• Bunte Fische überall

    Bunte Fische überall

    Kathrin Schrocke

    Mixtvision

    Leseempfehlung ab 12 Jahre

    Dank eines Notizbuches, was Barnies Väter für wesentlich sinnvoller halten als ein Tablet, lässt Barnie uns an ihrem Leben teilhaben. Was zunächst kein Tagebuch werden soll, wird irgendwie doch eins. Und es gibt genug zu berichten: Vom Alltag mit Papa und Dad, die doch sehr streng sein können, von ihrer abwechslungsreichen Verliebtheit und natürlich von ihrer Radiergummisammlung und ihren Fischen. Ein neues Schulprojekt soll sie nochmal mehr auf Trab halten: Babys mit künstlicher Intelligenz sollen das Leben mit Kind simulieren.
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    Die "Familie" gründet sie mit Sergej, in den sie sich verliebt. Ihre Väter bekommen so halb alles mit, das Projekt, den neuen Freund und das übliche Chaos, trotzdem muss Barnie viel für sich selbst erkennen und entscheiden, was wirklich wichtig ist. 
    
    Der Einstieg in das Tagebuch wirkte etwas aufgesetzt und Barnie wie jeder genervte Teenager. Jedoch wird das Tagebuch mit dem Verlauf immer authentischer und man lernt ein junges, leicht verwirrtes, jedoch sehr schlaues Mädchen mit einer eigenen Persönlichkeit kennen, zusätzlich ist sie auch einfach lustig. Es ist schön zu lesen, wie selbstverständlich für sie der Alltag mit zwei Vätern ist, trotzdem werden die einhergehenden Schwierigkeiten von Außen nicht ignoriert. Die Idee, die Story um das Baby-Projekt herum zu spinnen, kommt dem Tagebuch zu Gute, denn es wird alles außer langweilig.
    
    Raphaela Brosseron

    Bernadette, genannt Barnie, hat eine beeindruckende Radiergummisammlung, eine langjährige Freundin und zwei Väter. Von denen bekommt sie nicht das gewünschte Pad, sondern nur ein Notizbuch und sie weigert sich dieses als Tagebuch zu nutzen.
    Ihr leiblicher Vater, den sie Papa nennt, ist mit einem Amerikaner, den sie Dad nennt, verheiratet. Die beiden sind ein normales Paar, das sich um ihre Tochter sorgt, sich liebt, aber dass sich auch streitet. Sie mühen sich um Umweltschutz und gesunde Ernährung.
    Die Lehrerin, deren wallende grau-beige Kleidung sicher jeden von uns an eine eigene Lehrerin denken lässt, berichtet der Klasse von einem Projekt an der die Klasse teilnehmen wird. Jeweils zwei Schüler*innen sollen sich um ein Baby kümmern. Einen kleinen Computer aus Plastik, der in der Lage ist Gefühle zu erzeugen. So kommt es zu unterschiedlichen Konstellationen. Als der Nachbarssohn Sergej mit Barnie zusammen ein Kind versorgen möchte, leidet ihre Freundschaft zu Finja sehr. Aber hat Sergej nicht so wunderschöne Augen?
    
    Es ist spannend zu beobachten, wie sich die Dreizehnjähren durch dieses Projekt verändern und reifen. Sie bekommen wenig Schlaf und auch ihre Hobbies müssen unter der Elternschaft leiden.
    
    Eine gefühl- und humorvolle Geschichte über die ersten und anderen Lieben, über Eltern-sein und über Regenbogenfamilien. Aber auch über Toleranz und Verständnis. 
    
    Dagmar Mägdefrau
  • Keiner zwischen uns

    Keiner zwischen uns

    Carolin Hristev

    ueberreuther

    Verlagsempfehlung ab 12 Jahre

    Die blonde Marie und die kopftuchtragende Barin sind die Neuen in 9b, einer Klasse, der sich auch der neue Klassenlehrer Herr Zimmer erstmal stellen muss. Gerade die Jungs fallen nicht immer durch perfektes Benehmen auf. Nelson, der einzige Schwarze der Klasse, verliebt sich sofort in Marie und wir erfahren durch einen Vorausblick, dass ausgerechnet sein bester Freund Hamza sich an sie ranmachen soll. Eifersucht und Streit sind da vorprogrammiert. Leider sind das nicht die einzigen Probleme, denen sich die Jugendlichen stellen müssen.
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    Zuhause läuft es nicht bei allen gut, Rassismus und Mobbing sind allgegenwärtig und in wen man so verliebt ist, ist alles andere als Privatsache. Auf der Klassenfahrt kommt alles zusammen, es entstehen Konflikte und Missverständnisse, die nicht nur Nelsons Liebesglück gefährden, sondern auch die alteingesessene Freundschaft mit Hamza. Verwirrt und überfordert muss er sich durch diese schwierige Phase bringen- ob Marie dabei an seiner Seite sein wird?
    Erzählt wird darüber, was Jugendliche bewegt, in einer sehr authentischen Sprache, die in dem Alter nun mal nicht immer politisch korrekt, erwachsen oder besonders poetisch ist- es sei denn, sie legen es darauf an. Neben den Perspektivwechseln in den Kapiteln, die allerdings überwiegend aus Nelsons Sicht geschildert sind, werden uns ab und zu noch die Chat-Verläufe gezeigt, die die Distanz zu den Figuren noch mehr verringern. Durch die verschiedenen Charaktere und der Vielseitigkeit ihrer Probleme wird fast jedem/ jeder Identifikationspotenzial geboten. Allerdings hat sich die Autorin viel vorgenommen, sodass jedes Thema nur angerissen wird und die tatsächliche Lösung der Konflikte manchmal verloren geht. Trotzdem vereint der Roman alles, was für Jugendliche relevant sein könnte und das in einer Sprache, die nicht gekünstelt, sondern echt wirkt.
    
