• Frieda und das Glück der kleinen Dinge

    Frieda und das Glück der kleinen Dinge

    Andrea Behnke

    Südpol

    Verlagssempfehlung ab 10 Jahre

    Lena ist 10 Jahre und das neue Schuljahr auf der weiterführenden Schule beginnt. Leider ist Nele, ihre beste Freundin, nach Bayern gezogen und mit den Mädchen in der Klasse kommt sie nicht zurecht. Gut, dass Lukas neben ihr sitzt und sie mit zum Tischtennis nimmt. Darin ist Lena nämlich sehr gut. 
    Später möchte Lena Biologin werden wie ihre Oma. Mit ihr forscht sie gerne und sie weiß schon eine ganze Menge über Fruchtfliegen.

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    Zusammen mit Lukas, der Ornithologe werde möchte, kann sie bei einem Biowettbewerb zeigen, was für tolle Ideen sie hat.
    Nachmittags geht Lena gerne zu Oma Frieda, von ihr hat sie ihren zweiten Namen. Die Oma kann zwar nicht kochen, aber dafür immer wieder gute Ideen, was Lena machen kann. Leider geht es der Oma nicht so gut, deshalb stöbert Lena auf dem Dachboden und die Oma erzählt aus ihrer Kindheit.
    In den Herbstferien besucht Lena ihre Freundin Nele. Dort in Bayern wird Lena ein ganzes Stück erwachsenen und kann zu Hause mit Lukas und Rieke Freundschaft schließen. 
    Der Schulwechsel ist ja so schon nicht einfach, aber ohne Freundin an der Seite ist es eine echte Qual. Lena bleibt sich treu und findet Anschluss an neue Freunde. Die Geschichte ist alltäglich und trotzdem erzählenswert. Und Andrea Behnke erzählt die Geschichte in einem flotten Tempo, mit Redensarten, die mich schmunzeln lassen. Die knapp 150 Seiten sind in großer Schrift gut lesbar gedruckt. Die Kapitel sind unterschiedlich kurz und beginnen immer mit einem kleinen Bild. Das Cover gefällt mir sehr gut, lauter Früchte auf rotem Grund, Nahrung für die kleinen Fruchtfliegen?

    Dagmar Mägdefrau

  • Sei ein Mädchen!

    Sei ein Mädchen!

    Raimund Frey

    Jochen Till

    Tulipan

    Verlagssempfehlung ab 0 bis 99 Jahre

    Die vorgegebene Alterspanne ist vom Verlag sehr groß festgelegt und ich würde dieses Buch erst ab dem Teenageralter verschenken. Denn es setzt die Fähigkeit zur Ironie voraus.
    Text und Bild sind gegensätzlich. Es fängt an mit der Aussage „Mädchen sind hübsch“. Zu sehen ist ein zerzaustes Mädchen mit faltigem Aufstehgesicht, zotteligen Haaren und im Schlafanzug. „Mädchen mögen Puppen“, da sehen wir ein Mädchen am Bagger und die Puppen liegen in Einzelteilen drumherum.

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    Bei der Aussage „Mädchen sind ängstlich“ tritt ein Mädchen einem Exhibitionisten in die dafür vorgesehene Stelle. Das Mädchen, das Schuhe liebt, hat nur ein paar Turnschuhe im Regal, die schwachen Mädchen ziehen die Jungen grinsend am Strick zu sich rüber.

    Ich hatte viel Spaß beim Lesen und Anschauen, ich fand die Umsetzung der Aussagen sehr gelungen. Die Bilder sind frech und wie Karikaturen angelegt. Ich kenne schon einige „Mädchen“, denen das Buch gefallen würde. Und die, wie ich, gerne ein Mädchen sind.

    Dagmar Mägdefrau

  • Dunkles Gold

    Dunkles Gold

    Miriam Pressler

    BELTZ & Gelberg

    Verlagsempfehlung ab 14 Jahre

    1349 ist zu befürchten, dass die Pest sich weiter in Europa ausbreiten wird und natürlich wird den Juden die Schuld daran gegeben. Deshalb will Kalman von Wiehe mit seinen Kindern Rachel und Joschua nach Polen fliehen. Der polnische König hat den Juden Schutz angeboten. Vorher verstecken sie all ihre Reichtümer einschließlich eines wertvollen Hochzeitrings im Keller hinter einer Mauer. Die Geschichte handelt von der Flucht als christliche Bauern, aber nur Rachel erreicht ihr Ziel, die Stadt Krakau.

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    Auf der Reise erfährt sie, dass es in Erfurt alle Juden ermordet wurden. Da ein reicher Jude gefährlich lebt, beschließt Rachel den Schatz nicht mehr zu erwähnen und so bleibt er Jahrhunderte verschollen. 

