• Der Duft von Grün

    Der Duft von Grün

    Pamela Sharon

    Freies Geistesleben

    Verlagsempfehlung ab 14 Jahre

    Nominiert für den Jugendliteraturpreis 2025

    Das Cover ist schwarz und hat oben einige lila und unten einige grüne Punkte, die in Brailleschrift „Duft“ und „Grün“ bedeuten. Raven ist blind und sie trägt zum Ärger ihrer Freundin May-Lin gerne grün, während sie lila bevorzugt.

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    Raaf, wie Raven meist genannt wird, erzählt uns ganz genau, wie die Farbe, nachdem sie Lin kennenlernte und sie Freundinnen wurden, in ihr Leben kam. Deshalb hat jedes Kapitel eine Farbe, die die Stimmung von Raaf darstellt. Nachdem Raaf auf der Förderschule sehr gut war, kommt sie in eine Schule, in der sie das einzige blinde Mädchen ist. Die Reaktionen der anderen haben eine Bandbreite von Neugier, guten Ratschlägen bis hin zu Mobbing. Doch Raaf hat Lin an ihrer Seite, die sie begleitet, führt und beschützt. Das sie damit aber auch Raaf einengt und ihr ihre Meinung aufdrängt, bemerkt Raaf nicht. Sie ist ihrer Freundin dankbar und kann sich ein Leben ohne sie nicht vorstellen. Ihre Eltern leben getrennt und ihr älterer Brüder wohnt beim Vater, während Raaf auch aus praktischen Erwägungen bei ihrer übervorsichtigen Mutter blieb. Der gefällt Ravens Freundschaft zu May-Lin nicht, denn die schwänzt immer wieder mit Raaf Schulstunden. Doch dann passiert ein schreckliches Unglück und Raven muss sich neu orientieren. Aber es taucht auch Roan, ein künstlerisch begabter jungen Studienabbrecher auf, der ihr eine neue Welt voller Liebe eröffnet.
    Raaf sieht sich, das stellt sie selbst immer wieder fest, als Opfer, oft nimmt das Selbstmitleid überhand. Ich glaube, dass man für diese Lebenseinstellung nicht unbedingt blind sein muss, hier hat das Verhalten allerdings einen handfesten Grund. Lin sieht in ihr das Mädchen, und behandelt sie so, allerdings empfind ich ihr Verhalten auch als toxisch. Es ist schön Raafs Liebe zu Roan mitzuerleben und sie beim Selbstständig werden zu begleiten.

    Dagmar Mägdefrau
  • Als Ela das All eroberte

    Als Ela das All eroberte

    Adina Hermann

    Raúl Krauthausen

    Laura Rosendorfer

    Carlsen

    Verlagsempfehlung ab 5 Jahre

    Nominiert für den Vielfalterpreis 2025

    Auf dem Cover sehen wir Ela im Raumanzug in ihrem Rollstuhl sitzen. Ela möchte unbedingt Astronautin werden und deshalb freut sie sich sehr auf den Ausflug ins Planetarium. Zusammen mit ihrem Freund Ben macht sie sich auf den Weg und da Ela eine sehr stürmische Rollstuhlfahrerin ist, ist es für Ben nicht leicht, mit ihr Schritt zu halten. 
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    Ela hat viele kluge Fragen an die Dame im Planetarium, die sogar eine Antwort auf die Frage „Kann ich im Weltraum Rollstuhl fahren?“ weiß. Neben dem Erzähltext gibt es Bilder von Frauen und eine kurze Biografie, die erklärt, was sie mit der Raumfahrt zu tun haben. In der Nachbarschaft von Ela gibt es eine „olle Tante“, die meint, sie müsse Ela klar machen, dass ihr Traum vom Weltraum für sie immer ein Traum bleiben wird. Doch Elas Mama ist da ganz anderer Meinung und sie bestärkt ihre Tochter in ihrem Wunsch. Die Nacht verbringt Ela bei Ben und die beiden schlafen unterm Sternenzelt und planen, wie Ela sich auf das Astronautin-Werden vorbereitet. Erstaunlich, welche tollen Ideen die beiden da austüfteln.
    Die beiden Kinder verbindet eine echte Freundschaft, wieso Ela im Rollstuhl sitzt, wird nicht erklärt, aber für ihre Umgebung stellt das keinerlei Problem dar. Ein neu gebautes Baumhaus erhält einen „Fahrstuhl“ und in allem anderen ist Ela sehr selbstständig unterwegs.
    Das Buch erklärt ganz deutlich, dass man immer Ziele haben sollte, und man sollte alles dafür tun, sie zu erreichen, es ist aber auch nicht falschen einen Plan B zu haben. So überlegt Ela am Ende, dass sie auch z.B. Raumschiffe bauen könnte.
    Ein tolles Buch, dass nicht nur Menschen mit Einschränkungen Mut macht, alles auszuprobieren und aufzugeben. Zusätzlich kann man auch einiges über die Raumfahrt und den Sternenhimmel lernen, besonders auf den letzten Seiten gibt es einige Sachinformationen. „Fragen rund um Ela“ geben noch Informationen zur Person dieses mutigen Mädchens.