    Raphaela Brosseron

    Nelson ist 15 und lebt mit seiner depressiven Mutter, die deshalb immer wieder in eine Klinik muss, in Hamburg. Sein afrikanischer Vater ist vor zwei Jahren gestorben. Aufgrund seiner Hautfarbe wurde er mit dem Wechsel in die weiterführende Schule zum Mobbingopfer. Erst seine Freundschaft zu dem coolen Hamza macht dem ein Ende. Die beiden Jungen verbringen ihre Zeit miteinander und fühlen sich als Brüder.
    Mit Herrn Zimmermann bekommt die Klasse einen neuen farblosen, unsicheren Lehrer. Gleichzeitig kommen auch zwei Mädchen dazu. Barin, ein Flüchtlingsmädchen aus Afghanistan, und Marie, die aufgrund der Scheidung ihrer Eltern von einer Privatschule wechseln musste.
    Als Nelson die blonde Marie sieht, ist es sofort um ihn geschehen. Er rechnet sich wenig Chancen bei ihr aus, ist aber froh, dass Hamza nicht an ihr interessiert ist. Dann geht es auf Klassenfahrt nach Mecklenburg-Vorpommern. Da auch Marie Nelson toll findet, kommen sich die beiden dort näher. Allerdings ist die junge Liebe vielen Problemen ausgesetzt und es gibt einige Missverständnisse. Da Nelson immer wieder sehr krass und emotional reagiert, gibt es immer wieder Konflikte.
    
    Die kurzen Kapitel des Buches werden aus Sicht von Nelson und Marie in einer sehr jugendlichen Sprache erzählt. Hin und wieder gibt es auch eine SMS-Unterhaltung. Mich haben die vielen Vorurteile der jungen Menschen erstaunt. „Schwul“ ist ein Schimpfwort und in einer Szene konnte die Lehrerin sie nicht zur Toleranz gegenüber Homosexuellen bewegen.  Das macht mir Angst für die Zukunft dieser Generation, ich hatte angenommen, dass wir solche Denkweisen überwunden hätten. So gefällt es mir, dass sich in dem Buch die Protagonisten verändern und zum Schluss mehr Verständnis aufbringen.
    
    Dagmar Mägdefrau
  • Die 5 Doppelpunkte und das verschwundene Skelett

    Die 5 Doppelpunkte und das verschwundene Skelett

    Maria Braig

    epubli

    Leseempfehlung ab 12 Jahre

    Allein der Titel ist ein schöner Verweis auf die berühmten “ Drei ???” und die 5 Doppelpunkte erfüllen sich den Traum, den wohl jedes Kind irgendwann mal hatte: selber einen Kriminalfall lösen. 
    Neben ihren ausgezeichneten detektivischen Fähigkeiten zeichnet sich die Gruppe auch noch in ihrer Vielfalt aus. Ferrari sitzt im Rollstuhl, die Väter der Zwillinge sind schwul, Abdo kommt aus Afrika und Slash lässt sich nicht einfach in ein Geschlecht einordnen. 
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    Meine erste Angst, dass durch die Gruppenkonstellation die Geschichte an einem Entwurf von Inklusion und Integration vorbeischlittert, da sich die “Außenseiter”der Klasse zusammentun, hat sich erfreulicherweise nicht bestätigt.
    Die fünf wissen vielleicht um ihre Besonderheit, sehen sie aber als normal an und fordern wie selbstverständlich ihre Beachtung im Alltag. Selbstbewusst und schlau, gehen sie auch die Suche nach dem verschwundenen Skelett an. Und auf die Lösung muss man erstmal kommen, da gilt es nicht nur, die Figuren dafür zu loben, sondern auch die Autorin für ihre Kreativität. Eine wirklich schöne Krimigeschichte für Kinder, die ganz nebenbei eine wichtige Botschaft vermittelt. Hoffentlich lösen sie noch weitere Fälle zusammen!
    
    Raphaela Brosseron

    Diese riesigen Augen, die mich vom Cover anblicken, hatten es mir sofort angetan und das Buch, das aus 12 Kapitel besteht, lässt sich sehr schön lesen.
    Eine ungewöhnliche Truppe hat sich da zu einer Gang zusammengetan. Die Zwillinge Lena und Luke, die jetzt bei ihren zwei Papas leben, Ferrari, die ihren roten Rollstuhl seht gut beherrscht, Abdo, der Junge aus dem Sudan, der oft auf Unverständnis stößt, weil er schwäbelt und Slash, die/der nach dem Querstrich zwischen Jana/Jan benannt ist.

    Diese fünf schaffen es zunächst sich als Gang zusammenzuschließen und ein Art Arbeitsordnung zu entwickeln. Die Autorin hat sich eine schöne Entstehungsgeschichte zum Namen „5 Doppelpunkte“ einfallen lassen und auch der Fall, mit dem verschwundenen Skelett, ist spannend angelegt.Nebenbei erfahren wir einiges über die Probleme der einzelnen Gruppenmitglieder, mir gefällt es, dass da oft ein feiner Humor mitschwingt.  Auch mit Wut, Angst und Verzweiflung muss umgegangen werden und da können sich die Kinder gut unterstützen.
    Knochen-Paul, das Schulskelett, ist aus dem Bio-Raum verschwunden und es geht das Gerücht, dass es sich um den Großonkel eines Schülers handeln soll. Ist es wirklich möglich, dass das Skelett nicht aus Plastik ist? Wer könnte die alten Knochen aus der Schule geschafft haben? Die fünf Kinder versuchen alles, diesen Fall zu lösen und erfahren dabei so einiges über die Vergangenheit unseres Landes. So einfach kann Geschichte sein.

    Am Ende kommt es zu einer sehr rührenden Szene, die aber auch zeigt, wie die Kinder mit der Lösung dieses Falls gewachsen sind. Da wurden mir durchaus die Augen feucht.
    Ich hoffe, dass das nicht der letzte Fall der 5 Doppelpunkte war.

    Dagmar Mägdefrau

  • Der Pfad – Die Geschichte einer Flucht in die Freiheit

    Der Pfad – Die Geschichte einer Flucht in die Freiheit

    Rüdiger Bertram

    cbt

    Verlagsempfehlung ab 12 Jahre

    Der zweite Weltkrieg lässt die Menschen aus Deutschland flüchten, so auch Rolf und seinen Vater. In Marseille versuchen sie die Weiterreise nach New York zu organisieren, wo die Mutter auf die beiden Männer und den Familienhund bereits wartet. Das dieser Weg nicht einfach sein wird, begreift Rolf, obwohl er noch ein Kind ist, denn die Gefahr schwebt immer über ihnen. Regelmäßig kommt es in der Stadt zu Verhaftungen.
    Um nicht nur in der Angst zu verfallen, haben sich die beiden ein kleines Spiel ausgedacht: “Gut oder böse”, und sie raten, wer zu welcher Seite gehört.
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    Die eigentliche Flucht soll über die Berge erfolgen, der einheimische Junge Manuel soll sie diesen Pfad entlang führen, doch auch trotz seiner Hilfe bleibt die Gefahr bestehen.
    Wären nicht die Hintergründe der Nazi-Zeit, könnte dies eine spannende Abenteuergeschichte von zwei Jungen und einem Hund sein. Leider waren auch Kinder den Umständen ausgeliefert. Umso sinnvoller ist es, in dieser Geschichte durch den Erzähler Rolf  eine kindliche Perspektive einzunehmen. Man merkt ihm seine naive Art manchmal an, doch gepaart mit seinem Mut hilft ihm vermutlich eben diese, ihn durch die finstere Zeit zu bringen. Berührend ist die Freundschaft zwischen ihm und Manuel, die am Anfang gar nicht erst nach einer aussah. Aber so fangen auch heute noch die besten Freundschaften an: „Am Anfang habe ich dich nicht gemocht!“ Die Perspektive, die Sprache und auch die Comics am Anfang und am Ende bereiten die Geschichte wunderbar für jüngeres Publikum auf.
    