    Erst 1998 wird er bei Grabungsarbeiten gefunden und ist heute in Erfurt zu besichtigen. Laura, die Tochter der Historikerin weiß durch ihre Mutter viel über den Schatz und das Mittelalter. Da sie gut zeichnen kann beschließt sie ein Graphic Novel über die Geschichtes Rachels zu schreiben. Dazu fehlen ihr Informationen aus dem jüdischen Leben. Sie wendet sich schließlich an Alexej und erfährt durch ihn, dass er als Jude immer noch nicht problem- und gefahrlos in Deutschland leben kann. Seine Familie ist vor den Nazis nach Russland geflüchtet und auch seine Familie hat einen Schatz gesessen.

    So erzählt Miriam Pressler diese beiden Geschichten, fein ineinander gewoben, in diesem Buch und wir erfahren, wie das Leben im Mittelalter aussah und wie sich heutige Juden in Deutschland fühlen. Da gibt es viele Missverständnisse und Fettnäpfchen. Aber die zarte Liebe der beiden jungen Menschen lässt auch hoffen. Zumindest die beiden Familien haben Freundschaft geschlossen. 

    Miriam Pressler hat diese Geschichte in schönen Worten erzählt, es gab Spannung, Information und viel Gefühl. Probleme zwischen Mutter und Tochter, eine junge Liebe und viel Hoffnung auf ein friedliches Miteinander.
    Es ist wohl das letzte Buch, dass ich von dieser großartigen Autorin in Händen halte. Und es ist wieder eines ihrer Bücher, das noch lange in unseren Köpfen und Herzen sein wird.

    Dagmar Mägdefrau  

  • Dies ist keine Liebesgeschichte

    Dies ist keine Liebesgeschichte

    Don Zolidis

    Dressler

    Verlagsempfehlung ab 14 Jahre

    Ich war zufällig mal in Wisconsin und deshalb war mir einiges nicht so fremd. Ich habe aber keine Ahnung von dem Spiel „Dungeons-&-Dragons“ und in dem Buch geht es häufig um dieses Thema. Da das Buch im Jahr 1994 in einem unbedeutenden Ort in den USA spielt, kann ich mir kaum vorstellen, dass ein Jugendlicher heute viel mit diesem Buch anfangen kann. 

    Die Geschichte wird uns von dem siebzehnjährigen Craig erzählt. Er ist ein Nerd, spielt mit seinen Freuden ständig „Dungeons-&-Dragons“ und liest lange russische Romane. Er hat eine Zwillingsschwester, die Leichtathletik macht und beliebt ist und seine Eltern benehmen sich eigenartig.

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    Die Arbeitslosigkeit des Vaters bringt viele finanzielle Probleme mit sich. Es geht um das letzte Jahr auf der High School, wie in so vielen amerikanischen Büchern. Es hat sowas wie eine Beziehung von der hübschen Amy, die Legasthenikern  und Schulsprecherin ist, von ihren Eltern adoptiert wurde und deren Mutter Krebs hat. 

    Um Craig zu schützen macht sie  insgesamt sechs Mal mit ihm Schluss, die ersten Male verbringt Craig in tagelanger Trauer. Trotzdem glaubt er sie zu lieben und er möchte sie beschützen und für die da sein. Leider kann er nicht immer das sagen, was er denkt, dadurch stockt die Beziehung auch immer wieder. 

    Ich habe mich ein wenig durch die 360 Seiten gequält, ich wartet aufgrund des Klappentextes (Amys düsteres Geheimnis) immer auf etwas besonderes. Aber das Buch plätschert vor sich hin und für mich machte es keinen wirklichen Sinn. Dazu kam, dass das Buch nicht chronologisch erzählt wird und ich manchmal überlegen musste, von welcher Trennung nun erzählt wird.  Mir ist unklar, weshalb Bücher die so wenig mit der heutigen Zeit und unserer Gesellschaft zu tun haben aus Amerika „importiert“ werden. 

    Dagmar Mägdefrau

  • Ich weiß, heute Nacht werde ich träumen

    Ich weiß, heute Nacht werde ich träumen

    Steven Herrick

    Thienemann

    Verlagsempfehlung ab 13 Jahre

    Nominiert für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2019

    Wie schon bei dem ebenfalls ausgezeichnete Buch „Wir beide wussten, es war was passiert“ sind auch hier die Texte in Gedichtform gedruckt. Die Kapitel sind sehr kurz gehalten und beschreiben eine Kindheit in den Sechzigern des vorigen Jahrhunderts in Australien. Die Brüder Harry und Keith leben mit ihrem Vater in einem Holzhaus, das braun, schäbig und trist ist. Jeden Nachmittag, wenn der Vater von der Arbeit kommt schneidet er eine Wassermelone auf und isst sie mit den Söhnen.

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    Die Mutter starb vor einigen Jahren und immer Mittwochs Nachmittags kommt Tante Alice mit Kuchen. Linda ist Harrys Freundin, die unter unklaren Umständen im Fluss ertrinkt. Harry verehrt Miss Spencer aus der Entfernung und als sie von Wayne geschwängert wird, verlässt sie den Ort. Daraufhin wirft Harry Waynes Scheiben ein. Mit Waynes Bruder Johnny ist Harry befreundet und die beiden eint die Liebe zu der toten Linda.  Dazwischen gibt es alltägliche Episoden und einige Rückblicke und am Ende entsteht doch ein Bild von der Kindheit und Jugend in einem kleinen australischen Ort an dem jeder jeden kennt.

