X ALT – Bücherliste – Jugendbücher

  • Layers

    Layers

    Ursula Poznanski

    Loewe

    Verlagsempfehlung ab 14 Jahre

    Dorian lebt auf der Straße und wird, als er glaubt, er habe einen anderen Obdachlosen umgebracht, von Nico gerettet.
    Der bringt ihn in die Villa von Bornheim, der die Jugendlichen aufnimmt und ihnen alles bietet, was sie brauchen. Lediglich der Zugang zum Internet ist ihnen versagt. Dafür verteilen die Jungen und Mädchen Flyer in der Stadt. Sie werden hingebracht, Mittags wird ihnen essen geliefert und am Abend werden sie abgeholt. Sie dürfen allerdings die 10 Schritte Zone nicht verlassen.

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    Dorian verliebt sich in Stella, die auch in der Villa lebt. Nach einiger Zeit bekommt Dorian einen neuen Job. Er soll bestimmten Personen ein Werbegeschenk übergeben. Das ist, unter den vorgegebenen Bedingungen, nicht immer einfach. Und irgendwann gelingt es ihm nicht das Päckchen zu übergeben.

    Damit ist er wieder auf der Straße und in dem Paket ist eine Brille. Mit der eingeschalteten Brille sieht Dorian die Layers (Schichten, hier: projizierte Daten zu Personen, Gebäuden oder Firmen). Damit beginnt die Jagd und alles ist nicht so, wie es scheint.

    Ein spannender Jugendroman mit viel Technik, aber auch Gefühl.

    Dagmar Mägdefrau

  • Mädchenmeute

    Mädchenmeute

    Kirsten Fuchs

    Rowolth

    Empfehlung ab 14 Jahre

    Jugendliteraturpreis 2016

    Da kommen aufgrund einer Anzeige acht Mädchen in Berlin zum Bus mit der Aufschrift „Wildnis für wilde Mädchen“. Sie wollen in ein Ferien-Fun-Survival-Camp, ohne Technik, ohne Handy und andere Zivilisationsdinge. Dafür mit festen Schuhen und einem Messer.

    Inken ist die Leiterin, die sie begleiten wird „Na bitte, dachte ich (Charlotte/Charlie, die uns diese Geschichte erzählt) dann kommt bestimmt die richtige Gruppenleiterin, ein sportliche Frau, lustig und cool. Ohne Ketten und Armbänder und Fingernägel wie Mordwerkzeuge.“

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    Aber es gibt niemand anderes, Inken bringt die Gruppe in ein altes DDR Lager. Sie lässt die Mädchen über Nacht allein und am nächsten Tag ist ein Mädchen nicht mehr da. Die anderen vermissen ihr Gepäck. Später taucht Inken zwar wieder auf, aber die Mädchen kommen auf die Idee auf eigne Faust ein Abenteuer zu erleben. Sie fahren gemeinsam nach Thüringen und wollen dort in einem alten Tunnel unterkommen. Auf der Fahrt treffen sie noch auf Leute, die Hunde in ihrem Auto verladen haben. So hat jedes Mädchen einen Hund zu versorgen.

    Die Mädchen sind von ihren Charaktereingenschaften völlig unterschiedlich. Eine ist aus reichem Elternhaus, eine zieht mit den Eltern und Geschwister auf Mittelaltermärkte, Anntonia ist besonders schön und kennt sich im Wald aus. Außerdem kennt sie viele alte Sagen, die sich um diese Gegend ranken.

    „An mir zog die Müdigkeit. Mein Kopf drohte, einfach vom Hals abzubrechen. Meine Augen wollten nichts ansehen. Meine Aufregung hatte nur bis hierher gereicht. Jetzt, wo es wirklich richtig aufregend wurde, hatte ich keine mehr übrig. Ich ahnte, wie Coolsein funktioniert. Cool bedeutete, dass im Leben schon einmal etwas Aufregendes passiert war, dass es danach nichts Aufregendes mehr gab.“ Das ist so ein besonderer Satz, der das Buch und seine Sprache auszeichnet. Die Gedankengänge von Charlie zu kennen, macht einfach Freude.

