sieht, versucht er ein Experiment, das so schief geht, dass eine Mutter einen vorübergehenden Aufenthalt in einer Klinik für ihn beschließt. Für Nik eine Horrorvorstellung.
    Auch Maike braucht Kontrolle - allerdings über ihre Kalorien und ihr Gewicht. Dass ihre Essstörung ihre Gesundheit gefährdet, reicht nicht, um sich nicht gegen den Klinikaufenthalt zu wehren.
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    Trotz ihrer Verschiedenheit vereint die beiden eins: Der Kontrollverlust motiviert beide, nicht in der Klinik bleiben zu wollen und so entsteht ein ungewöhnliches Duo, das auf eine doch sehr gefährliche Tour geht, wobei sowohl sie als auch der Leser viel über ihre Krankheiten lernen.
    Die Idee, Autismus und Magersucht in einem Roman zu kombinieren und so darüber aufzuklären ist sehr geschickt, Nik und Maike ergänzen und verstehen sich, vielleicht fast zu gut, denn Nik findet ihr Verlangen Kalorien zu zählen eher spannend als beunruhigend. 
    
    Wir erleben beide abwechselnd aus der Ich-Perspektive und dementsprechend ihre Wahrnehmung der Dinge, das ist einerseits sehr aufschlussreich, andererseits gerade bei Maike erschreckend realistisch. Der Autor, der noch einen speziellen, ungewöhnlichen, aber auch unterhaltsamen Einfluss auf die Geschichte nehmen wird, hat sich sehr viel Mühe gegeben hinter die Essstörung zu blicken und ich kann mir vorstellen, dass sich viele Betroffene wiedererkennen. Gerade deswegen würde ich ihnen das Buch nur bedingt empfehlen, da es doch alte Wunden aufreißen könnte. Alle anderen, die auf eine einfühlsame und auch humorvolle Weise Einblick in Maikes und Niks Lebensrealität bekommen möchten, werden in ihren Erwartungen vielleicht sogar übertroffen.
    
    Raphaela Brosseron

    Ein Buch, dass in vielem überrascht und das eine unerwartete Geschichte erzählt. Erzählt wird das Buch abwechseln von Nik, dem Autisten und Maike, die gegen ihre Magersucht kämpft.
    Beide begegnen sich in der geschlossenen Psychiatrie und trotz ihrer Verschiedenheit, laufen sie gemeinsam fort. Niks Denkweise und sein ständiges Zählen und alles aufzulisten wird sehr realistisch geschildert. Er kann körperliche Nähe nicht ertragen, auch eine Umarmung der Mutter ist für ihn der reinste Horror. Das Zimmer im Krankenhaus bringt ihn völlig aus dem Gleichgewicht, es entspricht nicht seinem Standard.
    Maike will sich nicht helfen lassen und verweigert auch in der Klinik die Nahrung, wird aber ständig gezwungen viele Kalorien zu sich zu nehmen. Da Nik ihre Situation und die Todesgefahr, die damit verbunden ist, erst spät erkennt, kommen die beiden gut miteinander aus. 
    
    Ich fand es sehr spannend in die Köpfe der beiden Protagonisten schauen zu können und die für mich oft unbegreiflichen Beweggründe ihres Handels besser verstehen zu können.
    Der Buchtitel erklärt sich am Ende auf eine ungewöhnlich Art, so wie sich einiges anders entwickelt als ich es erwartet habe.
    
    Zu Beginn des Buches gibt es eine Triggerwarnung, die man auf jeden Fall beachten sollte. 
    
    Dagmar Mägdefrau
  • Das Geheimnis hinter den Geschichten

    Das Geheimnis hinter den Geschichten

    Ebi Naumann

    Kathrin Engelking

    WoowBooks

    Verlagsempfehlung 10 Jahre

    20 bekannte Autoren werden in diesem Buch vorgestellt. Das Buch beginnt mit einem Vorwort, in dem der Autor uns erklärt, was ihn zum Schreiben des Buches bewogen hat.
    Den Anfang macht Erich Kästner, vom dem wir ein Portrait sehen, daneben ein Zitat des Autors und dann wird über Stationen seines Lebens berichtet. Drei Punkte werden in blauer Schrift unter der Ankündigung „Übrigens“ gedruckt. Hier erfahren wird Dinge, die nicht ganz so bekannt sind. So ist jede Biografie aufgebaut.
    Als nächstes wird Astrid Lindgren vorgestellt.
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    Auch von ihr wurden in den letzten Jahres Biografien und Filme veröffentlicht. So wissen sicher viel, dass der Michel im Original Emil hieß. „Pu der Bär“ wurde von A.A. Milne geschrieben und sein Sohn, dessen Bär hier die Hauptrolle hat, hing in dieser Rolle fest. Maurice Sendrak kennen wir hauptsächlich, weil er weiß, „Wo die wilden Kerle wohnen“. Die Finnin Tove Janson zeichnet schon als Kind Wesen, die wir später als Munins kennen lernten und deren Geschichten immer gut endeten. „Der kleine Prinz“ ist sicher das Buch dessen Zitate am häufigsten genutzt werden. Antoin de Saint-Exupéry träumt schon als Kind vom Fliegen und stürzte dann leider als Pilot ab. Judith Kerrs und ihr „Rosa Kaninchen“ kennt jeder, aber sie hat auch noch viele andere Bücher illustriert. Mark Twain hat einmal neben dem Deutschen Kaiser gesessen. Christine Nöstlinger hat in dem Buch „Maikäfer fliegt“ das auch verfilmt wurde aus ihrer Kindheit erzählt. James Krüss hat außer seinen schönen Reimen auch Bemerkungen zu seinen Schriftstellerkollegen gemacht. Roald Dahl war mal als Kind Schokoladentester und später kam daraus „Charlie und die Schokoladenfabrik“. Im Kapitel Paul Maar erfahren wir, wie er auf seinen Sams kam. „Vor dem Fernseher zu liegen und dabei Süßigkeiten in mich reinzustopfen, ohne dabei dick und doof zu werden.“ Ist Andreas Steinhöfels Vorstellung vom vollkommenen Glück. Mit Michael Ende verbindet sicher jeder von uns ein Buch, das er gerne gelesen oder als Film gesehen hat. Ähnlich geht es sicher auch vielen mit Ottfried Preußler, der „Räuber Hotzenplotz“ hat ja auch in diesem Jahr Geburtstag. Von Kirsten Boie gibt es immer wieder neues Lesefutter, Ernstes und Fröhliches. J.R.R. Tolkien hat sogar eine eigene Sprache entwickelt. Ich muss gestehen, dass ich Frida Nilsson und Finn-Ole Heinrich bisher nicht kannte. Ganz anders geht es mir da mit Eric Carle, dessen „Kleine Raupe Nimmersatt“ in vielen Büchern auftaucht.
    