    Raphaela Brossseron

    Rolf ist mit seinen Eltern schon früh nach Paris ausgewandert, hier wollten sie den Krieg überstehen. Als dann die Deutsche einmarschieren und Rolfs Mutter schon in New York ist, machen sich Vater und Sohn auf den Weg nach Süden, von Marseille. Dort leben viele Flüchtlinge, die weiterwollen, weil es auch in dem nicht besetzenten Teil Frankreichs viele Nazis sind. 
    Trotz der schrecklichen Situation genießen Rolf und Ludwig zusammen mit den Terrier Adi das Meer. Als sie alle Papiere zusammen haben und die Lage immer brenzliger wird, Spanien, hier soll ein Hirtenjunge sie über die Grenze bringen. Eine gefährliche Strecke, da auch hier deutsche Streifen unterwegs sind. Doch der Wunsch endlich nach Amerika zu kommen, treibt die beiden an. Manuel, ein Hirtenjunge, der keine Schule besucht hat, spricht gebrochen Deutsch und erklärt, dass die Mitnahme des Hundes viel zu gefährlich sei.
    Wird Rolf den Hund seiner Mutter, an dem er sehr hängt zurücklassen?
    Rolfs Vater ist Journalist und seine Artikel gefallen den Nazis nicht, deshalb verlässt er Deutschland. Er ist ein fröhlicher Mann, der gern mit Rolf im Meer tobt und das Spiel „Gut oder Böse“ mit ihm spielt. Rolf ist sehr reif für sein Alter und erfahren im Verstecken, wenn es zu einer Razzia kommt. Doch was alles auf dem Pfad, den sie wandern müssen geschieht, damit hätte keiner gerechnet. Rolf lernt viel von Manuel und dieser staunt über Rolfs Erzählungen über große Städte, wie Berlin. 

    Zur Erklärung der Lage, gibt es zu Beginn des Buches einen kleinen Comic und die Geschichte wird auch in dieser Form zu Ende erzählt. Mir hat das sehr gut gefallen.
    Das Buch erzählt anhand des Schicksals von Rolf und Manuel über Fluchtwege, von ihren Eltern getrennte Kinder, der Angst davor festgenommen zu werden, dem Leben in einem fremden Land, Gefahren der Natur, aber auch von Hilfsbereitschaft und Freundschaft.
    Spannend, traurig, aber auch humorvoll liest sich das Buch sehr gut. Da es einen Film zu diesem Buch gibt, kann man in der Mitte des Buches Fotos dazu sehen, das Cover zeigt Julius Weckauf, der den Rolf spielt.

    Dagmar Mägdefrau

  • Blindhuhn

    Blindhuhn

    Gudrun Güth

    Papierfresserchen

    Verlagsempfehlung ab 12 Jahre

    Gesa hat einen blinden Vater, doch nicht alle wissen von ihm, denn irgendwie ist Gesa die Behinderung des Vaters peinlich. Da ist es umso schlimmer, dass ihre beste Freundin zu ihr sagt „Du bist ja behindert – genau wie dein Vater.“ Die Freundschaft zerbricht nach diesen Worten und damit auch das Treffen mit der Clique in der Eisdiele. 
    Obwohl Gesa ihren Vater sehr liebt, ist ihr die Verpflichtung, wie das Abholen vom Bus, oft zu viel. Auch eine Feier im Blindenverein, wo sie etwas vorführen soll und dafür ein Geschenk erhält, stößt ihr böse auf. 
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    Dann trifft sie auf Matthis, den Skateboarder, der auch Keyboard spielen kann. Er überzeugt sie, dass ihr Xylofon gut zu seiner Musik passt. 
    Als Matthies Gesas Vater kennenlernt, verstehen sich die beiden nach einem Missverständnis sehr gut und Matthis möchte gerne die Blindenschrift lernen. Die kleine dunkelhäutige Theo, die ebenfalls blind ist, bringt mit ihrer fröhlichen Art viel Freude in die neu gegründete Band. So lernt Gesa im Laufe des Buches viel über ihre Gefühle. Die Wut und die Scham, die sie wegen ihres blinden Vaters verspürt hat, löst sich auf, nachdem Gesa lernt offener damit umzugehen. 
    Es ist sicher nicht einfach, wenn man mit einem Behinderten lebt, hier ist es der Vater, der Gesa vermeintlich zu einer Außenseiterin macht. Diese negativen Gefühle überschatten ihre Liebe zum Vater. 
    
    Dieses Jugendbuch begleitet Gesa durch eine schwierige Zeit, doch ihre Familie, ihre Freund*innen und eine junge Liebe zeigen ihr, dass alles gar nicht so schwierig sein muss. 
    
    Dagmar Mägdefrau
  • Das Tor ins Anderswann

    Das Tor ins Anderswann

    Sabine Kruber

    Edition Weltenschreiber

    Leseempfehlung ab 12 Jahre

    Jana ist eigentlich ein gewöhnlicher Teenager, sie liebt ihre Band, vernachlässigt gerne mal die Hausaufgaben und ist bei ihren Haaren experimentierfreudig. Ihre Weihnachtsferien verbringt sie zwar gerne bei ihrer Oma, doch fehlt ihr der Kontakt zu ihrer Band sehr. Ablenkung findet sie schnell, jedoch anders, als sie sonst wohl vermutet hätte: Der Fund eines Holzengels führt sie zu einem Geist und zu einem Portal in die Vergangenheit. Dort, im Jahre 1838, gibt es noch so einiges zu tun. 
    Eine fantasiereiche Geschichte, die einen sogar mitten im August kurz in Weihnachtsstimmung versetzt.
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    Die Zeitreisen sind, trotz aller geisterhaften Einflüsse, authentisch und realistisch, auch die Auswirkungen auf die Gegenwart ergeben Sinn und verleihen der Story sogar ein schönes Ende. Die Einblicke in die Vergangenheit sind besonders spannend und man möchte nur zu gerne an Janas Stelle sein, trotz der beschriebenen Kälte und der Tatsache, dass sie zunächst nur als Geist das Jahr 1838 aufmischen kann.
    