    Das Buch ist auf eine sehr poetische Art geschrieben, es gibt durchaus Gewalt, so verliert der Vater auf der Arbeit einen Finger, und Streit, aber der Text plätschert ruhig weiter. 

    Dagmar Mägdefrau

  • Abgefahren

    Abgefahren

    Dirk Pope

    Hanser

    Verlagsempfehlung ab 14 Jahre

    Das Buch führt uns von Essen-Vogelheim ab Passau an der Donau entlang bis zur Mündung ans Schwarze Meer. Der dicke Viorel bringt seine tote Mutter im Kofferraum des Corsa in ihre Geburtsstadt. Der Siebzehnjährige fährt ohne Führerschein und mit wenig Geld ins Ungewisse. Er hat nur die Adresse eines Onkel, mit dem die Mutter aber lange keinen Kontakt hatte. Er lebt in Essen allein mit seiner berufstätigen Mutter in einer kleinen Wohnung und er weiß nicht viel von seiner Mutter.

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    Er kennt weder ihre Familie noch ihre Lebensumstände, die dazu geführt haben, dass sie jetzt in Deutschland lebt. Er weiß nur, dass seine Mutter in Rumänien begraben werden möchte. Viorel nimmt einen Anhalter mit, der dunkel gekleidet mit einem großen Seesack bei ihm einsteigt. Er erzählt ihm unheimliche Geschichten aus seiner Heimat. Durch eine eigenartige Situation kommt dieser Mann zu Tode. Nach einer Verfolgungsjagd, wird die Leiche aus dem Auto gestohlen, die tote Mutter bleibt aber im Kofferraum. So fährt Viorel weiter und lernt eine Nachbarin des inzwischen verstorbenen Onkels kennen. Zusammen mit ihr und ihrer Enkelin geht es weiter die Donau hinab vorbei an Draculas Schloss. Nach vielen Verwirrungen und Zufällen gelingt es dem jungen Mann seine Mutter zu begraben.

    Das Buch fasziniert durch seine Sprache. Wenig wörtliche Rede, aber viele Gedanken, die sich verselbstständigen. „Er gehört nicht zu den Menschen, die sich interessant genug finden, dass sie es länger mit sich selbst aushalten.“  ist  ein sehr interessanter Satz. 

    Manchmal wird es aber auch sehr geschwätzig. Keine Ahnung, ob der Anhalter Dracula war? Aber kann ein dicker Junge so lange ohne Schlaf und lange ohne Nahrung auskommen? Auch, dass seine Fahrkünste nach drei Fahrstunden der weiten Strecke unauffällig bei sind. Diese Dinge sollten aber wohl nicht zu den eigentlich wunderlichen Begebenheiten dieses Buches gehören. Für mich machte alles wenig Sinn, vielleicht bin ich wieder zu realistisch?

    Dagmar Mägdefrau

  • Kompass ohne Norden

    Kompass ohne Norden

    Neal Shusterman

    Hanser

    Verlagsempfehlung ab 14 Jahren

    Nominiert für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2019

    Caden steigert sich immer mehr in einen Verfolgungswahn hinein. Er weiß nicht mehr, wem er trauen kann. Erwägt, dass seine Eltern Masken tragen und nicht die sind, für die sie sich ausgeben. Er zieht sich immer mehr von seinen Freunden zurück und erschreckt diese oft mit seiner Denkweise. Neben der „normalen“ Handlung in der Familie und später im Sanatorium, gibt es eine Geschichte, die auf einem (Piraten-)Schiff spielt. Erst im Laufe der Handlung erkennt der Leser die Parallelen zu realen Personen und Begebenheiten. 

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    Wir erleben die Veränderung der Persönlichkeit von euphorischer Selbstüberschätzung, Hilflosigkeit und völliger Unruhe, die sich durch stundenlange Märsche abzeichnet.

    Das Buch wurde auch von der Jungendjury für den Jugendliteraturpreis vorgeschlagen und das finde ich einfach toll. Ich habe mich nämlich schwer getan mit dem Lesen dieses Jugendbuches. Nach dem ersten Kapiteln dachte ich, dass mich das Buch so herunterzieht, dass ich es nicht weiterlesen möchte. Auch im Laufe der Handlung überkam mich immer wieder eine Traurigkeit, die sicher zum Thema passt. 

    Neal Shusterman hat in diesem Buch die Erlebnisse seines bipolar und schizophrenen Sohnes versucht zu beschreiben. Damit möchte er um Verständnis für diese Krankheit  werben. Ich denke, gerade, wenn man Menschen kennt, die auf diese Weise in ihrem Denken und Empfinden gestört sind, ist dieses Buch eine Erklärung für deren Verhalten. 

    So kann ich nur sagen, bleibt dran an dem Buch, es und die beschriebenen Kranken haben es verdient.