    Dagmar Mägdefrau
  • Stark im Alltag mit Hörgeräten – Ein Kinderfachbuch

    Stark im Alltag mit Hörgeräten – Ein Kinderfachbuch

    Anika Preuß

    Tim Schäfer

    Mabuse-Verlag

    Leseempfehlung ab 8 Jahre

    Ich trage seit ein paar Jahres altersbedingt Hörgeräte und deshalb war ich sehr neugierig auf dieses Kinderfachbuch über das Thema. Der Junge auf dem Cover hat ein riesiges grünes Hörgerät in seinen Händen.
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    Das Vorwort und alle Texte in den grünumrandeten Kästchen wenden sich an die erwachsenen Leser*innen. Und dann stellt sich Leo vor, er spricht sein Gegenüber direkt an uns fragt nach dem Namen. Leo ist glücklich, weil er mit einem Hund gespielt hat, er fragt dann gleich wieder, wie wir uns fühlen. Abgebildet sind Tierköpfe mit unterschiedlichen Ausdrücken, die Katze schaut wütend und der Frosch schaut mit großen Augen und ist überrascht. Unter den Bildern stehen noch andere Adjektive zur Auswahl, die zu einer ähnlichen Mimik führen. Dann zeigt Leo uns sein grünes Hörgerät, das er im Ohr trägt. Er freut sich, dass das Kind, das das Buch liest, ebenfalls ein Hörgerät trägt. Kinder, die eine Brille tragen, sieht er oft, aber er kennt kein Kind, das ein Hörgerät trägt. Deshalb freut sich Leo, dass er nun nicht mehr allein ist, und im Buch gibt es Platz, damit wir Bilder anderer hörgeschädigter Kinder einkleben können. Mit der Abbildung eines Ohrinneren wird die Funktion des Ohres erklärt. Danach berichtet Leo uns von seinem mutigen Nachfragen, wenn er etwas nicht versteht. Auf den nächsten Seiten geht es um das Hörgerät, das Einsetzen und seine Pflege. Drei bunte Wimmelbilder auf den nächsten Doppelseiten sollen die Kinder zum Erzählen animieren. 
    Wie Leo schon festgestellt hat, gibt es nicht so viele Kinder, die nicht gut hören. Allerdings gibt es in unserer Stadt ein Internat für Hörgeschädigte, deshalb trifft man hier häufiger auf Kinder und Jugendliche mit Hörhilfen. Ich finde es aber sehr gut, dass sich dieses Buch an die Kinder richtet, die meinen, sie seien allein mit ihrem Problem. Auch ich musste erst lernen, wie man mit dem Hörgerät umgeht und wie man es pflegt. Alles ist hier sehr schön und kindgerecht erklärt. Sehr empfehlenswert auch für die Familie und Freunde!

    Dagmar Mägdefrau

  • Alle spielen mit!

    Alle spielen mit!

    Jessica Slice

    Caroline Cupp

    Kayla Harren

    Zuckersüß

    Verlagsempfehlung ab 3 Jahre

    Inklusion gibt es inzwischen in Kitas und Schulen, mit diesem Buch, dessen Cover schon so unterschiedliche Kinder abbildet, erleben wir, wie das Miteinander aussehen kann.
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    Wie ein Wimmelbild beginnt das Buch, es sind viele Menschen abgebildet und einige benutzen Hilfsmittel. Um eine Schaukel versammelt sich eine große Familie. Ein Mädchen hat keine Haare, wir sehen sie glücklich über den Rasen tanzen. Ein kleines Kind mit Helm krabbelt über die Wiese, ein Kind schaukelt und der Rolli steht daneben. An der See sitzt eine Frau mit einem Schlauch im Mund im Rollstuhl, ein fröhliches Mädchen sitzt auf ihrem Schoss. Eine Frau schminkt ein Kind im Rolli und wir können das stählende Gesicht im Spiegel sehen. Ein Kind spielt ein fantasievolles Spiel mit Naturmaterialeien und nutzt den Gehstock des Vaters als Baum.  Lachend sitzt die Frau im Bett und spielt mit dem Jungen auf der Bettdecke Schach. Mit dem großen Teleskop erforscht das Kind zusammen mit der Frau den Himmel. Das Mädchen kuschelt sich liebevoll an die alte Frau, die ihr ein Bilderbuch vorliest. Wer wird das Rennen gewinnen, das kleine Mädchen mit gesunden Beinen oder das im Rolli, deren Beine am Oberschenkel enden? Der Junge mit der Beinprothese wirft einen Korb und alle jubeln. 
    Im Buch gibt es noch viele solcher Beispiel, die mit kurzen Sätzen beschrieben werden und deren Illustrationen uns so eindringlich klar machen, dass ein Miteinander unser Welt bereichert. Im Anhang werden einige Krankheitsbilder der hier abgebildeten Personen erklärt. Das geht von Krebs über Depressionen bis zu Parkinson oder Spinale Muskelatrophie. Nur wenn wir verstehen, dass wir als Gemeinschaft zusammenstehen müssen, werden wir „inklusiv“ vielleicht nicht mehr extra erwähnen müssen. „Mit Liebe und Fantasie, so spielen wir zusammen!“ wie es mehrfach in diesem Buch geschrieben steht, wird dann unser Motto sein.

