• Peggys Perioden Projekt

    Peggys Perioden Projekt

    Franziska Höllbacher

    Südpol

    Verlagsempfehlung ab 11 Jahre

    Wie spricht man über die Periode, wenn die eigene Mutter nicht mehr da ist, um einem alles zu erklären? Und sollte es eigentlich nicht ganz normal sein, dass alle etwas dazu sagen können, egal, ob sie selbst bluten oder nicht?
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    Genau diese Fragen stellen sich Leni und Peggy. Inspiriert von Lenis älterer, engagierter Nachbarin starten sie ein Schulprojekt: eine Ausstellung rund um das Thema Menstruation. Was zunächst nach einem typischen Aufklärungsprojekt klingt, entwickelt sich schnell zu etwas viel Größerem. Nicht nur in der Schule, sondern auch in ihrem eigenen Leben.
    Peggy verarbeitet noch immer das Verschwinden ihrer Mutter und merkt plötzlich, dass sie beginnt, sich zu verlieben. Leni hingegen ist trans, sie blutet also gar nicht, bleibt von den körperlichen Schmerzen verschont. Und trotzdem: So richtig wohl fühlt sie sich mit diesem „Nicht-Erleben“ auch nicht.
    Ich muss zugeben: Anfangs hatte ich Sorge, das Buch würde das Thema zu gewollt oder belehrend behandeln. Auch bei der Idee mit der Ausstellung war ich erst skeptisch. Aber die Beiträge darin haben mich echt überzeugt. Besonders die visuelle Gestaltung hat mich abgeholt: Die Illustrationen der Autorin passen perfekt zum Ton und Inhalt des Romans.
    Ein Roman mit vielen verschiedenen Perspektiven gerade zur ersten Periode, mit spannender Handlung, die es noch einmal lesenswerter macht!

    Raphaela Brosseron

    Das Buch beginnt schon echt peinlich, als Peggy sich von ihrem Stuhl erhebt, sieht die ganze Klasse den braune Fleck auf ihrem Stuhl. Ein Periodenunfall, aber das begreift die Klasse wohl nicht. Peggy ist auch nicht darauf vorbereitet und muss sich mit Klopapier behelfen. Eine ältere Künstlerin bringt die Mädchen auf die Idee, eine Ausstellung zum Thema „Periode“ zu machen. So geht @period ins Netz und es finden sich einige, die bei der Aktion gerne mitmachen. Schnell ist der Direktor der Schule überzeugt und stellt die Aula zur Verfügung.
    Als Sami Peggy um ihre Meinung fragt, als er auch ein Bild beisteuern möchte, ist Peggy sich nicht im Klaren, ob das vielleicht auch ein Date sein könnte, denn Sami gefällt ihr durchaus.
    Ihre Mitschüler zeigen viel Fantasie bei der Erstellung der Bilder, die später auch verkauft werden sollen.
    Die Seiten des Buches sind hellblau eingefärbt und neben der Druckschrift gibt es einige „handgeschriebenen“ Textzeilen, die so besonders herausgestellt werden. Dazu gibt es einige kleine Bilder am Rande und auch Bilder der Zeichnungen, die in der Ausstellung zu sehen sind. Dazwischen sehen wir die Post auf @period und kurze Gespräche über WhatsApp.
    Peggy leidet sehr darunter, dass ihre Mutter einfach gegangen ist und sie und den Vater allein gelassen hat. Die beiden nähern sich im Laufe des Buches wieder an, hilfreich ist da ein Kater, den Peggy versorgt. Dieser Kater ist schon ein besonderes Tier, denn Peggy kann ihn problemlos überall hin mitnehmen.
    Mich erstaunt, dass das Thema Periode immer noch ein Tabuthema für junge Menschen zu sein scheint. Ich befürchte fast, seit den 1960 er Jahren sind wir wieder prüder geworden.
    Gerade deshalb gefällt mir das Buch so gut, die Geschichte wird flott erzählt und die Gefühle der Erzählerin Peggy konnte ich sehr gut nachvollziehen. Die Illustrationen sind einfach, aber sehr passend.

