• Zwischen Berlinern und Butterbrezeln

    Zwischen Berlinern und Butterbrezeln

    Annemieke Reesink

    Spaß am Lesen Verlag

    Leselevel 2

    Das Cover zeigt des Gebäck, das dem Buch den Titel gibt mit Deutschlandfähnchen geschmückt. 
    Das Buch wendet sich in erster Linie an Menschen, die nach Deutschland zugewandert sind und die hier einiges über unser Land und die Menschen, die hier leben, erfahren.
    mehr oder weniger lesen
    Unter der Überschrift „zu Hause“ geht es um die eigene Wohnung und den Umzug dorthin. 
    Die Geschichten handeln zum von einem jungen Syrer, der oft mit seinen Freuden unterwegs ist. Mir ihrer Hilfe zieht er nach Münster und trifft dort auf eine sehr nette Nachbarin, die ihn zum Geburtstag einlädt. So lernt Feras das Fettgebäck Berliner kennen.
    Roksana und ihre Tochter Karen kommen aus der Ukrainer und obwohl Roskana einige deutsche Helfer*innen hat, sehnt sie sich nach Kontakten. Sie traut sich aber oft nicht, ein Gespräch anzufangen, weil sie befürchtet, dass ihr Deutsch nicht genügt und die anderen zu schnell sprechen werden. Aber dann muss sie doch handeln, weil die Nachbarn zu laut sind und sie und ihre Tochter nicht schlafen können und bei den Nachbarn schellen. Doch die reagieren sehr freundlich und so ist das Problem schnell gelöst.
    Zu den sieben Kapiteln gibt es jeweils zwei kurze gut verständliche Geschichten, die sich mit dem Alltag hier in Deutschland befassen. Da geht es um Nebenkosten, Versicherungen und die Möglichkeit einer Ausbildung. Da werden Kontakte geknüpft und am 3. Oktober zwei Feste gefeiert. Ein gut zu lesendes Buch, das ich für das Erlernen der deutschen Sprache sehr empfehlen kann.

    Dagmar Mägdefrau
  • Wir kommen zurecht

    Wir kommen zurecht

    Annika Büsing

    Steidl

    Ohne Altersangabe / junge Erwachsene

    Nominiert für den Literaturpreis Ruhr 2025

    „Wir kommen zurecht“, könnte Philipp zu seinen Lehrkräften sagen, die seine phasenweise geistige Abwesenheit im Unterricht bemerken und nach seiner Situation zu Hause fragen. Oder zu seiner älteren Freundin, wenn es um sein Verhältnis zur Stiefmutter geht. 
    mehr oder weniger lesen
    Oder zu dem Mann, der eines Tages an der Tür klingelt und vieles verändert. Oder auch zu seiner Mutter, die versucht, wieder einen Platz in seinem Leben zu finden.
    „Manchmal dachte er, dass das sein ganzes Leben war: merken: ja, anmerken lassen: nein.“
    Doch die, die Philipp wirklich kennen, würden ihm diesen Satz nicht abnehmen. Zum Beispiel Lorenz, sein bester Freund. Einfach macht Philipp es auch ihm nicht. Obwohl Philipp ein feines Gespür für seine Umgebung hat, bleibt er oft undurchdringlich. Vielleicht ist das seine Art, die psychische Erkrankung seiner Mutter zu verarbeiten, zu absorbieren, zu kompensieren. Selbst als Lesende war ich mir nicht immer sicher: Was geht wirklich in ihm vor? Und wenn er nicht gerade in Imaginationen und surreale Szenarien abdriftet (vielleicht auch befeuert durch den Konsum einer bestimmten Pflanze) bleibt vieles in ihm verschlossen.
    Die gewählte Erzählperspektive passt hervorragend. Philipp aus der Ich-Perspektive sprechen zu lassen, hätte seiner Figur nicht entsprochen, zu direkt, zu offen. Trotzdem ist die Perspektive sehr wertschätzend ihm gegenüber, geht radikal (aber auch fair) mit den Erwachsenen in seinem Leben um.
    Ein Erwachsener, der auch Philipp werden musste, wird er jetzt doch 18.
    Ein besonderer Familienroman, der fordert, ohne zu überfordern, und der in seiner Vielschichtigkeit beeindruckt.

    Raphaela Brosseron

    Ich musste schon das halbe Buch lesen, bis Philipp seinen 18. Geburtstag feiern konnte. Sein Vater, Chefarzt der Chirurgie, lebt seit einigen Jahren mit Stella, einer jungen Frau, zusammen. Philipps Verhältnis zu ihr, die er seine Stiefmutter nennt, ist alltäglich und ohne große Probleme. Mit Lorenz ist er schon lange befreundet und die beiden verbringen die meiste Zeit zusammen. Philipp hatte bisher immer gute Noten und jetzt, wo es auf das Abitur zugeht, schwänzt er häufig den Unterricht und kifft lieber mit Lorenz auf dem Friedhof.
    Mit einer Mitschülerin, mit der er zusammen war, hat Philipp wegen Mascha Schluss gemacht. Dass Mascha die ältere Schwester ist, macht die Sache besonders schwierig. Aber Mascha ist ganz anders als die Mädchen, mit denen er bisher zusammen war.
    Philipp hat immer wieder kleine Flashbacks, so erinnert er sich an einen Hund oder an einen italienischen Jungen mit einem Fußballtrikot, das Philipp sich auch gewünscht hätte. Philipp geht noch in den Kindergarten, als seine Mutter die Familie nach einem Sizilienurlaub verlässt. Seine Erinnerungen an die Mutter sind trübe, vielleicht auch, weil er sie lieber vergessen will. Doch dann wird seine Mutter von der Polizei gesucht und damit bringt sie wieder Chaos in das Leben von Philipp.
    Philipp, der uns seine Geschichte selbst erzählt, ist schonungslos offen und seine bzw. die Sprache von Annika Büsing ist klar und offen. Manchmal werden Worte benutzt, die mir nichts sagen, was aber wohl an meinem Alter liegt. Ich fand es sehr interessant, auf diese Weise zu erleben, was eine psychische Erkrankung mit den Menschen in deren Umfeld macht. Erst mit seiner Volljährigkeit findet Phillip die Kraft, selbstbewusst seinen Weg zu beginnen.