    Dagmar Mägdefrau

  • Als Anders in mein Leben rollte

    Als Anders in mein Leben rollte

    Ariane Grundies

    Regina Kehn

    Rotfuchs

    Verlagsempfehlung ab 9 Jahre

    Ronja, die uns diese Geschichte erzählt, ist mit Emil und Milla befreundet, doch dann kommt ein neuer Junge in ihre Klasse. Anders, der mit dem schwedischen Vater und Namen. Aber das besondere an ihm ist, dass er im Rollstuhl sitzt. 
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    Da die Klassenlehrerin Frau Drakow gerade die Rollen für das Theaterstück verteilt, bekommt er, weil sie ihn ja nicht anders behandeln will, die Rolle des Hänsels. Da Ronja im Paterre wohnt und Anders sie deshalb besuchen kann, um zu üben, bekommt Ronja die Rolle der Gretel. Doch dann erzählen Ronjas Eltern ihr, dass sie sich schon vor einiger Zeit getrennt haben und Ronja nun Mamas „neue“ Familie kennenlernen soll. Ausgerechnet ihre Eltern trennen sich und machen Ronja so zum Trennungskind, das in der Schule auffällig sein wird. Ihre korrekten Eltern, die bei jedem Problem gleich ein Familiengespräch starten, in dem jeder über seine Empfindungen sprechen soll, wollen jetzt, dass Ronja 3,5 Tage bei jedem Elternteil leben soll. Und dann sind da noch die „Stiefgeschwister“, die ständig mit dem Smartphone filmen und auf TikTok veröffentlichen. Wegen all dieser Probleme kann sich Ronja keine Gedanken um Anders Befindlichkeiten machen und behandelt ihn nicht mit Glacéhandschuhen. Und ausgerechnet das mag Anders an ihr. 
    Trotz der Anders Krankheit, die ihn an den Rollstuhl fesselt, und der Trennung von Ronjas Eltern ist die Geschichte total witzig. Da gibt es Mamas Probleme mit der Polizei, die sich häufen, eine Aufführung, die im Chaos endet und viele kleine Situationen, die mich laut lachen ließen. Im Text tauchen immer wieder passende Zeichnungen auf, die die Vorstellungskraft beim Lesen etwas unterstützen. Ein Buch mit viel Gefühl und noch mehr Humor, das zeigt wie wichtig Freundschaft ist.

    Dagmar Mägdefrau
  • Das Dorf der Steine

    Das Dorf der Steine

    Lawrence Schimel

    Lena Studer

    atlantis

    Verlagsempfehlung ab 4 Jahre

    Nominiert für den Schweizer Kinder- und Jugendliteraturpreis 2025

    Liebe-Buchtipp Juni 2025

    Das Mädchen trägt eine Mütze und einen Schal und schmiegt ihr Gesicht an einen grauen Stein, ihre Augen hält sie geschlossen und ein leichtes Lächeln ist auf ihren Lippen zu erkennen. 
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    Mit geschlossenen Augen sitzt das Mädchen auf einer Bank, sie empfindet den Friedhof als einen heiteren Ort, denn hier ist sie ihrem verstorbenen Onkel nahe. Sonja erinnert sich an den Onkel und an die Dinge, die sie mit ihm unternommen hat. Und wenn sie neben seinem Grab sitzt, ist es „als könnte sie seine Stimme hören.“ Martin, der Friedhofsgärtner, recht das Laub zusammen und berichtet Sonja, dass der Grabstein am Montag kommt. Das nächste Bild zeigt Sonja aus ihrer eigenen Sicht, also den Unterkörper, die Beine und die Füße. Was wir noch sehen, ist ein weißer Stock und der Ruf „Martin wo bist du?“ macht mir klar, dass Sonja nicht sehen kann, deshalb fühlt sie die vertieften Buchstaben auf dem Stein. Und so macht sie es auch mit den andern Steinen und Martin erzählt ihr, was er über die Verstorbenen weiß. So lernt Sonja die Menschen auf dem Friedhof kennen und sie weiß, dass Onkel Fred nicht alleine ist. 
    Als ich den Stein für das Grab meiner Mutter bestellt habe, hat der Steinmetz zu mir gesagt, dass es wichtig ist, den Namen und das Geburts- und Sterbedatum auf den Stein zu schreiben. Hier sehen wir, dass die Menschen mit diesen Daten verbunden sind. Für Sonja sind die Lebensgeschichten wichtig und sie tröstet sich damit, dass die Steine um den Grabstein ihre Onkels für Menschen stehen, die auch gelebt haben.
    Der Text ist sehr kurz gehalten und die ungewöhnlichen Illustrationen zeigen uns ungewohnte Blickwinkel.