    Dagmar Mägdefrau
  • Beat vor der Eins

    Beat vor der Eins

    Alexandra Helmig

    Mixtversion

    Verlagsempfehlung ab 14 Jahre

    Der Coming-of-Age-Roman thematisiert tagebuchartig die Gedankenwelt von Ina, einem 15-jährigen Mädchen, das versucht, trotz der zahlreichen Hürden des Erwachsenwerdens ihren Alltag zu meistern und sich selbst (neu) zu (er-)finden.
    Während sie also inmitten der Turbulenzen der Pubertät steckt und mit vielen Unsicherheiten in ihrem Leben kämpft, kommt sie langsam zu der Erkenntnis, dass ihr innerer "Beat" aus dem Takt geraten ist:
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    Ina ist unzufrieden mit ihrem Körper, fühlt sich unsicher in der Schule und muss sich mit der scheinbar bröckelnden Ehe ihrer Elternauseinandersetzen. Auch ihre eigenen Erfahrungen mit der Liebe sind chaotisch und durchaus mehr von Unsicherheit als von Erfüllung geprägt. Im Laufe des Romans reflektiert Ina also ihre Gefühle, Ängste und Träume und beleuchtet dabei immer wieder ihre inneren Kämpfe: Seien es familiäre Probleme, schlechte Noten, das Gefühl nicht verstanden und gesehen zu werden oder die erste Liebe.

    Ein guter Ansatz, typische Teenager-Probleme zu Papier zu bringen, der Welt zu zeigen, was es heißt, ein Mädchen zu sein und die Message zu verbreiten, dass wir selbst die Personen sind, die uns manchmal am besten, aber manchmal auch am wenigsten kennen.
    Hierbei gefällt mir besonders, dass Helmig durch Ina unsere Gesellschaft auch mal kritisch beäugt: Funktioniert unser aktuelles Schulsystem? Was fällt alles unter sexuelle Belästigung? Sind die aktuellen Schönheitsideale erreichbar?

    Meiner Meinung nach wird hier jedoch nicht genug darauf geachtet, ob alle Inhalte denn wirklich altersgerecht herübergebracht wurden: Vor allem Inas Alkohol- und Zigarettenkonsum, sowie ihr Wunsch nach einem mageren Körper wird, wie ich finde, beinahe romantisiert, ohne über diese Gewohnheiten zu reflektieren und den Lesern zu vermitteln, dass all diese nicht sonderlich erstrebenswert sind. Auch, wie die Vergewaltigung Inas durch ihren Gastvater hier extrem bildlich und nicht dem durchschnittlichen Alter der Leser*innen entsprechend (“ab 14 Jahren”) dargestellt wird. Der Umgang mit den Problemen in ihrer Familie, der vermeintlichen Schwangerschaft und die Gegenüberstellung der verschiedenen Kulturkreise wird jedoch wiederum passend dargestellt.

    Nichtsdestoweniger schafft es Helmig durch ihren Roman nicht nur ein authentisches Bild eines Teenagers zu zeichnen, sondern auch die Wichtigkeit der verschiedenen Sozialisationsinstanzen zu betonen.

    Darüber hinaus nimmt sie die Bezeichnung “Coming-of-Age-Roman im Sound der 90er” sehr ernst und bemüht sich stets, ihre Leserschaft zu erreichen und versucht daher sehr identifizierbar zu schreiben, was ihre Werke sehr einzigartig macht: Eine passende Playlist und das tagebuchartige Schreiben sind nur wenige Indizien dafür, dass es nicht viele Worte braucht, um auszudrücken, wie es einem ergeht, sondern nur eine/n Zuhörer*in beziehungsweise ein/e Leser*in. Dies beweist sie beispielsweise mit dem aus nur zwei Wörtern bestehenden Tagebucheintrag “105 Fehlstunden”.
    Auch bei der Figurengestaltung hat Alexandra Helmig keine Mühe gescheut: Wie die meisten Teenager ist auch Ina sehr neugierig und fragt sich ständig was hinter einem Menschen wirklich steckt, ist auch mal eifersüchtig auf ihre beste Freundin Vicki, welche es schafft, “ihr Leben in die Hand zu nehmen”, strebt nach einer schöneren Figur, fühlt sich nicht verstanden, planlos und unmotiviert.
    Daher spielt auch Selbstzweifel in ihrem Leben eine erhebliche Rolle: Sie bezeichnet sich selbst als impulsiv, “falsche Schlange”, “kleine Koordinate”, kritisiert ihre eigenen Körper und ihre Körperbewegungen und ist unzufrieden mit dem, was sie hat. Ihr Leben ist halt eine “Endlosschleife”.
    Zudem ist sie durch die fehlende Aufmerksamkeit ihrer Mutter auf der ständigen Suche nach einer Vertrauensperson, darunter ihr Klavierlehrer, und hat es satt, für die fehlgeschlagene Beziehung ihrer Eltern verantwortlich gemacht zu werden.