    Dagmar Mägdefrau

  • Sadie – Stirbt sie, wird niemand die Wahrheit erfahren

    Sadie – Stirbt sie, wird niemand die Wahrheit erfahren

    Courtney Summers

    BELTZ & Gelberg

    Verlagsempfehlung ab 14 Jahre

    Ein New Yorker Radiosender sendet einen Podcast „The Girls“ und der Reporter reist nach Cold Creek, Colorado. In diesem kleinen Ort wohnten im Trailer-Park die drogenkranke Claire und ihre beiden Töchter Mattie und Sadie.  May Beth Forster hat sich als eine Art Großmutter um die Mädchen gekümmert. Jetzt ist die dreizehnjährige Mattie tot aufgefunden worden und ihre große Schwester Sadie hat sich aufgemacht ihren Mörder zu töten. 

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    Im Wechsel mit den Kapiteln des Podcast berichtet uns Sadie von ihrer Suche. Nachdem ihre Mutter jahrelang Männer von ihren Sauftouren mitgebracht hat, verschwindet auch sie eines Tages und Sadie bleibt mit ihrer Schwester allein zurück. Damit Mattie nicht ins Heim muss, gibt sie die Schule auf und verdient Geld an einer Tankstelle. Nach Matties Tod macht sie sich auf und versucht einen Lover ihrer Mutter zu finden, in seinen LKW soll Mattie gestiegen sein. Sadie stottert und spricht deshalb wenig und überlegt viel. Sie ist gerissen und kennt viele Tricks um ihr Ziel zu erreichen. 

    Durch Sadies Erzählungen und den Recherchen des Reporters erfahren wir viel vom Leben der Schwestern. Keith, Darren oder wie immer der Kerl hieß, der sich an Frauen mit kleinen Mädchen ranmacht um die Mädchen zu missbrauchen, er wird von Sadie gefunden. Trotzdem bleibt die Geschichte offen, wir erfahren nicht, was aus Sadie wird. Auch für den Reporter ist das Ende nicht der Abschluss, auch er kann „nicht noch ein totes Mädchen ertragen.“

    Es war für mich nicht ganz einfach mich in das Buch hinein zu finden. Dann wurde es aber ungeheuer spannend. Die Erzählweise von Sadie, die immer ihr Manko, das Stottern, im Hinterkopf hat und die ganz anders denkt und handelt als ich, war sehr aufschlussreich für mich. Die Autorin hat sich in diese Figur hineinversetzt und kam sehr authentisch rüber. Ihre Sprache kann voller Liebe, zur Schwester, und voller Hass gegenüber Darren sein. Ein tolles Jugendbuch, dass die Qualen eines stotternden, missbrauchten, armen Mädchens zeigt, aber auch ihre Stärke, die leider aus der Rache erwächst. Ich hätte ihr einen lieben Menschen gegönnt, aber sie selbst ließ keine Nähe zu.

    Dagmar Mägdefrau

  • Promille + Beats

    Promille + Beats

    Dirk Petrick

    BVK LESEwelten

    Verlagsempfehlung ab 14 Jahre

    Der Roman passt auf 78 Seiten und die kurzen Kapitel sind immer mit frei passenden Bildern untermalt. Die Schrift ist etwas größer, es gibt Abschnitte und einige wichtige Sätze sind fett gedruckt. Damit spricht das Buch auch ungeübte Leser an. Die Sprache orientiert sich an den Jugendlichen und Bens Hobby ist das Rappen.
    Ben lebt mit seiner Mutter und seinem Alkohol süchtigen Vater zusammen. Ein Familienleben im eigentlichen Sinne gibt es nicht.

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    Ben kann schon lange nicht mehr mit seinem Vater reden. Seine Mutter versorgt den Vater mit Alkohol und schützt ihn wo sie kann.  Ben leidet seht unter der Situation, er bringt keine Freunde mit nach Hause, weil er sich wegen seines betrunkenen Vaters schämt. Erst als er Liz  kennenlernt, kommt das Thema zur Sprache und letztlich ist nur die Trennung vom Vater eine Lösung.

    In den restlichen Seiten des Buches werden Unterrichtsideen angeboten, Aufgaben gestellt und hier findet man Informationen zum Thema.

    Dagmar Mägdefrau

  • Winterpferde

    Winterpferde

    Philip Kerr

    rowohlt rotfuchs

    Verlagsempfehlung ab 13 Jahre

    Ein sehr düsteres Buch, dass in der Ukraine im Kriegswinter 1941 spielt. In einen Naturreservat, dass ein deutscher Baron gegründet hat, leben die seltenen Przewalski-Perde. Urpferde, die  man schon an den Wänden der Höhlen der Steinzeitmenschen findet. Max, ein alter Tierpfleger kümmert sich um die wilden, unzähmbaren Tiere.
    Doch auf ihrem Rückzug aus Russland kommt die deutsche SS dort hin. Ihr Hauptmann ein Olympia-Reiter und angehender Jurist ist von der Rassenideologie der Nazis derart überzeugt, dass er diese Pferde, die nicht der deutschen Zuchtordnung entsprechen, ausrotten will. Befehl aus Berlin.