    Dagmar Mägdefrau

  • Freak City

    Freak City

    Kathrin Schrocke

    Mixtvision

    Verlagsempfehlung ab 12 Jahre

    Nominierung Deutschen Kinder- und Jugendliteraturpreis

    Bester Jugendroman international

    Nettedaler Jugendbuchpreis, Harzburger Jugendliteraturpreis

    Mika hat Liebeskummer. So richtig. Sandra, seine Ex, spielt Spielchen und lässt ihm immer noch eine Hintertür offen – was es nicht gerade leichter macht, sie zu vergessen. Und genau in dieser Gefühlsmischung trifft er Lea im Jugendtreff „Freak City“. Lea ist klug, schön – und gehörlos. 
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    Für Mika wirkt das anfangs wie eine unüberwindbare Barriere. Doch irgendwas an ihr lässt ihn nicht los. Ablenkung? Trotzreaktion? Echte Neugier? Mika ist sich selbst nicht ganz sicher. Aber er will sie verstehen – also macht er einen Gebärdenkurs. Der wird von Bine geleitet, einer coolen Erwachsenen, die ihn endlich mal ernst nimmt. 
    Was zunächst wie ein typisches Teenager-Chaos beginnt, entwickelt sich zu einer wirklich besonderen Geschichte. Denn „Freak City“ erzählt nicht nur von der ersten Liebe, sondern auch von echter Annäherung – über Sprache, Kultur, Perspektiven. Und es zeigt, dass das größte Hindernis oft gar nicht im Gegenüber liegt, sondern in den eigenen Vorstellungen.
    Mika ist zwar ein pubertierender Idiot, aber einer mit Herz und dem Mut, sich zu hinterfragen, also ein sympathischer Erzähler. Ich hätte vor dem Lesen nicht gedacht, dass Gebärdensprache, die von visuellen Zeichen lebt, so gut schriftlich umgesetzt werden kann. Barrieren werden verschoben, und auch Mika fragt sich, wer hier eigentlich was verpasst: die Gehörlosen oder die Hörenden, die sich gar nicht erst mit der Gebärdensprache und der Kultur der Gehörlosen auseinandersetzen wollen. (Nach dem Lesen bin ich mir sicher: Die Hörenden.)
    Obwohl er schon 2013 erschienen ist, bleibt es ein zeitloser Roman über Sprache, Anderssein und das, was Menschen wirklich verbindet.

    Raphaela Brosseron

    2013 ist das Buch erstmals erschienen. Mit einem neuen frische Cover, das Hände, die gebärden, abbildet, wirkt es sehr ansprechend.
    Mika und seine Freunde gehen der hübschen Lea nach und belästigen sie mit ihren Bemerkungen, doch sie bleibt völlig cool. Die Erklärung findet Mika, als er Lea im Freak City begegnet, denn sie ist gehörlos und unterhält sich in Gebärdensprache. Mika ist fasziniert von dem hübschen selbstbewussten Mädchen und entschließt sich spontan, in den Ferien die Gebärdensprache zu erlernen. Aber irgendwie ist es ihm auch peinlich, so erzählt er zunächst niemandem davon. Später stößt sein Plan auch auf Skepsis und Verwunderung. Mika weiß seine Gefühle nicht einzuordnen, eigentlich liebt er Sandra, die ihn verlassen hat, aber Lea zieht ihn immer wieder an. So entschließt er sich, sie einfach zu Hause zu besuchen. Keine gute Idee.
    Das Buch liest sich zügig. Mikas Gedanken und Gefühle lesen sich spannend und beschreiben auch seine sexuellen Vorstellungen, ohne peinlich zu sein. Mika ist einfach ein Sechszehnjähriger, der sich entscheiden muss, ob er um Sandra kämpfen möchte oder ob er lieber seinen neuen Gefühlen vertrauen kann, die ihn zu Lea ziehen. Dabei wird auch nicht verschwiegen, wie schwierig eine Freundschaft zwischen einer Gehörlosen und einem Hörenden sein kann. Einfühlsam erzählt Kathrin Schrocke von einer uns unbekannten Gruppe, die meist unter sich bleibt und die wir hier ein wenig kennenlernen.

    Dagmar Mägdefrau

  • Wenn der Wind vom Meer erzählt

    Wenn der Wind vom Meer erzählt

    Sonja Stangl

    Tyrolia

    Verlagsempfehlung ab 4 Jahre

    Das Cover, das in zarten Rosatönen gedruckt ist, zeigt den Bär und das Mädchen, das uns die Geschichte erzählt.
    Der alte Bär tauchte eines Morgens auf dem Hügel auf, er sitzt zusammengesunken auf einer Bank. Die Menschen pilgern zu ihm und stellen ihm Fragen, aber er antwortetet ihnen nicht. Aber das Mädchen kann ihn nicht vergessen, sie sieht ihn morgens und abends, wenn sie aus ihrem Fenster schaut.
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    Sie weiß, wenn sie furchtbar laut ist, reagieren die Leute auf sie. So baut sie ein Art Flüstertüte und spricht dadurch zu dem Bären. Und wirklich, das alte Tier ist schwerhörig und leidet darunter, dass es die Geräusche, die ihm so wichtig waren, nicht mehr hört. Jetzt wird das Sprach- zum Hörrohr und die beiden erleben zusammen viele schöne Geräusche.  
    Mit kleinen kurzen Sätzen wird die Geschichte erzählt und die Bilder zeigen zart und eindrucksvoll die Freundschaft des Mädchens mit dem Bären. Besonders gut gefällt mir ein Bild, da reiten die beiden ganz klein auf einer riesigen Hummel „Und dass Dinge viel größer klingen können, als sie aussehen.“ Ein poetisch, schöner Satz.

    Dagmar Mägdefrau

  • Hier kommt Mila!

    Hier kommt Mila!