    Zuletzt möchte ich auch auf den besonderen Schreibstil Helmigs eingehen. Diese schreibt nämlich sehr bildlich, emotional und nutzt eine ausdrucksstarke Wortwahl und kurze gedichtartige Absätze, um die Gefühle Inas zu unterstreichen. So schreibt sie beispielsweise, dass es ihr so vorkomme, als würde selbst das “Geräusch der Toilettenspülung” ihre Worte verschlucken. Dennoch finde ich hier die Nutzung der staccatoartigen Sätze eher unpassend, da diese zwar ihr Gefühlschaos widerspiegeln und Interesse wecken sollen, aber dennoch auf Dauer sehr monoton und ermüdend wirken und durch ihre Kürze nur wenig Emotionen herüberbringen.
    Ferner lässt sich sagen, dass Helmig neben der Wortwahl, auch die Satzzeichen mit Bedacht wählt: Jedes Fragezeichen, Ausrufezeichen und jeder Punkt haben eine Bedeutung. Die Alltagssprache ist jedoch das, was den Roman so lebendig und jugendlich macht.

    Zuletzt fallen auch die inspirierenden Erkenntnisse Inas auf, welche dem Leser viel Interpretationsspielraum bieten. Ein Beispiel dafür wäre das Zitat “Endlich habe ich mich entschieden, etwas zu tun, von dem alle gesagt haben, mach das bloß nicht.”
    Kurz: Alexandra Helmigs „Beat vor der Eins“ ist ein eindrucksvoller Coming-of-Age-Roman, der die Unsicherheiten vieler Jugendlicher widerspiegelt, zum Nachdenken über gesellschaftliche Themen anregt und daher auch als wertvoller Beitrag zur Jugendliteratur angesehen werden kann.

    Sedef Nur Elgün

    Ina hat mitten in der Pubertät viel zu verarbeiten: Eine durch und durch ungesunde Beziehung der Eltern, Unverständnis der Eltern ihr gegenüber, ihr Körper und auch das Thema Liebe und Jungs. In ihrem Tagebuch schreibt sie all das auf, was sie ihrem Umfeld nicht mitteilen kann. Diese Einträge offenbaren das, was anderen fehlt, um Ina wirklich zu verstehen.
    Die Sätze sind kurz und trotzdem mit viel Inhalt gefüllt, aus dem sich eine Geschichte ergibt, in der sehr deutlich wird, wie stark das Fehlverhalten der Erwachsenen eigentlicher Motor für so manch als pubertär abgestempeltes Verhalten ist. Der Gastvater in Frankreich, der ihr viel zu nahekommt, der 22-Jährig Yann und die Mutter, die ihre Erwachsenen-Probleme im Plural (“Wir”) formuliert und damit tatsächlich Ina meint.
    Der Titel hat sich mir noch nicht ganz erschlossen, eventuell habe ich da was überlesen.
    Wer aber einen kurzen, aber erkenntnisreichen Einblick in den Kopf eines Teenagers haben möchte oder sich in einem kurzen Roman wiederfinden will, ist mit diesem Roman wunderbar versorgt!