    Dagmar Mägdefrau
  • Engel der Nacht

    Engel der Nacht

    Nils Mohl

    Rotfuchs

    Leseempfehlung ab 14 Jahre

    Buch des Monats Mai 2025

    Kester träumt aus unterschiedlichen Gründen von der Nacht der Nächte. Für ihn fühlt sich das Ende der Schulzeit nicht wie ein Neuanfang an, sondern wie ein letzter Höhepunkt. Erwachsenwerden? Klingt nach Enttäuschung. Und als beim Feiern des Abiturs eine Situation eskaliert, ist für Kester klar: Diese Nacht soll die letzte sein, ganz oder gar nicht.
    mehr oder weniger lesen
    Mit dieser radikalen Haltung stürzt er sich in das nächtliche Hamburg, begegnet Menschen, denen er im Alltag nie begegnet wäre, schillernden, verletzlichen, rätselhaften Figuren, die alle ihre eigene Geschichte mit sich tragen. Doch keine Begegnung, keine Version dieser Nacht erfüllt seinen Traum. Kester sucht weiter, fragt sich, wie sein Leben und sogar sein Tod aussehen soll. Vielleicht denkt er zu viel, vielleicht ist es Blanka, die ihn nicht loslässt. Klar ist: Eine Erzählweise reicht nicht. Die Nacht der Nächte braucht mehr.
    Gerade darin liegt der Reiz dieses Romans: Er ist offen, vieldeutig, widersprüchlich und genau deshalb so nah dran an der Wirklichkeit junger Menschen im Umbruch. Der Roman fordert definitiv seine Leser*innen heraus. Er spricht wichtige Fragen an: Was kommt nach der Schule? Was macht das Leben lebenswert? Und wer rettet eigentlich wen? Der Freund, der Engel, oder eine fremde Gestalt in einer Sommernacht?
    Der Roman ist nicht die leichteste Kost, aber ein intensives, atmosphärisches Leseerlebnis. Ein Buch für Jugendliche eher ab etwa 16, die Lust auf Tiefe, ehrliche Gefühle und ein bisschen Magie inmitten der Realität haben.

    Raphaela Brosseron

    Auf dem fast weißen Cover (es hat zarte kleine graue Sprenkel) sehen wir den 17-jährigen Kester, der gerade sein Abiturzeugnis bekommen hat, mit einem brennenden Bengalo in der Hand.
    Kester ist der Junge, dem immer alles gelang in der Schule, der ohne große Schwierigkeiten alle Aufgaben lösen konnte und der nun die Nacht nach der Zeugnisvergabe zu einer besonderen machen möchte. Weil seine Freundin Blanka ihn gedrängt hat, ist er mit den Jugendlichen aus seiner Klasse am Strand unterwegs. Es wird getrunken und herumgeschwafelt. Doch Kester hängt sich immer wieder daran auf, dass die Nacht eine besondere, einzigartige werden soll. Muss sie dann auch zwangsläufig die letzte sein? Die anderen wollen feiern und die Nacht genießen, vielleicht später bei Klassentreffen davon schwärmen, doch Kester ist es Ernst. So fährt er mit Blankas Auto nach Hamburg, dort will er erleben, wie es ist, im legendären Bunker zu feiern und zu tanzen. Denn bisher hat er davon nicht viel gehalten, seine Freizeit so zu verbringen. In Hamburg begegnet er Bruno, der behauptet, ein Engel zu sein.
    Wie in Sarah Jägers Buch „Die Nacht so groß wie wir“ geht es um die Nacht nach der Abiturzeugnisvergabe, die ja wohl für die jungen Menschen, für die nun ein ganz neuer Lebensabschnitt beginnt, eine ganz besondere ist.
    Aber Kester weiß nichts, mit seiner Zukunft anzufangen, er hat keine Pläne und ob er auch weiter „Kester, mein Bester“, der alles kann und weiß, sein wird, ist für ihn fraglich. Die Party der anderen macht ihm keinen Spaß und deshalb will er das ausprobieren, wovon Blanka immer schwärmt, im Bunker tanzen und alles um sich herum vergessen. Er mag nicht tanzen und kann es auch nicht, trotzdem will auch er dieses Gefühl spüren.
    Das Buch hat mehrere Abschnitte, die immer durch graue Seiten abgeteilt sind. Während Kester auf den weißen Seiten erzählt, ist der Text der grauen Seiten neutral geschrieben. Die nächste Geschichte fängt früher an als die vorhergehende und das macht das Lesen noch einmal spannender.
    Kester ist ein Jugendlicher, der sucht und der seiner Sehnsucht nach dem Tod Ausdruck verleiht, der Gefühle nicht zulassen will und er dadurch noch verletzlicher ist. Keine einfache Lektüre, mit der man sensible Leserinnen und Leser nicht allein lassen sollte.

    Dagmar Mägdefrau
  • People Pleaser – Eine für alle und alle für sich

    People Pleaser – Eine für alle und alle für sich

    Anna Dimitrova

    Arctis

    Leseempfehlung ab 14 Jahre

    KORBINIAN -Paul-Maar-Preis 2025

    Nina geht es gut, wenn sie anderen helfen kann. Sie bringt ihren besten Freund*innen Frühstück mit in die Schule, schreibt Hausaufgaben doppelt ab. Alles, um zu helfen. 
    mehr oder weniger lesen
    Vielleicht liegt das auch an ihren bulgarischen Wurzeln: Ihre Mutter hat ihr beigebracht, dass Frauen in ihrer Familie niemals stillstehen dürfen. Ganz anders ihr kleiner Bruder Ivo, der chillt sich durchs Leben als wäre es ein Vollzeitjob.Besonders intensiv lebt Nina ihre „Fürsorge“ gegenüber ihrer besten Freundin Teo aus. Doch bei Theo spürt sie auch eine gewisse Distanz, irgendwas ist anders zwischen ihnen. Und dann ist da noch Aleks, der neue Bad Boy in Theos Leben. Nina geht so weit, ihn "retten" zu wollen, ohne zu merken, dass sie dabei ihre eigenen Freundschaften vernachlässigt.
    Nina sieht häufig das Problem vor lauter “People Pleasen” nicht, vor allem nicht, dass das “Pleasen” nicht immer positiv ist. Das ist teilweise so unangenehm, wie sie wirklich gar nicht für sich und ihre Bedürfnisse einsteht, dass es weh tut. Gerade dadurch entstehen aber auch spannende Dynamiken, die zum Nachdenken bringen: Was bedeutet Freundschaft eigentlich, wenn nur eine Seite sich öffnet und die andere immer nur hilft? Ist das wirklich fair? Tut Nina Theo damit überhaupt einen Gefallen?
    Auch die anderen Figuren greifen diese Dynamik auf und wirken dabei super echt. Wie schon in Kanak Kids bringt Dimitrova auch hier viel Humor rein. So schlagfertig wie Dimitrovas Figuren wäre ich gerne mal!
    Der Roman zeigt, wie es ist, wenn man immer nur für andere lebt und dabei sich selbst vergisst. Woher kommt das? Was ist erlernt, was ist vielleicht auch Erwartung von außen? Und wie oft machen wir Dinge für andere, ohne zu fragen, ob sie das überhaupt wollen? Wie wenn man jemandem immer den letzten Keks überlässt, ohne zu wissen, ob der andere überhaupt Appetit hat.
    Ein kluger, zeitgemäßer Roman mit viel Gefühl und Witz, der zum Reflektieren einlädt, ohne belehrend zu sein.