    Manchmal war mir das Buch mit seinen 462 Seiten etwas zu lang. Der Aufenthalt im Wald und das Zusammensein mit den Hunden zog sich etwas. Dafür wurde das Buch zu Ende noch einmal richtig spannend. Es lohnt sich also durchaus dranzubleiben.

    Dagmar Mägdefrau


    Am liebsten würde ich das Buch noch nicht kennen, dann hätte ich es jetzt noch vor mir.
    (Mir war nicht klar, dass man gleichzeitig so bildhaft und so schnörkellos schreiben kann.)

    Ein Feriencamp für „Wilde Mädchen“? Etwas widerwillig, vor allem aus Mangel an spannenden Alternativen lässt sich Charlotte (15) von ihrer Mutter anmelden. Und schon nach den ersten Sätzen der Geschichte möchte man wissen, was das wohl geben mag.

    Die Autorin nimmt die Leserinnen und Leser direkt mit in den Wald, zu den Mädchen, zur Leitung des Camps, dem Bedürfnisraum… eine skurrile, einfühlsame, spannende, lustige, überraschende,…  ach, lesen Sie selbst! Ich beneide Sie 😉

    PS: Völlig verdient: Jugendliteraturpreis 2016

    Sandra Koch-Wildschütz

  • Die Bibel für Ungläubige – Genesis

    Die Bibel für Ungläubige – Genesis

    Guus Kuijer

    Kunstmann-Verlag

    Keine Altersangabe

    Der Titel dieses Buches benennt genau das, was den Leser erwartet: Das Buch Genesis aus der Bibel. Guus Kuijer hat seine eigene Version der Bibel aufgeschrieben. Eine Bibel nicht nur für Ungläubige müsste das Buch eigentlich heißen. Denn alle, die die biblischen Geschichten der Genesis über den Anfang der Welt, Adam und Eva, über Isaak oder über Jakob schon gut kennen, werden überrascht sein, dass sie die Geschichten einerseits wiedererkennen und andererseits so anders und neu lesen (oder vorgelesen bekommen).

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    Obwohl er selbst nicht an Gott glaubt, kennt Guus Kuijer die biblischen Geschichten in ihrer ursprünglichen Form besonders gut und hat sie mit viel Fantasie in seinen Texten lebendig werden lassen, indem er sie ergänzt und ihnen regelrecht Leben eingehaucht hat. Ein bisschen was hat er immer hinzugedichtet, die Figuren sind bunt und lebendig, die Hitze der Wüste ist spürbar und die Atmosphäre ist abenteuerlich. Ja, man kann sagen, die Geschichten sind spannender, emotionaler als die „Originale“ – und keine Sekunde langweilig. Dieses Buch fesselt alle – Große wie Kleine. Am besten liest man es zusammen.

    Es ist ein Buch für die ganze Familie und zum Vorlesen auch für Kinder im Grundschulalter geeignet. Allein lesen lassen würde ich Kinder evtl. ab 10/11 Jahren.

    Katia Simon

  • Kinshasa Dreams

    Kinshasa Dreams

    Anne Kuschnarowas

    BELTZ & Gelberg

    Verlagsempfehlung ab 14 Jahre

    Friedrich-Gerstäcker-Preis für Jugendbücher 2014

    Gustav-Heinemann-Friedenspreis für Kinder- und Jugendbücher 2013

    Das Buch ist aus dem Jahr 2012 und gerade heute wieder ganz aktuell. Jengo, jetzt wird er Iron Joe genannt, und steht als Boxer in Deutschland vor dem alles entscheidenden Kampf. Schon seine Geburt in Zaire, jetzt Demokratische Republik Kongo, war ein Kampf ins Leben. Ein fester Pol in seinem Leben ist sein Großvater, der ihn auch zum Boxen bringt.
    So gibt es im Buch zwei vorrangige Themen: einmal die politische und persönliche Situation, die letztendlich zur Flucht führt und zu anderen sein Aufstieg zum Boxer.