    Es ist interessant, die Menschen hinter den Geschichten kennenzulernen und einiges ungewöhnliches über sie zu erfahren. Sicher auch ein Anreiz die Bücher zu lesen und sich mehr mit den Autoren zu befassen.
    
    Dagmar Mägdefrau 
  • Bleibt Oma jetzt für immer?

    Bleibt Oma jetzt für immer?

    Friedbert Stohner

    Thomas Müller

    dtv

    Verlagsempfehlung 10 Jahre

    Schleichend fällt der 11-Jährigen Karla auf: Mit ihrer Oma stimmt etwas nicht und das liegt nicht nur am verstauchten Knöchel, wegen dem sie jetzt bei ihrer Familie wohnt. Wie ein verschrecktes Eichhörnchen guckt sie manchmal und scheint ganz weit weg. Auch ihren Eltern und dem aufmerksamen kleinen Bruder Anton entgehen diese zwischenzeitlichen Verwirrungen nicht und tatsächlich stellt sich heraus: Die sonst so selbstbewusste und schlagfertige Oma leidet an Demenz. 
    Ab da begleiten wir weiterhin den Alltag aus Karlas rückblickender Perspektive, denn als sie erzählt, ist sie schon 13. 
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    Ab da begleiten wir weiterhin den Alltag aus Karlas rückblickender Perspektive, denn als sie erzählt, ist sie schon 13. 
    Ein wahnsinnig schönes, lustiges und gleichzeitig trauriges Buch über Demenz, welches ich sofort meinen Kindern schenken würde, denn besser könnte ich die Krankheit nie und nimmer erklären. Die kindliche Perspektive zeigt sehr genau, wie viel Kinder eigentlich doch mitkriegen und verstehen. Gott sei Dank lassen Klaras Eltern sie und ihren Bruder bei den Entwicklungen nie außen vor und versuchen diese Krankheit, die das Wesen der Oma doch leider verändert zu erklären - obwohl sie selbst am kämpfen sind. Ganz besonders hat mir der pfiffige kleine Bruder Anton gefallen, aber auch Klaras Kommentare sind gleichzeitig klug, lustig und aufmunternd und erleichtern wirklich jedem den Umgang mit so einem schwierigen Thema.
    
    Raphaela Brosseron

    Klara, die inzwischen 13 Jahre geworden ist, erzählt in diesem Buch von ihrer Oma und in dem Jahr war sie 11, ihr Bruder Anton, der mit seinen Bemerkungen und Fragen immer den Nagel auf den Kopf trifft, war damals erst 8. 
    Klaras Oma, die Krankenschwester gelernt hatte und in der Praxis des verstorbenen Opas, der Arzt war, gearbeitet hat, zieht nach einem Knöchelbruch zur Familie ihres Sohnes. Der ist schreibt Kinderbücher und das ist sehr praktisch, denn deshalb ist er meist zu Hause. Seine Frau ist Finnin und arbeitet als Übersetzerin. 
    Nachdem Om einige Zeit bei der Familie wohnt, wird zwar ihr Knöchel besser, aber sie benötigt immer noch Krücken oder einen Gehwagen. Besonders Anton schafft es immer wieder auf seine besondere Art die Oma zum Spaziergang zu animieren. Die Oma ist auch eigentlich sehr robust und liebt es von ihrem Mann und seinen ungewöhnlichen Ratschlägen für seine Patienten zu erzählen.  
    Dich mit der Zeit wird Omas Demenz immer augenscheinlicher. Der Besuch bei einer befreundeten Neurologin bringt Klarheit und die Familie muss lernen sich mit dem veränderten Verhalten der alten Dame zu arrangieren. Der resoluten alten Frau können die empathischen Kinder ihre Angst ansehen, sie erinnert dann an ein Eichhörnchen.
    
    Es ist schön zu lesen, wie diese kleine Familie miteinander und mit Oma umgeht. Man spürt die Liebe, die sie verbindet, ohne, dass es kitschige wird. Denn der Humor, der auch in traurigen Situationen durchkommt, ist so zart und liebevoll, da muss man einfach auch mal schmunzeln. Auch wenn Oma viel vergießt, so spürt sie doch die Wärme der Familie. 
    Da Omas Herz Problem macht, muss die Familie von ihr Abschied nehmen. Trotz einiger vergossener Tränen fand ich auch diesen Teil der Geschichte sehr schön geschrieben.
    
    Das Buch liest sich sehr gut, besonders Anton, der oft aus einer anderen Richtung denkt und Dinge offen erfragt, hat mir sehr gut gefallen. Die Zeichnungen, die hin und wieder im Buch auftauchen zeigen ebenfalls viel Gefühl und Einfühlungsvermögen.
    
    Dagmar Mägdefrau
  • Blindfisch

    Blindfisch

    Susann Fessel

    Oetinger

    Verlagsempfehlung ab 14 Jahre

    Lon, am seltenen Usher-Syndrom erkrankt, hat sich bereits an ein Leben mit Hörgerät gewöhnt und ist sportlich, beliebt und sympathisch. Als sich nun auch das Sehvermögen anfängt zu verschlechtern, versucht Lon sich noch mehr Zeit im “normalen” Leben zu geben und weiht niemanden ein. 
    Das macht den Alltag nicht gerade einfacher, vor allem wenn man sich als Jugendlicher sowieso noch mit anderen Dingen auseinandersetzen muss: Liebe, Freundschaft, Familie und Sexualität. 
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     Die Kapitel sind kurz, häufig einfache Sätze wie Gedankenfetzen, ein sparsamer, aber gewählter Umgang mit den Worten, die Lons Gefühlslage aus der Ich-Perspektive auf den Punkt bringen. Gedanken, die sich ein gesunder Mensch nicht machen muss. Wie wird es sein, wenn alle einen sehen aber man selbst nicht mehr, wenn man altert, das eigene Umfeld im Kopf aber immer jung aussehen wird? Wie viel Selbstständigkeit wird noch bleiben, genau das, wonach sich doch alle Jugendlichen sowieso sehnen?

    Queerness durchzieht den Roman ganz nebenbei, sie wird nicht großartig thematisiert, sie ist einfach da und bereitet niemandem ein Problem, das ist eine erfrischende Herangehensweise. Tatsächlich könnte Lon sowohl weiblich als auch männlich sein, es gibt wenige bis gar keine Stellen, die eindeutige Aussagen treffen. Die Geschichte hätte auch kaum Raum gegeben, dies noch weiter zu thematisieren, das eigentliche Thema kam schon etwas zu kurz. Man würde gerne mehr über die Krankheit, die Ursachen und den Verlauf erfahren, auch das Ende war sehr abrupt. Aber gerade wegen dieser Kürze ist Lons seltenes Schicksal ein umso intensiveres Leseerlebnis ,welches man gar nicht aus der Hand legen möchte.