    Raphaela Brosseron


    Mir sagte der Begriff „People Pleaser“ nichts, deshalb hier die Definition: „...versteht man eine Person, die es allen anderen Menschen recht machen möchte. Nicht selten vergisst der „People Pleaser“ dabei seine eigenen Bedürfnisse.“
    Nina orientiert sich an ihrer Mutter, die immer bereit ist, anderen zu helfen. Neben Beruf und Haushalt kümmert sie auch um andere Menschen. So verhält sich auch Nina, die kurz vor dem Abitur steht. Da ihre langjährige Freundin Teo seit zwei Jahren ein Problem mit sich herumschleppt, das auch ihre Freundschaft belastet, besucht Nina eine Therapeutin, damit sie ihrer Freundin helfen kann. Leider gerät Teo auch immer an die falschen Jungs und diesmal ist es Aleks, der ihr gefällt. Aleks hat das Abi nicht geschafft und kommt deshalb neu in Ninas Freundesgruppe. Er tritt selbstbewusst auf und verbringt seine Zeit in einem Gym, um stundenlang zu trainieren. Nina befürchtet, dass Teos Freundschaft zu ihm toxische Züge haben wird und entschließt sich, mittel Deeptalk seinen Charakter zu verbessern. Doch dann erfährt sie, was sich hinter Aleks smarter Fassade verbirgt.
    Die Autorin stellt bulgarische Familien so dar, dass die Frauen sich für die Familie aufopfern, während Männer sich bedienen lassen. Entstehen so Vorurteile?
    Auf fast 400 Seiten erzählt uns in erster Linie Nina von ihren Bemühungen, immer Hilfe anzubieten und sich ausschließlich über diese Hilfe zu definieren. Damit schreckt sie Teo immer mehr ab und Aleks will sie mit ihren Deeptalks zu einem besseren Freund machen, damit Teo endlich eine gute Beziehung hat. Doch dabei erkennt sie nicht die echten Probleme ihrer Freundin und erst recht nicht ihre eigenen Probleme.
    Ein Buch, dass man nicht so leicht vergessen kann und was dazu führt, dass man seine eigenen Motive hinterfragt.

    Dagmar Mägdefrau

  • Academy of Lies – Anatomie einer Verschwörung                             

    Academy of Lies – Anatomie einer Verschwörung                             

    Nina Scheweling

    Loewe

    Verlagsempfehlung ab 14 Jahre

    Quinn Schreiber hat mit 8 Jahren ein Spenderherz bekommen. Sie weiß: So ein Herz hält vielleicht zehn Jahre, wenn man Glück hat. Doch anstatt sich davon unterkriegen zu lassen, beginnt sie, sich intensiv mit dem Tod zu beschäftigen. 
    mehr oder weniger lesen
    Nicht, weil sie ihn besiegen will, sondern weil sie ihn verstehen möchte. In einem Tagebuch sammelt sie seit Jahren Todesursachen, analysiert sie und erklärt sie sachlich.
    Jetzt schreibt sie sich an der renommierten, elitären Schreiber-Akademie ein, mitgegründet von ihrem Großvater. Auch ihr Bruder studiert dort bereits im zweiten Jahr und scheint in etwas Geheimes verwickelt zu sein. Doch das ist erstmal Nebensache, denn gleich zu Beginn wird Quinn Zeugin eines Mordes. Und zwar an niemand Geringerem als dem neuen Direktor der Akademie.
    Quinn hat einen klaren, fast sterilen und emotionslosen Blick auf alles (außer ihren Bruder). Was sie zu einer gut geeigneten Medizinstudentin macht, aber vermutlich würde sie keine gute Ärztin werden. Ihre Art fand ich total spannend, weil sie viele Fragen aufwirft: Darf man sich mit dem Tod abfinden, obwohl man noch lebt? Muss man deshalb aufhören, das Leben zu genießen? Diese Fragen stellt sich nicht nur Quinn, auch ihr Bruder bringt sie ins Spiel.
    Toll fand ich, dass Quinn sich im Laufe der Geschichte subtil weiterentwickelt, ohne sich dabei untreu zu werden. Ihr Bruder, der schon auf dem Klappentext erwähnt wird, bleibt lange eher im Hintergrund. Erst gegen Ende wird es um ihn richtig spannend. Deshalb würde ich ihn im Klappentext vielleicht gar nicht extra hervorheben.
    Die Akademie, die Verbindung, das medizinische Wissen und die dunkle Atmosphäre schaffen natürlich Spannung und die besagte Dark Academia Stimmung. Zwar empfand ich bei der Handlung zwischendurch ein Plateau, für das rasante Ende, aber wenn man in mehreren Teilen denkt, ist das vielleicht durchaus sinnvoll.
    Ein besonderer Thriller mit einer starken Idee, spannender Umsetzung und einer Hauptfigur, die so ganz anders ist als typische Ermittler*innen.

    Raphaela Brosseron

  • Astrid Lindgren – Ein Leben voller Geschichten

    Astrid Lindgren – Ein Leben voller Geschichten

    Manfred Mai

    Hase und Igel

    Leseempfehlung für die 5 – 8 Klasse

    Die Biografie von Astrid Lindgren wurde hier in einem dünnen Büchlein untergebracht und trotzdem habe ich das Gefühl, dass das Wichtigste aus ihrem Leben hier zu lesen ist. Das Cover zeigt die berühmte schwedische Autorin zusammen mit ihrer bekanntesten Figur, der Pipi Langstrumpf, wie ich sie aus den Filmen der 1970er Jahre kenne. 
    mehr oder weniger lesen
    In 16 Kapiteln geht es durch die 94 Lebensjahre der Autorin. Ihre Kindheit verbrachte sie in Vimmerby auf einem Bauernhof, ein Vorbild für die Kinder von Bullerbü, wo auch ihr älterer Bruder das Vorbild eines Jungen abgab. Bücher faszinierten die kleine Astrid schon früh und deshalb wollte sie schnell lernen, was diese Schnörkel auf den Seiten bedeuten. 
    Die einzelnen Kapitel sind kurz und es gibt immer wieder Bilder aus der Zeit, zunächst aus der Kindheit und zum Schluss Fotos, die zeigen, wie hoch dekoriert Astrid Lindgren war. Dabei war sie eine Frau, die Kritik anbrachte, wenn sie es nötig befand und die sich immer wieder für Kinder und ihre Rechte einsetzte.
    Keine 100 Seiten zu lesen und so viele tolle Informationen, ein Buch, dass hoffentlich viele Kinder lesen werden, denn es handelt von einer Frau, die es nicht immer leicht hatte und die trotzdem stark durchs Leben ging. Wie ich finde, ein echtes Idol!