    Kristina Vogel

    Lily Baron

    Knesebeck

    Verlagsempfehlung ab 4 Jahre

    Auf dem Cover sehen wir Mila in ihrem bunten Rollstuhl mit den glitzernden Sternen am Rad. Zunächst werden uns einige Kinder vorgestellt, die Mila kennenlernen wird. Mila ist heute zum ersten Mal in der neuen Kita und während Papa mit der Erzieherin Karin redet, hilft Mila einem Jungen, an seinen Schmuse-Elefanten zu kommen, denn sie hat einen Greifarm, der auch ganz oben an das Fach kommt. 
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    Karin gibt Mila den Harken mit dem Hund, das ist ihr Lieblingstier und die Bank wurde auch schon verschoben, damit Mila an den Haken kommt. Beim Spiel, „Mein liebster, liebster Platz ist frei“ ist schnell klar, dass Mila nicht auf dem Stuhl sitzen kann, aber die Lösung ist ganz einfach, sie spielen im Stehen weiter. Beim Ausflug in den Zoo ist der Fahrstuhl am Bahnhof defekt und der Erzieher bietet Mila an, sie zu tragen, doch Mila möchte das nicht und macht sich Sorgen, dass die Kinder böse auf sie sind, wenn sie den Ausflug dadurch verhindert, doch ein Junge weiß einen Rat. Lou und Mila freunden sich an und so gehen sie zusammen mit den Eltern und dem Vater auf den Spielplatz. Doch Mila kann sich hier nicht frei bewegen, der Sand stoppt sie. Da sammeln die Eltern Geld, um einen neuen barrierefreien Spielplatz zu bauen.
    Das Buch zeigt auf eine angenehme, kindgerechte Art, was es bedeutet, in einem Rollstuhl zu sitzen. Es ist toll zu sehen, wie einfach die Lösungen oft sind und was man erreichen kann, wenn sich die Menschen zusammenschließen, um ein Projekt zu verwirklichen.
    Die Autorin, die selbst nach einem Sportunfall im Rollstuhl sitzt, zeigt uns, unterstützt durch realistische Illustrationen, den normalen Kita-Alltag eines selbstbewussten kleinen Mädchens, deren Freunde sie ohne Mitleid unterstützen.
    Meine vierjährige Enkelin liebt diese Buch und will es, nachdem ich es schon mehrfach vorgelesen habe, unbedingt selbst besitzen und ein größeres Lob kann ein Buch kaum bekommen, finde ich.

    Dagmar Mägdefrau

  • Neue Heimat – 1404 – Band 1

    Neue Heimat – 1404 – Band 1

    Frauke Angel

    Stephanie Brittnacker

    Tulipan

    Neue Heimat

    Verlagsempfehlung ab 11 Jahre

    Einfach toll, wie viele nette Leute ich in der „Neuen Heimat“ kennengelernt habe. Enna, die uns erzählt, wie es kam, dass sie von der schönen Seite der Stadt hierherziehen musste und die einen Tick hat, den sie leider nicht in den Griff bekommt. Sie sagt völlig zusammenhanglos Schimpfworte, was bei den anderen zu großen Irritationen führt. Ihre Mutter, die im Theater als Maskenbildnerin gearbeitet hat und die jetzt als Kosmetikerin ihr Geld verdient. 
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    Vivien, das hübsche Mädchen mit der Pufferjacke, mit der Enna sich eine Freundschaft wünscht. Firuz, der fleißig spart und der regelmäßig Hunde ausführt. Die Zwillinge JJ, die, obwohl zu zweit, immer in der Einzahl angesprochen werden. Die alte Nachbarin, die immer einen Pikkolo aus ihrer Kleidung zaubert, und ihre Freundin, der einiges abhandengekommen ist. Weniger nett ist der Hausi, der Hausmeister, der gerne rassistische Spruche von sich gibt. 
    Als Ennas Rad aus dem Fahrradkeller gestohlen wird, freundet sie sich mit den anderen an und gemeinsam macht sich die Gang „Neue Heimat“ auf die Suche nach dem Dieb.
    Einfach herrlich, wie bunte diese „Ghetto-Gesellschaft“ ist und wie liebevoll sie beschrieben wurde. Kein Wunder, dass Enna sich hier wohlfühlt und weiter Abenteuer mit ihren Freud*innen erleben wird. Ich freu mich drauf, wenn die "Neue Heimat" wieder ermittelt.
    Ein Buch über Freundschaft, gegenseitige Unterstützung und das zeigt, dass man trotz Handicap viel erreichen kann.
    
    Dagmar Mägdefrau
    
  • Nordstadt

    Nordstadt

    Annika Büsing

    Steidl

    Leseempfehlung 14 Jahre

    Nominierung Jugendliteraturpreis 2023 Neue Talente

    Wie wir es vom Ruhrgebiet her kennen, ist die Nordstadt immer der sozial schwächere Teil der Stadt. Nene, die die Geschichte aus ihrer Sicht in der Ich-Form erzählt, ist hier aufgewachsen und hier wohnt sie auch noch immer. Nach dem Schulabschluss hat sie eine Ausbildung zur Bademeisterin gemacht und ist nun mit Anfang zwanzig für das Schwimmbad zuständig, in welchem sie Schwimmen gelernt hat. Hier wurde sie trainiert und hier hat sie ihren traurigen Alltag vergessen. Vergessen heißt auch ihre Strategie, die kämpft nicht, weder gegen ihren Vater noch gegen ihren Vergewaltiger.
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    Sie lebt ihren Alltag und versucht alles zu vergessen, was nicht bedeutet, dass sie es auch verzeiht. Da betritt Boris das Schwimmbad und damit auch ihr Leben. Boris, der seine Beine wegen der Kinderlähmung nicht richtig nutzen kann. Boris, der keinen Job hat und dem die Schmerzen schlechte Laune machen.
    Die beiden gehen ins Kino und ins Bett, beides schildert die Autorin genau, denn auch diese Aktivitäten verlaufen nicht wie man es erwartet.
    