    Raphaela Brosseron
  • Dunkelnacht

    Dunkelnacht

    Kirsten Boje

    Oetinger

    Verlagsempfehlung ab 15 Jahre

    „Zum ersten Mal verliebt sein in dieser Zeit: Wie soll das gehen?” Schorsch und Marie, zwei Jugendliche, die in Penzberg leben, entdecken ihre Gefühle füreinander, doch viel Aufmerksamkeit können sie dieser Erfahrung nicht widmen, denn die Ereignisse überschlagen sich: Eine Botschaft aus dem Radio am Morgen des 28.April 1945 lässt vermuten, dass der Krieg vorbei sei. Die Bewohner der Stadt können es kaum glauben, schieben ihre Zweifel aber beiseite und handeln dementsprechend. 
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    Währenddessen erfahren wir noch von einem weiteren Penzberger Jugendlichen, Gustl. Dieser ist ein besonders engagiertes Mitglied der Hitlerjugend in Großhadern und glaubt noch an einen Endsieg, außerdem ist auch er in Marie verliebt. In einer friedlichen Welt wäre so ein Liebesdreieck vermutlich ihr größtes Problem, jedoch müssen alle drei in dieser Nacht Zeugen von brutalen Morden werden, die später als Penzberger Mordnacht bekannt wird.
    
    Raphaela Brosseron

    Auf nicht mal 120 Seiten wird szenenhaft von den Geschehnissen erzählt. Kurz und knapp lässt die Autorin die Handlungen für sich sprechen, ohne sie durch zu viele Worte auszuschmücken. So spitzt sich die Geschichte schnell zu, von der man sich wünscht, die Autorin hätte sich mehr ausdenken müssen: Lediglich die drei Jugendlichen gab es nicht wirklich, alle anderen, seien es Täter oder Opfer werden namentlich genannt. Die historischen Erläuterungen und die Perspektiven von Schorsch, Marie und Gustl machen den Inhalt für Jugendliche aber auch Erwachsene nahbar und zeigen erschreckend klar und ungefiltert die brutale Willkür der Kriegszeit. Dabei bleibt die Erzählung sehr respektvoll und erinnert uns daran, nicht zu vergessen.
    Das dünne Büchlein zeigt schon in seiner Aufmachung, in welcher Zeit die Geschichte spielt. 
    
    Auf der grünen Seite zwei Gestalten in der Dämmerung und rechts das Foto einer bayrischen Kleinstadt um 1945. Das C des Titels wurde durch eine Hakenkreuz-Nadel ersetzt. 
    Die Autorin hat die Geschichte Prenzbergs vom 28.4.1945 und der darauffolgenden Nacht zum Anlass genommen, diese Novelle zu schreiben. In ihrem Nachwort erklärt sie, dass es für diese Taten den Begriff „Endphasenverbrechen“ gibt. 
    
    Das Buch besteht aus zwei Teilen, die Mordtag und Mordnacht überschrieben sind. Im Gegensatz zu den Opfern sind Marie, die Metzgerstochter und Schorsch, der Polizistensohn, sowie Gustl, Sohn als Roter verschriener Eltern, keine realen Figuren. Marie wird von beiden Jungen umschwärmt, doch Gustl hat sich den Wehrwölfen angeschlossen und kehrt erst in der Mordnacht in seinen Heimatort zurück. So erleben wir den Beginn der zarten Liebe zwischen Marie und Schorsch. Viele Szene sehen wir auch durch die Augen dieser jungen Protagonisten.
    Am Morgen des 28.4. erfahren die Bewohner des Ortes, dass der Radiosender von der „Freiheitsaktion Bayern“ besetzt wurde, dass die Amerikaner nah sind und der Krieg zu Ende. So kommen die alten Honoratioren der Gemeinde zusammen und übernehmen das Rathaus ohne Gewalt. Am selben Tag marschiert ein Regiment von der französischen Front kommend in den Ort ein. Die Soldaten wollen weiter zur Alpenfestung und wundern sich über die Lage im Ort. Befehlsgewohnt und Führergläubig wollen sie den NSDAP-Bürgermeister wieder einsetzen. 
    In der Nähe befindet sich auch ein Rudel Wehrwölfe. Leitwolf Hans Löblein soll, nachdem die Soldaten abmarschiert sind, im Ort für Ordnung sorgen. Jeder weiß, dass Prenzberg rot ist, also fordert er zunächst eine Liste dieser Personen. So wird die Nacht in dem verdunkelten Ort zur Mordnacht.
    
    Eine furchtbare Geschichte, die sicher in vielen Orten Deutschlands in den letzten Kriegstagen so oder ähnlich hätte geschehen können. Was geschieht, wenn die Alliierten kommen? Aber was ist, wenn nicht und das 3. Reich weiter besteht? Wie verhält man sich, ohne, dass es zukünftig Probleme gibt?
    Ein lesenswertes Buch, dass ein Kapitel beleuchtet, das uns nicht so allgegenwärtig ist. Dass aber auch zu kontroversen Diskussionen anregen wird.
    
    Dagmar Mägdefrau
  • Die Nacht so groß wie wir

    Die Nacht so groß wie wir

    Sarah Jäger

    Rowohlt rotfuchs

    Leseempfehlung ab 14 Jahre

    Ein schwarzes Cover mit vielen verschiedenfarbigen Lichtern, die keine gerade Linie bilden und doch irgendwie zusammenfinden. So in etwa könnte man auch Suse, Pavlow, Maja, Tolga und Bo beschreiben und die Nacht, in der sie ihren Abschluss feiern. Die fünfköpfige Freundesgruppe blickt auf das Ende einer langen, prägenden Schulzeit zurück und in eine ungewisse Zukunft. Um diesen Schnitt besonders zu machen, schlägt Pavlow vor, in dieser Nacht ihre Ungeheuer zu überwinden. Ihnen stehen einige Stunden voller Erlebnisse, Offenbarungen und Veränderungen bevor - welche Auswirkungen diese wohl auf ihre Freundschaft haben?
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    Die Clique scheint zusammengewürfelt und gleichzeitig ergibt ihre Kombination Sinn. Wer von ihnen aus der Ich-Perspektive erzählt, wechselt mit jedem Kapitel. Die fünf Charaktere sind so unterschiedlich, dass sie sich perfekt ergänzen, eine Vielfalt von Gedanken, Problemen und Sorgen, die nicht nur Jugendliche kennen, kommen vor. Auch die sprachliche Gestaltung hat Sarah Jäger individuell an ihre Figuren angepasst, sodass ich auch ohne die Angabe erkennen könnte, wer erzählt: Sei es Suse und ihre Verteilung von Adjektiven, Maja mit ihrer altklugen Art, der einnehmende Pavlow oder Bo und seine abgehackten Gedanken.
    Nur in Tolgas Kopf kann keiner so richtig schauen, auch wir als Leser*innen nicht. Durch kursiv geschriebene Flashbacks erfährt man zusätzlich von den Hintergründen der Jugendlichen, so lassen sich die Geschehnisse der Nacht besser einordnen. Die bildliche Sprache im Zusammenspiel mit der richtigen Mischung aus Spannung, Ernsthaftigkeit und Witz und den authentischen Figuren sind Grund genug «Die Nacht so groß wie wir» für den Deutschen Jugendliteraturpreis zu nominieren. Sarah Jäger findet viele einfühlsame, witzige und vor allem kluge Worte über die Freundschaft, das Leben und über das Erwachsenwerden.
    