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    Sein großes Idol ist Muhammad Ali, der in Kinshasa am 30.10.1974 seinen Weltmeistertitel  beim „Rumble in the Jungle“ zurückeroberte. In diesem inzwischen herruntergekommen Stadion macht Jengo seine erste Boxerfahrung.

    Da sein familiäre Situation sich dramatisch verändert, flüchtet der Junge mit einem Freund in einem Flugzeug. Leider bringt ihn dieses nicht in die Freiheit, sondern nach Ägypten. Nach einer aufregenden Zeit dort, gelingt es ihm nach Libyen weiter zu kommen und von dort geht es mit dem Schiff nach Italien. Leider wird er von dort wieder zurück geschickt. „Wäre er doch besser auf dem Meer verreckt.“

    Seine zweite Flucht über die Balkanroute wird nicht mehr so eindringlich geschildert. Aber sein aufregendes Leben in Paris, wo er hofft, seine Mutter zu finden. Letztendlich findet er aber seinen Weg als Boxer und steht, so beginnt ja das Buch, vor seinem Kampf.

    Nach seinem Tod wird ja wieder viel von Muhammad Ali berichtet und so hat das Buch damit seinen zweiten aktuellen Aufhänger. Sicher ein Buch für männliche, jugendliche Leser, aber durch die Beschreibung der Flucht auch für Erwachsene interessant.

    Dagmar Mägdefrau

  • Dies hier ist kein Tagebuch

    Dies hier ist kein Tagebuch

    Erna Sassen

    aus dem Niederländischen von Rolf Erdorf

    Verlag Freies Geistesleben

    Verlagsempfehlung ab 14 Jahre

    Nominierung Jugendliteraturpreis 2016, Kategorie: Preis der Jugendjury und Jugendbuch

    Ein Buch mit schwarzem Einband zu einem dunklen Thema bei Jugendlichen: die Depression – liegt vor mir. Hier ist es der Autorin gelungen, dieses Problem in ungewöhnlicher Weise für die jungen LeserInnen verständlich zu machen.

    Der 16-jährige Boudewijis, genannt Bou, verweigert fünf Jahre nach dem Tod seiner damals psychisch kranken Mutter alles, was das Leben lebendig macht.

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    Bou schreibt dazu: „Nicht zur Schule gehen, nicht essen, nicht schlafen, nicht reden, nicht wollen, nichts wollen, einfach überhaupt NICHTS ….“ (S. 5/6)

    Diese Worte sprechen eine deutliche Sprache! Der Vater entwirft eine ungewöhnliche Therapie, um dem Sohn zu helfen, sich selbst die Tür zu einem positiven, zufriedenstellenden Leben wieder zu öffnen: er legt ihm ein leeres Heft und einige CD ́s in sein Zimmer und stellt ihm ein Ultimatum: entweder tägliche Eintragungen sowie Anhören von Musik oder aber Einweisung in die Psychiatrie! Bou akzeptiert das Heft und ist mit seinen Worten teils sehr ehrlich und selbstkritisch; beschreibt sich z.B. als „Weich-Ei“. Mit der Musik hat er jedoch zunächst große Schwierigkeiten: „Therapiemusik“ mit dem „heiligen Gesabber mit „gewaltigen Orchestern“ – er will keine „Rollatormusik“ !

    Nachdem er mit dem Vater darüber gesprochen hat liegt am nächsten Morgen ein kleiner Stapel weiterer CD ́s vor seiner Zimmertür. Ein verständnisvoller Vater, sowie seine Tante Marjan und seine kleine Schwester Fussel, zu der er eine intensive, liebevolle Beziehung hat. Sie zeigt ihm ihre rührend naive Liebe auch immer mal wieder zwischendurch mit kleinen Aufmerksamkeiten! Außer in dieser seiner kleinen Familie befindet er sich außerhalb jeglicher sozialen Gemeinschaft. Im Verlaufe des Buches ändert sich dies ein wenig durch einen unregelmäßigen kleinen Briefwechsel mit einer Freundin. Die Reaktion des Vaters auf Bou ́s ersten Eintrag: „Für Unbefugte verboten“: „Ich muss es nicht wirklich lesen. Ich meine einfach nur, dass du ab und zu jemandem zeigen musst, dass du etwas hinein schreibst. Marjan oder Fussel zum Beispiel.“ (S. 7)