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    Diese Gruppe Soldaten hat in einem anderen Ort viele Juden erschossen, aber Kalinka konnte fliehen und hat jetzt 300 km zu Fuß zurückgelegt. Sie freundet sich mit dem übrig geblieben Paar Przewalski-Perde an. Und es ist spannend, wenn auch unglaubwürdig zu lesen, wie intelligent diese Pferde ihr bei einer neuerlichen gemeinsamen Flucht helfen.
    Kalinka findet in Max einen Freund und besonders die Liebe der Pferde lassen sie wieder an das Leben glauben. Zuletzt trifft sie noch auf einen deutschen Hauptmann, der sie sehr unterstützt und findet Kalinka, das nicht alle Deutschen schlecht sind. Am Ende singen die russischen Soldaten der roten Armee für sie das Lied, nach dem sie benannt wurde.

    Ein trauriges, spannendes, versöhnliches Buch über eine schlimme Zeit. Ich finde die Geschichten über die Pferde übertrieben, aber vielleicht habe ich auch nur zu wenig Ahnung von Pferden und besonders von Przewalski-Perde.

    Dagmar Mägdefrau

  • Nieder mit Hiltler – oder warum Karl kein Radfahrer sein wollte

    Nieder mit Hiltler – oder warum Karl kein Radfahrer sein wollte

    Jochen Voit

    Hamed Eshrat

    avant

    Ganz hinten im Buch ist ein Bild der Autoren mit Karl Metzner, dem Held dieser Graphic Novel. Karl lebte als Jugendlicher in Erfurt und war ein großer Fan des bekannten Radfahrers Erich Metzte. Er wohnt bei seinen Eltern, die das Hiltlerregime nicht unterstützen. Wie alle Jungen geht Karl zur HJ und lernt dort Jochen Bock kennen. Der ist zunächst ein begeisterter Anhänger Hiltlers und will schnellstens in den Krieg ziehen. Nach dem Tod seines Bruders kommen ihm Zweifel und so entsteht eine Gruppe aus fünf jungen Männern, die zunächst den „Feindsender“ hören.

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    Sie machen sich Gedanken und es entsteht der Wunsch zum Handeln. Sie schreiben auf ihrer Schreibmachine Flugblätter, die sie z.B. aus der Straßenbahn werfen. So kommt es, dass sie schnell gefasst werden. Aufgrund der Fürsprache ihres Lehrers kommt Karl nach der U-Haft wieder nach Hause. Dann wird auch er eingezogen und kommt in französische Gefangenschaft. Hier findet er zum Glauben und wird Pfarrer in der Lausitz.

    Das Buch hat eine zweite Handlung, diese Kapitel sind schwarz/weiß bebildert. 1960 wird Karl von der Stasi verhört und er soll seine Kirchenmitglieder bespitzeln. Seine Status als von den Nazis verfolgter wird gestrichen, jetzt war seine Tat nur noch ein Jungenstreich.

    Ich finde die Parallelen der beiden Diktaturen gut angelegt. Das Buch zeigt, unterstrichen durch die Bilder, in kurzen Dialogen die Situation in den 1940er Jahren und ab 1960 in der DDR.  Besonders Leser, die durch dicke Bücher abgeschreckt werden, finden in diesem Comic eine tolle Alternative die neue deutsche Geschichte mitzuerleben. Das Besondere ist natürlich, dass es sich um eine wahre Lebensgeschichte handelt. Ein Held, von dem wir noch bisher noch nichts gehört haben. 

    Dagmar Mägdefrau

  • Schreib, schreib, schreib – Die kreative Textwerkstatt

    Schreib, schreib, schreib – Die kreative Textwerkstatt

    Katarina Kuik

    Ylva Karlson

    BELTZ & Gelberg

    Verlagsempfehlung ab 14 Jahre

    Deutscher Jugendliteraturpreis 2018 "neue Talente"

    Ich hatte bislang nie das Bedürfnis ein Buch oder ein Gedicht zu schreiben. Natürlich reimt man schon mal was für einen Anlass oder schreibt eine kleine Geschichte auf. Aber nachdem ich in dieses Buch geschaut habe und die vielen Aufforderungen „Schreib ein Gedicht, in dem die Wörter sanft in den Ohren klingen“ oder „Löse ein Kreuzworträtsel. Schreibe eine Erzählung in dem alle eingetragenen Wörter vorkommen.“ gelesen habe juckt es doch ein wenig in den Fingern.

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    Am Anfang des Buches wird ein Würfel empfohlen und die Punkte bekommen Zuordnungen wie 1. unter einem Baum oder 6. unter dem Schreibtisch. So startet man erst mal.
    In diesem Buch wimmelt es vor Ideen und Vorschlägen. Junge Autoren berichten von sich und schreiben eine kurze Geschichte, erfahrene Autoren geben Ratschläge. Es werden Bücher zu bestimmten Stilen empfohlen. 

    Ich bin begeistert von diesen vielen Ideen und kann das Buch Jugendlichen, die gerne schreiben möchten nur empfehlen. Aber auch Lehrer können an Hand dieser besonderen Anregungen mal eine Arbeit anders aufbauen und damit vielleicht auch Schüler erreichen, die den Unterricht langweilig finden.