    Dagmar Mägdefrau

  • A Poet’s Heart – Broken Artist – Band 1

    A Poet’s Heart – Broken Artist – Band 1

    Rebekka Weiler

    Loewe Intense

    Verlagsempfehlung ab 16 Jahre


    Eine Romance-Geschichte, die unter dem Trope slow burn fällt und wirklich slow und für mich unauthentisch voranschleicht.
    Fenn ist eine extrem wortkarge Figur. Warum das so ist, erfährt man erst spät, aber die Erklärung ist durchaus nachvollziehbar.
    mehr oder weniger lesen
    Äußerlich wirkt er natürlich absolut makellos, und seine Gedanken kreisen angeblich ausschließlich um tiefgründige Themen. Dass er Musiker ist, macht ihn als einsamen Künstler aus, aber fiktive Musik in Büchern überzeugt mich selten. Auch hier fällt es mir schwer, eine Verbindung zu den Songs aufzubauen, da man nur den Text vor sich hat. Seine englischsprachigen Lieder wirken auf mich eher plump, mit Botschaften, die gefühlt alle „Oh, I wanna talk to you, but I can’t“ aussagen. Dass Yva davon so beeindruckt ist, konnte ich ehrlich gesagt nicht nachvollziehen.
    Natürlich braucht eine Liebesgeschichte ein Hindernis, das die Figuren zunächst voneinander trennt. Ich hatte allerdings erwartet, dass Yvas traumatisches Erlebnis vom Anfang eine tiefere Rolle spielen würde. Stattdessen gerät es bald in den Hintergrund, was auf mich etwas konstruiert wirkte. Insgesamt fand ich viele Stellen stark kitschüberladen. Auch die Dialoge in den Freundschaften wirkten oft unauthentisch, als würden sie nur dazu dienen, dem Lesepublikum nochmal die Hintergründe zu erklären.
    Yva ist recht reflektiert, selbst wenn sie so komische Sachen sagt wie „In seiner Nähe zu sein ist ein Privileg”, sieht sie als Vorzeige-Figur ohne Ecken und Kanten ein, wie toxisch das ist. Es ist aber schön, dass hier eine junge, selbstbewusste Frau im Mittelpunkt steht. Auch das Setting in Stockholm fand ich cool.
    Wen all die anderen Punkte nicht stören, wird Freude damit haben. Ich wurde mit dem Roman gar nicht warm, das komische Ende hat es leider nicht retten können.

    Raphaela Brosseron
  • Schloss der Lügen

    Schloss der Lügen

    Mara Rutherford

    Arctis W1

    Leseempfehlung ab 14 Jahre

    „Eldridge Hall war auf Lügen gebaut“ – so beginnt der Roman und sofort wird klar, wie brüchig und vielschichtig dieses Lügengebäude ist. Allein deshalb finde ich den deutschen Titel viel treffender als den englischen A Multitude of Dreams, denn er bringt das zentrale Thema auf den Punkt: Schein und Wahrheit.
    mehr oder weniger lesen
    Die Geschichte spielt in einer düsteren, abgeschotteten Welt: Das Königreich Goslind wurde vor Jahren von der Mori Roja, der tödlichen Pest, heimgesucht. Seitdem herrscht auf Eldridge Hall ein bizarrer Alltag: streng geregelt, vollkommen abgeschirmt von der Außenwelt. Niemand verlässt das Schloss, niemand schaut nach draußen. Was passiert, wenn die Vorräte zur Neige gehen, bleibt ungewiss.
    Im Mittelpunkt stehen zwei Figuren, deren Fokus kapitelweise wechselt: Prinzessin Imogene, die im goldenen Käfig lebt, und Nico, der draußen überlebt hat, immun gegen die Pest. Als er beginnt, seine Vergangenheit und die offizielle Version der Geschichte zu hinterfragen, stößt er auf eine verstörende Wahrheit: Neben Toten und Überlebenden gibt es auch Wiedergeborene: Mittlerweile blutsaugende Kreaturen.
    Eine große Lüge, die mit einer geheimen Identität verknüpft ist, wird recht früh enthüllt, aber ihr voller Umfang entfaltet sich erst nach und nach, was den Spannungsbogen abrundet. Ich habe einige Kritiken gelesen, die den Plot als unlogisch oder unausgewogen bezeichnen, das konnte ich persönlich nicht so nachvollziehen. Klar, manches hätte etwas ausführlicher erklärt werden können, etwa die Herkunft und Natur der Wiedergeborenen, aber insgesamt fand ich die Spannung gut gehalten.
    Besonders positiv fand ich, dass das Buch auch gesellschaftlich relevante Themen anspricht, etwa soziale Ungleichheit und Antisemitismus. Das verleiht der Geschichte Tiefe, ohne aufgesetzt zu wirken. Auch der Umgang mit Liebesbeziehungen war für mich erfrischend anders: Es läuft nicht sofort auf die eine große, vorhersehbare Liebe hinaus. Die Figuren begegnen mehreren Menschen, mit denen etwas möglich wäre. Logisch, denn in einer Welt, die von Angst und Isolation geprägt ist, steht Romantik nicht an erster Stelle.
    Zugegeben: Ohne den Fantasy-Aspekt hätte mir das Buch vielleicht noch besser gefallen, gleichzeitig wären dann aber auch die Monster, und damit die große, spannende Bedrohung, weggefallen.
    Fazit: Wer Geschichten mag, die in einer mittelalterlich angehauchten, düsteren Welt spielen, gerne mit Fantasy-Elementen, aber auch ernsten Themen und glaubwürdigen Figuren, dem*der kann ich Eldridge Hall wirklich empfehlen. Ein Buch, das mehr ist als eine typische Liebesgeschichte und dabei nicht nur an der Oberfläche bleibt. Außerdem ist es ein recht geschlossenes Ende, weil nicht, wie sonst auch gerne üblich, auf eine Trilogie hingearbeitet wird.