    Eine wirklich schöne, unangestrengte und zauberhafte Geschichte zum Thema Zeitreise, perfekt um sie abends mit ein paar Keksen in der Vorweihnachtszeit zu lesen, aber auch zu jeder anderen Jahreszeit.
    
    Raphaela Brosseron
    

    Schon der Titel ist ungewöhnlich und geheimnisvoll. Jana eine 14-jährige Schülerin lebt während der Adventszeit wegen einer Schulschließung bei ihrer Oma. Sie trauert etwas dem WLAN und den Proben mit ihrer Band nach. Doch dann findet sie auf einem Spaziergang mit dem Hund einen Engel. Als ihr kurz danach der Geist eines Mädchens erscheint, dass sie um Hilfe bittet, folgt sie dem neugierig. So findet sie ein Tor in die Vergangenheit.
    Sie ist immer noch am selben Ort, nur ist die Landschaft verschneit und schnell erfährt sie, dass sie sich im Jahr 1838 befindet. Erstaunt stellt sie fest, dass sie in dieser Zeit ein unsichtbarer Geist ist und so die Menschen problemlos beobachten kann.
    Matthias ein Junge, der als Taschendieb seine karge Mahlzeit zusammen stiehlt, fällt ihr schnell auf und die folgt ihm zu seinem Herrn.
    Natürlich sucht sie auch nach dem Haus der Oma, dass sie noch einfacher vorfindet. Kann Agatha, die ihren Verlobten sucht, eine ihrer Vorfahren sein.
    Bei ihren Nachforschungen in der Vergangenheit und in der Gegenwart, kommt es zu einigen spannenden Situationen. Da fiebert man mit dem jungen Mädchen und hofft auf eine Lösung für die immer wieder auftauchenden Probleme.

    Wie sich dann alles auflöst und klärt, hat mir sehr gut gefallen. Das Buch war sehr gut zu lesen und die Szenen aus dem Jahr 1838 gut recherchiert und vorstellbar. Ich finde, obwohl das Buch in der Adventszeit spielt, kann man es zu jeder Zeit lesen und das ist auch meine Empfehlung.

    Dagmar Mägdefrau

  • Das Glaszimmer und ein Brief an den Führer

    Das Glaszimmer und ein Brief an den Führer

    Joesef Einwanger

    BVK LESEwelten

    Verlagsempfehlung ab 12 Jahre

    Das Taschenbuch hat 145 etwas größere Seiten und ist in 37 kurze Kapitel unterteil. Die Überschrift steht immer in einem Banner, dass auch ein kleines schwarz-weiß Foto mit dem typischen gerillten Rand passend zum Text abbildet. 
    Beim ersten Kapitel „Ein Raum voller Ratten“ zeigt es einige dieser Nager. Da der Vater an der Front ist und die Wohnung in München den Bomben zum Opfer fielen, ziehen Mutter und Felix aufs Land, ganz in der Nähe von Braunau, dem Geburtsort Hiltlers. Leider haben sich in einem Raum Ratten angesiedelt, die ein Nachbar erst erschlagen muss, damit die beiden dort wohnen können.

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    Ein Nachbar ist der Ortsgruppenleiter Feik und sein Sohn Karri, beide glauben fest an den Endsieg und eine Wunderwaffe. Felix hat es als Fremder nicht einfach in dem Dorf, aber noch schlimmer geht es den aus Rumänien geflüchteten. Tofan und sein Großvater leben in einem Zelt und Karri tut alles ihnen das Leben schwer zu machen.
    Gut, dass Felix sein Glaszimmer hat, eine Dachkammer, in die die Sonne durch kleine Glasscherben scheint und so den Raum verzaubert. Marta ebenfalls ein Nachbarmädchen verbringt gerne ihre Zeit mit Felix. Da beider Väter an der Front sind, kommen die beiden Kinder auf die Idee dem Führer einen Brief zu schreiben, in dem sie ihn bitten, den Krieg zu beenden. 

    Das Buch beschreibt die Situation zum Ende des 2. Weltkrieges. Bombenangriffe, ständige Überwachung und wenig Nahrungsmittel sind an der Tagesordnung. Es gibt ein Literaturprojekt zu diesem Buch und ich befürchte, dass das Lesen dieses Buches für ein Kind allein schwierig sein wird, ohne Führung und Erklärung. Felix kommt in einige schwierige Situationen und muss Entscheidungen treffen, die sich nur aus dieser Zeit erklären lassen und da sind die meisten wohl allein überfordert. Die Zwänge, die damals herrschten, sind in unserer Zeit kaum vorstellbar und ich hoffe, die Lektüre wird dazu beitragen, dass es nie wieder so wird.

    Dagmar Mägdefrau

  • Schön wie die 8

    Schön wie die 8

    Nikola Huppertz

    Barbara Jung

    Tulipan

    Verlagsempfehlung ab 12 Jahre

    Maltes Welt sind die Zahlen und genau wie ich liebt er die 8. Josefine ist seine Halbschwester aus der ersten Ehe seines Vaters. Weil ihre Mutter Krebs hat und zu einer Reha muss, zieht sie für ein paar Wochen bei ihrem Vater und der neuen Familie ein. Natürlich ist sie sauer auf die Frau, die ihr den Vater nahm, den Vater, der sie im Stich gelassen hat und auf Malte, der in einer Familie leben darf. So benimmt sich die gepiercte Josefine allen gegenüber ziemlich unmöglich, dazu schwänzt sie noch die Schule.

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    Malte nimmt regelmäßig an einer Mathe-AG teil und trainiert für die Mathe-Olympiade. Als dann aber ein Mädchen von einer anderen Schule dort auftaucht, sieht er in ihr die Konkurrentin, obwohl er auch verliebt in sie ist. Alles nicht so einfach für den Jungen.
    Als dann noch private Fragen über seine Eltern und ihn auftauchen, ist sein Leben nicht mehr berechenbar. Helfen da die Gedichte, die seine Schwester schreibt? Irgendwie bringen diese Texte die beiden näher und eigentlich ist es doch schön eine große Schwester zu haben. 