    Dagmar Mägdefrau 

  • Dieser Wilde Ozean den wir Leben nennen

    Dieser Wilde Ozean den wir Leben nennen

    Elisabeth Steinkellner

    BELTZ & Gelberg

    Verlagsempfehlung ab 14 Jahre

    LUCHS des Monats September 2018 (ZEIT/ Radio Bremen)

    Die besten 7 Bücher für junge Leser (Deutschlandfunk), Oktober 2018

    Wir erleben 6 Tage im Leben von Simon und Antonia. So ist das Buch auch unterteilt. Diese Kapitel bestehen aus vielen kurzen Kapiteln, die meist mit einem Wort überschrieben sind. 

    Simon hat vor einiger Zeit einen Studenten im Zug getroffen und sich in ihn verliebt. Er weiß nur seinen Vornamen „Paulus“ und dass er in dieser Stadt wohnt. Simon zieht in ein einfaches Hotelzimmer und lernt die Studentin Vero, die an der Rezeption arbeitet kennen und auf einer Parkbank Antonia. 

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    Sie sucht nach ihrem verschwunden Bruder Joel, dessen Schicksal sich erst am Ende aufklärt. Ihr Freund Enno hat sehr viel Geduld mit ihr, trotzdem kann auch er irgendwann nicht mehr weiter und ist für Antonia nicht mehr zu erreichen.
    Antonia hilft Simon bei seiner Suche, die beiden Fremden können sich vieles erzählen und haben Verständnis für die Situation des anderen.

    Mir hat die Sprache dieses Buches sehr gut gefallen. Auch das große Vertrauen, dass die Eltern von Simon in ihren sechszehnjährigen Sohn haben, finde ich bemerkenswert. Überhaupt kommt Simon aus „normalen“ Verhältnissen. Er hat eine Schwester, die er sehr liebt, eine Oma, die sich kümmert und Eltern, die ihn unterstützen. Er hat auch Freunde, an die er oft denkt und mit denen er Kontakt hält.

    Auch Antonia hat eine gute Freundin und Enno, der sie sehr lieb hat. Nur ihr verlorener Bruder, der zwar sehr intelligent ist, aber sein Leben nicht meistern konnte, macht sie traurig. Er ist psychisch krank  und verschwindet einfach. Dadurch ist auch Antonias Verhältnis zu den Eltern geprägt.
    Am Ende gibt es nicht direkt ein Happy End, aber doch viel Hoffnung für die Zukunft.

    Ein Buch, das ich sehr empfehlen kann, weil hier die Gefühle und auch der Sex durch eine schöne Sprache beschrieben werden.

    Dagmar Mägdefrau

  • Einer da oben hasst mich

    Einer da oben hasst mich

    Hollis Seamon

    Übersetzung Edith Beleites

    cbt Jugendbuchverlag

    Leseempfehlung ab 15 Jahre

    „Sterben ist total langweilig“, findet der 17-jährige Richie, der die letzten Tage seines Lebens in einem Hospiz verbringt.
    Doch dass diese befristete Zeit eines kranken Jugendlichen noch so spannend sein kann, beweist dieses Buch! Es ist prall gefüllt mit Gefühlen und Erlebnissen gemeinsam mit den unterschiedlichsten Menschen in seiner nahen Umgebung: z.B. “ seine Lieblingskrankenschwester Jeannette“, sein ausgeflippter Onkel Phil, mit dem Richie eine Beziehung der besonderen Art pflegt.

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    Er beschreibt ihn auf Seite 64: „ der Rest von ihm ist … sagen wir mal: gut gepolstert. Über der kunstvollen Silberschnalle seines Cowboygürtels ragt ein strammer Kugelbauch in die Landschaft. Aber davon darf man sich nicht täuschen lassen, denn der Mann besitzt ein unglaubliches Temperament. Auch jetzt überwindet er diesen Anfall von Wehleidigkeit schnell, und als er zu mir aufschaut, ist sein Grinsen noch breiter als meins.“  – weitere Bewohner/innen des Hauses unterschiedlichen Alters mit ihren Eigenarten, die trotz des absolut traurigen Hintergrundes immer wieder zum Schmunzeln und Lachen anregen. Hier nicht zu vergessen Sylvia: ein zartes Mädchen gleichen Alters in ähnlicher Lage, mit ungeheuer viel Power „mit dem schmalsten, zerbrechlichsten Gesicht“, Zitat Richie, bei welcher er sofort daran denkt, dass die Krankheit stärker ist als sie. Aber sie hat absolut keine Angst vor dem Ende!

    Die Leser/innen erleben somit zwei sterbenskranke Jugendliche mitten in einem facettenreichen Mosaik von Erlebnissen, Stimmungen und Gefühlen für alle Menschen in ihrem Umkreis und nicht zuletzt sich selbst.

    Ein mutiges, tiefgreifendes und zum Teil schonungsloses Buch mit nachhaltiger Wirkung! 