    Raphaela Brosseron

  • Theo, Tim, Kurkuma und ich

    Theo, Tim, Kurkuma und ich

    Margarita Kistner

    Tyrolia

    Verlagsempfehlung ab 14 Jahre

    „In der Küche bin ich dir tausendmal näher als auf dem dämlichen Friedhof. Auch wenn ich zu den Red Hot Chili Peppers tanze [...] überall bin ich dir näher als auf diesem scheußlichen Friedhof.‟
    Amelies Stiefvater lebt seit anderthalb Jahren nicht mehr, was ihr Bedürfnis, mit ihm zu sprechen, nur noch größer macht.
    mehr oder weniger lesen
    In ihrer Erzählung spricht sie ihn weiterhin mit „Du“ an und baut dabei eine neue, ganz eigene Beziehung zu ihm auf: Sie nimmt ihn mit in ihre Klasse, tanzt zu der Musik seiner Lieblingsband, den Red Hot Chili Peppers, erzählt von Mitschüler*innen, ihrer Leidenschaft für Fotografie, ihren alten und neuen Sorgen als Teenager, der mit einem schweren Verlust leben muss und mit einer Mutter, die die Liebe ihres Lebens verloren hat.
    So bekommen wir einen sehr persönlichen und ehrlichen Einblick in Amelies Gefühlswelt. Sie musste plötzlich Verantwortung übernehmen, ihre Freundschaft zu Selina hat sich verändert, und die Fotografie wird für sie zu einem wichtigen Ventil. Und dann ist da noch Theo, ein schräger, aber irgendwie lieber Typ, bei dem sie einfach sie selbst sein kann: ein trauerndes Mädchen, das versucht, mit all dem Schmerz klarzukommen. Und bei allem, was sie tut, ist Stefan in Gedanken dabei, sie fragt sich immer wieder, was er wohl denken würde.
    Besonders interessant finde ich, dass die titelgebenden Figuren erst relativ spät alle auftauchen. Das nimmt ihnen nicht ihre Bedeutung, gibt Amelie aber den Raum, erst einmal ihre eigene Geschichte zu erzählen. Auch die Rolle von Kunst und Freundschaft im Trauerprozess wird auf sehr einfühlsame Weise gezeigt.
    Eine berührende Geschichte über Trauer, Neuanfänge und darüber, wie sehr ein einziger Mensch fehlen kann, erzählt mit viel Gefühl und von schönen und stimmungsvollen Illustrationen begleitet.

    Raphaela Brosseron
  • Der Duft von Grün

    Der Duft von Grün

    Pamela Sharon

    Freies Geistesleben

    Verlagsempfehlung ab 14 Jahre

    Nominiert für den Jugendliteraturpreis 2025

    Das Cover ist schwarz und hat oben einige lila und unten einige grüne Punkte, die in Brailleschrift „Duft“ und „Grün“ bedeuten. Raven ist blind und sie trägt zum Ärger ihrer Freundin May-Lin gerne grün, während sie lila bevorzugt.

    mehr oder weniger lesen
    Raaf, wie Raven meist genannt wird, erzählt uns ganz genau, wie die Farbe, nachdem sie Lin kennenlernte und sie Freundinnen wurden, in ihr Leben kam. Deshalb hat jedes Kapitel eine Farbe, die die Stimmung von Raaf darstellt. Nachdem Raaf auf der Förderschule sehr gut war, kommt sie in eine Schule, in der sie das einzige blinde Mädchen ist. Die Reaktionen der anderen haben eine Bandbreite von Neugier, guten Ratschlägen bis hin zu Mobbing. Doch Raaf hat Lin an ihrer Seite, die sie begleitet, führt und beschützt. Das sie damit aber auch Raaf einengt und ihr ihre Meinung aufdrängt, bemerkt Raaf nicht. Sie ist ihrer Freundin dankbar und kann sich ein Leben ohne sie nicht vorstellen. Ihre Eltern leben getrennt und ihr älterer Brüder wohnt beim Vater, während Raaf auch aus praktischen Erwägungen bei ihrer übervorsichtigen Mutter blieb. Der gefällt Ravens Freundschaft zu May-Lin nicht, denn die schwänzt immer wieder mit Raaf Schulstunden. Doch dann passiert ein schreckliches Unglück und Raven muss sich neu orientieren. Aber es taucht auch Roan, ein künstlerisch begabter jungen Studienabbrecher auf, der ihr eine neue Welt voller Liebe eröffnet.
    Raaf sieht sich, das stellt sie selbst immer wieder fest, als Opfer, oft nimmt das Selbstmitleid überhand. Ich glaube, dass man für diese Lebenseinstellung nicht unbedingt blind sein muss, hier hat das Verhalten allerdings einen handfesten Grund. Lin sieht in ihr das Mädchen, und behandelt sie so, allerdings empfind ich ihr Verhalten auch als toxisch. Es ist schön Raafs Liebe zu Roan mitzuerleben und sie beim Selbstständig werden zu begleiten.

    Dagmar Mägdefrau
  • Spark of Time – Ein Date mit Mr. Darcy – Band 2

    Spark of Time – Ein Date mit Mr. Darcy – Band 2

    Kira Licht

    one

    Verlagsempfehlung ab 14 Jahre

    Lillys Herz ist gebrochen. Ray – alias Damien – kann ebenfalls durch die Zeit reisen und wollte ihr einst sogar das Zahnrad stehlen. Seine Sorge um seine Schwester Ruby kann Lilly zwar nachvollziehen, doch verzeihen kann sie ihm (noch) nicht. 
    mehr oder weniger lesen
    Dennoch bleibt ihnen keine Wahl: Sie müssen erneut gemeinsam in die Vergangenheit reisen, denn Damiens Vater erpresst Lilly – mit dem Schicksal ihres eigenen Vaters.
    Die Reise führt sie ins England der Regency-Zeit, mitten hinein in das Leben von Jane Austen. Dort treffen sie nicht nur auf die berühmte Autorin von Stolz und Vorurteil, sondern auch auf ihren ganz realen Mr. Darcy. Die gesellschaftlichen Normen dieser Epoche bringen die beiden mehr als einmal in prekäre Situationen – und in große Gefahr. Lilly ist von der historischen Kulisse fasziniert und glänzt mit ihrem geschichtlichen Wissen.
    Doch zwischen ihr und Damien knistert es – trotz Vertrauensproblemen ist da etwas. Dieses "Etwas" wird allerdings in einer viel zu ausufernden und unpassenden Sexszene derart übertrieben dargestellt, dass es den Lesefluss stört. Die Szene wirkt fehl am Platz und hätte der Geschichte nicht gefehlt – im Gegenteil.
    Auch der Fokus auf die eigentliche Mission geht stellenweise verloren. Die Handlung in der Vergangenheit ist so spannend und atmosphärisch dicht, dass man leicht vergisst, in welcher Gefahr die Figuren eigentlich schweben. Das liegt auch daran, dass Damiens Vater von Beginn an überzeichnet böse dargestellt wird – ohne klare Entwicklung oder Aufbau. Dadurch fehlt es an echter Bedrohung oder Spannung.
    Zudem wird am Ende eine weitere Figur plötzlich als Gegenspieler enthüllt, was eher verwirrt als überrascht und die Handlung auf eher merkwürdige Weise weiterspinnt.
    Trotzdem: Die historischen Fakten und die Einbindung Jane Austens und ihrer Zeit sind großartig gelungen. Eine tolle Geschichte für Zeitreise-Fans – mit einer Einschränkung: Würde man auf die erwähnte Szene verzichten, wäre das Buch auch für jüngere Leser:innen geeignet.