    Die Eintragungen des Jungen sind allesamt sehr aufschlussreich: sie zeichnen das Bild eines Jugendlichen, der fast alles negiert, in dessen Kopf aber ein großer Mix an splitternder Gedanken zu Themen wie Altenheim, Extremisten, Alkohol, Samenspenden ….arbeitet.

    Seine letzten Worte in seinem Heft: „War eigentlich gar keine so schlechte Idee von meinem Vater. Kein Tagebuch zu führen. Morgen kaufe ich ein neues. (Oder nächstes Jahr).“

    Ein sehr anspruchsvolles Buch, in welchem das Einfühlungsvermögen der jugendlichen LeserInnen stark gefordert und gefördert wird!

    Annette Heine

  • Wer morgens lacht

    Wer morgens lacht

    Mirjam Pressler

    Beltz Verlagsgruppe

    Verlagsempfehlung ab 14 Jahre

    Ich habe beim Lesen oft an das Verhältnis meiner Töchter zueinander gedacht.
    Auch da gab es Vorwürfe und Eifersucht, die für mich nicht erklärbar waren.

    Aus Annes Sicht wurde ihre Schwester immer bevorzugt konnte machen, was sie wollte. Die Eltern gaben immer nach. Nach ihrem Verschwinden versucht Anne ihre Schwester zu ersetzen, zu imitieren. Aber sie bleibt doch Anne.

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    Vieles klärt sich im Lauf des Buches, zum Teil auch das Verhältnis zu den Eltern. Zurück bleibt eine Schwester, die ihre Schwester hasst und liebt und in der immer ein Teil von ihr bleiben wird.

    Mich hat dieses Buch von Frau Pressler sehr angesprochen, obwohl mir auch einiges fremd blieb.

    Dagmar Mägdefrau

  • Und das nennt ihr Mut

    Und das nennt ihr Mut

    Inge Meyer-Dietrich (Autorin)

    Susanne Haberer (Illustratorin)

    Ravensburger Buchverlag

    Altersempfehlung ab 12 Jahren

    Wie in etlichen Jugendbüchern für die Altersstufe ab 12 Jahren geht es auch hier um eine Jungenbande. Der Herrscher dieser „Gang“: Mike geht in die gleiche Klasse wie die Hauptperson dieser spannenden Geschichte: Andy, dessen Ziel es ist, in Mikes Bande aufgenommen zu werden. Dies wird ihm jedoch erst durch Diebstahl als Mutprobe möglich gemacht.
    Trotz Erfüllung dieser gefährlichen Aufgabe macht die Bande ihn vor der gesamten Klasse lächerlich, und er fühlt sich dementsprechend isoliert.

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    Drohbriefe, die jeder lesen kann, wandern über die Tische hinüber zu ihm herüber – er hat sich noch nie so extrem unwohl und bedroht gefühlt! Nach dem Vorstellen eines neuen Mitschülers Henner macht sich die Bande auch über ihn sofort lustig: „Henner – Penner!“

    Für Andy gibt es nur noch ein Ziel: er will aus der Gang austreten! Bisher hat er sich leider weder seinem sehr verständnisvollen Klassenlehrer noch seinen Eltern anvertraut – er öffnet sich jedoch dem neuen Schüler gegenüber.

    Fast zum Ende der Geschichte gibt es noch einmal einen Höhepunkt dadurch, dass an die elterliche Hauswand groß „Hier wohnt ein Dieb“ geschrieben wird!