    Das Buch hat eine ehrliche Sprache, die auch vor groben Worten und Sex nicht zurückschreckt. Trotzdem spürt man die empfindsame Nene, die geliebt werden möchte. „So nennen wir das manchmal, Option“ ist ein häufiger Satz, aber eigentlich haben die beiden nicht viel davon. 
    Aber wir wünschen ihnen, dass sie trotz der schlechten Vorgeschichten ein wenig Glück finden werden. 
    
    Dagmar Mägdefrau
  • Total irre

    Total irre

    Jutta Nymphius

    Tulipan

    Verlagsempfehlung ab 11 Jahre

    „Fun und Facts“ heißt die Zeitschrift, die Karli vom Nachtisch seiner Mutter mops und jedes Kapitel beginn mit einem Artikel daraus. Wir erfahren einiges über Tiere und können einen Bezug zum folgenden Kapitel nicht ziehen. 
    Karlis Familie ist schon besonders. Sein schlanker Vater sitzt im Rollstuhl und seine übergewichtige Mutter, die ständig Haferkekse isst, versucht ihm mit immer neuen Erfindungen, die meist nicht funktionieren, das Leben zu erleichtern. Dabei spürt man die Liebe der Eltern, die ihren Spaß dabei haben. Karlis Patenonkel Holger, fühlt sich als Frau wohler, trägt entsprechende Glitzerkleidung und lässt sich mit Frauennamen ansprechen, was Karli aber ignoriert.
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    Diese Familie möchte er nicht beim Schulfest dabeihaben. Das wird nur peinlich, das weiß er schon und so lässt er die Einladung verschwinden. Wie schön wäre es eine perfekte Familie wie sein Freund Robin zu haben? Er selbst ist auch immer so selbstbewusst und weiß, was er will. Noch mehr Verwirrung entsteht durch ein gehörloses hübsches Mädchen.
    Die Geschichte wird aus Sicht des Jungen erzählt und obwohl die skurrilen Situationen schon zum Lachen reizen, kann ich seinen Frust gut verstehen. Als wäre die Pubertät an sich nicht schon schrecklich, da gerät Karli ständig in neue unangenehme Situationen. Er schämt sich für seine Familie, die ja auch schon sehr besonders ist. Aber als es drauf ankommt ist Verlass auf Karli, da ist er ein guter Freund und unterstützt Robin nach Kräften.
    
    Das Buch hat einfach alles, was ein Buch für diese Altersgruppe braucht. Humor, Verständnis ohne Heuchelei und ein liebe- und hoffnungsvolles Ende. Ich habe es mit viel Freude gelesen und vieles war mir nicht fremd.
    
    Dagmar Mägdefrau
  • Blindfisch

    Blindfisch

    Susann Fessel

    Oetinger

    Verlagsempfehlung ab 14 Jahre

    Lon, am seltenen Usher-Syndrom erkrankt, hat sich bereits an ein Leben mit Hörgerät gewöhnt und ist sportlich, beliebt und sympathisch. Als sich nun auch das Sehvermögen anfängt zu verschlechtern, versucht Lon sich noch mehr Zeit im “normalen” Leben zu geben und weiht niemanden ein. 
    Das macht den Alltag nicht gerade einfacher, vor allem wenn man sich als Jugendlicher sowieso noch mit anderen Dingen auseinandersetzen muss: Liebe, Freundschaft, Familie und Sexualität. 
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     Die Kapitel sind kurz, häufig einfache Sätze wie Gedankenfetzen, ein sparsamer, aber gewählter Umgang mit den Worten, die Lons Gefühlslage aus der Ich-Perspektive auf den Punkt bringen. Gedanken, die sich ein gesunder Mensch nicht machen muss. Wie wird es sein, wenn alle einen sehen aber man selbst nicht mehr, wenn man altert, das eigene Umfeld im Kopf aber immer jung aussehen wird? Wie viel Selbstständigkeit wird noch bleiben, genau das, wonach sich doch alle Jugendlichen sowieso sehnen?

    Queerness durchzieht den Roman ganz nebenbei, sie wird nicht großartig thematisiert, sie ist einfach da und bereitet niemandem ein Problem, das ist eine erfrischende Herangehensweise. Tatsächlich könnte Lon sowohl weiblich als auch männlich sein, es gibt wenige bis gar keine Stellen, die eindeutige Aussagen treffen. Die Geschichte hätte auch kaum Raum gegeben, dies noch weiter zu thematisieren, das eigentliche Thema kam schon etwas zu kurz. Man würde gerne mehr über die Krankheit, die Ursachen und den Verlauf erfahren, auch das Ende war sehr abrupt. Aber gerade wegen dieser Kürze ist Lons seltenes Schicksal ein umso intensiveres Leseerlebnis ,welches man gar nicht aus der Hand legen möchte.