    Manche Stellen könnten eine sehr aufwühlende Wirkung haben, da auch Gewalt und Tod thematisiert werden, wer damit kein Problem hat, sollte den Roman unbedingt selber lesen!
    
    Raphaela Brosseron

    Suse und Bastian, der jetzt Pavlow genannt wird, und Maja und Tolga sind seit langer Zeit Freunde, sie besuchten dasselbe Gymnasium und bekommen heute ihre Zeugnisse. Dann ist da noch Bo, der sein Abi auf der Gesamtschule nicht geschafft hat und der erst später durch seine Freundschaft zu Suse in die Gruppe gerät. Diese Fünf wollen, dass die Nacht eine ganz besondere wird. Pavlow fasst seine Erwartungen in Worte: „Das ist die Nacht, in der wir sterben müssen, vom Ungeheuer verschlungen und dann Widergeboren.“
    Jede*r in dieser Gruppe hat ein anderes Geheimnis, dass in dieser ungewöhnlichen Nacht alles verändert. Die Abi-Feier findet nicht in einem feierlichen Rahmen statt, sondern in der Turnhalle der Schule. Nicht alle Mitschüler wollten das so und die Fünf zieht es auch nicht wirklich dorthin. 
    Die einzelnen Kapitel werden jeweils von einem der Freund*innen erzählt und mir fehlt ein wenig die Differenzierung in der Sprache. Sie bleibt durchgehend gleich. Eine sehr moderne Sprache, ohne in die Jugendsprache abzudrehen.
    Gut gefallen haben mir die Adjektive mit der Suse ihre Mitschüler*innen bezeichnet, wie „Fusselige Ana oder der gestreifte Henning“.
    Nicht alle Andeutungen werden aufgeklärt, trotzdem kann man sich ein Bild machen. Es gibt trotz aller Offenheit viel Ungesagtes zwischen den Fünfen. Manches macht traurig und anderes bringt mich auch zum Lachen.
    Ein Buch mit vielen Fassetten, nicht immer ganz einfach zu lesen. Zurück bleibt die Erkenntnis, dass der „Start ins Leben“, nach dem Abitur auch nicht so einfach verläuft und der wahre Satz „Narben haben wir doch alle irgendwo.“

    Dagmar Mägdefrau

  • Die Königinnen der Würstchen

    Die Königinnen der Würstchen

    Clémentine Beauvais

    Carlsen

    Verlagsempfehlung ab 14 Jahre

    Cybermobbing wie es im Buche steht: Auf Facebook wählen die Schüler*innen des Marie Darrieuussecq-Gymnasium in Bourg-en-Bresse die “Wurst des Jahres”, um die Kandidatinnen nach ihrem Aussehen abzuwerten, quasi das Gegenteil eines Schönheitswettbewerb. Mireille, 15, kennt das Spiel seit Jahren, zudem war der Erfinder dieser Aktion, Malo, einst ihr bester Freund. Es ist quasi schon Gewohnheit. Nicht so für die anderen beiden der Top drei: Hakima und Astrid. Astrid und Mireille lernen sich kennen und suchen gemeinsam auch die jüngere Hakima auf, um bei ihr zuhause festzustellen, dass es für alle drei eine Motivation, gibt am Nationalfeiertag im Élysée-Palast zu sein.
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    Schon beschließen die drei unter dem Vorwand Würstchen verkaufen zu wollen, sich in Begleitung von Hakimas Bruder auf die Reise zu begeben, bei der sie noch so viel mehr finden, als ursprünglich geplant.
    
    Die Themen, die der Roman aufgreift, sind eigentlich genauso einschneidend wie auch aktuell und alltäglich: Freundschaft, Erwachsenwerden, Gruppenzugehörigkeit, Mobbing, soziale Netzwerke, Familie und Behinderung. Alles andere als alltäglich ist die Erzählerin, Mireille: Schlagfertig und frech kommentiert sie das Geschehen - ohne dabei in Selbstmitleid zu versinken. Man könnte hinter dieser zynischen Art einen Schutzmechanismus vermuten. Doch gerade dadurch legt sie den Finger direkt in die Wunde, sie spricht die Leser*innen direkt an und zeigt durchaus auch ihre emotionale Seite. Zwar wird damit ernst auf das Thema Mobbing eingegangen, jedoch überwiegt der lustige Unterton und die doch etwas unrealistischen Aktionen der drei Heldinnen, wodurch das, was ihnen in der Schule passiert ein wenig verharmlost scheint. Insgesamt ist es aber eine schöne und vor allem amüsante Geschichte über Freundinnen, die zusammen über sich hinauswachsen.
    
    Raphaela Brosseron

    Ich muss sagen, dass ich mich vom Titel habe abschrecken lassen. Was für ein Blödsinn kann sich schon dahinter verbergen?
    Mirelle, die Tochter einer Lehrerin und eines hässlichen Philosophen, der aber nichts von ihr weiß, hatte in ihrer Kindheit einen Freund Malo. Der hat aber später feststellen muss, dass „Mirelle eine fette Kuh ist“. Dann kam er auf die schreckliche Idee einen Wettbewerb in Facebook zu starten: Gesuchte wurde das hässlichste Mädchen, eben die „Wurst des Jahres“.
    Da Mirelle in diesem Jahr nur den dritten Platz gemacht hat, nimmt sie Kontakt zu den beide anderen Mädchen auf. Es entsteht eine Freundschaft zwischen ihr Astrid und Hakima. Mirelle möchte ihren Vater in Paris, der inzwischen mit der französischen Präsidentin verheiratet ist und mit ihr drei Söhne hat, über ihre Existenz informieren. Astrid  schwärmt für die Gruppe Indochine, die am Nationalfeiertag auftreten wird und Hakimas Bruder Kader sitzt im Rollstuhl, weil ein General ihn in einen Kampf geschickt hat und dieser General soll an diesem Tag geehrt werden.
    So kommt es, dass die drei Mädchen und Kader, der von Mirelle in Gedanken Sonnenschein genannt wird, sich auf den Weg nach Paris machen. Ihre drei Fahrräder werden vor einen Wagen gespannt und so können sie auf der Reise Würstchen verkaufen. Ihre Fahrt wird durch die sozialen Medien und die Presse begleitet.
    Als die Vier in Paris ankommen entwickelt sich alles etwas anders als geplant, aber die Mädchen sind auch ein ganzes Stück erwachsener und selbstbewusster geworden.