    Die Konflikte, die entstehen, wenn ein Familienvater sich neu verliebt, kennen wir aus der Literatur zur Genüge. Aber wie sich das Kind aus der neuen Verbindung fühlt, darüber lese ich hier zum ersten Mal. Ein Buch über familiäre Probleme und ihre Bewältigung, erste Liebe, Geschwisterliebe, Gedichte, Freundschaft und Mathe. Wie ich finde eine tolle Mischung und sehr lesenswert.

    Der gut zu lesende Text wird mit einigen schönen Zeichnungen ergänzt. 

    Dagmar Mägdefrau

  • Sein Reich

    Sein Reich

    Martin Schäuble

    KJB

    Verlagsempfehlung ab 12 Jahre

    Juri lebt mit seiner Mutter und ihren wechselnden Lebensparten in Stuttgart. Die Mutter hat etwas Pech mit ihren Männern, der letzte hat sie geschlagen und Heiko säuft. Weil kein Urlaub drin ist, kommt Juri auf die Idee seinen leiblichen Vater im Schwarzwald zu besuchen.  Vor zehn Jahren hat er den fünfjährigen Juri und seine Mutter gar nicht erst ins Haus gelassen. Trotzdem macht Juri sich auf zu ihm. Der Vater nimmt ihn auch auf und stellt ihm zunächst Achim und seine Familie vor. Sie wohnen auf einem Hof und sind Selbstversorger.

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    Die vier Kinder haben altmodischer Namen und verhalten sich entsprechend. Nur das Zwillingsmädchen Margarete macht ihm schöne Augen. Wenn die Jungen von „spielen gehen“ sprechen meinen sie Bogenschießen und es kann auch sein, dass Tiere gejagt werden. 
    Zunächst findet Juri viel Gemeinsames mit seinem Vater, doch dann erzählt er ihm doch sehr eigenartige Dinge. Eine Mondlandung hat es nicht gegeben, die Korrosionstreifen der Flugzeuge sind gefährlich und einige andere kuriose Theorien. So ist die BRD nur eine Firma und eigentlich gehören wir zum Deutschen Reich.
    Da Juri im Bus ein Mädchen aus dem Ort getroffen hat, hat er auch Kontakt zur Dorfjugend, die sich an einem See trifft. Hier hört er, dass sein Vater und seine Freunde als Nazis verschrien sind. 

    Reichsbürger kenne ich bisher nur aus den Nachrichten und dieses Buch zeigt den Alltag dieser Menschen. Verschwörungstheorien und faschistische Ideen kommen hier zu einer eigenartigen Mischung zusammen, dazu kommt die Gewaltbereitschaft. Diese Leute leben in den 1930er Jahren und haben ein entsprechendes Familienbild, so die Frau steht in der Küche. Aber auch Ärzten wird misstraut, ich habe das Gefühl, das kommen einige eigenartige Theorien zusammen. Ein Buch mit interessanten Informationen.

    Dagmar Mägdefrau

  • Insel der Waisen

    Insel der Waisen

    Laurel Snyder

    Mixtvision

    Verlagsempfehlung ab 12 Jahre

    Das Cover ist sehr schön gemacht und gibt schon ein Gefühl von tropischer Insel. Auf so einer Insel, ohne Wetterveränderung und gefährliche Tiere, leben 9 Kinder. Altersmäßig sind sie immer ein Jahr voneinander entfernt, immer abwechselnd ein Junge und ein Mädchen. Wie aus dem Nichts kommt jedes Jahr ein grünes Boot an, in dem Boot sitzt ein Kleinkind. Das älteste Kind, in diesem Jahr Denn, setzt sich dafür in das Boot und verschwindet. Damit ist Jinny nun die Älteste. Das angekommene Mädchen Ess ist ihr Mündel. Das bedeutet, dass Jinny für sie zuständig ist.

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    Denn die Kleine muss innerhalb eines Jahres z.B. schwimmen und lesen lernen. Keine einfache Aufgabe, wenn man wie Jinny nicht immer bereit ist die Regeln der Insel einzuhalten. So gibt es einen Spruch „Neun Waisen auf einer Insel, allein auf der Welt, einer mehr und der Himmel fällt.“ Was wird geschehen, wenn sie nicht in das Boot steigt, wenn es nach einem Jahr kommt? 
    Der erste Teil der Geschichte erzählt vom Leben auf der Insel, alles wirkt wie im Paradies. Die neun Kinder lesen ohne Sorgen und Probleme. Aber Jinny hat manchmal Zweifel, ob die Kinder wirklich Waisen sind. Wer ist die geheimnisvolle Abigail, der die Bücher gehörten, die die Kinder lesen? Im zweiten Teil wird es spannend und wir erleben den Konflikt Jinnys, die ihre Probleme mit niemanden teilen kann. 

    Ich finde manche Dinge in diesem Buch nicht logisch, die kleinen Neuankömmlinge benutzen schon die Toilette, die gehen „Plätschern“, können aber sehr schlecht sprechen. Dagegen lernen sie schon in dem Jahr lesen und schwimmen. Da die Kinder wohl bei Geschlechtsreife gehen müssen, müssten die Kleinen ca. 3 Jahre alt sein. Kinder können aber wohl erst mit 5 Jahren lesen lernen. Zudem leben die Kinder in schrecklichen hygienischen Verhältnissen. Wenn sie sich riechen können, gehen sie mit Kleidung, die nachher am Körper trocknet, ins Wasser zum Säubern. Für mich sind viele Fragen unbeantwortet, aber wahrscheinlich ist das so gedacht.

    Dagmar Mägdefrau

  • Elektrische Fische

    Elektrische Fische

    Susan Kreller

    Carlsen

    Verlagsempfehlung ab 12 Jahre

    Ich lese meist sehr schnell und überlese dabei einiges, aber dieses Buch hat so viel schöne Sätze und Formulierungen, dass ich es ganz genüsslich gelesen habe. Susann Kreller schreibt Sätze wie „Ich bin in einem Deutsch gelandet, in dem ich mich immer wieder verlaufe.“ „…, dass man mit Heimweh immer alleine ist, Heimweh ist ein winziger Raum,…“

    Emmas Mutter ist als junge Frau aus Mecklenburg nach Dublin gekommen, hat geheiratet und drei Kinder bekommen. Nach der Geburt jetzt siebenjährigen Aoife weiß sie, dass die Ehe mit ihrem ständig betrunkenen Mann keine Zukunft hat.