    Annette Heine

  • 17 Erkenntnisse über Leander Blum

    17 Erkenntnisse über Leander Blum

    Irmgard Kramer

    Loewe

    Verlagsempfehlung ab 14 Jahre

    Leander erzählt uns von seiner Freundschaft mit Jonas, die schon sein fast 18jähriges Leben währt. Die beiden haben als Kinder schon zusammen gemalt und jetzt sind sie nachts als Sprayer unterwegs. Sein Vater ist Polizist und aufgrund seiner Lebensgeschichte und seiner unerfüllten Wünsche jagd er Sprayer.

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    Leanders Mutter ist aus Indien und Leander hat von ihr seine dunklere Hautfarbe und vom Vater die blauen Augen geerbt. Jonas und er sind sich sehr nahe und machen alles zusammen. Als Leander sich in eine Mädchen mit langen blonden Haaren verliebt, gibt es erstmals Probleme zwischen den beiden.

    Die andere Person, die uns in der Ichform erzählt ist Lila, sie backt leckere Kuchen und lebt mit ihrem Bruder Onno, ihren Eltern und deren wechselnden Partnern zusammen. Nach einer Krankheit sitzt sie neben dem Neuen in der Klasse, neben Leander. ihr Verhältnis ist zunächst etwas kühl, Leander geht ihr aus dem Weg. Erst durch einen Klassenausflug kommen die beiden ins Gespräch.

    Ich muss zugeben, dass ich mir heute die Nacht um die Ohren gehauen habe, um zu erfahren, wie diese beiden Erzählstränge zusammen finden. Welches Geheimnis sich hinter dem eigenartigen Benehmen von Leander verbirgt? Ich fand es sehr schön, wie sich Zusammenhänge, die ich vorher unsinnig fand, erklärten. Der Stil der beiden Erzähler hätte sich vielleicht etwas mehr unterscheiden im Stil können.

    Ein spannendes Buch mit sehr viel Gefühl. Viele Schattierungen der Verzweiflung, der Liebe und der Freundschaft erlebt man auf den 346 Seiten. Es wird auch viel über die Spayerszene berichtet und da geht es nicht um Schmierereien, sondern um ausgetüftelte Kunst. Die beiden Freunde Jonas und Leander planen und arbeiten seit Monaten an einem Projekt und suchen lange nach einer Wand, an der sie es verwirklichen können. Vielleicht sollte man den jungen Menschen Flächen zur Verfügung stellen um sie aus der Kriminalität zu holen und damit  wir uns an den fertigen Werken erfreuen können.

    Ich muss sagen, dass mich das Cover gar nicht anspricht. Farbloses beige soll zwar die Rentnerfarbe sein, aber trotz meines Alters finde ich es öde und farblos. Im Geschäft hätte ich nie danach gegriffen und schließlich wird Jugendliteratur häufig von Müttern, Großmüttern und Tanten gekauft.

    Dagmar Mägdefrau

  • Schlaft gut ihr fiesen Gedanken

    Schlaft gut ihr fiesen Gedanken

    John Green

    Hanser

    Verlagsempfehlung ab 14 Jahre

    In „Schlaft gut, ihr fiesen Gedanken“ aus dem Hanser Verlag geht es um das 16-jährige Mädchen Aza, das neben den normalen Schwierigkeiten der Pubertät mit seinen Zwangsgedanken zu kämpfen hat und in einer Art Parallelwelt lebt.

    John Green beschäftigt sich immer mit Themen, die anderen unangenehm sind. „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ rund um die beiden krebskranken Jugendlichen Hazel und Gus hat mir beispielsweise mehr als einen Kloß im Hals verpasst.

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    Und auch Azas Zwangsgedanken und Zwangshandlungen sind authentisch und einfühlsam in die Geschichte eingewoben, in der es auch um Freundschaft, zaghafte Liebe und einen verschwundenen Millionär geht. Beklemmend und so nachvollziehbar beschreibt Green die Gedankenwelt und die Ängste des Mädchens vor Bakterien und tödlichen Krankheiten, dass man als Leser plötzlich selbst meint, einen bepflasterten Mittelfinger mit pochender Wunde darunter zu spüren.

    Trotzdem war ich nicht sofort gefesselt. Ich hatte bestimmt schon hundert der zweihundert Seiten gelesen, bis es mich so richtig packte. Im zweiten Teil steht Azas Mädchenfreundschaft zur Fan-Fiction-Autorin Daisy mit dem Star-Wars-Fimmel und die zarte Beziehung zu Davis im Fokus. Aza reflektiert ihr Verhalten, erkennt langsam ihr Problem und weiß immer mehr, dass sie etwas ändern muss.

    Ich habe den Roman gern gelesen und finde auch hier Greens Fähigkeit, das „Innenleben“ eines Mädchens so behutsam und echt in Worte zu fassen unglaublich. Das Buch ist gut komponiert, die Sprache wie immer besonders und wunderbar. Trotzdem hat das Buch mich leider nicht vom Hocker gehauen.