    Raphaela Brosseron

  • Ein Tagebuch für vier – Wir sind die besten Freundinnen

    Ein Tagebuch für vier – Wir sind die besten Freundinnen

    Vikki VanSickle

    Laura Rosendorfer

    arsEdition

    Verlagsempfehlung ab 12 Jahre

    Vier Freundinnen wird das Handy abgenommen und sie greifen auf eine altmodische Methode der Kommunikation zurück: Mit Stift und Papier schreiben sie geordnete Nachrichten in ein Notizbuch, das eigens dafür angelegt wurde. Ich hoffe nur, dass sie im Unterricht nicht genauso viel auf ihren Handys getextet haben wie in diesem Buch. 
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    Die Idee ist süß, und es ist interessant, dass man die Mädchen ausschließlich über ihre Nachrichten kennenlernt, ohne vorher ein Portrait oder eine Vorstellung ihrer Charaktere zu bekommen. Alle vier verwenden Pseudonyme, falls das Buch mal in die Hände einer Lehrkraft geraten sollte. Sie ergänzen sich durch ihre unterschiedlichen Persönlichkeiten: Twix, die humorvolle und entspannte, Sunny, die Träumerin, MP, die Fleißige, und Swoosh, die Sportliche. Natürlich gibt es auch gelegentlich Konflikte zwischen ihnen, was bei einer Viererkonstellation ganz natürlich ist. 
    Doch es gibt einige Aspekte, die unauthentisch wirken: Alle vier scheinen in ihren Konflikten immer sofort reflektiert zu sein, und ihren Gefühlen und Ansichten wird stets Raum gegeben, sodass jede Auseinandersetzung schnell beigelegt wird. Das wirkt unrealistisch. Zudem wird das Thema Sex und Pubertät fast zwanghaft in den Fokus gerückt, ohne dass dies durch den Sexualkundeunterricht oder andere Faktoren ausreichend begründet wird. Über lange Strecken passiert wenig, außer dass die Mädchen unnatürlich wirkende Gespräche über die Periode führen.
    Auch scheint jede von ihnen einen makellosen moralischen Kompass in Bezug auf Selbstbestimmung, Sexualität und Feminismus zu haben. Es wäre zwar wünschenswert, dass 13-Jährige so reflektiert über gesellschaftlich relevante Themen sprechen, aber es entspricht einfach nicht der Realität. Dadurch sehe ich kaum Identifikationspotenzial für Leser:innen, vielmehr besteht die Gefahr, dass sie sich abgehängt fühlen.
    Das Buch wirkt flach und moralisierend, wobei es zwanghaft um Sex und verwandte Themen kreist. Hätte man es als ein nett verpacktes Aufklärungsbuch deklariert, wäre meine Bewertung wohl positiver ausgefallen, denn eine gut erzählte Geschichte steht hier offensichtlich nicht im Fokus. Es ist schade, dass das Tagebuch der vier Mädchen auf diese Themen reduziert wird – vielleicht möchten sie auch einfach mal ein Eis essen, ohne ihre Periode dabei zu zelebrieren?
    Zwar sind einige der Themen und dazugehörigen Zeichnungen niedlich und stellenweise auch wichtig, aber als Erzählung funktioniert das Buch nicht überzeugend.
    Über weibliche Themen muss mehr geschrieben und geredet werden, aber das geht besser.

    Raphaela Brosseron
  • Fürs Leben zu lang

    Fürs Leben zu lang

    Nikola Huppertz

    Tulipan

    Verlagsempfehlung ab 12 Jahre

    Magali Weill ist 13 Jahre alt und 1,82m groß, es folgen schätzungsweise 10 cm. Eigentlich hält sie Tagebuchschreiben für etwas Selbstbezogenes, aber sie schreibt eins über die anderen, die im Gegensatz zu ihr ein interessantes Leben haben. 
    Es sind Ferien und Magali wünscht sich, vom französischen Nachbarsjungen Joël geküsst zu werden, ist sich aber gleichzeitig sicher, dass nie jemand ein so großes Mädchen küssen will.
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    Mit anderen Bewohnern des Hauses hat sie nicht nur in ihren Träumen Kontakt, mit dem Husky der Stemmerlings und dem 98-jährigen Herrn Krekeler. Als sein 13-Jähriger Neffe Kiean zu Besuch kommt, weil Herr Krekeler angeblich bald stirbt, bringt er neuen Wind in Magalis Alltag, ob sie will oder nicht. Magali steht angesichts des Todes vor vielen Fragen zum Leben. 
    Man merkt, dass Magali nicht einfach nur durch ihre Größe verunsichert ist, sondern dadurch wirklich Schwierigkeiten hat, ihren Platz in der Gesellschaft zu finden und sich dadurch schon früh ernsthafte Gedanken über das Leben macht. Dann sorgen noch das Thema Tod und der merkwürdige Kieran für wirklich tiefgründige Reflexionen, die in eine philosophische Richtung gehen. Dabei wird der Ton des Romans jedoch nicht unangenehm ernst. Magali wächst über sich hinaus, obwohl wachsen vermutlich das letzte ist, wonach ihr der Sinn steht. Das Tagebuch war eine super Idee, da sie ihre Gedanken über die anderen, das Leben und dann doch auch sich selbst wirklich in schöne, lustige, traurige und auch passende Worte verpackt. Der Titel hätte nicht besser gewählt sein können, gerade weil er vielleicht auch eine andere Bedeutung hat.
    Es lohnt sich, diese herauszufinden.