    Raphaela Brosseron



  • Spark of Time – Rendezvous auf der Titanic – Band 1

    Spark of Time – Rendezvous auf der Titanic – Band 1

    Kira Licht

    one

    Spark of Time

    Verlagsempfehlung ab 14 Jahre

    Eigentlich reist Lilly nur durch die Zeit, um das Antiquariat ihres Vaters am Laufen zu halten. Klingt vernünftig – schließlich muss ja jemand die alten Schätze finden, die wohlhabende Familien längst verloren glaubten. 
    mehr oder weniger lesen
    Doch als ihr Vater wegen hoher Spielschulden in ernsthafte Schwierigkeiten gerät, nimmt Lilly einen besonders riskanten Auftrag an. Sie reist allein auf die Titanic, vier Tage, bevor das Schiff untergeht. Und als wäre das nicht schon dramatisch genug, verliebt sie sich dort auch noch in Ray. Eine Liebe, die eigentlich keine Zukunft haben kann …
    Zeitreisen sind erzählerisch echt knifflig, weil man sie nicht einfach nur mit Magie erklären kann, schließlich spielt echte Geschichte eine Rolle. Aber genau das ist hier gut gelungen: Die historischen Details rund um die Titanic wirken glaubwürdig und gut recherchiert. Obwohl man natürlich weiß, dass die Titanic sinken wird, verliert sie wohl niemals an Spannung.
    Was Damien Belmont bzw. Ray betrifft: Auch er kann durch die Zeit reisen, allerdings fand ich seine Beweggründe weniger überzeugend. Sein Vater wird zu sehr als Antagonist, als “Ober-Bösewicht” dargestellt, während Damien in eine Märtyrer-Rolle gerät. Lillys Perspektiv fand ich daher viel authentischer, es erzählen aber beide abwechselnd.
    Wer Gwendolyn und Gideon aus Rubinrot mochte, wird hier auf jeden Fall Parallelen entdecken: Auch hier wird klar, dass Liebe durch alle Zeit nicht gerade hilft, wenn man eine Mission zu erfüllen hat.
    Eine klare Empfehlung für alle, die Zeitreise-Stories mit Romantik, Spannung und einem Hauch Geschichte lieben – besonders Fans von Rubinrot werden hier auf ihre Kosten kommen!

    Raphaela Brosseron
  • Der Hund von Baskerville

    Der Hund von Baskerville

    Athur Coban Doyle

    Sidney Paget

    Hase und Igel

    Verlagsempfehlung ab 5./6./7. Klasse

    Wie die meisten von uns kenne ich die Geschichten von Sherlock Holmes nur aus Filmen und Fernsehproduktionen. Ich habe nur einige wenige Bücher gelesen. Dieses Buch über den unheimlichen Hund von Baskerville ist in großen Buchstaben gedruckt, verfügt über einige Schwarz-weiß-Zeichnungen und ist auf unter 160 Seiten gekürzt zu lesen.
    mehr oder weniger lesen
    Dr. James Mortimer berichtete Holmes von dem Fluch der Baskervilles, einer Sage, die von Hugo Baskerville berichtet. Er war ein skrupelloser Mann, der ein Bauernmädchen mit einer Hundemeute hetzte, der aber selbst von einem „riesenhaften, schwarzen Hund“ getötet wurde. Mortimers Freund Charles Baskerville ist nun ebenfalls auf rätselhafte Weise zu Tode gekommen und neben seiner Leiche wurden Spuren eines großen Hundes gefunden. Der berühmte Detektiv aus der Baker Street in London schickt seinen Freund Dr. Watson nach Baskerville, er soll dem Höllenhund, der dort sein Unwesen treibt, auf die Spur kommen.
    Ein klassischer Kriminalfall, der nichts von seiner Spannung eingebüßt hat und der hier gut lesbar aufbereitet wurde. Zu empfehlen für Jugendliche, die sich vor dicken Büchern scheuen oder für Menschen, die sich schnell über diese spannende Geschichte informieren möchten.

    Dagmar Mägdefrau

  • Hunting Souls – Unsere verräterischen Seelen – Band 1   

    Hunting Souls – Unsere verräterischen Seelen – Band 1   

    Tina Köpke

    Coppenrath

    Hunting Souls

    Verlagsempfehlung ab 14 Jahre

    Das eindrucksvolle Cover und der stimmige Titel bereiten perfekt auf den Inhalt vor. Die Geschichte dreht sich um Katrina, deren untote Existenz viel besser zu ihr passt als ein menschliches Leben. Gefühle zeigt sie nur gegenüber ihren Vampir-Eltern und ihrer Hexenschwester. 
    mehr oder weniger lesen
    Denn entgegen allen Erwartungen können Wesen unterschiedlicher Art eine Familie bilden und unauffällig unter Menschen leben. Die größte Bedrohung für sie sind jedoch die Jäger – weshalb es für Katrina eine bittere Ironie ist, dass sie ausgerechnet durch einen Fluch an den 18-jährigen Tate gebunden wird, der aus einer Jägerfamilie stammt. Widerwillig müssen sie zusammenarbeiten, doch mit der Zeit gewöhnen sie sich aneinander. Ist es das magische Band zwischen ihnen – oder beginnt Katrina wider Erwarten, echte menschliche Gefühle zu entwickeln?
    Anfangs hatte ich die Befürchtung, dass hier typische Klischees bedient werden: Die unnahbare, "besondere" Protagonistin, die dadurch für den männlichen Gegenpart besonders reizvoll wird, oder eine klassische Enemies-to-Lovers-Geschichte, wie man sie schon oft gelesen hat – diesmal eben mit übernatürlichem Touch. Doch glücklicherweise geht die Erzählung einen anderen Weg. Katrina und Tate lernen sich auf eine authentische Weise kennen, und es ist nicht ihre Gegensätzlichkeit, die sie anzieht, sondern die Gemeinsamkeiten, die sich im Laufe ihrer unfreiwilligen Partnerschaft zeigen. Besonders gelungen ist, dass beide ihre eigene Perspektive erzählen dürfen, was ihre Charaktere noch greifbarer macht.
    Auch die Fantasywelt rund um die beiden ist stimmig und gut durchdacht. Zwar gibt es einige Passagen, die sich etwas ziehen und manche Entwicklungen sind vorhersehbar, doch die starke Dynamik zwischen Katrina und Tate gleicht das aus. Da die Geschichte in einem zweiten Teil fortgesetzt wird, hoffe ich auf einige unerwartete Wendungen – denn am Ende dieses Bandes blieb ich etwas ratlos zurück, wie es weitergehen könnte. Allerdings würde ich das Buch eher ab 16 Jahren empfehlen, immerhin wird von der sexuellen Anziehung Volljähriger erzählt.