    Die zwischendurch eingestreuten kleinen grau-schwarz-weißen Fotocollagen nehmen nichts von der Farbigkeit dieser spannenden Geschichte, die mit pädagogischem Hintergrund absolut empfehlenswert ist und die jungen LeserInnen von der ersten Seite an fesseln wird!

    Annette Heine

  • Wie man unsterblich wird – Jede Minute zählt

    Wie man unsterblich wird – Jede Minute zählt

    Sally Nicholls

    Übersetzung: Birgitt Kollmann

    Carl Hanser Verlag

    Altersempfehlung von 7 – 11 Jahren

    Ausgezeichnet mit dem Luchs des Jahres 2008 und nominiert für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2009, Kategorie Preis der Jugendlichen

    Fragen über Fragen, die sich der 11-jährige an Leukämie erkrankte Sam stellt. Darunter sind Fragen wie folgende: „Warum lässt Gott Kinder krank werden?“ Er weiß bereits während des Schreibens, dass ihm niemand eine Antwort darauf geben kann. Auch sein Wissen über die Krankheit ist so schonungslos realistisch, dass er in seiner Einführung bereits schreibt „Wenn du das hier liest, bin ich vermutlich tot.“

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    Diese Äußerung steht am Ende einer einführenden Liste. Sams tagebuchartige Erzählung teilt das Buch in abwechslungsreiche Kapitel ein; eine Erleichterung für junge LeserInnen!

    Trotz des begrenzten Lebens von Sam wird Mut vermittelt durch die ungewöhnliche Haus-Lehrerin, die Sam und seinen krebserkrankten und auf den Rollstuhl angewiesenen Freund Felix unterrichtet.

    Sie schafft es durch eine Reihe von ihr in Auftrag gegebenen Listen, derer beider Leben zu verändern. Durch die Frage nach von ihnen erwünschten und bevorzugten Erlebnissen setzt sie ihnen neue Ziele – wenn auch nur kurzzeitig aufgrund ihres absolut begrenzten Lebens.

    Im Mittelpunkt steht weiterhin Sam, denn der hilflosere Felix ist derjenige, der ihn zu Aktivitäten drängt und ihn dabei unterstützt. Wünsche unterschiedlichster Art tauchen auf:

    ein Mädchen küssen, ein berühmter Forscher werden, in einem Zeppelin fahren …

    Familie und Freundschaft bedeuten in diesem Buch absolute Hilfe, Rückhalt und Wärme! Eine ungewöhnliche Konfrontation mit unheilbarem Leid und trotzdem gespickt mit Komik zum Schmunzeln – Jugendliche, sowie Eltern und Lehrer werden sicherlich so wie ich in den bewegenden Bann gezogen werden!

    Dieses Erstlingswerk der jungen 25-jährigen Autorin hat bereits mehrere Literaturpreise gewonnen und ist in 18 Sprachen übersetzt.

    Annette Heine

  • Die Kurzhosengang

    Die Kurzhosengang

    Victor Caspak, Yves Lanois

    (Hinter den beiden Autoren verbirgt sich der Autor Zoran Drvenkar)

    Illustrationen Ole Könnecke

    Übersetzung Andreas Steinhöfel

    Carlsen Verlag (auch als Kindle)

    Altersangabe ab 12 Jahre

    Auf der Kinder- und Jugendbuchliste SR, WDR, Radio Bremen ausgezeichnet mit 'Die besten 7 Bücher für junge Leser 2004'

    Deutscher Jugendliteraturpreis 2005 in der Kategorie Kinderbuch


    4 Jungen, 11 Jahre gehen in einer Kleinstadt in Kanada in die Schule und erleben aberwitzige Geschichten, die sie unfreiwillig zu Helden machen und jedes Mal ins Fernsehen bringen. Sie verleben jede freie Minute miteinander, fühlen sich schon sehr erwachsen, gucken Horrorfilme – wenn die Eltern weg sind – und halten wie Pech und Schwefel zueinander.