    Raphaela Brosseron

    Es ist nicht einfach für die dreizehnjährige Magali mit ihrer Größe von 1,82 m klarzukommen. Dazu hat sie noch eine achtzehnjährige Schwester, die Abi macht und die bei „normaler“ Größe sehr hübsch ist.
    So beginnt Magali dann in den Osterferien in das Tagebuch mit Goldschnitt und Lesebändchen zu schreiben. Zunächst über andere, wie die Bewohner des Hauses. Zu denen gehört die Familie Siemerdings mit ihren vielen Kindern und dem Husky Snow, den Magali täglich ausführt, und der 98-jährige Albert Krekeler. Herr Krekeler war bisher immer noch sehr fit und ist täglich in seinem schicken Jogginganzug eine Runde gejoggt, doch jetzt hat er beschlossen, zu sterben, und das hat seinen „verlorenen“ Sohn auf den Plan gerufen, der mit dem Enkel Kieran anreist.Da Kieran wenig Berührungsängste hat, taucht er jeden Tag ungefragt bei Magali auf und die beiden unterschiedlichen Jugendlichen verbringen die Ferien zusammen. Sie erleben das leise Sterben von Herrn Krekeler und stellen die Frage „Wie geht das überhaupt, ein richtiges Leben?“
    Das Buch ist in drei Teile aufgeteilt und wirft die unterschiedlichsten Probleme auf. Zum einen ist das die Körpergröße von Magali, dann das Verhältnis der volljährigen Schwester zur Mutter, das Schweigen des übergewichtigen Vaters, die Familienverhältnisse von Kieran und natürlich das Sterben des alten Mannes. Am Ende ist das Tagebuch von Magali gefüllt und wir haben an ihren Gedanken teilnehmen dürfen und warten mit Spannung, ob sie weiterhin ungeküsst bleibt.

    Dagmar Mägdefrau
  • Junior High – Chaos im Doppelpack

    Junior High – Chaos im Doppelpack

    Tegan Quin

    Sara Quin

    Tiellie Walden

    arsEdition

    Verlagsempfehlung ab 10 Jahre

    Tegan und Sara sind unzertrennlich und froh, die Veränderungen in ihrem Leben nicht alleine durchstehen zu müssen. Ihre Eltern sind geschieden, die Mutter ist mit Bruce zusammen, doch die beiden sollen trotzdem regelmäßig ihren Vater sehen. Also ziehen sie in seine Nähe, was einen Schulwechsel bedeutet. 
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    Ab sofort gehen sie auf die Edmunds Junior High, auch noch in getrennte Klassen. Als wenn das nicht genug wäre, stehen die beiden auch noch kurz vor der Pubertät.
    Doch was, wenn die beiden auf die Veränderungen nicht gleich reagieren? Wenn eine andere Freunde findet, sich anders entwickelt oder körperliche Veränderungen nicht gleichzeitig erlebt werden?
    Besser als mit Tegan und Sara könnte man so eine Situation nicht vergleichen, denn wir begleiten sie ein komplettes Jahr auf der Junior High. Ich muss zugeben, auch ich habe Probleme die beiden zu unterscheiden, was nicht gegen die Illustrierung sprechen soll, die ist zwar relativ einfach gehalten, aber dafür fängt sie wunderbar das quirlige Teen-Werden der beiden ein. Am liebsten habe ich ihre Gesichter, wenn ihnen etwas unangenehm ist und da sie sich mit Themen wie Periode, Gefühlen und BH’s auseinandersetzen müssen, ist das nicht selten der Fall.
    Da ich selber Zwilling bin, kann ich vieles gut nachvollziehen, gerade die Streitigkeiten und das Danach-wieder-lieb-haben kennen vermutlich alle Geschwister.
    Ich finde die Konflikte der beiden aber besonders authentisch, was bestimmt auch an den Autorinnen liegt, die tatsächlich Zwillinge sind und Tegan und Sara heißen.
    Mit den beiden wird es absolut nicht langweilig, mich haben sie wunderbar unterhalten und nochmal in die eigene Teenager-Zeit versetzt, auch wenn meine nicht ganz so amerikanisch war. Ich freue mich, den nächsten Teil zu lesen, wenn es noch mehr um das Thema Liebe mit all ihren Problemen geht.