    Raphaela Brosseron

  • Zweiklang       

    Zweiklang       

    Elin Hansson

    Arctis

    Leseempfehlung ab 14 Jahre

    Liebe-Buchtipp April 2025

    Obwohl das Cover sehr japanisch anmutet, spielt die Geschichte in Norwegen, allerdings übernimmt ein japanischer Dozent eine wichtige Rolle ein.
    Torleif bezeichnet sich selbst als queer und das Internat in der Stadt macht ihm auch gar keine Schwierigkeiten.
    mehr oder weniger lesen
    Seinen besten Kumpel Kim, der ebenfalls homosexuell ist, unterstütze ich sehr, denn er ist bei seiner Mutter sehr frei aufgewachsen. 
    Torleif hingegen hatte in seinem Heimatdorf Probleme mit den Vorurteilen der anderen Bewohner, deshalb hat er seine sexuelle Ausrichtung auch immer verschwiegen. Seit dem Tod seiner Mutter hat er es auch vermieden, nach Hause zu Vater und Bruder zu fahren, deren großes Hobby die Jagd ist. Doch dann hat sein Großvater, den er Goffa nennt und der ein großer Geigenbauer ist, einen Schlaganfall und Torleif fährt zu seiner Unterstützung in das kleine Dorf in den Bergen. Schon bald trifft er auf seinen alten Freund, der sich außer, dass er dicker geworden ist, nicht verändert hat. Torleif spielt selbst sehr gut Geige und wird von Anne, seiner alten Dozentin, gebeten, sie zu vertreten. So lernt er den japanischen Künstler Horimyo kennen, von dem er sich magisch angezogen fühlt.
    Das Buch zeigt, wie schwer es ist, sich zu outen und seiner Umgebung zu gestehen, dass man queer ist. Torleif ist ein junger Mann, der die Trauer um seine Mutter immer noch nicht verarbeitet hat und der von seinem Vater und seinem älteren Bruder keine Unterstützung erwartet. Ganz anders ist sein Verhältnis zu seinem Goffa. Der alte Mann kann die Gefühle seinen Enkels gut erkennen und er gibt ihm immer wieder Mut, sich dem Leben zu stellen.
    Toreif erzählt seine Geschichte in dem Buch selbst, so konnte ich seine Gefühle sehr gut mitempfinden und mit ihm leiden. Ein sehr sensibel geschriebenes Buch mit viel Musik (die Playlist kann man herunterladen) und wundervollen Aussagen. Zitat Goffa: „Jeder muss so sein dürfen, wie er ist.“

    Dagmar Mägdefrau
  • Hotel Ambrosia – Du. Entkommst. Nicht.        

    Hotel Ambrosia – Du. Entkommst. Nicht.        

    Katie Kento

    one

    Verlagsempfehlung junge Erwachsene

    Die 17-jährige Robyn ist ein großer True-Crime-Fan und wohnt passenderweise direkt gegenüber dem Ambrosia-Hotel, das eine düstere Vergangenheit voller Verbrechen und Mysterien birgt. Fasziniert von diesem Ort schreibt sie ihrer Lieblings-Podcast-Hostin Ivy von Whispering Ivy eine E-Mail und weist sie auf das Hotel hin. 
    mehr oder weniger lesen
    Ivy ist sofort Feuer und Flamme und bittet Robyn, auf ihren Namen und mit ihrer Bezahlung dort einzuchecken, um Material für den Podcast zu sammeln. Doch Robyn leidet an ME/CFS – einer Krankheit, die ähnliche Symptome wie Long Covid hat und sie an schlechten Tagen ans Bett oder in den Rollstuhl fesselt. Vielleicht gerade deshalb hat sie das Hotel von außen bereits in- und auswendig studiert und ist regelrecht besessen davon.
    Als plötzlich A.J., ein obdachloser Jugendlicher, in ihrem Appartement auftaucht, überredet sie ihn, für sie im Ambrosia einzuchecken. So erhält sie doch eine – wenn auch widerwillige – Innenperspektive. Während Robyn aus sicherer Entfernung die Stellung hält, setzt sich A.J. zunehmend in Gefahr. Und all das muss sie vor ihrer Großtante Nelly verheimlichen, die sich ohnehin Sorgen um sie macht.
    Mit der Perspektive einer eingeschränkten Beobachterin erinnert der Thriller unweigerlich an Hitchcocks Das Fenster zum Hof, was Robyn selbst thematisiert. Auch ihre Leidenschaft für True-Crime-Podcasts weckt Assoziationen zu Holly Jacksons A Good Girl’s Guide to Murder. Doch dieser Thriller ist weit mehr als eine bloße Hommage – er überrascht mit einer innovativen, unvorhersehbaren Story. Obwohl Robyn das Geschehen nicht aktiv beeinflussen kann, bleibt die Spannung konstant hoch. Das Setting ist beinahe kammerstückartig, doch die Atmosphäre ist so intensiv und realistisch, dass es an nichts fehlt.
    Robyns Fixierung auf das Hotel wirkt absolut glaubwürdig – schließlich ist es ihre einzige Ablenkung von der Krankheit. Zu den Menschen, die sie über die Zeit beobachtet hat, entwickelt sie fast eine parasoziale Beziehung und gibt ihnen Namen aus der griechischen Mythologie. Ihre Skizzen des Hotels und der Bewohner ergänzt sie mit A.J.s Erkenntnissen, was für eine faszinierende Struktur sorgt. Die Dynamik zwischen Robyn und A.J. ist ebenfalls ein Highlight: Sein trockener Humor und seine pragmatische Art bringen eine willkommene Prise Leichtigkeit in die düstere Geschichte.
    Als Robyn beginnt, an ihrem Verstand zu zweifeln, verschwimmen auch für die Leser:innen die Grenzen zwischen Realität und Fieberwahn. Und gerade, wenn man glaubt, das Rätsel durchschaut zu haben, sorgen unerwartete Wendungen dafür, dass man das Buch nicht mehr aus der Hand legen kann. Ein absolut modernes Highlight für alle Thriller- und True-Crime-Fans!