    Da sieht man, eine gutes Buch kann man nicht unbedingt am Titel erkennen und wenn man den Inhalt kennt, macht der Titel auch wieder Sinn.
    Geschrieben ist das Buch aus Sicht der 15-jährigen Mirelle, die sich nach außen cool und abgeklärt gibt, aber oft damit nur ihre Probleme übespielt.
    Ein sehr modernes Buch, dass sich mit Mobbing im Internet und seinen Folgen beschäftigt, und hier eine tolle Lösung des Problems anbietet.

    Dagmar Mägdefrau

  • Heul doch nicht, du lebst ja noch

    Heul doch nicht, du lebst ja noch

    Kirsten Boie

    Oetinger

    Verlagsempfehlung ab 14 Jahre

    Kirsten Boie ist es mit diesem Buch wieder gelungen ein Stück deutscher Geschichte in die Erzählung über einiger Jugendliche zu verpacken. Es spielt in den Tagen vom 22. bis 28.6.1945 in Hamburg. 
    Die Kapitel sind mit den Namen der Protagonisten überschrieben und erzählen jeweils von deren Erleben. Da ist zunächst Jakob, dessen arischer Vater bei Arbeiten der „Organisation Todt“ tödlich verunglückte und dessen jüdische Mutter erst im Februar nach Theresienstadt müsste. Er schlägt sich mit Hilfe von Herrn Hofmann in einem Zimmer auf einem Trümmergrundstück durch.
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    Doch dann muss er selbst schauen, wie er an Essen kommt, denn Herr Hofmann taucht nicht mehr auf. Der ehemalige HJ-Führer Hermann muss sich um seinen Vater kümmern, der im Krieg seine Beine verlor. Seine Mutter verdient das Geld für die Familie als Trümmerfrau. Traute ist die Tochter eines Bäckers und muss mit ihren Eltern im Schlafzimmer hausen, weil im Wohnzimmer eine geflüchtete Familie aus Ostpreußen lebt.
    Wir erfahren viel von den Gefühlen, Ängsten und Hoffnung der drei und leiden und hoffen mit ihnen.
    Der Text lässt uns in diese Tage direkt nach dem Ende des Krieges eintauchen, Essen gibt es auf Marken, der Schwarzmarkt blüht, englische Soldaten fahren Streife. Auch der Umgang mit den Juden während der Hitlerzeit und jetzt mit den Flüchtlingen (Polacken) sowie das fehlende Schuldbewusstsein wird durch die Handlung sehr gut beschrieben. 
    
    Ein Buch, dass mich sehr berührt hat und das ich nur jedem empfehlen kann. 
    
    Dagmar Mägdefrau
  • Lost – In der Wildnis hört dich niemand

    Lost – In der Wildnis hört dich niemand

    Mindy McGinnis

    Rowohlt Rotfuchs

    Leseempfehlung ab 14 Jahre

    Ashley ist in der Wildnis unfreiwilliger Weise auf sich gestellt und kann so ihren Gedanken und der Vergangenheit ebenso wenig entkommen wie der Gefahren im Wald. Ein Kampf, nicht nur ums Überleben. Eine Gruppe von Freunden, die zusammen einen Campingausflug in den Wald machen, es hätte so schön werden können. Doch die zwischenmenschlichen Probleme arten aus und Ashley verliert sich bei ihrer Flucht vor diesen alleine im Wald. Man könnte fast von Glück reden, dass es sie trifft und keinen der anderen, denn sie kennt die Natur und weiß wie man mit der Wildnis zurechtkommt.
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    Doch auf das, was sie erwartet, konnte auch sie nicht gefasst sein. 
    Ashley ist eine sehr gewöhnungsbedürftige Erzählerin. Man merkt deutlich, dass sie sehr aggressiv ist und stark auf ihrer taffen Rolle beharrt. In dieser stellt sie sich gerne über andere Mädchen und betont gerne: „Ich bin nicht wie die anderen.” Im Wald merkt man durch Rückblicke schnell, wie sie so geworden ist und dass dieses ablehnende Verhalten auf Unsicherheit beruht. Die Rückblicke sind generell eine gute Taktik, die Protagonistin besser kennenzulernen und auch andere Themen als den reinen Überlebenskampf zu thematisieren. Denn Ashley hat(te) eine Beziehung, Freundinnen und Hobbies, an die sie nun nur noch wehmütig denken kann.
    Die Survival Story an sich ist spannend und man lernt tatsächlich einiges, in der Hoffnung, dieses Wissen nie anwenden zu müssen. Allerdings haben sich hier und da Logikfehler eingeschlichen, die das Ganze sehr unglaubwürdig machen. Auch wie kühl Ashley teilweise agiert, kaufe ich ihr trotz aller Robustheit nicht ab. Manche Stellen sind sehr detailliert und definitiv nichts für schwache Nerven oder wenn man gerade etwas gegessen hat. 
    
    Ein Kampf ums Überleben, aber auch mit sich selbst. Spannend ist dieser Jugendroman, ähnlich wie bei Stephen Kings “Das Mädchen” auch sehr auf die Psyche des Alleinseins bedacht. Auf den gerade 220 Seiten wird einem zumindest nicht langweilig
    
    Raphaela Brosseron

    Selten ist es mir so schwer gefallen ein Buch zu bewerten. Ashley lebt, nachdem ihre Mutter sie als Kind verlassen hat, zusammen mit ihrem Vater in einem alten Trailer. Obwohl der Vater Doppelschichten arbeitet, muss sie manchmal hungern. Doch sie erfährt dann Unterstützung durch ihre Freundin Meredith, die so ganz anders ist als sie. 
    Mit siebzehn trifft sie sich mit einer Gruppe Freunde mitten im Wald, um viel Alkohol zu trinken. Nach einer bösen Überraschung läuft Ashley kopflos los. Leider auch ohne ihre Schuhe, so verirrt sie sich nicht nur, sie verletzt auch ihren Fuß. Und jetzt wird es schwierig, ohne viel zu verraten kann ich leider meine Meinung nicht erklären. Ashley irrt tagelang durch den Wald, wir erfahren dabei einiges aus ihrer traurigen Vergangenheit und nehmen Anteil an ihrem immer schlechter werdenden körperlichen Zustand.
    Dann geschehen aber Sachen, die ich so einfach nicht für möglich halte. Leider finde ich nirgendwo eine Information, ob diese Geschichte auf irgendeinem realen Geschehen basiert. Ich kann es mir auch wirklich nicht vorstellen. Ich muss auch davor warnen, dass schon sehr heftige Dinge beschrieben werden und einige Leser*innen das sicher nur schwer aushalten werden. Trotzdem habe ich das Buch aufgrund seiner Spannung und weil ich wissen wollte, wie es ausgeht, zügig gelesen. 