    Raphaela Brosseron
  • Edvard – Mein Leben, meine Geheimnisse

    Edvard – Mein Leben, meine Geheimnisse

    Zoë Beck

    Insel

    Verlagsempfehlung ab 12 Jahre

    Es ist sicher nicht einfach, wenn man nach Grieg und Munch benannt wurde. Aber Edvard Vater ist Musikdirektor und die Mutter leitet eine Galerie. 
    Edvard liebt seine Klassenkameradin Constanze, die ihn aber in den sozialen Medien gesperrt hat, ob der Grund die fehlende Brustbehaarung Edvards ist, stelle ich in Frage. Edvard kommt auf die Idee, einen amerikanischen Austauschschüler namens Jason zu erfinden. Dieses Faceprofil baut er mit Familie und Freuden aus und Constanze ist begeistert von Jason und liked alle seine Posts. 
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    Das Verhältnis zum realen Nachbarn ist nicht besonders gut, da Edvard mehrfach in die Hinterlassenschaften des Pudels getreten ist. Um so mehr ist er erstaunt, als der Nachbar ihm ein paar neue Sneakers bringt. Die Edvard sofort anzieht und die er am liebsten anlassen möchte. Doch der Nachbar bietet noch eine andere Überraschung. Doch da will ich nicht zu viel verraten. 
    Ein sehr turbulentes Buch mit erstaunlichen Wendungen, das einfach Spaß macht zu lesen. Die Kapitel sind immer mit Datum und Uhrzeit überschrieben und teilweise sehr kurz. Deshalb ist das Buch mit seinen fast 200 Seiten schnell gelesen. Die Charaktere der einzelne Figuren sind sehr vielschichtig und sie werden nicht bewertet, was mir sehr gut gefällt.
    
    Dagmar Mägdefrau
    
    Edvard hat verschiedenste Gründe, nicht mehr in die Schule zu gehen. Die Sommerferien neigen sich dem Ende zu, doch seine Stimme ist immer noch zu hoch, die Brust haarlos, und die Aussicht auf Ferien auf einem Bauernhof mit seinen engagierten, vegetarisch essenden Eltern bereitet ihm wenig Freude. In der virtuellen Welt hat er sich als Jason ein alternatives Leben geschaffen, mit einem durchdachten Fake-Profil, das ihn mit Constanze verbindet. Doch sein Nachbar Herr Tannenbaum könnte ihm eine Chance bieten, sich im echten Leben zu beweisen.
    Edvard teilt seine Ängste und Sorgen in Blogposts, verbringt viel Zeit online und hat sogar künstliche Intelligenz genutzt, um seinen Fake-Account zu perfektionieren - unteranderem mit künstlicher Intelligenz. Dadurch bekommt die Geschichte natürlich einiges an Aktualität, denn er fälscht mal eben sogar ganze Videos. Dieses Lügennetz, was er da aufbaut, ist aber insgesamt ziemlich lustig und hat selbst ständig Sorge, wie sich das entwickeln soll.  Seine Pubertätsprobleme sind nicht geringer und natürlich ist er ausgerechnet in das beliebteste Mädchen der Klasse verliebt. Da ist uns als Leser*innen die neue Mitschülerin Karli lieber, aber ich finde es ziemlich authentisch, dass Edvard da nicht genauso vernünftig denkt wie wir. Neben Humor und ziemlich vielen Problemen der Pubertät, ist das Thema Engagement gefragt und Edvard kann für die Rettung von Herrn Tannenbaums Haus endlich seine Energie mal richtig einsetzen. 
    Auf jeden Fall sehr unterhaltsam und nachvollziehbar, wie Edvard uns seine kleinen und großen Sorgen ganz modern mitteilt. Gäbe es den Blog wirklich, würde ich ihm bestimmt folgen.
    