    Raphaela Brosseron
  • Kristinas Mutprobe

    Kristinas Mutprobe

    Carolin Philipps

    Petra Dorkenwald

    Hase und Igel

    Verlagsempfehlung Klasse 5, 6 und 7

    Die zwölfjährige Kristina lebt mit ihrer Mutter in einer nicht sehr guten Wohngegend, hier gibt es kleine Hochhäuser, die immer wieder besprayt werden. Aufgrund der Berichterstattung in der Zeitung hat Kristinas Mutter Angst, wenn ihre Tochter hier alleine unterwegs ist. Da sie schon nach Schulschluss und dann bis in den später Abend arbeitet, muss Kristina allein in der Wohnung bleiben. 
    mehr oder weniger lesen
    Das ist natürlich sehr langweilig, auch wenn sie genügend Videospiele zur Verfügung hat. Doch dann klopft Tobias, der Chef einer Sprayerbande, an ihre Wohnungstür und weil sie seine Angst spürt, lässt sie ihn in die Wohnung. So wird die Wohnung zum Hauptquartier der Jungen, obwohl sie im Gebiet einer anderen Bande liegt und deren Chef Kristina unter Druck setzt.
    Zusammen mit den Jungen erlebt Kristina gefährliche Abenteuer, aber erst als sie, um zur Bande zu gehören, eine Mutprobe ablegen soll, muss Kristina eine Entscheidung treffen.
    Im Buch geht es ums Sprayen, um U-Bahn-Surfen und Steine auf die Autobahn werfen. Nicht alle Aktionen bleiben ohne Folgen und da denke ich, werden die Leser*innen sich Gedanken machen müssen und Position beziehen. Kristinas Leben bekommt durch die Jungen viel Spannung, aber sie entfernt sich auch immer weiter von ihrer Mutter, ihre Noten leiden und letztlich nutzen die Jungen sie auch aus. Am Rande geht es auch um zerbrochene Biografien und häusliche Gewalt, alles Themen, die sicher jugendlichen Leser*innen nicht fremd sein dürften.
    Das Buch wird in elf Kapiteln erzählt, es gibt einige farbige, erläuternde Bilder dazu. Die Identifikation mit den Protagonisten wird den Leser‘*innen wohl nicht allzu schwerfallen.

    Dagmar Mägdefrau

    Die 12-jährige Kristina verbringt ihre Nachmittage alleine in der Wohnung und fühlt sich wie eingesperrt, denn ihre alleinerziehende Mutter ist bis zum späten Abend arbeiten und traut Kristina nicht zu, sich in der Zeit außerhalb der vier Wände zu bewegen. Faktisch ist das Leben auf den Straßen vor dem Wohnungskomplex, in dem die beiden leben, gar nicht mal so sicher, dafür recht lebendig: Zwei Banden treffen dort aufeinander, die sich als Gegner verstehen. Dieser kleine Krieg macht nicht vor Kristinas Haustür halt, und Tobias flüchtet zufällig zu ihr. Da die Mutter nie da ist, scheint die Wohnung das perfekte Bandenquartier zu sein…
    Kristina wird schnell ein Teil der Bande aus 14-jährigen Jungen und lernt die anderen Extremen des Lebens kennen: Nervenkitzel und Gefahr. Vom Sprayen bis hin zu gefährlichem S-Bahn-Surfen, die Langeweile treibt die Truppe zum Äußersten. Für mich war am eindrucksvollsten, wie die Beweggründe der Jugendlichen zu solchem Leichtsinn deutlich wurden: zum einen die Langeweile, zum anderen der Mangel an Alternativen. Klar, die anderen aus der Klasse können sich mit Geld ein Surfbrett holen und in den Urlaub fahren, Kristina halt nicht. Da ist das S-Bahn-Surfen für sie und die anderen eine logische Alternative.
    Gott sei Dank zeigt der Roman deutlich die Konsequenzen dieses Trends auf, der tödlich sein kann. Auch die letztliche Mutprobe ist gefährlich und Kristina muss sich überlegen, was Mut eigentlich wirklich ist.
    Nach dem Lesen ist mir klar, warum das Buch eine beliebte Schullektüre ist, wohl auch schon seit langem. Es ist halt alles sehr kompakt geschrieben, viele Aspekte würde man normalerweise mehr ausarbeiten. Das aktuelle Cover ist recht modern gestaltet, weswegen mir fast gar nicht aufgefallen wäre, dass die Geschichte schon 2011 veröffentlicht wurde. Eine wichtige Lektion über Mut.

    Raphaela Brosseron

    Das Buch gibt es auch als X-light-Version, zusätzlich werden Materialien für die Klassenlektüre angeboten.
  • Brennendes Wasser

    Brennendes Wasser

    Lukas Erler

    Arena

    Verlagsempfehlung ab 14 Jahre

    Nach der Wiederwahl Trumps wird das Thema Fracking wieder aktuell werden. Dieses Buch, das erstmals 2014 erschienen ist, nimmt sich dem Thema als Thriller an.
    In der Nähe von Kantheim im Norden Deutschland beobachten drei junge Leute, wie ein wunderlicher alter Mann das Wasser aus dem Hahn mit seiner Pfeife ansteckt und mit dem Haus in die Luft fliegt.
    mehr oder weniger lesen
    Caro gibt den Vorfall zu Protokoll und zieht damit das Interesse eines Managers aus Toronto auf sich. Zeitgleich dringt der Bauernjunge Gary in die Chefetage eines Gaskonzerns ein und zwingt die Manager, „unbedenkliches“ Wasser zu trinken. Seine Anwältin kann ihn vor einer Verurteilung bewahren, doch der Konzern will Rache. 
    Gut recherchiert, wird hier über die Folgen von Fracking berichtet, über Manager, die für ihren Reibach buchstäblich über Leichen gehen. Mich erschreckt es immer wieder, was wir unserer Natur und dem Lebensraum von Mensch und Tier antun, nur um an fossile Energien zu kommen. Spannende Verfechtungen, glaubwürdig konstruierte Szenarien machen dieses Buch zu einem Thriller besonderer Güte.
    Gut zu lesen und voller Spannung.

    Dagmar Mägdefrau

    In Kantheim entfacht nach jugendlichem Leichtsinn ein flammendes Drama, als das Haus, in dem der ulkige Alte eben noch getanzt hat, in Brand gerät. Caro, Josh und Speedy hatten ihn dabei beobachtet und gefilmt, sie landen nach schweren Verletzungen im Krankenhaus. Caro ist sich sicher: Das, was sie gesehen hat, war nicht normal, doch das Video ist vorerst verschwunden. In Colorado zwingt Gary die hohen Tiere einer Öl- und Gasfirma, ihr eigenes verschmutztes Wasser zu trinken – eine Konsequenz des Frackings.Auch wenn man grob weiß, dass die Öl- und Gaskonzerne Umwelt nicht zu ihrer höheren Priorität zählen, wird das Problem des Fracking hier sehr deutlich und die Folgen wie “brennendes Wasser” erreichen hier sogar Deutschland. Die brisante Verbindung zwischen beiden Vorfällen wird schnell enthüllt und die Bedrohung für die deutschen Jugendlichen steigt. Der Thriller verwebt geschickt Amerika und Deutschland, macht das brisante Fracking-Thema greifbar und verleiht der Geschichte eine fesselnde Realität. Bis zuletzt bleibt es spannend, wobei die Verknüpfung von Fiktion und realen Umweltproblemen gekonnt für Spannung und Wissensvermittlung sorgt. Ich kann mir das Buch gut als Schullektüre vorstellen, die Handlung ist natürlich manchmal einfach gestrickt, aber das darf das Genre, das Thema erscheint mir gut recherchiert und aufgearbeitet.

    Raphaela Brosseron