    Dagmar Mägdefrau

  • Die gigantischen Dinge des Lebens

    Die gigantischen Dinge des Lebens

    Susin Mielsen

    Urachhaus

    Verlagsempfehlung ab 14 Jahre

    Als Wilbur mit seinen beiden Müttern nach Toronto zieht, besucht er erstmals eine Schule. Durch dumme Umstände werden seine Probleme und Wünsche von einem Mitschüler öffentlich gemacht. So lernt Wilbur, den alle Wichs nennen, sich unauffällig zu verhalten. Sein bester Freund ist 85 Jahre alt und die beiden teilen die Liebe zu Fulton, dem Dinosaurier aus dem Naturkundemuseum. 
    Als sein Schulfreund Alex sich outet und sich mit Fabrizio anfreundet, gibt es Eifersucht auf beiden Seiten und es braucht viel Zeit, bis sich die beiden zusammenraufen.
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    Erst die Französin Charlie, die aufgrund des männlichen Namens bei Willbur einzieht, erweckt ich ihm den Wünsch aus seiner Unauffälligkeit mit grauen Pullovern und beigen Hosen aufzutauchen. Nach einer Fernsehsendung wird ein Selbstoptimierungsprogramm aufgestellt, dass die Freunde für ihn zusammenstellen. Willbur verändert nicht nur sein Äußeres, er bekommt auch mehr Selbstbewusstsein und kann sich letztlich auf den Weg nach Paris machen.
    Es sind schon alles besondere Typen in diesem witzigen Buch. Der alte Sal, der durch Willbur wieder Lebensmut bekommt, die schwulen Freunde und die übereifrigen Mütter. Es gibt Geldprobleme zu lösen und schlecht gekochte Mahlzeiten zu überstehen. Und dann sind da noch Freundschaften und der Beginn einer Liebe.
    
    Da Willbur Gedichte schreibt, beginnt jedes Kapitel mit einem Auszug aus einem seiner Gedichte. Mir hat das gut gefallen. 
    Witzig, gut zu lesen und mit Tiefgang, was kann eine Buch noch bieten?
    
    Dagmar Mägdefrau
  • Das rote Band der Hoffnung

    Das rote Band der Hoffnung

    Lucy Adlington

    magellan

    Verlagsempfehlung ab 14 Jahre

    „Hier machen Menschen die Erfahrung, dass Kleidung doch keine belanglose Sache ist. Nicht wenn man keine hat.”
    Ein blauweiß gestreiftes Cover, das an die Häftlingskleidung der Konzentrationslager erinnert, lässt bereits tief in die Geschichte einblicken. Ella ist 14 Jahre alt, als sie in Birkenau landet. Von ihrer Großmutter hat sie die Liebe zur Mode und zum Nähen mitbekommen, doch gefangen im Konzentrationslager bleibt ihr für sich selbst nur noch die blau-weiß gestreifte Uniform.
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    Die einzige Möglichkeit, weiterhin in Verbindung mit ihrer Leidenschaft zu bleiben, ist die Stelle in einer Nähwerkstätte im Gefangenenlager, von der Ehefrau eines Offiziers ins Leben gerufen. Gleichzeitig ist diese Arbeit ihre einzige Chance, am Leben zu bleiben, denn wer nicht arbeitet, kommt in die Gaskammer. So gibt sie sich besonders Mühe ausgerechnet jene KZ-Aufseherinnen und Offiziers-Gattinnen gut einzukleiden, die in ihr noch nicht mal einen Menschen sehen. Obwohl Ella noch ein Kind und vor allem selber Opfer ist, muss sie sich dieser Zerrissenheit stellen: Wie kann man dort überleben, ohne die eigene Menschlichkeit zu verlieren? Nicht umsonst vergleicht sie jeden, den sie sieht mit einem Tier, doch wer gehört zu den Raubtieren? Schnell findet sie in der verträumten Rose eine Freundin. Ihre naive und selbstvergessene Art ist für Ella beides: ein sicherer Anker und eine Gefahrenquelle im Kampf ums Überleben. Was beide gemeinsam haben ist die Hoffnung, welche sie mit einem roten Band symbolisch bei sich tragen und bis zum Schluss nicht aufgeben.

    Der Alltag der Näherinnen ist hart, sie haben Hunger, Angst und werden streng beobachtet, willkürliche Gewalt steht an der Tagesordnung. Doch diese wird nicht zu eingehend dargestellt, trotzdem wird die Grausamkeit dieser Lebenswelt im Detail eingefangen. Ella und Rose sind noch lange nicht erwachsen und mit den tiefsten Abgründen der Menschlichkeit konfrontiert. Die Autorin zeigt anhand der unterschiedlichen Mädchen, was diese Erfahrung für die jungen Menschen vor Ort bedeutete. Ella und Rose sind zwar ausgedachte Figuren, doch die Nähwerkstatt gab es auf dem Lagergelände tatsächlich.

    Ein schöner und berührender Jugendroman, der an die Frauen erinnert, die für ihr Leben nähten.

    Raphaela Brosseron


    Ella ist 14 als man sie auf dem Heimweg von der Schule gefasst und nach Auschwitz-Birkenau gebracht hat. Sie hat bei ihren Großeltern und gelebt und weil ihre Großmutter eine versierte Näherin war, hat sie in ihren jungen Jahren schon viel von ihr gelernt. So schafft sie es in die Näherei zu kommen und entgeht dadurch zunächst dem Tod. Sie muss nicht „durch den Kamin“ wie es die Gefangenen nennen.
    Mina, der Kapo der Nähwerkstatt, ist hart und unerbittlich gegenüber den Näherinnen, die allesamt junge Frauen mit schrecklichen Schicksalen sind. Die meisten tragen wie Ella den gelben Stern, nur die nativ anmutende Rose, die so schone Geschichten erzählen kann, ist eine „Politische“.
    Ella entwirft und schneidert elegante Kleidung für die Ausseherin Carla. Die sich mit kleinen Zuwendungen, wie Zigaretten erkenntlich zeigt. Die aber auch mit ihrem Hund beim Apell die Gefangenen schikaniert.
    Ella sieht in den Menschen um sie herum gerne Tiere, so ist Rose ein Eichhörnchen und die Gefangenen nennt sie wegen der gestreiften Kleidung Zebras. Ich fand das sehr anschaulich. 
    Für Ella ist Kleidung sehr wichtig und es entstehen immer wieder Situationen, in denen sich das bewahrheitet. 
    
    Das Cover zeigt den Stoff aus der die grobe Kleidung der Gefangenen gemacht ist, auch die im Buch sind die Seiten vor den neuen Kapiteln mit diesem Muster bedruckt. Die Figuren im Buch sind fiktiv, aber man erfährt viel aus dem Alltag der Menschen dort. Die Boshaftigkeit mit der die Menschen dort zusammengetrieben und aussortiert werden, aber auch die Wanzen am Körper und die Gemeinheiten untereinander. Der mögliche Tod lauert überall.
    