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    Jetzt wagt sie den Schritt und fährt zu ihren Eltern zurück. In dem kleinen Dorf ist alles anders, als es die Kinder gewohnt sind. Die Großeltern und die Mutter schweigen, der Raum in dem kleinen Haus ist knapp. Aoife spricht nach einem Vorfall in der Schule nicht mehr, der große Bruder versucht sich mit der Dorfjugend anzufreunden und Emma trifft auf Levin. Einen Mitschüler dessen Mutter sich mit elektrischen Fischen auskennt, die aber psychische Probleme hat. 
    Emma will hier nicht bleiben und Levin entwickelt für sie einen Plan, wie sie nach Dublin zu den Großeltern flüchten könnte.

    Im Laufe der Geschichte erfahren wir einiges über Dublin und Irland und einiges über die DDR-Vergangenheit. Aber auch viel über Emmas Gefühle und ihr Ankommen in Deutschland. Ich hätte noch einige Fragen und wüsste gerne, wie es weitergeht, aber da ist meine Fantasie gefragt. 

    Dagmar Mägdefrau

  • Wie der Wahnsinn mir die Welt erklärte

    Wie der Wahnsinn mir die Welt erklärte

    Dita Zipfel

    Illustration: Rán Flygering

    Hanser

    Verlagsempfehlung ab 12 Jahre

    Nominiert für den Jugendliteraturpreis 2020

    Lucie ist von dem neuen, weichen Hippie-Mann Michi an der Seite ihrer Mutter wirklich wenig begeistert. Alleine um ihm, seinen ach-so-lieben Zetteln am Morgen und seiner Einmischung in ihre Essenszubereitung zu entgehen, plant sie zu der ehemaligen Lebensgefährtin ihrer Mutter nach Berlin zu flüchten. Doch dafür braucht sie Geld.

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    Die Ausschreibung zum Gassi-Gehen scheint perfekt, wenn es denn tatsächlich darum gehen würde. Stattdessen findet sie einen eher abgedrehten alten Mann vor, der einen Ghostwriter für Rezepte braucht und sie immer nur “Mädchen” nennt. Dass er auch noch von einer magischen Wirkung seiner Rezepte erzählt und Tomaten als Drachenherzen bezeichnet, kann Lucie nur zum Schmunzeln bringen, jedoch nicht abschrecken. Denn die Bezahlung ist mehr als gut, schlägt sie sich halt eine Weile mit ihm rum. Vielleicht wird das mit dem Liebestrank ja später doch noch wichtig…

    Nicht nur die passenden und auch ansprechenden Illustrationen zum Text lassen die Geschichte bildhaft werden. Die Ich-Erzählerin benutzt eine lebendige Sprache, manchmal herrlich ironisch und bissig, gerade gegenüber dem esoterischen Michi, den man als Prototyp Hippie vor Augen hat. Zu gut lässt sich ihr Wunsch zur Flucht nachvollziehen. Obwohl Lucie auch wenig mit den beliebten Mädchen der Schule gemeinsam hat, an Selbstbewusstsein mangelt es ihr nicht. Ein ungewöhnliches Buch, das sich für genau das ausspricht: Einfach mal anders sein, als die anderen und keinen allzu starren Blick auf die Welt haben. Dann sind die Tomaten auf den Augen eben keine Tomaten mehr, sondern vielleicht mal Drachenherzen.

    Raphaela Brossseron


    Lucie lebt mit ihrer Mutter und ihrem jüngeren Bruder Jannis zusammen. Die Mutter hat wieder einen neuen Freund, den Michi. Ein ganz sanft gespülter Mann, der jeden Morgen Kalendersprüche auf den Frühstückstisch legt, vegan lebt und einen uralten Computer besitzt. Vor einiger Zeit war die Mutter mit einer Frau zusammen. Bernie ist Lehrerin und hat eine etwas andere Sicht weise auf die Welt, leider ist sie nach Berlin gezogen. 

    Luccie möchte in den Ferien zu ihr fahren, leider fehlt ihr das Geld. Darum ist das Angebot für 20 € die Stunden einen Hund auszuführen für sie ein echter Segen. Leider entpuppt sich das Angebot als Fake. Herr Klinge, der es ausgehangen hat, ist uralt, drahtig und sportlich, hat keinen Hund und lebt in einer völlig anderen Welt. Obwohl er manchmal erstaunlich angepasst handeln kann, glaubt er an Drachenherzen, die er als eingemachte Tomaten in seiner Wohnung hat. Auch anders Gemüse stuft er als Teile fantastischer Wesen ein. Luccie soll Rezepte für ihn aufschreiben, wie z.B. einen Liebestrank, der eigentlich Ketchup ist.
    Als Luccie diesen Ketchup nachkocht und Marvin, dem Schwarm der In-Clique, anbiete, kommt sie immer mehr in ein Riesenschlamassel.

    Eine wahrhaft verrückte Geschichte über eine sehr moderne Familienstruktur, in der auch die Liebe zueinander das Wichtigste ist. Über einen alten Mann mit einer Persönlichkeitsstörung, der Luccie doch einiges erklären kann und einer neuen Freundschaft, die vielleicht mehr werden kann.

    Die Zeichnungen, die das Buch sehr schön auflockern sind Aufzeichnungen und Gedanken von Luccie, die so eine Struktur bekommen und die ich großartig fand.
    Ich muss zugeben, dass mich das Buch an manchen Stellen schon gefordert hat, aber es lohnt sich bis zum Ende durchzuhalten. 

    Dagmar Mägdefrau

  • Simon Brand – Hüter der Welt

    Simon Brand – Hüter der Welt

    Michael Bahn

    BoD

    Leseempfehlung ab 12 Jahre

    Simon Brand ist 17 Jahre alt und er lebt in Berlin, sein Freund Marten zieht mit seinen Eltern nach Zolperding. Der Kontakt der beiden Jungen beschränkt sich auf SMS. Als Marten berichtet, dass die Menschen in dieser Kleinstadt nicht „normal“ seien, kommt es zu Unstimmigkeiten zwischen den beiden, denn Simon hat in diesen Tagen sein Outing. Der Freund reagiert gelassen darauf, da er schon eine Vermutung hatte.