    Raphaela Brosseron
    
  • Total irre

    Total irre

    Jutta Nymphius

    Tulipan

    Verlagsempfehlung ab 11 Jahre

    „Fun und Facts“ heißt die Zeitschrift, die Karli vom Nachtisch seiner Mutter mops und jedes Kapitel beginn mit einem Artikel daraus. Wir erfahren einiges über Tiere und können einen Bezug zum folgenden Kapitel nicht ziehen. 
    Karlis Familie ist schon besonders. Sein schlanker Vater sitzt im Rollstuhl und seine übergewichtige Mutter, die ständig Haferkekse isst, versucht ihm mit immer neuen Erfindungen, die meist nicht funktionieren, das Leben zu erleichtern. Dabei spürt man die Liebe der Eltern, die ihren Spaß dabei haben. Karlis Patenonkel Holger, fühlt sich als Frau wohler, trägt entsprechende Glitzerkleidung und lässt sich mit Frauennamen ansprechen, was Karli aber ignoriert.
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    Diese Familie möchte er nicht beim Schulfest dabeihaben. Das wird nur peinlich, das weiß er schon und so lässt er die Einladung verschwinden. Wie schön wäre es eine perfekte Familie wie sein Freund Robin zu haben? Er selbst ist auch immer so selbstbewusst und weiß, was er will. Noch mehr Verwirrung entsteht durch ein gehörloses hübsches Mädchen.
    Die Geschichte wird aus Sicht des Jungen erzählt und obwohl die skurrilen Situationen schon zum Lachen reizen, kann ich seinen Frust gut verstehen. Als wäre die Pubertät an sich nicht schon schrecklich, da gerät Karli ständig in neue unangenehme Situationen. Er schämt sich für seine Familie, die ja auch schon sehr besonders ist. Aber als es drauf ankommt ist Verlass auf Karli, da ist er ein guter Freund und unterstützt Robin nach Kräften.
    
    Das Buch hat einfach alles, was ein Buch für diese Altersgruppe braucht. Humor, Verständnis ohne Heuchelei und ein liebe- und hoffnungsvolles Ende. Ich habe es mit viel Freude gelesen und vieles war mir nicht fremd.
    
    Dagmar Mägdefrau
  • Liebe deinen Körper

    Liebe deinen Körper

    Jessica Sanders

    Carol Rossetti

    Zuckersüß

    Verlagsempfehlung ab 8 Jahre, jünger mit Begleitung

    Im Einband sehen wir verschiedenste Mädchen. Manche sind dünn, andere mollig, einige wirken sehr klein, eine trägt eine Beinprothese, eine andere sitzt im Rollstuhl, eine trägt einen Schal über dem Kopf. Die meisten tragen Unterwäsche, Haut und Haare sind in allen Schattierungen vertreten.
    Noch sind die Mädchen Kinder und sie spielen nicht unbedingt mit klassischen Mädchensachen. Der Text beginnt mit „Dein Körper ist einzigartig.“ Und diesen Satz werden wir noch oft lesen. Auf der nächsten Seite wird in einem kleinen Text der Begriff „Pubertät“ erklärt.

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    Dann haben sich die Körper der Mädchen verändert. Manche schauen kess, anders etwas verschämt. Es geht um die Fähigkeiten der Körper und „du bist großartig!“ ist das Resümee. Die Mädchen gehen ihren Hobbies nach und werden aufgefordert sich zu lieben „..fang sofort damit an.“  

    Eine Liste mit Beispielen, was man tolles mit dem Körper machen kann, wird angeregt und erste Beispiele werden abgebildet. Es folgen 10 Punkte zu „Self-Care“. Sich Hilfe holen wird empfohlen. Immer unterstützt durch gefühlvolle Bilder. Es folgen einige Seiten mit unterschiedlichen Situationen in denen ganz unterschiedliche Mädchen abgebildet werden. Selbstliebe wird erklärt und empfohlen. Mit sich selbst umgehen, als sei man seine beste Freundin. „Und jetzt“ ist eine der letzten Seiten überschrieben und nochmals werden Tipps gegeben, die sich teilweise auf den Inhalt des Buches beziehen. Für Hilfe können sich die Mädchen an Adressen wie „www. Nummergegenkummer.de“ wenden. Auf der Verlagsseite gibt es zusätzliches Material. Dann nochmal drei Sätze als Verstärker und dann die Vorstellung der Autoren und der Illustratorin. Jessiaca Sanders ist Australierin und ein solchen Buch hat ihr bei Erwachsenwerden gefehlt.