    Das Buch zeigt, dass Hoffnung wichtig ist in aussichtslosen Situationen. Oder wie die viel zitierte Großmutter sagt „Wenn die Sonne nicht scheint, dann mach was aus dem Regen.“
    
    Dagmar Mägdefrau
  • Reden ist Verrat – Nach der wahren Geschichte des Freddie Oversteegen

    Reden ist Verrat – Nach der wahren Geschichte des Freddie Oversteegen

    Wilma Geldorf

    Gerstenberg

    Verlagsempfehlung ab 14 Jahre

    „Du wolltest die Welt verändern, aber die Welt hat dich verändert”, wirft ausgerechnet Peter der 15-jährigen Freddie vor. In einem anderen Leben wären die beiden frisch verliebte  Teenager, deren größte Sorge die strengen Eltern sind. Doch in diesem Leben müssen sich die beiden über moralische Fragen in Kriegszeiten  streiten, denn während Freddie zusammen mit ihrer Schwester Truus in einer Widerstandsgruppe ist, tut Peter, laut Freddie, “nichts”.
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    Ihre besagte Veränderung dürfen wir im Roman eindringlich beobachten, denn das, was sie tut, lässt sie nicht los. Da hilft es auch nicht, töten “liquidieren” zu nennen, wie der Anführer der Widerstandsgruppe Frans es immer wieder tut. An solchen Liquidationen ist sie beteiligt, gleichzeitig steht bei ihr die Gerechtigkeit als übergreifendes Ziel immer im Vordergrund. Einerseits die Geschichte einer Heldin des Widerstands, andererseits die eines viel zu jungen Mädchen, das sich traumatischen Erfahrungen und moralischen Dilemmas stellen muss. Und das alles muss sie auch noch eigentlich mit sich selbst ausmachen, denn Reden ist Verrat.

    Ergänzend zu der fiktiven Rahmengeschichte, wird der wahre Kern in Bezug auf Freddie Oversteegen von der Autorin erklärt. Aufrüttelnd und erschütternd zugleich wird hier eine Geschichte erzählt, die leider so viel Wahrheit enthält. Eine wertvolle Ehrung und Erinnerung der Schwestern Freddie und Truus Oversteegen, besonders da Freddie lange nicht über ihre Erfahrungen sprach und erst 2014 offiziell geehrt wurde, wie man ebenfalls durch das Buch erfährt.

    Raphaela Brosseron


    Freddie Obersteegen wurde 1925 geboren und hat der Autorin vor ihrem Tod 2018 ihre Geschichte erzählt. Das Buch erzählt von ihrem Leben im Widerstand, ist aber keine Biografie.
    Die 17-jährige Freddie und ihre zwei Jahre ältere Schwester Truus leben mit ihrer Mutter, einer geschiedenen Kommunistin in niederländischen Harlem. Da auch die Mutter im Widerstand aktiv ist, werden die jungen Frauen gefragt, ob sie auch den Widerstand unterstützen wollen. Zunächst verteilen sie Zeitungen und beobachten die Mofen (abwertende Bezeichnung für Deutsche).
    Da Freddie noch gut für 12 durchgeht, besonders, wenn sie sich kindliche Zöpfe macht, ist dadurch nicht verdächtig. Bald soll Truus mit einem deutschen Offizier treffen und ihn in einen Hinterhalt locken. Doch Heinrich steht mehr auf ganz junge Mädchen und so wird Freddie der Lockvogel.

    Die spannend und einfühlsam geschriebene Geschichte wirft viele Fragen auf. Durfte man diese jungen Frauen für solche Aufgaben heranziehen und ihnen nicht nur ihre Jugend berauben, sondern sie auch für ihr Leben traumatisieren? Gegen Ende des Buches fragt man sich, war es das wert? Freddie und ihre Gruppe waren so überzeugt von ihrer Aufgabe und sie konnten nach der Befreiung hoch erhobenen Hauptes sagen, dass sie nicht nur zu- oder weggesehen haben.

    Ein lesenswertes Buch voller Spannung über eine Frau, die zu Recht für ihr Tun von den Niederlanden geehrt wurde, wenn auch erst 2014.

    Dagmar Mägdefrau

  • Krummer Hund

    Krummer Hund

    Juliane Pickel

    BELTZ & Gelberg

    Verlagsempfehlung ab 14 Jahre

    Peter-Härtling-Preis 2021, Monats-LUCHS (ZEIT / Radio Bremen) April 2021

    Leselotse Mai 2021 (Börsenblatt)

    Die besten 7 Bücher für junge Leser, August 2021 (Deutschlandfunk)

    Daniel ist 15 und vor einigen Jahren hat sein Vater ihm einen Hund geschenkt und hat dann seine Familie verlassen. Daniel leidet sehr unter dem Verlust und als jetzt sein Hund eingeschläfert werden muss, kann er nicht verstehen, dass seine Mutter mit dem Doc flirtet. Als dann der Tierarzt immer häufiger bei ihnen auftaucht und Daniel ihn gar nicht so schlimm findet, wie die vielen Vorgänger, keimt die Hoffnung nach einer Familie für ihn auf.
    Doch nach einem Unfall, beobachtet Daniel den Doc mit Misstrauen.

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    Mit seinem Freund Edgar teilt Daniel bisher alle Geheimnisse und die beiden beobachten Alina, die schöne, aber gemeine Mitschülerin.  Als Daniels Wutausbrüche immer gewalttätiger werden und er selbst sich sein Verhalten nicht erklären kann, schickt seine Mutter Daniel zu einer Psychologin, aber es muss noch einiges geschehen, bis der verunsicherte Junge die Hilfe nutzen kann.
    Wenn man in eine Situation gerät, die Wut in einem auslöst und für man nur durch Gewalt ein Ventil findet, dann kann man sich oft selbst nicht verstehen. Dass der Vater ein Kind einfach verlässt und sich nicht mehr meldet, ist so böse seinem Kind gegenüber, dass man es kaum glauben kann und Daniel hat seinen Vater als tollen Kerl in Erinnerung.
    Wer kann da Schuld an seinem Weggehen haben? Solch eine Situation macht Angst und die entlädt sich manchmal durch Wut. 

    Ein lesenswertes Buch nicht nur für Jugendliche, denn es veranschaulicht sehr gut die Emotionen des Jungen.

    Dagmar Mägdefrau

  • Der magische Dolch – Lilly Flunker Saga 4

    Der magische Dolch – Lilly Flunker Saga 4

    Kristina Tiemann

    Independently published

    Autorenempfehlung ab 10 Jahre

    Das Cover zeigt die magische Kobra Naja Haje, die im Diadem der Hohepriesterin von Khem eingearbeitet ist. In diesem vierten Teil der Sage treffen alle Protagonisten der vorherigen Bände zusammen. Neilernahn, der Hohepriester und Prinz von Khem kehrt wieder nach Hause zurück. Er kann sich in einen Säbelzahntiger verwandeln und wird so zum gefährlichen Gegner, trotzdem gerät er immer wieder in Gefangenschaft.