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    Als 1. erzählt Rudolpho, wie sie zum Namen „Kurzhosengang“ kamen. Während einer Turnstunde wird durch einen Orkan die halbe Schule weggerissen. Wie sie ihre Mitschüler nach einer halsbrecherischen Fahrt mit einem gekaperten Feuerwagen retten, versetzt den Leser in Erstaunen.
    Als 2. erzählt Island, wie sich die Kurzhosengang mit der Pauli-Gang streiten – sie hassen sich seit dem Kindergarten. Bei einem Eishockeyspiel schießt ein Puck in hohem Bogen aus dem Stadion. Die Kurzhosengang will den Puck in 10 Minuten finden, weil sonst das Spiel abgebrochen wird. Doch dabei entdecken sie eine Frau, die vom Schnee in ihrem Auto eingeschlossen ist und gerade ein Kind gebiert. So werden sie unfreiwillig zu Geburtshelfern und landen als Helden im Fernsehen.
    Die 3. Geschichte erzählt Snickers. Nach einer Schneeballschlacht mit der Pauli-Gang hämmert es an der Tür. Es ist ein Grizzly, der sich Eingang ins Haus verschafft und für große Verwirrung sorgt. Nachdem die Polizei mit einem Hubschrauber den eingeschlafenen Grizzly in die kanadischen Wälder zurücktransportiert, kommt die Kurzhosengang zum 3. Mal ins Fernsehen.
    In der 4. Geschichte spricht Zement (er ist ein „Dappes“ – etwas langsam, aber liebenswert) mit seinem Schutzengel Lothar und anderen Geistern. Dadurch kann er ein Zugunglück im letzten Moment verhindern. S. 200 und 201 vorlesen.

    Stoff und Inhalt

    Vorwort und Fußnoten verworren, nicht kindgemäß – eher für erwachsene LeserInnen gedacht (Hier fängt das Verwirrspiel von Steinhöfel und Könneke an.)
    Lebenswelt: Kanada = fremd, Jungengang vertraute Handlungsweisen – auch wenn alle Situationen überzeichnet sind – man kann es einfach nicht glauben, was da geschieht.
    Identifikation = starke und schwache Personen mit eigener Identität, unterschiedlichem Charakter und Qualität.
    Grundaussage: Freundschaft in der Gang, d. h. man hält zusammen, hilft sich und sei die Situation auch noch so extrem.
    Die Geschichten bzw. Abenteuer sind ausgesprochen originell, die Extremsituationen widersprechen jeglicher Klischeevorstellung.
    Thema: Kanada – Winter – Land, Schule, Handlung 4 x mit eigenem Spannungsbogen, der immer im Fernsehstudio endet.
    Sprache und Stil: erst befremdlich, Jugendsprache wirkt authentisch, viel direkte Rede. Viel Ironie und überbordende Situationskomik. Dies setzt aber auch Raum frei für eigene Fantasie.
    Fazit: Nimm’s leicht, denn es könnte noch schlimmer kommen. Aber wenn es schlimm kommt, sind gute Freunde lebensnotwendig.
    Aussehen: comichaft, witzig. Doch ich dachte, die Illustrationen richten sich eher an 8jährige.

    Meine persönliche Meinung: Am Anfang schienen mir die Situationen sehr überzogen, nicht nachvollziehbar. Erst bei der Grizzly-Geschichte begann ich den Witz zu begreifen. Danach habe ich das Buch mit großem Vergnügen zuende gelesen.
    Ich habe bei der Buchmesse die Preisverleihung miterlebt und auch die Interviews am nächsten Tag. Danach hatte ich den Eindruck, Steinhöfel und Könneke haben sich den Gag ausgedacht, um die gesamte Literaturszene zu verwirren, zu verunsichern und sie als Farce zu entlarven. Doch es war ein Trio, zu den beiden vorgenannten outete sich später noch Zoran Drvenkar. Die drei amüsieren sich darüber königlich, wahrscheinlich noch heute!

    Ich hatte mich für diesen Titel entschieden, weil ich durch Kritiken darauf aufmerksam geworden bin. Die Kritik ließ eine witzige Geschichte vermuten, die mich neugierig machte.

    Dagmar Mägdefrau