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    Dann bricht aber doch die Kommunikation zwischen den beiden ab und Simon soll auch nicht, wie geplant, in den Ferien kommen. Aber Simon lässt sich nicht davon abhalten, zu seinem Freund zu fahren. Im Zug hat er eine eigenartige Begegnung. Ein alter Mann sagt ihm, dass er der neue „Hüter der Welt“ sei. In Zolperding angekommen, schickt Marten ihn weg und er kommt bei Marie, einer alten Frau, unter. Dann nimmt Marten Simon doch mit in den Wald und stellt ihm Sophie vor, die sofort versucht, Simon zu verführen. Zum Glück ist Simon nicht empfänglich für weibliche Reize und so kann er mit Hilfe seines Handys versuchen, die Welt vor dem Dunklen, Bösen zu retten.

    Der Stil, den der Autor für das Buch gewählt hat, ist schon besonders. Nach einem kurzen Text geht es mit SMS der beiden Jungen weiter. Danach gibt es fast ausschließlich Dialoge. Alles wird ohne Gänsefüßchen gedruckt und immer wieder durch #… unterbrochen. Diese zusammengeschriebenen Worte nach dem # beziehen sich auf den vorherigen Text und ließen mich oft schmunzeln. Da hat der Autor oft großartige Wortschöpfungen zusammengestellt. Es gibt auch eine Seite mit einigen verteilten Worten und eine mit einem immer wiederkehrenden Satz. 

    Das Buch vereint die Gefühle von Simon bzgl. seiner Homosexualität, sein Erwachsen- und Stark-Werden, seine Freundschaft zu Marten und eine erste Verliebtheit mit einer spannenden Geschichte über eine andere Welt, in der das Böse mit dem Guten kämpft. Gut, dass das Schicksal mit Simon einen so guten Hüter gewählt hat. Bestimmt werden wir noch von ihm hören.

    Dagmar Mägdefrau

  • SPY – Hotspot Kinshasa

    SPY – Hotspot Kinshasa

    Arno Strobel

    Loewe

    Verlagsempfehlung ab 12 Jahre

    Ich bin immer noch ganz atemlos von der Geschwindigkeit dieses Buches. Der fünfzehnjährige Nick, Deckname Spy, wird seit 3 Jahren in einer unterirdischen Einrichtung des BND zum Agenten ausgebildet. Sein von Vater kam nach einer dreijährigen Gefangenschaft  in Afrika endlich wieder frei. Doch die Wiedersehensfreude ist nur kurz, denn der Vater muss direkt wieder nach Kinshasa zu einer Konferenz der mächtigsten Politiker. Nick will das nicht so hinnehmen und folgt ihm gegen die Anweisung seines Direktors.

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    Dort lernt Nick einen einheimischen Jungen kennen, bei dem er übernachtet. Die siebzehnjährige Carol, die in der Schule die Assistentin des Direktor ist, ist eine hervorragende IT-Spezialistin. Sie kann sich in dem Konferenzhotel einmieten, indem auch Nicks Vater wohnt. Nick beobachtet etwas und ist nicht sicher, ob sein Vater, wie Martin, ein guter Freund des Vaters, auch zum Feind übergelaufen ist. Dann wird das Hotel überfallen und die Staatsoberhäupter werden als Geiseln genommen. Nick macht sich seine Gedanken und hat einen Plan, der ihn sein Leben kosten kann.

    Es ist einfach spannend zu lesen, wie dieser Junge clever und beherzt sein Können und Wissen einsetzt um die Welt zu retten. Eine Besonderheit hilft ihm dabei, er kann sich bei Stress und Schmerz schnell bewegen, während die Welt um in verlangsamt wird. 

    Mich hat das Buch sehr mitgerissen, logische Überlegungen, viel Aktion und einiges über die Landschaft waren eine tolle Mischung. Dazu der Teamgeist und die familiäre Bindung, einfach gelungen.

    Dagmar Mägdefrau

  • Vaters Befehl – oder Ein deutsches Mädel

    Vaters Befehl – oder Ein deutsches Mädel

    Elisabeth Zöller

    Fischer Schatzinsel

    Verlagsempfehlung ab 12 Jahre

    Die fünfzehnjährige Paula lebt zusammen mit ihrem Bruder Hans und den Eltern in einem netten kleinen Häuschen in Münster. Paulas beste Freundin Mathilde nimmt sie gerne zum Reiten mit, ihr Vater ist Leiter einer Klinik. Paula leitet einen Mädchengruppe und ist stolz Schaftführerin zu sein. Ihr ganzer Stolz ist das Buch „Mein Kampf“ mit einer persönlichen Widmung von Adolf Hitler. Sein Wille und das Wohl des Volkes bestimmen den Alltag.

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    Doch dann stellt sich heraus, dass Mathildes Mutter Jüdin ist. Da ihre Familie ihre Villa verlassen haben, ist die einzige Verbindung der Mädchen ein geheimer Briefkasten.
    Paulas Vater ist Polizist und seine Aufgabe ist es Münster judenfrei zu machen. Da Paula ihre Freundin nicht im Stich lassen will, kommt es zu Konflikten. Als sie erfährt, was ihr Vater tut, ist sie entsetzt und stellt sich gegen ihn. 

    Das Buch handelt von dem kleinen privaten Widerstand und seinen Folgen für Paulas ganzes Leben. Wenn dem Vater seine Aufgabe wichtiger ist, als seine Tochter, die immer seine Prinzessin war. Da spürt man die Ausweglosigkeit und bewundert den Mut dieses jungen Mädchens, dass ja von der Propaganda und der Nazi-Erziehung geprägt ist.

    Obwohl es viele Bücher über diese Zeit gibt, erzählt die Autorin hier aus einem anderen Blickwinkel und das macht das Buch so besonders.

    Dagmar Mägdefrau

  • we will fall – Eine Liebesgeschichte

    we will fall – Eine Liebesgeschichte

    Shannon Dunlap

    Sauerländer

    Verlagsempfehlung ab 12 Jahre

    Die Liebesgeschichte von „Tristan und Isolde“ findet hier ein modernes Gegenstück. In Brooklyn lebt Tristan kurz T gerufen bei seiner Tante. Er ist sehr intelligent und ein begnadeter Schachspieler. Sein Cousin Marcus ist der Boss im Viertel und wettet auf Tristan beim Schach. 
    Izzy kommt mit ihrer weißen, gut situierten Familien ach Brooklyn und als sich die beiden begegnen war es „ein Donnerschlag zum Vergleich zum Zuklappen eines Buches“. Die beiden sind für einander bestimmt. 