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    So auch auf dem Weg hier her, dadurch konnte er erfahren, dass der böse Druide Durus eine Armee von Orks zusammenstellt und dass er sich mit dem Seelenfresser Tagax zusammengetan hat. Der gute Druide Magnus fliegt als Adler zusammen mit Lilly nach Khem, dieses Land liegt in Ägypten, aber auf einer anderen Ebene und auch irgendwie in einer anderen Zeit. So trifft Lilly nach langer Zeit wieder auf ihre geliebte Großmutter.
    Victor ist mit seinen Feenfreunden in Frankreich und trifft dort auf Amelié, die erst seit kurzen weiß, dass Feenblut in ihre schlummert und die sich deshalb in ein weißes Pferd verwandeln kann. Ein Brief ihrer verschollenen Mutter gibt ihr die Gewissheit über ihre Abstammung und sie ist bereit den Freunden im Kampf gegen des Böse zu helfen. So macht sich auch diese Gruppe einschließlich Ameliés Brüder und eines Freundes auf den Weg nach Khem. Sie nehmen ganz offiziell den Flieger nach Luxor.
    Während dessen überlegen Lillys Tante Gardenia und der Feen-Krieger Haluin wie sie einen Teil des Skarabäus finden können. Es soll in einem Höhlen-Labyrinth versteckt sein. Schon an meiner kurzen Zusammenfassung kann man erkennen, dass es viel mystische Orte und ungewöhnliche Gestalten in dieser Geschichte gibt. Die Kinder Lilly und Victor haben schon in den vorhergegangenen Büchern gezeigt, dass nicht nur sehr klug, sondern auch sehr mitfühlend sind. Victor nutzt gerne Sprichwort, die er aber immer lustig verdreht, was immer wieder für Heiterkeit sorgt. Die beiden verbringen schöne Stunden in Khem und so können wir einiges über die ägyptischen Tempelanlagen erfahren. Aber danach wird es wieder sehr spannend und der Kampf mit dem Tagax, der mit seinen Tentakelarmen immer wieder Krieger erwischt und ihnen die Seele nimmt, ist nervenaufreibend beschrieben. Ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen.

    Ich bin keine begeisterte Fantasyleserin, aber diese Saga hat mich in den Bann gezogen. Die anderen Welten und ihre Geschöpfe sind sehr gut und logisch beschrieben und ich freue mich auf den letzten Teil, in dem hoffentlich das Gute um Magnus siegt. 

    Dagmar Mägdefrau

  • Searching Lucy

    Searching Lucy

    Christina Stein

    Sauerländer

    Verlagsempfehlung ab 14 Jahre

    Eigentlich ist es eine normale Familie, die Zwillingschwestern Amber und Lucy, ihr kleiner Bruder Tom, der noch in die Kita geht, und die Eltern. Alle zusammen wohnen in einem Haus in einer kleinen Stadt. Der Vater arbeitet an der Schule der Töchter als Lehrer. Doch dann verschwindet plötzlich der Vater und an Halloween Lucy. 
    Amber will nicht hilflos sein, sie muss etwas tun, so kommt sie auf die Idee bei Leuten in der Nachbarschaft einzubrechen. Sie hofft, dass sie ihre verschwundene Schwester in einem Keller eingesperrt finden wird. Sie beherrscht mehrere Methoden des Einbruchs und scheut kein Risiko bei ihren Erkundungen.

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    Was sie findet ist meist ein trauriges, einsames Leben. Die Mutter hat begonnen zu trinken und wir erleben sie meist als hilflose Person. Besonders Tom leidet unter der Situation, die sich immer mehr verschlimmert. Amber entdeckt dadurch, dass sie auch GPS-Tracker benutzt, dass die Familie ihres ehemaligen Freundes Taylor nicht so schillernd ist, wie es von außen scheint.
    Auch ihr Mitschüler Jamie hat ein trauriges Geheimnis. Er will Amber zukünftig bei ihren Einbrüchen begleiten. Da die Polizei wohl in einer Sackgasse gelandet ist, versucht Amber alles um ihren Vater und besonders ihre Schwester zu finden.

    Die Beschreibung der Einbrüche und die mögliche Entdeckung nahm mir beim Lesen immer wieder den Atem. Die Spannung der Erzählung, die auch aus der Ichform (Amber) entsteht, nimmt immer mehr Fahrt auf und man muss einfach weiterlesen, um die ungewöhnliche Lösung des Falls zu erfahren.

    Dagmar Mägdefrau

  • Fürchtet uns, wir sind die Zukunft

    Fürchtet uns, wir sind die Zukunft

    Lea-Lina Oppermann

    BELTZ & Gelberg

    Verlagsempfehlung ab 14 Jahre

    Der flotte Stil der jungen Autorin gefällt mir sehr gut. Viele Dialoge und kurze Blöcke mit großem Zeilenabstand und vielen freien Teilen, führt dazu, dass man das Buch schnell lesen kann.
    Theo Sandmann ist der Sohn eines Tänzerpaares und sein Vater starb, als Theo 5 Jahre alt war, bei einem Unfall. Das Buch beginnt mit Theos erstem Tag an der Akademie. Er ist Pianist und der berühmte Goldstein hat ihn zum Einzelunterricht angenommen. Er ist ein besonderer Lehrer mit wunderbaren Lehrmethoden, Theo ist sofort von ihm begeistert. Auch in der Pause wird sich an feste Zuordnungen gehalten, so sitzt Theo bei den anderen Pianisten und nicht bei Tofu, die er zunächst kennenlernt.

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    Werner Stenzel ist der große Förderer der Akademie und ein Redner auf der Gala. Dort hört Theo Aida singen und er ist ganz gebannt von ihr. Bei einer Party lernt er sie näher kennen und erfährt von ihrem Projekt, das so heiß, wie der Buchtitel. 
    Die jungen Leute unternehmen gefährliche Abenteuer und Theo muss dabei seine Höhenangst überwinden. Er bewundert und liebt Aida, die sich mit immer wechselnden Perücken auf ihrem kahlen Schädel inszeniert. Goldstein meldet Theo bei einem Wettbewerb an und er müsste dafür viel üben, aber das Zusammensein mit Aida ist ihm wichtiger, denn das scheint seine Zukunft.

    Die gut erzählte Geschichte nimmt dann eine Wendung, die ich auf mich ein Déjà-vu-Gefühl aufkommen lässt. Trotzdem bleibt es interessant und spannend. 
    Auch das zweite Buch von Lea-Lina Oppermann ist ein besonderes Buch und fordert dazu auf die Stimme zu erheben, so wie Theo.

    Dagmar Mägdefrau