    Die Bilder sind durchgehen in Apricot unterlegt und stellen wirklich einen Querschnitt aller möglichen Mädchen da. Behindert, vielleicht magersüchtig, sehr männlich, mit Pigmentstörungen und natürlich dicke Mädchen. Die Texte sind für mich etwas zu sehr motivierend, die Wiederholungen finde ich übertrieben. Trotzdem glaube ich, dass ein solches Buch von vielen Mädchen gebraucht wird, um ihr Selbstbewusstsein zu stärken. Denn die „tollen“ Frauen im Internet und in Hochglanzmagazinen haben unseren Blick für das Normale verlieren lassen. Dabei sind alle Menschen schön, man muss nur die richtigen Maßstäbe finden, um sie zu bewerten. 

    Keine Ahnung, wie das gemacht wird, aber der Einband fühlt sich irgendwie „weich“ an, Schrift und Figuren sind lackiert. So ist das geschlossene Buch schon besonders.
    Das Vorwort erklärt, warum es dieses Buch gibt und rät, es unter 8 Jahren nur mit einer Unterstützung eines Erwachsenen zu lesen.

    Dagmar Mägdefrau

    Text – Teil2

  • Rot ist doch schön

    Rot ist doch schön

    Lucia Zamolo

    Bohem

    Verlagsempfehlung ab 10 Jahre

    Ich bin erstaunt, dass die Menstruation immer noch so ein heikles Thema ist. Ich hatte gedacht nach 50 Jahren sexueller Revolution, wäre das Wort Tampon kein Grund mehr rot zu werden. Aber da irre ich mich wohl. 

    Dieses Buch hat eine tolle Art sich des Themas anzunehmen. Schon der Stil ist besonders. Der Text wurde mit der Hand geschrieben, manchmal korrigiert, manchmal durch Großschreibung verstärkt.

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    Dazu gibt es Bilder, die ganz unterschiedlich gestaltet sind. 
    Wir beginnen, wie fast immer mit der blutigen Unterhose. Dann geht es erst einmal um die veränderte Gemütslage, Hormone, die die Stimmung verändern. Es geht um die Schmerzen während der Tage und Tipps, sie zu verhindern. Es geht um unangenehme Situationen, unbeantwortete Fragen, die hier eine Antwort finden. Wissenswertes und Erlebtes. Eine interessante Zusammenstellung von Fakten, Tipps und Verständnis. Ein Buch, das junge Mädchen sicher etwas sicher werden lassen bei Thema, dass uns Frauen alle angeht.

    Ich habe Ende der sechziger Jahre ein Aufklärungsbuch in die Hand gedrückt bekommen und weiß seitdem, dass man nicht stirbt, wenn man sich während seiner Tage die Haare wäscht. Eine für mich damals beruhigende Erkenntnis. Ich wünsche diesem Buch auch so einen Erfolg.

    Dagmar Mägdefrau 

  • Pssst

    Pssst

    Annette Herzog

    Katrin Clante

    Peter Hammer Verlag

    Verlagsempfehlung ab 10 Jahre

    Nominiert für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2017 in der Sparte Kinderbuch,

    Ausgezeichnet mit dem LUCHS des Monats Januar 2017 von DIE ZEIT und Radio Bremen

    Die besten 7 Bücher für junge Leser – Bestenliste September 2016 Deutschlandfunk und Kröte des Monats Dezember 2016 STUBE

    Die Form der Präsentation findet sich jetzt immer häufiger in Büchern für diese Altersklasse. Da paaren sich Comic und Tagebuch mit Informationen.
    Eigentlich ist es ein Buch über die Pubertät eines Mädchen. Sie macht sich, wie in diesem Alter normal über alles Gedanken. Was war vor ihrer Geburt, was kommt nach dem Tod, aber auch was ziehe ich an oder sind die Medien zu dominant in unserem Alltag?

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    Es geht um alles oder nichts, um kluge und blöde Gedanken. Nicht geliebt werden und sich anpassen. Da werden Glühwürmchen und Hasenluftballons beerdigt, die Oma mit den roten Fingernägeln besucht und ein Leben zwischen Stadt und Land geführt, da die Eltern neue Partner mit Kindern haben.
    Es kommt einfach fast alles vor, was einem Mädchen in diesem Alter in unserer Zeit passieren kann. Ich glaube so ein Buch hätte mir in dem Alter gefallen. Man ist ja auch überzeugt, dass man mit diesem Schicksal alleine auf der Welt ist.

    Dagmar Mägdefrau