    Katia Simon

  • Was wir dachten, was wir taten

    Was wir dachten, was wir taten

    Lea-Lina Opperman

    BELTZ & Gelberg

    Verlagsempfehlung ab 14 Jahre

    Das Buch wird aus der Sicht der Schüler Fiona Nikolaus, Mark Winter und des Mathelehrers Herrn Filler geschildert. In kurzen Abschnitten wird die spannende Geschichte so fortlaufen erzählt.
    Und es ist eine Geschichte, die einem den Atem nimmt. Aufgrund einer Durchsage wird zunächst die Klassentüre geschlossen. Sollte es sich wirklich um einen Amoklauf handeln?

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    Mark ist der typische Hinterbänkler, der von den Lehrern schikaniert und von den Schülern nicht anerkannt wird. Er hat ein schwieriges Elternhaus mit einem gewalttätigen Vater. Eine Narbe in seinem Gesicht zeugt davon. Fiona, überdurchschnittlich begabt und ein Kopfmensch aus gutem Hause, schwärmt für Sylvester, den hübschen Mitschüler.
    Herr Filler trägt zur Jeans ein Sakko mit gepolsterten Schultern. Er ist Vertrauenslehrer und versucht dieser Wahl gerecht zu werden. Aber in dieser Situation ist er völlig hilflos. Es gibt keine konkrete Anweisung für eine solchen Amoklauf an die er sich halten kann.

    Wie er im Text selber feststellt, kann er nie mehr vor diese Klasse treten, er denkt oft an die Moralvorstellungen seiner Freundin und wie sehr er sie mit seinem Verhalten enttäuscht.
    Durch einen Trick kommt der Attentäter in die Klasse und man merkt, dass er die Strukturen der Gemeinschaft und die Geheimnisse der Einzelnen kennt. Und warum erschießt er nicht einfach alle? Warum muss der Klasse Aufgaben erfüllen, die alle Beteiligen nackt und bloß dastehen lässt?

    Die junge Autorin schafft auf 177 Seiten so viel Spannung aufzubauen, dass man das Buch nicht gerne aus der Hand legt. Vor allem die Frage, „wie kann sich das alles noch logisch auflösen?“ hält einen im Bann. Aber am Ende hat alles seinen Grund und wir merken, wie heuchlerisch wir doch alle in unserem Miteinander sind.

    Dagmar Mägdefrau

  • Die Legende von Shikanoko – Herrscher der acht Inseln

    Die Legende von Shikanoko – Herrscher der acht Inseln

    Lian Hearn

    Sauerländer

    Verlagsempfehlung ab 14 Jahre

    Als großer Fan der „Clan der Otori“-Reihe hatte ich mich sehr auf die neue Romanreihe von Lian Hearn gefreut und so viel vorweg: Ich werde die anderen Bücher auf jeden Fall auch lesen. Nach einigen Anfangsschwierigkeiten (dazu später mehr) hat mich das Buch schnell gefesselt.

    Die Handlung spielt in einem fiktiven mittelalterlichen Japan und enthält alles, was man von einem solchen Buch erwartet: Krieg, politische Intrigen, Machtkämpfe sowie Einblicke in die japanische Kultur und die Gesellschaftsstrukturen.

    mehr oder weniger lesen

    Das alles wird kombiniert mit einer großen Portion Magie und Mythologie in Form von Geistern, magischen Ritualen, Hexern und Dämonen. Alles in allem eine gute Mischung, die eine spannende Geschichte ergibt.

    Der große Schwachpunkt des Buches sind allerdings in meinen Augen die Charaktere: Man merkt, dass das Buch der Auftakt einer Reihe werden soll, da es versucht so viele Charaktere, Orte und Zusammenhänge wie möglich unterzubringen, was in Kombination mit der Tatsache, dass japanische Namen für westliche Leser nicht wirklich einfach und eingängig sind und oft dazu führt, dass man sich fragt „Wer war das nochmal?“ bzw. „Ist diese Person jetzt wichtig oder nicht?“, was dann auch zu besagter Anfangsschwierigkeit beim Lesen geführt hat. Dass viele dieser Charaktere nur ein- bis zweimal erwähnt werden, nur um unmittelbar danach zu sterben oder einfach aus der Geschichte zu verschwinden und (vielleicht) in einer der Fortsetzungen wieder eine Rolle zu spielen, hilft da auch nicht unbedingt. Leider führt diese Vielzahl an Charakteren auch dazu, dass die Geschichte stellenweise sehr „gehetzt“ wirkt um alle Teilstränge der Geschichte unterzubringen. Persönlich hätte ich nichts dagegen gehabt, wenn das Buch 200 Seiten mehr gehabt hätte, dafür aber die Entwicklung der Charaktere und einige der Ereignisse ausführlicher beschrieben worden wären.

    Fazit: Das Buch ist für mich nicht auf dem Niveau der „Clan der Otori“-Reihe, aber es ist dennoch eine sehr interessante Geschichte und ich freue mich auf den zweiten Teil.

    Der Altersempfehlung kann ich mich nur bedingt anschließen: Die Handlungen sind teilweise sehr brutal beschrieben und auf Grund der Komplexität ist es meines Erachtens eher etwas für ein etwas älteres Zielpublikum (16-18+).

    C. Kopke