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    Da Izzys Bruder nicht mit dem Umzug einverstanden ist, provoziert er einen Konflikt mit Markus. Dadurch kommt dieser auf die Idee sich über die Schwester zu rächen. Da alle Angst vor Marcus haben, traut sich keiner zu sagen, dass Tristan und Izzy zusammen sind. Alle sehen ihre Liebe, nur Marcus nicht. 

    Das Buch wird von Tristan, Izzy und Brianna, einer Freundin von Izzy, erzählt. Zu jedem gehört ein Stein aus dem Schachspiel und im Text gibt es Informationen zu deren Charakter. Überhaupt gibt es immer wieder Parallelen zum Schach.
    Das Buch lässt sich gut lesen und ist sehr spannend angelegt. Man hat unterschwellig Angst um die beiden. Ihre zarte Liebe wird auch sehr schön beschrieben.

    Lediglich das Ende des Buches finde ich fremd, plötzlich und sehr traurig. Ein Buch, dass sicher nicht nur Jugendlichen gefallen wird.

    Dagmar Mägdefrau

  • Immer kommt mir das Leben dazwischen

    Immer kommt mir das Leben dazwischen

    Kathrin Schrocke

    Mixtvision

    Verlagsempfehlung ab 12 Jahre

    Karls Eltern sind beide sehr erfolgreiche Wissenschaftler und deshalb hat Karl auch ein besonderes Wissen auf einigen Gebieten. Als er von seinem verstorbenen Opa träumt, haben die Eltern auch sofort eine logische Erklärung. Im Traum hat Opa ihn aufgefordert ein Youtube-Star zu werden, obwohl er davon gar keine Ahnung haben kann. Karl weiß auch nicht so recht, was er auf dem Internet-Portal hochladen soll.

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    Seine Ideen sind eher komisch. Als er sich dann doch aufrafft, hat er nur Follower, die er auch kennt und eine komische Katzenfrau, die aber wieder verschwindet.
    Aber Karl hat auch so noch genug Probleme. Sein Schwarm Irina hat einen anderen, seine Oma erwägt in ein Mehrgenerationenhaus zu ziehen. Seine Eltern denken, es sei eine Hippie-WG und raten Oma sehr davon ab. Mit Hilfe seiner Cousins, die als Zwillingen nicht unterschiedlicher sein können, hilft Karl Oma beim Umzug. Dabei lernt er Larissa kennen und verliebt sich in sie. Die Leute, die in der WG wohnen sind eigentlich sehr nett und Oma wohnt gerne dort und nimmt wieder richtig am Leben teil. 
    Da trenne sich Karl Eltern und der Vater zieht aus der gemeinsamen Wohnung ausgerechnet in das Mehrgenerationenhaus und trifft dort auf Oma.
    Es passiert also einiges in diesem Buch und Karl hat dabei die Zügel nicht in der Hand. Es kommt ihm einfach immer das Leben dazwischen.

    Ein kurzweiliger Roman, der die Probleme nicht so wirklich ernst nimmt. Man lernt dabei eine Einrichtung kennen, die die Autorin aus eigener Erfahrung beschreiben kann und hat viel Spaß beim Lesen.

    Dagmar Mägdefrau

  • Wenn Worte meine Waffe wären

    Wenn Worte meine Waffe wären

    Kristina Aamand

    Illustriert von Frauke Schneider und Sune Ehlers

    Übersetzt von Ulrike Brauns

    Dressler

    Verlagsempfehlung ab 12 Jahre

    Nominiert für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2019

    „Zine“ bedeutet auf Deutsch Magazin und Scheherazade, ein siebzehnjähriges arabisches Mädchen, nutzt diese Form für ihre schriftstellerischen Arbeiten. Im Buch sind immer wieder diese kleinen Werke eingestreut. In einer akkuraten Handschrift, versehen mit Bildern, die aus Zeitschriften eingefügt wurden, ergänzen sie den Text des Buches hervorragend.

    Scheherazade lebt mit ihren Eltern in einem Stadtteil von Kopenhagen, der ausschließlich von Moslems bewohnt wird.  Hier in diesem Ghetto sieht jeder, was der andere tut und jeder hat das Rechts sich moralisch über den anderen zu erheben. Leben die Kinder nicht nach den strengen Regeln, haben die Eltern in der Erziehung versagt und werden mit an den Pranger gestellt.

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    Scheherazades Vater war Dichter und Jonaslist in einem arabischen Land, dort haben die Eltern ein sehr freies Leben geführt. Doch dann wurden die Texte angefeindet und der Vater musste für drei schreckliche Jahre ins Gefängnis, danach gelang der Familie die Flucht nach Dänemark. Doch der Vater kann sich nicht von seinem Trauma befreien, immer wieder schaut er sich den Krieg und das Elend im Fernsehen an. Das macht ihn aggressiv, auch gegenüber der Familie. Nach einem schlimmen Wutanfall kommt er ins Krankenhaus. Bei einem Besuch begegnet  Scheherazade Thea, einer Dänin, die ihre Mutter, die sich plötzlich nicht mehr bewegen kann, besucht.

    Als Scheherazade bei Thea übernachtet kommt es zum Sex. Scheherazade ist entsetzt und kann sich die Reaktion ihrer Mutter vorstellen. Trotzdem zieht es sie immer wieder zu Thea. Wie erwartet, ist die Mutter voller Ekel und Unverständnis und wirft ihre Tochter raus.

    Scheherazade ist am Anfang eine kopftuchtragende angepasste Muslime und entwickelt sich im Laufe des Buches zu einer freien jungen Frau, die eine andere Frau liebt, mit offenem Haar. Unterstützung findet sie nicht nur bei ihrer Freundin und einer Selbsthilfegruppe, auch ihr Vater hilft ihr dabei.

    Das Buch erzählt nicht nur die Geschichte von Scheherazade, es werden auch andere Schicksale aufgezeichnet. Besonders der Einblick in den eigenen kleinen Kosmos dieser Menschen, zeigt, warum so vieles falsch läuft mit der Integration. Da kommt es zu Bespitzelung und  Denunziation, da versucht jeder sich am Leid der anderen zu ergötzen, damit der Fokus nicht auf die eigenen Probleme fällt. Wie ist es möglich als Mutter seinen Kind zu sagen „Du bist nicht mehr meine Tochter“?

    Ein Buch, das mich sehr bewegt hat und das ich sehr empfehlen kann.

    Dagmar Mägdefrau