    Raphaela Brosseron
  • Blindhuhn

    Blindhuhn

    Gudrun Güth

    Papierfresserchen

    Verlagsempfehlung ab 12 Jahre

    Gesa hat einen blinden Vater, doch nicht alle wissen von ihm, denn irgendwie ist Gesa die Behinderung des Vaters peinlich. Da ist es umso schlimmer, dass ihre beste Freundin zu ihr sagt „Du bist ja behindert – genau wie dein Vater.“ Die Freundschaft zerbricht nach diesen Worten und damit auch das Treffen mit der Clique in der Eisdiele. 
    Obwohl Gesa ihren Vater sehr liebt, ist ihr die Verpflichtung, wie das Abholen vom Bus, oft zu viel. Auch eine Feier im Blindenverein, wo sie etwas vorführen soll und dafür ein Geschenk erhält, stößt ihr böse auf. 
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    Dann trifft sie auf Matthis, den Skateboarder, der auch Keyboard spielen kann. Er überzeugt sie, dass ihr Xylofon gut zu seiner Musik passt. 
    Als Matthies Gesas Vater kennenlernt, verstehen sich die beiden nach einem Missverständnis sehr gut und Matthis möchte gerne die Blindenschrift lernen. Die kleine dunkelhäutige Theo, die ebenfalls blind ist, bringt mit ihrer fröhlichen Art viel Freude in die neu gegründete Band. So lernt Gesa im Laufe des Buches viel über ihre Gefühle. Die Wut und die Scham, die sie wegen ihres blinden Vaters verspürt hat, löst sich auf, nachdem Gesa lernt offener damit umzugehen. 
    Es ist sicher nicht einfach, wenn man mit einem Behinderten lebt, hier ist es der Vater, der Gesa vermeintlich zu einer Außenseiterin macht. Diese negativen Gefühle überschatten ihre Liebe zum Vater. 
    
    Dieses Jugendbuch begleitet Gesa durch eine schwierige Zeit, doch ihre Familie, ihre Freund*innen und eine junge Liebe zeigen ihr, dass alles gar nicht so schwierig sein muss. 
    
    Dagmar Mägdefrau
  • Einfach anders – Vier Geschichten vom Mut in dir

    Einfach anders – Vier Geschichten vom Mut in dir

    Sabrina Ziegenhorn

    Wunderhaus

    Verlagsempfehlung ab 3 Jahre

    Nicht immer kommt ein so schönes Buch dabei heraus, wenn Mütter ein Bilderbuch schreiben und gestalten. Sabrina Ziegenhorn ist Mutter von drei Jungen und einer der Jungen ist durch eine Krankheit „anders“. Um allen Mut zu machen hat sie dieses Bilderbuch erschaffen.
    Auf dem Cover sind die vier Tiere zu sehen, deren Geschichte das Buch erzählt. Es beginnt mit dem Löwen Lino, dessen farbenfrohe Mähne ihm den Spot der Löwin einbringt. Aber der mutige Lino kann die Löwin vor der Hyäne retten und so kann er am Ende „stolz seine bunte Mähne“ tragen.
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    Mit dem Pinguin Paul geht es weiter. Er muss weinen, weil ihn die anderen Pinguinkinder wegen seiner großen Flügel verspotten. „Sie sind zu groß! Willst du denn fliegen, den weißen Bären gar besiegen?“ Doch als er sie mit Hilfe seiner großen Flügel aus einer gefährlichen Situation befreien kann, bitten sie ihn um Verzeihung.
    Ein Kranich mit kurzen Beinen, dass ist Karl. Er hält sich von den anderen Kranichen fern. „Bestimmt mag mich keiner, ich bin winzig, bin viel kleiner.“ Doch er irrt sich und die Kraniche laden ihn ein mit ihm zu tanzen.
    Ein Schwein mit einem graden Schwanz, da lachen alle über Franz. Doch dann taucht Marielle mit dem Ringelschwanz auf, sie ist schön und mag den Streit nicht. Deshalb gehen die beiden zusammen fort. 
    Der Text des Buches in gereimt und schon etwas länger. Das letzte Gedicht hat den Titel des Buches zur Überschrift und Ende „Denn Mut und Liebe, sie sind wichtig. So wie wir sind, sind wir auch richtig.“
    
    Vier Geschichten um Tiere, deren Äußeres anders ist und die trotzdem Akzeptanz erhalten. Reime und schöne Bilder ergänzen sich hier zu einem schönen Bilderbuch mit einem wichtigen Thema.
    
    Dagmar Mägdefrau
  • Still!

    Still!

    Dirk Pope

    Hanser

    Verlagsempfehlung ab 13 Jahre

    Mariella ist nach der Trennung vom Vater in eine Kleinstadt gezogen und nun spricht sie nicht mehr. Die notwenige Kommunikation mit der Mutter erfolgt über WhatsApp. Ihre Eltern, Lehrer und Mitschüler können sie nicht zum Reden bringen und die meisten reagieren aggressiv. „Die ist zu dumm zum Reden, dümmer als ein Stück Brot“ ruft Isabell zur Erklärung in die Klasse. Besonders ihre Deutschlehrerin führt sie immer wieder vor. Aber Mariella bleibt stur, ihr sind die vielen Worte und die 15.000 täglichen Wörter ihrer Mutter, einfach zu viel. Nur ein netter Hausarzt und der fachfremde Englischlehrer bringen Verständnis auf. 

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    In ihrem Kopf hat Mariella allerdings viele Worte und Gespräche. So gibt es immer wieder Interviews der Ifas (Institut für angewandtes Schweigen), die zum Teil sehr rabiat sind. Dann gibt es kleine Gespräche zwischen den unterschiedlichsten Menschen. Da antwortet der Hausarzt dem Komponisten Arvo Pärt, den sie sehr verehrt.
    Mariellas geheimer Zufluchtsort ist ein Turm, dort sitz sie gerne in einem gesperrten Teil. Aber eines Abends sitzt dort ein Junge auf ihrem Platz. Stan ist gehörlos und die beiden „unterhalten“ sich über WhatsApp. Nach einem Vorfall im Sportunterricht bei dem Mariella im Gesicht verletzt wird, spitzt sich die Situation immer mehr zu. 

    Ich, die ich sicher auch viele tausend Worte am Tag spreche und die meint, dass Kommunikation ganz wichtig ist, kann mich nicht in Mariella hineinversetzen. Viele Erzählungen/Serie leben davon, dass Menschen nicht miteinander sprechen. Mariella hat Gespräche in ihrem Kopf und nutzt WhatsApp zur Kommunikation. Das zeigt für mich, dass es wohl nicht wirklich möglich ist ohne Worte zu leben. 

    Es gibt durchaus interessante Gedanken und schöne Sätze in dem Buch, aber trotzdem macht die Geschichte für mich keinen Sinn. Die Gewalt gegenüber Mariella finde ich beängstigend und die Hilflosigkeit der anderen zeigt, wie wichtig es ist miteinander zu sprechen. Ich denke, auch mich würde das Verhalten von Mariella aggressiv machen, ich wüsste damit nicht umzugehen. Im Gegensatz zu allen anderen öffnet sie sich ja Stan und nur dadurch kann die Freundschaft entstehen.

    Dagmar Mägdefrau

  • Kleiner Löwe, großer Mut

    Kleiner Löwe, großer Mut

    Tom Belz

    Carolin Helm

    Alexandra Helm

    arsEdition

    Verlagsempfehlung ab 4 Jahre

    Den Tieren geht es wie uns Menschen, wenn wir einem anderen mit einer Behinderung begegnen, benehmen wir uns oft nicht unvoreingenommen. Wir wollen den anderen schützen, ihm helfen. Der kleine Löwe Tobe hat nur drei Beine, aber er will von den anderen Tieren als vollwertig anerkannt werden. Als er wie ein Löwe brüllt, wollen ihn die anderen schonen und brüllen nicht zurück, den Geparden wollen nicht mit ihm rennen, weil er hinfallen könnte und das Nashorn will ihm eine Freude machen und fällt nach seinem Stoß um.

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    Immer muss Tobe seinen Freunden erklären, dass er genau so behandelt werden möchte wie vierbeinige Löwen. Da will Tobe beweisen, dass er alles schaffen kann und will auf einen Berg bis zu den Wolken steigen. Sein Freund der Büffel begleitet ihn ein Stück, doch als der nicht mehr weiterkann, muss Tobe alleine weiter. Doch dort oben kommt er an seine Grenzen und ist froh, dass Büffel ihm einigen Vögel zur Hilfe geschickt. So lernt Tobe, dass man auch Hilfe annehmen darf, wenn man alleine nicht weiterkommt. 

    Ein ungewöhnlicher Protagonist, der uns zeigt, dass Behinderte ganz normal behandelt werden wollen, aber auch, dass es nicht tragisch ist Hilfe anzunehmen. Die Geschichte wird sehr kindgerecht erzählt und durch humorvolle Bilder ergänzt. Ein Buch, dass jeder gelesen haben sollte.

    Dagmar Mägdefrau

  • Josefinchen Mongolinchen

    Josefinchen Mongolinchen

    Dolf Verroen

    Birte Müller (Illustratorin)

    Übersetzung aus dem Niederländischen Rolf Erdorf

    Freies Geistesleben GmbH

    Verlagsempfehlung 9 Jahre


    Eine zauberhafte Geschichte zu den Themen: Behinderung und Tod.
    Die Ich-Erzählung aus Sicht eines 10-Jährigen über seine 20-jährige Schwester, die als Mongoloide ca. 10 Jahre in ihrer Entwicklung zurück ist. Er fühlt sich dementsprechend als großer Bruder. Beide leben in einer intakten Familie mit sehr einfühlsamen Menschen, die füreinander sorgen und gemeinsam den langsamen Tod von Josefinchen begleiten.

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    Das traurige Ereignis rückt erst gegen Ende des Buches in den Vordergrund, so dass die junge Leserschaft schonend darauf vorbereitet wird.

    Gelungene, zarte Zeichnungen als Begleitung der Erlebnisse wirken zwischendurch wie Fotos, die der Vater von Josefinchen in unterschiedlichen Situationen macht, z.B. zum Geburtstag oder weiteren Höhepunkten.

    Die Erzählung basiert auf einer wahren Geschichte.

    Annette Heine